13 »Jo. Da fehlt noch ein bisschen was Konkretes«

Der virtuelle Schwarm nimmt sich meiner kleinen Elterngeldreform an

»Danke!«, sage ich zum Abschied. Annika umarmt mich spontan. Dann trennen sich unsere Wege. Sie macht sich mit Philipp zu Fuß auf den Weg nach Hause, ich eile über die Brücke zur U-Bahn. Höchste Zeit, es geht schon auf Mitternacht zu. Morgen ist Kindergeburtstag, der Schokoladenkuchen muss noch verziert werden. Gedanken schwirren durch meinen Kopf: Was war denn das jetzt? Habe ich mich etwa überrumpeln lassen?

Auf jeden Fall war dies der mit Abstand produktivste Abend, seit ich Piratin bin. Im schummrigen Licht der Laternen haben wir vor einem Eckcafé gesessen, bis uns die Bedienung nach drinnen bat. Wir haben Absatz für Absatz meinen Programmantrag, mit dem ich den Bundestagswahlkampf der Piraten um ein paar familienpolitische Forderungen bereichern möchte, überarbeitet und wieder in ein halbwegs vorzeigbares Papier verwandelt. Das war auch nötig. Ohne die beiden wäre ich aufgeschmissen gewesen.

Ich weiß noch, wie erleichtert ich war, als Annika mir vor fünf Tagen bei einem »Kegelklub«-Treffen in einem Kreuzberger Café anbot, sie könne mir helfen, meine Initiative fürs Wahlprogramm in die richtige Form zu bringen. Mit Annikas Unterstützung könnte aus dem Plan vielleicht doch noch etwas werden!

Die Philosophie-Studentin war mir vom ersten Moment an sympathisch gewesen. Eine zurückhaltende, kluge Person. Zu unserem heutigen Arbeitstreffen hatte Annika gleich auch noch Philipp mitgebracht, einen smarten Mathematiker aus meiner Crew. Bei Weinschorle, Saft und Ziegenkäsesalat saßen wir an unseren Laptops und arbeiteten – dank WLAN und Piratenpad – alle drei gleichzeitig an meinem Antrag.

Es gab viel zu tun. Meine Programminitiative, mit der ich die Piratenpartei auch für Leute mit kleinen Kindern wie mich attraktiv machen wollte, existierte eigentlich gar nicht mehr. Andere Piraten hatten sie in Teile zerlegt, mit unfertigen Ideen garniert und in diesem desolaten Zustand in einem Piratenpad zurückgelassen.

Schuld daran war ich letztlich selbst. Schließlich hatte ich ja, ohne lange nachzudenken, meinen ersten Antragsentwurf noch aus dem Garten meiner Eltern heraus herumgemailt und die »Kegelklub«-Mitglieder um ihr Feedback gebeten. Und schon nach einer halben Stunde meldete sich der erste Pirat. Mein Antrag höre sich »super« an und komme ihm »zustimmungsfähig« vor, schrieb der Unbekannte, der sich Incredibul nannte. Allerdings könne man einige Sachen sicher noch besser formulieren: Zu meiner Elterngeldreform nach isländischem Vorbild »müsste mal was Durchgerechnetes dazu«. Und statt über »Mütter« und »Väter« zu schreiben, solle ich doch den Text so formulieren, dass er »z. B. auch für Queers passt«. Die Formulierung »beide Partner« finde er ebenfalls zu eng, schließlich wolle die Piratenpartei auch Familien mit mehr als zwei Erziehenden einkalkulieren. Er habe meinen Text übrigens »mal in ein Pad gegossen, damit alle mitarbeiten können«. Dahinter ein Link.

Dieser Incredibul hatte sogar ein weiteres Piratenpad für mich angelegt? Wie zuvorkommend! Natürlich klickte ich den Link sofort an – und staunte erst recht: Der Pirat hatte meinen Antrag obendrein neu strukturiert und in »Module« zerlegt. Das erschien mir jetzt wirklich clever. Natürlich wäre es taktisch klug, das Projekt in Kleinteilen zur Abstimmung zu stellen. So könnte ich womöglich verhindern, dass Piraten meinen Antrag komplett ablehnen, nur weil ihnen bestimmte Aspekte missfallen.

Wer dieser Incredibul wohl war? Laut Partei-»Wiki« ein umtriebiger Mannheimer Pirat, Jahrgang 1981, Kommunikationsdesigner. Ich kannte ihn nicht, trotzdem war er mir einfach so mit seinen Ideen zur Seite gesprungen. Offensichtlich gab es sie also doch, diese »Schwarmintelligenz«, von der die Piratenpartei angeblich so viel profitierte!

Incredibul hatte sogar begonnen, meinen Elterngeld-Antrag zu erweitern, im Teamwork mit einer Piratin, die sich SofitaLunes nannte. Auch SofitaLunes – dem Piraten-»Wiki« zufolge eine Mannheimer Volkswirtin, Jahrgang 1990 – war ich noch nie begegnet. Aber Incredibul schien sie zu kennen. Nebenbei tauschten sich die beiden via Chat aus.

Incredibul: »Ob man vielleicht das Kindergeld erhöhen sollte?« SofitaLunes: »Was? Nein. Grundeinkommen. Oder eben einfach konsequente Individualbesteuerung.« Incredibul: »Jo, das wär doch ein Schritt zum Grundeinkommen.« SofitaLunes: »So wie das eben jeder vernünftige andere Staat auch macht. Außer Deutschland hat nur Österreich das Ehegattensplitting. Und außerdem schon abgeschafft. Konsequente Individualbesteuerung. Basta.«

So ging das hin und her: Kindergeld, Steuerfreibeträge, Ehegattensplitting, Grundeinkommen. Und so weiter. Ich verstand nur die Hälfte, war aber trotzdem bester Dinge.

»Hi, bin begeistert, wie lebendig das Pad schon ist. Ich les jetzt erst mal«, tippte ich in die Chat-Maske. Sekunden später stand Incredibuls Antwort da. »Jo. Fehlt noch bisschen was Konkretes. Irgendwann muss jemand rechnen.« Dahinter ein heftig lachender Smiley.

»Oje, rechnen«, schrieb ich fröhlich zurück. »Gibt’s nicht total viele Mathematiker in dieser Partei? Ich hab da das Falsche studiert.« Incredibul antwortete prompt: »Ich hab Kommunikationsdesign studiert. Schon ewig nicht mehr gerechnet«, schrieb er. »Aber kann ja jemand korrigieren.« Dieser unbekannte Co-Autor schien Spaß zu verstehen. Das gefiel mir. »Und du machst die Rechnung dann hübsch!«, konterte ich vergnügt. »Das ist ’ne andere Baustelle«, entgegnete er augenzwinkernd.

Ich sah uns bereits als großes Team. Dieser Incredibul schien ebenso klug wie humorvoll, gemeinsam könnten wir etwas stemmen, da war ich mir sicher. Zwar waren die neuen Module zum Ehegattensplitting und zum Kinderfreibetrag, die im Piratenpad dazugekommen waren, noch unfertiger als das, was ich an einem Nachmittag im elterlichen Garten zusammengeschrieben hatte. Aber das würde sich schon noch ändern, dachte ich.

Leider hatte ich mich an diesem Punkt geirrt. Incredibul verschwand so plötzlich, wie er aufgetaucht war. Er kündigte seinen Abschied nicht an, sondern reagierte einfach nicht mehr. Ich fragte via Chat, ob sich denn überhaupt mehr als zwei Erwachsene das Sorgerecht für ein Kind teilen könnten. Keine Antwort. Ich merkte im Piratenpad an, dass ich im neuen Modul Ehegattensplitting leider inhaltlich noch nicht alles verstehe. Nichts passierte. Schließlich schickte ich Incredibul eine E-Mail und bat ihn um Rat. Denn mir war überhaupt nicht klar, in welcher Form ich diese ganzen Module ins Liquid Feedback einstellen sollte. Schweigen.

Was war passiert? Hatte ich Incredibul versehentlich mit irgendeiner unbedachten Aktion verprellt? Hatte ich irgendwelche virtuellen Anstandsregeln verletzt, weil ich sie nicht kannte? Ich war diesem Incredibul nie begegnet, wir hatten nie ein Wort gewechselt, doch jetzt saß ich vor meinem Laptop und grübelte, ob er womöglich Sommerurlaub machte, mit dem Fahrrad gestürzt war oder sich frisch verliebt hatte. Es änderte nichts. Incredibul blieb stumm. Und auch SofitaLunes war verschwunden. Mir war klar: Ich musste andere Unterstützer finden, sonst wäre mein halb fertiges Projekt an diesem Punkt vermutlich beendet. So war ich natürlich erleichtert, als sich Annika bereit erklärte, an diesem Sonntagabend mit mir die Elterngeld-Initiative durchzugehen.

Und die Begegnung ließ sich großartig an. Annika und Philipp gaben mir als Neupiratin das Gefühl, mein programmatischer Vorstoß sei eine prima Sache. Die Atmosphäre war respektvoll und konstruktiv, der Ton locker und herzlich. Kein abschätziges Wort, keine beißende Kritik an dem, was ich in meiner ganzen Ahnungslosigkeit zusammengeschrieben hatte.

Ich war happy. Endlich hatte ich Piraten gefunden, denen ich alle meine Fragen stellen konnte. Annika und Philipp widersprachen so ziemlich allen Piraten-Klischees. Keine Nerds ohne Benehmen, sondern geschliffen auftretende junge Leute in Jeans und Turnschuhen, die zumindest optisch auch bei den Jusos oder bei der Grünen Jugend nicht auffallen würden.

Und ich war bei Annika und Philipp an zwei Kapazitäten geraten. Die beiden waren Mitautoren des Kapitels zur Geschlechter- und Familienpolitik im Grundsatzprogramm der Piraten. Also jenem Teil des Programms, in dem die Piratenpartei eine »zeitgemäße Geschlechter- und Familienpolitik« propagiert inklusive der Idee, das Geschlecht der Menschen in Deutschland grundsätzlich nicht mehr zu erfassen. Sie hatten schon einige Initiativen ins Liquid Feedback eingebracht und kannten sich mit der Programmarbeit in der Piratenpartei aus.

Mir selbst hingegen war nicht einmal klar, wie so ein Antrag für das Wahlprogramm überhaupt formuliert sein sollte: Kurz oder ausführlich? Ausgeklügelt oder simpel? Wie ein Referat oder wie ein PR-Text? Populistisch oder eher sachlich? Und welchen Regeln musste er folgen?

Ich fragte also Annika: Was, wenn die einzelnen Programmabschnitte am Ende gar nicht zusammenpassten, weil der eine epische Anträge schreibe und jemand anderes nur einen knappen Satz? Das Wahlprogramm würde dann am Ende doch ein total kruder Mix! Klar, bestätigte die Piratin, die einzelnen Kapitel könnten uneinheitlich werden. So sei das halt, wenn man die Basis entscheiden lasse. Allerdings versuche normalerweise eine Programmredaktion, die Anträge möglichst stimmig einzupassen.

Ich stellte mir vor, wie neben den bis aufs letzte Komma ausgefeilten Broschüren der anderen Parteien in ein paar Monaten das wilde Ideenpotpourri der Piratenpartei liegen würde. Stilistisches Patchwork, mit ein paar sozialen Forderungen hier, ein paar wirtschaftsliberalen Ideen dort, utopistischen Einsprengseln zwischendrin und Kuriositäten ohne Ende. Welchen Wähler sollte das denn überzeugen?

Annika und Philipp hatten andere Sorgen. Es dauerte eine Weile, bis ich verstand: Sie waren nicht nur gekommen, um mir Nachhilfe im Antragschreiben zu geben und mich dabei zu unterstützen, den halb fertigen Forderungskatalog in Form zu bringen. Es ging ihnen auch um die Sache: Aus meiner kleinen Elterngeldinitiative sollte ein umfangreicher familienpolitischer Antrag fürs Wahlprogramm werden – bestehend aus einer Präambel, einem Abschnitt zu Teilzeitarbeit und Kinderbetreuung, meiner Elterngeldreform und der Forderung, das Ehegattensplitting abzuschaffen.

Doch offensichtlich erschien ihnen mein Papier auch inhaltlich noch verbesserbar. Ich hätte es ahnen können, denn auch die Reaktionen von der Mailingliste des »Kegelklub« waren ja längst nicht nur positiv gewesen. Im Gegenteil, es gab auch heftige Kritik – inklusive der Forderung, den Begriff »Väter« darin zu »neutralisieren«.

Annika und Philipp redeten nicht lange herum. Ehe ich mich versah, nahmen sie sich meinen Antragstext vor. Vokabeln verschwanden und wurden durch andere ersetzt, ganz so, wie dieser Incredibul es auf der Mailingliste angeregt hatte: Aus Müttern und Vätern, Männern und Frauen wurden Eltern, Partnerinnen und Partner oder bezugsberechtigte Personen, gerne begleitet von dem Hinweis, alle Regelungen sollten natürlich für Menschen jeden Geschlechts gelten. Nicht lange, und die Präambel meines Antrags in ihrer bisherigen Form hatte sich verflüchtigt.

Ich leistete keinen Widerstand. Wieso auch? Es war ja nur die Präambel, und die beiden kannten sich zweifellos besser aus als ich.

Wenig später gaben Annika und Philipp mir auf ihre stets freundliche Art zu verstehen, dass auch mein Elterngeldmodell optimierbar sei. Genau wie Incredibul missfiel ihnen die Formulierung, dass »beide« Partner mindestens vier Monate beruflich aussetzen sollten. Schließlich müsse das Elterngeld doch auch mehr als zwei Personen zustehen können.

Da konnte ich Incredibul, Annika und Philipp eigentlich nur recht geben: Sie hatten eine Schwachstelle erkannt. Mein Antragstext wurde vielen Patchworkfamilien in diesem Land nicht gerecht.

Während ich noch versuchte, mir ein passendes, alternatives Elterngeldmodell auszudenken, war Philipp schon weiter. Er spielte im Kopf durch, was es finanziell bedeuten würde, wenn sich eine Million Menschen das Elterngeld für ein Kind teilen würden. So schnell wie er als Mathematiker die Kuchendiagramme immer wieder neu in x-beliebig viele Stücke zerlegte, konnte ich vor meinem inneren Auge nicht einmal den Tortenring aufstellen. Mir war nur eins klar: So eine eine-Million-und-eins-köpfige Familie wäre zweifellos eine innovative Konstellation.

Nur fragte ich mich langsam: Was hatten diese Rechenspiele noch mit meiner ursprünglichen Idee zu tun? In Gedanken standen bereits mein halber Freundeskreis, unsere Nachbarn aus dem ersten Stock, zwei Onkels, drei Tanten und diverse Babysitter vor unserer Wohnungstür Schlange, weil sie gerne ein paar Tage bezahlte Elternzeit für meine Tochter nehmen wollten. Ohne Frage, so ein Modell wäre eine gesellige Sache. Nur hätte mein Baby vermutlich etwas dagegen.

Eigentlich wollte ich ja auch gar keine Experimente mit neuartigen Familienstrukturen fördern, sondern lediglich ein paar Männer in diesem Land dazu bringen, etwas mehr Zeit für ihre Familien abzuzwacken – und natürlich ein paar Leuten, die vielleicht ähnlich denken wie ich, einen zusätzlichen Grund geben, meine Partei zu wählen. Andererseits wurde mir zusehends klar: Meine Neue-Väter-Politik passte kaum zu der von den beiden mitkonzipierten Zielsetzung der Piraten, das Mann-Frau-Konzept zu überwinden.

Was für Familienkonstellationen mit mehr als drei Elterngeldbeziehern eigentlich denkbar seien, fragte ich vorsichtig bei Annika und Philipp nach. Es könne doch sein, erläuterte Annika mir geduldig, dass der Vater des Kindes nebenher noch eine Beziehung zu einem anderen Mann pflege und die Mutter ebenfalls weitere Partnerinnen oder Partner habe. Dann wären das schon mindestens vier Bezugspersonen.

Jetzt ahnte ich: Es ging womöglich darum, die Familienpolitik auch für sogenannte polyamore Lebensentwürfe zu öffnen, zu denen sich in den vergangenen Monaten einige namhafte Piraten bekannt hatten. Hatte ich eine wichtige Strömung innerhalb der Partei übersehen?

Simon Kowalewski aus der Berliner Abgeordnetenhausfraktion zum Beispiel hatte sich gerade erst mit einer Bild-Reporterin zum veganen Frühstück getroffen und den Lesern sein multiples Liebesleben aufgetischt. »Monogame Beziehungen sind nicht für alle Menschen das richtige Modell«, versicherte er in dem Interview. »Ich hatte eine langjährige Freundin, verliebte mich dann in eine andere Frau. Als ich meine Freundin verließ, ging es ihr sehr schlecht. Da dachte ich, es muss was anderes geben, als sich zwischen zwei Menschen entscheiden zu müssen.« Ob er bei diesem polyamoren Lebenswandel nie eifersüchtig sei, hakte die Bild-Journalistin nach. Nein, versicherte Kowaleswki: »Wenn ich glücklich bin, bin ich nicht eifersüchtig.« Übrigens gebe es in Berlin »viele, die polyamor leben«.

Keine Ahnung, was für ihn »viele« waren. Auch der Piraten-Geschäftsführer Johannes Ponader hatte sich schon öffentlich zur Polyamorie bekannt und auf einer Frage-und-Antwort-Plattform im Internet versichert: »In dem Moment, wo ich mich selbst und den Partner liebe und freilasse, kann ich auch mehrere Menschen gleichzeitig lieben.« Er persönlich, verriet Ponader, dürfe »das Geschenk erleben«, dass er nicht eifersüchtig werde, wenn er einen Partner freilassen solle, sondern »frubbelig, wie wir das nennen, mich also mit ihm mitfreue, wenn er sich anderswohin verliebt«.

Eigentlich interessierten mich solche Bekenntnisse von Piraten-Politikern ja ebenso wenig wie die Affären von CSU-Chef Horst Seehofer oder die Ehe der Bundesfamilienministerin Kristina Schröder. Andererseits teilte ich die Ansicht von Annika und Philipp: Auch der Staat sollte sich aus dem Liebesleben seiner Bürger so weit wie möglich heraushalten. Aber hieß der logische Umkehrschluss, dass er auch eine beliebig hohe Zahl von Elterngeldbeziehern pro Kind ermöglichen müsste?

Philipp spielte bereits neue Elterngeld-Varianten durch. Ein paar Minuten später stand ein weiteres Alternativmodell im Piratenpad:

»Das Elterngeld sollte außerdem nur noch über den vollen Bezugszeitraum von 14 Monaten ausgezahlt werden, wenn mindestens zwei der bezugsberechtigten Personen mindestens vier Monate beruflich aussetzen. Die restlichen Monate können sie sich beliebig aufteilen. Falls sich die bezugsberechtigten Personen nicht einigen können, haben sie Anspruch auf jeweils gleiche Anteile der 14 Elterngeldmonate.«

Respekt! Alleine wäre ich auf so eine Idee nie gekommen. Ich las mir den Vorschlag noch einmal durch. Auf den ersten Blick kam er mir wirklich clever vor. Er enthielt weiterhin mein ursprüngliches Ziel, die Väter zu einer längeren Auszeit zu motivieren. Andererseits schuf er Möglichkeiten, die Idee der Familie auch anders zu leben als in der traditionellen Mama-Papa-Kind-Version.

Es war inzwischen nach 23 Uhr, Annika und Philipp wirkten genauso müde wie ich. Alle wollten nach Hause. Annika versprach, am nächsten Tag noch einen Abschnitt zur Teilzeitarbeit zu ergänzen und eine neue Präambel zu entwerfen. Dann zahlten wir und verabschiedeten uns.

Nun stehe ich an der U-Bahn-Haltestelle, warte auf den nächsten Zug und bin ein wenig irritiert: Habe ich heute Abend zu wenig um meine Ideen gekämpft?

Und wenn schon. Annika, Philipp und Incredibul haben mir bewiesen, dass die Idee der Mitmachpartei nicht nur eine Phrase ist. Mit ein bisschen Unverfrorenheit, mit halbwegs guten Ideen und einer Portion Glück kann man in dieser Partei tatsächlich auch mit Mitgliedsnummer 39.120 oder 40.424 noch programmatisch durchstarten. Wer hätte das für möglich gehalten? Ich eigentlich eher nicht. Und es geht ja gerade erst richtig los.