25. Kapitel

»Heilige Mutter Gottes, das ist doch ...«

»Ein Wort zu viel, Maudez, und sie zieht dir bei lebendigem Leibe die Haut ab!«

»Unsere süße Herrin, das würde sie nie tun!«

Gwenna verdrehte die Augen und zog den Besitzer der Badestuben tiefer in den Hof, hinter das Brennholzfuhrwerk, das noch nicht ganz entladen war. Je weniger Zeugen es für dieses Gespräch gab, desto sicherer erschien Gwenna die ganze Angelegenheit.

»Du schweigst, verstanden?«, forderte sie und bemühte sich, die ganze Autorität, die sie als Köchin des Herrenhauses genoss, in ihre Stimme zu legen. »Du hast keine Menschenseele gesehen und nichts gehört. Das ist lediglich meine arme kleine Nichte aus Penmarch, die sich bei dir als Bademagd verdingt, ich hab’s dir doch schon tausendmal erklärt!«

»Begriffen hab’ ich’s schon«, brummte der Mann und warf der verhüllten hoch gewachsenen Mädchengestalt einen so entsetzten Blick zu, dass Oliviane im Schatten ihres Umhanges trotz aller Aufregung lächeln musste. »Aber bei allen Heiligen, ich begreife nicht, weshalb ...«

»Niemand verlangt von dir, dass du es begreifst«, schimpfte Gwenna. »Der Seigneur wird später kommen, so, wie er es jeden Freitagabend tut. Sorge dafür, dass er in der hinteren Kammer nicht gestört wird und dass ihm meine Nichte zu Diensten ist, verstanden?«

»Was hat es mit dieser Kammer eigentlich auf sich?«, wisperte Oliviane, als sie mit Gwenna in dem fraglichen Raum stand.

Die Einrichtung ließ auf den ersten Blick keine Schlüsse zu. Es gab den üblichen großen Zuber, der, mit einem frischen Leinentuch ausgelegt, darauf wartete, dass er mit heißem Wasser gefüllt wurde. Hinter einem Wandschirm konnte sich der Badegast entkleiden oder den Nachttopf benutzen. Ansonsten war da nur ein Tisch mit zwei Hockern und eine Art Liege, auf der ein Stapel sauberer Tücher bereitlag. Die Fensterläden waren geschlossen, und der Lärm aus den anderen Räumen des Badehauses klang lediglich gedämpft zu ihnen herüber.

Gewenna zog eine Grimasse und entschied sich für die Wahrheit. Wenn ihre Herrin ein solches Abenteuer wagte, war sie vielleicht doch nicht das unbeschriebene Blatt, für das man sie hielt.

»Maudez verkauft hier an geneigte Herren auch Liebesdienste, die über ein bloßes Bad hinausgehen. Damit ihm der Profess nicht auf die Schliche kommt, behauptet er, dass hier lediglich Bürger baden, denen es im Gemeinschaftsraum zu laut ist.«

»Eine Dirnenkammer!« Oliviane tauschte einen vielsagenden Blick mit Gwenna und nickte dann. »Du hast Recht, man darf sich nicht an solchen Dingen stören, wenn man einen Kampf gewinnen will. Sorg schnell dafür, dass sie das heiße Wasser bringen. Wir müssen ein paar ordentliche Dampfschwaden erzeugen, damit er mich nicht gleich auf Anhieb erkennt!«

Mit Maudez’ Hilfe kam Gwenna dem Befehl nach, und dann blieb Oliviane allein zurück. Sie stand neben dem Fenster, als Maudez seinen Gast unter den üblichen Schmeicheleien hereinführte. »Euer Bad ist bereit, Seigneur!«, katzbuckelte er. »Auch Wein und Speisen stehen auf dem Tisch, und eine dralle junge Bademagd ist zu Euren gefälligen Diensten hier ...«

»Nimm das Frauenzimmer wieder mit!«, kommandierte Hervé de Sainte Croix unwillig und öffnete die Schnüre seines Obergewandes. »Ich brauche kein Weib! Wie oft muss ich dir das eigentlich noch sagen?«

In seinem Rücken klappte die Tür, und er nahm an, dass Maudez und die Magd dem Befehl gefolgt waren. In der Hitze der Kammer beeilte er sich, seine Kleider abzulegen, und fluchte leise vor sich hin, als er sich an einem Hocker stieß, den er im Nebel nicht ausgemacht hatte.

»Das ist ja das reinste Dampfbad hier und ... Wer zum Teufel bist du?«

Erst in diesem Augenblick entdeckte er die Silhouette eines Mädchens, das neben dem Wandschirm stand und Wein in einen Becher groß.

»Die Bademagd, Seigneur!«, wisperte sie schüchtern im Dialekt der Leute von Vannes. »Bitte erlaubt, dass ich Euch zu Diensten bin, sonst wirft mich der Herr wieder hinaus! Er sagt, ich darf nur bleiben, wenn alle mit mir zufrieden sind. Ich muss doch eine Arbeit haben!«

»Auch das noch ...« Hervé ließ sich in das heiße Wasser sinken und lehnte mit geschlossenen Augen den Kopf gegen das mehrfach gefaltete Tuch, das ihm als Polster diente. »Du kannst mir den Wein bringen und den Rücken schrubben, mehr benötige ich nicht!«

Er hörte ihre leichten Schritte und fühlte den Zinnbecher, den sie ihm in die Hand drückte. Als sie sich abwandte, erhaschte er auch einen Blick auf das Gewand, das sie trug – ein schlichtes Leinenhemd mit kurzen Ärmeln. Es klebte verführerisch an der Rundung ihrer Hüfte, und er schloss schnell wieder die Augen.

Seit ihm seine Gefühle für Oliviane de Rospordon so zusetzten, suchte er bei jedem weiblichen Wesen nach einer Ähnlichkeit mit ihr.

»Ich wasche Euch das Haar ...«, flüsterte die emsige kleine Bademagd und begann, seinen Kopf mit einer Mixtur aus Seifenkraut und Lauge einzuschäumen, die höchst angenehm nach Kräutern duftete.

Er knurrte unwillig, aber er überließ sich ihren Händen. Die energischen Finger, die seine Kopfhaut massierten und durch die dichte Matte seines Haares glitten, fühlen sich überraschend angenehm an. Er fing an, sich unter der Massage zu entspannen, bis sein Blick auf die verlockenden, festen Brüste der Magd fiel, auf denen das feuchte Hemd so herausfordernd klebte, dass er jede Einzelheit der rosigen Brustwarzen erkennen konnte.

Gütiger Himmel, war er schon so ausgehungert, dass er auf die absurde Idee kam, sich mit einer Bademagd zu vergnügen?

»Das genügt, geh jetzt!«, schnauzte er sie an und ärgerte sich gleichzeitig darüber, dass er seine schlechte Laune an dem armen Kind ausließ, das doch wirklich nur sein Bestes tat.

»Ihr wolltet, dass ich Euch noch den Rücken wasche, Herr!«, erinnerte sie schüchtern.

»Na gut, dann tu’s!«, brummte er, weil er einsah, dass er sie wohl nicht eher loswerden würde. Er zog die Knie an und legte den Kopf auf die verschränkten Arme. »Aber beeil dich, ich bin müde!«

Oliviane biss sich auf die Unterlippe, als sie den breiten, muskulösen Rücken unter ihren Fingern spürte. Ihr war mindestens so heiß wie dem Seigneur in dem Zuber, und sie konnte fühlen, wie ihr der Schweiß in einem dünnen Rinnsal zwischen den Brüsten hinunterlief.

Ihre Hände zitterten, als sie das eckige Seifenstück über seinen Körper rieb, bis ihn eine Lage Schaum bedeckte. Dann begann sie mit den Handflächen vorsichtig die Seife zu verteilen. Es bereitete ihr ein unvorstellbar großes Vergnügen, ihn zu berühren, die Stränge seiner harten Muskeln nachzufahren und seine warme Haut zu fühlen. Wie männlich und stark er war, durchfuhr es sie, und sie biss sich angestrengt auf die Unterlippe, um sich an die Pflichten einer einfachen Bademagd zu erinnern.

Hervé sah keine Veranlassung, ein wohliges Seufzen zu unterdrücken. Die geschickten Hände der kleinen Magd glitten so erregend über seinen Rücken, dass er jedes Gefühl für Zeit und Raum verlor. Meine Güte, das Mädchen verstand sein Handwerk, und er konnte fühlen, wie sein ausgehungerter Körper darauf zu reagieren begann, als ihre Hände um seinen Brustkorb glitten und auch dort Seife und Lauge zärtlich verrieben.

Als er scharf Atem holte und sich aufrichtete, spürte er ihren festen Busen, der sich, von nassem Stoff bedeckt, gegen seinen Rücken drückte. Er bemerkte das Streicheln eines nassen Zopfes, der gegen seine Haut schwang und ihrer Bewegung folgte. Wütend und verlegen zugleich versuchte er, das sichtbare Zeichen seines Verlangens zu verbergen, das ihre Nähe in ihm weckte.

»Bei Gott, Mädchen, du weißt nicht, was du tust!«, murmelte er und griff energisch nach ihrem Arm, um dem gefährlichen Spiel ein Ende zu bereiten.

Als er sie nach vorne zog, gab sie so geschmeidig nach, dass sie halb zu ihm in den Zuber fiel. Wasser spritzte auf den Boden, aber er beachtete es nicht. Er starrte wie gebannt in das schöne, feuchte Gesicht, in dem rote Lippen verführerisch glänzten und samtige Augen geheimnisvoll schimmerten. Das Hemd war ihr über die Schulter geglitten und enthüllte sie bis auf den Schatten der rosigen Brustwarze.

»Oliviane!«

Sie vergaß auf der Stelle, dass sich die Kante des Zubers unangenehm in ihren Magen drückte, dass sie auf hartem Holz kniete und dass sie beinahe nackt vor ihm stand. Sie verschloss seinen Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss und ließ damit das Feuer der Lust jäh auflodern. Keiner von ihnen beiden konnte nun noch zurück.

Hervé richtete sich halb auf, hob sie in den Zuber und zog sie an seinen nassen Körper. Seine Finger umfingen ihre Brüste, und seine Daumen strichen erregend über die empfindsamen Spitzen. Seine Lippen öffneten ihren Mund, und ihre Zungen fanden sich in einem leidenschaftlichen, lustvollen Spiel.

Mit einem heiseren Stöhnen riss er ihr das nasse Hemd vom Leib und überließ sich ganz dem brennenden Begehren, das er viel zu lange unterdrückt hatte.

Rau und drängend fuhren seine Hände über ihren erhitzten Körper, an dem sich seine Augen nicht satt sehen konnten. Da waren die vollkommenen Linien ihrer Hüften, die ihn schon in jener Nacht im Söller so entzückt hatten, und ihre Taille, die so zerbrechlich wirkte wie die eines kleinen Mädchens. Aber wie konnte es dann sein, dass ihre Küsse wie die einer leidenschaftlichen Geliebten schmeckten, die genau wusste, wie sie einen Mann um seine Beherrschung brachte?

Oliviane erbebte unter seinen fordernden Liebkosungen. Ihr Körper schien einem eigenen Rhythmus folgen zu wollen und wurde weich und biegsam unter seinen Berührungen. Sie knieten Mund an Mund und Leib an Leib voreinander in dem großen Zuber, und sie spürte, wie sich sein mächtiges Glied zwischen ihre Oberschenkel schob, bis die Spitze heiß und erregt ihre Scham berührte. Da stieß Oliviane einen kleinen heiseren Schrei aus.

»Ich will dich!«, murmelte Hervé rau. »Gott steh mir bei, aber ich kann nicht ohne dich sein!«

Sie konnte nicht genau unterscheiden, ob es nun ein Fluch, ein Stoßgebet oder ein Geständnis gewesen war, doch da zog er sie schon mit sich hoch, hob sie aus dem Zuber, trug sie hinüber auf das Lager und bettete sie zwischen die Tücher. Sie öffnete die Beine für ihn und sah ihn aus zärtlichen Augen an.

»Ich bin dein!«, sagte sie schlicht.

Sie wusste nicht, ob er sie gehört hatte, sie fühlte nur, dass eine Welle der Lust sie mit sich riss, als er mächtig und tief in sie eindrang, sich schneller und schneller in ihr bewegte und sie ganz ausfüllte.

Dieses Mal gab es keinen Zorn, keine Schatten und keine Angst zwischen ihnen, nur pure Ekstase, ein grenzenloses loderndes Verlangen, dessen Feuer alle Missverständnisse, Irrtümer und Lügen verbrannte.

Sie verschmolzen miteinander, und Oliviane stieß kleine, spitze Schreie der Lust aus, als er sich immer kraftvoller in ihr bewegte.

Es war ein so unglaublich schönes Gefühl, doch sie wollte noch mehr – sie wollte ihn ganz in sich aufnehmen. Ihre Hände glitten wie im Fieber über seinen muskulösen feuchten Rücken, und sie wölbte sich ihm bei jedem Stoß heftiger entgegen.

Ihr Körper versteifte sich, und Hervé konnte das lockende Pulsieren spüren, mit dem ihr Schoß ihn umfing. Er konnte sich nicht länger zurückhalten. Mit einem heiseren Aufschrei erreichte auch er den Höhepunkt der Lust, so berauschend und wunderbar, wie er ihn noch niemals zuvor erlebt hatte.

Als Oliviane endlich wieder die Kraft aufbrachte, die Augen zu öffnen, sah sie in sein ernstes, männliches Gesicht. Er hatte den Kopf auf den Arm gestützt und betrachtete sie so versunken, dass sie mit einem Mal Angst bekam. Sie versuchte ein kleines Lächeln, das ihre Furcht verbergen sollte, doch es misslang ihr.

»Ich fürchte, halb Vannes hat gehört, was wir hier getrieben haben«, sagte er trocken.

Oliviane spürte die Röte, die ihr ins Gesicht kroch. Was war das? Eine Rüge? Ein Vorwurf? Hatte sie sich zu hemmungslos benommen?

»Ihr wisst, dass dies die Angelegenheit natürlich entscheidet?«, erkundigte er sich in einem immer noch viel zu geschäftlichen Ton.

»Entscheidet? Wie?«, flüsterte sie verwirrt. Sie hatte sich eine andere Reaktion von ihm erhofft. Nicht dieses Abwarten, diese Gelassenheit. Hatte sie zu hoch gepokert und verloren?

»Es wird nichts mit dem Klosterleben, Oliviane de Rospordon!«, hörte sie ihn im selben Moment raunen. »Ihr seht selbst, dass Euer Hang zur Leidenschaft nicht zu einer Nonne passt!«

Oliviane strich sich die halb aufgelösten, feuchten Haare aus der Stirn. Es war ihr unmöglich, auf seinen Plauderton einzugehen. Sie starrte in die dunklen Augen des Schwarzen Landry und rang nach Atem.

»Verdammt, hört mit dem Geschwätz auf und sagt endlich die Wahrheit, Hervé, Landry oder wie immer Ihr heißen mögt, Seigneur!«

»Die Wahrheit?« Hervé sah in das schöne wütende Gesicht und berührte den trotzigen Mund mit den Fingerspitzen. »Die Wahrheit ist, dass ich Angst vor dir habe, Oliviane de Rospordon. Es gefällt mir nicht festzustellen, dass ich nicht ohne dich sein kann. Ehe ich dich kannte, war mein Leben klar und einfach, jetzt besteht es nur noch aus Konfusion und Wirrnis. Wie zum Teufel kommst du zum Beispiel als Bademagd in dieses Haus? Macht es dir Vergnügen, alles auf den Kopf zu stellen?«

»In meinem Haus geht Ihr mir aus dem Weg, Seigneur! Ich sah keine andere Möglichkeit, dieses Gespräch zwischen uns herbeizuführen«, antwortete Oliviane und lächelte traurig. »Was heißt, dass Ihr nicht sein könnt ohne mich? Dass Ihr mich wenigstens begehrt, wenn Ihr schon sonst nichts für mich empfinden könnt?«

»Begehren ...«, wiederholte er, und seine Augen glitten über ihren vollkommenen Körper. »Es ist mehr als das. Es drückt mir den Atem ab und macht mich missmutig, wenn ich Euch nicht in meiner Nähe weiß. Es reduziert meine Wünsche auf den Blick in Eure Samtaugen und macht mich zum Sklaven meines Verlangens nach Euch. Es ist so groß, dass es mir Angst macht, weil ich weiß, dass es stärker als Stolz und Ehre, größer als Glaube und Hoffnung ist. Ich wollte davor fliehen, aber Ihr habt mir einen Strich durch die Rechnung gemacht, mein Herz!«

»Dann ist es Liebe!«, wisperte Oliviane, und ein unvorstellbares, nie erlebtes Glücksgefühl durchrieselte sie vom Kopf bis zu den Zehenspitzen.

»Ich fürchte es!«, entgegnete Hervé tiefernst. »Wollt Ihr mir wirklich auf diesem dornigen Weg folgen? Wenn er sich so fortsetzt, wie er begonnen hat, wird er ebenso viele Tränen wie Freuden bringen!«

»Das ist mir egal. Ich folge Euch bis ans Ende meiner Tage!«, sagte Oliviane ebenso entschieden.

Ihre Blicke versanken ineinander, und ihre Hände fanden sich wie ihre Lippen. Es war ein scheuer, ungeheuer sanfter Kuss, der Olivianes Lippen streichelte und zärtlich über die Jochbögen ihrer Wangen glitt, wo die Wimpern zitternde Schatten warfen. Er konnte sehen, wie sie unter seinen Zärtlichkeiten erregt erschauerte.

»Wie schön du bist!«, raunte Hervé. »Meine stolze, kühle Göttin, was hast du dir nur dabei gedacht, als zärtliche Bademagd zu mir zu kommen? Ich habe fast den Verstand vor Begierde verloren, als ich diese verlockenden Brüste unter dem nassen Hemd entdeckt habe!«

»Genau das wollte ich damit erreichen«, erklärte Oliviane vergnügt und revanchierte sich mit spielerischen, kleinen Küssen auf seinen Nacken. »Im Notfall hätte ich dir damit gedroht, das halbe Badehaus zusammenzukreischen, falls du dich nicht freiwillig bereit erklärt hättest, mich zur Frau zu nehmen! Soweit ich informiert bin, ist ein großer Teil deiner Ritter hier versammelt, und deine Ehre hätte dir doch nicht gestattet, mich zu schänden und dann einfach das Weite zu suche ...«

Hervés Finger schlossen sich um ihren geschmeidigen Hals. »Ich werde ihn dir eines Tages umdrehen, Frau, ist dir das klar? Kein Mann von Ehre kann sich derartige Manipulationen gefallen lassen ...«

Oliviane drängte ihre Hüften herausfordernd und sinnlich an seinen Körper. »Räche dich. Ich gehöre dir!«

»Gütiger Himmel!«, murmelte der Ritter und legte seine Hände lieber um die straffen Rundungen ihres Hinterteils. »Ich bezweifle, dass wir Zeit genug finden, in die Kirche zu kommen, wenn du so weitermachst! Meinst du nicht, wir sollten diese Kammer räumen, ehe ...«

»Ich habe Maudez ein Goldstück gegeben, er wird uns nicht stören, und ich finde, was wir bezahlt haben, können wir auch ...«

Oliviane vergaß, was sie sagen wollte, denn Hervés Lippen schlossen sich um eine ihrer Brustwarzen und begannen sanft daran zu saugen, während seine Zunge gleichzeitig die empfindsame Spitze rieb. Pfeile reinsten Feuers schossen von dort durch ihren ganzen Körper, und sie stöhnte heiser auf.

»Was tust du?«

»Dich lieben, kleine Dame!«

»Du machst mich verrückt!«

»Es gefällt mir!«

»Und wenn wir wieder zu laut werden?«

»Dann wird Maudez seinen Gästen erklären müssen, weshalb er diese lüsterne kleine Dirne in seinem Hinterzimmer verborgen hält.«

Oliviane kicherte. Sie entdeckte verblüfft, dass es die Lust nicht störte, dass es im Gegenteil sehr gut zusammenpasste, zu lachen und zu lieben. Hervé widmete sich mit Hingabe ihrer anderen Brust, und Oliviane versuchte vergeblich, ein lustvolles Stöhnen zu unterdrücken, während sie ihre Fingerspitzen in seinen feuchten Haaren vergrub.

»Autsch!«

»Was ist?« Für einen Moment aus ihrer sinnlichen Ekstase gerissen, starrte Oliviane ihren Geliebten an, der seinen Kopf vor ihr in Sicherheit brachte.

»Ich habe da eine frische Narbe, die keine Fingernägel verträgt, kleine Dame!«, sagte er mit einem schiefen Grinsen.

»Oh!« Oliviane sah betreten auf ihre Hände. Der Schlag mit dem Holzscheit. Neuerliche Röte flutete über ihr Gesicht, ihren Hals und ihre Brüste. Würde er ihr jemals verzeihen können, dass sie ihn fast getötet hatte?

»Schscht!« Hervé las ihre Gedanken. Er hob ihr Kinn mit dem Finger an und küsste ihre weichen Lippen. »Du hast mich gezeichnet. Für mein ganzes Leben! Ich werde nie einer anderen gehören können!«

Sie erwiderte den Kuss mit leidenschaftlicher Hingabe und presste sich atemlos gegen seinen Leib. »Schwör es mir!«

»Reicht es nicht, wenn ich das in der Kirche vor Gott tue?«

»Tu es jetzt«, bat Oliviane eindringlich. »Ich habe gelernt, die Stunden zu nützten. Wer weiß, was morgen ist! Vielleicht steht morgen Paskal Cocherel vor den Toren von Vannes, und wir müssen kämpfen. Aber jetzt bist du hier, jetzt kann ich dich spüren und hören!«

Hervé wickelte den zerzausten, nassen Zopf um seine Hand, bis sich Olivianes Gesicht so nahe vor dem seinen befand, dass er die goldenen Lichter in den braunen Augen sehen konnte. Sie hatte Recht. Sie lebten in einer unsicheren Zeit, und es war nicht gut, die wenigen Augenblicke des Glücks zu verschwenden.

»Ich liebe dich, Oliviane de Rospordon. Du bist mein Leben, mein Herz, mein Atem und der liebste Gedanke in meinem Kopf. Ich kann nicht leben ohne dich, obwohl ich es weiß Gott versucht habe!«

Er konnte nicht ahnen, welch tiefe und lebenslange Wunde er mit diesem leidenschaftlichen Geständnis in Olivianes Herzen heilte. Er sah nur, wie das Gold in ihren Augen verschwamm und eine feuchte Spur der Tränen sich zu den Schläfen hin verlor.

»Du weinst? Weshalb? Ich gehöre dir, du hast keinen Grund zu weinen ...«

Oliviane schniefte und versuchte, die Tränen fortzublinzeln. Sie konnte nicht sprechen, nur fühlen, und die Küsse, die ihre Schläfen berührten und dort die Tränen trockneten, sorgten nur dafür, dass sie noch heftiger nachliefen.

»Ich habe nicht gewusst, dass man vor lauter Glück weinen kann«, wisperte sie mit erstickter Stimme.

»Es sind die letzten Tränen, die ich dir erlaube! Wirst du mir gehorchen?«

Oliviane lächelte, und purer Übermut ließ sie von innen heraus leuchten. »Vielleicht, Seigneur ...«