14
Natürlich hätte ich bei meiner Mutter ausziehen können. Ich habe ernsthaft daran gedacht. Schließlich waren die Schulden, die Papa erst auf seinem eigenen und in den letzten Jahren im Namen meiner Mutter aufgehäuft hatte, im Grunde ihr Problem und nicht meines. Rein rechtlich hatte ich nichts damit zu tun.
Ich war gerade achtzehn geworden und damit laut Gesetz erwachsen. Mit meiner Vollzeitstelle als Schuhverkäuferin verdiente ich zwar nicht viel, aber genug für eine eigene Wohnung. Die Miete für ein billiges Apartment oder Zimmer hätte ich mir leisten können. Mit einer besser bezahlten Stelle oder einem Nebenjob als Serviererin wäre sogar noch etwas Geld zum Sparen übrig geblieben. Denn eine Lektion hatte ich gründlich gelernt: Ich wollte niemals in eine so missliche Lage wie meine Mutter geraten. Das würde mir nicht passieren.
Aber ich ging nicht fort. Noch nicht. Ich brachte es nicht übers Herz, meine Mutter mit den Rechnungen, Mahnungen und den anderen Problemen allein in der Wohnung zurückzulassen, in der wir gemeinsam so viel durchgemacht und wo wir nur uns gehabt hatten, wenn Papa wieder einmal wochenlang im Ausland unterwegs war und nichts von sich hören ließ.
Mein Vater hatte meine Mutter unzählige Male im Stich gelassen, und zudem hatte ihr ihre Amsterdamer Familie mehr oder weniger den Rücken zurückgekehrt, weil sie Papa nicht leiden konnten.
Meine Mutter war immer für mich da, wenn ich sie brauchte.
Jetzt würde ich für sie da sein.