Kapitel 5
Brendon und Marissa griffen gleichzeitig nach der letzten Grapefruit. Sie sahen sich fest in die Augen und versuchten, einander niederzustarren. Dann brüllte Brendon los, und Marissa zuckte mit einem bösartigen Fauchen zurück. Selbstgefällig nahm er die Grapefruit und schnitt sie in der Mitte durch. Eine Hälfte warf er Marissa zu und lachte, als er sie damit ins Gesicht traf.
»Bastard.«
»Das sind wir alle«, scherzte er mit vollem Mund.
»Also, was hast du heute vor?« Marissa butterte ihren Toast und blätterte eine Seite des Wall Street Journal um.
»Ich muss beim Rudel vorbeigehen und die Kinder besuchen. Willst du mit?«
Sie nickte, dann hielt sie inne. »Wird diese Schlampe auch da sein?«
»Du meinst Missy?«
»Ich hasse sie.«
»Ja. Ich weiß. Um genau zu sein, glaube ich, das ganze Universum weiß es.«
»Das Einzige, was mich erleichtert, ist, dass du nie mit ihr Junge hattest.«
»Machst du Witze? Ich bin mir fast sicher, dass sie Zähne im Schritt hat. Beißt einem Mann einfach den Penis ab.«
Marissa brach in Gelächter aus.
»Wenn du mitkommst, kannst du den Kindern ihre Geschenke geben.«
Sie nickte, antwortete aber nicht.
»Du hast dieses Jahr doch Geschenke für sie?«
»Natürlich.« Sie biss in ihren Toast. »Bargeld ist ein Geschenk.«
»Marissa!«
»Nicht dieser Tonfall! Hör mal, ich weiß nicht, was man Kindern schenkt. Und es ist absolut nichts Falsches an einem Baby-Gap-Geschenkgutschein.«
Brendon seufzte. »Du bist jämmerlich.«
»Ja. Aber du liebst mich trotzdem.«
»Ich habe keine Wahl.« Brendon suchte fertigen Toast, fand keinen und nahm Marissa ihren aus der Hand. »Hör zu, hast du je daran gedacht, ein eigenes Rudel aufzumachen? Wir haben Cousinen, die du einigermaßen … tolerierst.«
»Das haben wir doch schon besprochen, und ich will nicht mehr darüber reden.«
»Na gut. Dann kannst du in zwanzig Jahren die alte, verbitterte Tante der Kinder sein.«
»Tja, ich bin ja schon ihre junge verbitterte Tante, so weit ist es also nicht mehr bis dahin. Was hast du heute sonst vor – und lass deine verdammten Finger von meiner Wurst!«
Brendon ließ die Wurst fallen, die er vom Teller seiner Schwester auf seinen gelegt hatte. »Nichts. Kinder, dann Hotel. Wie es aussieht, wird das mit den Kindern ein paar Stunden dauern, und ich muss nachsehen, dass im Hotel alles klar ist. Und danach muss ich eine Wölfin aufspüren.«
Marissa legte geräuschvoll ihre Gabel ab. »Das soll wohl ein Witz sein!«, schnauzte sie.
»Nö. Ich weiß, dass sie hier irgendwo ist. Ich muss nur die Smith-Meute finden.«
Marissa griff über den Tisch und versetzte ihrem Bruder einen Klaps gegen den Kopf.
»Wofür war das denn?«
»Hallo? Katze!« Und sie gestikulierte zwischen ihnen beiden. »Hund.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung; Brendon wusste nur nicht, warum. »Todfeinde.«
»Eigentlich sind das doch eher die Hyänen.«
Sie ballte die Hände zu Fäusten. »Was ich meine, du haariger Idiot, ist, dass sie nicht die Richtige für dich ist.«
»Warum nicht?«
»Was meinst du – warte mal kurz. Was ist das für ein Blick?«
»Was für ein Blick?«
»Derselbe, den du hattest, als du die Grapefruit wolltest. Der ›Das gehört mir und ich gebe es nicht her‹-Blick. Du hast ihn vorher noch nie wegen einer Frau gehabt. Such dir zumindest eine Gepardin. Oder eine Leopardin«, schrie sie verzweifelt. »Sie wird sowieso die meiste Zeit auf Bäumen verbringen. Aber eine Hündin? Eine Hündin, die zu einer Gruppe von Hunden gehört? Bist du verrückt? Sie heulen. Sie bellen. Sie jaulen.«
»Sie haben mir das Leben gerettet.«
Marissa seufzte laut auf. »Das wirst du mir jetzt ständig um die Ohren hauen, oder?«
Brendon grinste. »Jawohl.«
»Hör auf! Oh Gott! Bitte hör auf!«
Ronnie griff nach dem klingelnden Hoteltelefon neben ihrem Bett, riss es aus der Wand und warf es quer durch den Raum. Stöhnend in unerträglicher Agonie, legte sie sich vorsichtig wieder zurück auf die Matratze.
Kein Geräusch. Kein Licht. Kein gar nichts. Sie würde nichts in ihrem »sicheren Raum« zulassen.
Sie erinnerte sich noch deutlich an letzte Nacht. Keine gnädigen Filmrisse für sie. Nein. Ronnie Lee musste sich an jede erniedrigende Sekunde erinnern. Wie zum Beispiel, dass sie ihrer Meute erzählt hatte, dass sie wollte, dass Brendon Shaw mit seiner Mähne über ihren ganzen Körper strich.
Noch schlimmer … sie konnte nicht hierbleiben, jetzt, wo sie wusste, dass Shaw jeden Moment auftauchen konnte.
Natürlich sagte ihr Verstand ihr immer wieder, dass es egal war. Es war egal, ob sie Brendon Shaw vor ihrem Zimmer wieder Mambo tanzend vorfand. Die Wahrheit war und blieb, dass er sich nach so einem schlimmen Fieber nicht an viel erinnern würde. Er wachte wahrscheinlich im Bett auf und glaubte, es sei alles ein seltsamer Traum gewesen. Nichts mehr und nichts weniger. Es war ziemlich dumm, sich Sorgen über ein zufälliges Treffen in der Hotellobby zu machen. Sogar für ihre Verhältnisse.
Sehr, sehr langsam drehte sich Ronnie Lee auf die Seite und kämpfte ihren heftigen Anflug von Übelkeit nieder. Sie war eine Reed, verdammt. Sie würde nicht zulassen, dass ihr eine Katze unter die Haut ging und sie ängstlich wie ein kleines Mädchen herumrannte.
Und während sie in einen tiefen Schlaf sank, schwor sie sich zum tausendsten Mal: Nie wieder Tequila.
Brendon ignorierte seine Tochter, die seinen Rücken hinaufkletterte und es sich auf seinem Kopf gemütlich machte, während sein Sohn sich sein Bein schnappte und versuchte, ihm mit seinen wenig tödlichen menschlichen Babyzähnen ins Knie zu beißen. Der kleine Kerl würde wahrscheinlich noch bis zur Pubertät keine Reißzähne bekommen, und seine Mutter würde ihn wohl bei Brendon absetzen und ihn erst wieder holen kommen, wenn er einundzwanzig wurde.
»Da bist du.« Allie Llewellyn schloss die Tür zum Solarium hinter sich und dämpfte damit das Geschrei draußen. »Ich dachte mir schon, dass du fliehen würdest, sobald die Streiterei anfängt.«
»Ich hätte Marissa nie mitbringen dürfen, wenn Missy hier ist.« Er hatte seinen Fehler in den ersten zehn Minuten nach ihrer Ankunft erkannt. Sobald Missy, Kopf des Llewellyn-Rudels, das riesige Wohnzimmer des Llewellyn-Anwesens betreten hatte, war ihr Marissa ins Gesicht gesprungen und hatte wissen wollen, warum keiner aus dem Llewellyn-Rudel bei Brendon im Krankenhaus geblieben war und warum keiner von ihnen es für nötig befunden hatte, sie anzurufen. Von dem Moment, als Missy knurrte, dass sie kein Informationsdienst sei, ging es rapide abwärts.
Drei Stunden später beharkten sich die beiden Frauen immer noch.
Allie streckte sich auf einem Liegestuhl aus und sah ihn an. »Du kommst mir ungewöhnlich fröhlich vor, wenn man all das Geschrei und Drama bedenkt.«
»Das müssen die Feiertage sein.«
Lachend sagte sie: »Okay. Wie heißt sie?«
»Zu dieser Information haben nur berechtigte Personen Zugang, und du bist keine berechtigte Person.«
Brendon mochte Allie wirklich. Nicht unbedingt, wenn sie in Missys Nähe war, aber wenn sie allein waren. Allie und Eriks Mutter Serita waren relativ nett, und das hatte es recht unterhaltsam gemacht, mit ihnen Kinder aufzuziehen.
»Du weißt aber schon, dass es Missy nicht gefallen wird, wenn du dich mit jemandem von einem anderen Rudel einlässt. Zumindest nicht ohne einen Vertrag.«
»In unserem Vertrag geht es um die Kinder und nur um die Kinder.«
»Ich will mich nicht streiten. Ich sage es dir nur. Und ich jammere ein kleines bisschen, weil ich es mir dann noch ewig anhören muss. Pausenlos.«
Während er die winzige Faust seiner Tochter daran hinderte, Kontakt mit seinem Auge aufzunehmen, fragte er: »Das klingt, als würde sie immer noch wegen Mace und seiner Bronx-Lady toben.«
Allie lachte, weil er tatsächlich den Ausdruck »Lady« benutzt hatte. »Oh ja. Allerdings tobt sie noch. Übrigens haben wir jetzt nur noch zwei Männer. Petrov ist tot. Du bist weg. Und Mace lässt sich nicht mehr von ihr eintauschen. Ihr Leben liegt in Scherben.« Allie verdrehte die Augen. »Mir persönlich ist das vollkommen egal. Das kleine böse Kätzchen da drüben« – sie deutete auf ihre Tochter – »macht mir im Moment mehr als genug Probleme. Ich brauche ganz sicher nicht noch ein Junges, bis sie ein bisschen älter ist.«
»Verständlich.« Brendon nahm seinen Sohn hoch und setzte ihn sich aufs Knie, wobei er die Zähne ignorierte, die sich in seinen Unterarm bohrten. »Aber Missy muss auch verstehen, dass ich nicht zulassen werde, dass sie meine Kinder als Druckmittel gegen mich benutzt.«
Allie schüttelte den Kopf. »Das werde ich nicht zulassen, Brendon. Ich sage nicht, dass sie es nicht versuchen wird, aber ich lasse sie nicht damit durchkommen.« Sie lächelte ihn an. »Ich mag dich. Du nervst mich viel weniger als die meisten Männer. Abgesehen davon wird mir unser liebes kleines Gör meine langen, seidigen Locken ausreißen, wenn ich je versuche, mich zwischen sie und ihren Daddy zu stellen.«
»Und Serita?«
»Missy hat Glück, wenn Serita kein eigenes Rudel gründet. Sie streiten in letzter Zeit wie zwei Katzen im Sack. Abgesehen davon wissen wir beide, dass sie die Kinder nicht benutzen kann. Wir alle haben den Vertrag gelesen, den wir unterschrieben haben. Er ist ziemlich wasserdicht.«
»Verdammt richtig, das ist er.« Drei teure Anwälte, die auf Gestaltwandlerrecht spezialisiert waren, und seine Schwester hatten dafür gesorgt.
»Ich mache dir überhaupt keinen Vorwurf«, sagte sie mit einem Seufzen, lehnte sich in ihrem Liegestuhl zurück und sah zur Decke hinauf. »Nichts ist trauriger als ein alter Rudellöwe, der seine Jungen seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat.« Wie sein Dad Mitch nicht gesehen hatte.
Allie gähnte, ihre Augen schlossen sich zitternd. »Kommst du mit uns zum Essen, Brendon? Wir haben einen Tisch in diesem neuen Sushi-Restaurant in Uptown reserviert. Der Küchenchef soll ein Gott sein.«
Eher hätte er sich Körperteile entfernen lassen, als ein überteuertes neureiches Essen mit Missy auszusitzen. Doch bevor Brendon das laut aussprechen konnte, klingelte sein Handy. Er schaute auf die angezeigte Nummer und ging ran. »Ja?«
»Hallo, Sir. Hier ist Timothy.«
»Ich weiß. Mein Handy zeigt die Anrufer an.« Nach acht Jahren als sein persönlicher Assistent hätte man meinen können, dass Timothy das von seinem Boss wusste. »Was ist los?«
»Ich habe eine Nachricht von Louise erhalten.« Louise war schon länger Brendons Sekretärin, als Timothy sein Assistent war. »Sie wollten, dass ich die Hotels der Umgebung checke und eine Smith-Meute finde?«
»Ja. Haben Sie etwas herausgefunden?«
»Sir, sie sind hier.«
»Hier? Sie meinen in New York?«
»Nein. Ich meine im Kingston Arms. Sie haben vor mehr als einer Woche unter dem Namen … äh … Sissy Mae Smith eingecheckt.«
Brendon starrte an die Wand und merkte nicht, dass seine Tochter sich an seine Haare hängte wie ein Affe.
»Sind Sie sicher?«
»Ja, Sir. Ich bin sogar losgezogen und habe die anderen Hotels in New York und Umgebung gecheckt, die auf Ihre« – Timothy räusperte sich – »Art ausgerichtet sind, weil Smith so ein häufiger Name ist, aber die einzige Smith-Meute, die ich ausfindig machen konnte, wohnt in diesem Hotel.«
Brendon atmete langsam aus und grinste. »Gute Arbeit.«
»Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Sir?«
»Nein. Ich bin demnächst wieder zurück im Hotel.«
»Ja, Sir.«
Brendon beendete die Verbindung. »Ich muss los.«
Ohne die Augen zu öffnen, lächelte Allie. »Dachte ich mir.«
Nachdem er seine Tochter von seinen Haaren gelöst hatte, schwang Brendon sie in seinen Armen herum und küsste ihren Hals, dann küsste er seinen Sohn auf den Scheitel. »Benehmt euch, ihr beiden.«
»Vergiss nicht«, erinnerte ihn Allie, »wir fahren morgen für Silvester raus zu Großmutters Haus in Sag Harbor.«
»Okay. Ich komme nachmittags vorbei und verabschiede mich von euch.«
Er setzte seine Kinder neben Allie und öffnete die Tür des Solariums. Der Streit traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Es würde eine Weile dauern, seine Schwester dazu zu bringen, sich loszueisen. Nur dass er nicht in Stimmung war, ihr die Zeit zu lassen.
»Sag meiner Schwester, wenn sie fertig ist, dass ich im Hotel bin.«
Allie öffnete ein Auge und sah Brendon an. »Du lässt sie hier?«
»Mir ist nicht danach, sie rauszuschleppen. Ich lasse ihr sogar das Auto da. Ich schnappe mir ein Taxi.«
Lachend schloss Allie wieder die Augen. »Okay. Aber weder deine Schwester noch Missy werden darüber glücklich sein. Ich hoffe also, dass sie es wert ist, wer auch immer sie ist.«
Oh ja, das war sie.
Einmal ausschlafen und dann dem Gott der Weißen Schüssel huldigen, und Ronnie ging es schon viel besser. Auch wenn ihr immer noch nicht danach war, am Abend auszugehen, und sie nicht wusste, wie der Rest der Wölfinnen das schaffte.
Große Pläne fürs Abendessen und eine Clubtour für die ganze Meute dank Bobby Ray. Er versuchte sogar, den armen Mace und Dez mitzunehmen, aber nach dem zu urteilen, was Ronnie von dem Telefongespräch mitbekam, hatte Mace nicht vor, so schnell sein Bett zu verlassen, solange Dez darin lag.
Ronnie lächelte, als sie an die beiden dachte. Sie waren ein süßes, wenn auch ein merkwürdiges Paar. Und sie liebte die Panik in Dez’ Blick, wenn sie Mace dabei erwischte, wie er sie anstarrte, als könne er sie bei lebendigem Leib auffressen. Der Mann war verliebt. Daran gab es keinen Zweifel, und nichts, was Dez tat oder nicht tat, konnte das ändern, also konnte sie es auch gleich schlucken. Sozusagen.
Die Meute stand an der Rezeption des Hotels. Irgendwann würden sie eine dauerhafte Wohnmöglichkeit finden, und diese Suche war Sache der Frauen. Bis dahin würden sie den Luxus des Kingston Arms genießen.
Bobby Ray nahm noch einen Stapel geschäftliche Papiere vom Personal entgegen. Er und Mace hatten schon einen Anwalt eingestellt, und Sissy Mae hatte sich offenbar schon mit Immobilienmaklern in Verbindung gesetzt, um Räumlichkeiten zu suchen, die groß genug für ihr Büro waren. Mace und Bobby Ray gehörten eindeutig nicht zu dem Typ Mann, der Zeit mit »Was-wäre-wenns« und Analysen verschwendete. Sie fingen einfach an. Das gefiel Ronnie.
»Bist du sicher, dass du nicht mitkommen willst?«
Mit einem Blick auf den Stapel Papier, den Bobby Ray ihr in die Arme gedrückt hatte, ihre zerrissenen Shorts, die schon bessere Tage gesehen hatten, die abgewetzten und uralten Cowboystiefel und das abgetragene Lynyrd-Skynyrd-T-Shirt, das einmal ihrem Daddy gehört hatte, zuckte Ronnie die Achseln. »Ich weiß, das ist das perfekte Outfit für das hochsommerliche Wetter, das wir draußen haben, aber ich glaube, ich bleibe hier.«
»Du musst hier nicht die Klugscheißerin geben. Ich habe nur gefragt, Ronnie Lee.«
Mit schlechtem Gewissen, weil sie ihn angezickt hatte, gab sie Bobby Ray mit der Schulter einen Schubs. »Tut mir leid. Aber ich gebe deiner Schwester die Schuld an meinem launischen Verhalten.«
»Hab dir doch gesagt, dass du nicht mehr mit ihr trinken gehen sollst.«
»Ich weiß, ich weiß. Aber sie ist so überzeugend.« Ronnie Lee verlagerte die Papiere auf eine Hand und zog mit der anderen Sissy Mae an den Haaren.
»Au! Wofür war das denn?«
»Dafür, dass du mich auf den Weg der Sünde und Trunkenheit geführt hast.«
»Für mich sah es aus, als könntest du das ganz gut allein.«
Bobby Ray knallte noch einmal vier dicke Umschläge mit Papieren von seinem Anwalt auf den Stapel, den sie schon trug. »Bring die doch bitte auf dem Weg nach oben in meinem Zimmer vorbei.«
»Klar.«
»Wenn du uns brauchst – wir haben alle unsere Handys dabei.« Bobby Ray runzelte die Stirn. »Und warum hat mich die Verwaltung wegen eines aus der Wand gerissenen Telefons angerufen?«
»Es hat nicht aufgehört zu klingeln.«
Kopfschüttelnd wandte sich Bobby Ray einem der anderen Männer zu, und Ronnie konzentrierte sich auf Sissy Mae. »Wie machst du das bloß?«
»Was?«
»So munter und fröhlich zu sein nach einer Sauftour wie gestern Nacht?«
»Ganz einfach. Ich nehme ein paar Aspirin, bevor ich schlafen gehe.«
»Das ist alles?«
»Das ist alles.«
»Also hatte meine Mommy recht. Du bist der Satan.«
»Das kannst du nicht beweisen.«
Ronnie fing an zu lachen, bis die Witterung sie traf. Dieser Geruch nach großem, appetitlichen Kater, von dem sie noch vor drei Tagen geschworen hätte, dass sie ihn niemals mögen, geschweige denn begehren würde.
Sie schluckte ihren leichten Anflug von Panik hinunter und rief sich ins Gedächtnis, dass sie eine Reed war und nicht vor irgendeiner Katze davonrannte. Abgesehen davon hatte er sie ja schon wieder vollkommen vergessen. Nicht wahr? Kein Grund, sich wegen eines Mannes verrückt zu machen, der sich nicht einmal mehr an sie erinnerte.
Entschlossen, nicht zu weichen, sah Ronnie zu, wie Shaw in die Hotellobby schritt und dabei in einem dicken, tannengrünen Zopfmusterpulli, verwaschenen blauen Jeans und abgewetzten Arbeitsstiefeln umwerfend aussah. Sobald er erschien, eilten aus allen Richtungen Angestellte herbei, verlangten seine Aufmerksamkeit und wollten, dass er Dinge unterschrieb. Er winkte allen bis auf einem ab. Sie hatte das Gefühl, dass der viel kleinere Mann, der mit ihm zur Rezeption ging, ein Vollmensch, Shaws persönlicher Assistent war. Herr im Himmel, der Mann hat einen persönlichen Assistenten.
Sie wich nicht von der Stelle, bis er nur noch ein Dutzend Meter von ihr und der Meute entfernt stand, dann verfiel sie in Panik. Sie duckte sich und machte einen Schritt rückwärts. Sissy Mae sah herüber und stellte sich rasch vor Ronnie, damit Shaw sie nicht sehen konnte. Dafür liebte Ronnie Sissy wirklich. Sie würde ihr später endlose Vorträge halten, dass sie sich nicht so anstellen sollte, aber jetzt beschützte sie Ronnie, ohne Fragen zu stellen.
Himmel, und das brauchte sie auch.
Zu ihrem wachsenden Entsetzen blieb Shaw neben der Meute stehen und schaute von den Papieren auf, die sein Assistent ihm in die Hand gedrückt hatte. Er sah Bobby Ray an, und sie begann sich davonzustehlen, oder vielmehr davonzurennen, doch Sissy hielt sie am Shirt fest. Kluge Frau. Als Raubtier würde Shaw ein weibliches Wesen, das aus dem Raum rannte, sofort bemerken.
Sowohl Marty als auch Gemma merkten, dass etwas vor sich ging, und stellten sich neben Sissy Mae, um Ronnie noch weiter vor Shaw abzuschirmen.
»Du bist Maces Freund, oder?«, fragte Shaw. »Aus den Tunneln neulich Nacht.«
»Yup«, antwortete Bobby Ray … nach einer längeren Pause. Bobby Ray hielt nicht viel davon, Dinge zu überstürzen. Vor allem Worte nicht.
»Danke dafür.«
»Kein Problem.«
Sie seufzte lautlos. Männer.
Shaw drehte sich um, um etwas zu seinem Assistenten zu sagen, und da schubste Sissy Ronnie aus dem Raum. Perfektes Timing.
Ronnie sprintete zum Aufzug und hämmerte mehrmals auf den Rufknopf. »Komm schon«, flehte sie. »Komm schon.«
Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, öffneten sich die Aufzugtüren, und Ronnie stürzte hinein. Sie balancierte die dicken Ordner und Papierstapel mit einer Hand, damit sie den Knopf für ihr Stockwerk drücken konnte. Als der Knopf aufleuchtete, lehnte sie sich an die Wand und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als die Türen begannen, sich zu schließen.
Doch als diese große Hand auftauchte und gegen eine der dicken Metalltüren schlug, um sie aufzuhalten, hätte sie beinahe vor Schreck aufgeschrien. Ronnie drückte sich an die Wand und hielt die Luft an, als Brendon Shaw mit seinem Assistenten den Aufzug betrat.
»Geben Sie ihnen die Zimmer umsonst.«
»Sir?«
»Stottere ich?«
»Normalerweise nicht, Sir.«
»Und sorgen Sie dafür, dass sie alles haben, was sie brauchen, solange sie hier sind.«
»Ja, Sir. Und Ihre Schwester hat angerufen.«
»Was wollte sie?«
Ronnie schaute zu den Zahlen hinauf und versuchte, die Stockwerke durch Willenskraft dazu zu bringen, schneller vorbeizurauschen.
»Ähm …« Der Assistent warf ihr einen Blick zu. »Das kann warten, Sir.«
»Timothy, spucken Sie’s aus!«
Er zuckte die Achseln. »Sie hat nur gesagt: ›Richten Sie ihm aus, er kann mich mal.‹«
Statt wütend zu werden, lachte Shaw herzhaft auf. Er hatte ein hübsches Lachen. Tief und echt. Es gefiel ihr.
»Sie ist sauer auf mich. Ich habe sie mit Missy Llewellyn allein gelassen.«
»Da wäre ich auch sauer auf Sie, Sir«, scherzte Timothy und lachte mit seinem Chef, bis der Aufzug im vierundzwanzigsten Stock anhielt. »Ich werde bis spät hier sein, Sir, falls Sie mich für irgendetwas brauchen.«
»Nein. Bleiben Sie nicht zu lange. Gehen Sie nach Hause zu ihrem … äh …«
Süffisant fragte Timothy: »Meinem Freund, Sir?«
»Ja. Egal. Können wir ihn nicht einfach Frank nennen?«
Jetzt grinste Timothy und verließ den Aufzug. »Wenn Sie meinen, Mr. Shaw.«
»Ja. Gehen Sie nach Hause. Wir sehen uns morgen.«
»Nacht, Sir.«
Die Aufzugtüren schlossen sich, und Shaw atmete langsam aus. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass er ihr einen Blick zuwarf. Er starrte kurz auf ihre nackten Beine, dann wandte er den Blick ab.
Da wusste sie, dass er sich nicht an sie erinnerte. Wie sie erwartet hatte: Sobald das Fieber abklang, war er wieder die arrogante Großkatze, die keine »Hunde« brauchen konnte.
Was sie ärgerte, war, wie sehr es sie störte. Sie hatte den Mann während seines Fiebers gepflegt und dann einen höllischen Orgasmus mit ihm gehabt. Man hätte meinen können, dass er sich zumindest an irgendetwas erinnerte.
Sie hätte es besser wissen müssen und war verdammt dankbar, dass sie ihn nicht gevögelt hatte. Die Erniedrigung, wenn sie es getan hätte …
Der Aufzug hielt im achtunddreißigsten Stock – einem Stockwerk nur für Gestaltwandler –, und sie stieg aus, ohne ihn anzusehen. Sie ging einen langen Flur entlang, bis sie vor Bobby Rays Zimmer stand, grub in ihrer hinteren Hosentasche nach der Schlüsselkarte und versuchte dabei, ihren Papierstapel nicht fallen zu lassen.
Sie hatte die Karte gerade durchgezogen und die Tür geöffnet, als das gebrüllte »Du wolltest so tun, als würdest du mich nicht kennen, oder?« Bobby Rays wertvolle Papiere und Umschläge in alle Richtungen fliegen ließ.
Brendon konnte nicht fassen, wie wütend sie ihn machte. Glaubte sie wirklich, dass er sie nicht bemerkte? Dass er sie nicht gerochen hatte, sobald er die Lobby betrat? Er hatte den Mund gehalten, um zu sehen, ob sie irgendetwas sagte oder tat, um zu erkennen zu geben, wer sie war, doch als er sah, wie sie sich duckte und sich vor ihm versteckte, wurde sein Herz schwer.
Er hätte sie einfach gehen lassen können. Das hätte er auch beinahe getan, als er sah, wie sie wie eine verängstigte Maus aus der Lobby huschte. Doch er war einfach zu wütend, um es ihr durchgehen zu lassen. Es half auch nicht, wie verdammt gut sie in diesen Shorts und den Stiefeln aussah.
»Oder?«, schrie er noch einmal.
Sie drehte sich zu ihm um, eine Hand auf ihr Herz gelegt. Sie ließ sich gegen die Wand sinken. »Herr im Himmel, du hast mich zu Tode erschreckt!«
»Gut!«
»Du musst nicht die ganze Zeit schreien. Ich höre dich sehr gut.« Sie schaute auf die Papiere und Ordner hinunter, die überall verstreut lagen. »Verdammt. Jetzt muss ich die wieder sortieren.«
Papiere? Sie machte sich Sorgen um Papiere? Wer scherte sich einen Dreck darum?
Er sah ihr zu, wie sie sich niederkauerte und alles einsammelte. »Ist das alles, was du mir zu sagen hast?«
»Ist dein Fieber weg?«
»Ja.«
Mit den Papieren in einer Hand stand sie auf und knallte ihm die freie Hand an die Stirn.
»Wenn du mich fragst, bist du immer noch ziemlich warm. Du solltest dich besser hinlegen und ausruhen, bevor du wieder anfängst zu arbeiten. Das ist jedenfalls meine Meinung. Du kannst tun, was du willst.«
Sie drehte sich um und zog noch einmal die Schlüsselkarte durch, um die Tür zu öffnen. Bevor sie ins Zimmer entkommen und ihn ausschließen konnte, nahm er ihr die Papiere aus den Händen, ignorierte ihr vorwurfsvolles »Hey!« und warf alles in den Raum. Er konnte riechen, dass das nicht ihr Zimmer war. Es gehörte einem Mann, und er wollte sie nicht hier drin haben. Brendon knallte die Tür zu.
»Was zum Henker soll …«
Brendon unterbrach ihre Tirade, indem er sie küsste. Er konnte nicht anders. Er hatte noch nie eine Frau gesehen, die in einer abgeschnittenen Jeans, Cowboystiefeln und einem T-Shirt besser aussah. Das T-Shirt war so oft in der Waschmaschine gewesen und hatte so viele Jahre ins Land gehen sehen, dass er mühelos den aquamarinblauen Spitzen-BH erkennen konnte, den sie darunter trug. Mit einem ordentlichen Ruck hätte er es ihr vom Leib reißen können.
Um nicht genau das mitten im Flur zu tun, griff er mit seinen Händen in ihre Haare und tauchte seine Zunge zwischen ihre Lippen. Ihre Hände knallten gegen seine Schultern, und er war sich sicher, dass sie ihn wegschieben würde. Ihm vielleicht sogar die Brust zerfetzen. Wölfinnen konnten gemein werden, wenn man sie provozierte.
Doch ihre Finger krallten sich in seine Haut, und sie riss ihn an sich, stellte sich auf die Zehenspitzen, um seinen Kuss zu erwidern.
Brendon wollte ihr keine Gelegenheit geben, zu zweifeln oder sich Sorgen zu machen, was ihre Meute sagen würde, daher schob er die Hände unter ihren perfekten Hintern und hob sie hoch. Er legte ihre Beine um seine Taille und steuerte auf den Aufzug am Ende des Flurs zu. Dieser Aufzug würde ihn direkt in sein Apartment im obersten Stock bringen.
Er schaffte es ungefähr drei Meter weit, als eine ihrer Hände sich von seiner Schulter löste und sich an die Wand knallte.
Sie beendete ihren Kuss. »Warte. Warte kurz.«
Er knurrte.
»Und knurr mich nicht an.« Zumindest keuchte sie. Keuchen war gut. »Wo zum Henker gehen wir hin?«
»In mein Apartment.«
Sie schüttelte den Kopf, und auf ihrem schönen Gesicht wechselten sich Verwirrung und Lust miteinander ab. »Wir können nicht … wir sollten nicht …«
Wieder küsste er sie, um sie zum Schweigen zu bringen und weil sie so verdammt gut schmeckte.
Er ging weiter, und ihre Klauen kratzten eine Rille in die Wand, während er auf den privaten Aufzug zuhastete.
Sie zog noch einmal ihre Lippen weg. »Warte!«
Er blieb stehen und sah sie an.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir das nicht tun sollten.«
»Wer sagt das?«
»Die Gesetze der Natur und Gott.«
»Gesetze sind dazu da, gebrochen zu werden, und Gott will nur, dass wir glücklich sind.« Diese Frau zu vögeln würde ihn verdammt glücklich machen. »Komm schon. Lass uns ein paar Gesetze brechen.«
»Nein, nein, nein! Lass uns mal kurz darüber nachdenken. Gib mir nur eine Sekunde.«
Er ließ sie nicht los. Und wo ihre Brüste schon einmal hier waren …
Sie schnappte nach Luft, ihre Hände griffen seinen Kopf und zogen ihn heran, während er durch ihr T-Shirt und den BH an ihrem Nippel lutschte.
»Du gibst mir so was von keine Minute zum Nachdenken!«
»Ich weiß«, sagte er mit ihrem Nippel im Mund. »Ich will nicht, dass du nachdenkst. Weil du nachgedacht hast, hast du mich verlassen.«
»Ich habe dich nicht … ich konnte nicht …« Sie keuchte lauter. »Hör auf, so daran zu lutschen!«
»Okay. Wie wäre es damit?« Er sog sie tiefer ein, und sie schrie auf.
Ihre Hand knallte gegen die Wand, und die Krallen waren wieder ausgefahren. »Dein Zimmer«, befahl sie. »Dein Zimmer, sofort.«
Brendon widersprach nicht, er beeilte sich nur.
Das Klingeln des privaten Aufzugs hätte Ronnie fast aus ihrem schwachsinnigen Verhalten gerissen – aber nur fast. Nicht bei einem Mann, der so küssen konnte. Wenn die Art, wie er seine Zunge benutzte, auch nur annähernd seinem Geschick mit seinem Schwanz entsprach, war sie eine Weile beschäftigt.
Ich dachte, du wärst jetzt erwachsen und würdest solche Sachen nicht mehr machen? Weißt du noch? Neues Jahr … neues Leben.
Da war sie wieder. Diese verdammte Stimme in ihrem Kopf. Die, die verdächtig wie die ihrer Momma klang. Die, auf die sie nie hörte, selbst wenn sie sollte. Auch jetzt hätte sie wahrscheinlich auf sie hören sollen, aber die Küsse dieses Mannes waren wie eine Droge. Ronnie konnte an nichts anderes denken als an seine Lippen, die ihre berührten. Seine Zunge, die durch ihren Mund glitt, streichelte und neckte. Sie konnte an nichts weiter denken als daran, was er tun würde, wenn er erst einmal in ihr war, und der bloße Gedanke daran ließ sie beben, und ihre Muschi zog sich zusammen.
Der Aufzug öffnete sich nicht direkt in sein Zimmer, sondern in einem Flur mit einer Tür an der gegenüberliegenden Wand. Shaw hob sie hoch und drückte sie an die Wand, während er die Schlüssel aus seiner hinteren Hosentasche fischte und die Tür aufschloss. Er trug sie hinein und drückte sie wiederum an eine Wand, während er die Tür zuschlug und die vier Bolzenschlösser einrasten ließ.
Erst als er sie genau dort hatte, wo er sie haben wollte, ließ er ihre Beine los, und seine Hüften wiegten sich gegen ihren Körper. Sie stöhnte und ließ ihre Hände unter seinen Pulli und hinten in seine Jeans gleiten. Sie drückte seinen Hintern und lachte, als er an ihrem Mund stöhnte.
Shaws Lippen strichen ihren Kiefer entlang zu ihrem Hals, seine Zähne rieben über die pochende Schlagader. Er wanderte weiter nach unten, ließ seinen Mund wieder an ihrer Brust ruhen, während er ihr T-Shirt hoch und das Körbchen des Spitzen-BHs nach unten zog. Sein warmer Mund umschloss ihren Nippel und zupfte hungrig daran.
Sie vergrub ihre Hände in seinen Haaren, um ihn dort festzuhalten, wo er war, und fragte sich, ob er sie allein durch das Lecken ihrer Brust zum Höhepunkt bringen konnte. Sie hatte einmal gehört, dass manche Männer diese Fähigkeit besaßen, hatte aber bisher noch keinen getroffen.
Ronnies Körper versteifte sich vor Erwartung, spannte sämtliche Muskeln an, um sich auf die Erlösung vorzubereiten, von der sie wusste, dass sie kommen würde.
Sie öffnete die Augen, um dem Mann dabei zuzusehen, wie er so mühelos alle Saiten ihres Körpers spielte, und da sah sie ihn aus Shaws Küche kommen.
Er erstarrte bei ihrem Anblick, der Saft des grünen Apfels, in den er gerade gebissen hatte, tropfte ihm vom Kinn. Er war nicht wie die im Krankenhaus. Er war kein Mensch. Zumindest nicht ganz. Knurrend, mit entblößten Reißzähnen, rammte Ronnie ihre Faust seitlich an Shaws Kopf.
»Au!« Er wich zurück und rieb sich die Wange, die sie getroffen hatte. »Wofür zur Hölle war das denn?«
Während sie ihren BH hoch- und ihr T-Shirt herunterzog, knurrte sie: »Wenn du glaubst, ich sei so eine Wölfin, dann irrst du dich gewaltig!«
»Was?« Shaw sah ehrlich verwirrt und auch ein bisschen verletzt aus.
Sie deutete auf seine Küche.
Stirnrunzelnd richtete Shaw sich auf und drehte sich um. Die beiden Männer starrten einander lange an. Dann stürzte sich Shaw auf ihn, schnappte den anderen an der Kehle und knallte ihn gegen die Wand.
»Wo zum Teufel warst du die ganze Zeit?«
Brüllend schubste der Mann Shaw zurück und drehte sich herum, damit er wiederum Shaw an die Wand knallen konnte.
»Das geht dich einen Scheißdreck an!«
Ronnie verdrehte die Augen. Brüder.
Sie mussten Brüder sein. Nur Familienmitglieder konnten sich so übereinander aufregen.
Shaw drückte seinen Unterarm gegen die Kehle des anderen, drehte sich und knallte seinen Bruder noch einmal an die arme, misshandelte Wand.
»Ich wurde fast umgebracht, als ich dich gesucht habe!«
»Wer hat gesagt, dass du nach mir suchen sollst? Ich habe dir gesagt, du sollst dich um deinen eigenen Scheiß kümmern!«
Sie brüllten einander buchstäblich an, und Ronnie beschloss, dass es ein guter Zeitpunkt war zu gehen. Lautlos entriegelte und öffnete sie die Tür, doch bevor sie in den Flur hinausschleichen konnte, bewegten sich Shaws goldene Augen zu ihr hinüber und nagelten sie mit einem Blick auf der Stelle fest.
»Denk nicht mal daran abzuhauen!«
Ronnie hätte ihm widersprochen. Hätte ihm gesagt, dass es das Beste sei, wenn er und sein Bruder allein miteinander redeten. Oder dass er sich benahm wie ein Mistkerl und sich jemand anderen zum Vögeln suchen solle. Doch bevor sie ein Wort sagen konnte, schubste Shaws Bruder ihn zu Boden, und die zwei begannen sich zu prügeln wie … na ja, wie zwei Raubkatzen.
Es war nicht hübsch anzusehen.
Auch wenn sie als Hund die Show ziemlich genoss.