19
Der erhöhte Überwachungsraum wurde von dem größeren Vernehmungszimmer durch einen geschwärzten einseitigen Spiegel getrennt. Während Decker die letzten Einstellungen am Kassettenrekorder und dem Videogerät machte, kam Scott Oliver herein, schloss die Tür und setzte sich an den Tisch.
»Die Sekretärin von McCaffrey und Konsorten hat angerufen. Sie verspäten sich.«
Decker hörte auf, an den Kameraknöpfen herumzufummeln und sah auf die Uhr. Viertel nach fünf. »Sie sind bereits zu spät. Ist Whitman bei ihnen?«
»Sie sagt, Whitman ist da. Der Wagen ist nur im Feierabendverkehr stecken geblieben.« Oliver nahm einen Kamm heraus und zog ihn durch sein dickes, lockiges Haar. »Hoffentlich sagt sie die Wahrheit. Denn wenn sie mich anschmiert und der Junge ist getürmt, buchte ich sie ein, zusammen mit den Winkeladvokaten, die angeblich den Jungen vertreten.«
Decker strich sich über den Schnurrbart. »Es ist eine etablierte Firma. Sie wären nicht so dumm, Whitman zu decken.«
»Joseph Donatti ist eine große Nummer.«
Es wurde still im Raum. Einen Augenblick später kamen Davidson und Elaine Reuter, die den Polygraphen bediente, herein. Elaine war groß und schlank mit einem anziehenden, aber irgendwie pferdeähnlichen Gesicht. Sie setzte sich an den Tisch, Davidson lehnte sich an eine Wand und lugte in den leeren Vernehmungsraum hinüber. Plötzlich schien der Raum sehr voll zu sein. Decker brach der Schweiß aus.
»Wo, zum Teufel, sind Whitman und seine Superanwälte?«, fragte Davidson.
»Stecken im Verkehr fest«, sagte Oliver.
Der Lieutenant sah auf die Uhr. »Es ist zwanzig nach. Das gefällt mir nicht. Wir warten noch zehn Minuten. Dann nehmen wir den Durchsuchungsbefehl und gehen los.«
»Die Sekretärin schwört, dass sie unterwegs sind«, sagte Oliver.
»Mit Whitman.«
»Mit Whitman.«
»Das sind Staranwälte«, sagte Davidson. »Die werden doch wohl ein Handy im Auto haben.«
»Ich hol sie an die Strippe«, sagte Oliver.
Decker sagte: »Wir können uns ebenso gut eine Strategie ausdenken, solange wir hier alle zusammen sind.«
Davidson sah Oliver an. »Was macht der hier?«
»Er hat ein paar von Whitmans Freunden für mich befragt«, sagte Decker. »Ich möchte, dass er dabei ist, wenn ich den Jungen vernehme, um sicher zu gehen, dass ich seine Aufzeichnungen nicht falsch wiedergebe.«
»Wollen Sie den Lügendetektortest machen, bevor oder nachdem Sie den Jungen befragt haben?«, fragte Elaine.
»Vorher«, sagte Decker. »Ich will die erste Reaktion auf die Hauptfrage schriftlich.«
»Ich hab die Handynummer.« Oliver fing an zu wählen. »Hoffentlich komme ich durch.«
»Manche machen den Test lieber vorher«, sagte Elaine. »Andere Detectives sind der Auffassung, dass er den Überraschungseffekt beim Verhör kaputt macht.«
»Ich ziehe ja keine Kaninchen aus dem Hut«, sagte Decker. »Ich benutze den Test nur zur Orientierung.«
Elaine sagte: »Nachdem er vor Gericht nicht zugelassen ist, ist er auch nicht viel mehr wert. Schade. In den Händen einer erfahrenen Kraft – so wie meiner Wenigkeit – hat man damit ein wirklich nützliches Hilfsmittel.«
»Es sei denn, Sie haben es mit einem Psychopathen zu tun«, schaltete sich Oliver ein, der das Telefon unter dem Kinn festgeklemmt hatte. »Verdammt, schon wieder besetzt.«
»Irgendwelche Probleme mit den Fragen, die ich Ihnen gegeben habe?«, fragte Decker Elaine.
»Nein, alles prima.«
Davidson sagte: »Zeigen Sie mir mal die Liste.«
Elaine gab ihm eine Kopie.
»Wieso haben Sie nur vierzig Fragen?«
»Mehr erlaubt uns die Firma nicht«, sagte Decker.
»Die Grundfragen eingeschlossen«, sagte Elaine.
Davidson überflog den Fragenkatalog. »Warum fragen Sie Whitman dann nach früheren Verhaftungen? Ich denke, er hat eine weiße Weste.«
»Den Akten zufolge, ja«, sagte Decker. »Meiner Meinung nach hat er aber schon mal auf der falschen Seite des Gesetzes gestanden.«
»Sein Anwalt wird die Frage zurückweisen. Schreiben Sie etwas anderes.«
»Wir testen Whitmans Reaktion, Loo«, sagte Decker. »Selbst wenn der Junge die Frage nicht beantwortet, hat es Auswirkungen auf die Aufzeichnung, wenn er sie hört. Sollen die Anwälte doch Einspruch erheben.«
Oliver äffte nach: »Der Teilnehmer dieser Nummer ist zur Zeit nicht erreichbar …« Er legte den Hörer auf. »Das gefällt mir nicht.«
Davidson sah auf die Wanduhr. »Noch eine Minute.«
Das Telefon klingelte. Decker nahm ab, lauschte kurz und bedankte sich dann. »Sie sind da.«
Alle atmeten erleichtert auf. Es wurde still im Raum. Eine Minute später begleitete Officer Latimer drei Gestalten in den Vernehmungsraum unter ihnen.
Elaine machte große Augen. »Wer ist der große Blonde mit dem schwarzen Seidenblazer?«
»Christopher Whitman«, sagte Decker.
»Und der ist erst achtzehn?«, sagte Davidson.
»Den Unterlagen nach, ja«, antwortete Decker.
»Das glaube ich nicht«, sagte Elaine.
»Er sieht älter aus«, erwiderte Davidson. »Ich würde sagen Mitte zwanzig.«
»Aus der Nähe wirkt er jünger«, sagte Decker. »Es liegt an seinem Ausdruck.«
»Ja«, stimmte Oliver zu. »Der sagt: Alles gemacht, alles gesehen.«
»Ein richtiges Zuckerschnäuzchen«, gab Elaine zurück. »Der ist viel zu schön, um hetero zu sein.«
Decker zog die Augenbrauen hoch. »Vielleicht ist er es nicht.«
»Homosexuelle Panik«. Davidson nickte. »Er hat ihn nicht hochgekriegt. Sie hat sich über ihn lustig gemacht. Er wurde wütend. Schluss mit lustig. Das gefällt mir.«
Oliver sagte: »Waren da nicht zwei benutzte Kondome im Zimmer?«
»Ganz zu schweigen von dem Sperma im Opfer«, sagte Decker.
»Wer sagt denn, dass das alles von Whitman kommt?«, meinte Davidson.
»Tut es das?«, wollte Oliver wissen.
»Wir haben Whitman noch nicht um eine Probe gebeten«, sagte Decker. »Bis jetzt konnte ich noch nicht an ihn ran.«
»Er mag klassische Musik, nicht wahr?«, sagte Davidson.
»Er spielt Cello«, sagte Oliver.
»Loo, viele Leute mögen klassische Musik«, sagte Decker.
»Aber nicht blonde Jungs von achtzehn Jahren«, verkündete Davidson. »Die mögen diese Heavy-Metal-Scheiße. Bringt die Hormone in Schwung. Ich sage euch, der ist schwul.«
Elaine verzog das Gesicht. »Wieder einer verloren.«
Davidson sagte: »Elaine, fragen Sie ihn, ob er schon mal ein homosexuelles Erlebnis hatte.«
»Das sind dann mehr als vierzig Fragen.«
»Fragen Sie trotzdem. Und wenn Sie damit durchkommen, fragen Sie ihn, ob er homo- oder bisexuell ist.«
»Verstanden«, sagte Elaine. »Wer ist der Silberfuchs im Armani-Anzug?«
Decker musterte die Gestalt unten – einsachtzig, nicht dick, nicht dünn, wache blaue Augen, glatt rasiertes, rosiges Rundgesicht mit vielen feinen Äderchen auf den Wangen.
»James Moody«, sagte er. »Der Kerl muss inzwischen an die Sechzig sein.«
»Sieht gut aus für sein Alter«, sagte Elaine.
Deckers Blick wanderte zu dem jüngeren Anwalt. Zweireiher von Hugo Boss, weißes Hemd, rote Seidenkrawatte. Einsfünfundsiebzig, an die zwei Zentner. Kräftige Gesichtszüge, zurückgekämmtes schwarzes Haar, mit dunklen Augen und breiten Brauen. »Der andere ist Mark Kramarze. Er mag kleine Mädchen.«
»Wie klein?«, fragte Oliver.
»In der Pubertät, aber erst so gerade eben.«
»Was hatten Sie mit ihm zu tun?«, fragte Davidson.
»In Foothill habe ich den Fall einer dreizehnjährigen Ausreißerin bearbeitet, die missbraucht worden war.«
»Kramarze?«, fragte Oliver.
»Offiziell nicht«, sagte Decker. »Sie hat die Anzeige zurückgezogen.«
»Wie viel hat er ihr gezahlt?«, wollte Davidson wissen.
»Wahrscheinlich fünf Riesen. Das war damals der Tarif.«
»Da hat sich Chrissie ja ein paar nette Staatsbürger an die Seite geholt«, sagte Oliver.
»Kramarze ist als Sekretär dabei«, sagte Decker. »Der Obermacker ist Moody, und der ist richtig gut.«
»Stellen Sie das Mikro lauter«, sagte Davidson. »Ich verstehe nicht, was sie sagen.« Oliver drehte die Lautstärke auf.
Moody sagte: »Alles in Ordnung, Chris?«
Whitman nickte.
»Möchtest du ein Glas Wasser?« Moody wartete erst gar nicht auf eine Antwort. »Officer, können wir bitte einen Krug Wasser und drei Gläser haben?«
Latimer nickte und ging aus dem Zimmer, um das Gewünschte zu holen.
»Was glauben Sie, wie lange das hier dauern wird?«, fragte Kramarze.
»Sie können schon mal ein Zelt aufschlagen, Mark«, sagte Moody. »Das Spiel ist für heute gestrichen. Nehmen Sie den Kassettenrekorder raus, und bereiten Sie alles vor.« Er sah in den Einwegspiegel. »Können wir bitte anfangen?«
Decker sagte ins Mikrofon. »Wir waren schon vor einer halben Stunde so weit, Mr. Moody.«
»Es freut mich zu hören, dass L. A.s beste Kräfte so pünktlich sind.« Moody nahm eine lederne Briefmappe und einen goldenen Stift aus der Aktentasche. »Freut mich zu sehen, wie meine Steuerdollars ihre Arbeit tun.«
Elaine wandte sich an Decker. »Soll ich jetzt anfangen?«
»Bitte.« Decker musterte die Männer durch den Einwegspiegel und beobachtete Whitmans Reaktion, als Elaine einen Wagen hineinschob, auf dem nicht nur der Polygraph, sondern auch ein Drucker, ein ganzer Haufen Computerpapier und ein halbes Dutzend baumelnde Elektroden zu sehen waren.
Whitmans Blick fiel auf den Wagen, aber Decker sah, dass er mit ausdruckslos leerem Blick hindurch starrte. Er wirkte weder ängstlich noch nervös, nicht einmal aufgeregt. Aber er war auch nicht der großspurige Teenager, mit dem Decker gestern gesprochen hatte.
Decker musterte das Gesicht des Jungen.
Whitman wirkte irgendwie ausgepumpt. Etwas – oder jemand – hatte ihm den Wind aus den Segeln genommen.
Elaine fing an, ihrem Zuckerschnäuzchen die Elektroden anzulegen und strich Armhaare zur Seite, um winzige Partien von Whitmans Haut frei zu legen und eine optimale Verbindung zwischen Körper und Maschine zu erzielen.
Der Junge verzog keine Miene.
Und das war sehr vielsagend. Denn Decker wusste, dass die Leute immer an den elektrischen Stuhl dachten, wenn die Elektroden mit ihrer Haut in Berührung kamen.
Moody sagte zu Elaine: »Kann ich die Liste mit den Fragen sehen?«
»Das entspricht nicht der üblichen Vorgehensweise«, sagte Elaine ruhig. »Abgesehen davon könnten Sie meine Handschrift sowieso nicht lesen. Aber Sie können Ihrem Mandanten Ratschläge geben, so viel Sie für richtig halten.«
»Danke für Ihre Erlaubnis.«
»Den Sarkasmus kannst du dir schenken, Jimmy«, sagte Decker.
»Moody ist angespannt«, sagte Davidson.
»Er versucht Elaine einzuschüchtern«, sagte Decker. »Aber sie ist ein Profi, das zieht bei ihr nicht.«
Davidson sagte: »Meiner Meinung nach sieht der Junge schuldig aus.«
»Er wirkt nicht besonders nervös«, sagte Oliver.
Davidson lugte weiter durch den Spiegel. »Na, nach irgendwas sieht er jedenfalls aus.«
»Nicht mehr als vierzig Fragen«, sagte Moody zu Elaine. »Ich zähle mit. Wir haben erklärt, mit der Polizei zusammenzuarbeiten, aber nicht auf Kosten der Gesundheit meines Mandanten.«
»Ich würde sagen, Whitman sieht müde aus«, sagte Oliver. »Das ist nicht gut. Müdigkeit dämpft die Emotionen. Seht euch bloß an, wie passiv er sich mit Elaine verhält. Sie schließt ihn an, und er sitzt da wie ein totes Kaninchen. Wenn du keine Angst hast, bestehst du auch den Test.«
»Er hat Angst«, sagte Davidson. »Sehen Sie sich seine Augen an.«
»Für mich sehen die tot aus«, sagte Oliver. »Ich sage euch, da drüben ist niemand zu Hause.«
Elaine sagte: »Ich werde jetzt ein paar Vortests mit Ihnen machen, Mr. Whitman. Nur um sicher zu gehen, dass das Gerät richtig arbeitet. Sind Sie damit einverstanden?«
Chris zögerte einen Moment und stimmte dann zu.
»Aha«, sagte Oliver. »Das gefällt mir auch nicht. Diese Pause, bevor er geantwortet hat. Jemand hat ihn gebrieft, wie er mit der Maschine umgehen muss – immer warten, bevor er antwortet, selbst wenn es eine Routinefrage ist.«
»Natürlich hat ihn jemand gebrieft«, sagte Decker. »Er wird von der ersten Garde vertreten.«
»Die erste Garde, die es für Mafiageld zu kaufen gibt«, sagte Davidson.
Elaine sagte zu Moody: »Das sind jetzt zehn Fragen. Sie gehören nicht zu der Liste mit den vierzig.«
»Nach Ihrer Vorstellung vielleicht nicht«, sagte Moody. »Nach meiner schon.«
Whitman winkte Moody mit dem Finger heran. Der Anwalt beugte sich vor, und Chris flüsterte seinem Berater etwas ins Ohr.
Moody richtete sich auf und sagte: »Wir lassen es durchgehen.«
Officer Latimer kam mit dem Wasser und drei Gläsern zurück. Moody sagte: »Möchtest du etwas trinken, Chris?«
Whitman schüttelte den Kopf.
Elaine begann mit ihren Testfragen. Whitman beantwortete sie mechanisch, mit leiser, monotoner Stimme.
»Er ist gut«, sagte Davidson.
Decker nickte: »Ja, das ist er.«
Elaine bat um das Startzeichen. Davidson gab ihr grünes Licht.
»Heißen Sie Christopher Sean Whitman?«
»Ja.«
»Sind Sie achtzehn fahre alt?«
»Ja.«
»Wurden Sie am 1. Juli in New York City geboren?«
»ja.«
»Und wurden Sie im Alter von dreizehn von Joseph und Donna Angelica Donatti adoptiert?«
»Ja.«
»Ist Mr. Donatti immer noch Ihr rechtmäßiger Vater?«
»Ja.«
»Werden Sie zurzeit finanziell von Mr. Donatti unterstützt?«
Moody fuhr dazwischen. »Ms. Reuter, die finanziellen Regelungen zwischen Mr. Donatti und seinem Sohn haben weder mit Ihnen noch mit diesem Fall etwas zu tun. Nächste Frage.«
»Ziel Nummer eins für die Winkeladvokaten«, flüsterte Oliver. »Donatti aus der Sache raushalten.«
»Du hast’s erfasst«, sagte Decker.
»Mr. Whitman, gehen Sie auf die Central West Valley High School?«
»Ja.«
»Sind Sie in der Abschlussklasse an der Central West Valley High School?«
»Ja.«
»Haben Sie am Abschlussball der Central West Valley High School teilgenommen?«
»Ja.«
»Sind schon einmal verhaftet worden?«
Wieder unterbrach Moody. »Die Polizei weiß sehr gut, dass Mr. Whitman keine Vorstrafen hat. Das wurde bereits bei der Kautionsverhandlung festgestellt.«
Davidson sah zu Decker hinüber. »Hab ich Ihnen doch gesagt.«
Decker zuckte die Achseln.
Moody sagte: »Wie viel Fragen, Mark?«
»Zehn.«
»Machen Sie weiter.«
Elaine sagte: »Sind Sie mit einer Begleiterin zum Abschlussball an der Central West Valley High School gegangen?«
»Ja.«
»War Ihre Begleiterin Cheryl Diggs?«
»Ja.«
»Und war Cheryl Diggs Ihre Freundin?«
»Nein.«
»Was?«, schnarrte Davidson. »Natürlich war sie seine Freundin. Verdammter Lügner.«
Elaine sagte: »Haben Sie jemals Sex mit Cheryl Diggs gehabt?«
»Ja.«
»Hatten Sie jemals ein homosexuelles Erlebnis?«
»Nein.«
»War Ihnen am Abend des Abschlussballs bewusst, dass Cheryl Diggs schwanger war?«
Whitman zögerte. »Das kann ich nicht mit ja oder nein beantworten.«
»Nächste Frage«, sagte Moody.
»Warum kann er das nicht mit ja oder nein beantworten?«, sagte Oliver.
»Ich weiß nicht«, sagte Decker. »Elaine weiß, was ich will. Sie wird’s aus ihm rausholen.«
Elaine sagte: »Mr. Whitman, haben Sie am Abend des Abschlussballs vermutet, dass Cheryl Diggs schwanger sein könnte?«
»Nein.«
Elaine dachte einen Moment nach. »Mr. Whitman, hat Cheryl Diggs Ihnen am Abend des Abschlussballs gesagt, dass sie schwanger war?«
»Ja«, antwortete Whitman.
»Gut gemacht, Elaine«, flüsterte Decker.
»Hat Cheryl Diggs Ihnen gesagt, Sie seien der Vater des Babys, das sie erwartete?«
»Ja.«
»Haben Sie ihr geglaubt, als Sie sagte, das Baby sei von Ihnen?«
»Nein.«
»Haben Sie ihr geglaubt, als sie sagte, sie sei schwanger?«
Whitman hielt die Hände hoch und zuckte mit den Schultern. »Kann ich nicht mit ja oder nein beantworten.«
»Nächste«, sagte Moody. »Wo sind wir, Mark?«
»Wir sind jetzt bei einundzwanzig Fragen«, antwortete Kramarze.
Elaine sagte: »Mr. Whitman, glauben Sie, dass Sie Cheryl Diggs geschwängert haben?«
»Nein.«
»Mr. Whitman, sind Sie und Cheryl Diggs nach dem Abschlussball zu weiteren Partys gegangen?«
»Ja.«
»Hatten Sie bei einer dieser Partys Sex mit Cheryl Diggs?«
»Nein.«
»Waren Sie am Abend des Abschlussballs oder in den frühen Morgenstunden danach allein mit Cheryl Diggs in Zimmer 314 im Grenada West End Hotel?«
»Ja.«
»Haben Sie am Abend des Abschlussballs oder in den frühen Morgenstunden danach in dem erwähnten Hotel zweimal mit Cheryl Diggs geschlafen?«
»Ja.«
»Ach ja, die Kräfte der Jugend«, sagte Oliver sehnsüchtig.
»Haben Sie am Abend des Abschlussballs oder in den frühen Morgenstunden danach in dem erwähnten Hotel dreimal mit Cheryl Diggs geschlafen?«
»Nein.«
»Waren Sie Zeuge oder haben Sie gehört, dass Cheryl Diggs am Abend des Abschlussballs oder in den frühen Morgenstunden danach mit einem anderen Mann geschlafen hat?«
»Habe ich?«
»Ja, Sir.«
»Ich habe nichts gehört oder gesehen. Aber das bedeutet nicht, dass sie es nicht getan hat.«
»Antworten Sie mit ja oder nein, Mr. Whitman.«
»Überspringen Sie die Frage«, sagte Moody. »Sie ist unklar formuliert.«
Elaine machte weiter. »Haben Sie im Grenada West End Hotel am Abend des Abschlussballs oder in den frühen Morgenstunden danach Cheryl Diggs’ Hände mit Hilfe von Stricken, Kleidungsstücken oder anderen geeigneten Hilfsmitteln an die Bettpfosten gebunden oder dabei mitgeholfen?«
»Nein.«
»Haben Sie Cheryl Diggs jemals beim Verkehr gefesselt?«
»Nein.«
»Haben Sie jemals irgendeine andere Person beim Verkehr gefesselt?«
»Nein.«
»Haben Sie in den letzten zehn fahren jemals irgendeine Person, aus welchem Grund auch immer, gefesselt?«
»Nein.«
»Sind Sie homosexuell?«
»Nein.«
»Haben Sie jemals einen Menschen umgebracht?«
Moody sagte: »Ms. Reuter. Zum zweiten Mal. Mr. Whitman hat keine Vorstrafen. Davon kann sich jeder überzeugen. Ihre Frage ist nicht nur voreingenommen und parteiisch, sondern beleidigend und irrelevant. Wenn Sie Ihre Fragen nicht auf den Fall der unglücklichen Miss Diggs beschränken können, können wir hier Schluss machen.«
Elaine sagte: »Mr. Whitman, haben Sie am Abend des Abschlussballs oder am frühen Morgen danach getrunken?«
»Ja.«
»Haben Sie jemals einen Blackout infolge von Alkoholgenuss gehabt?«
»Beantworte das nicht, Chris«, sagte Moody.
»Was hat er gegen die Frage«, wollte Davidson von Decker wissen.
»Ein Blackout kann von der Anklage, aber auch von der Verteidigung ins Feld geführt werden. Moody weiß noch nicht, wie er damit umgehen will, also will er es erst mal gar nicht zur Sprache bringen.«
»Wo stehen wir, Mark?«, fragte Moody.
»Sechsunddreißig.«
»Vier Fragen noch, Ms. Reuter.«
Elaine sagte: »Mr. Whitman, waren Sie am Abend des Abschlussballs betrunken?« Moody sagte: »In Ermangelung einer Laboranalyse erfordert diese Frage eine subjektive Einschätzung, zu der mein Mandant weder bereit noch befähigt ist. Machen Sie mit der nächsten Frage weiter.«
»Haben Sie jemals Drogen genommen?«
»Ms. Reuter, zum letzten Mal, Mr. Whitman hat kein Vorstrafenregister«, sagte Moody. »Ich verliere langsam die Geduld.«
»Mr. Whitman, haben Sie Cheryl Diggs am Abend des Abschlussballs oder in den frühen Morgenstunden danach ermordet?«
»Nein.«
»Haben Sie am Abend des Abschlussballs oder in den frühen Morgenstunden danach Cheryl Diggs irgendetwas getan, das ihren Tod herbeiführen konnte?«
»Nein.«
»Vierzig«, sagte Kramarze.
Elaine sagte schnell: »Mr. Whitman, haben Sie am Abend des Abschlussballs oder in den frühen Morgenstunden danach Cheryl Diggs, wissentlich oder unwissentlich, irgendetwas getan, das ihren Tod herbeiführen konnte?«
Moody unterbrach: »Sie fragen Mr. Whitman wieder nach einer subjektiven Einschätzung. Woher soll er wissen, was er vielleicht unwissentlich verursacht hat?«
Kramarze sagte: »Das sind jetzt einundvierzig, Mr. Moody.«
»Wir sind fertig«, stellte Moody fest.
Elaine sagte: »Mr. Whitman, haben Sie alle Fragen nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet?«
»Ja.«
Elaine lächelte Moody an. »Jetzt sind wir fertig.«