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Ich winkte Elsa zum Fenster herüber. In der Dunkelheit waren ihre Gesichtszüge weich, und die Angst hatte sie jünger gemacht, verletzbarer. Ich nickte zur Öffnung im Vorhang, und sie legte zögernd ihr Gesicht an die Scheibe.

Sie fuhr zusammen und streckte eine Hand aus, wie um sich festzuhalten. Ich griff sie und drückte sie leicht. Sie zog sich vom Fenster zurück. »Da sitzt ja …«

»Das sind unsere Freunde, ja. Und Ole Johnny. Und …«

»Carl Jonsson«, fiel sie mir ins Wort.

Ich konzentrierte meine Aufmerksamkeit auf ihr Gesicht. »Kennst du ihn?«

Sie sagte leise: »Ich garantiere dir, daß Jonsson der Mann hinter allem ist, was in diesem Haus vor sich geht. Ole Johnny hätte nie das Format für solche Projekte. Er ist nur vorgeschoben.«

»Und wer hätte eine strategisch günstigere Position als der Sicherheitschef einer Ölgesellschaft? Er konnte Ole Johnny die Informationen liefern, wer Geld hatte – und wen er an der Tür abweisen sollte.«

»Er hat mir erzählt, er hätte hohe Einkünfte. Aber er sagte nie, woher. Er war großzügig.«

Ich hörte die Mattheit in meiner Stimme. »Soll das heißen, daß er auch …?«

Sie drückte kurz meinen Oberarm und nickte. »Er hat mir eine seltsame Geschichte erzählt«, sagte sie schnell.

Ich wandte mich ab und legte das Gesicht wieder an die Scheibe. Jetzt sprach Ole Johnny. Jonsson stand noch immer mit dem Rücken zum Fenster. Seine kräftigen Arme hingen schlaff herunter, und er schnippte nervös mit den Fingern. Ohne zur Seite zu sehen, sagte ich: »Und was?«

»Er – es war in den USA. Er hatte eine Tramperin mitgenommen, eine der tollsten Frauen, die er je gesehen hatte, sagte er. Und es war überraschend leicht gewesen, sich an sie ranzumachen. Es verging nicht mehr als eine halbe Stunde, bis er in eine Seitenstraße einbiegen und mit ihr loslegen konnte. Es waren die phantastischsten Küsse, die er je …«

Jonsson hatte Ole Johnny mit einer herrischen Bewegung unterbrochen. Dann ging er durch den Raum zu Kalle und Jolle. Direkt vor ihnen drehte er sich herum, fuchtelte mit der einen Hand vor ihren Gesichtern herum und schnauzte Ole Johnny an. Sein Gesicht war vor Erregung rot gefleckt. Es glitzerte silbern in seinen Haaren und golden aus seinem Mund. Er sah vorbei an Ole Johnny zum Fenster. Ich zog mich automatisch zurück.

Als ich das Gesicht wieder dem Spalt näherte, war er auf dem Weg zum Fenster. Ich hörte, was er sagte, so deutlich, als stünde ich selbst im Zimmer: »Guck mal da raus! Uns gehört diese Stadt, Ole Johnny!« Mit groben Händen riß er den Vorhang zur Seite, um Ole Johnny die Stadt zu zeigen, die ihnen gehörte. Wir starrten einander direkt in die Augen.