18
»Das sichere Zeichen für einen perfekten Einsatz«, erklärte Captain Raslan, »ist, daß er langweilig ist.«
Shalla nickte. Der Einsatz war bisher in der Tat langweilig gewesen. Sie waren in einem schmutzigen, klapprigen Lambda-Shuttle der ersten Generation von der Eisernen Faust gestartet, hatten den Hyperraumsprung in das Kuat-System gemacht, einen Anflugvektor auf den Planeten eingestellt, Codes ausgesandt, die allem Anschein nach akzeptiert worden waren, und jetzt vollendete das Shuttle seinen ersten Orbit, an dessen Ende es seinen Flug mit dem richtigen Anflugvektor zu der Werftanlage würde fortsetzen können.
»Wenn er nicht langweilig ist«, fuhr der Captain fort, »dann weiß man, daß man versagt hat.«
»Und das sind Sie ganz offenbar nicht gewöhnt«, antwortete Shalla.
»Das stimmt.« Raslan richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Kontrollen des Shuttle. »Wir empfangen jetzt die automatische Umkehrbotschaft. Ich sende unseren Passiercode.«
Bradan beugte sich vor und flüsterte Shalla ins Ohr: »Wenn das klappt, bekommen wir nicht einmal eine hörbare Bestätigung. Bloß mehrere Minuten Stille während des Anflugs.«
»Also noch langweiliger«, meinte Shalla, »und deshalb noch besser.«
»Ganz richtig.« Bradan lehnte sich zurück.
Shalla mußte sich da einiges gründlich durch den Kopf gehen lassen. Was sie jetzt erlebte, stand in krassem Widerspruch zu Faces Analyse des Offizierscorps der Eisernen Faust, paßte überhaupt nicht zu dem ungehobelten, piratenhaften Verhalten der Brückenoffiziere während des Dinners mit Zsinj. Tatsächlich war es so wesentlich logischer, war viel eher im Einklang mit dem Erfolg, den Zsinj ja bisher stets gehabt hatte. Aber selbstverständlich würden nicht alle Offiziere das gleiche theatralische Wesen wie Zsinj an den Tag legen.
Und der Anflug an die Razor’s Kiss, der in fast völliger Stille erfolgte, war trotz ihrer Worte keineswegs langweilig. Während sie sich dem gewaltigen, wie eine Pfeilspitze geformten Schiff näherten, das jetzt von den Laufgängen und Vorsprüngen des Schiffsbausatelliten eingehüllt war und aussah, als wäre es von einem monströsen Insekt angegriffen worden, das den Zerstörer mit einem Stich seines giftigen Stachels lähmte – spürte Shalla, wie ihr Puls und ihr Atem schneller gingen und ihre Temperatur stieg.
Ein einziger Fehler, und sie würde an Bord jenes Schiffes sterben. Selbst wenn sie keinen Fehler machte, konnte das vielleicht ihr Schicksal sein. Das so unschuldig aussehende Datapad in ihrer Tasche konnte für Tausende in der Neuen Republik den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.
Ihr Vater würde stolz auf sie sein.
Jener Gedanke, die Erinnerung an den stets reizbar wirkenden Mann, der bereits alt gewesen war, als er die offiziellen Akten über seinen Tod gefälscht und sich auf der Welt Ingo niedergelassen und dort angefangen hatte, Kinder in die Welt zu setzen, der Mann, der seine Töchter den Unterschied zwischen Gut und Böse gelehrt hatte und wie man sich damit auseinandersetzt, machte sie ruhiger. Wenn er jetzt hier wäre, würde er ihr ins Ohr flüstern: Du bist jetzt Qatya. Zeige denen dein Söldnergesicht. Sei nett zu diesen Leuten, dann engagieren sie dich in Zukunft vielleicht wieder. Und paß auf, daß dir keiner eine Vibroklinge in den Rücken stößt für den Fall, daß sie sich dein Honorar sparen wollen. Aber das wird erst passieren, wenn du die Brücke für sie erobert hast; im Augenblick wollen sie alle, daß du Erfolg hast. Vielleicht kommt es auch gar nicht dazu; Melvar war von dir beeindruckt, und das haben sie gemerkt. Die Vorstellung, seine beruhigende Stimme zu hören, ließ sie schließlich selbst ruhiger werden. Sie sah Raslan mit einem zuversichtlichen Lächeln an. »Langweilen Sie sich bloß nicht zu sehr«, sagte sie. »Sonst sind Sie eingeschlafen, wenn wir schließlich landen.«
Die Razor’s Kiss schwoll vor ihnen an, bis sie das ganze Universum verdeckte. Raslan steuerte auf einen winzigen weißen Punkt zu, der allmählich zu einer rechteckigen Einflugöffnung von normaler Größe anwuchs. Er lenkte das Shuttle in eine Landebucht, die zur Hälfte von anderen Shuttles und zwei Interceptors besetzt war.
In der Landebucht waren keine Leute zu sehen. Das veranlaßte Shalla zu einem Stirnrunzeln. War sie unbewacht, hatten hier keine Mechaniker Dienst? Aber wenn der doppelzüngige Colonel automatisierte Befehlsfolgen eingebaut hatte, dann hatte er vielleicht auch vorgesehen, daß das Personal der Landebucht anderswo eingesetzt war oder dienstfrei hatte, wenn Fahrzeuge eintrafen, die sich spezieller Codes bedienten.
Sie verließen stumm ihr Shuttle. Shalla betrat die Landebucht als erste und ging auf einen langen Korridor zu, der gespenstisch düster und still war.
Während sie durch den verlassenen Korridor zur Brücke ging – ein Fußmarsch von über drei Kilometern –, gelangte sie für sich zu der Entscheidung, daß dies ein Geisterschiff war. In jedem anderen Schiff, in dem sie sich bisher befunden hatte, war pulsierendes Leben gewesen, ein gleichmäßiges Vibrieren, das man durch die Schuhsohlen spüren konnte, ein so vertrautes Gefühl, daß Raumfahrer es nach den ersten paar Tagen überhaupt nicht mehr wahrnahmen. In diesem Schiff gab es keine solche Vibration, und sie stellte sich vor, wenn sich jetzt jemand vor ihr in der Düsternis materialisieren würde, würde das ein Geist sein.
Aber ihr erster Kontakt mit den Bewohnern der Razor’s Kiss war keineswegs so ätherisch. Sie hatte noch keinen Kilometer zurückgelegt, als neben ihr die Tür zu einem Aufenthaltsraum zischend aufging und ein Sturmtruppler hervortrat.
Er versuchte seinen Blasterkarabiner anzuheben. »Sagen…«
Sie warf sich mit einem Satz auf ihn, drückte ihm den eigenen Karabiner gegen die Brust und riß ihre rechte Hand in die Höhe zu einem Schlag mit der offenen Handfläche, der den Helm des Sturmtrupplers in Kinnhöhe traf. Der Schlag hatte eine solche Wucht, daß dem Mann der Helm vom Kopf gerissen wurde, so daß er klappernd in dem Raum landete, aus dem er gekommen war.
Der Mann trat einen Schritt zurück und versuchte, seine Waffe freizubekommen, aber Shalla setzte nach. Sie kreuzte die Arme, packte seine Waffe mit beiden Händen, blieb stehen und riß sie ihm weg. Das geschah mit solcher Wucht, daß er den Karabiner losließ, freilich gleich nachsetzte und ihn wieder zu packen versuchte, worauf sie ihm den Kolben gegen das Kinn schmetterte. Er ging zu Boden wie von einem Narkosebolzen getroffen.
Shalla sah sich um. Bei dem Raum handelte es sich um ein kleines Büro. Außer dem von ihr gefechtsunfähig gemachten Sturmtruppler war niemand anwesend. Sie öffnete die einzige Tür, die es in dem Raum gab, aber dahinter befand sich nur ein leerer Erfrischer.
Als sie wieder in den Korridor hinaustrat, war Raslan dort eingetroffen. »Den Helm konnte man fünfzig Meter weit klappern hören«, sagte er mit einem Unterton des Tadels in der Stimme und streckte die Hand aus.
Sie reichte ihm den Karabiner und schob sich an ihm vorbei. »Einen Blasterschuß hätte man dreihundert Meter weit gehört.«
Während des nächsten Kilometers stieß sie auf niemanden, nur auf ein paar Putzdroiden, die den Boden schrubbten, Maschinen, die so primitiv waren, daß sie gerade eben dazu imstande waren, Räume zu registrieren, die sie bereits gereinigt hatten.
Hätte sie sich in die Eiserne Faust eingeschlichen, dann würden die Droiden sie beunruhigt haben; ein Mann wie Zsinj hatte die Putzdroiden in seinem Schiff zweifellos so umbauen lassen, daß sie mit der Schiffssicherheit verknüpft waren. Hier war sie nicht beunruhigt.
Sie warf einen Blick auf die Karte, die Bradan auf ihr Datapad übertragen hatte, und bog nach links in einen Querkorridor… und stieß mit einem schlanken, imperialen Lieutenant zusammen, der dort stand. Der Mann wippte zurück, griff nach seiner Waffe – warf dann einen Blick auf Shalla und entspannte sich. »Identifizieren Sie sich«, sagte er mit einer Stimme, die eher neugierig als ärgerlich klang.
Shalla stemmte die Hände in die Hüften. Sie wirkte jetzt irgendwie naiv und irritiert. »Ich bin Qatya, wer denn sonst.«
»Ich will Ihre Genehmigung sehen.«
Sie legte einen Finger an die Lippen. »Schsch. Nicht so laut. Ich suche Stoghi.«
»Stoghi?« Er runzelte die Stirn. »Stoghi Learz? Major Learz?«
»Genau den.«
»Und was wollen Sie von Major Learz?«
Sie zuckte die Achseln. »Er hat mir gefehlt. Er war schon seit Tagen nicht mehr bei mir.«
»Ich verstehe.« Es war offensichtlich, daß der Lieutenant keineswegs verstand. »Ich werde mich auf der Brücke danach erkundigen, wo der Major ist.«
»Da wäre ich Ihnen wirklich dankbar. Ich bin jetzt schon eine Ewigkeit unterwegs und habe ihn nicht gefunden.«
»Mhm.« Der Lieutenant holte sein Kommlink heraus.
Shalla packte mit beiden Händen sein Handgelenk und verdrehte es schmerzhaft. Er ließ das Kommlink fallen, ehe er ganz begriffen hatte, was hier vorging, und als er sich dann ihr zu entwinden versuchte, drehte sie ihm den Arm nach hinten, riß ihn hoch und stieß den Mann gegen die Wand. Sein Kopf prallte so kräftig dagegen, daß es weithin zu hören war. Sie schmetterte ihm die Faust gegen den Hinterkopf, daß es erneut durch den Korridor hallte.
Der arme Lieutenant erschlaffte.
Sie nahm ihm schnell seine Waffe weg und stopfte sie sich in den Gürtel, wo sie von ihrer weiten Tunika verdeckt wurde. Sie fesselte den Mann mit seinem Gürtel und stopfte sein Halfter unter seine Uniformjacke. Als ihr Team schließlich eintraf, war da nur ein bewußtloser Gefangener zu sehen, ohne den geringsten Hinweis, daß er bewaffnet gewesen war.
Sie richtete sich auf. »War es diesmal leiser?«
Raslan sah sie zerknirscht an. »Ja. Sie machen Ihre Arbeit. Dazu sind Sie hier. Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen.«
Sie stellten sich vor der Tür zu dem Sicherheitsvorraum auf, der zur Brücke führte. Bradan nahm sich den Schaltkasten neben der Tür vor, sah nach, ob es irgendwelche Alarmschalter gab, und ging dann methodisch daran, die Tür zu öffnen. Die vier falschen Sturmtruppler standen neben der Tür bereit, als warteten sie nur darauf, daß sie sich öffnete, damit sie die vorangegangene Schicht ablösen konnten, während die anderen sich etwas weiter hinten im Korridor versteckt hielten.
Nach ein paar endlosen Minuten erklärte Bradan im Flüsterton: »Ich hab’s. Ich habe die Tür auf Zeitverzug geschaltet. Drei Sekunden nachdem sie sich öffnet, schließt sie sich wieder. Erst schießen, wenn sie wieder geschlossen ist, wenn es geht; dann hallt es nicht so weit.«
Sie bezogen Aufstellung, die Sturmtruppler vorn, Shalla ganz hinten, und die Tür schoß mit der für imperiale Türen üblichen Geschwindigkeit auf.
Dahinter lag der Sicherheitsraum. Im Gegensatz zum Korridor war er hell erleuchtet, und Shalla kniff unwillkürlich die Augen zusammen. Aber ihre Sturmtruppler, deren Augen von den Linsen ihrer Helme geschützt waren, rückten entschlossen vor, und Shalla hörte, wie einer von ihnen sagte: »Keine Bewegung, dann braucht niemand zu sterben.«
Shalla rückte mit den anderen nach, hörte, wie die Tür sich zischend hinter ihr schloß, nahm das Klappern von Füßen wahr, als die Sturmtruppler zur Brücke vorrückten, und merkte jetzt, daß ihre Augen sich der Helligkeit angepaßt hatten.
In dem Vorraum stand ein Offizier mit den Rangabzeichen eines Captains. Er hatte beide Hände erhoben, und sein rundes, gerötetes Gesicht zeigte einen Ausdruck höchsten Unbehagens.
Raslan trat auf ihn zu und schubste ihn auf den Kommandosteg. »Los jetzt, Bewegung.« Er sah sich nach dem einzigen Sturmtruppler um, der in dem Raum zurückgeblieben war. »Sie bewachen die Tür. Bradan, Sie sichern den Turbolift; es fehlte gerade noch, daß da irgendein ehrgeiziger Idiot durch den Schacht kommt. Und dann sichern Sie die Türen zur Mannschaftsgrube.«
Bradan nickte und rief den Turbolift. Der Sturmtruppler baute sich vor den Türen zum Hauptkorridor auf. Die anderen Mitglieder ihres Teams eilten zu ihren jeweiligen Einsatzorten, zwei zu den Waffen- und Verteidigungskonsolen, andere sprangen in die Mannschaftsgrube hinunter, um sich dort an den Steuerkonsolen zu postieren, während die restlichen Sturmtruppler die vierköpfige Brückenmannschaft mit ihren Blasterkarabinern in Schach hielten.
Und plötzlich war Shalla allein. Sie war zwar nur wenige Meter von dem Sturmtruppler und Bradan entfernt, aber man hatte sie vergessen; sie hatte ihre Aufgabe erfüllt und spielte daher keine Rolle mehr.
Und die Hauptkommunikationskonsolen des Schiffes waren hier. Sie brauchte nur zuzugreifen.
Aber der Sturmtruppler und Bradan brauchten sich nur umzudrehen, um sie zu sehen.
Durch zu langes Warten scheitern mehr Operationen als durch Verrat, schlechte Planung oder Pech, hatte ihr Vater immer gesagt.
Shalla zog lautlos ein Kabel aus der Tasche und stöpselte das eine Ende in ihr Datapad. Das andere drückte sie in das Standardinterface der Kommunikationskonsole, neben der sie stand. Dann rief sie Castins Programm auf und wählte den »Automatik-Modus«, mit dem das Programm die Sicherheitsvorkehrungen der Razor’s Kiss selbsttätig und ohne zusätzlichen Input ihrerseits umgehen würde, dann legte sie das Datapad auf den Stuhl vor der Konsole und schob ihn näher heran, so daß man das Datapad kaum noch sehen konnte.
Dabei hörte sie die ganze Zeit, was in der Mannschaftsgrube und in den Waffen- und Verteidigungsnischen gesprochen wurde. »Wir haben den Maschinenraum und die Hilfsbrücke. Bereit, den Alarm zu senden.«
»Abwarten, bis die Kommunikation abgeschaltet ist.«
»Ist abgeschaltet, Sir.«
»Warum haben Sie nichts gesagt?«
»Ich bin gerade fertig geworden.«
»In Ordnung, Alarm senden. Wie sieht es mit den Laserbatterien aus?«
»Alles bereit, Sir. Ich habe die Standorte für die Stationen eingegeben; sobald ich den Befehl erteile, sind die Metalldampf.«
Als letztes Detail schaltete sie den Bildschirm des Terminals ab, so daß man nicht sehen konnte, wie Castins Programm geladen wurde, und trat dann schnell an die gegenüberliegende Konsole. Sie ließ sich auf einen Sessel fallen und legte die Füße auf einen anderen.
Bradan kam aus dem Turbolift, und ihr Blick fiel auf sie. »Was machen Sie?«
»Nichts.« Shalla verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
»Mein Auftrag ist erfüllt. Ich wollte den Rest der Arbeit Ihnen und Ihren Fachleuten überlassen.«
Bradans Miene verfinsterte sich. »Richtig. Na schön, bleiben Sie, wo Sie sind. Bewegen Sie sich nicht.«
»Worauf Sie sich verlassen können. Solange Sie bezahlen, verhalte ich mich ganz ruhig.«
Bradan wandte sich ab und ging zur Brücke. Shalla entspannte sich, vergewisserte sich aber, daß ihr gestohlener Blaster zur Hand war. Wenn jemand das Datapad auf dem Sessel sah, mußte sie sicherstellen, daß das das letzte war, was er lebend zu Gesicht bekommen hatte.
Die Stimme General Melvars hallte laut über das Brückenkomm der Sungrass: »Wir haben ein Signal aus der Zielzone. Bereitmachen zum Hyperraumeintritt in zwei Minuten.«
Face drückte den Kommschalter. »Sungrass erbittet Startgenehmigung.«
»Genehmigung erteilt. Halten Sie Ihre Jäger zum sofortigen Einsatz bereit.«
»Wir sind bereit.« Er sah zu Captain Valton hinüber, aber der Mann fuhr bereits die Repulsorlifter der Sungrass hoch und ließ das Frachtschiff schräg durch den Hangar schweben, um es aus der Hangarbucht der Eisernen Faust fallen zu lassen. »Viel Glück«, sagte Face.
Valton nickte, und Face eilte zu dem vollgepackten Hangar der Sungrass zurück.
Auf der Brücke der Razor’s Kiss herrschte chaotischer Lärm.
Die Schiffsbatterien hatten die Verbindungen zwischen der Razor’s Kiss und der Schiffsbaustation zerschmolzen, und der Supersternenzerstörer hatte sich in Bewegung gesetzt. Anrufe von der todgeweihten Station, von Kuat und aus den Büros der Kuat-Drive-Yards verlangten eine Antwort von der Brückencrew. Die Sensoren zeigten, wie von Kuat und von kapitalen Schiffen von nahen Standorten im System aus Sternenjägerstaffeln starteten und wie jene kapitalen Schiffe selbst Fahrt aufnahmen, um die Razor’s Kiss zu stoppen. Das für Kommunikation zuständige Teammitglied forderte von seiner Steuerkonsole aus das knappe Personal der Razor’s Kiss auf, sich auf die Gefechtsstationen zu begeben und sich auf einen imperialen Angriff einzustellen.
Shalla saß die ganze Zeit bequem auf ihrem Sessel und sah zu, wie die anderen um sie herum hastig ihren Pflichten nachgingen.
Ein leises Piepen aus dem Datapad an der Kommunikationskonsole kündigte ihr an, daß das von ihr aufgerufene Programm erfolgreich übertragen worden war.
Erfolgreich. Das Programm war einsatzbereit.
Der Sturmtruppler an der Tür drehte sich zu ihr um. »Haben Sie das gehört?«
»Ja.« Sie stand auf, sah den Mann an und trat ein paar Schritte vor.
»Auf was sehen Sie?«
»Die Tür natürlich, was denn sonst. Weil das Geräusch von dort kam. Von der anderen Seite der Tür.«
»Nein, es war hinter mir. Näher bei Ihnen.«
»Idiot, das liegt an Ihrem Helm.« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf die Tür. »Da ist etwas auf der anderen Seite.«
Er trat an die nächste Sicherheitskonsole, die nur drei Plätze von der entfernt war, wo ihr Datapad auf einem Stuhl lag, und schaltete deren Bildschirm ein. Er zeigte eine Holokamansicht des Korridors vor der Haupttür. »Dort draußen ist nichts.« Er wandte sich der Tür zu.
Shalla hob schnell ihr Datapad auf, riß das Kabel aus dem Interface, steckte es ein und trat neben ihn an die Tür. Sie sah auf den Hauptschirm und zwei Hilfsschirme und vergewisserte sich, welche Korridorpartien im direkten Blickwinkel der Holokams lagen. »Sie haben recht. Da scheint nichts zu sein.«
»Das habe ich doch gesagt.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube das einfach nicht. Die versuchen bestimmt etwas. Lassen Sie mich durch. Ich gehe nachsehen.«
Der Sturmtruppler überlegte und aktivierte dann allem Anschein nach sein Kommlink. »Captain, wir hören da etwas an der Haupttür, aber die Holokams zeigen nichts. Qatya hat angeboten nachzusehen, falls da draußen wirklich etwas sein sollte.«
Gleich darauf erklärte er: »Der Captain sagt, das sei eine gute Idee.«
»Kann ich eine Waffe haben?«
»Sie brauchen keine, Sie sollen bloß melden, was da draußen los ist. Haben Sie ein Kommlink?«
»Ja, aber ich habe Ihre Frequenz nicht.«
Der Sturmtruppler reichte ihr ein Kommlink. »Viel Glück.« Er betätigte den Türschalter. Dann war sie draußen, und die Tür schloß sich wieder hinter ihr. Und obwohl hier dieselbe Atmosphäre wie drinnen herrschte, hatte sie plötzlich das Gefühl, leichter atmen zu können.
Aber sie befand sich natürlich immer noch unter Holokambeobachtung. Sie arbeitete sich langsam und behutsam vor, als würde sie sich tatsächlich auf feindliches Gebiet begeben, bis sie außer Reichweite der Holokams war.
Dann wartete sie ein paar Minuten und schaltete dann ihr Kommlink ein. »Qatya hier«, flüsterte sie.
Bradans Stimme: »Meldung.«
»Ein paar Meter weiter vorn im Korridor ist ein Sicherheitstrupp. Sie haben Sprengstoff bei sich. Mir scheint, die wollen eine Haftladung an der Tür anbringen.«
»Gute Arbeit. Ziehen Sie sich zurück, dann greifen wir an.«
»Nein, warten Sie. Dieses Sprengteam ist ganz nahe bei mir und wird nicht bewacht. Die rechnen nicht mit einem Angriff aus dieser Richtung. Ich kann einen oder zwei von ihnen erledigen und dann die Ladungen hochjagen, die sie mitgebracht haben. Die nächste Gruppe, die sie schicken, wird an dem Chaos, das ich hinterlasse, keine große Freude haben.«
Ein kurzes Schweigen. Dann: »Gut, genehmigt. Der Captain wird einen Bonus für Sie beantragen, wenn Sie das schaffen.«
»Qatya Ende.« Sie holte die vier Sprengkapseln, die Kell für sie vorbereitet hatte, aus dem Datapad. Zwei davon legte sie dicht bei der Wand auf den Boden, zog dann den Blaster, den sie dem Lieutenant abgenommen hatte, gab drei Schüsse in die Decke ab, drückte die Knöpfe an den Sprengkörpern, die diese in zehn Sekunden zur Explosion bringen würden, und rannte los.
Jetzt kam es darauf an, eine Fluchtkapsel zu finden und abzuwarten, bis dieses Gefecht zu Ende war… und das, was danach kommen würde.
Zsinjs Flotte fiel innerhalb des Kuat-Systems aus dem Hyperraum, an einem Punkt, wo das Schwerefeld der Sonne von Kuat jegliche Hyperraumfahrt unmöglich machte. Die von der Brücke der Sungrass übertragenen Displays zeigten einen näher rückenden Supersternenzerstörer und eine beunruhigend große Zahl von Sternenjägern aus allen Richtungen.
»Start«, sagte Face und brauste aus der Ladebucht, sobald das sich öffnende Tor ihm dafür genug Platz bot. Sein augenblicklicher Flügelmann, Kell, folgte ihm in seinem eigenen Interceptor, gleich darauf schossen auch die anderen in den Weltraum.
Sie kamen in einem Sternensystem heraus, das sich natürlich stark von dem unterschied, das sie eigentlich hätten erwarten müssen. Die Sonne hatte eine andere Farbe als die von Coruscant, und die herannahenden imperialen Sternenzerstörer wurden nicht von Mon-Calamari-Kreuzern begleitet. Ein Durcheinander von Fragen und Verwünschungen prasselte aus den Komms. Seiner Rolle getreu schaltete Face sein eigenes Kommlink ein: »Flederfalken-Führer an Eiserne Faust. Was soll das? Wo ist Coruscant?«
Das spöttische Lachen, das er darauf zu hören bekam, war ihm vertraut; er erkannte Melvars Stimme. »Wir haben nie gesagt, daß es nach Coruscant geht, Flederfalken. Willkommen im Kuat-System. Bitte weitermachen. Alles wird zu Ihrem Vorteil ablaufen.« Einen Augenblick lang herrschte Stille, dann wurde der Tonfall des Generals ernst. »Flederfalken-Führer, ich muß Ihnen leider mitteilen, daß das Vorausteam meldet, daß sie Qatya verloren haben.«
Face überlief es eiskalt. »Wie?«
»Sie hat ganz allein ein Sprengteam ausgeschaltet und muß bei der Explosion umgekommen sein. Allem Anschein nach hat sie damit weitere Angriffe auf die Brücke verhindert. Ich darf Ihnen unser Beileid aussprechen.«
»Danke.« Das eisige Gefühl in Faces Magengrube ließ etwas nach, verflog aber nicht ganz. Was Melvar da sagte, klang ‘ganz nach einem raffinierten Trick Shallas, um sich von ihrem Team abzusetzen; andererseits konnte die Darstellung natürlich auch stimmen. Und er konnte nicht gut fragen, hat jemand mit eigenen Augen gesehen, wie sie umgekommen ist? Damit würde er nur Verdacht erwecken. Er konnte nur beten. »Dafür wird jemand sterben«, sagte er.
Rings um sie spien Frachter und alte Kreuzer Staffeln von Sternenjägern aus. Einige, wie die der Flederfalken, waren moderne Kampfmaschinen in gutem Zustand. Andere waren älter und von ihren Besitzern nur mit Mühe in brauchbarem Zustand gehalten. Und dann gab es da auch Uglies, wie man Sternenjäger zu nennen pflegte, die aus Teilen verschiedener Jägertypen zusammengeflickt waren, wenn der Ersatzteilevorrat für eine normale Reparatur nicht ausgereicht hatte.
In den jeweiligen Gruppen – fünf hier, ein Dutzend dort, dann wieder zwanzig – reihten sie sich in die zugeteilten Vektoren ein und jagten den herannahenden Verteidigungskräften entgegen.
»Flederfalken, mir nach.« Face richtete seine Maschine auf einen weit entfernten imperialen Sternenzerstörer. Er konnte dessen TIE-Jäger-Eskorte nicht sehen, aber dafür zeigten seine Sensoren sie deutlich an: drei komplette Staffeln. Das war nur die halbe Kampfstärke eines vollausgestatteten Sternenzerstörers; konnte es sein, daß dieses Schiff nicht komplett bestückt war? Oder hielt es vielleicht drei Staffeln zurück? »Erkennt jemand den Pott?«
»Anführer, Fünf. Das ist die Schläger, nichts Besonderes.«
Nichts Besonderes. Nur ein durchschnittlicher imperialer Sternenzerstörer. »Das beruhigt mich. Vielen Dank, Fünf.« Er aktivierte eine breite Übertragungsfrequenz. »Hier Flederfalken-Anführer. Wer fliegt sonst noch zur Schläger?«
Eine Stimme in der abgehackten Sprechweise der Oberklasse von Coruscant antwortete ihm. »Flederfalken-Führer, hier Vibroaxt Prima. Sie sind die Speerspitze; wir sind der Schaft.«
Die Sensoren von Face zeigten eine unregelmäßige Anordnung von zwischen dreißig und vierzig Verbündeten, die hinter den Flederfalken herflogen. Sie waren wesentlich langsamer, und die Sensoren konnten auch kein konkretes Fahrzeugprofil ermitteln – vermutlich also Uglies. »Wollen wir tauschen, Prima?«
»Vielen Dank, nein, Flederfalken. Ich habe nichts dagegen, wenn Sie die erste Feindberührung haben.«
»Kommen Sie einfach nach, wenn Sie sich langweilen, Vibroaxt. Ende.«
Wedge hörte den Wortwechsel zwischen Face und Vibroaxt Prima, registrierte ihn aber nur im Unterbewußtsein. Er war immer noch mit der Ewokpuppe beschäftigt, die den auffälligsten Teil seiner Verkleidung darstellte.
Wenn er sich mit dem Ewok auf dem Schoß aufsetzte, beeinträchtigte die Puppe seine Sicht. Jetzt hatte er den Bauchriemen seiner Pilotenmontur gelöst und ihn über die Beine des Ewok gezogen und wieder festgeschnallt, und das schien eine gute Lösung… wenn der Riemen sich aber während des Manövrierens löste, würde er Schwierigkeiten bekommen.
Keine zehn Sekunden nach dem Wortwechsel von Face mit Vibroaxt waren die Flederfalken praktisch in Schußweite der vorgeschobenen Eskorte der Schläger. Wedge hörte wieder Faces Stimme: »In Paaren ausschwenken, auf Kettchs Manöver vorbereiten und Feuer frei.« Die Sensoren zeigten, wie Face nach Backbord abbog und Kell ihn als Flügelmann begleitete. Tyria und Piggy zogen nach Steuerbord. Wedge schob seinen Knüppel vor; er und Dia blieben in der Mitte und verloren gegenüber den anderen etwas an Höhe.
Als die Zieldistanzanzeige Werte angab, die einen Treffer entfernt möglich machten, schob Wedge seinen Knüppel schnell vor und zurück und auf und ab, um damit ein möglichst schwieriges Ziel zu bieten, und eröffnete das Feuer auf zwei TIE-Jäger in Reichweite. Die Sensoren zeigten einen Streifschuß am Rumpf eines Feindes, aber keinen nennenswerten Schaden. Der grüne Laserstrahl des feindlichen TIE fegte über Wedges obere Sichtluke, hätte beinahe getroffen.
Eine Explosion an seiner Backbordseite, ein Stück vor ihm – Face oder Kell hatten einen Treffer gelandet. Wedge feuerte weiter, sah, wie seine eigenen grünen vierlingsgekoppelten Strahlen erneut auf den gegnerischen Rumpf einhämmerten und schließlich die vordere Luke durchdrangen. Die Innenbeleuchtung des TIE fiel aus, und der Sternenjäger, jetzt ein Gespensterschiff, ging in Geradeausflug über – aber immer noch unter Antrieb. Ohne Zweifel hatte der Pilot im Sterben den Knüppel durchgedrückt und damit Vollschub gegeben.
Dann hatten sie die erste Welle von Feinden hinter sich, die erste Halbstaffel.
Ihre Gegner erwarteten von ihnen, daß sie ihre Formation auflösten und sich der ersten Welle zum Nahkampf stellten. Aber Wedges Taktik – das Kettch-Manöver – hieß sie geradeaus weiterfliegen, mit Höchstgeschwindigkeit auf die zweite Welle zu, eine volle Staffel TIEs. Er sah auf dem Sensordisplay, wie die vier Überlebenden der ersten Welle abbogen, um hinter ihnen Position zu beziehen, aber ihr Manöver war ein wenig langsam, ein wenig unsicher… das unerwartete Verhalten der Flederfalken hatte sie offenbar überrascht.
Jetzt war die zweite Welle in Reichweite. Wedge flog weiterhin im Zickzack, eröffnete das Feuer, sah, wie von den Solarflügeln von Dias Interceptor auf seiner Steuerbordseite Laserfeuer sprühte. Jetzt war der Weltraum um ihn herum von grünem Feuer erfüllt, und er spürte ein Zittern durch seine Maschine gehen, als ein Laserstrahl seinen Rumpf streifte. In solchen Situationen wünschte er sich wieder einmal seinen X-Flügler und dessen Schilde.
Sein Feuer und das von Dia erfaßten einen glücklosen TIE-Jäger. Der Gegner explodierte in einem Ball überhitzter Metallsplitter und leuchtender Gase. Ihre beiden Maschinen umflogen den Feuerball in eleganten Bögen und stürzten sich auf die zweite Welle von Feinden.
Die Sensoren zeigten jetzt an, daß die vier TIEs der ersten Welle näher rückten, zugleich schlossen sich ihnen einige Sternenjäger der zweiten Welle an. Er lächelte. Ihr Plan funktionierte bis jetzt perfekt. Ja, da waren eineinhalb Jägerstaffeln hinter ihnen her, aber der Schwung der Eskorte der Schläger hatte nachgelassen.
Die Flederfalken machten ihre Sache gut, leisteten Zsinj gute Dienste. Er verdrängte den Gedanken mit einem amüsierten Lächeln und wandte sich ganz der dritten feindlichen Welle zu.
Und auf diese jagten sie jetzt geradewegs zu, jeder wählte sich ein Ziel und manövrierte seinen Jäger dann geradewegs in die Flugbahn des feindlichen TIE, schwenkte genug hin und her, um ein schwieriges Ziel zu bieten, hielt dabei aber den Kurs auf den heranrasenden Sternenjäger, als hätte er vor, ihn zu rammen. Wedges anhaltendes Feuer zerfetzte den Rumpf seines Ziels, und er flog durch die Splitterwolke, hörte dabei das Klappern und Zischen auf seinem eigenen Rumpf. Auf dem Display sah er, wie Dias Ziel ihr in letzter Sekunde auswich und dabei geradewegs auf einen TIE aus der ersten Welle zubrauste. Die Sensoren zeigten, wie die beiden Punkte zu einem einzigen verschmolzen und gleich darauf völlig von seinem Monitor verschwanden.
Vor ihnen war jetzt die vierte Welle, eine halbe Staffel. Wedge sah, wie Face jetzt das Kettch-Manöver aufgab, einen weiten Bogen nach oben zog und zurück in die Richtung schoß, aus der die Flederfalken gekommen waren. Und jetzt schlossen sich die anderen ihm an, gingen in Formationsflug über, und drei nicht ganz volle Staffeln TIEs jagten wütend hinter ihnen her.
In voller TIE-Piloten-Montur, die sie in einem Bereitschaftsraum neben der zweiten Hangarbucht gefunden hatte, versorgt mit ein paar zusätzlichen Lebenserhaltungseinheiten, lauerte Shalla auf dem Laufgang über den beiden in der Bucht bereitstehenden TIE-Interceptors.
Sie hätte unterdessen sichere Zuflucht in einer Fluchtkapsel finden können. Aber da ihr Auftrag ja erfüllt war, war ihr eine andere Idee gekommen… und deshalb der gefährliche Drei-Kilometer-Marsch zurück zu der Bucht, in der sie angekommen waren, deshalb die Spur bewußtloser Feinde in den Gängen und Passagen, die sie gewählt hatte.
Deshalb dieses Lauern auf dem Laufgang. Jenseits des magnetischen Eindämmfeldes konnte sie die Anzeichen der fernen Schlacht sehen: winzige Blitze, zuckende Lichter, aber zu weit entfernt, um Einzelheiten zu erkennen.
Sturmtruppler, vermutlich Loyalisten von Kuat, die nicht so recht wußten, wie sie das ungewöhnliche Verhalten dieses Schiffes einordnen sollten, waren nur Sekunden nach ihr in der Ladebucht erschienen und wühlten jetzt in dem Shuttle herum, mit dem das Team gekommen war. Andere bewachten die Tür zur Bucht. Aber das störte sie nicht; sie hatte nicht vor, auf diesem Weg hinauszugehen. Sie kletterte in den Interceptor auf der linken Seite, dem, der am nächsten bei der Wand und am weitesten von den Sturmtrupplern entfernt stand. Ohne sich anzuschnallen, begann sie mit den Startvorbereitungen. Sie waren länger als üblich – dieser Interceptor, offenbar das Fluchtfahrzeug eines höheren Offiziers, verfügte über einen eigenen Hyperantrieb und einen wesentlich komplizierteren Navigationscomputer, als das bei Interceptors üblicherweise der Fall war.
Alle Systeme schienen einsatzbereit, obwohl sie die Motoren noch nicht hochfuhr, um sich dessen zu vergewissern; das Geräusch der Repulsorlifter hätte sonst ohne Zweifel die Sturmtruppler auf sie aufmerksam gemacht.
Sie stand auf und kletterte halb aus der Zugangsluke, hielt sich mit einer Hand fest. Sie holte die beiden letzten Sprengkapseln Kells heraus, aktivierte sie und warf sie im weiten Bogen in den Hangar. Sie prallten mit lautem Klappern gegen die Wand hinter dem Shuttle, mit dem sie gekommen waren.
Die Sturmtruppler zuckten zusammen, richteten ihre Waffen in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. »Was war das?«
»Sie und Sie, die Wand dort hinten übernehmen…«
Shalla ließ sich wieder ins Cockpit fallen und schloß die Luke.
Sie war fast mit Anschnallen fertig, als die dröhnenden Explosionen begannen. Sie sah einen gelborangefarbenen Feuerball auf der anderen Seite des Shuttle, sah das Shuttle beben, sah Sturmtruppler, die wie Marionettenpuppen durch die Luft geschleudert wurden. Ihr Interceptor und der daneben gerieten ebenfalls ins Wanken, und eine riesige Luftblase, die von dem plötzlichen Druck in dem Hangar durch das Magnetdämmfeld gedrückt wurde, verteilte sich draußen im Vakuum.
Als die Sturmtruppler zu ihren verletzten Kameraden rannten, um ihnen zu helfen, schaltete sie ihre Antriebsaggregate ein, fegte durch das Magnetdämmfeld nach draußen und steuerte in einer scharfen Kehre auf das Heck zu. Dann verlangsamte sie ihre Fahrt auf Läufertempo…
Wie von ihr erwartet, war der Rumpf der Razor’s Kiss mit Wrackteilen der zerstörten Schiffsbaustation übersät. Lange Armaturen hingen von Haltepunkten, und am Rumpf klebte sonstiger Schrott oder rollte dort herum, von der künstlichen Schwerkraft des Schiffes festgehalten. Der Supersternenzerstörer war in Bewegung, jagte systemauswärts, so schnell seine unerprobten Aggregate das zuließen, und aus der Ferne rückten imperiale Sternenzerstörer heran.
Sie atmete tief durch und versuchte, ihren rumorenden Magen zu beruhigen. Dieser von ihr improvisierte Plan würde mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führen, daß sie hier den Tod fand. Aber als sie die Chance erkannt hatte, die sich ihr bot, hatte sie gewußt, daß sie sie nutzen mußte.
Sie fegte so dicht über den Schiffsrumpf dahin, wie ihre Manövrierkünste das erlaubten, und ließ den Interceptor gelegentlich seitlich abkippen, um damit auf etwaige Beobachter wie ein Trümmerteil zu wirken.
Auf den Sensoren sollte sie kein zu ungewöhnliches Bild abgeben. Eine direkte Beobachtung oder eine auf sie gerichtete Holokam würde freilich zeigen, daß es sich um kein Trümmerteil, sondern einen funktionsfähigen TIE handelte. Und dann würde ein einziger Schuß aus einer Laserbatterie dafür sorgen, daß sie doch zu einem Trümmerteil wurde. Also setzte sie, den Knüppel krampfhaft festhaltend, ihre absurd langsame Flucht fort und betete darum, daß nichts und niemand sie entdecken würde.