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Tarbard fuhr mit einem MG auf den Hof der Melstone-Werkstatt. Es war Paulas Wagen, aber er mußte ihn nun wieder selbst benutzen, weil sein Jensen nicht mehr fahrtüchtig war. Er stellte den MG neben den Zapfsäulen ab und ging in die Reparaturwerkstatt. Tarbard machte einen Bogen um die dreckigen Pfützen, weil er sich seine säuberlich geputzten Schuhe nicht schmutzig machen wollte.

Salisbury war gerade dabei, den Kotflügel eines sehr klapprigen und verrosteten Autos zu schweißen. Er drehte sich um und warf einen Blick über den Rand seiner Schweißerbrille. Dann arbeitete er weiter, und das intensive blaue Licht jagte Schatten über die Decke der Werkstatt. Tarbard zwang sich, die ungehobelte Art dieses Mannes zu ignorieren. Geduldig wartete er. In dem Schmutz und dem Durcheinander sah er noch eleganter aus als sonst.

Endlich stand Salisbury auf und legte die Brille auf den Kotflügel. Dann stellte er das Schweißgerät beiseite und schaltete den Strom ab.

»Tag«, sagte Tarbard.

Salisbury brummelte eine Antwort. Er konnte Tarbard nicht leiden. Tarbard war ihm zu glatt und abgewichst und zu erfolgreich. Doch zu seinem Ärger brachte er es nicht fertig, ihm diese Abneigung offen zu zeigen.

»Ist schon jemand von meiner Versicherung dagewesen?« fragte Tarbard.

»Nein.«

»Dann muß ich da wohl mal ein bißchen Dampf machen. Die Leute wollten einen Ingenieur vorbeischicken; der sollte den Wagenwert begutachten. Aber vielleicht wollen sie den Jensen auch zur Zentrale bringen und ihn da offiziell schätzen lassen.«

»Das ist doch deren Sache, oder?«

Tarbard lächelte; er amüsierte sich über so viel Ungehobeltheit. »Ich dachte, Sie hätten wissen wollen, was mit dem Wagen passiert. Sie machen mir natürlich Ihre Rechnung.« Er nahm ein goldenes Zigarettenetui aus der Tasche. »Rauchen Sie?« fragte er und bot ihm eine Zigarette an.

»Ich drehe selbst.«

Tarbard steckte sich eine Zigarette an. »Geben Sie mir bitte fünfundzwanzig Liter für den MG, ja? Und dann sehen Sie doch mal nach dem Reifendruck, wenn Sie schon dabei sind. Sie kommen mir ein bißchen weich vor.«

Salisbury ließ die Leute normalerweise ihren Reifendruck selber prüfen, indem er ihnen mit einer unmißverständlichen Geste das Luftdruckkabel hinhielt. Aber bei Tarbard wagte er das nicht.

»Danke«, sagte Tarbard, als der letzte Reifen aufgepumpt war.

Salisbury warf das Kabel zur Seite. Er schraubte den Tankverschluß ab. »Heute morgen waren die Bullen hier.«

»So?« meinte Tarbard betont beiläufig.

»Sie haben sich den Jensen angesehen.«

»Und warum?«

»Sie suchten nach einem Wagen, mit dem einer Fahrerflucht begangen hat. Anscheinend wollten Sie wissen, ob das Ihrer war.«

»Der Jensen hat zwar einen Unfall gehabt. Aber flüchten konnte man mit dem bestimmt nicht mehr.«

Salisbury tankte den MG auf. Er war etwas enttäuscht – insgeheim hatte er gehofft, daß Tarbard in Schwierigkeiten war.

Tarbard fuhr nach Hause, schnell und gekonnt; wenn auch nicht ganz so gut, wie er glaubte. Denn er kümmerte sich so gut wie gar nicht um den übrigen Verkehr. Der MG hatte weniger PS als der Jensen. Aber in der Stadt war der kleine Wagen wendiger, und Tarbard schaffte den Weg in derselben Zeit wie mit dem Jensen.

Das Haus, das er gemietet hatte, war vor acht Jahren für einen wohlhabenden Mann gebaut worden, der viel Geschmack besessen hatte. Nach dessen plötzlichem Tod hatte seine Witwe das Haus nicht mehr halten können. Es war sehr modern, wirkte aber trotzdem gediegen und erhaben wie eine Aristokratenvilla. Der riesige Garten wurde von einem eigens dafür angestellten Gärtner in Ordnung gehalten, dem noch ein älterer Mann zur Hand ging, der dreimal in der Woche aus einem nahegelegenen Dorf kam. Direkt hinter den Rhododendronbüschen war ein beheizter Swimming-pool angelegt. Wenn Tarbard Geld hatte, dann gab er es für Luxus und Komfort aus. Auch darin unterschied er sich von seiner Familie, die eher der Ansicht war, daß mit dem Reichtum eine gewisse Verpflichtung für die Allgemeinheit verbunden war.

Paula saß im größeren der beiden Wohnzimmer und hatte sich im Farbfernseher ein Pferderennen angesehen. Sie schaltete das Gerät ab, begrüßte Tarbard und goß sich einen großen Gin mit wenig Tonic ein. Paula trank übertrieben viel; aber Tarbard hatte keine Lust, ihr deshalb ins Gewissen zu reden. Seit sie sich kannten, hatte sie ihn schon ein kleines Vermögen gekostet; aber bereut hatte er das nur selten. Trotzdem würde sie sich in absehbarer Zeit von ihm trennen müssen. Was dann mit ihr geschah, war ihm gleichgültig.

Das Pferderennen war nicht ganz nach ihren Wünschen verlaufen. Sie sah unzufrieden aus. »Du hast mir doch versprochen, daß wir verreisen, Gerry. Wo fahren wir hin?«

»Nirgends.« Er war durchs Zimmer gegangen und stand mit dem Rücken zum Kamin, in dem ein kleines Holzfeuer brannte.

»Ich möchte aber irgendwo hin, Gerry«, protestierte sie. »Du hast doch mal gesagt, wir könnten ein paar Tage nach Südfrankreich fahren.« Sie setzte sich wieder aufs Sofa.

»Ich habe im Moment zu viel zu tun.«

»Wir könnten aber wenigstens essen gehen.«

»Ich habe keine Zeit.«

»Was machst du denn?«

Sie ging ihm auf die Nerven, er sah auf einmal wütend aus. Paula zuckte zusammen, als hätte er zu einem Faustschlag ausgeholt. Es war dumm von ihr, daß sie manchmal vergaß, wie böse er werden konnte, wenn sie wissen wollte, was er vorhatte, und er ihr das einfach nicht sagen wollte.

Er steckte sich eine Zigarette an. Daß sie Angst vor ihm hatte, amüsierte ihn.

Paula spielte mit ihrem leeren Glas und stellte es auf das kleine Tischchen neben dem Sofa. Sie warf ihm einen raschen Blick zu und rutschte nervös hin und her. Schließlich stand sie auf und machte sich noch einen Drink.

»Ich muß gleich weg«, sagte Tarbard plötzlich. »Wenn du ein Auto brauchst, ruf dir ein Taxi, wenn du nicht allzuweit fahren willst. Sonst nimm dir einen Mietwagen aus Fortrow.« »Du bleibst doch nicht lange weg, nein?« bat sie.

Es schien ihr wirklich schwerzufallen, ihn auch nur für kurze Zeit gehen zu lassen. Aber Tarbard war sich nie sicher, ob sie nicht einfach nur Theater spielte. »Weiß ich noch nicht. Ich möchte übrigens, daß du heute abend in den Club gehst und dort ißt. Das machst du von heute an jeden Abend, bis ein junger Kriminalbeamter namens Kerr auftaucht. Ich habe Anweisung gegeben, daß er auf Kosten des Hauses bedient wird. Du wirst dich besonders schön machen und dir alles merken, was er sagt; vor allem, was er von dir wissen will. Natürlich sagst du ihm kein Wort. Und wenn er mit einer Frau kommt, fängst du auf keinen Fall Streit an.«

»Mache ich«, versprach sie. Sie trank ihr Glas aus und hängte sich an seinen Hals. Unter Küssen flüsterte sie, daß sie nicht mehr wüßte, was sie ohne ihn anfangen sollte. Sie tat so aufregende Dinge mit ihren Händen, daß er bald seine Zigarette ins Feuer warf und sie nach oben ins Schlafzimmer gingen. Sie war eine wirklich leidenschaftliche Frau.

Hinterher lag er auf dem Rücken und starrte die Decke an. Sie kuschelte sich eng an ihn. Daß die Polizei den Jensen überprüft hatte, zwang ihn zum Handeln. Die Geschichte mit der Fahrerflucht konnte nur eine schlechte Erfindung sein. Sie hatten den Jensen kontrolliert, um die Behauptung des Constable bestätigen oder ein für allemal verwerfen zu können. Und Kerr mußte behauptet haben, daß der Mann, den er in dem Jensen gesehen hatte, nicht Tarbard gewesen war.

Es war anzunehmen, daß man John Kerr angewiesen hatte, sich den Abend im Club auf Kosten des Hauses nicht entgehen zu lassen. Kerr hatte sicher den Auftrag, die Verhältnisse im Club zu sondieren. Aber von großer Bedeutung konnte das nicht mehr sein. Seine Vorgesetzten waren wohl nicht gerade versessen darauf, daß er Beweise für seine Behauptung fand, es habe noch einen zweiten Mann in dem Jensen gegeben. Denn das würde ein Problem schaffen, wo jetzt noch keines bestand. Und wenn er, Tarbard, der Polizei nun einen Beweis dafür lieferte, daß Kerrs Behauptung unlogisch war, würden sie die Ermittlungen nur allzu bereitwillig einstellen.

 

John Kerr wollte Fusil berichten, was er ermittelt hatte. Doch der Inspektor war nicht in seinem Büro. Auch im Dienstzimmer war niemand. Als er sich auf seinen Platz setzte, klingelte das Telefon. Der Sergeant vom Dienst meldete sich.

Chefinspektor Kywood sei auf dem Weg nach oben, meldete er. Nun wollte er wissen, wer Fusil vertreten und Seine Durchlaucht empfangen könne. »Ich nicht«, meinte Kerr. »Ich bin nur zu Besuch hier und weiß von nichts.«

»Sehr komisch.« Der Sergeant war kurz angebunden. »Begrüßen Sie ihn und muntern Sie ihn irgendwie auf. Er ist verdammt schlecht gelaunt.«

Als Kerr in den Flur ging, sah er Kywood schon am andern Ende die Treppe heraufkommen. Er tauchte stückchenweise auf: zuerst sein glattes, schwarzes Haar, das sorgfältig gekämmt war, um kahle Stellen zu überdecken, dann sein rundes Gesicht und schließlich der ganze Mann. Früher mußte er einmal eine sehr sportliche Figur gehabt haben; aber im Laufe der Jahre war er doch sehr auseinandergegangen.

»Wo ist der Inspektor?« fragte Kywood, als er die Treppe bewältigt hatte.

»Es tut mir leid«, meinte Kerr, »aber ich bin gerade erst wieder …«

»Ist er zur Firma Glazebrook gefahren?«

»Das kann ich nicht sagen …«

»Wo ist Sergeant Braddon?«

»Ich weiß nicht …«

»Ja, zum Donnerwetter, was wissen Sie denn eigentlich?«

Kerr versuchte sich zu beherrschen.

Kywood wurde noch ärgerlicher, weil er nicht wußte, was er nun machen sollte; und in solchen Situationen fürchtete er immer, sich zu blamieren. »Dann suchen Sie jemanden, mit dem …« Er hörte mitten im Satz auf und schaute an Kerr vorbei. »Da sind Sie ja!« rief er.

Fusil kam den Flur entlang. Er hatte die hintere Treppe benutzt. »Tag, Sir«, sagte er munter.

»Kein Mensch weiß, wo Sie sind. Wie ist das möglich?«

Kerr freute sich, daß sein Vorgesetzter auch einmal den Wind von vorn zu spüren bekam. Er tat das wohl etwas zu deutlich; denn Fusils strenger Blick sprach Bände.

»Sie kennen doch die Vorschriften: Sie haben im Buch einzutragen, wann Sie gehen und wohin Sie gehen. Außerdem muß der diensthabende Sergeant informiert werden. Das sollten Sie eigentlich wissen.«

»Ganz recht, Sir. Aber ich habe nur Papiere aus meinem Wagen geholt.«

Kywood lief rot an. Er sah aus, als würde er jeden Moment die Kontrolle verlieren. »Was unternehmen Sie eigentlich im Fall Glazebrook?«

»Wir ermitteln, Sir.«

»Sind Sie persönlich in der Firma gewesen?«

»Nein.«

»Warum nicht?«

Fusil war selbst ein leicht aufbrausender Mensch und konnte sich nur mühsam bremsen. »Constable Kerr war am Dienstag dort und …«

Kywood polterte los. »Soll das heißen, daß Sie von dem neuesten Vorfall noch gar nichts gehört haben?«

Fusil zögerte.

»Habe ich Ihnen nicht deutlich gesagt, daß ich persönlich besonderen Wert auf die Aufklärung dieses Falles lege, Bob? Wenn ich etwas sage, dann meine ich das auch so. Aber anscheinend haben Sie noch nicht mal …«

»Wollen wir nicht zu mir reingehen, Sir?« Unterbrach ihn Fusil, der sich ärgerte, daß er vor seinem Constable abgekanzelt wurde.

Kywood ging mit schweren Schritten in Fusils Büro.

»Was stehen Sie denn hier herum, Kerr?« schimpfte Fusil.

»Haben Sie nichts Besseres zu tun?«

»Ich komme eben aus dem Präsidium, Sir.«

»So? Da hätten Sie doch schon ein paar Stunden wieder hier sein können.«

»Ich habe Berge von Akten durchsehen müssen, Sir. Aber ich konnte den Mann identifizieren.«

»Und? Soll das Ihr Geheimnis bleiben?«

Um von Fusil mal ein Lob zu bekommen, dachte Kerr, mußte man wohl erst der Königin das Leben gerettet haben. »Er heißt George Lowther und ist mehrfach vorbestraft, auch wegen bewaffneten Raubüberfalls. Wollen Sie seine Akte?«

Fusil überlegte. »Bringen Sie sie mir nachher rein. Und hören Sie – sind Sie wirklich sicher?«

»Nach dem Foto habe ich ihn sofort erkannt.«

»Ist bekannt, ob er mit Tarbard im Kontakt steht?«

»Nein.«

Fusil wollte in sein Dienstzimmer, drehte sich aber noch einmal um. »Was ist denn in dieser verdammten Firma passiert?« flüsterte er.

»Ich habe keine Ahnung, Sir. Ich habe noch keinen Bericht bekommen.«

»Dann kümmern Sie sich gefälligst darum. Interessieren Sie sich mal für Ihre Arbeit!« Damit ging Fusil in sein Zimmer.

So ein Mistvieh, dachte Kerr, nicht ganz ohne Respekt.

In Fusils Büro kam Kywood erst richtig in Fahrt. Warum Fusil noch nichts von dem letzten Diebstahl gehört hatte, wollte er wissen. Bei wem denn der Bericht hängengeblieben war, wenn er ihn noch nicht kannte. Fusil sah auf seinem Schreibtisch nach. Tatsächlich hatte jemand das Papier während seiner kurzen Abwesenheit dort hingelegt. Eine Schlacht, dozierte Kywood, kann nicht ohne reibungslose Nachrichtenvermittlung geschlagen werden. Kein Befehlshaber kann Befehle erteilen, wenn er nicht dafür sorgt, daß …

Schließlich kam Kywood doch noch zur Sache. »Ich habe Ihnen gesagt, Bob, daß dieser Fall politisch delikat ist. Ich habe Sie gebeten, die Sache so schnell wie möglich zu klären. Und was passiert? Heute morgen hat es wieder einen Diebstahl gegeben.«

»Es sind noch nicht einmal zwei Pfund geklaut worden. Das kann ja wohl kein Grund zur Aufregung sein.« Fusil setzte sich in seinen Sessel.

»Wie ich schon sagte …«

»Außerdem passiert dies zu einem Zeitpunkt, wo vermutlich ein kapitaler Fall auf uns zukommt«, unterbrach ihn Fusil.

Kywood kaute sekundenlang auf seiner Unterlippe. »Was meinen Sie damit?« sagte er schließlich. An ein Kapitalverbrechen dachte er nur mit gemischten Gefühlen; denn er stand ungern im Licht der Öffentlichkeit.

Fusil berichtete über die Ermittlungen im Fall Tarbard.

Kywood rutschte nervös hin und her. »Das ist doch alles sehr vage. Kerr meint, Tarbard hätte nicht am Steuer des Jensen gesessen. Er meint, es sei jemand – eben Tarbard – von hinten gekommen und habe ihn bewußtlos geschlagen. Er meint, er hätte Lowther identifiziert … Konkret haben Sie doch nichts in der Hand. Tarbard hat eine unbedeutende Vorstrafe, aber es ist eine Verkehrsstrafe. Das ist alles. Lowther wurde unter ungünstigen Bedingungen identifiziert. Kerr kann geradezu hoffnungslos falsch liegen. Und warum sollte sich ausgerechnet Tarbard auf eine krumme Sache einlassen? Sein Club soll doch eine Goldgrube sein.«

Fusil nickte. »Das mag schon sein. Aber wahrscheinlich will er ans ganz große Geld. Was ist denn heutzutage eine Sünde wert? … Eine Million vielleicht oder zwei Millionen. So viel bringt ihm sein Club in ein paar Jahren nicht ein.«

»Aber womit soll man denn hier eine Million machen können?«

Fusil verkniff sich eine Antwort.

Kywood erhob sich schwerfällig und stellte sich ans Fenster. Die Aussicht war nicht gerade anheimelnd. »Wo war dieser Autounfall eigentlich?«

»Wie die Straße heißt, weiß ich nicht. Aber es war kurz hinter Redlington.«

Kywood ging an die Generalkarte von Fortrow und Umgebung und suchte das Dorf mit dem Zeigefinger. »Das liegt ziemlich dicht an der Stadtgrenze.«

Fusil war selbst noch gar nicht auf die Idee gekommen zu prüfen, ob sich der Unfall im Stadt- oder im Landkreis ereignet hatte. Er hoffte, daß sich dieses Versäumnis vertuschen ließ. Es stellte sich heraus, daß die Grenze entlang der Straße selbst verlief.

»Haben Sie den Kollegen vom Landkreis einen Bericht geschickt?« fragte Kywood.

»Nein.«

»Warum nicht?«

»Ja … Bis jetzt tappen wir ja noch im dunkeln«, meinte er, war sich also darüber im klaren, daß er vorhin noch das Gegenteil behauptet hatte.

»Sie kennen doch die Vorschriften. Auch im Zweifelsfall muß der Landkreis informiert werden. Ich wundere mich, daß Sie das nicht längst erledigt haben. Sie sollten das sofort nachholen. Betonen Sie aber, daß sich der Fall möglicherweise als ein Windei entpuppt«, fügte Kywood noch hinzu, der sich immer gern nach allen Richtungen hin absicherte.

 

Am Telefon meldete sich ein Mediziner aus dem Gerichtslabor. Die Haare, die an dem Ast geklebt hatten, sagte er Fusil, ähnelten dem Vergleichsmaterial in jeder Hinsicht. Aber wie in solchen Fällen üblich, konnte man nicht hundertprozentig dafür garantieren, daß beide Büschel von demselben Kopf stammten.

Fusil legte den Hörer auf und klopfte gedankenverloren auf die Tischplatte. Sah man einmal von den obligatorischen Vorbehalten ab, mit denen sich das Gerichtslabor absichern mußte – dann konnte man davon ausgehen, daß tatsächlich Kerrs Haare an dem Ast haften geblieben waren. War also, was auf der Hand lag, doch die Wahrheit?