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Donna hat Migräne. Oder es ist der Föhn. Oder der Rotwein gestern bei meinem Wirten. Vielleicht sind es aber auch die Folgen des Schneetreibens mit Plattenbruder Steve?

Egal.

Gnädigste sind leidend und haben eigentlich keinen Bock drauf, mich zu empfangen und das gestern nicht zustandegekommene Plauscherl unter Kollegen heute nachzuholen. Und das mit dem gemeinsamen Video, krächzt sie matt in den Hörer, das war gestern zwar recht lustig, aber bei Tageslicht besehen, passen eine Donna und der Kurtl nicht so wirklich zusammen. Imagemäßig.

„Und außerdem müssen wir zuerst die Platte aufnehmen, dann erst kann man sich über ein entsprechendes Video den Kopf zerbrechen“, spricht sie ein wahres Wort gelassen aus.

Ich sage in den himmelblauen Hörer des Chevy, daß ich sie eigentlich nicht der Geschäfte wegen treffen will, sondern aus persönlichen Gründen.

„Häh?“ macht Donna und lacht dann schrill.

Ihre Migräne ist im Abklingen.

„Willst mich rollen oder nimmst mich auf die Schaufel?“

„Es gibt da was, das uns beide angeht“, sage ich.

„Ahja? Is mir noch nicht aufgfallen. Aber bitte. Ich laß mich gern überraschen. Nur heut is es wirklich ungünstig. Wie schaut’s bei dir morgen aus?“

Schön langsam finde ich Gefallen an dem Spiel. Alleinstehende Männer, die kein Mädchen wie Donna in ihrem Bekanntenkreis haben, müssen für fernmündliche Vergnügungen dieser Art tief ins Börsel greifen.

„Morgen ist es vielleicht schon zu spät“, sage ich.

Donna seufzt.

„Darf das wahr sein? Was kann bei uns zwei nicht bis morgen warten? Hab ich gestern irgendwas zu dir gsagt? Ich red viel, wann der Tag lang is, aber es is nicht alles so wörtlich gemeint. Verstehst?“

„Die Sache is die“, sage ich, „du kriegst was von mir.“

Pause. Dann ein erleichtertes Auflachen.

„Vergiß es, Kurtl. Bitte nimm die Mappe und heiz sie ein, oder hau sie in den Mist oder bau dir aus den Zetteln Papierflieger und schieß sie aus dem Fenster. Ich brauch die Gedichte von dem Quäler wirklich nicht. Die marschieren bei mir sofort und ungschaut zum Altpapier.“

„Okay. Die Mappe vom Dichterfürsten zum Altpapier“, sage ich, „aber was soll ich mit den Cassetten machen?“

„Mit welchen Cassetten?“

„Fürst Astaroth. Thanksgiving-Party. Santa Monica. California. USA.“

Lange Pause.

„Du?“

Kurze Pause.

„Dieser Arsch!“

„Welcher Arsch?“

„Wann ich Arsch sag, dann mein ich fast immer nur den Wickerl“, sagt Donna. „Und wieso tragt dieser Arsch die Cassetten ausgerechnet zu dir?“

„Das is eine längere Gschicht“, sage ich. „Wie gesagt: wenn es sich bei dir terminmäßig einrichten läßt, ich hab heut nix mehr Großartiges vor und hätt die Sache ganz gern aus der Welt.“

„Klar. Komm einfach vorbei“, sagt Donna, und nachdem sie mir bereitwilligst ihre Adresse verraten hat:

„So ein Arsch.“