Kapitel 14
Fehler passieren (Dylan)
Ich saß in meinem Zimmer und schrieb, als es an der Tür klopfte. Ich hing in der Luft: In ein paar Wochen musste ich wegen schwerer Körperverletzung vor Gericht, ich wusste nicht wie meine Zukunft aussehen würde und Alex hatte mich zurückgewiesen. Stundenlang saß ich dort im Dunkeln, hörte mir leise Musik an und schrieb immer mal wieder Gedanken in mein neues Tagebuch.
Ich versuchte mein Leben zu verstehen. Versuchte zu verstehen, was mit Alex geschehen war. Versuchte uns zu verstehen.
Das einzige Ergebnis, zu dem ich kam, war: Alex hatte absolut Recht. Ich hatte drei Jahre damit verbracht ihr auszuweichen, wenn es darum ging ihr zu sagen, was ich fühlte. Ich hatte mich drei Jahre lang nicht völlig geöffnet, hatte ihr nicht gesagt, dass ich mein Leben mit ihr verbringen wollte.
Kein Wunder, dass sie mich nicht zurückhaben wollte.
Ich war so tief in Gedanken versunken, dass ich das Klopfen zunächst gar nicht hörte. Ich hatte einen Bleistift im Mund und kaute darauf herum, eine Angewohnheit, die ich mir schon seit Jahren abgewöhnen wollte, die aber immer wieder durchbrach, wenn ich angespannt war.
Es klopfte erneut und ich schaute auf, zum ersten Mal seit Stunden konzentrierte ich mich auf etwas anderes, als mich selbst.
Ich stand auf, rief: „Komme!“, und tappte barfuss über den Teppich.
Als ich die Eingangstür öffnete, seufzte ich vor Frustration. Es waren zwei Polizisten, dieselben zwei Polizisten, die mich verhaftet hatten.
„Können wir reinkommen?“ fragte Alvarez.
Lustig… wenn ich sie jetzt so ansah, merkte ich, dass sie recht hübsch war, sogar in der strengen Uniform.
„Natürlich“, sagte ich. Als ob ich sie davon hätte abhalten können.
Ich führte sie ins Wohnzimmer und sagte: „Was kann ich für Sie tun? Werde ich wieder verhaftet? Muss ich meinen Anwalt anrufen?“
Beide schüttelten den Kopf und Alvarez sah ein bisschen verlegen aus. Sie kam schnell auf den Punkt.
„Letzte Nacht hat Randy Brewer eine junge Frau von der 1020-Bar nach Hause verfolgt. Eine Frau aus der Nachbarschaft, keine Studentin. Er brach in ihr Apartment ein und vergewaltigte sie. Ihre WG-Partnerin – eine Polizistin – kam dazu.“
Ich schloss meine Augen und murmelte: „Oh Gott. Geht es ihr gut?“
„Niemandem geht es gut nach einem sexuellen Übergriff“, antwortete Alvarez. „Wie geht es Ihrer Freundin?“
„Wir haben uns getrennt. Aber ich bringe ihr Selbstverteidigungstechniken bei.“
Alvarez grinste. „Es tut mir leid zu hören, dass sie sich getrennt haben, aber das mit dem Selbstverteidigungstraining ist gut für sie.“
Ich nickte.
„Schauen Sie“, sagte Alvarez. „Wozu das auch immer gut sein mag, wir wollten… uns entschuldigen. Die Staatsanwaltschaft lässt aufgrund dessen, was passiert ist, alle Anklagen gegen Sie fallen. Ich denke Ihr Anwalt wird entsprechend benachrichtigt werden. Es wird eine letzte Anhörung geben und dann sollte alles geklärt sein.“
Ich nickte. „Danke“, sagte ich.
„Wir haben nur unsere Arbeit getan“, sagte der andere Polizist. Der, der mich in der Nacht meiner Verhaftung als verwöhntes reiches Kind beschimpft hatte.
„Ich verstehe das. Ich war Soldat. Fehler passieren.“
Sie standen auf, ich schüttelte ihnen die Hand und dann gingen sie aus meinem Leben, hoffentlich für immer. Wow. Zum ersten Mal seit Jahren, wollte ich am liebsten einen Trinken gehen.
Bloß nicht! Stattdessen zog ich mir meine Jogginghose an und ging in den frühen Abendstunden laufen.
Ich nahm dieselbe Route, die Alex und ich immer liefen. Aber ich musste zugeben, dass sie ohne sie ihren Charme verloren hatte.
Bevor ich das Ende des Central Parks erreichte, bog ich in Richtung Westen über die Westliche 72. Strasse zum Riverside Drive ab und rannte dann über den Hudson River Greenway zurück. Die Buchsbaumbüsche waren irgendwie beruhigend, sogar in einer eiskalten Nacht.
Ich war Soldat. Fehler passieren.
Es war interessant, wie leicht es mir fiel den Polizisten dafür zu vergeben, dass sie mich anstatt Randy verhaftet hatten, ich mir selbst aber nicht vergeben konnte. Wie oft hatte ich mich für Roberts Tod schuldig gefühlt? Wie oft hatte ich mich für all das Blut und den Schmerz und die schrecklichen Dinge, die in meinem Leben passiert waren, nachdem ich ausgerastet und auf meinen Laptop geschossen hatte, schuldig gefühlt?
Gott, war ich wirklich so verdammt neurotisch? Es war ja nicht nur das: Ich hatte mich für noch viel mehr Dinge schuldig gefühlt. Immerhin war ich das Kind, das sich dafür schuldig gefühlt hatte, dass seine Mutter geschlagen wurde, weil ihm der Brownieteig auf den Boden getropft war.
Aber sehen Sie, es war nicht meine Schuld. Er war seine. Ich habe sie nicht geschlagen. Mein Vater, dieser Hurensohn, hatte das getan, immer und immer wieder und am Ende war es völlig egal, was ich getan oder nicht getan hatte. Ich tat nur mein Bestes um mich selbst zu beschützen. Um mich vor dem Schmerz zu beschützen. Um mich vor Eltern zu beschützen, die im besten Fall unzuverlässig waren. Und, sind wir mal ehrlich… die Tatsache, dass meine Mutter ihn am Schluss rausgeschmissen hat, den Anonymen Alkoholikern beitrat und in ihrem Leben aufgeräumt hat, als ich in meinem ersten Jahr an der High School war? Das bedeutete eine Menge. Aber es änderte nicht, was mir passiert war. Es änderte die Schutzmechanismen, die ich für mich aufgebaut hatte, nicht.
Und am Ende musste Alex deshalb leiden.
In unserer letzten Nacht in Israel, hatte sie mich bedrängt ihr zu sagen, was ich wollte. Würden wir uns ein Versprechen geben? Würden wir trotz der Entfernung zusammen bleiben, trotz des Schmerzes, den die Entfernung mit sich bringen würde? Oder würden wir nach Hause fliegen und uns andere Partner suchen, uns langsam vergessen, unsere erste Liebe langsam vergessen und das wäre es dann gewesen? Vielleicht würden wir hin und wieder an den anderen denken, oder uns zufällig in zehn Jahren treffen und uns kurz zurückerinnern?
Sie hätte von mir vor drei Jahren eine eindeutige Aussage über meine Gefühle gebraucht. Und ich hatte genau gewusst, was ich wollte. Ich wollte sie. Niemand sonst. Aber das zuzugeben, hätte bedeutet, mich verwundbar zu machen, und ich hatte schon früh gelernt, dass das nicht sicher war. Das Einzige, was ich niemals tun würde, war das Risiko einzugehen, mich in einer anderen Person zu verlieren.
Und das war der Grund, warum ich sie verloren hatte. So einfach war das. Wir ließen die Dinge einfach treiben. Entschieden uns weder für das Eine noch das Andere.
Warum kannst du mir nicht sagen, was du fühlst? hatte sie gerufen.
Weil du mich dann verletzen könntest, war die einzige Antwort.
Es war an der Zeit, diese Angst über Bord zu werfen. Ich möchte nicht der perfekte Mann für sie sein. Ich war ein bisschen verrückt, ich war ein behinderter Veteran mit ein paar sehr ernsten gesundheitlichen Einschränkungen, einer Hirnverletzung und noch einer Menge anderer Probleme. Aber ich liebte sie auch. Und selbst wenn mich das umbringen würde, selbst wenn sie mich so sehr verletzen würde, dass ich danach niemals in meinem Leben wieder jemand an mich heran lassen würde, ich würde tun was nötig war, um ihr ganz genau zu sagen, was ich fühlte.
Die Hoffnung stirbt zuletzt (Alex)
Irgendwie schaffte ich es, den Rest der Fahrt zu überstehen, ohne komplett zusammenzubrechen. Jessica gab mir, ohne ein Wort zu sagen, mein Telefon zurück, und ich löschte die Anrufhistorie sofort. Aber ich wusste, dass es nicht lange dauern würde, bis sie mich mit Fragen bombardieren würde.
Fragen, auf die ich nicht wirklich eine Antwort wusste. Mit meinen Eltern würden diese Ferien unerträglich sein. Sie waren es immer. Sie wollten jeden Aspekt meines Lebens kontrollieren, von den Wahlfächern, bis zu meinen Partnern, und sie hatten Dylan noch nie gemocht. Schlimmer noch, fast während meiner gesamten Highschoolzeit hatten sie immer wieder ziemlich auffällig versucht, mich mit den hochnäsigen Söhnen von Familien zu verkuppeln, die sie kannten: Reichen Jungs, Jungs mit Zukunft. Randy Brewer war einer davon gewesen und als wir dann an die gleiche Uni gingen, hatten sie mehr als einmal erwähnt, dass er eine gute Wahl für meine Zukunft wäre.
Wenn sie nur wüssten. Ich war sicher, dass Randys Eltern, beide die arrogantesten, hochnäsigsten Personen, die ich je in meinem Leben getroffen hatte, alles tun würden, um die Bestrafung zu vertuschen, sie nicht öffentlich werden zu lassen und die Weste ihres Sohnes rein zu waschen. Oh Gott. Mir wurde schon wieder schlecht.
Dylan war stark. Er war mutig. Aber, würde das zuviel für ihn sein? Würde das der Tropfen sein, der dass Fass zum überlaufen brachte und ihn völlig zusammenbrechen ließ?
Und ich hatte ihn erst gestern zurückgewiesen!
Ich glaube nicht, dass es möglich ist mich selbst mehr zu hassen, als ich es in diesem Moment tat.
Natürlich war zu Hause anzukommen und das Haus zu betreten eine große Sache. Als wir aus dem Auto ausstiegen, sprachen Jessica und Sarah endlich miteinander. Sie begannen sich über irgendeinen Unfug zu zanken und meine Mutter wurde nervös als sie versuchte sie zu stoppen.
Unser Haus war ein vierstöckiges Stadthaus, zwei Blocks vom Golden Gate Park entfernt, mit Aussicht über San Francisco. Unsere Garage war im Erdgeschoss, das Wohnzimmer, die Küche und das Esszimmer lagen darüber. Mein Zimmer war im vierten Stock. Dorthin zu gelangen bedeutete, vorher in der Bibliothek vorbeizuschauen um meinen Vater zu begrüßen, der vor seinem Computer saß, als ich eintrat. Er war ein großer Mann, mit einem hageren Gesicht, das von einem ordentlich gestutzten Bart betont wurde. Sogar zu Hause war er formell gekleidet, mit Krawatte und Pullover.
Er stand auf, breitete seine Arme aus und umarmte mich.
Jessica hatte an der Tür gewartet während ich eintrat und sagte: „Alex fühlt ich heute nicht wohl.“
„Oh, nein“, sagte er. „Musst du zum Arzt?“
Ich schüttelte meinen Kopf. „Ich hab nur was Falsches gegessen. Ich lege mich für eine Weile hin. Dann wird’s mir bald wieder besser gehen.“
„Na gut. Ruh dich aus und wir sehen dich dann beim Abendessen.“
„Danke, Dad.“
Ich entkam ohne weitere Fragen und schleifte meine Taschen in den vierten Stock.
Dreißig Sekunden nachdem ich mein Zimmer betreten hatte, kam Carrie zu mir und schloss die Tür hinter sich.
„Erzähl mir was passiert ist“, sagte ich.
Sie setzte sich mir gegenüber auf das Bett.
„Kelly hat mich angerufen. Sie hat einen Nachrichtenbericht über Randy gesehen… anscheinend hat er letzte Nacht eine junge Frau in der 1020-Bar kennen gelernt und ist ihr dann nach Hause gefolgt. Und hat sie vergewaltigt.“
„Oh Gott“, flüsterte ich. „Es ist meine Schuld. Wenn ich ihn letztes Frühjahr angezeigt hätte…“
„Alex, hör auf damit. Randy Brewer ist Schuld. Nicht du.“
Ich schlang meine Arme um mich selbst und lehnte mich vor, atmete langsam und vorsichtig, versuchte die Fassung zu bewahren.
Dann platzte es aus mir heraus: „Dylan hat gestern mit mir gesprochen. Er hat mir gesagt, das er sich, was die Trennung angeht, nicht mehr sicher ist und mich gefragt, ob ich ihn zurück haben will. Erst gestern.“
Sie legte ihre Arme um meine Schultern, und ich flüsterte: „Ich habe Nein gesagt, Carrie. Ich habe ihm gesagt, dass er sich erst beweisen muss. Beweisen, dass er es ernst meint und mich nicht wieder verlässt.“
Ich begann heftig zu zittern, meine Muskeln verkrampfen sich total, ich keuchte nach Luft als ich, an ihre Schulter gelehnt, schluchzte.
„Oh Gott, ich hab das total vermasselt, Carrie. Ich habe ihm Nein gesagt, als er mich am meisten brauchte.“
Sie flüsterte: „Du konntest nicht wissen was passieren würde, Alex.“
„Es ist egal, was ich wissen konnte oder nicht. Alles was zählt ist, dass er allein ist und ich hier festsitze! Ich sollte bei ihm sein, und stattdessen sitze ich für zehn Tage in San Francisco fest.“
Sie flüsterte: „Du hast Freunde, denen du wichtig bist. Wir können ihm durch Kelly und Joel eine Nachricht zukommen lassen, okay? Reiß dich einfach nur zusammen. Es ist schon schwer genug für dich, auch ohne, dass Mom und Dad Bescheid wissen.“
„Scheiß auf sie“, sagte ich.
In diesem Moment öffnete sich meine Zimmertür. Kein Klopfen. Nichts.
Es war Jessica.
„Ihr könnt aufhören zu flüstern“, sagte sie. „Ich habe alles gehört.“
Carrie setzte sich gerade auf, hatte einen geschockten Gesichtsausdruck. „Wie kannst du es wagen?“, fragte sie und klang in dem Moment genau wie unsere Mutter.
„Ich wusste, dass sie uns im Auto angelogen hat. Und ich habe ihre Anrufhistorie gesehen. Sie hat dich anstatt Kelly angerufen.“
„Also bist du einfach hergekommen und hast gelauscht? Geht Ihr, du und Sarah, Euch deshalb gegenseitig an die Kehle? Weil Ihr jegliche Form von Anstand verloren habt?“
„Jessica“, keuchte ich. „Du kannst Mom und Dad nichts hiervon sagen.“
Sie schloss die Tür, zog den Stuhl unter meinem Schreibtisch hervor und setzte sich hin. „Das werde ich nicht. Natürlich werde ich das nicht. Ich kann aber natürlich nicht für Sarah sprechen. Aber ich möchte wissen, was passiert ist. Du und Dylan, ihr seid wieder zusammen? Und Randy Brewer hat jemanden vergewaltigt? Was hast du an der Uni gemacht, Alex?“
Ich begann zur gleichen Zeit unkontrollierbar zu lachen und zu weinen und dann, bevor ich es überhaupt realisiert hatte, erzählte ich die gesamte Geschichte.
Wir drei hörten das Knacken der Stufen im selben Moment. Schnell wischte ich mir das Gesicht ab und zog die Bettdecke über mich. Carrie und Jessica waren noch dabei sich richtig zu platzieren, als es an der Tür klopfte, dann wurde sie geöffnet.
Es war meine Mutter.
„Alex, ich habe dir eine Suppe gebracht… oh!“, sagte sie, überrascht meine Schwestern bei mir vorzufinden. Sie erholte sich schnell von ihrer Überraschung und stellte die Suppe auf meinen Schreibtisch. „Dies sollte dir helfen, dich besser zu fühlen. Wie ich sehe, kümmern sich deine Schwestern um dich?“
Sie betonte das wie eine Frage, aber was sie meinte war: Wie ich sehe, seid Ihr, du und deine Schwestern, am Tratschen?, oder so was ähnliches.
Carrie stand auf, strich ihre Bluse glatt und sagte: „Wir haben uns gut um sie gekümmert. du musst dir keine Sorgen machen.“
„Tja, dann“, sagte meine Mutter und sah etwas perplex aus. „Ich bin so froh zu sehen, dass zumindest einige von Euch miteinander auskommen. Denkst du es geht dir bis zum Abendessen besser, Alex? Deine Schwester Julia und ihr schrecklicher Freund werden erst morgen in der Stadt ankommen, also werden wir unter uns sein. Ich verstehe nicht, warum sie nicht hier übernachten wollen, wir haben genug Platz.“
Carrie sah meine Mutter fest an. „Er ist ihr Ehemann, Mutter.“
Meine Mutter lächelte ihr kurzes unehrliches Lächeln, so als ob sie Carrie damit aus dem Raum entlassen würde und sagte: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
Carrie antwortete mit einem Schnauben und sagte: „Du hast Recht Mutter. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, warum sie nicht hier bei uns übernachten wollen.“
Meine Mutter richtete sich gerade auf und sah Carrie gebieterisch an. „Du bist unverschämt. Wenn du weiter so mit mir redest, werde ich einfach wieder nach unten gehen. Vielleicht möchte Sarah etwas Gesellschaft.“
Jessica verdrehte ihre Augen und sagte: „Als ob das jemals passieren wird. Ich wünsche dir viel Glück mit ihr, Mom.“
Meine Mutter ging mit einem Schnauben.
Nachdem meine Mutter das Zimmer verlassen hatte holte Carrie tief Luft, so als wollte sie etwas abschütteln. Dann drehte sie sich zu Jessica und sagte: „Okay, spuck es aus. Was ist mit dir und Sarah los? Normalerweise seid ihr unzertrennlich.“
Jessica runzelte die Stirn. „Sie ist wahrscheinlich manisch-depressiv geworden. Oder schizophren. Trägt ständig schwarz, wie ein Gothic Girl. Und… Gott, ich hasse sie! Sie hat Mark Wilsen geküsst, wo sie doch wusste, dass ich mit ihm ausgehen wollte. Ich hab gehört, sie hat sich von ihm begrapschen lassen. In der Schule! Ich könnte sie umbringen.“
Carrie saß mit offenem Mund da. „Wann ist das alles passiert?“
„Sie ist so, seit das Schuljahr begonnen hat.“
„Wow. Ich wette die Stimmung war hier ziemlich angespannt, wenn ihr Euch gegenseitig so an die Gurgel geht.“
„Das ist nicht meine Schuld.“
„Na ja, was auch immer zwischen dir und Sarah los ist, du darfst niemandem ein Wort über Alex und Dylan sagen. Hast du verstanden? Das ist eine ernste Sache.“
Jessica drehte sich zu mir um.
„Liebst du ihn? Dylan?“
Ich nickte. „Natürlich. Das… das habe ich schon immer.“
Sie sah ernst aus. „Dann werde ich alles tun, um zu helfen. Es mag nicht viel sein, aber ich verspreche es.“
Ich lächelte sie an und sagte: „Danke.“
Was passiert nun? (Dylan)
„Also, was passiert nun?“, fragte ich.
Ben Cross, mein Anwalt, sagte: „Na ja, wir gehen da rein. Der Staatsanwalt wird dem Richter sagen, dass sie die Anklage fallen lassen und warum. Dann wird der Richter die Sache für abgeschlossen erklären.“
„Und das ist dann alles? Ich bekomme meine Kaution zurück und bin fertig?“
„Es kann ein paar Tage dauern, bis Sie ihr Geld zurückbekommen.“
„Und es gibt keine Reisebeschränkungen mehr?“
„Es gibt gar nichts mehr, Dylan. Schauen Sie… es war eine Sache, sie wegen Körperverletzung anzuklagen, als es außer Alex keine weiteren Zeugen für den sexuellen Angriff gab. Aber nach dieser Sache? Der Staatsanwalt weiß ganz genau was passieren wird, wenn er einen verletzten Kriegsveteran, der eine Vergewaltigung verhindert hat, anklagt, während die Polizei den Vergewaltiger hat gehen lassen. Ich meine, mal ehrlich. Das ist der schlimmste Fall von nachlässiger Polizeiarbeit, den ich je gesehen habe. Sie haben sie angeschaut… Ihre Statur, Ihr verärgertes Gesicht und sie haben Randy Brewer angeschaut, das verwöhnte reiche Kind und sie haben vorschnell falsche Schlüsse gezogen.“
Ich schüttelte meinen Kopf. „Okay. Mir ist das alles ziemlich egal. Ich wollte nur sicher gehen, dass ich reisen darf und dass Alex sicher ist. Alles andere ist egal.“
Ben nickte. „Ich persönlich denke, Dylan... obwohl die Umstände schrecklich sind, bin ich froh, dass sie den Typen gefangen haben.“
Die Anhörung war ein enttäuschender Abschluss, sie dauerte gerade mal fünfzehn Minuten. Unglücklicherweise sah es so aus, als ob es ein paar Tage dauern würde, bis ich meine Kaution zurückbekommen würde. Egal. Ich musste an bestimmte Orte reisen und bestimmte Leute sehen, und ich hatte immer noch ein paar tausend Dollar auf der Bank. Es wurde Zeit, etwas davon auszugeben.