Kapitel 6


Als sie erwachte, fühlte sie sofort, dass etwas nicht stimmte. Die Arme waren über dem Kopf, eine Position, in der sie ganz sicher niemals schlafen würde. Ein Versuch, die Arme zu bewegen, bestätigte ihre furchtbare Vermutung.

„Shhht“, erklang Amanos sanfte Stimme neben ihr. „Keine Panik. Dir wird nichts geschehen. Ich werde dir nicht wehtun, okay?“

Sie warf den Kopf herum und starrte ihn wild an. Sie spürte, wie Panik in ihr aufstieg. Ihr wurde schlecht und ihr Herz raste zum Zerspringen. Anklagend sah sie ihn an. Sie hatte ihm vertraut. Nun ja, zumindest bis zu einem gewissen Grad.

„Wenn du mir nichts tun willst, warum bin ich dann gefesselt?“, fragte sie mit einem Anflug von Hysterie in der Stimme.

„Weil du mir sonst weiter ausweichen wirst“, erklärte er ruhig. „Du bist meine Gefährtin. Aber du bringst es nicht über dich, mich an dich heranzulassen. Damit meine ich nicht nur, dass ich dich nicht berühren darf. Du redest nicht mit mir über das, was dir passiert ist. Du lässt dich nicht von mir trösten, wenn es dir schlecht geht. Du vertraust mir nicht, obwohl ich ...“

„Und du glaubst allen Ernstes, dass du hiermit mein Vertrauen erlangen kannst?“, fragte sie und schüttelte den Kopf. „Was hast du jetzt vor? Dich mir aufzwingen?“

„Nichts liegt mir ferner“, sagte er sanft. „Nein. Ich werde dich nicht einmal berühren. Zumindest nicht für heute. Du willst mir nicht erzählen, was dir geschehen ist, also erzähle ich dir, was mir geschehen ist.“

Charly starrte ihn ungläubig an.

„Was?“

„Ich erzähle dir meine Geschichte. Okay? Hör einfach nur zu. Kannst du das tun?“

Charly sah in sein ernstes Gesicht. Sie war verwirrt. Was wollte er von ihr? Was bezweckte er damit?

„Wirst du mir zuhören?“

„Was bleibt mir anderes übrig?“, fragte sie ironisch. „Also, was willst du mir erzählen? Wie du von einer Frau vergewaltigt wurdest?“

Sie schnaubte. Was sollte dieser Hüne von einem Kerl ihr schon zu erzählen haben? Nichts konnte so schlimm sein wie das, was sie erlitten hatte. Er war ein Mann. Noch dazu ein Krieger, stark und wahrscheinlich auch skrupellos. 

„Ich erzähle dir von meiner Kindheit“, begann er.

„O ja!“, sagte sie sarkastisch. „Was ist? Bist du vom Pony gefallen?“ Sie lachte.

Er lächelte, doch es war ein trauriges Lächeln und ihr Lachen erstarb. Er setzte sich ein wenig aufrechter hin und verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust.

„Ich war elf, als es passierte“, erzählte er schließlich. „Ich befand mich mit meinem Vater und meinem Onkel auf Mananao7. Dort befindet sich der Sitz des Hohen Rates der United Galactic Federation. Es waren unruhige Zeiten. Es gab Krieg zwischen vielen Völkern. Eine Gruppe von Rebellen stürmte das Gebäude, in dem die Abgesandten der Federation untergebracht waren. Einige Abgesandte wurden dabei getötet. Mein Vater verwundet. Mein Onkel und ich gerieten in die Hände der Rebellen. Sie verschleppten uns nach Sixtus6, einem Planeten im Schwarzen Quadranten.“ 

Er pausierte und rieb sich über das Kinn. Charly sah ihn gebannt an. Sie hatte das Gefühl, dass die Story, die er ihr erzählen wollte, mindestens so furchtbar werden würde wie ihre eigene.

„Ich wurde in eine Zelle gesteckt. Allein. Man brachte meinen Onkel woanders unter. Zwei Tage blieb ich ohne Essen und Trinken. Ohne Kontakt. Niemand kam zu mir. Der Trakt, in dem ich gefangen gehalten wurde, war leer. Ich wusste nicht einmal, ob sie mich nicht einfach zum Sterben in die Zelle gesperrt hatten. Es gab nur mich und die Ungewissheit. Doch am dritten Tag kamen sie. Sie brachten mich in einen Raum. Mein Onkel saß dort, festgebunden auf einem Stuhl. Er versuchte, sich zu befreien, als man mich hereinbrachte, doch es war zwecklos. Sie wollten, dass er Dinge verriet, die ihnen von Nutzen waren, doch das hätte das Leben Tausender Unschuldiger bedeutet. Er konnte ihnen diese Informationen unter keinen Umständen geben. Also versuchten sie, ihn zum Reden zu bringen.“ Er schüttelte sich leicht bei dieser Erinnerung und rieb sich erneut über das Kinn.

Charly wagte nicht, darüber nachzudenken, was jetzt kam, doch sie glaubte es zu wissen.

„Sie folterten mich“, fuhr er fort. „Ich versuchte, tapfer zu sein und nicht zu schreien. Ich wusste, wie wichtig es war, dass mein Onkel nichts verriet.“ 

Er pausierte erneut. Eine drückende Stille lastete im Raum und Charly musste an den Jungen denken, der er gewesen war. Wer konnte so gewissenlos sein, ein Kind zu foltern? Doch natürlich wusste ich, dass auch auf der Erde solche Dinge geschahen. Krieg brachte stets das Schlechteste in den Menschen hervor und es schien überall so zu sein.

Er atmete tief durch, ehe er weitersprach.

„Ich kam an den Punkt, wo tapfer zu sein, allein nicht mehr half. Ich ... ich schrie. Ich flehte und ich schrie. Und mein Onkel ... Er knickte ein. Er konnte es nicht ertragen, dass sie mich folterten. Er erzählte ihnen einiges, doch er wusste nicht alles. Ich wurde zurück in meine Zelle gebracht. Ich war mehr tot als lebendig. Doch man versorgte meine Wunden und brachte mir von da an täglich Essen und Trinken. Ich wusste nicht, was sie mit meinem Onkel gemacht hatten. Ob er noch lebte. Mein ... mein Vater konnte einen Kontakt herstellen, nachdem er sich von seiner Verwundung erholt hatte, und bot einen Austausch an. Sein Leben gegen meine Freiheit. Man brachte mich wieder in den Raum, in dem man mich zuvor gefoltert hatte. Diesmal saß mein Vater dort gefesselt auf dem Stuhl. Er hatte nicht gewusst, dass Krieger der Federation ihm gefolgt waren, um die Rebellen festzunehmen, doch die Rebellen merkten es und machten meinen Vater dafür verantwortlich. Und sie hatten noch einen weiteren Gefangenen. Oder besser gesagt, eine Gefangene. Sie hatten sie aus unserem Haus entführt, kurz nachdem mein Vater aufgebrochen war, um sein Leben gegen meines zu tauschen.“ 

Charly sah ihn an. Eine Träne rann über seine Wange und sie hätte gern die Hand nach ihm ausgestreckt, wenn sie nicht gefesselt gewesen wäre.

„Deine Mutter?“, fragte sie mit klopfendem Herzen.

Er nickte und legte den Kopf zurück gegen das Bettende, vor dem er saß. Mit geschlossenen Augen berichtete er weiter, was damals geschehen war.

„Sie brachten sie herein. Mein Vater war außer sich. Er brüllte und gebärdete sich wie wild. Sie konfrontierten ihn direkt damit, dass er sie verraten hätte und dass die Federation auf dem Weg sei. Er bestritt, etwas davon zu wissen, geschweige denn, etwas damit zu tun zu haben, doch sie glaubten ihm nicht.“

Charly liefen mittlerweile die Tränen über das Gesicht. Sie weinte für den kleinen Jungen, der so Furchtbares erlebt hatte. Sie wollte gar nicht hören, was weiter geschah, doch sie spürte, dass es für Amano wichtig war, darüber zu reden, also hörte sie schweigend zu, als er fortfuhr.

„Sie töteten sie. Aber nicht ehe sie sich viel Zeit dafür genommen hatten, sie zu vergewaltigen und zu quälen. Sie ließen meinen Vater gefesselt, als sie mit ihr fertig waren, und mich ... mich banden sie an den Tisch, auf dem meine Mutter lag. Das Blut ... Ihr Blut tropfte auf mich herab. Als die Federation uns fand, war mein Vater bereits dem Wahnsinn verfallen. Er riss dem erstbesten Krieger das Schwert aus den Händen und tötete sich selbst.“

„Hat ... hat man die Rebellen ...“

„Nein!“, knurrte Amano. „Sie entkamen. Doch zehn Jahre später konnten Kordan, Marruk und ich einen Teil der Rebellen ausfindig machen. Wir sorgten dafür, dass sie sich an ihre Untaten erinnerten, ehe sie starben. Und es dauerte lange, bis das der Fall war.“

Amanos Stimme hatte einen eisigen Klang angenommen. Doch sie verstand. Sie verstand es besser als irgendjemand anderer.

„Ich habe bisher mit niemandem sonst darüber geredet“, bekannte er.

„Es ... es tut mir so leid“, flüsterte sie.

Er öffnete die Augen und sah sie an.

„Du weinst“, stellte er bestürzt fest. „Das tut mir leid. Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen. Sicher hat es bei dir Erinnerungen ausge...“

„Nein!“, unterbrach sie ihn. „Ich weine um den Jungen, der du gewesen bist. Es muss schrecklich gewesen sein, das alles mitanzusehen. Ich kann mir gar nicht vorstellen ... Oh, Gott! Es tut mir so leid.“

„Ich ... ich habe ihren Tod nicht gesehen“, sagte er leise. Sie hatten mich hinter einem Pfeiler festgehalten. Ich hörte ihre Schreie, doch ich sah nicht, was sie ... was sie mit ihr machten. Jedenfalls nicht direkt. Ich sah meinen Vater. Ich sah es in seinem Gesicht.“ Er blickte sie an. „Ich sah exakt den Moment, in dem sein Schmerz, seine Wut und seine Hilflosigkeit in Wahnsinn umschlugen. Ich sah es ... in seinen Augen.“

„Wie ... wie hast du es geschafft ...?“, begann sie und brach ab, weil ihr die Worte nicht kommen wollten.

„Damit fertigzuwerden?“, fragte er.

Sie nickte.

„Ich bin mit dem Gedanken an Rache aufgewachsen. Und ich habe Rache geübt. Das ist der Unterschied zwischen uns, Charly. Ich wurde größer und stärker. Ich war in der Lage, meinen Peinigern gegenüberzutreten und ihnen zurückzugeben, was sie mir und meiner Familie angetan hatten. Diese Chance hattest du nie. Vielleicht ist das der Grund, dass du es so schwer damit hast.“

„Du ... du weißt?“, fragte sie entsetzt. „Hat deine Tante dir ...“

„Sie hat es mir nicht erzählt“, sagte Amano. „Alle Räume des Palastes können per Monitor überwacht werden. Ich musste wissen, was dir geschehen ist, damit ich dich verstehen konnte.“

„Du hast ... gelauscht?“

„Du bist meine Gefährtin. Ich musste wissen, was dich quält. Du wolltest nicht mit mir reden, weil du mir nicht vertraust. Es hat mich gequält, dass ich nicht für dich da sein konnte. Ich wollte dich in den Arm nehmen und dich trösten, doch du ...“

„Du hattest nicht das Recht“, fuhr sie ihn an. „Du hattest verdammt noch mal kein Recht dazu, mein Gespräch mit deiner Tante zu belauschen. Ich habe mich ihr anvertraut, weil ich dachte, dass ich es nur ihr erzähle! Einer Frau!“

„Es tut mir leid, wenn dich das so aufregt, aber ich hatte keine andere Wahl. Du verstehst das nicht. Es ist für mich als deinem Gefährten von großer Wichtigkeit, dass ...“

„Aaaaarrrrgggghhh!“, schrie sie frustriert auf und er verstummte. „Ich habe es satt, dass du mich immer als deine Gefährtin betitelst, als wäre es schon ein Fakt. Es ist vielleicht dein Wunsch, doch ich habe nicht zugestimmt, deine Gefährtin zu sein.“

„Es ist ein Fakt“, widersprach er. „Du siehst die Bindung nicht, weil deine Angst dich davon abhält. Ein Carthianer weiß, wenn er seine Gefährtin trifft. Es gibt keine Zweifel. Deswegen bist du hier. Damit ich dich von dem Fakt überzeugen kann. Deswegen habe ich dir erzählt, was ich keinem zuvor so im Detail erzählt habe. Ich habe es getan, damit du mir vertraust und weil du ein Recht darauf hast, es zu wissen.“

„Du irrst dich“, sagte sie aufgebracht. „Ich bin und ich werde nie deine Gefährtin sein. Es tut mir leid, was dir passiert ist, doch es gibt dir nicht das Recht, mich hier anzubinden. Für wie lange überhaupt. Tage? Wochen?“

„Nein“, sagte er ruhig. „Ich habe nicht vor, dich hier angebunden zu lassen. Aber ich werde dich wieder anbinden. Wenn deine nächste Lektion ansteht.“

„Lektion? Du bist verrückt.“

„Nein“, sagte er leise. „Nur verzweifelt.“

Er erhob sich aus dem Bett und kam an ihre Seite. Er öffnete die Fesseln und sie rückte augenblicklich von ihm ab.

„Ich wünschte, du würdest mir eine andere Wahl lassen“, sagte er leise, dann wandte er sich ab und ging.

Charly starrte ihm hinterher, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, dann rollte sie sich auf dem Bett zusammen und weinte. Sie wusste nicht, ob sie wegen ihrer Lage weinte, dem, was ihr damals passiert war, oder für den Jungen, der eine so furchtbare Tragödie erleben musste. Irgendwann fiel sie in den Schlaf.


Charly erwachte orientierungslos. Sie hatte schlecht geträumt und fühlte sich wie gerädert. Die Erinnerung an ihr Gespräch mit Amano kam ihr zu Bewusstsein und sie war hin- und hergerissen zwischen Mitgefühl und Wut. Sie setzte sich auf und starrte auf die Tür. Sicher war sie verschlossen. Sie würde es dennoch probieren, also erhob sie sich aus dem Bett und ging zur Tür, um sie zu öffnen. Sie war nicht verschlossen, doch als sie die Tür weit aufschwang, standen zwei Männer davor. Offensichtlich, um sie zu bewachen.

„Guten Morgen, Lady Charly“, grüßten sie. 

Einer der beiden war ein junger Kerl von nicht älter als achtzehn, der andere schien in den Vierzigern zu sein. Der Ähnlichkeit zwischen den beiden nach zu schließen waren sie Vater und Sohn.

„Habt Ihr gut geschlafen?“, fragte der Ältere.

„Guten Morgen und Nein“, antwortete sie. „Ist es mir verboten, das Zimmer zu verlassen?“

„Oh, aber nein, Lady Charly. Wir sind nur zu Eurem Schutz hier. Wir haben den Auftrag, Euch überallhin zu begleiten und sicherzustellen, dass es Euch an nichts fehlt und Ihr ...“

„Meine Wachhunde“, unterbrach sie den Mann. „Verstehe! Nun, es hätte ja schlimmer kommen können. Wenigstens bin ich nicht mehr ans Bett gefesselt.“

Die beiden Männer sahen sie bestürzt an und der Jüngere errötete zu ihrer Genugtuung. Die beiden konnten ruhig denken, was ihre Äußerung vermuten ließ, wäre die Wahrheit. Dass Amano sie in Wirklichkeit nicht einmal berührt hatte, mussten sie ja nicht wissen. Sie würde dafür sorgen, dass ihr Möchtegerngefährte bereute, sie je hierhergebracht zu haben.


Charly war müde. Ihre beiden Wachhunde Carron und dessen Sohn Jahnon folgten ihr wirklich überall hin und sie hatte sich eine Weile damit vergnügt, die armen Männer mit ihren Wünschen und Forderungen in Trab zu halten. Langsam jedoch wurde sie das Spiel leid. Egal, wie sehr sie ihre Wachen piesackte, sie wurde sie nicht los. Sie musste zugeben, dass Amanos Haus beeindruckend war und der Garten wunderschön. Sie war sogar auf einem von Amanos Pergamos geritten, natürlich in Begleitung von Carron und Jahnon. Sie hatte Amano seit dem letzten Mal nicht mehr gesehen und obwohl sie es nicht gern zugab, vermisste sie seine Nähe.

„Lady Charly?“, fragte Carron besorgt. „Ist Euch nicht wohl? Ihr seht blass aus.“

Charly seufzte und sah sich um. Sie hatte den Turm erreichen wollen, der auf einem Hügel hinter dem Haus stand, doch sie hatten nicht einmal die Hälfte der Anhöhe zurückgelegt und sie fühlte sich schwach. Zu schwach, um den Rest des Weges zu schaffen.

„Ihr habt Euch überanstrengt“, stellte der ältere Mann fest. „Den ganzen Tag wart Ihr auf den Beinen. Wir sollten zurückgehen.“

„Ich wollte mir den Turm ansehen“, erwiderte sie, nur um nicht klein beizugeben. Doch sie verspürte auf einmal wirklich keine Lust mehr, den Hügel noch weiter zu erklimmen.

„Bitte, Lady Charly. Der Herr bringt mich um, wenn Euch etwas passiert.“

„Ich kann Euch tragen“, bot Jahnon an.

Charly setzte sich ins weiche Gras und zog die Knie an ihre Brust, um die Arme darum zu schlingen.

„Warum tut ihr das?“, fragte sie.

„Was meint Ihr damit?“, fragte Carron.

„Den ganzen Tag scheuche ich euch herum, doch ihr folgt mir brav überall hin, erledigt jeden noch so dämlichen Auftrag, den ich euch gebe, und jetzt wollte ihr mich auch noch da hochtragen. Warum?“

„Weil ... weil der Herr uns aufgetragen hat, Euch jeden Wunsch von den Augen abzulesen und auf Euch aufzupassen, dass Euch kein Leid geschieht“, erklärte Carron.

„Wo ist er jetzt?“, wollte sie wissen.

Carron zuckte mit den Schultern.

„Er wollte die Ländereien besichtigen und das Dorf. Er wird zum Abendmahl zurück sein. So hat er es gesagt.“

Sie erhob sich und klopfte sich den nicht vorhandenen Staub von ihrem Kleid.

„Gehen wir zurück“, sagte sie und ihr entging nicht die Erleichterung in den Gesichtern der Männer. „Ich könnte jetzt ein Bad vertragen.“


***


„Geht es ihr gut?“, fragte Amano und schenkte sich ein Glas Branntwein ein.

Carron nickte.

„O ja, Lady Charly nimmt ein Bad. Jahnon wacht vor ihrer Tür.“

Amano nahm einen Schluck von dem starken Branntwein und schloss die Augen. Ein Bad wäre etwas Wunderbares. Er war müde und seine Glieder fühlten sich schwer an.

„Ich werde jetzt selbst ein Bad nehmen. Geh zurück auf deinen Posten, bis ich fertig bin.“

„Ja, Herr“, erwiderte Carron und verschwand.

Amano seufzte, wenn er an die bevorstehende Konfrontation mit seiner Gefährtin dachte. Er hatte sie vermisst und er freute sich darauf, sie wiederzusehen, doch er wünschte sich, es wäre leichter zwischen ihnen.

Das Glas in einem Zug leerend, erhob er sich aus seinem Sessel und begab sich ins Bad. Was er jetzt brauchte, war ein wenig Entspannung. Eine Massage wäre gut. Er lächelte grimmig. Er glaubte nicht, dass seine kleine Gefährtin ihm einen solchen Liebesdienst erfüllen würde. Dabei hatte die Vorstellung von ihren Händen auf seiner nackten Haut etwas Erregendes. Er schloss die Augen. Das Verlangen nach ihr brachte ihn fast um. Es war eine Tortur für einen Carthianer, wenn er den Akt der Beanspruchung zu lange hinauszögerte. Von dem Moment an, wo ein Carthianer seine Gefährtin gefunden hatte, begann ein hormoneller Prozess in seinem Körper. Er produzierte den Stoff, den er seiner Gefährtin durch einen Biss injizieren würde. Doch wenn es nicht dazu kam, konnten Komplikationen auftreten. Je länger er es hinauszögerte, desto schlimmer wurde es. Er spürte schon jetzt, dass er rastlos war, und sein Kopf schmerzte höllisch. Er musste sie endlich für sich gewinnen.