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Ich stürzte Hals über Kopf durch den stürmischen Wind und das zuckende Blau und gab mich dabei ganz meiner hilflosen Wut hin.
Ich hatte gespielt und verloren.
Die Herren der Sterne hatten mich schon oft zur Rettung von Menschen ausgesandt, die eine Rolle in ihren unergründlichen Plänen spielten, und es war klar gewesen, daß ich diese Person oder Personen zu retten und bei ihnen zu bleiben hatte, bis sie sich entweder in Sicherheit befanden oder die Everoinye mich aus ihrem Dienst entließen.
Delia und ich waren ausgeschickt worden, um Cuisar den Oblifex zu retten. Das hatten wir auch getan, aber er befand sich noch lange nicht in Sicherheit, wie die Verfolger in den Vollern gezeigt hatten. Daraus ergab sich eindeutig, daß wir ihn sicher an das von ihm gewünschte Ziel bringen mußten. Das Prisma der Macht in Enderli war zwar wichtig, aber ich hatte darauf gesetzt, daß es nach Cuisars Sicherheit an zweiter Stelle kam.
Jetzt hatte mich der verdammte blaue Skorpion gepackt und ins Nichts geschleudert, wo ich von eiskalten und scharfen Winden gebeutelt wurde. In eine Herrelldrinische Hölle mit ihnen allen! Delia ging mich etwas an. Aber wie Sie sicher schon bemerkt haben, war ich blind in meiner Sorge um Delia. Sie konnte selbst auf sich aufpassen. Sie hatte in der Vergangenheit oft bewiesen, welch hartgesottene und erfinderische Abenteuerin sie war. Falls jemand Cuisar zu W'Watchun bringen konnte, dann zweifellos Delia von Delphond.
Der Transport durch die leuchtende Kälte der blauen Leere nahm kein Ende. Ich hätte mein Ziel schon längst erreicht haben müssen. Nun war es unmöglich, daß man sich daran gewöhnte, in einem Teil der Welt ohne Vorwarnung ins Nichts gerissen und in einem anderen wieder abgesetzt zu werden. Sicher, ich gab mich prahlerisch und unerschütterlich, wenn ich den Everoinye gegenüberstand, in Wahrheit aber war mir jedesmal regelrecht übel. Das Gefühl war keine Angst; es war die Sorge, was sie mit mir anstellen konnten, wenn ihnen der Sinn danach stand, die mir zu schaffen machte.
Diese Menschen – denn das waren sie einst gewesen – waren zu Überwesen geworden, sie geboten über Kräfte, die die größten Magier Kregens weit überragten, die sogar die übermenschlichen wenn auch sterblichen Savanti aus Aphrasöe übertrafen.
Wie oft ich auch zu den Everoinye zitiert wurde, es blieb eine einschüchternde und unheimliche Erfahrung; es war ein Teil meines Lebens, den ich nur mit größter Ehrfurcht betrachten konnte. Aus diesem Grund – und weil ich von Natur aus eine rebellische Seele bin – brüllte ich lautstark in die blaue Unendlichkeit hinaus.
»Macht schon, ihr Herren der Sterne! Werdet euch einig! Wohin schickt ihr mich jetzt? Oder werdet ihr mich wieder fallen lassen?«
Denn auch das war schon passiert. Ich dachte oft darüber nach, ob sie durch ihr außergewöhnlich langes Leben langsam senil wurden.
Ich schrie wieder ins Nichts. »Und wenn ihr schon dabei seid, könnt ihr mich gleich heilen!« Auch das hatten sie in der Vergangenheit getan. »Meine Beulen schmerzen, und meine Wunden brennen! Ihr behauptet, ihr wollt nicht, daß ich in euren Diensten zu Schaden komme – nun, das ist aber verdammt noch einmal passiert!«
Da schoß links von mir ein roter Feuerstrahl durch das blaue Nichts. Das war vielversprechend. Die rote Farbe verkündete die persönliche Ankunft der Herren der Sterne. Ich öffnete den Mund, um sie wissen zu lassen, daß ich ernstlich verletzt war, als zu meiner Rechten eine giftgrüne Flammenlanze durch die Leere raste. Ich wußte, wer das war. Der Rast!
Ahrinye! Der Herr der Sterne, der vermutlich ein paar tausend Jahre jünger als seine Kameraden war! Der Rebell, der Übermensch, der die Dinge auf seine Weise erledigen wollte, im ständigen Streit mit dem Rest der Everoinye. Er konnte es kaum erwarten, mich bis an die Grenze meiner Leistungsfähigkeit zu benutzen, wie er es nannte. Wenn ich dann zusammenbrach, würde er mich wegwerfen.
Das Grün verdichtete sich, bis es die Form eines mit einer breiten Spitze versehenen Speers angenommen hatte. Entsetzt sah ich mich mit einer gewissen wachsenden Verzweiflung nach dem beruhigenden goldgelben Schein um, der die Ankunft Zena Iztars ankündigte. Sie würde mich vor dem verrückten Ahrinye beschützen. Doch kein gelbes Licht flackerte durch das mit roten und grünen Farbpunkten durchsetzte blaue Nichts. Zena Iztar mußte sich auf einer ihrer Reisen in ferne Länder befinden, wo sie sich um Angelegenheiten kümmerte, die kein Sterblicher je richtig begreifen würde.
Das grüne Licht kam über mich und hüllte mich ein, bis mir die Sicht auf alles andere versperrt wurde. An meinem Sturz durch die Leere änderte sich nichts, aber ich fühlte, wie ein Ruck durch meinen ganzen Körper ging, während ich kopfüber durch das bedrohliche grüne Feuer wirbelte.
Um mich herum schlugen gezackte Lichtblitze mit verheerender Wut ein. Übernatürlicher Donner krachte und brachte jeden Knochen meines Körpers zum Erbeben. Ich taumelte ziellos umher. Das giftgrüne Licht bahnte sich einen Weg in jede Pore meiner Haut, drang zu den Grundfesten meines Ichs vor. Ich schnappte nach Luft, die meine Lungen brennen ließ, es war, als würde das Leben aus mir herausquetscht.
Mit einem durch Mark und Bein gehenden Ruck, der weitaus härter als meine sonstigen Landungen war, prallte ich mit dem Rücken auf etwas Festes auf. Der grüne Schimmer blieb bestehen. Ich sah mich um, versuchte aufzustehen und konnte mich nicht rühren. Ich erkannte, daß ich von einer unsichtbaren Kraft auf einer flachen Platte festgehalten wurde und völlig hilflos war.
Der Schmerz schlug mit den Fängen eines Leem zu. Er war von einer solchen Intensität, daß ich aufschreien wollte, doch ich brachte keinen Laut heraus. Die schreckliche Qual hielt eine Zeitlang an, die mir wie mehrere Lebensspannen vorkam. Sie verschwand so plötzlich und jäh, wie sie gekommen war.
Die Stimme glich dem Kuß eines Skalpells.
»Ich bin Ahrinye! Ich habe deine Verletzungen gerichtet. Du solltest dankbar sein, Dray Prescot, und dich unterwürfig zeigen.«
Ich wollte etwas erwidern und stellte zu meinem Erstaunen fest, daß mein Mund so zitterte, daß nur Gestammel herauskam. Das hätte mich eigentlich nicht überraschen dürfen. Übermenschen konnten derartiges tun. Ich wußte, daß alles gerichtet war, um bei Ahrinyes Terminologie zu bleiben. Als einfacher Mensch aus Fleisch und Blut war ich nur ein Ding, das man benutzte und danach wegwarf. Aber wie jeder der Everoinye wollte er, daß sein Werkzeug der vor ihm liegenden Aufgabe gewachsen war.
Ich lag auf der Platte und spürte, wie meine Prellungen und Verletzungen verschwanden. Ich hatte mich wie die Mahlzeit eines Leems gefühlt, nun gewann ich langsam die normale Herrschaft über Gliedmaßen und Muskeln zurück, ich fühlte, wie das Blut gleichmäßiger durch die Adern floß, wie der Atem ruhiger wurde. Also war dieser Cramph Ahrinye doch zu etwas zu gebrauchen, bei Krun!
Dennoch hatte ich den Eindruck, daß seine Heilkräfte nicht so wirkungsvoll waren wie der anderen Everoinye. Dieser Prozeß war zwar auch bei ihnen mit Schmerzen verbunden gewesen, aber es hatte bedeutend weniger weh getan. Er hatte länger gebraucht. Und meine Kräfte kehrten wesentlich langsamer zurück.
»Und jetzt, Dray Prescot, wirst du den Befehlen Ahrinyes gehorchen!« verkündete die strenge Stimme mit Nachdruck.
Der Transport begann sofort und gestaltete sich ruckartig; die Platte verschwand, und ich schwebte durch flackerndes Grün. Es verblich, ohne daß sich das Rot wieder zeigte, und schließlich fand ich mich mitten in der Luft schwebend wieder, während das vermengte smaragdgrüne und rubinrote Licht Zims und Genodras' die Landschaft überflutete.
Sie breitete sich grenzenlos unter mir aus, während ich durch eine Wolkenbank flog.
Das riesige Lager reichte vom Strand, an dem sich weißgischtende Wellen brachen, bis zu den Bäumen am Fuß des Schanzwerks. Große Flächen wurden von Zelten bedeckt, es gab lange Seile fürs Anpflocken der Tiere. Eisen funkelte im hellen Sonnenlicht, und überall waren Soldaten zu sehen, die marschierten und gedrillt wurden.
Ein großes Heer bereitete sich hier vor. Als ich sah, um wen es sich bei diesen Soldaten handelte, überlief mich ein Schauder, eine schreckliche Vorahnung kommenden Unglücks. Mit peinlicher Genauigkeit sah ich sie mir an, während ich vom Wind langsam weitergetrieben wurde – die verdammten opazverfluchten Shanks. Da waren Schtarkins und Shants und noch andere der fisch- und schlangenköpfigen Wesen, die ohne Unterlaß von der anderen Seite der Welt heransegelten und die Länder von Paz überfielen.
Es waren weder Schiffe noch Flieger in Sicht.
Ich hätte alles dafür gegeben, um zu erfahren, wo genau auf Kregen sich dieses riesige Feldlager befand. Das war eine Invasionsstreitmacht von einer Größe, die den Nationen Paz' die letzten Reserven abverlangen würde, da diese Narren noch immer gegeneinander kämpften.
Automatisch prägte ich mir den Grundriß des Lagers ein, wie es jeder erfahrene Kapt oder General tun würde, der auch nur einen Schuß Pulver wert war, merkte mir, wo sich die Zelte der Befehlshaber befanden, die Verteidigungsgräben, die Kochgelegenheiten, die Waffenarsenale. Die Liste war beeindruckend.
Ein trauriger Anblick beeindruckte mich allerdings nicht im geringsten. Er förderte nur schreckliche Erinnerungen zutage. Da waren sie, eine beträchtliche Anzahl von ihnen, die vermutlich alle zum Himmel stanken. Die Sklavenbagnos erfüllten mich mit Abscheu, Wut und dem unbehaglichen Wissen, daß ich nichts tun konnte, um ihre blasphemische Existenz auszulöschen, da ich hoch über ihnen in der Luft schwebte.
Trotz der Intensität, mit der ich das Shank-Feldlager studierte, und der enormen Wichtigkeit, die es darstellte, dürfen Sie nicht auch nur für einen Augenblick auf den Gedanken verfallen, daß ich etwa vergessen hätte, was mir gerade widerfahren war. Ich spreche hier nicht von Ahrinye und der sehr realen Bedrohung, die er für mein zukünftiges Wohlergehen darstellte. Diejenigen unter Ihnen, die der Erzählung meiner Abenteuer auf Kregen so treu gefolgt sind – und ich kann Ihnen von ganzem Herzen versichern, daß mich diese Treue dankbar macht und mir eine Inspiration ist –, werden wissen, was meine Gefühle in diesem Augenblick in Wallung brachte. Sie werden verstehen, daß es die Trennung von Delia war, die mich mit Verbitterung, Trauer und hilflosem Zorn erfüllte.
Es quälte mich, von der Seite meiner großen Liebe gerissen worden zu sein. Es war ein Schmerz, schärfer als der Schnitt einer Krozair-Klinge! Die Trennung ließ mein Herz erstarren wie der eiskalte Griff der Eisgletscher von Sicce.
Doch ich mußte weitermachen. Delia war wunderbarerweise in mein aufregendes Leben zurückgebracht worden; jetzt war sie wieder weg. Die Frau, die mir auf zwei Welten am meisten bedeutete, war wieder fort, und es war mir unmöglich, die Wärme ihrer Gegenwart zu teilen.
Meine Gedanken wurden brutal abgewürgt, als Ahrinyes strenge Stimme in meinen Ohren widerhallte.
»Vergiß nicht, Dray Prescot! Das ist Schinbalasch. Eine Jauchegrube zuviel.«
Das unbeschwerte Gefühl freien Fluges verschwand. Gewicht kehrte in meinen Körper zurück. Ich stürzte. Aber es war kein hilfloser, unkontrollierter Sturz, der mich in ein blutiges Bündel verwandeln würde, wenn ich am Boden auftraf. Dann sah ich den Grund dafür und den Ort, auf den ich zielte, und mir stockte der Atem.
Ahrinye schickte mich auf geradem Weg in einen der stinkenden Sklavenbagnos.
Durch meine geschärften, überreizten Sinne kam es mir so vor, als könnte ich bereits das Wimmern der seit langem Gepeinigten hören und den Gestank des Ortes riechen. Das Höllenloch kam immer näher. In wenigen Augenblicken würde ich an einem blutbefleckten Ort der Verdammnis, einer ewigwährenden Folterkammer abgeworfen werden, im schrecklichsten aller Schrecken landen, die der sterbliche Mensch seinen Schwestern und Brüdern zufügen kann.
Ahrinye, du Shint! Dieser beschwörende lohische Begriff, der Verachtung und Schmähung zum Ausdruck bringt, paßte zu der Szene. Aber ich sagte ihn nur in Gedanken. Ich war sicher – nun, so gut wie sicher –, daß die Herren der Sterne nicht fähig waren, meine Gedanken zu lesen. Aber man konnte ja nicht wissen. Ahrinye! brüllte ich also vorsichtshalber lautlos und verfiel ins Balintolische: du häßlicher kleiner Blintz!
Ich stürzte immer tiefer, und so wie es aussah, gab es keinen Ausweg aus diesem Schlamassel. Also bereitete ich mich seelisch schon einmal darauf vor, dem, was da auf mich zukam, mit all dem Mut und der Standhaftigkeit zu begegnen, die ich aufbringen konnte. Wie sagte San Blarnoi? ›Wenn man dir den Kopf abschlägt, neige anmutig den Nacken.‹
Ich muß zugeben, daß es eigentlich eine lächerliche Annahme war, daß meine Gedanken Ahrinye verschlossen blieben, wenn jemand wie San W'Watchun genügend Einzelheiten aus meinem Kopf stehlen konnte, um eine ziemlich überzeugende – was sage ich da, eine absolut überzeugende! – Illusion der Royal Navy der Erde zu erschaffen. Dennoch hütete ich diese Annahme wie einen Schatz. Der kleine Stinker verfügte nicht über die gleiche Macht wie die anderen Herren der Sterne.
Der durch den Sturz entstehende Wind schüttelte mich durch, brachte mein Haar durcheinander, meine Augen zum Brennen, und die ganze Zeit über sprang mir der Boden hungrig entgegen.
»Ihr Herren der Sterne!« brüllte ich mit der alten weittragenden Vordecksstimme so laut hinaus, wie ich nur konnte, um gegen den brausenden Wind zu bestehen. »Everoinye! In wenigen Augenblicken werde ich mich verletzen! Wollt ihr zulassen, daß ein ...«
Ich wollte sagen: ›... ein hergelaufener kleiner Emporkömmling ...‹ Doch dann schloß ich meine schwarzzähnige Weinschnute. Ein schwachroter Schimmer sickerte in das allesumhüllende grüne Licht. Es entstand eine unheimliche Farbe, die keine menschlichen Farbtöpfe je zustande gebracht hätten. Die geisterhafte Tönung verbreitete sich über den ganzen Himmel. Wo die beiden Farben miteinander verschmolzen, entstanden schwarze Wolken. Blitze von solcher Helligkeit zuckten über den Himmel, daß ich die Augen fest zusammenkniff, aber ich wurde dennoch geblendet. Der Donner schüttelte mich durch. Ich wurde hin- und hergerissen, es fühlte sich an, als risse man mir Arme und Beine aus den Gelenken.
Die Herren der Sterne kämpften mit Ahrinye, und er setzte sich zur Wehr. Die übernatürlichen Mächte, die dort aufeinanderprallten, brachten das Firmament zum Erzittern. Ich wurde hilflos umhergestoßen wie ein Korken auf einem reißenden Fluß. Und ich erkannte, daß ich in den großen Plänen jener übernatürlichen Wesen, denen ich mich ständig zu widersetzen versuchte, nicht mehr als eine Schachfigur darstellte.
Da ich aber ein sturer alter Voskschädel bin, setzte ich meine ganze Konzentration ein, um dem roten und grünen Licht durch reine Willenskraft zu entkommen. Ob meine Anstrengungen in diesem Malstrom okkulter Mächte etwas ausrichteten oder nicht, vermag ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen – doch ich spürte, wie das Reißen etwas nachließ.
Stimmengemurmel hallte zwischen den Donnerschlägen. Worte, die ich nicht verstehen konnte – Ahrinyes strenge, giftige Stimme wechselte sich mit dem tiefen Tonfall der Herren der Sterne ab –, schienen den Himmel von Horizont zu Horizont zu füllen.
Ich wurde noch immer umhergestoßen, hing in dem einen Augenblick kopfüber dort, um im nächsten ein Stück in die Höhe gerissen zu werden und wieder in die Tiefe zu stürzen. »Entscheidet euch endlich, verdammt!« schaffte ich hervorzustoßen.
Obwohl ich mir nicht wünschen konnte, daß Ahrinye als Sieger aus dieser okkulten Schlacht hervorging. Jeehum! Sollte das geschehen, war es endgültig um mich geschehen. Der grüne Bastard würde keine Gnade walten lassen.
Ich kann nicht sagen, wie lange es so weiterging. Ich war mir undeutlich bewußt, daß mich anscheinend die ganze Welt in eine Richtung zog. Meine Augen schmerzten – setzte sich das rote Licht durch?
Im Aufruhr der Farben und des Windes, der Blitze und des krachenden Donners sah ich plötzlich in den Wolken unter mir einen Spalt. Die dicke Masse – wer kann schon sagen, ob es richtige Wolken waren oder übernatürliche Manifestationen – teilte sich wie die Vorhänge in einem Theater. Ich starrte sie an.
Eine grüne Landschaft kam ins Blickfeld, mit Flüssen und runden Hügeln, Wäldern und Wiesen. Ein paar rote Dächer erschienen, weiße Straßen schlängelten sich mit sanften Windungen um sie herum.
Der Kampfeslärm donnerte nun weit über mir. Das Rot und das Grün wanden sich, zogen sich zurück, verschmolzen, trennten sich voneinander – und lösten sich auf. Die Herren der Sterne und Ahrinye verlegten den Schauplatz ihrer Auseinandersetzung. Mich hatten sie wohl an irgendeinem übernatürlichen Ort deponiert, um sich später um mich zu kümmern.
Aber zusammen mit dieser Erkenntnis kam eine andere, viel schlimmere Entdeckung.
Meine Reise ging weiterhin abwärts. Ich wurde nicht länger ziellos durch die Luft geschleudert. Ich raste nach unten, dem Boden entgegen.
Alles Strampeln mit den Beinen und Rudern mit den Armen erwies sich als nutzlos. Da blühte ein kräftiger gelber Schimmer unter mir auf. Ein wunderschönes Goldgelb formte sich zu einer riesigen Hand mit nach oben gerichteter Handfläche, die zwischen meinen stürzenden Körper und dem unnachgiebigen Boden fuhr.
Der Aufprall ähnelte dem Gefühl, in einem Federbett zu versinken. Ich sank immer tiefer, sah ein paar Bäume vorbeihuschen, deren Kronen sich über mir erstreckten, und begriff mit dem letzten zusammenhängenden Gedanken, daß Zena Iztar eingegriffen und mich gerettet hatte. Die Everoinye hatten mich mit boshafter Gewalt aus ihrem Kampf förmlich ausgespuckt. Zena Iztars federweiche Hand dämpfte meinen Aufprall, dennoch schlug ich mit genügend Wucht auf dem Boden auf, daß der allesumhüllende Mantel des Notor Zan nicht als Überraschung kam.