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»Liebe Sandra, ich bin zurück, und gegen Mitternacht kann ich bei Dir sein. Du bist immer meine beste Freundin gewesen. Es hat mir mehr bedeutet, als ich Dir je zu sagen gewagt habe. Es ist nicht immer einfach gewesen, das weißt Du. Lennie hat mich wieder und wieder zum Teufel gewünscht, und meine Frau ist auch nicht sonderlich glücklich darüber, dass wir einander so nahestehen. Manchmal haben wir uns zu heimlichen Treffen geschlichen, um ungestört reden zu können, als ginge es um eine Liebesgeschichte. Du hast einmal gesagt, Du würdest dich schuldig fühlen, weil Du eine Notlüge angewendet hast, als wir uns sehen wollten. Das war der Preis unserer Freundschaft. Ich habe auch nicht von allen unseren Treffen erzählt, weil sie öfter stattfanden, als es passend erscheint. Wie oft darf man seine beste Freundin treffen? Eine Freundschaft zwischen zwei Frauen wird immer wohlwollend betrachtet. Es hat Momente gegeben, in denen ich gewünscht habe, du wärest ein Mann. Versteh mich nicht falsch. Aber das wäre einfacher gewesen. Das Leben ist zu kurz, als dass man die Freundschaft und die Liebe, wenn man sie findet, nicht wahrnehmen dürfte. Und wer weiß, wären wir uns zu einem anderen Zeitpunkt im Leben begegnet, dann hätte unsere Geschichte vielleicht anders ausgesehen. Das werden wir nie erfahren. Ich schreibe Dir das, weil ich wahrscheinlich, wenn wir uns sehen, nicht den Mut haben werde, es zu sagen.
Ich bin wie geplant nach Bjaroza gekommen, wo ich schon früher Sergej Bykov kennengelernt hatte. Die Geschichte, die er mir im Frühjahr aufgetischt hatte, erschien mir höchst unwahrscheinlich, doch als ich gehört hatte, dass die Vogelgrippe durch eine Taube nach Gotland gekommen war, und als ich von seinem Tod erfuhr, da begriff ich, dass sie wahr gewesen war. Seine Aufgabe war es, in einem Taubenschlag auf Gotland eine infizierte Taube zu platzieren. Der Pharmakonzern machte Verluste, und man hatte große Vorräte an Tamivir und Impfstoff angelegt, die nun niemandem nützten. Man brauchte eine ordentliche Pandemie, um die Finanzen in Gang zu bringen. Die Aktionäre verlangten Gewinn.
Ich war nicht einmal sicher, ob ich lebend zurückkehren und Dir meine Zahlen und die Aufzeichnungen der Gespräche mit Sergejs Frau würde zeigen können, doch das habe ich geschafft. Die wertvollsten Dokumente, die ich beschaffen konnte, sind in dem angehängten File übersetzt. Ich möchte, dass Du den Text kopierst und ihn an sämtliche Adressen auf der Liste schickst. Die Papierkopien und die Kassette habe ich im Brunnen draußen im Garten versteckt, und zwar unter einem Stein in der dritten Reihe von oben. Der sitzt lose und kann herausgenommen werden.
Es war so, wie Du dachtest, Sandra, und noch viel schlimmer, als wir zunächst annahmen. Verzeih mir, dass ich Dir nicht glauben konnte, als Du mir erzählt hast, dass Deine Personenkennzahl auf dem Display erschien, als Du im Einkaufszentrum den Scanner über Deinen Arm gezogen hast. Das klang so unwahrscheinlich. Völlig krank. Jetzt verstehe ich den Zusammenhang besser. Und ich werde Dir noch viel mehr erzählen, wenn ich um Mitternacht komme. Hast Du das besorgen können, worum ich Dich gebeten habe? Das hier wird die Story meines Lebens, und natürlich werden wir uns teilen, was dabei herausspringt. Es ist an der Zeit, den Champagner aufzumachen! Ich schreibe bald mehr. Da kommt jemand …«
»Es ist uns gelungen, die Informationen von Florian Westbergs Computer wiederherzustellen.« Der Computertechniker versuchte sein Lächeln zu unterdrücken, doch es gelang ihm nicht, und sein Gesicht verzog sich zu einer seltsamen Grimasse. »Also, weniger uns, sondern den Jungs in Linköping. Die hatten einen Experten aus Norwegen da, der das hingekriegt hat.«
»Wo haben sie den Computer gefunden?«, wollte Maria wissen.
»Auf derselben Halde im Kalksteinbruch. Sie haben noch nie Informationen von einer derart zerstörten Festplatte wiederhergestellt, aber es war nichts überschrieben oder umformatiert. Deshalb war es wunderbarerweise möglich, diesen Text aus dem Laptop herauszuholen. Es lagen noch die Reste von einem anderen Computer auf der Halde, aber der war zu sehr zerstört, der fiel einfach auseinander. Eine zerfressene Fotoausrüstung war auch da.«
Maria las noch einmal den Ausdruck.
»Wenn das wahr ist, dann ist das der größte Skandal, den die Pharmabranche je gesehen hat. Er meint also, dass man die Krankheit absichtlich auf Gotland eingeschleppt hat, um Medikamente verkaufen zu können? Ich habe auch schon mal etwas Ähnliches gedacht, es aber wieder verworfen, weil es mir so unwahrscheinlich erschien. Nur die Sache mit dem Scanner und Sandras Personenkennzahl verstehe ich nicht.«
»Wir haben den Inhalt der Spritze analysiert, der in Sandra Häggs Wohnung gefunden wurde. Sie enthielt Impfstoff, doch nicht nur das. Und jetzt hören Sie gut zu. Es ist kaum zu glauben, aber wir haben einen Experten aus Göteborg einfliegen lassen, der es bestätigt hat. In der Kanüle befand sich ein 0,4 Millimeter großer Chip. Der Innendurchmesser der Kanüle beträgt 0,6 Millimeter. Wenn Sie geimpft werden …«, der Techniker nahm Marias Arm, zielte mit einer unsichtbaren Spritze und drückte den Kolben hinein, »… dann geht der Chip mit der Flüssigkeit unter die Haut und bleibt dort.«
Maria befühlte ihren Arm und riss die Augen auf.
»Mir ist etwas eingefallen – nur ein Detail. Als wir das erste Obduktionsprotokoll von Sandra Hägg bekamen, stand dort, der Gerichtsmediziner habe eine kleine Wunde am linken Arm bemerkt, ebenso bei Sergej Bykov. Ein kleiner Schnitt von ungefähr einem Zentimeter am linken Oberarm. Könnten sie Chips getragen haben, die entfernt worden sind? Nur ein Gedanke.«
Hartman betrat den Raum, in dem sich alle zu einer gemeinsamen Besprechung versammelt hatten, ehe man die Geschäftsführerin und den Klinikchef des Vigoris Health Center verhören würde. Die Polizei war bereits vor Ort, um das Gebäude abzusperren und Beweise zu sichern.
Der Experte aus Göteborg setzte sich auf das Podium. Wer eine Power-Point-Präsentation erwartet hatte, wurde enttäuscht. Er war von der alten Sorte, die Papier und Stift anwendeten.
»Das ist eigentlich keine neue Technik, seit einem halben Jahrhundert gibt es Liftkarten und Personenkarten zum Betreten von Räumen, aber auch Markierungen zum Schutz vor Diebstahl oder zur Identifikation von Waren bei Transport und Lagerung. Der Chip trägt einen Code, und in einer weiteren Datenstation werden die Informationen abgespeichert, zum Beispiel die Personenkennzahl oder andere Informationen über die Person. Das Besondere ist, dass man heute die Komponenten so viel kleiner herstellen kann als früher. Der Leseabstand zwischen Scanner und Chip beträgt in unserem Fall drei Meter. So ist es durchaus möglich, zum Beispiel in Türfüllungen Lesegeräte einzubauen und Zimmer für Zimmer zu verfolgen, wer herumläuft.«
»Im Vigoris Health Center sind kürzlich die Türrahmen aus Eichenholz durch neue aus Kirschbaumholz ersetzt worden«, erinnerte sich Hartman. »Kann es sein, dass man dabei solche Lesegeräte eingebaut hat?«
»Möglicherweise. Ein implantierter Chip hat gegenüber gewöhnlichen Passierkarten einige Vorteile, denn Karten lassen sich untereinander tauschen, und die Identität des Benutzers ist folglich nicht ganz sicher. Mit der Zeit wird man bestimmt ebenso kleine Chips wie diese hier mit GPS-Funktion herstellen und somit eine Person per Satellit verfolgen können.«
»Aber warum denn? Was ist das Ziel, und warum hat man die Angestellten nicht darüber informiert, was geplant war?«, fragte Hartman.
»Das hätte die Medien auf den Plan gerufen, der Entscheidungsprozess wäre lang gewesen und sein Ausgang ungewiss. Vielleicht wollte man das System erproben, ehe man zu viel Geld reinsteckte. Der Desponia-Konzern, dem das Vigoris Health Center gehört, besitzt auch einen Betrieb, der Datenelektronik herstellt. Davon erhofft man sich Synergieeffekte. Die Pharmakonzerne können Spritzen produzieren, mit dem sich der Chip unter die Haut verpflanzen lässt. Wenn sich das als ein funktionierendes System erweist, dann kann man es an Länder verkaufen, wo die Gesetzgebung die Markierung von Menschen zulässt. Vielleicht würde man alle Ausländer mit einem Chip versehen wollen, von dem man ihre Identität ablesen kann, oder vielleicht sogar per GPS-Funktion feststellen, wo sie sich aufhalten, während sie auf Asyl oder Einbürgerung warten. Stellen Sie sich vor, dass alle ›geimpft‹ werden müssten, ehe sie ins Land kommen. Ich kann mir vorstellen, dass das eine attraktive Lösung für Länder wäre, die mit dem Terrorismus zu kämpfen haben. Wenn es noch einmal zu einem Anschlag wie dem vom 11. September käme, dann wäre man vielleicht zu einem solchen Schritt bereit. Für den Fall gäbe es bereits ein Produkt, das getestet und einsatzbereit wäre. Das wäre ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz für den Fall, dass andere Betriebe etwas Vergleichbares herstellen würden.«
»Natürlich durfte das nicht herauskommen. Es ist durchaus möglich, dass die Anweisung von ganz oben kam, oder zumindest, dass es ein stillschweigendes Einverständnis gab. Aber wer hat die Morde durchgeführt? Es muss jemand mit großer physischer Kraft gewesen sein. Jemand, der stärker war als die Opfer oder zumindest stärker als Sandra Hägg, die doch gut durchtrainiert war.« Maria Wern sah zu Ek, der nach seinem Aufenthalt im Sanatorium jetzt wieder im Dienst war. Während des Vormittags hatte er die beiden Kinder befragt, die auf der Signalgatan Zuckerstangen verkauft hatten, und zusammen mit einem Zeichner hatten sie versucht, Phantombilder von den Personen, die im Treppenhaus vorbeigegangen waren, zu erstellen.
»Hans Moberg haben sie anhand eines Fotos erkannt. Aber es gibt noch ein anderes interessantes Gesicht, das der Zeichner herausgearbeitet hat. Etwa eine halbe Stunde ehe Hans Moberg kam, haben die Kinder einen anderen Mann die Treppe hochkommen sehen.«
Maria und ihren Kollegen fiel es nicht schwer, anhand des Phantombildes zu erkennen, um wen es sich handelte. Ehe sie im Vigoris Health Center zuschlugen, nahm Hartman noch Kontakt zum Staatsanwalt auf.
Viktoria Hammar hatte geweint. Die großen graublauen Augen waren rot gerändert, und der Lippenstift war zu einem Clownmund zerflossen. Ihre Stimme war nicht wiederzuerkennen. Maria empfand es als versöhnend, dass sie endlich eine Blöße zeigte.
»Ich sage nichts, ehe mein Anwalt hier ist. Es hat gar keinen Sinn, dass Sie versuchen, irgendwelche Fragen zu stellen. Ich habe nicht vor zu antworten.«
»Dann möchten wir, dass Sie den Raum verlassen und mit Ek zur Hauptwache fahren, damit wir ungestört mit Ihrem Mann sprechen können. Bitte.« Hartman hielt die Tür auf.
Reine Hammar starrte seine Frau an, und sein Blick war voller Hass. Das war nicht zu übersehen.
»Ich begreife es nicht. Warum, Viktoria? Warum hast du mich mit den Impfungen und Sandras Sucht angelogen? Ich wollte es erst auch gar nicht glauben …«
Viktoria Hammar blieb im Türrahmen stehen. »Du tust klug daran, mit irgendwelchen Aussagen zu warten, bis dein Anwalt kommt, Reine.«
»Ganz und gar nicht, verdammt noch mal. Ich bin unschuldig. Begreifst du nicht, dass es aus ist, Viktoria? Ich will da nicht reingezogen werden. Passen Sie auf.« Reine Hammar ging an Maria Wern vorbei zum Schreibtisch. Dort loggte er sich in den Computer ein. »So, jetzt gucken Sie sich den Bildschirm an. Was sehen Sie?« Reine Hammar fuhr sich mit dem Scanner über den linken Oberarm.
»Reine, lass das. Ich verbiete es dir. Du wirst nie mehr mit Unterstützung vom Konzern rechnen können, wenn du das tust. Hör auf, Reine.« Viktoria eilte durch den Raum, wurde aber von Hartman aufgehalten.
»Ich begleite Sie nach draußen, wir nehmen das Verhör in der Hauptwache vor.«
»Ich sehe eine Personenkennzahl. Ist das Ihre, Herr Hammar?«, fragte Maria.
»Ja, und jetzt probieren wir es bei Ihnen«, sagte er. Maria zuckte zurück. Sie hatte mit dem Gedanken schon gespielt, hatte ihn aber als zu weit hergeholt empfunden. Als sie ihre Personenkennzahl auf dem Bildschirm sah, begann sie zu begreifen, in welcher Breite das Experiment durchgeführt worden war. »Viktoria hat eben unter einem Lesegerät gestanden. Die Türfüllung einer jeden Einheit im Haus liest ab, wer hindurchgeht. Deshalb hat Sandra sich entschieden, eine Scheibe zu zerschlagen, um herein- und wieder hinauszukommen.« Reine Hammar war in wenigen schnellen Schritten einmal durchs Zimmer gegangen. »Schauen Sie jetzt, wenn ich mit dem Scanner über Viktorias Arm fahre. Nichts passiert. Warum? Weil sie nicht wollte, dass ihre eigenen Arbeitszeiten registriert würden, genau so verhält es sich mit Finn Olsson. Ich bin unschuldig, glauben Sie mir jetzt? Bis gestern Abend wusste ich nichts von all dem hier.«
»Das ist nicht wahr. Er lügt!«, kreischte Viktoria vom Flur her, wo sich ein uniformierter Mann ihrer annahm.
Maria rief Finn Olsson ins Zimmer, während zwei Polizisten Reine Hammar zu einem der wartenden Autos begleiteten, das ihn zu weiteren Verhören in die Hauptwache bringen würde. Als Finn durch die Tür ging, gab es keine Reaktion auf dem Computer, auch nicht, als der Scanner auf seinen Arm gehalten wurde. Er starrte sie feindselig an, sagte aber nichts.
»Sie haben Ihre Wohnung auf der Signalgatan an Sandra Hägg und Lennie Hellström vermietet, ist das korrekt?« Hartmans Behauptung kam offenbar so unerwartet, dass Finn nicht mehr nachdenken konnte, ehe er antwortete. Er nickte nur kurz, während er konzentriert Marias Arbeit am Computer verfolgte. »Und Sie haben einen Schlüssel behalten.« Wieder nickte er.
»Und wo ist er jetzt?«
»Wahrscheinlich habe ich ihn weggeworfen, keine Ahnung.«
»Das Register hier im Computer umfasst die komplette Regierung und alle Inhaber gesellschaftlicher Schlüsselpositionen, die auf der Liste der zu impfenden Personen ganz oben standen. Was war Ihre Rolle dabei, Finn Olsson? Wer hat das Register erstellt?«
»Ich werde darauf antworten, wenn mein Anwalt da ist.«
»In Ihrem Privatauto befinden sich Blutspuren. Können Sie das erklären?«
»Ich beantworte keine Fragen, ehe mein Anwalt da ist.«
Hartmans Fragen kamen wie mit dem Maschinengewehr. »Bis vor Kurzem hatten Sie einen Schlüssel zu Sandra Häggs Wohnung, und Sie wussten, dass Ihre Schwester Mailkontakt zu Hans Moberg unterhielt, einem passenden Opfer, dem man den Mord unterschieben konnte. Wir glauben, dass Sie ihm gemailt haben und ihn zu der Wohnung kommen ließen, nachdem Sie Sandra getötet hatten.«
»Beweisen Sie das.«
»Ich glaube nicht, dass uns das schwerfallen wird. Nehmen Sie ihn mit zum Wagen«, sagte Hartman zu den Polizisten, die den Raum betraten. Maria stand immer noch wie gebannt vor dem Computer und sah, wie die Personenkennzahlen der Kollegen auf dem Bildschirm auftauchten, wenn sie durch die Tür gingen.
Die Bilder von infizierten Vögeln als groteske Kampfflugzeuge, bereit zum Angriff auf die gotländische Zivilbevölkerung, waren auf den Aushängern der Zeitungen durch Großaufnahmen von Finn Olsson und Viktoria Hammar ersetzt worden. Des Mordes beziehungsweise der Anstiftung zum Mord an Sergej Bykov, Sandra Hägg und Florian Westberg angeklagt. Die Nachricht löste Bestürzung aus, und der Polizeisprecher gab zu jeder vollen Stunde einen Bericht an die Medien.
Als Maria etwas später am Abend zum Sanatorium in Follingbo kam, um endlich Emil nach Hause zu holen, sah sie Jonatan Eriksson noch an seinem Schreibtisch sitzen. Sie verspürte beim Anblick seines Nackens einen ziehenden Schmerz. Erst wollte sie sich anschleichen und ihn umarmen, aber er telefonierte. Sie wollte nicht stören, sondern blieb ganz still an der Tür stehen, um zu warten bis er fertig wäre. Sie würde sich bedanken und ihn fragen, ob sie sich wieder sehen könnten, wenn er das wollte …
»Ich komme bald nach Hause, Nina. Du hast uns ein Abendessen gekocht? Wie schön … Malte hatte Sehnsucht nach dir … Nein, ich werde dich nicht verlassen, Nina. Ich habe dir versprochen, dass ich bleibe, wenn du dich in Behandlung begibst. Ja, ich verspreche es. Malte braucht uns beide.«
Maria wartete nicht, bis er sich umdrehte. Leise schlich sie davon. Wenn er es noch einmal mit Nina versuchen wollte, dann gab es nicht viel mehr zu sagen. Er durfte sie so nicht sehen, nicht wenn sie das Gefühl hatte, gleich weinen zu müssen. Sie hatte es sich selbst zuzuschreiben, wenn sie sich in einen verheirateten Mann verliebte.
Jonatan musste sie gesehen haben, denn er rief ihren Namen. Aber Maria ging schneller und verschwand die Treppe hinauf.
»Maria!« Jetzt nicht, Jonatan, vielleicht ein andermal. »Maria!« Sie blieb nicht stehen, und seine Stimme erstarb.
Als sie dann Emil ganz fest an sich drückte, konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Er war gesund, das war die Hauptsache.
»Warum weinst du, Mama?«
»Weil ich so glücklich bin.«
»Ich werde heute auch nach Hause kommen«, sagte Schwester Agneta. »Ich werde nach Hause kommen und meine Kinder umarmen.«