33. Kapitel

 

»Verflucht.« Wedges Stimme, die über Syals Helmlautsprecher drang, klang betrübt. »Er wird sich noch ...« Aber genau wie Syal sah auch Wedge, wie sich Tychos X-Flügler mit der Leichtigkeit eines Luftgleiters, der Repulsorlift-Spurmarkierungen ausweicht, seinen Weg durch das Turbolasersperrfeuer bahnte. Einen Moment später waren der X-Flügler und das Shuttle außer Sicht, verschluckt vom Sternenzerstörer.

»In Ordnung. Raubein Eins an alle. Formiert euch um mich. Es wird Zeit, eine andere Raumfähre zu ärgern. Vier, du kannst ab sofort nach eigenem Ermessen handeln.«

»Ich bleibe bei dir, Staffelführer. Meine Allianz-Pflichten sind fürs Erste erfüllt.«

»Gut.« Wedge drehte bei. Um auf die ferne Centerpoint-Station zuzuhalten, und die Raubeine folgten ihm.

 

 

CORELLIA, CORONET, KOMMANDOBUNKER, BÜRO DES PREMIERMINISTERS

 

Das Hologramm von General Phennir gewann vor Minister Teppler an Schärfe, der auf dem Schreibtisch neben sich einen Drehknopf justierte, bis Phennir unversehens normal groß war. »General, wir haben keine Zeit zu verlieren. Die Centerpoint- Station wird angegriffen. Wie es scheint, versucht der Feind, die Station zu kapern und die Kontrolle darüber zu übernehmen. Was sind die nächstbesten Konföderationsstreitkräfte, die Sie schicken können, um uns zu unterstützen?«

»Wir haben einige Schiffe in der Nähe des corellianischen Raums, von denen die meisten auf Aufklärungsmissionen sind. Davon abgesehen sind die nächsten bei Commenor stationiert.« Phennir runzelte die Stirn. »Aber wie ich schon ... Premierminister Koyan sagte, ist Corellia auf sich allein gestellt, solange Koyan weiterhin so eigensinnig ist.«

Teppler nickte. »Ich vermute, dass Koyan nicht mehr lange ... eigensinnig sein wird. Versetzen Sie Ihre Streitkräfte in Bereitschaft, um in unser System zu springen.«

Phennir nickte. »Verstanden. Wir halten uns bereit und warten auf die Bestätigung, dass der Eigensinn ein Ende gefunden hat.«

Teppler drückte einen Knopf, und Phennir verschwand. Er betätigte einen anderen, um Kontakt zum Assistenten im nächsten Büro herzustellen. »Verbinden Sie mich mit Koyan - unverzüglich.«

 

 

AN BORD DER ANAKIN SOLO

 

»Sir?« Diesmal war Nevils Stimme von einer gewissen Dringlichkeit geprägt. »Uns liegen unbestätigte Meldungen vor, dass sich Jedi und Saboteure an Bord befinden. Wir wissen allerdings, dass es im Haupthangar eine Störung gab.«

Ohne die Augen zu öffnen, hob Caedus eine Hand, um weiteren Worten zuvorzukommen. Er musste sich konzentrieren. Seine Streitkräfte schossen die corellianischen Verteidiger in Stücke, und er konnte es sich momentan nicht erlauben, sich ablenken zu lassen.

Andererseits konnte er es sich genauso wenig leisten, die mögliche Anwesenheit von Jedi zu ignorieren. Er ließ seinen aktiven Einfluss auf seine Schiffskommandanten behutsam abklingen, ehe er sich einem anderen Strom der Macht öffnete.

Ja, es waren Jedi an Bord. Luke. Ben. Saba Sebatyne.

Seine Mutter.

Seine Augen schnellten auf, und die Verbindung zu seinen Kommandanten schwankte, brach ab. »Sicherheitsdienst!«

Tebut, die sich von ihrer Station unterhalb des Brückenlaufstegs an Backbord meldete, klang so beherrscht wie üblich.

»Sir?«

»Jedi an Bord. Sie werden herkommen, um mich zu töten.«

»Ja, Sir. Plan >Bastion< in Kraft setzen?«

»Ganz genau.« Caedus nahm einen tiefen Atemzug. Seine Schiffe und Entermannschaften würden ohne die Vorzüge seiner Kampfmeditation zurechtkommen müssen. Er brauchte jetzt seine ganze Konzentration. Seine Konzentration - und die Soldaten, die er für eben diese besondere Eventualität abgestellt hatte.

In eben diesem Augenblick versammelten sich Sicherheitsteams an strategisch wichtigen Engpässen zwischen dem Han gar und der Brücke. An anderen kritischen Stellen schlossen sich jetzt vakuumsichere Panzertüren und wurden automatisch versiegelt. Reserveoffiziere eilten auf die Nebenbrücke, bereit, die Kontrolle über die Anakin Solo zu übernehmen, falls die Situation für die hiesigen Offiziere zu gefährlich oder zu chaotisch wurde, um ihre Arbeit zu tun.

Und Caedus' zusätzliche Verteidiger sollten auch jeden Moment eintreffen ...

Die Brückentüren öffneten sich, und sie marschierten in einer Doppelreihe herein: insgesamt acht YVH-Kampfdroiden. Zwei drehten sich zur Rückseite der Brücke um, als sich die dortigen Panzertüren schlossen. Zwei ließen sich runter in die Offiziersgräben fallen, einer auf jeder Seite des zentralen Laufstegs; ihr enormes Gewicht drückte Deckplatten ein, als sie aufkamen. Die übrigen vier Droiden marschierten vorwärts, ehe sie sich vier Meter vor Caedus in Richtung Heck wandten. Weitere Kampfdroiden gingen in diesem Augenblick andernorts auf dem Schiff in Position.

Caedus glaubte nicht, dass diese Sicherheitsmaßnahmen die Jedi aufhalten würden. Aber möglicherweise trugen sie dazu bei, die Zahl der Jedi zu reduzieren.

Das mussten sie. Seine Mutter oder Ben konnte Jacen ohne Schwierigkeiten besiegen; Saba mit Mühe. Saba und Luke hingegen stellten ihn vor eine unlösbare Aufgabe. Einer der Meister musste fallen, wenn Caedus diesen Tag überleben wollte.

Die vier Jedi, die sich so schnell bewegten, dass sie zu undeutlichen Schemen verschwammen, und Atemmasken vor den Gesichtern trugen, tauchten aus den Ausläufern der Rauchwolke auf.

Das Sicherheitsteam am Eingang des Korridors, der zum Turbolift führte, eröffnete das Feuer - zu spät: die Jedi waren bereits unter ihnen, um mit Fäusten, Füßen und - in Sabas Fall - dem Schwanz zuzuschlagen. Sechs der Sicherheitsleute gingen schlagartig zu Boden: ihre Blastergewehre klapperten auf die Deckplatten, über das Heulen der durch den Hangar schallenden Alarmsirene hinweg kaum zu vernehmen.

Iella und Han mit R2-D2 zwischen sich kamen aus dem Rauch hervor und nahmen ihre Masken ab.

Luke nickte ihnen zu und klopfte Ben mit der Hand auf den Rücken. »In Ordnung. Zeit, auszurücken. Erzwo?«

Der Astromech piepste eine Bestätigung, ehe er sich umdrehte und an der Hangarwand entlang auf die nächstgelegene Datenbuchse zurollte.

Ben sprang zum Durchgang des Korridors hinüber und trat zu. Ein Schiffssicherheitsoffizier, der vor Bens Manöver nicht zu sehen gewesen war, kam um die Ecke und lief geradewegs in die Attacke hinein: Bens Ferse erwischte ihn direkt am Kiefer und ließ ihn rückwärts gegen seine Männer taumeln. Einer davon war wachsam und flink genug beiseitezuspringen und legte mit seinem Gewehr an; Han schoss ihm in den Bauch. Der Betäubungsstrahl ließ den Mann zusammenklappen und zu Boden gehen.

Die anderen Jedi sprangen vor, um mit dem Rest der Gruppe kurzen Prozess zu machen.

Han schob seinen Blaster ins Halfter zurück und lächelte seine Frau an. »Schön, ausnahmsweise mal nicht alles alleine machen zu müssen.«

 

Die Raubein-Staffel näherte sich dem Heck des Truppentransportshuttles, das aussah, als habe es in dieser Schlacht bereits Schaden genommen - der Bug auf der Steuerbordseite war komplett schwarz, und das Bruchmuster am Sichtfenster deutete daraufhin, dass der Transparistahl kurz davor war, zu zerbersten und die Atmosphäre im Innern der Raumfähre in den Weltraum entweichen zu lassen - doch Syal wusste, dass das bloß eine Täuschung war. Die Kampfschäden waren lediglich aufgemalt.

Das Shuttle beschleunigte und entfernte sich von den X-Flüglern in Richtung der Station und der Schlacht, die überall darum herum tobte. »Genau wie vorhin.« Wedges Stimme klang sachlich. »Schießt, aber trefft nicht.«

Die X-Flügler schlossen feuernd zur Raumfähre auf.

Das Shuttle Breitseite wackelte, als der Beinahetreffer eines Raubeins seine Schilde streifte. Seyah hielt sich so am Sicherheitsgeschirr fest, das sich über seine Brust spannte, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.

»Hey, Doktor.« Der Ruf drang aus dem Cockpit, wo der Pilot bis vor einer Sekunde etwas über einen betrunkenen devaronianischen Raumfahrer und die Frauen gesungen hatte, die in jedem Hafen auf ihn warteten. »Welches Ende? Das bei Talus oder Tralus?«

»Haben Sie bei der Einsatzbesprechung geschlafen? Das Tralus- Ende!« Seyah starrte das Wenige, das er vom Rücken und dem Hals des Piloten durch die Cockpittür sehen konnte, bestürzt an.

»Talus?«

»Tralus!«

»Also das Ende, das nach Talus zeigt, richtig?«

Seyah atmete so tief durch, wie es ihm möglich war, in der Absicht. seiner Erwiderung genügend Lautstärke zu verleihen, um Trommelfelle platzen zu lassen, und dann erhaschte er einen Blick auf Kyp Durron. Der Jedi-Meister schüttelte grinsend den Kopf. »Er nimmt Sie bloß auf den Arm. Doktor. Piloten machen so was.«

Seyah ließ seinen Atem mit einem Zischen entweichen, und seine Augen blitzten. »Sobald wir angedockt haben, erschieße ich ihn.«

 

 

AN BORD DER ANAKIN SOLO

 

Caedus behielt den Verlauf der Schlacht auf einem Monitor im Auge und das Vorrücken der Jedi auf einem anderen.

Auch ohne seine Hilfe lief das Gefecht für sie ziemlich gut. Natürlich waren die Verluste so größer, aber die des Feindes summierten sich ebenfalls zusehends, und ersten Berichten zufolge hatten mehrere Raumfähren bereits Garde-Soldaten und Kommandokräfte durch geenterte Luftschleusen an Bord von Centerpoint gebracht ... wo sie auf den massiven Widerstand der Stationsbesatzung stießen.

Gelegentlich tauchten Luke, Ben und Saba auf Sicherheitsholokameras auf. Meistens sah man sie an irgendeiner Blockade auftauchen, wo sie einige Sekunden brauchten, um die dortigen Verteidiger außer Gefecht zu setzen und sich anschließend ihren Weg durch die nächste Panzertür freizuschneiden.

Obwohl er ihre Präsenz gefühlt hatte, hatte Caedus seine Mutter noch nicht entdeckt. Auch hatte er gespürt, wie Luke in der Macht nach ihm gesucht und ihn auch ohne Mühe gefunden hatte - Caedus versteckte sich nicht. Leias Präsenz jedoch hatte ihn gestreift und war dann weitergezogen. Caedus fragte sich, ob sie vielleicht verwundet war. was sowohl erklären würde.

warum sie nicht mit den anderen mithielt, wie auch, warum ihre Fähigkeit, ihn wahrzunehmen, eingeschränkt zu sein schien.

Auf einem Holocam-Bild begann eine vakuumsichere Panzertür zu glühen. Eine Lichtschwertklinge drang hindurch und schnitt langsam einen Kreis in den gehärteten Durastahl.

Auf dieser Seite der Panzertür zogen sich vier YVH-Droiden - die ersten, auf die die Jedi hier stoßen würden - mehrere Schritte zurück und gingen in Position.

 

 

CENTERPOINT-STATION, FEUERLEITSTELLE

 

Sadras Koyan wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß ab, der seine Wangen hinabrann. Er wandte sich an den leitenden diensthabenden Techniker - an den bärtigen Mann, der sich selbst Vibro nannte, den überheblichen Kerl, der ihn neulich über die Programmierung der Station und Daumen in den Augen belehrt hatte. »Irgendeine Reaktion von Admiralin Niathal?« Vibro sah zu ihm hinüber und schüttelte den Kopf. »Wie soll ich ...« Koyan schluckte seine Worte herunter, bevor er dem Techniker eine Trage stellen konnte, auf die der Mann keine Antwort wusste. Wie soll ich Niathal dazu zwingen, zu kapitulieren, wenn sie nicht mit mir redet? Er konnte nicht einfach als Warnschuss irgendeine unbewohnte Welt im Coruscant-System vernichten - womöglich versagte das Hauptgeschütz von Centerpoint abermals und wäre dann wieder mehrere Tage lang nicht einsatzfähig. Wenn er feuerte, dann auf den Planeten Coruscant selbst. Aber wenn er feuerte, ohne zuvor mit Niathal gesprochen zu haben, könnte er so zwar den Krieg gewinnen, doch die Allianz-Streitkräfte hier vor Ort würden vielleicht gar nichts davon mitbekommen und sich nicht ergeben, ja, womöglich gelang es ihnen sogar, die Station zu übernehmen - und ihn zu töten -, bevor ihnen klarwurde, dass sie besiegt waren. Und dann wären sie nicht länger besiegt.

Vibro grinste, als habe er Koyans Gedanken gelesen. »Ich denke, Sie sollten es einfach tun, Sir.«

»Was?«

»Coruscant vernichten. Denen zeigen, wozu diese Station imstande ist. Wir haben Aufklärungsschiffe im Coruscant-System, oder nicht? Die werden ausgezeichnete Aufnahmen davon machen.« Der Mann hob die Arme, bildete damit einen Kreis und imitierte eine große Kugel, die unversehens zu Nichts verging.

Koyan starrte ihn bestürzt an ... bestürzt beim Gedanken daran, Milliarden zu töten, bloß um zu sehen, wie das Spektakel wohl aussah, anstatt echten politischen Nutzen daraus zu ziehen. »Gehen Sie wieder an die Arbeit.«

»Ja, Sir.« Der Techniker drehte sich nach vorne und sah auf seine Konsole hinab. »Eingehende Nachricht für Sie.«

»Niathal?«

»Teppler.«

»Stellen Sie durch.«

Vibro justierte einige Kontrollen. Vor Koyan erschien ein Hologramm von Teppler. Er wirkte besorgt.

Teppler schaute sich um. »Sir. Sie müssen dafür sorgen, dass niemand außer Ihnen diese Nachricht hört.«

»Richtton, sofort!«

Vibro nickte, ohne sich dabei umzudrehen, dann hob er eine Hand und streckte den Daumen in die Höhe, um zu bestätigen, dass er den Befehl ausgeführt hatte.

Tepplers nächste Worte wiesen die leise, blecherne Qualität einer Audioübertragung auf, die nur für die Ohren eines einzigen Zuhörers bestimmt war. »Sir, wir haben den feindlichen Angriff analysiert. Wir glauben nicht, dass er allein darauf abzielt, die Station zu kapern. Wo befinden Sie sieh gegenwärtig?«

»In der Feuerleitstelle natürlich.«

»Wir sehen ein Muster im Vorgehen der Feinde, die sich augenblicklich durch die Gänge der Station bewegen. Sie ignorieren Wege, die es ihnen erlauben würden, die Station effektiver zu sabotieren oder zu übernehmen. Sie kommen geradewegs auf Sie zu.«

Koyan spürte ein Flattern in der Brust. »Auf mich?«

»Ich nehme an, dass sie auf einen Kriegsverbrecherprozess aus sind, Sir.«

»Äh ...«

»Eine Raumfähre steht für Sie bereit. Luftschleuse Epsilon Vierunddreißig G. weit weg von den Eindringlingen. Das Shuttle wird Sie innerhalb weniger Minuten sicher hierher zurückbringen.«

Koyan schüttelte den Kopf. »Ich muss die Situation von hier aus im Auge behalt en. Um zu entscheiden, ob und wann wir feuern.«

»Admiralin Delpin und ich können alles vom Kommandobunker aus überwachen, bis Sie eintreffen. Übermitteln Sie uns einfach die Abschuss- und Befehlsautorisierungen, und wir behalten den Überblick, bis Sie hier sind und wieder das Kommando übernehmen.«

Möglichkeiten und Konsequenzen ratterten durch Koyans Verstand. Um ehrlich zu sein, war das die perfekte Lösung, besonders, falls sich während seines Flugs die Notwendigkeit zum Feuern ergeben sollte. Dann würden Teppler und Delpin auf den Knopf drücken. Wenn alles gut ging, würde Koyan für seinen effektiven Führungsstil in die Geschichte eingehen, und falls es zu irgendwelchen nennenswerten Ausschreitungen kam, waren Teppler und Delpin die jenigen, die den Kopf hinhalten mussten.

Er nickte entschlossen. »Abgemacht. Sorgen Sie dafür, dass dieses Shuttle da ist, wenn ich eintreffe.«

»Verlassen Sie sich darauf.« Tepplers Abbild verschwand.

Koyan wandte sich an den Techniker. »Bis Sie wieder von mir hören, liegt die Befehlsgewalt beim Informationsminister und Admiralin Delpin.«

Vibro sah hoffnungsfroh hinter sich. »Aber wir bekommen die Gelegenheit zu feuern?«

Koyan nickte; er strahlte Zuversicht aus. »Dessen bin ich mir gewiss.«

»Raubein Sechs an Staffel.« Twools Stimme war so melodisch wie die jedes Rodianers, doch Syal konnte die Anspannung darin hören. »Jäger im Anflug, direkt voraus; sie kommen über die Wölbung der Raumstation.«

Syals Blick schweifte zwischen der HUD-Anzeige auf der Kanzel vor ihr und dem aufschlussreicheren Sensormonitor darunter hin und her. Auf beiden waren die näher kommenden Einheiten nicht zu sehen, aber Twools X-Flügler verfügte auch über bessere Sensoren als ihrer.

»An alle, hier Staffelführer. Verteilt euch, in zwei Gruppen.« Wedges Sternenjäger stieg unversehens in die Höhe, parallel zur Raumfähre, die sie zu verfolgen vorgaben, und Sanola und Syal folgten ihm. Conans zwei Flügelpaare rollten nach Steuerbord weg und sanken tiefer: das von Jainas driftete nach Backbord ab.

Und dann waren die Gegner da, stiegen über der Centerpoint-Station auf und gingen so in Formation, dass ihr Anflugwinkel sie geradewegs zwischen die Raubeine und den Stern Corell brachte. Syal gestand den Feinden Punkte für Effektivität und Tradition zu - obgleich sie nicht in der Atmosphäre angriffen, tauchten sie trotzdem aus der Sonne auf, um ihre Gegner zu verwirren.

Es waren X-Flügler, und ihre Sensorkennungen wiesen sie als Renegaten-Staffel aus.

Wedge und Sanola hüpft en bereits auf und ab und wichen abrupt zur Seite aus, während Syal noch die Kennung anstarrte. Dann folgte sie unverzüglich ihrem Beispiel, gerade rechtzeitig, bevor die Langstreckensalve eines Vierlingslasers durch den Raum blitzte, den ihr Sternenjäger soeben hinter sich gelassen hatte.

Der Feind - eine komplette Staffel stark - teilte sich in drei Vierergruppen auf, von denen jede auf eine entsprechende Einheit der Raubeine zuhielt. Laserfeuer zuckte zwischen den beiden Kampfverbänden hin und her, zischte jedoch harmlos vorbei, da die Jäger behände aus dem Fadenkreuz des jeweils anderen tanzten. Dann trafen die gegnerischen Staffeln aufeinander, und Flügelpaare wirbelten davon, als würden sie beim Fliegen versuchen, die komplizierten Spiralmuster komplexer Proteine nachzuahmen.

Zwei X-Flügler hefteten sich an Wedges Fersen; jeweils einer schoss auf Sanola und Syal zu. Syal ließ sich zurückfallen und leitete die gesamte verfügbare Energie in ihre Heckschilde.

Sie hatte noch nicht gefeuert, feuerte immer noch nicht. Sie konnte nicht auf einen Verbündeten schießen.

Sie sah, wie ihr Vater einen Gegner mit Laserfeuer beharkte und den Sternenjäger zwar beschädigte, aber nicht außer Gefecht setzte. Sein anderer Gegner hämmerte auf sein Heck ein, genau wie Syals Widersacher ihrem eigenen zusetzte.

Sie konnte nicht auf einen Verbündeten schießen.

Ebenso wenig, wie sie ihrem Vater die ganze Arbeit überlassen konnte.

Diese beiden Gewissheiten schlossen einander gegenseitig aus. Sie schwelten in ihrem Innern wie eine hochgehende Bombe.

Sie vernahm den Schrei der Empörung und Verwirrung, bevor ihr bewusst wurde, dass es ihr eigener war. und sie handelte, bevor sie vollends begriff, wofür sie sich schließlich entschieden hatte. Sie bremste hart ab - wesentlich rasanter, als für X-Flügler-Piloten üblich, doch sie war daran gewöhnt, von den leistungsstarken Manövrierschubdüsen ihres Alephs herumgeschleudert zu werden - und leitete die Energie in ihre Laser um. Ihr Gegner schoss über sie hinweg und setzte unversehens zu einer Rolle nach Steuerbord an, doch ihre Laser erwischten ihn, durchsiebten seine Triebwerke ...

Er verschwand in einem Lichtblitz. Trümmer gingen in Flammen auf, als sie gegen ihre vorderen Schilde trafen und abprallten. Sie wandte sich ihrem Vater zu, setzte sich hinter seinen zweiten Widersacher und feuerte auf ihn.

Sie versuchte nicht, ihn zu treffen, zumindest anfangs nicht. Ihre Salve ging absichtlich an seiner Steuerbordseite vorbei, was ihn instinktiv dazu veranlasste, ruckartig nach Backbord auszuweichen - fort von Wegde. Sie stellte das übliche Bug-Heck- Gleichgewicht der Schilde wieder her und folgte ihm, um ihr Ziel von ihrem Vater wegzutreiben.

An Steuerbord sah sie einen winzigen Blitz - das Ziel ihres Vaters flog noch immer, doch die R5-Einheit seines Gegners war gerade unter hartnäckigem Laserbeschuss explodiert.

Ihr eigenes Ziel wackelte, begann zu steigen - bremste dann plötzlich ab. Syal riss ihren Steuerknüppel nach hinten, in der Annahme, dass Sein Steigflug nur vorgetäuscht war, und gab Schub. Ihr Gegner schien in die andere Richtung zu fliegen und zischte mit jetzt abwärts gerichteter Bugspitze unter ihr hindurch. Ihr Reflex war richtig gewesen, und er ließ von ihr ab, außerstande, sie mit seinen Lasern ins Visier zu bekommen. Sie stieg noch höher, schwang in einer engen 360-Grad-Kehre herum und sah, dass ihr Ziel dasselbe tat und frontal Kurs auf sie nahm.