Kapitel 10
»Satan wird nicht zufrieden sein«, sagt Kai. Sie läuft ruhelos in Leilas Zimmer auf und ab. Leila ist nicht da, niemand scheint im Haus zu sein. Maria wagt nicht zu fragen, wo Leila ist. Denn Kai wirkt so wütend, wie sie sie noch nie gesehen hat.
»Satan wird nicht zufrieden sein«, wiederholt Kai.
»Satan hat nie gesagt, dass ich ihn...« Maria bringt das Wort nicht über die Lippen.
»Und?! Was, glaubst du, hat er gemeint?! Satan, meine Liebe, sagt dir nie, was du tun sollst. Du musst von selbst erkennen, was richtig ist. Satan gibt dir alle Informationen, die du brauchst. Er hat es nicht nötig, Anweisungen zu geben.«
»Ich kann das nicht tun«, sagt Maria.
»Was nicht tun?«
»Das, was Satan will. Oder vielleicht will. Ich kann das nicht. Ich will das nicht.«
Kai kommt sehr nah zu ihr und fasst sie an den Schultern. Maria sieht zu ihr hoch, und zum ersten Mal fällt ihr auf, wie ausgezehrt Kai wirkt. Wie dunkel und eingefallen ihre Augenhöhlen in dem bleichen, knochigen Gesicht sind. Es ist, als fiele ein Schleier, als könnte Maria endlich wieder scharf sehen. Was hat sie getan? Die ganzen letzten Wochen, ja, Monate? In wessen Macht hat sie sich begeben?
Sie sieht an sich herunter. Sie trägt seit vier Tagen dieselbe Jeans, seit zwei Tagen dasselbe T-Shirt. Sie war früher einmal eitel und gepflegt. Was ist aus ihr geworden? Eine Lernmaschine, die sich in ihrer Freizeit auf Geistreisen begibt, statt Sport zu treiben und Freunde zu sehen. Ein Gespenst unter Gespenstern, das keine Lebensfreude mehr hat.
Sie hat versucht, jemanden umzubringen. Der Versuch war halbherzig und konnte nicht glücken, aber das ist moralisch gesehen doch vollkommen egal. Sie hat etwas Entsetzliches getan und es nicht einmal gemerkt. Es ist ein Schock.
»Ich will nach Hause«, sagt sie tonlos. Ihr ist schwindelig, als hätte sie Drogen genommen.
»Sei ruhig.« Kai hat ihre Wanderung durch das Zimmer wieder aufgenommen. Sie hat ihr nicht zugehört.
»Ich will nach Hause. Sofort.«
»Du spinnst wohl. Wir warten jetzt auf Leila, und dann machen wir die nächste Session.«
»Keine Session mehr. Ich mach nicht mehr mit.«
Kai lacht. Sie klingt überhaupt nicht amüsiert. Maria hat sie nie gekannt. Kai war nie ihre Freundin. Sie ist eine Fremde mit undurchsichtigen Motiven. Sie hat sie benutzt.
Aber wofür?
Maria nimmt ihre Jacke und geht zur Tür. Bunte Kreise bewegen sich vor ihren Augen, ihre Ohren sind wie zugefallen. Kai stellt sich vor sie, versperrt ihr den Weg. »Was soll der Quatsch?« Maria hört ihre Stimme dumpf und verzerrt wie unter Wasser. Sie versteht die Worte kaum. Zum ersten Mal sieht sie etwas wie Angst in Kais Augen.
»Ich will gehen.« Die Worte kommen mühsam, als sei ihre Zunge gelähmt. Auch in ihr wächst die Angst. Das Zimmer erscheint ihr dunkel und kalt, als sei Satan bereits da, ohne dass sie ihn gerufen haben.
Satan ist überall, hat Kai gesagt. Man wird ihn nie wieder los. Du gehörst ihm allein.
»Lass mich gehen.«
»Das wird dir nichts nützen, Maria. Satan kennt dich jetzt. Er wird dich finden, wo immer du auch bist.«
»Der ging raus, weil ihm schlecht war«, sagte Carola Stein alias Cordula Faltermeier. Sie deutete mit ihrem rot lackierten Fingernagel auf Fischer. Mona sah Fischer an. Langsam dämmerte ihr etwas.
»Du hast die Vernehmung nicht geführt?«
»Er war nur am Anfang da«, sagte Cordula Faltermeier. »Ein anderer hat dann weitergemacht, so ein junger. Ich weiß nicht mehr, wie der hieß.«
»Patrick Bauer?«
»Kann sein.« Cordula Faltermeier trug eine schwarze Bluse und einen schwarzen Rock, der eng auf der Hüfte saß. Ihre lackschwarzen Haare waren hoch toupiert, ihre Augen stark geschminkt. Sie roch nach etwas Teurem.
»Stimmt das, Hans?«, fragte Mona.
Fischer war blutrot geworden. »Kann ich dich ... kurz sprechen?«
»Nein. Ich will jetzt wissen, ob das stimmt. Ob du alles Patrick überlassen hast.«
»Ich... Mir war schlecht, ich konnte nicht...«
»Das ist kein Grund. Du hättest mir Bescheid geben müssen. Patrick war zu neu für eine Vernehmung. Ich war da. Wir hätten das zusammen machen können, und alles wäre okay gewesen.«
»Also...«
»Geh raus«, sagte Mona ruhig. »Ich mach das hier allein weiter.«
Und Fischer ging ohne ein Widerwort. Nicht einmal die Tür knallte.
»Läuft das bei Ihnen immer so?«, fragte Cordula Faltermeier.
»Tut mir Leid.«
»Können wir nach der Vernehmung mal über Ihren Job reden? Ich finde das interessant, eine Frau in dieser Position.«
»Vielleicht. Fangen wir erst mal mit Ihnen an.«
»Klar. Darf ich rauchen?«
Manchmal hat Leiden eine geradezu sinnliche Qualität. Es war eine süße Qual, euch beiden zuzuhören, die ihr mich als beste Freundin auserkoren hattet. Ich erlebte meine Liebe zu dir noch einmal, wenn auch nur aus zweiter Hand. Alles war so wie bei uns beiden. Mit dem Unterschied, dass du mich nach kurzer Zeit überhattest und von Karin nicht genug bekommen konntest. Die Monate vergingen, und noch immer wart ihr ein heimliches Paar. Karins Mann ahnte nichts. Sie musste nicht bezahlen für ein verbotenes Feuer, so wie ich. Sie wurde wirklich geliebt - von zwei Männern. Ich wurde nur ausgenützt.
Die Qual war bald nicht mehr süß, sondern bitter. Ich wollte den Anfang und das Ende dieser Liebesgeschichte auskosten. Ich wollte alles noch einmal erleben, aber vor allem brauchte ich den ultimativen Beweis, dass es einer anderen Frau nicht besser gehen würde als mir. Dieser Trost blieb mir versagt. Du warst besessen von ihr, während sie bald nur noch Mitleid für dich übrig hatte. Sie gestand mir das, und ich versuchte, dir das schonend beizubringen, aber du hast mich wutentbrannt sitzen lassen. Ranntest zu Karin, stelltest sie zur Rede. Gut, dass Karin so naiv war. Sie glaubte an das Gute im Menschen. Sie kümmerte sich um mich, weil sie glaubte, ich hätte es nötig: Das machte mir die Sache leicht. Du brauchst eine Aufgabe, sagte sie. Sie brachte mich in Bertolds Gemeinde unter, und ... nun ja, tatsächlich machte mir die Arbeit Spaß. Ich mochte es, Kinder zu unterrichten, denen es noch schlechter ging als mir. Aber das alles brachte mich nicht von meinem Weg ab.
Du hattest nie wirklich eine Chance bei ihr, mein Geliebter, tut mir Leid, dir das sagen zu müssen. Du hast dich an die falsche Frau verschwendet - an eins dieser perfekten, braven Mädchen, die sich wegen jedem kleinen Spurwechsel in die Hosen machen vor Angst und Skrupeln. Was würde mein Mann sagen, wie würde meine Tochter reagieren, er ist sechzehn Jahre jünger als ich... Gut, auch ich hatte damals dieses furchtbar schlechte Gewissen. Aber, mal ehrlich, was zwischen mir und dir passierte, war ja auch etwas ganz anderes. Wir gingen gemeinsam an sexuelle Grenzen, wir testeten mutig aus, was möglich war. Verglichen mit dem Sturm, den wir entfesselten, war das, was Karin dir erlaubte, ein laues Lüftchen. Leidenschaft sieht etwas anders aus, als sie es sich in ihrer schwärmerischen Kleinmädchenfantasie ausmalte. Echte Leidenschaft verwirrt die Sinne, raubt den Schlaf, verwüstet das Gesicht, katapultiert an Schmerzgrenzen. Nichts davon hat sie zugelassen. Aus Angst oder aus Kalkül?
Liebe ging immer spurlos an ihr vorüber, nicht wahr? Dass Bertold ihr verfallen war, hat sie vielleicht am Rande registriert. So nett wie sie tat, so kalt war sie im Grunde ihres blitzsauberen Herzens. Ich erkannte das, aber du nicht. Du warst gefangen von ihrer ... Ich weiß eigentlich nicht, wovon. Sie war ganz hübsch, aber alles andere als eine sinnliche Sensation. Sie hatte dir nichts zu geben, außer das, was sie jedem zukommen ließ: ihre langweilige, immer gleich bleibende Freundlichkeit, um nicht zu sagen: höfliche Verbindlichkeit. Ich möchte nicht wissen, wie sie im Bett war (also gut, es interessierte mich, aber du hast mich kalt abfahren lassen, und ich fragte nie wieder). Ich bin sicher, dass du dich - sei doch ehrlich! - gelangweilt hast.
Es kam der Tag, an dem ich erkannte, dass ich langsam anfangen musste zu handeln. Zu deinem Besten, Milan. Du warst Wachs in ihren Händen, du verlorst deine Kraft und deine Männlichkeit, die ich an dir immer geliebt habe: Die Essenz deines Wesens kam abhanden. Ich wollte sie dir zurückgeben. Ich hatte es in aller Offenheit versucht. Ich hatte dir mehrfach klar gemacht, dass Karin keine Frau für dich ist. Ich hatte auf dich eingeredet, Stunden um Stunden, aber du hast mir gar nicht zugehört. Deine wachsende Verzweiflung konnte ich nicht mehr länger mit ansehen.
Ich wusste, ich durfte nicht warten, bis Karin dich sang- und klanglos verließ (was sie vorhatte!). Das hätte dich gebrochen, ich hätte dich ein zweites Mal verloren, und diesmal wäre es unwiderruflich gewesen. Es brauchte ein dramatisches Ereignis, um dir zu beweisen, dass Karin deiner nicht wert war. Dass sie dich fallen lassen würde, wenn du ihrer Liebe tatsächlich bedürfen würdest.
Mein Plan stand fest. Er war nicht kompliziert, aber ich hatte mir dennoch jeden Schritt aufgeschrieben, um nichts zu vergessen. Sämtliche Eventualitäten aufgezeichnet, denn nichts, was man tut, bleibt ohne Konsequenzen, nicht wahr?
Das Problem war: Jede Handlung produziert Millionen Möglichkeiten. Ich konnte sie nicht alle berücksichtigen. Ich musste flexibel reagieren.
Verzeih mir, mein Schatz. Es ging nicht anders.
»Ich will, dass Sie mir so genau wie möglich diesen Abend beschreiben, Frau - äh - Faltermeier. Lassen Sie nichts aus. Alles kann wichtig sein.«
»Puh. Das ist ziemlich lang her. Ich weiß kaum noch was. Hab ich Ihrem... diesem jungen Mann eigentlich schon gesagt.«
»Fangen Sie einfach mit dem Anfang an. Schritt für Schritt.«
»Das hat keinen Sinn, wirklich.«
»Versuchen Sie's. Schritt für Schritt. Also: Ihnen sind die vielen Türen aufgefallen, die geöffnet und geschlossen werden müssen. Meinem Kollegen haben Sie damals gesagt, Sie fühlten sich wie... in einem Labyrinth. So steht's im Protokoll.«
»So war es auch. Als würde man sich in das Innere eines Schneckenhauses vorarbeiten. Ich hätte nie allein zurückgefunden. Ich hatte... etwas Angst. So was wie Klaustrophobie.«
»Ein Polizist brachte Sie zur Aula?«
»Ja. Ich kann mich nicht an ihn erinnern.«
»Macht nichts. Sie kommen also in diese Aula...«
»In der Mitte des Schneckenhauses. Ja. Es war ein komisches Gefühl.«
»Warum?«
»Die vielen jungen Männer. Sie sahen überhaupt nicht so aus, wie ich gedacht hatte.«
»Sondern wie?«
»Besser. Netter. Einige waren richtig attraktiv. Keiner wirkte wie ein Schläger oder Mörder. Aber der Chef dort...«
»Wilhelm Kaiser?«
»Ja, ich glaube, so hieß der. Er hat mir gesagt, dass es alles schwere Jungs sind. Man kommt nicht in den Knast, weil man einer alten Frau die Handtasche geklaut hat, sagte er. Diese Jungs saßen wegen schwerem Raub, schwerer Körperverletzung, Vergewaltigung, Mord.«
»Das hat Sie überrascht.«
»Ja, sehr. Sie wirkten so sympathisch. Die Insassen, meine ich.«
»Kennen Sie diesen Mann auf dem Foto?«
»Wer ist das?«
»Er heißt Milan Farkas. Haben Sie ihn schon mal gesehen?«
»Nein... Ich glaube nicht. Aber der Name sagt mir irgendwas.«
»Wir haben Sie darüber schon befragt. Wir haben Ihnen eine Liste mit allen möglichen Namen vorgelegt.«
»Ja, aber diese Liste meine ich nicht. Der Name sagt mir jetzt was - im Zusammenhang mit diesem Abend.«
»Aber Sie kennen den Mann auf dem Foto nicht?«
»Nein. Ich kann mich nicht an den erinnern. Aber komischerweise an den Namen. Milan.«
»Haben Sie sich nichts zu trinken geholt? Nach der Lesung, meine ich?«
»Nein, jemand hat mir was gebracht. Ich musste ja noch Bücher signieren. Ich saß relativ lange auf der Bühne, und da brachte mir einer der Jungs ein Glas... Orangensaft, glaube ich.«
»Sie kamen nie in die Nähe der Saftbar?«
»Nein... Doch, schon. Kurz. Jetzt fällt's mir wieder ein. Ich wollte mir noch was zu trinken holen. Hinter dem Tisch mit den Getränken stand aber niemand. Ich dachte, dann bedien ich mich eben selber. Und in dem Moment fiel diese Frau hin.«
»Diese Frau, die den Schwächeanfall hatte, von dem Sie berichtet haben? Sie fiel an der Saftbar in Ohnmacht?«
»Ja. Ziemlich stämmige Frau. Also, die fiel hin. Die Veranstalterin...«
»Karin Belolavek?«
»Ja. Sie war gleich da und beugte sich über sie. Wir anderen standen so herum.«
»Okay. Passierte sonst noch etwas an dieser Saftbar? Haben Sie noch etwas beobachtet? Was tat zum Beispiel Karin Belolavek?«
»Sie versuchte, die Frau auf die Beine zu bringen. Das dauerte... sicher ein paar Minuten. Schließlich stand die Frau auf.«
»Und Karin Belolavek? Was tat sie anschließend?«
»Sie ging, glaube ich, mit der Frau in ein Nebenzimmer.«
»Und als sie zurückkam? Standen Sie da noch an der Saftbar?«
»Milan«, sagte Cordula Faltermeier in diesem Moment.
»Bitte?«
»Die Frau. Jetzt fällt's mir wieder ein. Sie lag am Boden, machte die Augen auf und sagte etwas wie Milan. Nur dieses eine Wort, und das klang wie Milan.«
»Die Frau, die ohnmächtig wurde?«
»Ja. Sie sagte Milan. Ich hatte das wieder vergessen, ich bin danach noch mit diesem Wilhelm Kaiser essen gegangen, wir haben bis in die Nacht hinein gequatscht, und er hat mir seine Theorie über die Insassen erzählt...«
»Dass sie alle lügen wie gedruckt.«
»Genau, und...«
»Okay. Noch mal zu der Frau am Boden.«
»Ja. Sie sagte Milan.«
»Sind Sie sicher?«
»Ziemlich. Deswegen kam mir der Name bekannt vor. Ist das wichtig?«
»Vielleicht. Können Sie sich an die Frau erinnern? An ihr Aussehen, ihren Namen?«
»Puh. Nein, keine Ahnung, wie die hieß. Sie war ziemlich mollig. Angegraute Haare. So Mitte, Ende vierzig. Eher unattraktiv.«
»Würden Sie sie wiedererkennen?«
»Ich weiß nicht. Käme auf einen Versuch an.«
»Kann ich Sie einen Moment allein lassen?«
»Sicher.«
»Ich bin gleich wieder da.«
»Kein Problem.«
»Karl? Hast du was von Kai Lemberger gehört? Oder ihrem Vater?«
»Der Vater. Lars Lemberger. Sie haben ihn zu Hause angerufen. Einer von der Schupo bringt ihn her. Die müssten gleich da sein.«
»Bring ihn ins Verhörzimmer, sobald er da ist.«
»Vielleicht stehen sie im Berufsverkehr, dann dauert's länger.«
»Sag mir Bescheid, wenn er da ist.«
In Marias Kopf vergrößert sich das Chaos in Lichtgeschwindigkeit. Es ist bunt und beängstigend. Sie stürzt in einen Tunnel aus wilden Farben und Formen. Die Worte, die allein sie wieder hinausführen könnten in die klare Welt der geordneten Begriffe, haben sie verlassen. Sie weiß nicht mehr, wo oben und unten, links und rechts ist. Sie schwebt im Raum. Etwas in ihr ahnt, dass sie sich auf der Flucht befindet und fürs Erste nicht mehr zurückkommen will. Vielleicht ist der neue Kosmos ein gutes Versteck, vielleicht ein Gefängnis. Aber das ist nicht wichtig. Im Moment hat Maria ohnehin nicht mehr die Kraft, ihn zu verlassen.
»Lars Lemberger?«
»Ich möchte mich beschweren. Wer ist Ihr Vorgesetzter?«
»Gleich, Herr Lemberger. Erst beantworten Sie mir bitte eine Frage.«
»Ich denke gar nicht dran.«
»Sie haben eine Tochter namens Kai.«
»Wie...«
»Stimmt das?«
»Das geht Sie nichts an.«
»Kai ist wahrscheinlich in einen Mordfall verwickelt, Herr Lemberger. Es tut mir sehr Leid. Wir müssen mit ihr sprechen.«
»Was fällt Ihnen...«
»Entschuldigung, Herr Lemberger. Wo ist Ihre Tochter jetzt? Wir müssen dringend mit ihr sprechen.«
»Den Teufel werden Sie tun. Und ziehen Sie gefälligst diesen Bullen vor unserer Haustür ab!«
»Kennen Sie ein Mädchen, das Maria Belolavek heißt?«
»Nein.«
»Kai war eng mit ihr befreundet.«
»Und?«
»Sie ist verschwunden, zusammen mit ihrer Mutter Karin Belolavek. Ihr Vater ist ermordet worden. Kennen Sie dieses Mädchen auf dem Foto?«
»Hab ich nie gesehen. Ich will einen Anwalt.«
»Es ist Maria Belolavek, das verschwundene Mädchen. Sie können Ihren Anwalt anrufen, oder wir stellen Ihnen einen Pflichtverteidiger. Vorher aber noch eine Frage.«
»Nein. Keine Frage mehr. Ich will erst mit meinem Anwalt sprechen. Das sind Gestapo-Methoden hier.«
»Ihre Frau. Wo ist sie? Wir müssen auch mit ihr sprechen. Sie können warten, bis Ihr Anwalt kommt. Sie können die Sache auch abkürzen. Sie selbst sind nicht Ziel der Ermittlungen.«
»Ich...«
»Bitte sagen Sie uns, wo Ihre Frau ist. Wo können wir sie jetzt erreichen?«
»Ich bin geschieden.«
»Von der Mutter von Kai?«
»Ja. Aus gutem Grund, kann ich Ihnen sagen.«
»Wo ist Ihre Frau jetzt?«
»Ist mir scheißegal.«
»Herr Lemberger...«
»Schauen Sie doch im Telefonbuch von Mailand nach. Sie heißt jetzt wieder Leitner.«
»Leitner?«
»Sind Sie taub?«
»Theresa Leitner?«
»Theresa? Woher kennen Sie Theresa?«
»Ist das Ihre Exfrau?«
»Nein. Natürlich nicht. Die ist in Mailand.«
»Aber...«
»Meine Exfrau heißt Marion. Theresa ist...«
»Ja?«
»...Marions Schwester.«
Mona schwieg ein paar Sekunden. Langsam fügte sich in ihrem Kopf etwas zusammen. »Kennt sie Kai gut? Die Schwester Ihrer Frau meine ich?«
Lemberger schien plötzlich in sich zusammenzusinken. »Sie haben... hatten... ein relativ enges Verhältnis. Enger als...«
»Okay. Moment, bitte.«
»Ich will jetzt ein Telefon!«
»Lucia? Hier ist Mona. Sag Martin und der gesamten MK 1 Bescheid. Sie sollen in 2 kommen. Alle außer Forster, der ist schon hier. Und hol bitte die Faltermeier aus 1 rüber in 2.«