Kapitel 8
Mace wachte von einer kalten, nassen Schnauze in seinem Ohr auf. Er knurrte und schimpfte. Dez’ zwei Hunde stürmten aus dem Zimmer und ließen eine hübsche Pissespur zurück. Na großartig. Noch etwas, das er selbst saubermachen musste. Mace setzte sich auf und schaute zur Kommode hinüber. Ihre Marke und ihre Waffe waren fort.
Verdammt, wo war diese Frau? Ständig verschwand sie. Er wusste, sie war nicht im Haus. Er wusste immer, wenn sie in seiner Nähe war. Er konnte sie spüren. Also war die Frage: Wo zum Henker war sie diesmal hingegangen?
Als er aus dem ramponierten Bett glitt – das Bettgestell würde er ersetzen müssen –, suchte er rasch etwas, um den Boden sauberzumachen, und sprang dann unter die Dusche. Er war gerade dabei, sich die Haare zu waschen, die ihm jetzt bis zu den Schultern reichten, als ihm plötzlich aufging, wo Dez hingegangen sein könnte.
Der eine Ort, an dem sie getötet werden konnte.
Dez sah, wie Mace aus dem Haus stürmte, die Vordertreppe hinunter und … irgendwohin. Vielleicht hatte er beschlossen zu verschwinden. Glaubte, er könne doch noch weglaufen. Ach, wem versuche ich etwas vorzumachen? Sie wusste, dass Mace so schnell nirgendwohin ging. Wenn sie wollte, dass er ging, musste sie selbst dafür sorgen. Ein Teil von ihr wollte, dass das passierte. Bevor sie zu tief hineingeriet. Ein anderer Teil von ihr – der, zu dem ihr Herz gehörte – sagte ihr ständig, sie solle sich verdammt noch mal zurückhalten. Ihr Herz wollte, dass Mace so lange blieb, wie sie ihn halten konnte. Aber wie lange konnte sie ihn halten, wenn sie erst wieder zu arbeiten anfing? Wenn sie spät in der Nacht Anrufe wegen eines Mordfalls bekam, dem sie nachgehen sollte? Oder wenn sie mitten in einem Abendessen gehen musste? Oder wenn sie seinen Geburtstag verpasste? Wie lange würde er das mitmachen?
Sie erinnerte sich noch so deutlich an die Worte ihres Exmannes, als spräche er sie ihr genau in diesem Moment ins Ohr: »Du bist einfach nicht hübsch genug, dass ich mir diesen Scheiß antue, Desiree.«
Mace entdeckte ihren Geländewagen. Er blieb stehen und starrte ihn an. Sie fand es faszinierend, zuzusehen, wie er sich bewegte. Er hatte natürlich recht gehabt. Sie hatte immer gewusst, dass er ein Raubtier war. Dass er nicht ganz menschlich war. Tief in ihrem Inneren hatte sie es immer gewusst.
Er schnüffelte, dann drehte er sich um und sah sie. Mit einem Knurren kam er zu ihr herübergestürmt, während sie ruhig an ihrem Kaffee nippte.
»Du machst mich wahnsinnig!«
»Ich habe doch nichts getan.«
»Glaubst du nicht, dass ich das weiß?« Mace setzte sich neben sie auf die Veranda, sein Oberschenkel berührte ganz leicht ihren. Plötzlich hatte sie Lust, auf seinen Schoß zu kriechen und sich von ihm im Arm halten zu lassen, aber sie war nie besonders gut in öffentlichen Zuneigungsbekundungen gewesen. Hauptsächlich, weil sie nicht wusste, wie man es machte.
»Ich dachte, du wärst zurückgegangen.«
»Wohin zurückgegangen?«
»In diesen Club von gestern Nacht.«
»Der mit den Hyänen?« War der Mann verrückt geworden? »Wow, ich wusste nicht, dass auf meiner Stirn ›dumme Idiotin‹ steht.«
Er lächelte, und sie wurde beim bloßen Anblick sofort feucht. »Nicht dumme Idiotin. Großer, böser Cop.«
»Auf keinen Fall, Katze. Sie haben einmal versucht, mich umzubringen. Warum sollte ich mein Glück überstrapazieren? Abgesehen davon macht die Sitte genau in diesem Moment dort eine Razzia.«
Mace schloss die Augen und seufzte tief. »Das hast du nicht getan.«
»Oh doch, das habe ich.« Sie nahm noch einen Schluck Kaffee. »Sie können den Club wahrscheinlich nur für ein oder zwei Nächte schließen, aber das freut mich trotzdem unglaublich.«
»Du bist verrückt.«
»Dafür gibt es keine stichhaltigen Beweise.«
Mace hob plötzlich ihren Arm und streckte sich mit dem Kopf in ihrem Schoß aus. Er legte ihre Hand auf seinen Kopf. »Los, streichle mich, Baby.«
Sie stellte ihren Kaffee ab und fing an zu lachen. Es schien, als müsste sie nicht wissen, wie man Zuneigung zeigt. Mace würde ihr schon die nötigen Befehle geben. Eigentlich war ihr das gar nicht unrecht. Wenn sie nicht in der Stimmung war, konnte sie ihn immer noch die Treppe hinunterstoßen.
Dez vergrub die Hand in seinen nassen Haaren und fuhr langsam mit den Fingern durch die seidige Pracht. Nach dem dritten Streicheln begann Mace zu schnurren. Da sein Kopf in ihrem Schoß lag, schnurrte er verdammt nah an ihrer Klitoris … sie schüttelte den Kopf. Sie musste wirklich versuchen, sich in Gegenwart dieses Kerls einigermaßen in den Griff zu bekommen, sonst machte sie sich noch lächerlich.
Mace rollte sich auf den Rücken, die großen Füße gegen das Verandageländer gestützt. Seine schönen Augen lächelten zu ihr hinauf. Seine Wunden aus der vergangenen Nacht waren fast verblasst, aber sie würde ihren Kratzer im Nacken wahrscheinlich noch ein paar Wochen haben.
Dez fuhr weiter mit einer Hand durch seine Haare, während sie die andere auf seine Brust legte. Sie staunte, wie schnell seine Haare gewachsen waren. Er nahm ihre freie Hand und hielt sie zwischen seinen. Dann strich er mit dem Finger über ihre Haut, und Dez biss sich von innen auf die Wangen, um nicht aufzustöhnen.
»Was willst du heute tun?«, murmelte er leise.
Dich besinnungslos vögeln? »Egal.«
»Wir könnten in die Stadt gehen.«
»Ja.« Eigentlich keine schlechte Idee. »Ich muss noch Einkäufe machen.«
»Weißt du, Dez, für jemanden mit ›moralischen Einwänden‹ gegen diese Feiertage hast du eine ganz schön festlich geschmückte Wohnung.«
Sie hatte irgendwie gehofft, er hätte es nicht bemerkt. Sie hätte es besser wissen müssen. »Ich habe kein Problem mit den Feiertagen. Ich habe ein Problem mit … mit meinen …« Was glaubte er eigentlich, wie sie einen zusammenhängenden Gedanken fassen sollte, wenn er unbedingt ihren Finger in den Mund nehmen und daran lutschen musste?
»Red weiter«, drängte er, immer noch mit ihrem Finger im Mund.
Sie versuchte es noch einmal. »Ich habe ein Problem mit meiner Familie.« Sie schloss die Augen und schauderte, als seine Zunge um ihren Zeigefinger glitt. »Sie treiben mich in den Wahnsinn.«
»So wie ich?«
»Nein, Mace. Nicht so wie du.« Niemand ist wie du.
»Gut.«
Eingebildeter Kerl. Sie schüttelte wieder den Kopf. Dieser Mann würde sich niemals ändern.
»Weißt du, wir könnten auch hierbleiben und den ganzen Tag vögeln.«
»Sehr subtil, Katze.«
Mit nachdenklichem Gesicht sagte er: »Du scheinst dich wirklich wohl mit dem zu fühlen, was ich bin, Dez. Wieso eigentlich?«
»Gestern Nacht hast du gesagt, ich hätte Angst vor dir.«
»Ich habe mich geirrt. Du hast keine Angst vor der Katze. Du hast Angst vor dem Mann.«
»Blödsinn, Llewellyn.«
»Du hast Angst davor, wo das mit uns hinführt.«
»Es führt nirgendwohin, Mace.«
»Von wegen. Du weißt, dass ich …«
Ihr Telefon klingelte. »Telefon!«
Mace zuckte zusammen, und sie ging schnell ans Telefon. Sie wollte nicht darüber reden. Sie war nicht bereit für dieses Gespräch. Und sie würde es auch mit verdammter Sicherheit nie sein.
»MacDermot.«
»Hey, Schätzchen.«
Dez blinzelte. »Sissy Mae?«
Sie hörte Mace knurren und fragte sich, wie zum Henker die Frau an ihre Nummer gekommen war. »Klar doch. Was hast du heute vor?«
Sie blickte zu Mace hinab und sah die Entschlossenheit in seinen Augen. Wenn sie mit ihm hierblieb, würde er sie vögeln, bis sie ihm alles und jedes versprach. Bis sie zugab, was sie wirklich fühlte. Sie war noch nicht einmal so weit, es vor sich selbst zuzugeben.
Sie brauchte Zeit. Sie musste nachdenken. Und er musste aufhören, an ihren Fingern zu lutschen.
»Woran hast du gedacht?«
»Wie wär’s, wenn wir uns in der Stadt auf einen Kaffee treffen oder so?«
»Na ja, da ist nur eine Sache …«
»Natürlich kann Mace mitkommen.« Offensichtlich wusste jeder von ihrer Beziehung mit Mace Llewellyn. »Er kann Smitty Gesellschaft leisten.«
Sie sah zu Mace hinab. Er hatte ihre Hand genommen und ließ sie über seinen schnell wachsenden Ständer gleiten. Mit einem ordentlichen Stoß schubste ihn Dez die Treppe ihrer Veranda hinunter.
»Au!«
Komisch. Sie hatte immer gedacht, dass Katzen auf allen vieren landen.
Sie lächelte. »Ja, Sissy Mae. Das wäre super.«
Mace wandte sich zu Smitty um und hielt zwei Uhren hoch. »Welche gefällt dir besser?« Er deutete auf eine. »Die Breitling?« Er hielt die andere hoch. »Oder die Breitling?«
Smitty sah zu ihm hinüber. »Ist die für einen von diesen Alphamännchen?«
»Nein. Die ist für mich.«
Smitty lachte und rieb sich gleichzeitig die Augen. »Ich glaube, du hast den Sinn dieses Festes nicht verstanden. Es ist die Zeit des Schenkens.«
»Ja. Und ich schenke sie mir selbst.« Abgesehen davon machte er keine Weihnachtseinkäufe in letzter Minute. Darum kümmerte er sich immer schon Monate vorher. So konnte er die Adventszeit genießen, indem er für sich selbst einkaufte. Er machte dem Juwelier ein Zeichen. »Ich nehme die hier. Und diese TAG Heuer, die ich mir vorhin angesehen habe, allerdings für eine Frau.«
Der Juwelier eilte davon, und Smitty schüttelte den Kopf.
»Jämmerlich, Mann.«
»Was? Willst du auch eine Uhr?«
»Nein. Ich will keine Uhr. Ich kann nur nicht fassen, dass du ihr eine kaufst.«
»Ich verstehe nicht, warum du so sauer klingst.«
»Weil meine Schwester mich in den Wahnsinn treibt. Die Meute stellt mir alle möglichen Fragen, auf die ich noch keine Antworten habe. Und ich bin verdammt noch mal spitz wie ein Hund.«
»Na, das passt ja.«
Mace nahm die Damenuhr, die ihm gereicht wurde. Er sah sie sich genauer an.
»Ich nehme sie. Packen Sie sie ein. Die andere ziehe ich gleich an.« Er drehte sich wieder zu Smitty um. »Also, was war da los mit dir und diesen Wolfsschlampen im Restaurant?«
»Oh Mann. Das war nur Spielerei. Das reicht nicht. Ich brauche eine Frau.«
»Dann such dir eine. Halt dich nur von meiner fern.«
»Neue Uhr. Düstere Warnungen. Sie muss eine ziemliche Granate im Bett sein.«
Mace knurrte, und Smitty hob die Hände. »Nur Spaß. Beruhige dich.«
Mace nahm die Uhr entgegen und band sie sich um. »Nur damit wir uns richtig verstehen, Smitty. Damit es keine Missverständnisse gibt. Ich liebe diese Frau. Wenn du sie auch nur schief ansiehst, breche ich dir das Genick. Ist das klar genug für dich, Hinterwäldler?«
Smitty schniefte empört und klang dabei mehr wie eine Katze als wie ein Hund. »Wie Kloßbrühe.«
»Also.« Sissy Mae nippte an ihrer heißen Schokolade. »Ist Mace gut im Bett?«
Dez verschluckte sich an ihrem schwarzen Kaffee. Sie saßen an einem kleinen Tisch vor einem ruhigen Café. Ein kalter Dezembertag, aber Dez war nicht danach, drin zu sitzen. Sie fühlte sich rastlos. Sie brauchte die frische Luft, die Energie der Straße voller Menschen. Sie liebte das Village. Immer schon. Und wenn sie reich gewesen wäre, hätte sie hier gelebt.
»Oh, tut mir leid, Schätzchen. Ich wollte dich nicht erschrecken.«
»Doch, wolltest du wohl.« Dez wischte sich das Kinn ab. Sie konnte nicht fassen, dass sie Sissy Mae Smith mochte. Aber sie tat es. Sissy strahlte Wärme und Ehrlichkeit aus und eine leichte Verrücktheit, mit der sich Dez sehr wohlfühlte.
»Ja. Stimmt. Wollte ich.« Sissy lächelte. »Tut mir leid, Dez. Mein Bruder treibt mich in den Wahnsinn. Das lässt mich gemein werden.«
»Warum?«
»Er machte sich Sorgen um das neue Geschäft, das er mit Mace anfängt. Er macht sich Sorgen um mich und unsere Sippe. Und er müsste dringend mal flachgelegt werden.«
»Weißt du« – Dez lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück – »so genau wollte ich es gar nicht wissen.«
»So genau will es niemand wissen.«
»Und doch hattest du das Bedürfnis, es mir mitzuteilen.«
»Ich mache mir Sorgen um ihn, weißt du? Ich meine, Mace hat sich ein nettes kleines Mädchen gesucht. Ich will dasselbe für meinen Bruder.«
Dez knallte ihren Kaffee auf den Tisch und erschreckte ihre neue Freundin damit. Sie hätte es wissen müssen, dass Mace eine andere Frau hatte. Irgendeine arme Navy-Ehefrau, die darauf wartete, dass er über die Feiertage nach Hause kam. »Wie heißt sie?«
»Wer?«
»Maces ›nettes kleines Mädchen‹.«
Sissy hob eine Augenbraue. »Ich rede von dir, Schätzchen.«
»Ich?« Jetzt war es an Dez zu erschrecken. »Ich bin nicht nett, Sissy Mae. Ich bin nicht klein. Und Mace hat mich nicht.«
Sie wartete darauf, dass Sissy etwas sagte, aber zu ihrer wachsenden Verärgerung verschränkte die Frau nur die Arme vor der Brust und sah sie an.
Schlampe.
Smitty biss in sein Pastramisandwich mit Roggenbrot und scharfem Senf. Mace hätte über das reine Entzücken auf seinem Gesicht fast gelacht.
»Schmeckt’s?«
Smitty antwortete mit einem erhobenen Daumen, denn er genoss sein Essen viel zu sehr, um etwas zu sagen. Die nächsten zehn Minuten aßen die Männer schweigend. Wenn sie einander auch gelegentlich angrunzten.
Als ihre Teller leer waren, lehnten sie sich mit ihren Limos zurück und seufzten zufrieden.
»Also, Mann. Hast du ihr gesagt, dass du in sie verliebt bist?«
»Sie lässt mich nicht. Als ich es versuchte, hat sie mich eine Treppe hinuntergeworfen.«
»Und du machst dir keine Sorgen deswegen?«
»Es waren nicht viele Stufen.«
»Mace …« Smitty rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Augen. »Sie ist kein Dorf voller bewaffneter Rebellen, weißt du? Du kannst nicht einfach im Schutz der Dunkelheit eindringen.«
»Bin ich aber. Und werde ich wieder. So oft, wie ich muss. Bis sie zugibt, dass sie verrückt nach mir ist.«
»Und wenn sie es nicht ist?«
»Wenn sie was nicht ist?«
»Verrückt nach dir? Was dann?«
Er wollte nicht darüber nachdenken. Er konnte nicht. Er liebte sie zu sehr, um darüber nachzudenken. Um sich Sorgen zu machen, dass sie ihn nicht lieben könnte. Natürlich konnte er sich jederzeit eine andere Frau suchen, aber er wäre trotzdem immer allein. Er wäre allein, weil er Dez nicht hätte.
Mace sah Smitty an und zuckte die Achseln.
Dez ging an ihr Handy. »MacDermot?«
»Hier ist Vinny.«
Dez knallte das Telefon zu und nahm noch einen Bissen Schokokuchen.
»Probleme?«, fragte Sissy, während sie den Rummel auf der belebten Straße beobachtete.
»Nö.«
Das Telefon klingelte wieder. Dez ging ran. »MacDermot.«
»Leg nicht auf.«
Dez legte auf und nahm einen Schluck Kaffee.
»Wie lang willst du sie noch quälen?« Dez hatte Sissy erzählt, wie ihre Freunde in ihr Haus geplatzt und Mace mit einer Waffe bedroht hatten. Allerdings hatte sie den unglaublichen Blowjob ausgelassen, den sie ihm vorher gegeben hatte.
»Bis sie es kapiert haben.«
»Klingt, als hätten sie nur versucht, dich zu beschützen. Solche Freunde sind schwer zu finden, Schätzchen. Du solltest dankbar sein.«
»Bin ich auch.«
»Aber du lässt sie trotzdem schwitzen?«
»Yup.«
Dez’ Telefon klingelte erneut. Sie warf einen Blick auf die angezeigte Nummer. Sie kam ihr bekannt vor, aber es war keiner von den Jungs, es sei denn, sie hätten sich ein fremdes Telefon geschnappt.
»MacDermot.«
»Du beschissene Schlampe!«
Dez grinste. »Miss Brutale. Gibt es ein Problem?«
»Warum sind die Cops hier? Warum nehmen sie meinen Club auseinander, verdammt?«
»Na, so was! Keine Ahnung!« Dez leckte ihre schokoladenverschmierte Gabel ab.
»Schwachsinn, du Schlampe! Das warst du. Und wenn du auch nur eine Sekunde glaubst, dass ich dich damit davonkommen lasse …«
Sie war nicht überrascht, dass Brutale sauer war. Dez hatte sich bei dem zuständigen Officer erkundigt. Ein großer, wie ein Biker aussehender Cop der alten Schule namens Crushek, oder Crush, wenn man mit dem Feuer spielen wollte. Mehrere von Brutales Barmännern und Kellnerinnen wurden wegen Drogenbesitzes mit Verkaufsabsicht verhaftet. Der Club wurde zumindest für die eine Nacht geschlossen, wenn nicht sogar für länger, was von Brutales politischem Einfluss abhing.
»Drohen Sie mir nicht.«
»Ich kapier’s nicht.«
»Vielleicht sollten Sie Ihre Schwester fragen. Sie schien gestern Abend ein echtes Problem mit meiner Anwesenheit im Club zu haben.«
Die Stille, die Dez zur Antwort bekam, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Nicht ihretwegen, sondern wegen Anne Marie Brutale. Sie beneidete das Mädchen nicht. Sie gewann den Eindruck, dass Gina es nicht so gern hatte, dass ihre Schwester sich in ihr Leben einmischte.
»Ich verstehe«, sagte Brutale und legte auf.
Dez schauderte. Nein, sie beneidete Anne Marie kein bisschen. Natürlich tat es ihr auch nicht wirklich leid um sie. Die Frau hatte schließlich versucht, sie umzubringen. Die Schlampe hatte sich die Suppe selbst eingebrockt. Jetzt konnte sie sie verdammt noch mal auch selbst auslöffeln.
»Alles klar, Schätzchen?«
»Bei mir schon.«
Sissys Telefon klingelte. Sie ging ran, und als Dez bemerkte, dass es ein ziemlich ernster Anruf von einem von Sissys anderen Geschwistern war, beschloss sie, ihr ein wenig Privatsphäre zu lassen. Mit ihrer Tasse in der Hand schlenderte Dez langsam an ihrem Coffeeshop entlang. Ein hübsches Lokal, das tolle Öffnungszeiten hatte und nicht vor drei oder vier Uhr morgens schloss. Sie kam so oft her, dass viele Angestellte sie mit Namen kannten. Sie ging weiter, bis sie vor der Gasse neben dem Coffeeshop stand. Hier war ein ziemlich großer Laden mit einem Vordereingang und einem Seiteneingang, der in die Gasse führte. Eine lange Ziegelmauer spannte sich zwischen dem Coffeeshop und dem Gebäude nebenan. Eigentümlicherweise mit einer Metalltür genau in der Mitte.
Dez blieb stehen und starrte ungeniert. Wie auch nicht? Sie kannte die Frau. Anne Marie Brutale. Und sie erkannte den Mann. Wie hätte sie einen Kerl vergessen sollen, den sie einmal verhaftet hatte? Vor allem, da der Kerl ihr bei der Festnahme eine Rippe gebrochen hatte. An seinen Namen erinnerte sie sich allerdings nicht mehr genau. Irgendetwas Irisches.
Er hatte Anne Marie mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt und hielt einen Arm über ihrem Kopf fest. Er beugte sich vor, und sie grinste seltsam sadistisch und schüttelte den Kopf. Seine freie Hand fuhr an ihrem Arm entlang, über ihr Schlüsselbein und umfasste dann brutal ihre Kehle.
»Tu, was ich dir sage!«
Anne Marie fauchte, und Dez sah eindeutig Reißzähne, sogar von hier aus.
»Dez, lass uns gehen.«
Dez sah sich zu Sissy Mae um, die schon ein Stück die Straße entlangging. Als sie sich wieder zu der Gasse zurückdrehte, waren Anne Marie und ihr kriminelles Schoßhündchen fort. Dez sah sich um. Sie verstand es nicht. Sie konnten nicht an ihr vorbeigekommen sein.
»Dez, komm schon, Schätzchen.«
Dez starrte noch ein paar Sekunden in die Gasse, dann folgte sie Sissy.
Von der Bank aus sah Dez zu, wie Sissy an ihr vorbei übers Eis glitt. Beeindruckt seufzte sie. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass Sissy so … anmutig sein konnte.
Komisch, mit sechsunddreißig Jahren war dies das erste Mal, dass Dez während der Weihnachtstage zum Rockefeller Center gekommen war. Sie hasste Menschenmengen und die Touristen, und sie konnte beim besten Willen nicht eislaufen. Aber Sissy Mae und Smitty hatten unbedingt hierher gewollt, und sie hatte es nicht übers Herz gebracht, ihnen zu sagen, dass sie verdammt noch mal allein hingehen sollten.
Sissy Mae glitt wieder vorüber. Sie bewegte sich mit solcher Sicherheit und solchem Können. Dez sah, wie die jungen Eisläufer Sissy bewundernd beobachteten. Bis ihr Bruder von hinten gegen sie knallte. Dez hielt sich den Mund zu und versuchte, nicht zu lachen. Auch wenn das ziemlich schwierig war, als sie Sissy bäuchlings platt auf dem kalten Eis liegen sah.
Dez sah zu, wie die jüngere Frau knurrte, sich wieder aufrappelte und die Verfolgung ihres Bruders aufnahm. Sie hatte noch nie zwei Geschwister so raufen sehen. Sissy warf sich auf Smitty und landete auf seinem Rücken. Mit dem eigenen Körper drehte sie ihn um die eigene Achse, bis er mit ihr zu Boden fiel.
»Ach du Scheiße.«
Sie wollte gerade aufstehen, da sie sich Sorgen machte, dass sie die beiden davor bewahren musste, im Gefängnis zu landen, als Maces Hand auf ihrer Schulter sie rückwärts auf seinen Schoß zog.
»Lass sie in Ruhe, Baby. So sind sie nun mal.«
Dez schloss die Augen, als sie Maces Brust an ihrem Rücken spürte.
»Weißt du, Dez, du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Hast du mich heute vermisst?«
»Nein.«
»Lügnerin.« Ja. Sie war eine Lügnerin. Sie hatte ihn den ganzen Nachmittag vermisst. Sie hatte sich mit Sissy Mae großartig amüsiert, aber sie hatte ständig daran gedacht, später Mace wiederzusehen. Ihn nackt zu sehen.
Er küsste ihren Nacken, und Dez bekämpfte den Drang, Mace in die nächste Toilette zu zerren.
»Hast du mich vermisst, Captain Ego?«
»Oh ja.« Er fasste sie fester um die Taille, als er sich dichter an sie lehnte. »Ich habe dieses kleine Geräusch vermisst, das du machst, wenn ich mit meinen Zähnen über deinen Kitzler streiche. Und wie du auf meinen Fingern und meiner Zunge schmeckst. Die Art, wie du deine Fingernägel in meinen Rücken gräbst, wenn du kommst, und dieses kleine Ding, das du mit deinen Hüften machst, wenn ich dich lecke.«
»Aufhören.«
»Aufhören? Sicher?«
»Ja. Ich bin sicher.« Wenn er nicht aufhörte, würde sie auf seinem Schoß sitzend kommen, ohne dass dieser Mann irgendetwas mit ihr machte.
Mace schloss die Augen. Gott sei Dank hatte sie ihn gestoppt. Noch etwas mehr, und er hätte ihr die Jeans vom Leib gerissen und hier und jetzt vor ganz New York sein Ding in sie steckt. Er musste sie zurück in ihr Haus bringen. Oder in ein Hotel. Oder eine Seitenstraße. Er musste diese Frau vögeln, und zwar schnell. Zum Teufel, er hatte sogar ein Kondom mitgebracht … man wusste ja nie.
Er hörte ein Keuchen. Mace hob den Blick und sah, wie Sissy Mae ihren Bruder in den Schwitzkasten nahm und mit dem Gesicht voraus gegen ein Gatter knallte.
»Wie lange halten sie das noch durch?«
»Stundenlang.«
»Das kann nicht gut sein. Oh, Mist. Security.« Dez wollte wieder aufstehen, aber er hielt sie zurück.
»Ich wünschte wirklich, du würdest dich im Moment nicht rühren.«
»Aber ich …« Sie hielt inne, als er sie enger an seine pralle Erektion drückte. »Oh.«
»Ja. Oh.«
»Aber was ist mit Sissy und Smitty?«
»Sie können auf sich selbst aufpassen.«
»Ehrlich, Mace, kannst du dieses Ding nicht unter Kontrolle halten?«
»Anscheinend nicht, wenn du in der Nähe bist.« Er strich mit der Hand über ihren Nacken. »Lass uns hier abhauen, Dez.«
Sie sah ihn über die Schulter an. Er sah die Lust in ihren Augen. Eine Lust, so stark wie seine. Sie wollte etwas sagen, unterbrach sich aber, als ihr Handy klingelte.
»Verdammt«, blaffte sie wütend, als sie ranging. »MacDermot.« Sie nickte. »Ja. Okay. Okay.« Sie sah auf die Uhr. »Ja. Okay. Ja.« Sie klappte das Handy zu.
»Ich muss Bukowski in einer Bar treffen.«
»Du machst Witze, oder?«
»Nein. Er will mit mir über den Petrov-Fall reden.«
»Kann er das nicht am Telefon?« Er musste wirklich aufhören, sie anzuknurren, wenn er verärgert und eifersüchtig war. Es machte sie nur sauer.
»Ja. Kann er. Aber er will sich wahrscheinlich auch entschuldigen, und das macht er nicht am Telefon.« Sie wirkte allerdings gar nicht wütend über Maces Tonfall. Stattdessen benahm sie sich, als warte sie auf die nächste Hiobsbotschaft. Irgendetwas war los, und er hatte keine Ahnung, was.
Dez rieb sich den Nacken. »Weißt du, ich verstehe es, wenn du …«
»Wenn ich was?«
»Na ja, wenn du noch was zu tun hast oder so. Ich erwarte nicht, dass du auf mich wartest, während ich mich darum kümmere.« Warum zum Henker sollte er nicht auf sie warten wollen? Sie rannte ja nicht zu einer dieser blödsinnigen Wohltätigkeitsveranstaltungen, die seine Schwester organisierte, oder reiste nach Mailand, um beim Polo zuzusehen, wie seine Mutter das immer getan hatte – auch wenn sie diesen armen Pferden immer nur Angst gemacht hatte. Nein. Dez hatte einen Mordfall, um den sie sie sich kümmern musste. Er bewunderte sie immer noch, dass sie nicht schreiend vor ihm davongelaufen war, als sie die Wahrheit erfuhr. Sie war nicht direkt zu ihrem Commanding Officer gegangen, um ihm die ganze Geschichte zu erzählen und Mace in den örtlichen Zoo einliefern zu lassen. Stattdessen hatte sie sich von ihm vögeln lassen, bis sie beide kaum noch stehen konnten, und dann hatte sie ihn gevögelt.
»Dez, das Einzige, was ich im Moment will, bist du.«
Sie wandte sich von ihm ab. »Oh.«
»Willst du dich später zu … bei dir mit mir treffen?« Er verzog das Gesicht. Fast hätte er »zu Hause« gesagt.
»Nein. Du ängstigst meine armen Hunde zu Tode. Ich bin sicher, dass sie nicht viel mehr aushalten.«
Smitty und seine Schwester standen vor ihnen. »Ist das zu fassen? Sie haben uns gebeten zu gehen!«, beschwerte sich Sissy.
»Alles klar, ihr zwei. Zieht die Schlittschuhe aus.« Dez stand auf und fuhr mit der Hand durch Maces Haare. Eine unbewusste Geste, und dafür liebte Mace sie umso mehr. »Wir gehen jetzt in eine echte Cop-Bar.«
»Wie in NYPD Blue?« Sissy klatschte allen Ernstes in die Hände!
Dez verdrehte die Augen, während sie Mace durchs Haar streichelte. »Wenn dir das Freude macht, Sissy.«
Sie zuckten beide zusammen, als Sissy tatsächlich vor Freude quiekte.
Dez legte die Hand an die Tür zu McCormick’s Bar, hielt inne und sah Sissy, Smitty und Mace an. »Alles klar, ihr drei. Ich muss mit diesen Leuten arbeiten. Keine Prügeleien. Kein Knurren. Kein Schnurren. Keine Drohungen.« Sie sah Mace direkt an. »Kein Fummeln. Keine Peinlichkeiten. Kein Ärgern. Haben wir uns verstanden?«
Das Trio starrte sie an. Mit einem Seufzen öffnete sie die Tür und ging hinein. Die Bar war zum Bersten voll mit Cops aus den umliegenden Revieren, die alle versuchten, sich eine kleine Auszeit zu nehmen, bevor sie zu ihren Familien nach Hause gingen.
»Ich komme gleich wieder.« Sie zupfte an Maces Jackenärmel. »Und du: Sei nett.«
»Ich weiß nicht recht, was du mir damit sagen willst.«
Dez kämpfte sich durch die Menge und grüßte Freunde und Bekannte. Sie liebte diese Bar. Liebte es, unter anderen Cops zu sein.
Sie entdeckte Bukowski mit Crush und ging direkt auf die beiden zu.
»Ich nehme die Meute morgen Abend auf eine Clubtour mit. Ihr solltet auch mitkommen. Du weißt schon, natürlich nur, wenn du Dez’ Schenkel lang genug von deinem Gesicht loseisen kannst.«
Sich an Dez’ Warnung erinnernd, keine Prügeleien anzufangen, deutete Mace stattdessen auf Sissy Mae. »Was hat denn deine Schwester da vor?«
Smitty drehte sich um und sah seine kleine Schwester fröhlich umringt von vier Team-Mitgliedern der Spezialeinheit.
»Sissy Mae Smith!«
Mace sah zu, wie Smitty losstürmte, um die vier Männer zu retten.
»Haben wir dich nicht ein paar Abende zuvor beinahe verhaftet?« Mace drehte sich um und sah sich zwei Frauen gegenüber.
»Nein.« Er deutete auf Smitty. »Ihn habt ihr beinahe verhaftet.«
»Das ist der, den ich gesehen habe. Patrick Doogan. Ich habe ihn vor ungefähr sieben Jahren verhaftet. Mein letztes Jahr in Uniform.«
Crush kippte einen Tequila, seine Muskelpakete wölbten sich bei der Anstrengung. Der Mann ähnelte einem kleinen Berg. Er wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. »Ich hatte heute ein Gespräch mit einer meiner Informantinnen. Einer Nutte. Sie sagte, er hätte damit angegeben, dass er Petrov ausgeschaltet hat.«
»Warum?« Bukowski stellte die Frage, aber Dez wusste es schon. Sie verstand jetzt, dass Doogan und Mace dasselbe waren. Zumindest, was die Rasse anging.
»Anscheinend will er Missy Llewellyn.«
»Und deshalb bringt er ihren Buchhalter um? Warum versucht er es nicht stattdessen mit Online-Dating?«
Crush, kein Mann vieler Worte, sagte nichts.
»Was mich verwirrt«, gab Bukowski zu und schaute in sein Bier, »ist, wie die Sache mit den Krallen und dem Daumen funktioniert.«
Dez beschloss, dafür zu sorgen, dass Bukowski diese Frage, wie »das Ding mit den Krallen und dem Daumen funktionierte«, in fünfzig Jahren mit ins Grab nehmen würde. Sie wusste, dass er nicht damit klargekommen wäre.
»Das ist alles wirklich interessant, Jungs, aber ich bin raus aus dem Fall.«
Bukowski und Crush sahen sich an. Dann stand Crush auf und stapfte zur Bar.
»Komm schon, Dez«, sagte Bukowski. »Ich bin’s. Ich dachte, du wolltest mich vorhin verarschen. Ich meine, wann hast du dich je von einem Fall zurückgezogen? Du bist wie ein tollwütiger Pitbull!«
»Nicht diesmal.«
»Geht es um Llewellyn?«
Dieses eine Mal klang er nicht wütend, als er Maces Namen erwähnte. »Na ja, das macht die ganze Sache ein bisschen unangenehm. Ich will nicht, dass jemand mir nachsagen kann, ich würde irgendetwas machen, das auch nur im Entferntesten aussieht, als sei ich voreingenommen. Also bin ich raus aus dem Fall.«
»Warum hast du mir das nicht am Telefon gesagt?«
»Weil ich dachte, du hättest mir vielleicht noch etwas anderes zu sagen.«
Er zuckte die Achseln. »Wegen heute …« Er schaute wieder in sein Bier. »Es tut mir leid.«
Dez gab ihm unterm Tisch einen Tritt. »Ich weiß.«
»Also ist alles klar zwischen uns?«
»Ja. Halt dich nur einfach aus meinem Liebesleben heraus.«
»Tja, du hattest ja bisher nie wirklich eines, deshalb war ich ein bisschen verwirrt.«
Dez grinste. »Idiot.« Sie stand auf und sagte: »Kommt ihr an Weihnachten bei mir vorbei?« Eine Tradition der Partner. Bukowskis Kinder liebten ihre Geschenke und spielten gern mit ihren Hunden, und Dez konnte mit Bukowskis Frau Mary plaudern.
»Ja. Dann habe ich eine Entschuldigung, um von den Schwiegereltern wegzukommen. Außerdem hat Mary ein Geschenk für dich.«
»Das ist klasse. Ich habe etwas für die Kinder.«
»Du hast dieses Jahr echte Geschenke?«
»Ich habe immer Geschenke für deine Kinder. Die Kinder meiner Schwester vergesse ich immer.«
Die Partner lächelten einander an.
»Ich bin dann weg, B.«
»Alles klar. Ich sag Bescheid, wenn’s interessant wird.«
»Gut. Und ich richte Mace frohe Weihnachten von dir aus.«
»Ja. Tu das.«
Sie verzog das Gesicht über Bukowskis höhnischen Tonfall. Die beiden liebten sich wirklich nicht gerade.
Dez drängte sich zurück durch die Menge. Smitty war kurz vor einer Prügelei mit der Hälfte des SWAT-Teams. Sissy flirtete mit ein paar Typen von der Sitte, und Mace plauderte mit zwei ihrer Kolleginnen, die sie verdammt noch mal kein bisschen ausstehen konnte.
Sie schüttelte den Kopf. Kein Wunder, dass sie ihre Hunde liebte. Denn die Menschen hörten einfach nie zu.
Dez schnappte sich Sissy mit einer Hand, nahm Smitty mit der anderen am Kragen und zog beide hinter sich her Richtung Ausgang. Als sie an Mace vorbeikam, trat sie ihn gegen den Knöchel.
»Beweg dich.«
Bis sie die Geschwister zur Tür hinausbugsiert hatte, stand Mace neben ihr.
»Waren meine Regeln nicht klar und deutlich?«
Smitty und Sissy zeigten aufeinander.
»Sie hat angefangen!«
»Er hat angefangen!«
Seufzend wandte sie sich an Mace. »Und was zum Teufel hast du da gemacht?«
Mace lächelte. »Ich war nett.«
Dez knurrte, und Smitty nahm seine Schwester am Arm.
»Wir gehen. Wir sprechen uns morgen.« Er zerrte sie zu einem Taxi und warf sie buchstäblich hinein.
Dez verschränkte die Arme vor der Brust. »Patrick Doogan.«
»Was ist mit ihm?«
»Ist er hinter deiner Schwester her?«
»Das könnte man sagen.«
»Mace, er ist ein Problem. Der Mann hat eine Strafakte, die länger ist als dein Schwanz.«
»Wow, dann ist sie ja riesig!«
Dez seufzte. »Würdest du dich bitte konzentrieren?«
»Was habe ich gesagt? Die Sache klärt sich von selbst.«
»Ich weiß nicht recht. Als ich mit Sissy unterwegs war, habe ich ihn gesehen. Er hat mit Anne Marie Brutale geredet. Ich weiß nicht, wie die ganze politische Sache bei deinen Leuten funktioniert, aber das erschien mir nicht allzu gut.«
Mace schüttelte den Kopf. »Ja. Das ist nicht gut.«
»Was tun wir also?«
»Wir tun gar nichts. Ich werde meine Schwester anrufen.« Er zog sein Handy heraus. »Und du bleibst jetzt einfach hier stehen und – du weißt schon – siehst gut aus.«
Sie knurrte entnervt, als Crush aus der Bar kam. Er nickte in Richtung Mace und sah Dez mit hochgezogenen Brauen an. »Du und ein Löwe? Alles klar, MacDermot.« Dann ging er davon.
Sie drehte sich zu Mace um. »Crush?«
Mace nickte. »Bär.«
Sie sah Mace nach, der auf ihren Geländewagen zuging und dabei seiner Schwester sagte, sie solle den Mund halten und ihm zuhören.
»Es gibt Bären?«