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Der große Knall
CORP.COM.E-MAIL
An: SweetMelissa
Von: Jen.Lancaster@Corp.Com.biz
Datum: 10. Juli 2001
Betreff: Kein Lunch mit Dir
 
Hey, Melissa,
Planänderung - kann mich heute Mittag nicht mit Dir zum Lunch treffen. Anscheinend werde ich MORGEN in Cleveland gebraucht, also muss ich heute Nachmittag alles vorbereiten. Entschuldige, dass ich so kurzfristig absagen muss.
Wir treffen uns bald, okay?!
Jen
 
Jennifer A. Lancaster
Managerin, Interaktive Produkte, Mittlerer Westen
312-555-2790
»Diese E-Mail dient nur als Verhandlungsgrundlage. Es entsteht dadurch keine Verpflichtung, eine verbindliche Vereinbarung mit Corporate Communications Conglomerate, Inc. auszuhandeln oder einzugehen.«
006
CORP.COM.E-MAIL
An: SweetMelissa
Von: Jen.Lancaster@Corp.Com.biz
Datum: 13. Juli 2001
Betreff: z.K.
 
Melissa,
Cleveland IST SO ÖDE.
Wie sieht es bei Dir am Donnerstag, den 19. Juli abends aus? Denke da an Hühnchensalat und eimerweise Margaritas bei Banderas.
Sí, sí?
La Jen
 
Jennifer A. Lancaster
Managerin, Interaktive Produkte, Mittlerer Westen
312-555-2790
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007
CORP.COM.E-MAIL
An: SweetMelissa
Von: Jen.Lancaster@Corp.Com.biz
Datum: 18. Juli 2001
Betreff: Mexikanische Küche
 
Hola,
zuerst die gute Nachricht … morgen Abend werde ich mir original mexikanisches Essen schmecken lassen.
Und nun die schlechte … solltest Du morgen Abend nicht zufälligerweise auch gerade in Tuscon sein, essen wir wohl leider nicht zusammen. Tut mir furchtbar leid, und so weiter, blabla, Du weißt schon.
Jen
PS: Habe ich schon erwähnt, wie ich mich darauf freue, mitten im Hochsommer an den heißesten Punkt der Erde zu fahren?
 
Jennifer A. Lancaster
Managerin, Interaktive Produkte, Mittlerer Westen
312-555-2790
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008
CORP.COM.E-MAIL
An: SweetMelissa
Von: Jen.Lancaster@Corp.Com.biz
Datum: 31. Juli 2001
Betreff: Bitte streichen
 
Howdy, Partner, korrigiere: Tuscon ist NICHT der heißeste Punkt der Erde. Minneapolis, MN, schon.
Gestern waren es da achtunddreißig Grad. Bin mir ziemlich sicher, dass ich eine spontane Selbstentzündung bei einem Singvogel beobachtet habe.
Wer hätte das gedacht?
Jen
 
Jennifer A. Lancaster
Managerin, Interaktive Produkte, Mittlerer Westen
312-555-2790
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009
CORP.COM.E-MAIL
An: SweetMelissa
Von: Jen.Lancaster@Corp.Com.biz
Datum: 13. August 2001
Betreff: Langsam wird’s langweilig
 
Grüße und Küsse!
Da wir uns offensichtlich in absehbarer Zeit nicht wiedersehen werden, kommt jetzt einfach eine kurze schriftliche Zusammenfassung der Ereignisse der jüngsten Zeit. Mann, die letzten Tage waren echt ätzend. Montag habe ich mich auf den Weg nach Dallas gemacht und musste eine endlos lange, HEISSE Taxifahrt zum Flughafen über mich ergehen lassen. Die Klimaanlage vorne funktionierte wohl tadellos, die für die Rücksitze allerdings leider nicht. Ein Glück also, dass ich nicht vorne auf dem Fahrersitz gesessen habe - wobei, wäre vielleicht besser gewesen, weil mein Taxifahrer während der Fahrt damit beschäftigt war, mit der Gabel sein Mittagessen in sich reinzuschaufeln und gleichzeitig zu telefonieren.
Nach einer endlos langen, HEISSEN Wartezeit im einzigen nichtklimatisierten Teil des gerade frisch renovierten Flughafens durften wir endlich in den Flieger steigen, wo wir dann abermals eineinhalb Stunden lang ohne Klimatisierung festsaßen, bis wir schließlich abhoben. Ich glaube, zwischendrin war ich kurz ohnmächtig.
Du kannst Dir also vorstellen, wie ich mich gefreut habe, wieder hierher in die schwülheiße Sauna zurückzukommen. Hier ist es noch schlimmer als in Dallas, wo es zwar siebenunddreißig Grad waren, aber immerhin die Luft trocken ist. Auf dem Nachhauseweg habe ich den Taxifahrer ultimativ aufgefordert, die Klimaanlage aufzudrehen, was er zwar gemacht hat, allerdings hat er die Trennscheibe nur einen winzigen Spalt geöffnet. Ich habe die ganze Fahrt geschwitzt, als bekäme ich es bezahlt. Eins verstehe ich einfach nicht: WARUM ZUM GEIER KONNTE ER NICHT EINFACH DIE VERDAMMTE TRENNWAND RUNTERMACHEN? Hatte er womöglich Angst vor der adrett gekleideten weißen Frau mit den vielen Koffern, die er in eine gehobene Wohngegend kutschieren sollte? Und warum helfen einem die Taxifahrer eigentlich nicht mehr mit dem Gepäck?
Hatte ich schon erwähnt, dass ich am Montag achtzehn Stunden am Stück gearbeitet habe bzw. unterwegs war und gestern sechzehn Stunden, davon zehn Stunden, in denen ich nonstop hintereinanderweg eine Präsentation nach der anderen abgehalten habe? Ich bin so müde, ich kann nicht mal mehr geradeaus gucken.
Jetzt muss ich mir ein Taxi rufen, damit ich noch schnell zum Lunch einen Kunden vollschwitzen kann, ehe ich anschließend nach New York fliege. Was natürlich auch bedeutet, dass MAL WIEDER nichts aus unserem Treffen wird. Würde am liebsten heulen, werde aber wahrscheinlich eher jemanden treten. Ach ja, und wie geht’s Dir? Jen
 
Jennifer A. Lancaster
Managerin, Interaktive Produkte, Mittlerer Westen
312-555-2790
»Diese E-Mail dient nur als Verhandlungsgrundlage. Es entsteht dadurch keine Verpflichtung, eine verbindliche Vereinbarung mit Corporate Communications Conglomerate, Inc. auszuhandeln oder einzugehen.«
010
Der erste in einer Reihe verhängnisvoller Fehler war womöglich, mir Finanztipps aus einem Buch mit dem schönen Titel Shopaholic - Die Schnäppchenjägerin zu holen. Aber wenn man verzweifelt sechstausendfünfhundert Dollar auftreiben muss, kommt man auf die irrsten Ideen.
Wie einen ganzen Sommer auf dem Rücksitz eines Taxis zu verbringen und zu schwitzen wie ein Schwein.
Oder mit einem begrenzten Budget auskommen zu wollen.
Beschwingt in Miss Becky Bloomwoods Louboutin-beschuhte Fußstapfen steigend komme ich zu dem Schluss, dass auch ich weniger Geld ausgeben muss.
011
»Wie viele unschuldige Muppets mussten dafür wohl ihr Leben lassen«, raunt Fletch und fährt skeptisch mit der Hand über eine limettengrüne Ottomane in dem Gold-Coast-Möbelladen, der so trendy ist, dass einem fast die Worte fehlen. »Erklärst du mir bitte noch mal, was an der Couch auszusetzen ist, die wir haben.«
»Sie ist potthässlich«, entgegne ich. »Da warst du aber vor einem Jahr noch anderer Meinung, als du bei Pottery Barn ihretwegen einen hysterischen Anfall bekommen hast. Wenn ich mich recht entsinne, hast du damals behauptet, dein Leben sei nicht mehr lebenswert, wenn du dieses Charleston-Modell nicht dein Eigen nennen könntest. Du hast sogar gedroht, dich draculamäßig mit einer Latte aus dem Futon zu erdolchen, sollte ich mich querstellen.«
»So was habe ich nie gesagt«, erwidere ich und bemühe mich, ein unschuldiges Gesicht zu machen.35
Er lacht. »Du bist eine grottenschlechte Lügnerin. Und als die Couch dann schließlich kam, warst du so aufgeregt, dass du versucht hast, die Möbelpacker auf dem Weg nach oben auf der Treppe beiseitezuschubsen, um das gute Stück selbst hochzuschleppen.«
»Die Blaumänner, die die anhatten, sahen so schmuddelig aus, und ich wollte nicht, dass die mit ihren dreckigen Pranken mein neues Polstermöbel antatschen. Außerdem habe ich diesen Fu-ton mehr gehasst als Kunstlederschuhe und Acid-Washed-Jeans zusammen, und ich wollte bloß ein bisschen nachhelfen, es möglichst schnell aus dem Wohnzimmer raus in die Einlagerung zu schaffen.«
»Ich war ja auch froh, das Teil los zu sein«, stimmt er mir zu. »Und darum haben wir doch auch die weiche daunengepolsterte Couch gekauft. Und darum verstehe ich auch nicht, warum wir uns hier Möbel anschauen, die wir nicht brauchen.«
»Inzwischen haben Hinz und Kunz genau dasselbe Sofa wie wir. Ich habe es so satt, in jeder zweiten Wohnung, in die ich komme, unser olles Sofa zu sehen. Genauso gut könnte sie weiß mit schwarzem Barcode und der Aufschrift Couch sein. Wo bleibt denn da bitte die Originalität? Wo bleibt die Kreativität? Ich will doch nicht, dass die Leute meine Möbel sehen und denken: ›Na toll, wieder so ein Yuppie-Lemming, der seine Einrichtung aus dem Versandhauskatalog bestellt.‹ Ich möchte, dass die Leute rufen: ›So eine exquisite Sammlung! Jen, wie immer ist bei dir alles nur vom Feinsten.‹«
»Und wer sind ›die Leute‹ in diesem Wunschtraum?«
»Die stylishen Menschen, die wir früher oder später kennenlernen werden.«
»Aber noch kennen wir sie nicht?«
»Noch nicht. Und wir werden sie auch nie kennenlernen, wenn wir uns nicht endlich mal ein paar hippe Möbelstücke zulegen.«
Völlig schicksalsergeben schlägt Fletch die Hände über dem Kopf zusammen. »Gegen deine Logik komme ich einfach nicht an.«
»Siehst du? Wusste ich’s doch, dass du meiner Meinung bist.« Im Grunde genommen nerve ich ihn viel weniger, als es den Anschein hat. So, wie wir beide uns immer gegenseitig aufziehen, denken die Leute meistens, wir stehen kurz davor, uns zu trennen, aber das stimmt ganz und gar nicht. Diese kleinen Zankereien sind einfach unsere Art zu kommunizieren. Wir verschwenden so viel Zeit und Energie auf sinnlose Streitereien, wie beispielsweise, wer der bessere Darrin in Verliebt in eine Hexe war36, dass es nie für einen richtig großen Krach reicht.
Ein paar Minuten lang bummeln wir durch den Laden, bis mein Blick auf etwas fällt, das mir schier den Atem verschlägt.
»Oh, Fletch, schau doch mal, ist das nicht ein Traum?«, schwärme ich und streiche zärtlich über die entzückendste Couch der Welt. Dieses fabelhafte Meisterstück der Möbelbaukunst ist mit handschuhweichem hellgrauem Leder bezogen und sieht aus wie eine breite Matratze auf polierten Kirschholzbeinen. Sie ist mit gepolsterten Knöpfen abgesteppt, und die Enden sind zu zwei feinen aufgerollten espressobraunen Wildleder-Armlehnen geformt. Im ersten Augenblick weiß ich nicht so recht, ob ich mich drauflegen oder sie ablecken möchte.
»Sie haben aber wirklich einen Blick für das Außergewöhnliche«, meint ein Verkäufer, der plötzlich aus dem Nichts neben uns auftaucht. »Diese Couch wurde kürzlich in der Minimalismus-Ausstellung des MOMA gezeigt.«
»Fletch! Hast du das gehört? Das MOMA! Eine MOMA-Couch wäre doch das perfekte Stück für mein, ähm, ich meine, für unser Wohnzimmer«, sprudelt es nur so aus mir heraus.
»Weißt du überhaupt, was das MOMA ist?«, fragt er trocken.
»Hör schon auf! Natürlich weiß ich das«, gebe ich schnippisch zurück.37 »Findest du sie nicht auch ganz himmlisch? Willst du es nicht auch auf der Stelle mit nach Hause nehmen
»Das ist das erlesenste Stück unserer Kollektion. Jede wird einzeln in Handarbeit von einem italienischen Schreinermeister gefertigt«, merkt der Verkäufer an.
»Fletch! Ein italienischer Schreinermeister!« Gleich falle ich in Ohnmacht.
»Ist dir schon aufgefallen, dass da was fehlt?«, fragt er.
»Da fehlt gar nichts! Sie ist perfekt!«, rufe ich begeistert.
»Jen, sie hat keine Rückenlehne. Das ist eine Couch ohne Rücken. Wie soll man es sich denn auf einer Couch ohne Rückenlehne gemütlich machen?«
»Ach. Ich glaube, man legt sich einfach flach drauf.« Mit einem Rumms lasse ich mich probeweise auf das gute Stück fallen. Autsch! Für so ein schönes Teil ist sie erstaunlich unbequem. Als ich mich hinlege, bohrt sich jeder einzelne der gepolsterten Knöpfe schmerzhaft in meinen Rücken. Also setzte ich mich hin, was aber auch nicht viel angenehmer ist … Fühlt sich irgendwie an, als säße man in einem Eimer voller Golfbälle. Aber was macht das schon? Sie ist trotzdem ein echtes Sahnestück, und ich muss sie einfach haben. »Oder wir, ähm, stellen sie gegen die Wand und setzen uns nicht so richtig drauf. Wir könnten sie aus der Ferne bewundern und nur benutzen, wenn Besuch da ist. Und hin und wieder könnte ich mich vielleicht darauf räkeln und eine geschälte Traube essen oder so was? Man würde sich doch sowieso nicht jeden Tag auf so eine schöne Couch setzen wollen.«
»Verstehe ich das jetzt richtig … Du willst unser neuwertiges und unglaublich gemütliches Sofa eintauschen gegen eine Couch, die wir nicht benutzen können, und das nur, um Leute zu beeindrucken, die wir noch nicht mal kennen?«
»Handgemacht!«, blöke ich, wie hypnotisiert bei dem Gedanken, wie ich malerisch ausgestreckt auf dem Sofa liege, einen Dirty Martini schlürfe und meine Haute-Couture-Untergebenen empfange.
Der Verkäufer gluckst amüsiert. »Verheiratete Paare sind doch alle gleich. Sie wünscht sich Stil, er will was Handfestes.«
»Wir sind nicht verheiratet«, entgegne ich.
»Und das werden wir auch nie sein, wenn wir« - Fletch hält kurz inne, um das Preisschild zu studieren - »beinahe siebentausend Dollar für ein Sofa ausgeben!« Und dann fasst er sich in, wie ich glaube, gespieltem Entsetzen ans Herz. Energisch wendet er sich an den Verkäufer und bitte ihn: »Würden Sie uns wohl einen Augenblick entschuldigen.« Er wartet, bis der Verkäufer in seinen wirklich schnuckeligen Wildleder-Slippern von Kenneth Cole von dannen gerauscht ist.
»Jen, ganz im Ernst, nein. Hör mir genau zu: N-E-I-N. Nein, nein, nein, nein, nein. Nur über meine Leiche würde ich Geld für eine Couch zum Fenster rauswerfen, auf der ich dann nicht mal sitzen darf. Auf gar keinen Fall. Ich muss ein Machtwort sprechen. Das steht vollkommen außer Frage. Schlag es dir aus dem Kopf.«
»Aber warum denn nicht?«, jammere ich.
»Weil wir uns für das Geld ein ganzes Auto kaufen könnten.«
Zugegeben, da hat er nicht ganz Unrecht. Aber was wird aus meinen treu ergebenen Lakaien? Kein anständiger Untertan kniet zu Füßen eines khakifarbenen Null-Acht-Fünfzehn-Leinen-Sofas aus dem Möbelhaus nieder.
»Also gut! Dann … dann … dann … kaufe ich es eben selbst! Ich brauche DEIN Geld nicht!« Das sage ich ein bisschen lauter als beabsichtigt.
»Und wie? Deine Visa-Karte ist ausgereizt, deine Kreditwürdigkeit hast du dir mit deinem »Die erwarten doch nicht, dass ich jeden Monat die volle Rate bezahle«-American-Express-Experiment verspielt, und dein Taschengeld verschleuderst du in der Mittagspause beim Shoppen.«
»Dann schränke ich mich eben ein bisschen ein. Ich fahre nicht mehr mit dem Taxi zur Arbeit«, verspreche ich.
»Ha! Hast du nicht immer gesagt: ›Das Problem bei Massenverkehrsmitteln ist, dass sie die Massen transportieren?‹ Du hältst es doch keine fünf Sekunden in der Bahn aus, Prinzessin.«
»Dann nehme ich eben den Bus. Das geht bestimmt. Wirst schon sehen.« Als wir den Laden verlassen, rufe ich dem Verkäufer über die Schulter zu: »Vergessen Sie uns nicht - wir kommen wieder, KEINE FRAGE.«
012
Das mit den öffentlichen Verkehrsmitteln klappt nicht ganz so gut wie gedacht. Um dreißig Cent Fahrtgeld zu sparen, laufe ich die Michigan Avenue hinauf, um dort den Expressbus nach Bucktown zu nehmen, und komme rein zufällig an Neimann Marcus vorbei. Natürlich brauche ich Kleingeld für den Bus, also gehe ich schnell in den Laden, um irgendwas Kleines zu kaufen. Ein paar Socken vielleicht.
Oder eine klitzekleine Handtasche.
Oder einen fünfkarätigen Topas-Ring.
Busfahren war irgendwie der falsche Ansatz zum Sparen.
Jetzt wird es wohl Zeit für Plan B: Mehr Geld verdienen.
013
Mit einem Grinsen im Gesicht wie ein zufriedenes Honigkuchenpferd kommt Courtney an meinen Schreibtisch stolziert und wedelt mit etwas herum, das aussieht wie ein MNOW-Vertrag. MNOW ist die Abkürzung für eins der Produkte, die ich manage. Einmal habe ich versucht, sämtliche Akronyme aufzulisten, die wir hier benutzen, und bei sechsundsiebzig habe ich schließlich aufgegeben. Eine Buchstabensuppe ist nichts gegen diesen Laden.
»Rate mal, rate mal, rate mal!!«, quiekt sie und legt einen kleinen Siegestanz aufs Parkett.
»Du hast einen MNOW verkauft?«, mutmaße ich clever. »Glückwunsch, Court! Gut gemacht.« Na prima! Die Provision wandert geradewegs in mein kleines Couch-Baby.
Courtney ist die einzige Kundenbetreuerin meines Teams, die meine Produkte an den Mann bringt, ohne dass ich ihr dabei die Hand halten muss. Theoretisch sollten meine Verkäufer eigentlich die Verkaufsabschlüsse tätigen, und ich unterstütze sie, indem ich Marketing-Instrumente entwerfe, Trainingsmethoden und Strategien und gelegentlich mal eine Präsentation mache, aber so läuft das hier nicht. Das letzte Mal, als Arty-der-Spacko einen MNOW verkauft hat, habe ich den Kunden an Land gezogen, den Termin vereinbart, das Meeting geleitet, die Folgearbeit erledigt, den Vertrag ausgearbeitet und den Deal schließlich unter Dach und Fach gebracht. Und trotzdem ist er hinterher durchs Büro stolziert und hat mit geschwellter Brust verkündet: »Ich habe einen Vertrag abgeschlossen!«38
Mit großer Geste überreicht Courtney mir den unterschriebenen Vertrag und trompetet: »Schau dir das an.«
Schnell überfliege ich den Vertrag und gehe die Details durch. »Mal sehen, der Kunde ist Wake-Hammond … Gut gemacht! Wenn deine anderen Kunden erst hören, dass W-H den MNOW benutzt, wollen die den auch alle. Okay … MNOW mit Gültigkeit ab ersten August … mhm, ich setze die Techniker gleich darauf an … Sie erwarten geschätzte eintausend User, etwas mehr als üblich, aber das kriegen wir auf jeden Fall hin … Und die Rechnung beläuft sich auf 70 000 Dollar.«
Verwirrt halte ich mir den Vertrag ganz dicht vor die Augen, und trotzdem sieht es noch so aus, als stünde da »70 000 Dollar«. Moment mal, ich sehe ein paar Nullen zu viel. Bin ich nicht ein bisschen zu jung, um weitsichtig zu sein? Muss ich mir jetzt so eine grausige Lesebrille an einer Goldkette um den Hals hängen? Und anfangen, Gobelins zu sticken? Und über meine Hammerzehe jammern und über die nichtsnutzigen Enkelkinder, die ihre arme Oma nie anrufen? Ich halte das Blatt auf Armeslänge von mir weg, und obwohl es etwas verschwommen ist, ändern sich die Zahlen nicht. Ja, ich sehe da definitiv »70 000«, was vollkommen verkehrt ist, aber Gott sie Dank brauche ich noch keine Gleitsichtbrille.
»Hey, Courtney? Da ist ein Tippfehler drin. Die Teile kosten 7000 Dollar.«
»Nein, das ist alles korrekt. Sie haben eintausend User, also habe ich den Verkaufspreis mal tausend genommen«, erklärt sie mir.
»Hört mir eigentlich irgendwer zu, wenn ich die Produkteinführungen mache? Vor zwei Tagen sind wir die Preise erst durchgegangen. Bei MNOWs rechnen wir nicht pro Benutzer ab, weißt du das nicht mehr? Wir berechnen pauschal 7000 Dollar.«
»Ja, aber wenn die nicht bereit wären, auch 70 000 Dollar zu bezahlen, hätten sie den Vertrag nicht unterschrieben«, gibt sie zu bedenken.
Es dauert einen Moment, bis ich kapiert habe, was sie da gesagt hat. »Dir war klar, dass du zu viel berechnet hast?«
»Bei der Einführung hast du betont, dass es für dieses Produkt keine festen Gewinnmargen gibt. W-H haben gesagt, bisher hätten sie immer pro Benutzer abgerechnet, also habe ich es genauso gemacht. Jetzt machen wir endlich mal ordentlich Profit.«
Schnell überschlage ich im Kopf meine Provision. Heiliger Strohsack, mit so einem Abschluss könnte ich mir meine Couch GLEICH MORGEN kaufen! Mal sehen, es würde ein, zwei Monate dauern, bis sie fertig ist, und wahrscheinlich einige Wochen, sie zu verschicken, also würde ich schätzen, ich könnte ungefähr ab Ende August beim Verspeisen geschälter Trauben Komfort und Eleganz meines heißgeliebten neuen Schätzchens genießen! Womit ich noch genügend Zeit hätte, vorher ein paar stylishe neue Freunde zu finden und coole neue Martini-Gläser zu kaufen und Tangotanzen zu lernen und - oh, Moment. Ganz sachte.
Das kann ich nicht machen.
Ich kann doch einem Kunden nicht wissent- und willentlich 900 Prozent Aufschlag berechnen. Das geht nicht. Der Himmel weiß, wie ich nach dieser Provision giere, aber das kann ich einfach nicht machen. Unvermittelt bin ich wieder ein kleines Mädchen, und mein Vater holt Angebote ein für den Neubau seines Firmenlagers in Indiana. Er ist gerade von einer Geschäftsreise zurückgekommen und richtiggehend empört, dass ein Bauunternehmer ihm unter der Hand zehn Prozent Rabatt auf sämtliche Bauleistungen geboten hat. Obwohl er damit rund vierhunderttausend Dollar sparen könnte, denkt er keine Sekunde darüber nach. Ich dagegen träume von Ponys mit geflochtener Mähne und Barbie-Traumhäusern mit eingebautem Pool und erkläre meinen Vater kurzum für verrückt, weil er das Angebot nicht annimmt. Woraufhin Big Daddy entgegnet: »Jennifer, ich muss mir morgens beim Rasieren im Spiegel in die Augen schauen können.«
Mit zehn Jahren hatte ich keine Ahnung, was er damit meinte.
Heute schon. Verdammt.
Ich muss einfach das Richtige tun, obwohl ich es WIRKLICH, WIRKLICH nicht will. Mit einem tiefen Seufzen schüttele ich den Kopf. »Courtney, das können wir nicht machen.«
»Klar können wir das - die werden uns wie Helden feiern!«
»Zum letzten Mal: Nein. Können. Wir. Nicht. Wir müssen einen neuen Vertrag mit dem korrekten Preis aufsetzen.«
»Aber, aber«, will Courtney protestieren.
»Glaub mir, W-H wird völlig aus dem Häuschen sein, so viel Geld zu sparen. Wenn du dein Gesicht wahren musst und dir keine Blöße geben willst, dann erklär ihnen, wir haben die Pro-Kopf-Berechnung abgeschafft. Zugegeben, eine kleine Lüge, aber eine Lüge, die ihnen 63 000 Dollar spart, also alles halb so schlimm.«
»Die haben doch schon zugesagt! Sie haben den Preis akzeptiert - und halten ihn für ein faires Angebot!«
»Und wir wissen beide, dass dem nicht so ist.«
»Aber …«
Ich schiebe die Schuld an Courtneys neuerdings etwas schwammigen Moralvorstellungen auf ihre Beziehung zu Chad. In den guten alten Brad-Zeiten39 hätte sie so was nie im Leben abgezogen. »Kein Aber. Das ist meine Entscheidung, es ist richtig so, und es ist mir egal, ob dir das gefällt oder nicht.«
»Kathleen hat den Deal schon abgesegnet. Sie war echt äußerst angetan und hat mir zu meiner unkonventionellen Denke gratuliert.« Courtney ist offensichtlich hin- und hergerissen.
Igitt, Kathleen mal wieder. Kathleen hat vor ein paar Monaten die Leitung unseres Büros in Chicago übernommen, nachdem Will hochkant rausgeflogen ist. (Der Vollidiot hat seine Bewerbung im Kopierer liegengelassen, und irgendwer hat sie auf dem Konferenztisch ausgelegt, als der versammelte Firmenvorstand da war.40) Obwohl sie schon vorher im Chicagoer Büro gearbeitet hat, kannte ich sie kaum. Sie war in einer anderen Abteilung von Corp. Com. und ist kurz nachdem ich hierhergekommen bin in den Mutterschutz gegangen. Letzten Herbst habe ich sie ein paarmal dabei erwischt, wie sie in ihrem Büro ein kleines Nickerchen machte, aber ich bin davon ausgegangen, das seien die Nebenwirkungen einer anstrengenden Schwangerschaft.
Als sie ein paar Monate später wieder an Bord kam, enttäuschte sie mich nicht. Sie war clever, einfallsreich und im Gegensatz zu Will nicht allergisch gegen Erfolg. Endlich hatten die Kundenbetreuer eine ernst zu nehmende Führungskraft!
Von Anfang an war sie ein Knaller - eine brillante Strategin und hochmotiviert. Jeden Montag wartete sie bei unseren wöchentlichen Sitzungen mit den revolutionärsten Ideen auf, um die Verkaufsquote zu steigern. Sie war dermaßen auf Zack, dass ich mich schnell dafür schämte, die Entscheidung des Unternehmens, eine frischgebackene Mama einzustellen, insgeheim in Frage gestellt zu haben; sie machte sämtlichen wenig schmeichelhaften Vorurteilen junge berufstätige Mütter betreffend den Gar-aus.
Aber wie so oft sollte sich das Blatt schnell wenden.
Es dauerte nicht lange, da fing sie an, nach der Arbeit mit einigen unserer Kundenbetreuer auszugehen, sich auf das Heftigste zu betrinken, rumzuheulen und jedem, der es hören wollte (oder auch nicht), en detail die intimsten Einzelheiten ihrer Eheprobleme zu erzählen.
Und dann fing sie mit ihrem Aufbaustudium an.
Unsere einst so ergiebigen Sitzungen wurden nun zum Podium, um ausgelutschte Managementtheorien aus dem Lehrbuch herunterzuleiern und lächerliche Schlagwörter in den Raum zu werfen. Plötzlich musste ich von jetzt auf gleich meine gesamte Planung umwerfen, weil Kathleen mit der ganzen Gruppe »Paradigmenwechsel« und »Synergie-Effekte« diskutieren wollte. Nachdem ich in einer Woche schon den dritten Termin absagen musste, fand ich schließlich heraus, wo des Pudels Kern lag. Kathleen ließ sich von unserem Team die Hausaufgaben machen! Ihr Statistikprojekt war plötzlich wichtiger als unsere Verkaufsprognosen, und durch ihre unberechenbare Launenhaftigkeit waren wir alle angespannt und gereizt. Unschön! Und dann begann sie, wegen Problemen mit der Tagesmutter später zu kommen und früher zu gehen.
Inzwischen habe ich das ganz bestimmte Gefühl, dass sie mich auf dem Kieker hat. Es kommt mir vor, als hätte sie mich schon zum Abschuss freigegeben. Man sollte annehmen, sie wäre nicht so blöd, gegen ihre beste Verkäuferin zu intrigieren; aber andererseits wäre das nur zu verständlich, weil ich die Einzige bin, die dahintergekommen ist, wie sehr sie momentan die Zügel schleifen lässt.
»Das war sicher bloß ein Versehen. Kathleen würde doch sicher nicht wollen, dass wir unsere Kunden über den Tisch ziehen, oder?« Dieses Miststück versucht garantiert, mich in die Pfanne zu hauen. »Keine Sorge. Ich rede mit ihr. Und jetzt gib mir den alten Vertrag, damit ich den schon mal in den Reißwolf stecken kann, während du einen neuen schreibst.«
Und dann schaue ich zu, wie meine neue Couch sich im Schredder in winzig kleine Schnipsel verwandelt, und würde am liebsten heulen.
Sollte es sich nicht eigentlich gut anfühlen, das Richtige zu tun?
014
Operation Mehr Geld verdienen ist in vollem Gange! Und wäre mir nicht kürzlich eine kleine Gepäckkrise in die Quere gekommen 41, wäre mein Couch-Sparstrumpf inzwischen dick und fett, und zwar dank eines wahren Geniestreichs meinerseits; ein Geistesblitz, der mir Anfang des Sommers gekommen ist.
Gleich nach dem MNOW-Debakel42 hielt ich meine millionste Präsentation bei einer unserer PR-Agenturen. Und zum millionsten Mal waren die vierundzwanzigjährigen PR-Tussen zu verkatert, um meinem Verkaufsgespräch aufmerksam zu folgen. Von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet und mit Silberschmuck behängt saßen diese magersüchtigen Püppchen mit leeren Gesichtern und ebenso leeren Köpfchen in meinem Meeting und bekamen rein gar nichts mit von meinen Bemühungen, sie in meine Anlegerpflege-Präsentation einzubeziehen.43
»Also, Meagan, Bethany, Kirsten, Sasha, Lynsey und Monique 44, versteht ihr, wie Produkt X es euch ermöglicht, euren Kunden den Zugang zu institutionellen Anlegern zu ermöglichen?«, fragte ich.
»Oh, Meagan musste mal schnell für kleine Mädels«, warf Bethany fröhlich ein. »Sie hat gestern Abend bei Uncle Julio ganz allein einen Krug Frozen Sangria getrunken, und ich glaube, sie muss kotzen.« Entnervt verdrehte ich die Augen.
»Iiiih, red bloß nicht von Sangria, sonst wird mir auch gleich schlecht. Casey und ich waren zum Dollar-Bier-Abend im Barleycorn, und wir sind so was von …«, setzte Lynsey an.
»Ja, es tut mir schrecklich leid, das zu hören«, fiel ich ihr ins Wort. »Wie ich gerade sagte, Produkt X kann …«
»Ähm, Entschuldigung?«, unterbrach mich Sasha mit dem Kleopatra-Pony.
»Ja, Sasha?«
»Ich wollte nur sagen, ich stehe total auf Ihre Armbänder.« Wie ein Schwarm Elstern werden diese Mädels von allem, was glänzt und glitzert, magisch angezogen. Würde ich den Vortrag mit Omas Sterlingsilber-Teeservice untermalen, hätte ich vermutlich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
»Danke schön. Um fortzufahren, Produkt X ist ganz entscheidend, wenn euer Kunde …«
»Und die große Blume am Revers. Die ist sooo was von Sex and the City!”, fügte Kirsten hinzu.
Warum bloß kam ich mir vor, als müsste ich einen Sack Flöhe hüten?
»Super, danke. WIE ICH GERADE SAGTE …«
»Ich stehe total auf Sex and the City! Carrie Bradshaw ist mein großes Vorbild!«, quiekte Monique, deren Stimme kaum den dichten Eternity-Parfümnebel durchdrang.
»Ich auch!«, stimmten die übrigen Mädels im Chor ein und schauten einander unter langen, mit diversen Lancôme-Produkten geschwärzten Wimper an.
Ich hasste diese Mädels aus tiefstem Herzen.45
»Könnten wir jetzt bitte zum Thema zurückkommen. PR-Profis wie ihr haben entdeckt …«
»Ich habe Sie heute Morgen kommen sehen, als ich zum Rauchen draußen war. War das Ihr Mann, der Sie hier abgesetzt hat?«, wollte Lynsey wissen.
»Nein, das war mein Freund. Was institutionelle Investoren angeht …«
Völlig unbeeindruckt plapperte Lynyes weiter: »Der ist ja SO WAS von süß! Er sieht aus wie Ed Norton, nur mit dunkleren Haaren!«
»Ja, ein bisschen wohl.« Ich persönlich finde ja, er hat eher was von Ron Livingston in Swingers. Vielleicht liegt es an seinen buschigen Augenbrauen oder an den Lachfältchen, die er um die Augen bekommt, wenn er lächelt.
Sasha bohrte nach: »Habt ihr euch hier kennengelernt?«
»Nein, auf dem College.«
Ich konnte mich gerade noch so beherrschen, nicht jede Einzelne dieses Hühnerhaufens mit dem spitzen Ende meiner klassischen Chanel-Kamelienbrosche zu erstechen. Ich war doch nicht hier, um über mein Privatleben zu plaudern. Ich wollte über Anlegerpflege reden! Aber wenn ich sie anbrüllte, würden sie auf keinen Fall irgendwas bei mir kaufen.
»Wie?«
»Wie bitte?«
»Wie haben Sie ihn kennengelernt?«
Völlig ungläubig fragte ich: »Nur, damit wir uns recht verstehen - ihr möchtet lieber hören, wie ich meinen Freund kennengelernt habe, als zu lernen, wie ihr mit Hilfe dieser Produkte einen effektiveren Service gewährleisten könnt? Ihr interessiert euch mehr für eine sieben Jahre alte alberne, peinliche College-Geschichte als dafür, eure Kundenbetreuung zu optimieren?«
»Ja!« »Auf jeden Fall!« »Bitte!« Da jegliche Chance, den Mädels irgendwas beizubringen, spätestens nach der dritten Runde im John Barleycorn buchstäblich davongespült worden war, entschloss ich mich, ihnen den Gefallen zu tun, um irgendwie an sie ranzukommen.
»Okay, wir schreiben das Jahr 1994, und wir haben beide einen Job in einem kleinen Restaurant mit Bar auf dem Campus bekommen. Nach der großen Eröffnungsfeier gingen etliche von uns zusammen aus, als teambildende Maßnahme sozusagen. Nachdem sämtliche Kneipen irgendwann dichtgemacht hatten, landeten wir schließlich bei mir zuhause, weil ich eine Terrasse hatte. Fletch, so heißt er, und nein, er ist nicht nach dem Film mit Chevy Chase benannt«, fügte ich schnell hinzu, ehe ein der Mädels die Frage einwerfen konnte, »mixte furchtbare Martinis, von denen er dann viel zu viele trank. Daraufhin hat er sich in meiner Dusche übergeben und anschließend völlig weggetreten das Bewusstsein verloren. Als er am nächsten Morgen wieder zu sich kam, war ihm die ganze Sache schrecklich peinlich, und er wollte es irgendwie wiedergutmachen. Also habe ich ihn dazu verdonnert, mir dabei zu helfen, ein paar Regale zusammenzubauen. Anschließend hat er mich zum Essen eingeladen, und seitdem sind wir zusammen. Ende.«
»Ooh! Das ist ja totaaaal romantisch!«, kreischte Bethany schrill.
»Ja, genau, Bethany«, entgegnete ich, »denn jedes romantische Märchen endet damit, dass der Traumprinz blaue Nachos auf den billigen geblümten Duschvorhang der Prinzessin kotzt.«
Aber egal, mir war klar, wollte ich mehr Geld verdienen, dann musste ich mir irgendwas einfallen lassen, um diese Hohlköpfchen davon zu überzeugen, meine Produkte zu benutzen. Aber da mein Publikum sich mehr für meine Accessoires interessierte, wusste es leider nichts mit den Produkten anzufangen und würde sie daher auch nicht kaufen.
Also überlegte ich mir, wie ich die Spatzenhirne in einem etwas weniger förmlichen Rahmen für meine Produkte begeistern könnte. Ich entwickelte ein After-Hour-Seminar, in dem es nicht nur eine Vorführung mit praktischen Übungen gab, sondern auch eine Bar mit Freigetränken, sodass die Mädels sich beim Arbeiten gleichzeitig einen hinter die Binde gießen konnten. Was, so dachte ich mir, ihrer damaligen Lernsituation im College wohl am nächsten kam.
Keine Ahnung, ob es an den anschaulichen Präsentationen lag oder am Chardonnay, aber das Seminar zeigte Wirkung. Denn im Anschluss daran torkelten betrunkene PR-Äffchen auf wackeligen Stilettos begeistert auf mich zu und lallten: »Heeey! Rufen Sie mich doch am Montag an! Mein Kunne kann dasss Zeugsss SO WAS VON gut brauchn! Wir sssin im Gschäffft!!« Um es kurz zu machen, innerhalb von zwei Wochen stiegen die Verkaufszahlen meiner Produktlinie um fünfunddreißig Prozent. Unsere Vertriebschefin war derart beeindruckt, dass sie mich losschickte, damit ich mein Programm landesweit unter die Leute bringe. (Aus unerfindlichen Gründen war Kathleen nicht ganz so begeistert angesichts meines Erfolgs, aber WAS SOLL’S. Die ist doch bloß neidisch.)
Und darum habe ich den ganzen Sommer damit zugebracht, auf dem Rücksitz diverser Taxen zu sitzen und zu schwitzen wie ein dicker Finne in der Sauna.
015
»Himmel, ich kann mich gar nicht entscheiden«, stöhne ich, während Sylvie, das Dior-Mädel, und ich hochkonzentriert die neue Lipgloss-Sommerkollektion begutachten, die in all ihrer Herrlichkeit auf dem Verkaufstresen vor uns ausgebreitet ist. Ooh, ich LIEBE es, im echten Saks in der Fifth Avenue zu shoppen. New York ist einfach unschlagbar! Sobald ich es geschafft habe, Fletch rumzukriegen, ziehen wir auf der Stelle hierher.
Vorher war ich in dem entzückenden Gourmetladen in der Nähe des Lincoln Center, um Big Daddys Lieblingslimonenmarmelade en gros nachzukaufen. Während ich mit meinen Tüten jonglierte und gleichzeitig ein Taxi heranwinkte, fragte mich doch tatsächlich eine Touristengruppe nach dem Weg. Mich. Die dachten, ich sei eine New Yorkerin! Und das Beste war, dass ich ihnen doch tatsächlich den Weg erklären konnte.
Augenblicklich stecke ich allerdings in einem schweren Dilemma. Ich arbeite zurzeit an einem Projekt mit einer ganz großen Zeitschrift, und es könnte sein, dass ich demnächst bei der Frühstückssendung Good Morning America im Fernsehen auftreten werde. Okay, eigentlich wollen sie die Chefredakteurin der Zeitschrift interviewen, aber nur, weil die Produzenten MICH noch nicht kennengelernt haben.46 Und darum habe ich auch solche Probleme, das richtige Lipgloss auszusuchen. Welcher würde wohl vor der Kamera am besten aussehen? Der zarte Pfirsichton ist so herrlich duftig-sommerlich, doch das schimmernde Rosenblütenrosa betont meine Sonnenbräune. Am liebsten würde ich einfach den transparenten nehmen und damit fertig, allerdings ist der so zähflüssig, dass meine Haare immer daran kleben bleiben, sobald ich den Kopf bewege. Und ich will mir nun wirklich nicht vor Charlie Gibson und ganz Amerika die Frisur aus dem Mundwinkel ziehen müssen.
Mit einem schnellen Blick auf die Uhr wird klar, dass ich für meine Verabredung zum Lunch mit der Zeitschriftendame schon zwanzig Minuten zu spät dran bin. Oh nein! Furchtbar, wenn man so jegliches Zeitgefühl verliert; das ist einfach unmöglich. Zu einem Geschäftstermin zu spät zu kommen grenzt in meinen Augen schon beinahe an ein Verbrechen. Es ist mir schrecklich unangenehm, so einen wichtigen Menschen einfach warten zu lassen, also muss ich diese Sache jetzt schnell über die Büh-ne bringen. Ich muss auf der Stelle eine professionelle Entscheidung treffen.
»Wissen Sie was, Sylvie? Packen Sie mir einfach alle ein.«
016
Kaum aus New York zurückgekommen, klingelt auch schon das Telefon in meinem Büro.
»Jen Lancaster am Apparat«, flöte ich, nachdem ich über mein gestreiftes Gepäck gehechtet bin, um den Hörer zu erreichen.
»Jen!HiersindRyanundLaurelundwirmacheneineTelefonkon ferenzundoGottduwirstnichtglaubenwaspassiertist!!!«, kreischt Ryan in den Hörer.
»Ryan, du bist im völlig hysterisch-überkandidelten Hyperdramatik-Modus. Was ist denn los? Hat der Verkäufer bei Barneys dein zweideutiges Angebot etwa angenommen?«, frage ich. Okay, haben wir nicht den ganzen letzten Abend im Village zusammen Appletinis getrunken? Warum ruft der mich jetzt so völlig aufgelöst an? Was bitte kann schon in den vergangenen zwölf Stunden Großartiges passiert sein? »Oder hat Mac deinen Lieblings-Eyeliner eingestellt?«
»Neeeein!«, heult er. »Ganz kalt!«
»Dann schalte mal einen Gang runter und wiederhole den ganzen Satz, bitte«, fordere ich.
Nun mischt Laurel sich ein. »Jeeeen, das ist ain gaaanz eahnstar Anruf. Wir stehen kuahz vor einar Fiiiamen-Fuhssion.« Wenn sie aufgeregt ist, wird ihr Akzent besonders heftig. Was immer da vor sich gehen mag, es muss was Unerfreuliches sein, den ich verstand kain Woart.
»Einer was?«
»EINE FIIIAMEN-FUHSSION«, wiederholt sie.
Jetzt werde ich langsam sauer und könnte beiden Überbringern der schlechten Nachricht an die Gurgel gehen. »Was zum Teufel brabbelt ihr da für ein wirres Zeug?«, will ich ultimativ wissen.
»Eine Fusion! Wir fusionieren mit unserem größten Konkurrenten!«, kreischt Ryan.
»Heiliger Himmel, du willst mich verschaukeln. Bist du ganz sicher?« Bitte, bitte, bitte, mach, dass sie sich verhört haben. Denn wenn das stimmt, dann sind das ganz FURCHTBARE Nachrichten. Mir werden die Knie weich.
»Ich wünschte, ich wäre es nicht. Die Story kam gerade erst über die Nachrichtenagenturen, und jetzt reden sie schon bei MSNBC darüber. Es ist amtlich«, bestätigt Ryan geknickt.
»Mist, was macht ihr denn jetzt?«, frage ich.
»Ich gehe naaachher zum Heaaadhuntar von maim Maaann«, sagt Laurel.
»Und ich gehe jetzt gleich zu Monster.com und stelle meinen Lebenslauf ein«, entgegnet Ryan, während ich im Geiste schon meine eigenen Bewerbungsunterlagen durchgehe.
»Laurel, Ryan, danke, dass ihr mich angerufen habt. Ich muss los. Ich muss augenblicklich anfangen, einen Notfallplan zu erarbeiten. Ich würde sagen, hoffen wir das Beste und rechnen wir mit dem Schlimmsten.«
»Ebensooo«, seufzt Laurel.
»Macht’s gut, Leute.«
»Dito. Bye, Laurel. Bis dann, Jen.«
Mir zittern die Hände, als ich den Hörer auflege. Vier Fusionen habe ich miterlebt, als ich noch bei der Versicherung gearbeitet habe, und bei jeder einzelnen gab es Massenentlassungen. Zum Glück war ich bisher nie davon betroffen, aber diesmal werde ich sicher nicht so ungeschoren davonkommen. Unsere Konkurrenz ist nämlich in meinem Bereich wesentlich besser aufgestellt, weil wir noch neu sind in diesem Marktsegment. Wenn wir mit denen fusionieren, dann wird Corp. Com. mein Team auf gar keinen Fall behalten, ganz gleich, wie unsere Erfolgsquote aussieht. Alles läuft darauf hinaus, dass die ein eingeführter Markenname sind. Und seit dem Dot-Com-Crash wird es immer schwerer, in meiner Branche einen neuen Job an Land zu ziehen. Zu viele gute Leute, zu wenig freie Stellen. Das ist schlecht. Das ist ganz schlecht.
017
In den vergangenen Wochen habe ich wie eine Callcenter-Agentin bei der Kaltakquise am Telefon gehangen und versucht, irgendwo einen Interessenten aufzutun. Was sich als viel schwieriger herausstellt als beim letzten Mal, als ich einen neuen Job suchte. Als ich im Juni 2000 meinen Lebenslauf online gestellt habe, bekam ich zehn Anrufe am Tag. Jetzt komme ich mir vor, als hätte ich die Beulenpest.
Wie dem auch sei, ich habe es immerhin geschafft, für nächsten Dienstag einen Vorstellungstermin bei einem großen Unternehmen mit Schwerpunkt Anlegerpflege zu bekommen, und zwar bei Birchton & Co. Birchton gehört zu Courtneys Kunden, und die hat bei denen ein gutes Wort für mich eingelegt. Juhu! Obwohl sie eigentlich nicht möchte, dass ich weggehe, weiß sie auch, dass ich die Miete für meine teure Wohnung irgendwie bezahlen muss. Und außerdem, sollte ich den Job bekommen, geht Courtney natürlich davon aus, dass ich ihr jede Menge Aufträge zuschustere. Da ich bei denen eine Beraterfunktion hätte, wäre das Grundgehalt fast astronomisch hoch, also wage ich mal die Prognose, dass ich binnen kürzester Zeit auf meiner neuen Couch sitzen dürfte.
Warum habe ich mir bloß solche Sorgen gemacht? Alles wird gut.
018
Die Leute bei Birchton & Co. werden mich vom Fleck weg einstellen wollen, wenn sie mich sehen; mein Outfit für das Vorstellungsgespräch ist nämlich einfach ZU SÜSS. Nach vielem Hin und Her habe ich mich für einen umwerfenden, ganz in Schwarz gehaltenen Blazer von Jones New York entschieden mit passendem Etuikleid darunter. Als i-Tüpfelchen will ich mir noch meinen limettengrünen Leopardenprint-Schal um den Hals schlingen. Und dann die Krönung, meine Kate-Spade-Schuhe! Die haben winzig kleine limettengrüne Biesen, und der ganze Look schreit förmlich: »Kompetent, professionell und ein sechsstelliges Gehalt mehr als wert!«
Und ja, diesmal habe ich auch daran gedacht, mir die Achseln zu rasieren. Als ich dieses Ensemble das letzte Mal anhatte, war es ein DESASTER. Erstens war es ungewöhnlich heiß für die Jahreszeit. Arty-der-Spacko hatte mir die falsche Adresse aufgeschrieben, was ich erst merkte, als es schon zu spät war, und dann mussten wir den ganzen Weg zum Prudential Building RENNEN. Das Kleid, die Jacke, das Seidenfutter der einzelnen Kleidungsstücke, die Strumpfhose, mein Strangulationshöschen von Nancy Ganz47 und die defekte Klimaanlage des Kunden führten dazu, dass ich schwitzte wie ein Braten in der Röhre. Und da ich mir das Rasieren gespart hatte, konnte ich nicht mal die Jacke ausziehen. Es war wie die Szene mit Albert Brooks in Nachrichtenfieber: Mir lief der Schweiß in Strömen über das Gesicht geradewegs auf den Tisch im Konferenzzimmer. Ich versuchte, ihn unauffällig mit meinem Notizblock aufzuwischen, aber es hatte alles keinen Zweck. Ich wäre am liebsten im Boden versunken vor Scham, und diese Aktion habe ich Arthur bis heute nicht verziehen.
Mein Vorstellungsgespräch ist erst mittags, aber ich bin so aufgeregt, dass ich schon seit halb sechs wach bin. Ich habe auf der Dachterrasse einen Kaffee getrunken und zugeschaut, wie die Sonne über der Stadt aufging. Während ich den Blick von Nord nach Süd über die Häuser schweifen ließ, fiel mir wieder auf, wie sehr ich »meine« Skyline mag: das Hancock Center, das AT&T-Gebäude, den Merchandise Mart, das Hauptquartier von Aon Corporate, 311 South Wacker, und das Kronjuwel der Stadt, den Sears Tower. Bestimmt kenne ich in jedem Stock des Sears Towers irgendjemanden. Jedes Mal, wenn ich dort bin, treffe ich Freunde, Kunden, alte Schulkameraden, etc. Es ist fast so was wie der Marktplatz von Chicago.
Heute war die Aussicht besonders zauberhaft. Es war einer dieser herrlichen Spätsommersonnenaufgänge, die man nie vergisst. Warm und trocken, und das Licht war wunderbar weich. Dicke Bienen brummten um meine Hängepetunien, und der Duft von Rosmarin und Basilikum aus meinem Kräutergarten hing betörend in der Luft. Zufrieden nippte ich an meinem Kaffee und schaute hinaus und war vollkommen im Hier und Jetzt.
Dann beschloss ich, mir noch schnell vor dem Vorstellungsgespräch die Finanz-News anzuschauen, also bin ich in mein Arbeitszimmer gegangen und habe Squawk Box, die Business-Morgensendung auf CNBC, eingeschaltet. Ich stehe total auf Squawk Box! Jeden Morgen lerne ich von der bunten Analysten-Truppe irgendwas Neues. Da gibt es den Kahlen, den mit dem Pornobalkenschnäuzer, die Kleine im trendy Businesskostüm, den Kerl mit dem komischen Akzent und jede Menge weitere witzige, intelligente Leute, die die Welt der internationalen Hochfinanz interessant und verständlich machen.
Mein Ziel ist es, eines Tages die führende Expertin auf meinem Gebiet zu sein und mich von Squak Box-Oberschnuckel David Faber interviewen zu lassen. Aber da ich cool bin und, weil ich die Sendung schon mit beinahe religiösem Eifer verfolge, eine echte Show-Insiderin, würde ich ihn mit seinem Spitznamen ansprechen, the Brain. (Hey, vielleicht könnte ich ja sogar eine ihrer festen Branchenanalystinnen werden, und sie würden sich für mich auch einen cleveren Namen ausdenken! Die Wall-Street-Diva vielleicht?)
Wie es aussieht, scheint es auch in New York ein herrlicher Spätsommermorgen zu sein. Mark Haines, der einzige Heteromann der Show, macht eine tadellose Figur bei seiner Ansage, und seine beruhigende Stimme lullt mich, während ich nebenbei meine E-Mails lese. Arty-der-Spacko hat eine völlig idiotische Frage zu den Produkteigenschaften, und statt selbst in der Dateiablage des Netzwerks nachzuschauen, will er, dass ICH die Informationen für ihn raussuche. Ja klar, du Knalltüte. Sonst noch was? Ein paar unserer Kundenbetreuer aus Texas fragen an, ob ich nächste Woche zum Lunch vorbeikomme. Mal sehen … JA zu Lunch bei NoMi und ein knallhartes GLAUBE KAUM zu Lunch bei Chili’s. Bäh … Wer geht denn mit Kunden zu Chili’s? Ryan wünscht mir in seiner E-Mail einen riesengroßen Haufen Glück - ach, ist der nicht süß? Eins dieser blöden PR-Hühner braucht …
Moment mal. Was ist denn da los?
019
Eine Woche ist inzwischen vergangen, und ich habe seither kaum geschlafen oder gegessen. Ich kann nichts anderes tun, als immer und immer wieder diese schrecklichen Bilder im Fernsehen anzuschauen. Selbst wenn ich die Augen zumache, sehe ich Gebäude einstürzen und Straßen voller Schutt. Ich bin völlig fertig. Ich kann einfach nicht aufhören, an die Opfer zu denken. Wie viele Mädels haben wohl an diesem Morgen ihre neuen Schuhe angezogen und sich darauf gefreut, an so einem herrlichen Herbsttag zur Arbeit ins World Trade Center zu gehen? Wie viele Mütter und Väter haben im Pentagon selbstgemacht Brote in den Kühlschrank gelegt, die nie gegessen wurden? Wie viele meiner liebsten Squawk Box-Analysten haben es nicht mehr rechtzeitig aus den Türmen geschafft? Wie viele Kinder sind auf dem Weg nach Disneyland in den Flieger gestiegen, ohne zu wissen, dass sie Mickeys große Parade nie sehen würden?
Wie die meisten Amerikaner bin ich wieder im Büro48, aber ich fühle mich wie ein Zombie. Ich kann mich einfach nicht konzentrieren. Heute ist mein erster Arbeitstag, und jedes Mal, wenn ich ein Geräusch höre, bin ich davon überzeugt, dass es ein Flieger ist, der direkt auf mein Fenster zuhält. Ich habe eine Xanax zur Beruhigung eingeworfen, und trotzdem zittere ich noch am ganzen Leib wie ein verängstigter Chihuahua.
Freiwillig bin ich NICHT hier. Kathleen ist mit unseren Aktivitäten der letzten Zeit nicht zufrieden und hat einen Telefon-Großangriff angeordnet. Ja, und letzte Woche am 11. September ist ja auch ÜBERHAUPT NICHTS GRAVIERENDES passiert, und unsere Verkaufszahlen sind zurückgegangen, weil wir uns einen faulen Lenz machen. Ich bin empört. Die Toten sind nicht mal begraben, und wir sollen trotzdem gute Miene zum bösen Spiel machen und Leute anrufen und Geschäftsabschlüsse tätigen und tun, als sei alles in Butter! Womöglich wäre diese Initiative vor einem Monat effektiver gewesen, als wir damit beschäftigt waren, ihre Hausaufgaben zu machen?
Diese Frau ist der Leibhaftige in Person.
020
Inzwischen sind zwei Wochen vergangen, und das Leben hat sich ein klitzekleines bisschen normalisiert. Die Flugzeuge fliegen wieder, im Fernsehen laufen die neuen Serien an, und heute Morgen habe ich einen Obdachlosen quasi angeschrien, weil er an meinen Rock gekommen ist. Die Leute fangen an, über die langen Wartezeiten bei den allgegenwärtigen strengen Sicherheitskontrollen zu meckern. Aber ich habe mich nicht beklagt, als ein bewaffneter Sicherheitsmann gut fünf Minuten lang die Unterseite meines Geländewagens auf versteckte Bomben untersucht hat. Tut, was ihr tun müsst, Jungs. Irgendwann habe ich die ersten Verkaufs-gespräche geführt, und es war eigentlich gar nicht so schlimm. Wobei wir natürlich die ersten fünf Minuten nur darüber geredet haben, wie barbarisch es uns vorkommt, jetzt übers Geschäft zu reden, was die ganze Sache ein bisschen erträglicher machte.49
Ich sitze an meinem Schreibtisch und gehe gerade die Geschäftsprojektion für’02 durch, als das Telefon läutet. Beim ersten Klingelton schrecke ich hoch, weil ich noch immer das reinste Nervenbündel bin. Die Nummer der Anruferkennung sagt mir nichts. Mist, das sind meist eher unerfreuliche Gespräche. Normalerweise sind es verärgerte Kunden oder Techniker, und augenblicklich will ich mich mit keinem von beiden herumschlagen. Nach kurzem Zögern nehme ich den Hörer ab.
»Jen Lancaster am Apparat.«
»Jen, wie geht es Ihnen?«, fragt eine Stimme mit einem ganz leichten Südstaatenakzent.
»Mir geht es gut, danke sehr.« Die Stimme kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich weiß nicht so recht, woher.
»Hören Sie, Jen, hier ist John O’Donnell, und ich würde gerne in einer wichtigen Angelegenheit mit Ihnen sprechen.«
Hm … John O’Donnell ist der Vizepräsident des gesamten Verkaufsbereichs südliche USA. Da ich zum Mittleren Westen gehöre, bin ich ihm in keiner Weise unterstellt, weshalb ich auch nicht die geringste Ahnung habe, warum er mich anruft und dabei so geheimnisvoll tut.
»Klar, was gibt’s denn?«, erkundige ich mich vorsichtig.
»Jen, wir mussten heute eine schwierige Entscheidung treffen. Leicht fällt es mir nicht, das zu sagen, also will ich erst gar nicht drum herumreden: Wir haben Laurels Stelle gestrichen.«
Ihr miesen Ratten!! Laurel ist ein Star, und das wisst ihr genauso gut wie ich! Ich muss mich wirklich zusammenreißen, um ihm das nicht an den Kopf zu werfen. Irgendwie schaffe ich es allerdings, professionell zu bleiben. Mit zusammengebissenen Zähnen knurre ich: »Das ist aber wirklich schade. Laurel war ein wichtiger Bestandteil unseres Teams, und sie wird mir fehlen. Doch besten Dank, dass Sie mich persönlich darüber informiert haben.« Nein, mal ehrlich, warum erzählst du mir das? Heißt das, ich bin auch gefeuert, du dicker Drecksack?
»Vermutlich fragen Sie sich, warum ich Ihnen das sage.« Bingo. »Nun ja, der Süden braucht einen Produktmanager, also möchten wir Sie gerne befördern. Mit sofortiger Wirkung sind Sie für den Süden und den Mittleren Westen zuständig. Sie haben sich als großer Gewinn für dieses Unternehmen erwiesen, und wir möchten alles tun, um Sie zu halten.«
»Tja, John, es ist immer schön, wenn die eigene Arbeit gewürdigt wird. Gerade gestern habe ich noch mit Ryan gesprochen, und wie ich hörte, würde er gerne auch Kundenberateraufgaben übernehmen, wenn Not am Mann ist. Sollte das in Chicago ebenfalls vonnöten sein, sagen Sie mir bitte Bescheid. Ich tue alles in meiner Macht Stehende, damit wir konkurrenzfähig bleiben und uns am Markt behaupten können.«
»Jen, ich glaube wirklich, Sie sind die Zukunft dieses Unternehmens.«
Gerade will ich mich bedanken, da muss ich laut in den Hörer niesen. »Haaatschiii!«
»Gern geschehen. Wir schließen uns nächste Woche kurz, um Ihren Reiseplan zu besprechen. Bye, Jen«, sagt er und legt auf.
»Gesundheit«, gebe ich zurück und lege den Hörer auf die Gabel.
Und obwohl mir klar ist, dass diese Überlegung nur zeigt, was für ein schrecklicher, furchtbarer, oberflächlicher Mensch ich bin, frage ich mich, ob ich jetzt wohl eine Gehaltserhöhung bekomme.
Weil ich diese Couch eigentlich doch ganz gerne hätte.
021
Gestern habe ich mich zum ersten Mal, seit ich bei Corp. Com. bin, krankgemeldet. Nach meinem Telefongespräch mit John fühlte ich mich irgendwie schmutzig und wund und kam zu dem Schluss, dass ich mal einen Tag nur für mich brauchte. Mein Immunsystem ist nicht das beste, und ich werde eigentlich ständig krank. Aber noch nie habe ich in der Firma angerufen und mich krankgemeldet und bin tatsächlich zuhause geblieben.50
Morgens habe ich mich ein bisschen ausgeruht, und nachmittags bin ich dann ins Kino gegangen und habe mir den neuen John-Cusack-Film angesehen. Ich habe Nestlé Crunch Minis und eine Tüte Popcorn gemischt und mir meine salzig-süße Auszeit genüsslich schmecken lassen, und zwar genau bis zu dem Moment, als ich eine Aufnahme der New Yorker Skyline sah. Die müssen den Film seit letzter Woche noch mal nachbearbeitet haben, denn die Türme waren weg. So viel dazu, der Wirklichkeit im Kino eine Weile entfliehen zu wollen.
Nur für den Fall der Fälle habe ich versucht, noch mal mit Brichton & Co. in Kontakt zu treten, um einen neuen Termin für ein Vorstellungsgespräch zu bitten, aber die sind sauer auf mich, weil ich den Termin am 11. September abgesagt habe. Himmel, tut mir schrecklich leid. Wie unhöflich von mir, dass mich das drohende Armageddon mehr beschäftigt hat als ein Gespräch über Möglichkeiten der Covergestaltung für den Jahresbericht unserer Kunden. Ach, was soll’s? Sind wahrscheinlich ohnehin alles Trottel, und ich kann froh sein, dass ich nicht da arbeite. Und überhaupt, nach dem, was John da am Montag von sich gegeben hat, ist mein Job bombensicher.
Es ist sieben Uhr morgens, und wie üblich bin ich die Erste. Schnell schalte ich das Licht ein und gehe die Post vom Vortag durch, die sich auf meinem Schreibtisch stapelt. Eineinhalb Stunden kann ich ganz in Ruhe arbeiten, bis sich der Erste meiner Kollegen ins Büro verirrt. Gegen halb zehn kommt auch Kathleen schließlich hereinspaziert - tolles Vorbild, CHEFIN. Als sie mich sieht, verfinstert sich ihre Miene schlagartig, und sie erwidert meinen Gruß nicht. Hey, danke der Nachfrage. Mir geht es heute schon viel besser!
Gerade stecke ich über beide Arme in einer Tabelle zur Kosten-Nutzen-Berechnung, als Kathleen zu mir rüberkommt. »Jen, ich muss mit dir reden.«
»Klar, sofort. Ich gebe gerade einen Haufen Daten ein, also wenn’s dir nichts ausmacht, fülle ich noch schnell diese Spalte aus und …«
»Das war keine Bitte.«
Hexe. Da hat wohl wieder jemand seine Pillen nicht genommen.
Brav trotte ich also hinter ihr her in ihr Büro und schaue zu, wie sie die Tür hinter uns schließt. Seit sie die Jalousien hat anbringen lassen, habe ich ihr Büro nicht mehr von innen gesehen. Zwar behauptet sie, die Dinger für ihre Privatsphäre zu brauchen, damit sie tagsüber ungestört Milch abpumpen kann, aber ich vermutete eher, die sind da, damit sie in Ruhe ein Nickerchen machen kann. Was für ein Saustall! Gut einen halben Meter hoch stapeln sich Unterlagen vor leeren Aktenschränken mit herausgezogenen Schubladen. Auf dem Schreibtisch türmen sich Lehrbücher, darauf leere Starbucks-Pappbecher, die auf den Büchern hässliche Kaffeeringe hinterlassen. Und sehe ich da etwa einen vollen Aschenbecher? Himmel noch eins, sie stillt doch noch. Wenn ihr Kind nachher in Mathe versagt, weil sie geraucht hat, braucht sie sich nicht bei mir auszuheulen.
Ohne mit der Wimper zu zucken sagt Kathleen: »Wir werden dich ab sofort freistellen.«
»Wie bitte?« Das muss ein Witz sein, ein übler Scherz oder so. Unauffällig schaue ich mich nach einer versteckten Kamera um.
»Deine Stelle ist gestrichen worden.«
»Du willst mich verschaukeln, oder? Vor zwei Tagen habe ich noch mit O’Donnell geredet, und der hat mir gesagt, dass sie mich befördert haben. Er meinte, ich sei die Zukunft dieses Unternehmens.«
»Tja, wir haben es uns anders überlegt.«
»Was meinst du mit ›anders überlegt‹? Wie schafft man es denn, innerhalb von achtundvierzig Stunden erst befördert und dann entlassen zu werden?!?« Ich bin wie vor den Kopf geschlagen. Sie meint es tatsächlich ernst.
»Du wirst nicht entlassen, du wirst freigestellt.«
»Danke sehr. Eine wirklich äußerst tröstliche Differenzierung.«
»Kein Grund, hier patzig zu werden. Vor allem, weil wir dir eine sehr großzügige Abfindung zahlen. Also, wenn du mal hier schauen würdest …«
»Moooment mal, einen Augenblick. Komm mir jetzt nicht mit der Abfindung. Ich möchte wissen, welche Überlegungen zu dieser Entscheidung geführt haben. Und ich glaube, ich habe guten Grund dazu, patzig zu sein, wie du es so schön ausdrückst. Ich arbeite mindestens sechzig Stunden die Woche, ohne Überstunden zu nehmen, und verbringe meistens auch noch das halbe Wochenende im Büro. Morgens bin ich als Erste hier, und abends bin ich die Letzte, die geht.«
»Jen, du verstehst die größeren Zus…«
»Entschuldige bitte. Ich bin noch nicht fertig. Gestern habe ich zum ersten Mal in dem ganzen Jahr, das ich nun schon hier arbeite, krankgefeiert. In meinem Bereich sind die Verkaufszahlen um hundertsechzig Prozent gestiegen, und ich habe den nationalen Marktführerpreis gewonnen. Ich habe ganz allein unsere gesamte Marketingplattform entworfen. Mein Geschäftsplan wurde als Pflichtlektüre für sämtliche Verkaufsleiter des Unternehmens rausgeschickt. Angesichts dieser Leistungen würde mich also wirklich mal interessieren, was da schiefgelaufen ist.«
»Na ja, seit dem 11. September wissen wir nicht so genau, wie es weitergeht und …«, setzt sie an.
Sofort falle ich ihr ins Wort. »Jetzt schieb diese Entscheidung bloß nicht den Terroristen in die Schuhe, okay? Wenn überhaupt, dann wird sich durch die Anschläge die Nachfrage für webgestützte Produkte eher noch ERHÖHEN, weil die Leute weniger reisewillig sind. Tut mir leid, aber diese Argumentation zieht bei mir nicht. Ich verlange eine nachvollziehbare Erklärung. Das habe ich ja wohl verdient.«
»Das war eine unternehmensinterne Entscheidung.« Unbeteiligt zuckt sie die Achseln und kramt eine Zigarette aus einem der Stapel.
»Hast du eine Ahnung, wie viele Freunde ich verloren habe, seit ich hier arbeite, weil ich einfach keine Zeit mehr für sie habe? Hast du auch nur den leisesten Schimmer, welche Opfer ich in meinem Privatleben gebracht habe, um es bis hierher zu schaffen? Ich habe in diesem Job jeden einzelnen Tag weit mehr als nur meine Pflicht getan, also habe ich ja wohl ein bisschen mehr verdient als: ›Das war eine unternehmensinterne Entscheidung‹
»Jen, was soll ich noch dazu sagen? Es war eine unternehmensinterne Entscheidung, und es tut mir leid.«
»Komm mir nicht mit ›Es tut mir leid‹, wenn ich genau weiß, dass das nicht stimmt. Deine chronische Unaufrichtigkeit ist echt zum Kotzen«, zische ich. »Aber ich gehe hier nicht weg ohne eine Antwort. Bitte erkläre mir, was ich falsch gemacht habe. Lag es daran, dass ich wegen Problemen mit meiner Tagesmutter keine Vierzig-Stunden-Woche arbeiten konnte? Oder weil ich Firmenressourcen vergeudet habe, um mir die Hausaufgaben für meinen Master in Wirtschaftswissenschaft machen zu lassen? Oder weil ich meinen Untergebenen, was völlig daneben ist, dauernd von meiner kaputte Ehe vorgeheult habe? Aber nein, warte mal, das warst ja DU. Also, ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, warum ich nicht mehr bei Corp. Com. angestellt bin, du aber schon.« Ich könnte im Quadrat springen vor Wut.
Kathleen versucht, mich mit einem durchdringenden Blick zum Schweigen zu bringen, doch ich sehe, wie ihr Kinn leicht zuckt. Mit zitternden Händen und unsicherer Stimme reicht sie mir ein Blatt Papier. »Würdest du jetzt bitte hier unterschreiben, dass du keine weiteren Ansprüche gegen das Unternehmen geltend machen wirst, dann kann ich dir gleich den Scheck mit deiner Abfindungszahlung geben.«
Rasch überfliege ich das Dokument. Nicht nur, dass ich das Unternehmen von sämtlichen finanziellen Verpflichtungen freistelle, ich soll auch noch zusichern, nicht schlecht über die Firma zu reden, sonst können sie die Abfindung zurückverlangen. Na toll, was soll’s. Ich unterschreibe den Wisch, denn mal ehrlich, was bleibt mir anderes übrig? Ich schiebe das Blatt so unwirsch über den Schreibtisch, dass eine Tasse mit kaltem Kaffee auf eins von Kathleens Lehrbüchern kippt. Was sie geflissentlich übersieht. Sie reicht mir einen schmalen Umschlag.
Den reiße ich auf und nehme den Scheck heraus, der drinsteckt.
Der ist ausgestellt auf EINEN WOCHENLOHN.
Ein ganzes Jahr lang am Limit zu arbeiten ist einen einzigen Wochenlohn wert? Für einen Wochenlohn habe ich den Geburtstag meiner Nichte versäumt? Für einen Wochenlohn habe ich auf die Hochzeit meiner besten Freundin verzichtet? Für einen Wochenlohn habe ich sämtliche Familienurlaube des vergangenen Jahres sausen lassen? Für einen Wochenlohn muss ich 300 Dollar im Monat hinblättern, um all die grauen Haare zu überfärben, die dieser stressige Job mir beschert hat?51 Ich könnte mir vorstellen, dass ich sehr bald gegen die »Keine üble Nachrede«-Klausel verstoßen werde.
»Das ist totaler Bockmist, und das weißt du genauso gut wie ich«, stelle ich ganz nüchtern fest. »Und irgendwann wird Corp. Com. schon noch dahinterkommen, wie nutzlos du bist.«
Mit Tränen in den Augen kläfft Kathleen: »Das wäre alles. Ich gebe dir fünf Minuten, um deinen Schreibtisch auszuräumen, danach muss ich dich leider hinausbringen lassen.«
Stumm stapfe ich aus ihrem Büro und kehre in meine kleine Arbeitsecke zurück, wo ich ohne Umschweife jedes einzelne Dokument vernichte, das ich je auf diesem Rechner getippt habe. Diese Zeit hat mir keiner bezahlt, und unter keinen Umständen wird irgendjemand anderes von meinem geistigen Eigentum profitieren. Zack! Weg sind meine Tabellen. Zapp! Wir sehen uns in der Hölle, Querverweis-Kundendatenbank! Bing! Auf Wiedersehen, Fallstudien! Puff! Au revoir, preisgekröntes Marketingmaterial! Und zum krönenden Abschluss lösche ich mit einem Trick, den Fletch mir beigebracht hat, die gesamte Festplatte. Die brauchen einen Computerforensiker, wenn sie noch mal an meine Informationen ranwollen. Kurz überlege ich, das gesamte Netzwerk auszuschalten, aber dann beherrsche ich mich mit einiger Mühe.52
Achtlos werfe ich Handy, Organizer und Büroschlüssel auf den Schreibtisch und schaue mich ein letztes Mal um. Dann nehme ich meine Handtasche und beschließe, meinen gesamten Schreibtischnippes wegzuwerfen. Die Dr. Evil-Actionfigur ist mir ohnehin schnurz, und ich will nicht zu den armseligen Gestalten gehören, die man inzwischen tagtäglich auf der Straße sieht, die sich schluchzend an einen Karton voller Schuhe, Zimmerpflanzen und Kinderbilder klammern.
Gerade als ich in netter Begleitung zur Tür gebracht werde, kommt Courtney vorbei. Sie kapiert sofort, was los ist, und eine einzelne dicke Träne kullert ihr über die Wange und bahnt sich einen Weg durch das Make-up. »Wie soll ich denn ohne dich meine Arbeit machen?«, fragt sie.
»Darüber musst du mit Kathleen reden«, sage ich. »Ruf mich nachher mal an.«
Im Taxi auf dem Weg nach Hause versuche ich mir einzureden, dass alles halb so schlimm ist. Ich bin klug, gesund und talentiert, stimmt’s? Ich meine, man muss sich doch nur mal anschauen, was ich quasi völlig ohne Unterstützung des hiesigen Managements in nur einem Jahr alles auf die Beine gestellt habe. Ich habe es allen gezeigt! Ich habe den nationalen Marktführerpreis gewonnen! Jede Firma wäre froh, jemanden im Team zu haben, der so ehrgeizig ist wie ich. Eigentlich müsste ich im Handumdrehen einen neuen Job finden.
Und wissen Sie was? Vielleicht finde ich ja sogar eine viel bessere Stelle, wo ich mich nicht mit Arty-der-Spacko und gefühlskalten Verkaufsleiterinnen und dämlichen PR-Nulpen herumschlagen muss. Wo ich ein nettes Gehalt und ein eigenes Büro bekomme und kleine Assistentinnen, die mir den Kaffee holen. Alles wird gut.
Aber als das Taxi vor dem Firmengebäude losfährt, trifft mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Meine schöne Couch kann ich mir erst mal abschminken.
Und dann fange ich doch noch an zu heulen.