Strafbataillon 999
Deutsches Himmelfahrts-Kommando

Für die Organisatoren des totalen Krieges schien die ›Festung‹ alten Stils ein Sanatorium für Drückeberger. Die Militärjustiz schuf deshalb die Einrichtung der Feldstrafabteilungen und Bewährungsbataillone, die während des Krieges ständig etwa 50.000 Mann stark waren … Die Verlustquote in diesen Bataillonen des Todes betrug bei den Einsätzen im Süden der Ostfront oder in der Ägäis 95 Prozent.

»Es geht nicht darum, Gestrauchelten eine Chance zu geben, sondern Minenfelder ohne Hilfsgeräte auszuräumen, Gräben im direkten Schußfeld des Gegners auszuheben und unbewaffnet auf Spähtrupp hinter die feindlichen Linien zu gehen. Von seelischer Betreuung steht nichts in Ihrem Auftrag«. Mit diesem Befehl stellt der Bataillonskommandeur einem neuen Oberleutnant die Situation klar. Und so wird geschliffen, gemeutert und gestorben.

Heinz G. Konsalik hat dieses schaurige Kapitel der Kriegsgeschichte 1939 bis 1945 aufgeblättert, mit einigen erfundenen Namen verbrämt und durch Heimatschicksale in den Bereich des Tatsachenromans ausgelagert. Regisseur Harald Philipp ist ihm auf diesen Spuren gefolgt und hat einen bildkräftigen Film daraus gestaltet. In harter Nach-Dokumentation hat er die Welt dieser Himmelfahrtskommandos angerissen, mit quälenden Bildern und illustrativen Szenen, die von der wirksamen Nervenkontrapunktik zwischen Front und Heimat belebt sind.

Im zweiten Drittel verliert sich dieser brisante Anlauf dann in einer dünnen Liebesgeschichte und einem wilden Schlachtengemälde. Der Gesang im Feuerofen wird zum Grusel im Backofen, den nicht mehr der Dramaturg, sondern der Sprengmeister am jugoslawischen Truppenübungsplatz anheizen durfte. 6.000 Platzpatronen, 150 Kilo Spezialbrandmasse, zwei Lastwagen Preßkork, fünf Zentner Pulver, 1.000 Nebelpatronen, 600 Blitzpatronen … Ich meine, wir brechen diese Bilanz der Schlachtenmaler und Requisiteure, die einige Maschinenseiten füllt, rechtzeitig ab.

Die jugoslawischen Komparsen, MG-Schützen und T 34-Kommandanten konnten am Schluß jedenfalls dem Produzenten Zeyn die klassische Meldung machen: »O Zein aggelein …« Das ist das, was Cicero mit ›Die hospes Spartae‹ oder Schiller mit ›Wanderer, kommst du nach Sparta‹ übersetzt hat. Sie lagen alle, wie das Gesetz es befahl, und nur Kameradenschinder Werner Peters holte sich für die Feigheit vor dem Feind das EK I. Hier wird der Film wieder das, was er zuerst war: Dokument und Zeitkritik.

Überraschend ist die überaus sorgfältige Besetzungsliste, in der sich eine ganze Reihe von Namen mit filmischer Fronterfahrung findet. Werner Peters ist der Kameradenschinder, brutal, feige und hinterhältig wie immer. Heinz Weiß, bekannt aus ›So weit die Füße tragen‹, spielt den korrekten Oberleutnant Obermeier, Werner Hessenland (›Taiga‹), der langjährige Kölner Schauspieler, den degradierten Oberst von Bartlitz, Hans Ernst Jäger, der Schwejk von Frankfurt und Essen, den Kriminellen Schwanecke. Der Griff nach guten Theaterleuten hat sich bei Klaus Kindler, Georg Thomas, Ernst Schröder und Georg Lehn mit großartigen Leistungen bezahlt gemacht. Sonja Ziemann bestätigt erneut ihr Heimatrecht im Charakterfach; die Benennung der Berliner Primaballerina Judith Dornys für ein Partisanenmädchen kam ein wenig überraschend.

›Strafbataillon 999‹ ist ein beachtenswerter Film. Er hat sein großes Handikap in seiner Zugehörigkeit zur zweiten Welle der Kriegsfilme.

Anton Sterzl
Kölnische Rundschau, 18.2.60

»Ein Wehrmachtsgefängnis ist keine Lebensversicherung!«
Was man über die Strafbataillone wissen sollte

Es hat in den letzten Jahren viele ›Kriegsfilme‹ gegeben, doch nur wenige von ihnen beruhten auf dokumentarisch belegten Ereignissen. Meist waren sie mit mehr oder weniger künstlerischer Freiheit gestaltet. Wenn sie gut waren, dann erzählten sie menschliche Schicksale, die, obgleich sie erfunden waren, sich so oder ähnlich auch in der Wirklichkeit hätten ereignen können.

Der neue Zeyn-Union-Film STRAFBATAILLON 999 ist von anderer Art. Was er ›erfunden‹ hat, sind allenfalls ein paar Namen. Im übrigen beruht er auf Tatsachen, die bisher höchstens einigen Spezialisten für die Geschichte des zweiten Weltkrieges bekannt gewesen sein dürften. Denn diejenigen, die dieses düstere Kapitel vergangenen Militärstrafrechts miterlebt haben, sind meist tot. Es lag in der Natur dieser Erlebnisse, daß man sie höchst selten überlebte.

Die Einrichtung der bewußten Bataillone geht auf eine Erfahrung zurück, die man im ersten Weltkrieg gemacht hat. Damals ist es hin und wieder vorgekommen, daß ein Kriegsunwilliger seinem Vorgesetzten gegenüber handgreiflich wurde, nur um weit vom Schuß, in der Heimat, ›auf Festung‹ zukommen. Dort saß er dann seine zwei oder drei Jahre ab; zwar bei Wasser und Brot, aber doch mit der Gewißheit, den Knast mit heilen Knochen zu verlassen.

Im Zeitalter des ›totalen Krieges‹, unter einem Regime, das Kinder mit Panzerfäusten auf die Barrikaden schickte und gichtbrüchigen Opas Gewehre in die zittrigen Hände drückte und sie als ›Volkssturm‹ für den ›Endsieg‹ einsetzte, war diese Art der Strafverbüßung natürlich zu milde, zu zivil, zu drückebergerisch. »Ein Wehrmachtsgefängnis ist keine Lebensversicherung!« verkündeten sie forsch und verfügten die Einrichtung jener beweglichen Strafanstalten, die ihnen die Möglichkeit gab, die Sträflinge so nutzbringend wie möglich zu ›verheizen‹. Es gab zwei Arten dieser ›fortschrittlichen‹ Institution: die ›Feldstrafabteilungen‹ und die ›Bewährungsbataillone‹. Die Feldstrafabteilungen trugen die Nr. 999. In ihnen waren etwa dreizehn bis fünfzehn Strafbataillone vereinigt. Sie waren direkt dem Oberkommando der Wehrmacht unterstellt. Ihr Ersatztruppenteil bestand aus einem der Wehrmachtsgefängnisse in der Etappe. Sie bestanden ausschließlich aus ›rechtskräftig‹ Verurteilten. Das waren Soldaten, die den roten Ausmusterungsschein erhalten hatten, weil sie ›wehrunwürdig‹ waren. Gauner, Diebe, Zuhälter standen dort Seite an Seite mit Spinnstoffhamsterern, Verdunklungssündern, ›Wehrkraftzersetzern, Miesmachern, Meuterern und Meckerern‹ (um mit Goebbels zu sprechen).

Innerhalb einer Feldstrafabteilung gab es drei verschiedene Kategorien. Jeder Neuankömmling hatte zuerst einmal die unterste zu durchlaufen. Dort mußte er sich beim Schanzen unter Feindeinwirkung, beim Anlegen von Massengräbern und beim Minenräumen ohne Hilfsmittel ›bewähren‹. Die Verpflegung war minimal. Zigaretten gab es keine. In der zweiten Kategorie gab es schon einige ›Verpflegungszigaretten‹ täglich. In der dritten war man bewaffnet, durfte ab und zu Post empfangen und ›Marketenderzigaretten‹ kaufen. Überlebte jemand diese teuflische Rangordnung, konnte auf Antrag des Vorgesetzten ›Strafaussetzung bis zum Endsieg‹ und Überstellung in ein Bewährungsbataillon angeordnet werden.

Die ›Bewährungseinheiten‹ trugen die harmlose Bezeichnung ›Inf.-Bat. z.b.V. 500 – 505‹. Sie waren einer Division zugeteilt. Ihr Standort während des Krieges war fast ausschließlich das sogenannte Generalgouvernement, während die 999er vorwiegend im Süden der Ostfront und in der Ägäis eingesetzt waren, weil dort die Möglichkeit des Überlaufens – häufig die einzige Chance, die den Sträflingen blieb – sehr gering war. Die 500er durften Waffen und Orden tragen. Während die 999er in den Zuchthäusern gemustert wurden, war die Musterungskommission für die 500er der Tod. Wer die drei Höllen der Strafabteilung überlebte, kam irgendwann einmal zu einer Bewährungseinheit. Nach zuverlässigen Schätzungen betrug die Stärke der Straf- und Bewährungsbataillone während des Krieges ständig etwa 50.000 Mann. Nur vier von diesen 50.000 Schicksalen, die damals sich Tag für Tag in den Strafeinheiten ereigneten und vollendeten, erzählt der Film STRAFBATAILLON 999. Aber diese vier sind stellvertretend für die anderen; denn die Verlustquote in den Bataillonen des Todes betrug fünfundneunzig Prozent.

Pressedienst der Union-Film

Liebesnächte in der Taiga

Regisseur Harald Philipp räumt auf mit dem rosa-roten Agenten-Mythos

Die amerikanischen CIA-AGENTEN Frank Heller (Thomas Hunter) und James Braddock (Hellmuth Lange) kennen jenes Leben, in dem der Super-Agent gefährlichste Aufträge mit der linken Hand regelt, während die andere Hand mit den Reißverschlüssen junger Damen beschäftigt ist, allenfalls aus dem Kino:

Ihr Alltag sieht anders aus, und ihre Spezial- und Sonderausbildung umfaßt an Folterungen und Gehirnwäsche so ziemlich alles, was irgendwelche ›Gegenseiten‹ sich einfallen lassen könnten. Die ›Gegenseite‹, auf die Frank eines Tages angesetzt wird, ist Rußland. Genauer gesagt: ein neues Raumfahrtzentrum bei Komssa in der sibirischen Tundra …

Als Journalist mit Schweizer Paß gelangt er nach Moskau. Komplikationen treten auf, als in seinem Hotel in der russischen Metropole jemand ihn zu erkennen glaubt. Spätestens in diesem Moment mag er bedauernd an Taschenhubschrauber u.ä. Firlefanz denken, den Film-Agenten gewöhnlich im Reisegepäck mit sich führen.

Doch die Wirklichkeit sieht eben ganz anders aus.

Sie verhält sich zu derartigen Nervenkitzel-Märchen wie etwa ein Rembrandt zu einem Abziehbildchen …

Frank flieht und setzt sich mit seinem russischen Kontaktmann in Verbindung.

In der Rolle des Ingenieurs Pawel Antonowitsch Semjonoff gelingt es ihm, Zugang zu erhalten zu einem Holzkombinat, das in der Nähe der Raketenbasis liegt.

Und mit Hilfe der politischen Sekretärin des Kombinats, der glutäugigen Ludmilla Antonowna (Marie Versini), schließlich schafft er es, mit dem Leiter des Raumfahrtzentrums Bekanntschaft zu machen, Zutritt zu erhalten und endlich geheime Konstruktionspläne zu photographieren.

Die Mission scheint geglückt …

Doch der Kontaktmann in Moskau ist inzwischen vom russischen Staatssicherheitsdienst KGB festgenommen worden, hat gestanden, und durch einen Zufall wird Franks Funkgerät entdeckt.

Er flieht.

Kurz bevor aus Moskau der Haftbefehl eintrifft.

Mit dem Jeep der Lagerverwaltung rast er in die unwegsame Einöde der Taiga, die nun der einzige Fluchtweg bleibt.

Neben ihm sitzt Ludmilla, die ihre Liebe zu Frank über die Pflicht der Russin ihrem Vaterland gegenüber gestellt hat …

Von Schneestürmen gepeitscht, von Wolfsrudeln gejagt, fühlen die beiden Menschen eine ganze Welt gegen sich gestellt; eine kalte, eiskalte Welt, in der die Liebe allein die Nächte wärmt …

Aus dem Presseheft der Nova, 1967/68

Ein toter Taucher nimmt kein Gold

Horst Janson und Monika Lundi: Kampf mit Haien und Banditen

Ein halbes Jahr nach ihrer Heirat standen Horst Janson und Monika Lundi zum erstenmal zusammen vor der Filmkamera in dem Abenteuerfilm ›Ein toter Taucher nimmt kein Gold‹.

»Kaum sind wir verheiratet, gehen wir schon gemeinsam ins Wasser«, schmunzelt Horst Janson. Für den Film mußten die beiden lernen, mit Sauerstoffflaschen zu tauchen, zuerst im Schwimmbad, dann vor der haifischverseuchten Küste Südafrikas und bei der Insel Mauritius, wo die Aufnahmen entstanden. »Wir haben uns schnell an unser Taucherdasein gewöhnt«, berichtet die blonde Monika, »schließlich mußten wir auch nicht sehr tief runter«. In den wirklich gefährlichen Szenen wurden sie von Berufstauchern gedoubelt.

Das Publikum in dem südafrikanischen Badeort Stellenbosch bei Kapstadt hatte vorher noch nie so viele Sombreros in den Straßen gesehen. Der Grund war einfach: die Filmhandlung spielt in Mexiko, weshalb es erst mal nötig wurde, für das entsprechende Lokalkolorit zu sorgen. Malerisch saßen die falschen Mexikaner im Schatten südafrikanischer Bäume, zwischendurch immer wieder von den Anordnungen des Regisseurs Harald Reinl aufgescheucht. Sie bildeten den Hintergrund für die abenteuerliche Geschichte von den drei deutschen Studenten Hans, Ellen und Peter (Horst Janson, Monika Lundi und Hans Hass jr.), die zufällig in den Besitz eines alten Pergaments gelangen, auf dem die genaue Lage des vor rund vierhundert Jahren gesunkenen spanischen Schiffes ›Cephyrus‹ angegeben ist. An Bord der ›Cephyrus‹ soll sich eine Ladung Gold und Edelsteine befinden, die die Spanier in ihren überseeischen Provinzen geraubt hatten und nun nach Hause schaffen wollten. Daß sich auch noch andere Leute für den Schatz interessieren, wird den dreien erstmals brutal vor Augen geführt, als sie vor der Leiche des ermordeten Antiquars stehen, der ihnen den Plan beschafft hat. Durch ein Mädchen, in das sich Peter verliebt, lernen sie den Berufstaucher René Chagrin kennen und machen ihn zum Partner bei ihrem Unternehmen. Sie wissen nicht, daß René der Mörder des Antiquars ist – und auch der Freund von Pascale. Die beiden wollen bei der Suche mitmachen, um dann, wenn der Schatz gefunden ist, die drei Deutschen auszuschalten.

Schon bald kommt es zwischen den fünf Schatzsuchern zu harten Auseinandersetzungen, die ihren Höhepunkt erreichen, als die erste Kiste mit Gold an Bord des Taucherschiffes gehievt worden ist. Sowohl unter als auch über Wasser sind die Beteiligten ihres Lebens nicht mehr sicher. Schließlich gelingt es Chagrin, mit Waffengewalt das Kommando an sich zu reißen – doch seine Freude darüber ist nur von kurzer Dauer: Pedro, ein Gangsterboß, hat Wind von der Sache bekommen und greift das Taucherschiff mit mehreren Booten an.

Als die Küstenwache dem Spuk schließlich ein Ende macht, bietet sich eine traurige Bilanz. Peter und Chagrin sind tot, der Schatz wird von der Polizei beschlagnahmt. Das Abenteuer, in das sie sich eingelassen haben, hat ihnen keinen Gewinn gebracht.

Für die Aufnahmen in der gesunkenen ›Cephyrus‹ wurde extra ein Schiff auf Grund gesetzt. »Die Aufnahmen unter Wasser in den verwinkelten Gängen waren nicht immer ungefährlich«, berichtet Hans Hass jr. »Einmal hatte ich aus Versehen zwei schon fast leere Sauerstoffflaschen dabei und kam gerade noch mit dem letzten Rest wieder an die Wasseroberfläche.«

›Ein toter Taucher nimmt kein Gold‹ entstand nach dem gleichnamigen Roman von Heinz G. Konsalik. Neben Horst Janson und Monika Lundi, die in der letzten Zeit auf der Popularitätsskala weit nach oben schnellten, spielt noch Hans Hass jr. der ja, was das Tauchen anbelangt ›erblich vorbelastet‹ ist. Dazu kommen noch die beiden südafrikanischen Schauspieler Marius Weyers und Sandra Prinsloo als Chagrin und Pascale, die in ihrer Heimat zu den bekanntesten Filmstars zählen.

Pressedienst der Constantin-Film

Listen to my story (… und die Nacht kennt kein Erbarmen)

Telefongespräch mit Regisseur Jürgen Goslar

JG = Jürgen Goslar

CF = Context-Film

CF: Herr Goslar, warum haben Sie gerade den Roman ›Entmündigt‹ von Heinz G. Konsalik verfilmt?

JG: Heinz Konsalik ist ein Freund von mir, ich habe viele seiner Bücher gelesen, und ›Entmündigt‹ hat mir sehr gut gefallen. ›… und die Nacht kennt kein Erbarmen‹ ist auch nicht meine erste Konsalik-Verfilmung.

CF: War Herr Konsalik an der Ausarbeitung des Drehbuchs beteiligt?

JG: Nicht direkt, aber wir waren während der Arbeiten am Drehbuch in Kontakt, und Heinz Konsalik hat mir einige Ratschläge gegeben.

CF: Haben Sie sich streng an die Romanfassung gehalten?

JG: Ja, weitestgehend – sehr zur Freude Heinz Konsaliks.

CF: Was genau an Ihrer Verfilmung liegt dem Konsalik-Ausspruch zugrunde: »Besser ist noch nie einer meiner Romane verfilmt worden!«?

JG: Dieser Ausspruch fiel als Reaktion auf die Premiere des Films in Südafrika, zu der Heinz Konsalik gekommen war. Er gehört übrigens zu den beliebtesten Schriftstellern Südafrikas und ist mit 45 übersetzten Büchern sicher auch einer der dort am meisten gelesenen Autoren.

CF: Sie waren ja einer der ersten Produzenten, die das Filmland Südafrika entdeckt haben. Können Sie etwas zu den Produktionsbedingungen sagen? Gibt es zum Beispiel staatliche Zuschüsse? Sind die Produktionskosten ein Anreiz?

JG: Staatliche Zuschüsse für Filmproduktionen in Südafrika gibt es nicht. Natürlich sind die Produktionskosten erheblich niedriger als hierzulande. Das starke Engagement englischer und amerikanischer Produktionsfirmen hat allerdings in der letzten Zeit zu einem erheblichen Preisanstieg auch auf diesem Sektor geführt.

CF: Wenn Sie heute an die Arbeit an diesem Film zurückdenken – was fällt Ihnen spontan dazu ein?

JG: Das wunderschöne Arbeitsklima – es hat während der gesamten Drehzeit keinerlei Differenzen irgendwelcher Art gegeben.

CF: Bei Roman und Film fällt auf, daß Rechtsanwälte und Ärzte, speziell Psychiater, nicht immer gut wegkommen. Hatten Sie deswegen in irgendeiner Form Schwierigkeiten mit Einzelpersonen oder deren Standesorganisationen?

JG: Nein. Der Roman und seine Verfilmung gelten als Unterhaltungsstoff, Spannung und künstlerische Freiheit haben hier Vorrang.

CF: Wie kam es zur Besetzung der Rollen? Haben Sie Sandra Prinsloo für die Hauptrolle der Gisela entdeckt?

JG: Wenn Sie so wollen, ja. Sandra Prinsloo stellte sich mit drei anderen sehr attraktiven jungen Damen vor. In dieser Umgebung wirkte sie oberflächlich betrachtet eher blaß. Aber Sandra hatte entschieden die größte Ausstrahlung. Wie Sie vielleicht wissen, ist sie eine der größten Bühnendarstellerinnen Südafrikas; wie übrigens auch Marius Weyers, der im Film ihren Partner spielt …

CF: Herr Goslar, Sie werden schon wieder in Südafrika sein, wenn dieses Interview in Druck geht; wir danken und wünschen Ihnen für die Reise und Dreharbeiten alles Gute.

(Context-Film)

Gespräch mit Schauspieler Wolfgang Kieling

Mittagspause im ZDF-Studio. Context-Film sprach mit Wolfgang Kieling, alias Louis Philipp, alias ›Der Mann mit dem Zylinder‹ – so der Titel der soeben abgedrehten ZDF-Produktion. Vorsichtig, um Maske und Bart des Franzosenkönigs nicht zu beschädigen, verzehrt Wolfgang Kieling seine Blaubeeren und berichtet dabei über die Arbeit am Film ›… und die Nacht kennt kein Erbarmen‹, der demnächst anläuft.

Jürgen Goslar hat den Film nach dem Roman ›Entmündigt‹ von Heinz G. Konsalik gedreht. »Bevor ich den Film gedreht habe, hatte ich kein Konsalik-Buch gelesen«, sagt Wolfgang Kieling, »aber inzwischen bin ich ein richtiger Konsalik-Fan geworden. ›… und die Nacht kennt kein Erbarmen‹ hatte in Südafrika Premiere, und zu diesem Anlaß habe ich Herrn Konsalik kennengelernt. Später hat er mich in sein schönes Haus im Siebengebirge eingeladen – ich bin mit einem ganzen Stapel Konsalik-Bücher von ihm entlassen worden und habe alle verschlungen!« … In ›… und die Nacht kennt kein Erbarmen‹ spielt Wolfgang Kieling den bösen Onkel Ivan, der seine Nichte in die Nervenheilanstalt bringt, um an das große Geld zu kommen. Context-Film fragt, ob es sich hierbei um eine Rückkehr zu jenem Rollentyp des Bösewichts handelt, durch den Herr Kieling berühmt geworden ist. »Diese Gefahr sehe ich keineswegs«, sagt Wolfgang Kieling, »es hat vor Jahren natürlich eine Zeit gegeben, in der ich viele potentielle Mörderrollen dargestellt habe, aber das ist vorbei. Die Rolle des Ivan habe ich gern übernommen.« Jürgen Goslar hat den Film in Südafrika gemacht, und Context-Film fragt nach den Erfahrungen bei den Dreharbeiten und der Zusammenarbeit des einzigen deutschen Darstellers mit seinen Kollegen aus Südafrika.

»Dazu muß ich erst mal etwas berichten, was mir vier Tage vor Beginn der Dreharbeiten einen ganz schönen Schock versetzt hat. So kurzfristig erfuhr ich nämlich von einer Änderung der Verleihkonditionen: der Film war englisch zu sprechen. Zeit für Vorbereitungen blieb kaum, ein coach war auch nicht vorgesehen. Das war für mich der Anfang einer großartigen Zusammenarbeit mit den südafrikanischen Schauspielern. Ich war ganz überwältigt von soviel Entgegenkommen und Hilfsbereitschaft. Noch nachts wurde ich angerufen, weil man sich erkundigen wollte, ob ich auch keine Schwierigkeiten mit der englischen Rolle hätte. Diese Hilfsbereitschaft habe ich übrigens nicht nur privat erfahren«, fährt Wolfgang Kieling fort, »die Menschen dort unten waren dem Team und unserer Arbeit gegenüber sehr aufgeschlossen. Wir haben z.B. keine Studios benutzt, die eleganten Büroräume mit dem wunderbaren Blick über ganz Johannesburg hat uns eine Bank tagelang und kostenlos zur Verfügung gestellt. Die großen Limousinen, die luxuriösen Privatwohnungen, wir konnten alles benutzen, solange wir wollten.«

Inzwischen ist Wolfgang Kieling beim Cappuccino angelangt. Während Context-Film angesichts des sahnigen Getränks schon um den fein gezwirbelten Bart fürchtet, hat Wolfgang Kieling nur Augen für die Zuckerwürfel. »Endlich erwische ich mal mein Sternzeichen«, freut er sich und liest unter Fische, günstige Eigenschaften, daß ihm mediale Veranlagung bescheinigt wird. ›Träumerisch‹ steht bei ungünstigen Eigenschaften. Wir einigen uns schnell, daß wir da ganz anderer Meinung sind.

Tatsächlich ein bißchen träumerisch schaut Wolfgang Kieling, als Context-Film nach Sandra Prinsloo fragt, und zwar ungeachtet dessen, daß der Film-Onkel seiner ›Nichte‹ übel mitspielt. »Sandra ist ein ganz zauberhafter Mensch, mit einer sehr starken Ausstrahlung. Ich habe sehr gerne mit ihr zusammengearbeitet.«

Die Mittagspause geht zu Ende. Auf dem Weg zum Studio I erinnert sich Wolfgang Kieling noch an die Zusammenarbeit mit Regisseur Jürgen Goslar, die schon vor so vielen Jahren mit ›Kriminal-Museum‹ ihren Anfang genommen hat. Dann müssen wir uns trennen, und Wolfgang Kieling ist wieder ›Der Mann mit dem Zylinder‹. »Ich arbeite gern und viel fürs Fernsehen«, sagt Wolfgang Kieling noch, »aber am liebsten wäre mir, wenn sich Film- und Fernseharbeit die Waage halten würden.«

(Context-Film)

›Der Geheimnisträger‹

Willy in gefährlicher Mission

Willy Millowitsch, humoriger Publikumsliebling aus Köln, spielt die Hauptrolle in dem Agentenlustspiel ›Der Geheimnisträger‹. Mit ihm standen vor der Kamera: Theo Lingen, Günther Philipp, Brigitte Mira, Jürgen Scheller und Eddi Arent.

Wenn es den Akteuren im Dschungel internationaler Geheimdienste im Zuge eines sogenannten Verschleierungsverfahrens nötig erscheint, den präparierten Geheimtext dem Empfänger im Original (deshalb durch Boten) zukommen zu lassen, so gehört dazu die unsichtbare Geheimschrift wie der Wolf zum Rotkäppchen.

Solche Schriften stellt man mit ganz speziellen Tinten her. Sie bestehen aus Chemikalien, Fetten, Milch oder Pflanzensäften. Die damit geschriebenen Buchstaben werden erst nach entsprechender Behandlung sichtbar. Darum geht es in dem Film ›Der Geheimnisträger‹.

Ein ebenso netter wie naiver Kölner Bürger und Buchhalter namens Kuno Hopfen (Willy Millowitsch) wird zum Geheimnisträger eines ausländischen Nachrichtendienstes. Unwissentlich, mißbraucht von dunklen Mächten, naiv sich eines schönen Griechenlandurlaubs erfreuend und doch stets an Leib und Leben bedroht. Juristisch liegt er dabei, laut bundesdeutschem Strafgesetzbuch, zwischen den Paragraphen 97b (Irrtum über Staatsgeheimnischarakter) und 98/2 (Landesverräterische Agententätigkeit), kann jedoch, falls er je erwischt werden sollte, glimpflich davonkommen.

Die bösen Mächte, repräsentiert von den Herren Günther Philipp, Jürgen Scheller, Theo Lingen, Eddi Arent, Walter Ullrich und anderen, tricksen den armen Hopfen in die Rolle eines Preisrätselgewinners, pinseln ihm eine brisante Top-Secret-Formel auf die Haut und schicken ihn nach Griechenland. Exakt auf die Insel Rhodos.

Die geheimdienstlichen Ränke komplizieren sich einerseits dadurch, daß plötzlich Agenten aller Kulturkreise auf den Köllschen Jung angesetzt werden, andererseits dadurch, daß er nicht ins Meer springen darf, weil die Geheimtinte Meerwasser nicht aushält.

Regisseur F.J. Gottlieb inszenierte dieses Lustspiel nicht nur unter voller Nutzung der ihm mit sechs deutschen Top-Komödianten (dazu kommt noch Hansi Kraus) zur Verfügung stehenden Skala verschiedenartigen Humors, sondern auch mit Aktion und harten Szenen, die den Einsatz von Stuntmen erforderten.

Das Drehbuch zu diesen turbulenten Agentenabenteuern schrieb Bestsellerautor Heinz G. Konsalik, die Musik stammt von dem berühmten griechischen Komponisten Mikis Theodorakis.

Pressedienst der Constantin-Film