20
Eine ganze Woche verstrich, bevor Feyra ihren Herrn erstmals zu Gesicht bekam. Sie sah die Beweise seiner Gegenwart – die Anzahl der Zeichnungen wuchs, sie verteilten sich zunehmend überall im Haus, und die Art der Entwürfe änderte sich. Seine Teller und Becher wurden geleert und zum Säubern zurückgelassen. Aber ihre erste Begegnung mit ihm war weder ein flüchtiger Blickwechsel im Korridor noch die Ansicht eines in einem Raum verschwindenden Rückens, sondern erfolgte auf wesentlich dramatischere Weise.
Licht zählte im Haus des goldenen Zirkels zu den wichtigsten Dingen. Es war Feyras Aufgabe, die Leuchter mit frischen Kerzen zu bestücken und Untersetzer darunter zu platzieren, damit das Wachs nicht auf die kostbaren Zeichnungen tropfte, die Kerzenvorräte zu ergänzen und die zahlreichen Lampen anzuzünden. Der Herr wünschte, jederzeit zeichnen zu können, und sogar mitten in der Nacht mussten die Räume taghell sein. Ihre letzte Pflicht vor dem Zubettgehen bestand darin, eine große weiße, bis zum Rand mit Wasser gefüllte Glaskugel, Goldfischglas genannt, in das studiolo des Architekten zu tragen. Sie verstand deren Funktion und bewunderte die ausgeklügelte Wissenschaft dahinter. Wenn eine Kerze hinter die Glaskugel gestellt wurde, fungierte das Wasser als Linse, die Flamme wurde vergrößert und das durch das Wasser fallende Licht verstärkt, sodass der Zeichentisch komplett beleuchtet wurde.
Als sie eines späten Abends die große Kugel von der Küche zur Kammer ihres Herrn trug, bemerkte sie in dem dunklen Gang einen dünnen rechteckigen, mannshohen Rahmen, der in der Finsternis zu schweben schien.
Mit der mit Wasser gefüllten Kugel in der Hand ging sie darauf zu und bemerkte, dass die Umrisse flackerten. Da wusste sie, dass es sich bei dem, was sie sah, nicht um ein gemütliches Kaminfeuer, sondern um einen Zimmerbrand handelte.
Sie stieß die Tür auf und wäre angesichts der ihr entgegenschlagenden Hitze fast zurückgeprallt. Zum ersten Mal war der große Tisch nicht mit Zeichnungen übersät, sie verstopften alle den Kamin, wo sie lichterloh brannten und glühende Funken aufwirbelten. Ohne nachzudenken schüttete Feyra den Inhalt der Glaskugel über den langen Tisch, dann riss sie das Tischtuch herunter, warf es über das Feuer, erstickte die Flammen und stampfte mit ihren Lederstiefeln auf die Reste umherfliegender Glut.
Hustend drehte sie sich in der plötzlichen Dunkelheit um, ertastete sich den Weg zum Fenster und stieß es auf. Dann schob sie den Kopf ins Freie und sog unter den funkelnden Sternen die frische Luft tief ein.
Als sie den Kopf zurückzog, erklang plötzlich von einem Stuhl in der Ecke her eine Stimme und bewirkte, dass sie erschrocken zusammenzuckte. Nachdem sich ihre Augen an das Mondlicht gewöhnt hatten, konnte sie die weiß geränderten Umrisse einer Gestalt erkennen. »Was tust du da?«, fragte sie.
»Was ich da tue? Was tut Ihr da?«
Vor Schreck vergaß Feyra, Venezianisch zu sprechen, und fuhr die Gestalt auf dem Stuhl auf Türkisch an. »Ihr müsst den Verstand verloren haben! Wie könnt Ihr auf eine so stümperhafte Art ein Feuer machen? Der Kamin hat ja gar nicht richtig gezogen! Wie könnt Ihr Euch das seelenruhig ansehen? Wisst Ihr nicht, dass das Haus bis auf die Grundmauern abgebrannt wäre, wenn der Wandbehang über dem Kaminsims Feuer gefangen hätte? Und weil das Haus so hoch und so lächerlich schmal ist, hätten die Dienstboten im Dachgeschoss in der Falle gesessen. Ist Euch das ganz egal?« Sie hielt inne, um Atem zu schöpfen, und auch die Gestalt auf dem Stuhl schwieg. Sie konnte nur das Schimmern eines schneeweißen Bartes ausmachen.
»Wer bist du?«
Feyra, die ihren Fehler erkannte, schwieg gleichfalls. Mit klopfendem Herzen wechselte sie ins Venezianische. »Ich bin Cecilia Zabatini, das neue Hausmädchen.«
»Tatsächlich?« Die Stimme aus dem Dunkel klang belustigt. »Es freut mich, dich kennen zu lernen. Du gefällst mir jetzt schon besser als deine Vorgängerin. Entzünde die Kerzen, bitte«, sagte Andrea Palladio. »Wenn wir Höflichkeitsfloskeln austauschen wollen, ist es besser, wenn wir uns dabei ansehen können.«
Feyra war noch immer verärgert und schnaubte leise. »Wie soll ich das machen? Ich kann sie nicht sehen.«
Palladios Stimme quietschte wie eine Ziehharmonika, außerdem schwang ein leises Knirschen darin mit. »Eine steckt in dem Halter bei der Haupttür, zwei stehen auf dem Architrav des Kaminsimses, eine zwischen dem zweiten und dem dritten Fenster und drei über dem Fries und unter dem Karnies. Zünde eine an, dann siehst du den Rest.«
Das waren Worte, die Nurbanu sie nicht gelehrt hatte. »Ich verstehe nicht, was Ihr sagt.«
»Such einen Anzünder. Ich mache es selbst.« Feyra fand ein Stück Papier, das von den Flammen verschont geblieben war, und rollte es zu einem dünnen Stäbchen zusammen. Ihr Herr erhob sich von seinem Stuhl und schlurfte an ihr vorbei. Er hielt das Papier erst an die Glut und dann an jede Kerze im Raum. Als die Kammer in ein warmes Licht getaucht wurde, erkannte sie ihn sofort – er war derselbe alte Mann, der kurz nach dem Tod ihres Vaters zu der Ruine auf Giudecca gekommen, dort auf und ab geschritten war, im Boden herumgestochert und sich Notizen gemacht hatte.
Sie sah zu, wie er mit seinem schlurfenden, gichtigen Gang zu seinem Stuhl zurückkehrte und sich so schwer darauf niederließ, als trüge er die Last der Welt auf seinen Schultern. Sie ging zum Kamin und stocherte in den verkohlten Pergamenten herum. Sie waren mit Zeichnungen und Diagrammen bedeckt, und jedes einzelne war zerstört. Sie sah genauer hin und hob dann einen glimmenden Fetzen auf. Die Zeichnungen waren vor dem Verbrennen zerrissen worden, als habe er sein Werk vollständig auslöschen wollen. Mit dem Pergamentstück in der Hand blickte sie auf. »Warum habt Ihr das alles verbrannt?«
Er seufzte so tief, dass sein Atem die Asche aufwirbelte. »Ich schaffe es nicht.«
»Was schafft Ihr nicht?«
»Eine Kirche zu bauen.«
Sie erstarrte. Etwas, was Zabato Zabatini zu ihr gesagt hatte, kam ihr wieder in den Sinn. So beiläufig wie möglich fragte sie: »Für den Dogen?«
»Nicht für ihn. Wenn ich nur Sebastiano Venier zufriedenstellen müsste, wäre es kein Problem. Nein, für einen anspruchsvolleren Herrn. Für Gott.«
Feyra ließ den Pergamentfetzen fallen, richtete sich auf und wischte ihre rußigen Finger an ihrem Rock ab. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn nicht lieber allein lassen sollte, aber sie hatte sich verraten und ihn angeschrien, und nun gab es kein Zurück mehr. Außerdem schien er zum Reden aufgelegt zu sein, und er war ihr einziger Weg zu dem Dogen. Sie holte tief Atem. »Was habt Ihr bislang getan?«, fragte sie.
»Ich habe die Örtlichkeiten vermessen und«, er schwenkte die Hand in Richtung Kamin, »genug Linien gezeichnet, um Jerusalem zu erreichen, wenn man sie aneinanderreiht. Und ich habe meinen armen Zeichner so viele zeichnen lassen, um wieder bis nach Hause zurückzukommen. Alles nur wertloses Gekritzel.«
Feyra dachte an den Zeichner namens Samstag und seine tintenverschmierten Finger, die er sich wundgescheuert hatte. »Und was wird er zu dem sagen, was Ihr getan habt?«, fragte sie streng.
»Er kennt mich mittlerweile gut genug. Du bist mit Zabato Zabatini bekannt?«
»Ich bin seine Nichte«, erwiderte Feyra vorsichtig.
Er sah sie direkt an, und sie sah winzige Kerzen fröhlich in seinen Augen brennen. »Das bist du mit Sicherheit nicht. Zum einen ist seine Schwester nicht verheiratet. Und zum anderen hast du eben wie eine Ungläubige geschnattert. Bist du eine Maurin? Oder eine Russin?«
Er wirkte nicht ärgerlich, eher belustigt. Feyra beschloss, ihm die Wahrheit zu gestehen. »Ich komme aus Konstantinopel.« Sie wappnete sich dafür, ihm ihre Geschichte erzählen zu müssen.
Aber es schien, dass Palladio an dieser Geschichte nicht interessiert war, da er mit seinen eigenen Problemen beschäftigt war. Stattdessen murmelte er nachdenklich: »Ah, Constantinopoli. Dort gibt es viele wundervolle Tempel, wie ich hörte.«
Einen besseren Weg zu Feyras Herzen hätte er nicht finden können. Sie trat eifrig zu seinem Stuhl. »O ja! Es gibt viele Moscheen. Abgesehen von der Hagia Sophia ist da noch die Süleymaniye-Moschee, die auf einem Hügel steht und das Goldene Horn überblickt. Sie ist die größte Moschee Konstantinopels und hat vier Minarette. Dann ist da noch die Fatih-Moschee mit Koranschulen, Hospizen, Bädern, einem Krankenhaus und einer Bibliothek.« Sie fühlte sich plötzlich dorthin zurückversetzt; schlenderte wieder über das sonnenwarme Pflaster. Die Fatih-Moschee verkörperte für Feyra mehr als jedes andere Gebäude das Konzept des Mizan, denn sie befasste sich sowohl mit der Seele als auch mit dem Geist und dem Körper.
»Dann gibt es die Beyazit-Moschee, sie steht in der Mitte eines großen Komplexes. Sie hat eine riesige, von vier Säulen getragene Kuppel.« Sie beschrieb die Kuppel mit den Händen. »Diese Handwerkskunst!« Sie konnte sich nicht bremsen und wurde plötzlich von einer überwältigenden Wehmut erfasst. »Und dann ist da noch die Eyüp, die älteste von allen. Sie liegt außerhalb der Stadtmauern in der Nähe des Goldenen Horns, an der Stelle, wo der Standartenträger des Propheten Mohammed begraben sein soll. Sie ist so prachtvoll, dass die Gläubigen seit Jahrhunderten dorthinpilgern.« Der große Sinan würde nicht in Selbstmitleid versinken und seine Zeichnungen verbrennen, dachte Feyra. »In Konstantinopel sind die Architekten von ihren Visionen besessen«, fuhr sie fort. »Ich kannte einen, der vom Morgengrauen bis zum Sonnenuntergang nichts isst. Erst wenn das Licht so schwach ist, dass er nicht mehr bauen kann, bricht er sein Fasten.«
»Ich wünschte, ich wäre von seiner Leidenschaft erfüllt – meine ist erloschen, wie es aussieht«, grübelte Palladio, der in seinem Unglück schwelgte. Er erhob sich und begann an einem Fensterriegel herumzunesteln. »Für jeden der Tempel, die du aufgezählt hast, kann ich eine meiner Kirchen nennen. Sieh her …« Plötzlich beflügelt, zog er die Schubladen unter dem langen Kartentisch auf und entnahm ihnen eine Reihe von Plänen. »Hier«, las er von seinen Notizen ab. »Tor für die Kirche Santa Maria dei Servi. Und hier: Fassade für die Basilika San Pietro di Castello. Und hier: Fassade für San Giorgio Maggiore. Das Kloster Santa Maria della Carità. Die Fassade für die Kirche San Francesco della Vigna. Und so geht es immer weiter. Und jetzt, jetzt bekomme ich meinen ersten Auftrag von der Republik Venedig, und ich kann keine vernünftigen Entwürfe anfertigen.« Frustriert schlug er sich mit der Faust in die Handfläche.
Feyra betrachtete die verstreuten Pläne. »Warum muss diese Kirche etwas Besonderes sein?«
Palladio warf die Arme hoch und verschränkte die Hände hinter seinem weißhaarigen Kopf. »Weil es sich um ein Opfer handelt. Ich habe einen Vertrag abgeschlossen, er ist besiegelt, die Dokumente sind unterzeichnet, und es gibt keine Möglichkeit, davon zurückzutreten.« Er nahm wieder Platz und ließ die Hände sinken. »Der Doge glaubt, Gott würde unsere Stadt verschonen, wenn ich zu Seinen Ehren ein Wunderwerk der Architektur baue. Er glaubt, die Bürger von Venedig haben gesündigt, und Gott hat sie dafür gestraft.«
Feyra, die diese neue Begründung für die Katastrophe außerordentlich interessierte, gab nicht preis, dass der perfide Plan eines sterblichen Mannes, der im Topkapi-Palast saß, die Seuche nach Venedig gebracht hatte. Sie dachte an ihren früheren Beruf. »Was ist mit den Ärzten? Es muss hier doch welche geben.«
»Der Doge schickt morgen einen zu mir, der mir meine Gesundheit erhalten soll. Er glaubt, ein Arzt könne mich retten, aber nur Gott kann uns retten.« Palladio faltete seine rauen Hände, als wolle er beten. »Aber das zählt nicht, ich habe meinen Vertrag und muss ihn erfüllen. Nur dass ich das nicht kann.« Er sah sie an. »Was tust du, wenn dir etwas nicht gelingt?«
Feyra dachte an die vielen Male im Harem, wo ihre Mittel nicht gewirkt hatten. »Ich gehe zum Anfang zurück«, sagte sie schlicht. »Ich denke, Ihr müsst Euren Anfang finden.«
»Meinen Anfang finden«, sinnierte er und saß dann so lange still da, dass Feyra sich fragte, ob sie besser gehen sollte. Sie begann, sich im Raum umzusehen. Ihr Blick blieb an einer einzelnen Zeichnung hängen, die an die Wand geheftet und vom Feuer verschont geblieben war. Sie stand auf und ging zu ihr hinüber.
Die Zeichnung zeigte einen Mann mit wildem Haar und feurigen Augen. Sie spürte, wie sie errötete, denn er war unbekleidet – ein Mann in der Blüte seiner Jahre, mit glühenden Augen und Haaren wie Sonnenstrahlen. Er hatte doppelt so viele Gliedmaßen wie andere Menschen, alle ausgestreckt wie die einer Spinne, ein Paar war von einem Kreis, das andere von einem Quadrat umgeben.
Ein Mann innerhalb eines Kreises innerhalb eines Quadrats.
»Warum bewahrt Ihr das auf?«
Der Architekt löste sich aus seiner Versunkenheit und blickte langsam auf. »Weil es nicht von mir ist. Sondern von einem Mann namens Leonardo aus Vinci in der Nähe von Florenz. Dies ist die Zeichnung, mit der alles begonnen hat. Dies …« Er erhob sich. In seiner Stimme schwang eine Erkenntnis mit. »Dies ist mein Anfang.«
Mit neu erwachter Energie nahm Palladio eine Kerze aus dem nächstbesten Leuchter und humpelte die kleine Wendeltreppe zum Mezzanin hoch. Der safrangelbe Lichtkreis wanderte über die Buchrücken hinweg und beleuchtete die Buchstaben, so wie die Tinte seiner eigenen Zeichnungen von den Flammen vergoldet worden war. Er zog einen alten Band aus dem Regal und blies den Staub von den Seiten. »Da ist mein alter Freund ja.« Er trug das Buch nach unten und warf es mit einem dumpfen Aufschlag und einer ihn begleitenden Staubwolke auf den Tisch. Feyra entzifferte das Wort auf dem Einband. Zuerst dachte sie, es hieße Venedig, aber dann konzentrierte sie sich und las:
»VITRUV.«
»Du liest Latein?«
Feyra hatte in der Bibliothek des Topkapi in einigen Kräuterbüchern geblättert, aber nur ein paar Worte verstehen können. »Nein.«
»Er war zu der Zeit, als die Römer alles beherrschten, ein großer Baumeister.« Palladio lächelte leise. »Als dein Land und meines ein Reich bildeten.«
Feyra sah zu, wie er behutsam die Seiten umblätterte, und dabei fielen ihr seine Hände auf. Sie waren mit Tintenflecken übersät wie die von Zabato, schwer und breit, mit kurzen Nägeln und verhornten, schwieligen Fingerkuppen. Die Hände eines Arbeiters, nicht die eines Adeligen, und doch verstand sie seine Sprache besser als die aller anderen im Haus. Sie vermutete, dass er nicht als Adeliger geboren worden war. Über seine Schulter hinweg warf sie einen Blick in das Buch. »Womit fängt es an?«
Er tippte mit dem Zeigefinger auf das erste Diagramm. »Hiermit. Mit einem Kreis in einem Quadrat.«
Sie runzelte die Stirn. »Ist das die Antwort?«
Ihr Herr seufzte. »Vitruv ist mein Anfang und mein Ende, mein Alpha und Omega. Seine geometrischen Regeln beherrschen alles, was ich tue – und nicht nur das, sondern das gesamte Universum.« Er beschrieb mit einem Arm einen Bogen in Richtung des offenen Fensters, eine Geste, mit der er den Kosmos zu umarmen schien, und machte Feyra auf den sternenübersäten Nachthimmel aufmerksam. »Ich habe mein Leben auf Vitruvs Schultern aufgebaut. Er ist meine Inspiration.«
Feyra blickte zu den Sternen empor, denselben Sternen, die über Konstantinopel funkelten. Sie dachte an die von Mimar Sinan entworfenen Minarette und Kuppeln, erinnerte sich daran, wie Nurbanu mit dem ernsten, einen Turban tragenden Mann an den Plänen für ihre Moschee gearbeitet und eine Treppe hier, einen Zierbogen dort und eine Zwischenwand da vorgeschlagen hatte. Wieder betrachtete sie das Buch von Vitruv. Den Kreis im Quadrat. Jetzt war die Form anders, dreidimensional, veränderte sich vor ihren Augen. Sie erfasste die Bedeutung. Es war eine Kuppel.
»Vielleicht … will Euer Gott nicht dasselbe wie immer. Vielleicht wünscht er etwas ganz anderes.« Sie wählte ihre Worte sehr sorgfältig. »Der Mann, von dem ich Euch erzählt habe … sein Name ist Mimar Sinan.«
»Ein Ungläubiger?«
»Ein Architekt«, berichtigte sie ihn streng.
Palladio neigte den Kopf. »Es ist spät. Komm am Morgen zu mir. Dieser lästige Arzt wird mich gegen Mittag behandeln, aber komm vorher zu mir. Ich möchte gerne mehr über diesen Sinan erfahren.«
Als sie sich verneigte und den Raum verließ, sah sie, wie Palladio mit seinen harten Fingern verzückt die Seiten umblätterte. Er hatte sich ein sauberes Blatt Papier und einen Kohlestift geholt und zeichnete wieder und wieder einen Kreis in einem Quadrat.