lion

Kapitel 10

Es konnte nicht später als elf Uhr morgens sein, als er es hörte. Das schrecklichste aller Geräusche. Die Art von Geräusch, die Menschen zum Töten trieb, dazu, alles zu vernichten, was sie liebten, alles zu zerstören.

Mit einem Knurren stand er auf, ging zum Fenster und riss es auf. Die Weihnachtsliedersänger vor dem Haus schauten zu ihm hinauf. Sie sahen ziemlich festlich aus mit ihren Weihnachtsmützen und ihren grünen und roten Pullis, während sie fröhlich von Rudolph und seiner gottverdammten roten Nase sangen.

Mace starrte die Gruppe wütend an und brüllte. Ein ausgewachsenes Löwe-schützt-sein-Rudel-Gebrüll. Die Art von Gebrüll, die man fünf Meilen weit hört und die anderen Gestaltwandlern sagt, dass dieses Territorium jetzt ihm gehört.

Die Sänger hielten inne, schrien und rannten davon. Er knallte das Fenster wieder zu und drehte sich um. Dez kniete nackt auf dem Bett und beobachtete ihn mit schönen, hellwachen Augen.

»Was ist los mit dir?«

»Sie haben mich aufgeweckt. Ich hasse das.«

»Mace, ich muss hier leben! Und waren sie nicht von der Kirche?«

»Ich meine, einen Priester gesehen zu haben.«

Dez vergrub den Kopf in den Händen. Sie fragte sich, ob es wirklich heiß war in der Hölle oder nur ein bisschen schwül.

»Keine Sorge, Dez. Sie werden sich einreden, es sei nie passiert.«

Ruckartig hob sie den Kopf. »Hör zu, Mace. Ich weiß, du bist irre, aber meinst du nicht, du könntest ein kleines bisschen weniger irre sein?«

Mace ging ruhig auf sie zu. Nackt und in voller Pracht. Dez’ Körper reagierte sofort bei seinem Anblick. Ihr Atem strömte in einem sanften Strom aus ihr heraus, ihre Nippel wurden hart, und der Beweis ihrer Lust ergoss sich zwischen ihren Schenkeln.

»Du magst mich doch irre.«

Sie sah zu, wie er sich mit der Eleganz des Tieres bewegte, das er war, und Dez spürte Furcht. Nicht nur davor, was er tun konnte, sondern was er mit ihr tat. Was er in ihr auslöste.

Er stand am Fuß ihres Bettes. »Komm her, Dez.«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«

»Hast du Angst vor mir?«

Sie schüttelte wieder den Kopf. »Nein.« Ihr Blick wanderte an seinem Körper hinauf, bis sich ihre Blicke trafen. »Ich finde nur, dass du etwas dafür tun solltest.«

Sie drehte sich auf den Knien herum und warf sich vom Bett. Allerdings kam sie nicht auf dem Boden auf. Mace hatte sie an einem Knöchel gepackt und hatte eindeutig nicht vor, sie loszulassen.

»Mace Llewellyn, lass mich los!« Sie versuchte, ihren Fuß wegzuziehen, aber Mace ließ es nicht zu. Er zerrte sie zurück, während er selbst am anderen Ende der Matratze kniete.

»Schau dir diesen Hintern an.« Er zog sie langsam zu sich her. »Dieser Hintern gehört mir, weißt du?«

»Tut er nicht!«

»Ich glaube, das hat er schon immer. Mir gehört, meine ich.«

»Mace, lass mich los!«

»Nein. Ich bin noch lange nicht fertig mit meinem Hintern. Nicht im Entferntesten.«

Er zog sie mit dem Hintern nach oben auf seinen Schoß. Dann sah er auf ihn hinab. So ein herrlicher, perfekter Hintern. Sein Hintern. Er beugte sich nieder und küsste die rechte Backe. Dann fuhr er seine Reißzähne aus und biss sie.

Dez schrie auf. Mace hatte gar nicht gewusst, dass ihre Stimme so hoch sein konnte. Sie sprudelte einen Strom von Schimpfworten hervor, von denen er einige noch nie gehört hatte – Spermablase?! –, streckte den Arm nach hinten und boxte seinen Oberschenkel.

»Hast du mich gerade gebissen?«, wollte sie wissen.

Mace leckte das Blut ab. »Mhm.«

»Blutet es?«

»Mhm.«

Sie stöhnte, als seine Zunge die Wunde säuberte, und krallte die Hände in die Daunendecke. »Warum?«

Mace küsste ihren Hintern, bevor er sie umdrehte. Er zuckte die Achseln. Die Frau stellte die merkwürdigsten Fragen. »Weil du mir gehörst.«

»Du verdammte nervige Katze!« Dez versuchte wieder von ihm wegzukriechen, aber Mace ließ sie keinen Zentimeter entkommen. Stattdessen hob er eines ihrer Beine an, legte es sich über die Schulter und schlang das andere um seine Taille. Er riss sie eng an sich und drückte seinen Schwanz der Länge nach an ihre heiße Muschi, während er ihr mit der Zunge über den Knöchel fuhr.

»Übrigens, Dez.« Sie sah verwirrt und gierig zu ihm auf. »Tolle Zehennägel.«

Er hörte erst, dass sie aus dem Bett gefallen war, als sie auf dem Boden aufschlug. Mace machte die Augen auf und stellte fest, dass einer ihrer verdammten Hunde ihn anstarrte. Mit hängender Zunge und dem stinkendsten Atem, den die Menschheit und die Tierwelt je gerochen hatten. Offensichtlich fürchteten die Hunde ihn weniger. Im Lauf des Nachmittags kamen sie ihm immer näher. Sie testeten, wie weit sie gehen konnten, bevor er versuchte, einen von ihnen als Appetithäppchen zu verschlingen. Jetzt hatte einer die Vorderpfoten auf dem Bett, und diese stinkende nasse Nase berührte beinahe seine. Es gefiel ihm wirklich gar nicht, wie diese spezielle Beziehung sich entwickelte. Er hatte gehofft, sie seien inzwischen schon längst davongelaufen.

Er hörte das Handy klingeln und begriff, warum Dez ihr warmes Bett verlassen hatte. Er hörte, wie sie danach tastete. »MacDermot. Oh, ja. Hi. Bleib dran, Schatz.«

Sie krabbelte zurück zu ihm ins Bett, und ihr nackter Körper rieb an seinem, als sie ihm sein Telefon reichte. Konnte sich irgendetwas je wieder so gut anfühlen? »Dein Telefon. Dachte, es sei meines.«

»Es ist nicht schon wieder Missy, oder?«

Dez kicherte. »Nein.«

Er nahm das Telefon. »Bist du aus dem Bett gefallen?«

»Halt die Klappe.« Sie drehte sich um und legte den Arm um einen ihrer dummen Hunde. Der lag doch tatsächlich auf dem Bett. Und seine Frau schmiegte sich an ihn! Sie sollte sich nicht an den Hund schmiegen. Sie sollte sich an ihn schmiegen.

»Was?«, bellte er ins Telefon.

»Hey, Mann.«

»Hey, Smitty. Wie läuft’s?«

»Gut. Seid ihr noch dabei heute Abend?«

»Warte kurz.« Mace schubste Dez an der Schulter.

»Was?« Sie drehte sich nicht um, sondern streichelte diesem dummen Hund den Hals.

»Smitty will wissen, ob du heute Abend mit ihnen losziehen willst.«

»Mit ihnen?«

»Ja. Mit ihm, Sissy Mae und ihrer Meute.«

»Klar.«

Er sah ihr zu, wie sie den Bauch des dummen Hundes streichelte. Also wirklich, was kam wohl als Nächstes? Vergiss es. Er wollte gar nicht so weit denken.

»Also gut. Wir sind dabei«, sagte er ins Telefon.

»Super. Wir treffen uns im Hotel. Wir gehen von dort los.«

»Wann?«

»Acht Uhr. Wir gehen erst was essen.«

»Alles klar.«

Mace klappte das Telefon zu und schaute zu Dez hinüber. Sofort wurde sein Schwanz hart. Verdammt, was diese Frau mit ihm anstellte. Sie musste Katzenminze in den Adern haben. Er wollte sich auf die Seite legen und die Arme um sie legen, aber als er versuchte, die Beine zu bewegen, lag ein Siebzigkilohaufen rohes Hundefleisch fröhlich auf seinen Füßen. Er hatte nicht einmal bemerkt, wie das große Biest aufs Bett gekommen war.

»Da liegt ein Hund auf meinen Füßen.«

»Es ist sein Bett.«

»Sieht so ab jetzt unser Leben aus? Ich muss mich mit diesen verdammten Hunden in unserem Bett abfinden?«

Dez drehte sich herum. Sie roch nach Panik. »Unser Leben?«

»Ja. Unser Leben. Ich dachte, ich hätte dir das letzte Nacht deutlich gemacht.«

»Bist du immer so?«

»Ja.«

»Denn das wird mir auf die Nerven gehen.«

»Pech.«

Sie fuhr sich mit den Händen durch die Haare. »Weißt du, ich habe Katzen schon immer gehasst. Daher die Hunde.«

»Ah ja. Du willst also definitiv etwas in deinem Haus haben, das sich den Hintern leckt, den eigenen Schwanz jagt und jeden deiner Befehle befolgt, bis ein Auto vorbeikommt.«

Sie stützte sich auf die Ellbogen, ihr Zorn machte ihren Geruch verdammt ungewöhnlich. »Hunde sind treu. Sie sind intuitiv. Sie schleppen Leute aus brennenden Gebäuden. Bei Katzen kann man nur hoffen, dass sie einen nicht im Schlaf töten.«

Mace war wohl der unnachgiebigste Mann, den sie je kennengelernt hatte. Er wollte sie und hatte offenbar nicht vor, aufzugeben, bis er bekam, was er wollte. Was sollte sie überhaupt mit einem Hundertkilogestaltwandler anfangen?

Sauer jaulte auf, als Mace sein haariges Hinterteil kurzerhand aus dem Bett kickte. Dann war Mace auf ihr, küsste sie und nahm ihr den Atem. Verdammt, sie liebte das Gefühl seines Körpers an ihrem. All diese samtige Haut über harten Muskeln. Ein dicker, harter Muskel drückte gegen die Innenseite ihres Oberschenkels.

Na klar. Wie sollte sie in Panik über ihre »Beziehung« geraten, wenn seine teuflische Zunge so sanft die Innenseite ihres Mundes streichelte? Und seine großen Hände auf ihren Brüsten lagen und ihre Nippel zupften und zwirbelten?

Dieser durchtriebene Bastard. Er versuchte, sie abzulenken. Sie zu verwirren. Der Mistkerl wollte, dass sie ihn liebte. Verdammt. Warum konnte sie keinen netten, normalen Psychotiker mit Mutterkomplex haben wie jede andere Frau in New York?

Mace drehte sie um. Sie vergrub das Gesicht in ihrem Kissen und umklammerte das irreparabel beschädigte Kopfteil ihres Bettes. Er schnappte sich ein Kondom, dann stieß er in sie und nahm sie in Besitz – noch einmal.

Also, das mit der Liebe konnte er vergessen. Mit der gierigen Lust, die sie in ihrem Bann hielt, war sie vollkommen zufrieden. Das war völlig normal. Aber Liebe? Auf keinen Fall. Das würde nicht passieren. Und die Tatsache, dass sie das beschädigte hölzerne Kopfteil so fest umklammerte, dass sie Splitter in den Fingern hatte? Das hatte gar nichts zu bedeuten. Oder die Tatsache, dass sie keuchte wie eine Langstreckenläuferin auf dem letzten Kilometer – auch das hatte verdammt noch mal nichts zu sagen. Zumindest nicht für sie.

Und als sie kam und seinen Namen in ihr Kissen schrie? Nein. Das hieß auch rein gar nichts.

Ach, zur Hölle.