|82|Räumen Sie Ihre Essgewohnheiten auf!

Warum essen wir? Ganz klar: um zu leben. Eigentlich. Doch von dieser ursprünglichen Motivation haben wir uns meilenweit entfernt. Es gibt heute tausend Gründe, etwas zu sich zu nehmen. Solange echter Hunger und Durst die Auslöser sind, gibt’s keine Probleme; ebenso ist es, wenn wir rechtzeitig wahrnehmen, dass wir genug gegessen und getrunken haben.

Doch es gibt vielerlei andere Dinge, die dazu führen, dass man ohne körperliches Bedürfnis etwas isst oder trinkt – und das macht auf Dauer dick. Unendlich viele Abnehmmethoden arbeiten deshalb nicht mit einer Diät, sondern mit Psychotricks – vom Neurolinguistischen Programmieren (NLP) bis zur Psychotherapie. Die Ernährungspsychologie ist zu einem wichtigen Forschungsgebiet geworden. Es reicht nicht, alles über gesunde Ernährung zu wissen – man muss dieses Wissen auch praktisch umsetzen.

Doch gerade bei der Umsetzung macht uns das Unbewusste oft einen Strich durch die Rechnung. Nicht nur Magersucht gilt als Essstörung, sondern auch das krankhafte Zu-viel-Essen. Die Grenze zwischen Krankheit und schlichter Trägheit ist allerdings fließend. Nicht jeder Übergewichtige ist psychisch krank – es ist ja noch gar nicht lange her, dass Übergewicht für uns sogar ein Statussymbol war: Fülle signalisierte Wohlstand. In armen Ländern ist das immer noch so. Gehen Sie Ihren Essmotiven auf den Grund – nur so können Sie besser damit umgehen.

Vielleicht essen wir aus Lust am Geschmack und Genuss. Der Gourmet bleibt selten schlank, und auch Sterneköche tragen oft |83|schwer an ihren Kilos. Auch Glücksgefühle können dazu führen, dass man sich den Bauch vollschlägt: Einladungen, Feiern oder Erfolgserlebnisse. Diese Anlässe werden ja traditionell mit gutem Essen und Trinken verbunden.

Doch auch negative Gefühle werden oft mit Essen kompensiert: Langweile, Kummer oder Frust, Einsamkeit oder Misserfolge. Futterneid und Geiz lösen ebenfalls bei manchen Menschen einen Essreflex aus. Stress und Überlastung wiederum scheinen bei vielen Menschen komplizierte, dick machende Stoffwechselreaktionen zu verursachen.

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Essen und trinken allein aufgrund eines körperlichen Bedürfnisses – das funktioniert heute nicht mehr automatisch. Unser gesamter Lebens- und damit auch Essrhythmus ist in der modernen Dienstleistungsgesellschaft aus dem Lot geraten. Das macht es schwer, ein gesundes Gewicht zu halten. Doch keiner ist diesen Veränderungen hilflos ausgeliefert. Wir müssen nur anders damit umgehen.

Führen Sie sich deshalb Ihr Essverhalten vor Augen, kommen Sie sich und Ihren unbewussten Mechanismen auf die Schliche. Nur so können Sie umlernen. Denn auch das zeigt die Forschung: Es ist möglich – Schritt für Schritt!