10. Kapitel

 

CORUSCANT, UNTERSTADT, NAHE DES SENATSGEBÄUDES

 

Einige Stunden nach Ankunft am Zielort hatte jeder der Jedi auf Bodenhöhe des Platzes bei einem anderen Zugang Position bezogen - abgesehen von Seha, die bei Meister Katarn geblieben war.

Valin musterte seine Hände. Die Handflächen waren bandagiert, um die Kratzer und Schnitte zu versorgen, die er auf dem Weg hierher erlitten hatte - sowie auch bei den stundenlangen Übungen, in denen Seha ihnen die verschiedenen Routen durch die Unterstadt eingetrichtert hatte, die sie von ihren jeweiligen Standorten zum Ausgangspunkt brachten, wo sich Meister Katarn und Seha jetzt befanden.

Doch das kümmerte ihn nicht. Mittlerweile nahm er an. dass er den Rückweg zum Ausgang selbst mit verbundenen Augen gefunden hätte, während ein Erdbeben tobte und unmittelbar neben ihm ein komplettes Orchester spielte. Das Einzige, was ihn zu einem überhasteten Aufbruch zur Fluchtroute hätte verleiten können, war dieses ganze kriechende, giftige Viehzeug, das die Unterstadt bevölkerte und sich um ein Vielfaches vermehrt hatte, seit die Yuuzhan-Vong die Vongumformung von Coruscant durchgeführt und hier im Zuge ihrer Umgestaltungsbemühungen Tausende neuer Spezies angesiedelt hatten.

Valin hing in einem senkrechten Schacht, ähnlich dem. auf den Seha vorhin gezeigt hatte. Mit Seilen und Karabinerhaken gesichert, baumelte er von den Durastahlsprossen des Schachts und saß keinen Meter unter der Ausstiegsluke in einer breiten Stoffschlinge, die bis vor einer Stunde noch bequem gewesen war. Zusätzlich zu Gleitanzug und Rucksack trug er ein Sichtgerät - kein Fernglas, sondern eine Art Holocam-Brille, bei der die Gläser als Monitore dienten. Daran befestigt war ein schmales Optikkabel, das nach oben und durch den Schließmechanismus der Zugangsluke hindurchführte, sodass das Ende mit der winzigen Holokamera, die auf den Haupteingang des Senatsgebäudes gerichtet war, auf der anderen Seite hervorlugte. Eben jetzt tat sich allerdings wenig; bis zur Morgendämmerung dauerte es immer noch mehr als eine Stunde, und auf Bodenhöhe herrschte kaum Fußgänger- oder Gleiterverkehr. Der stete Strom der Luftgleiter weiter oben indes blieb konstant, der vielfarbige Schein Hunderter beweglicher Lichtspuren. So war Coruscant, in Kriegs- oder Friedenszeiten - nie schlafend, immer lebendig bunt.

Das Holocam-Kabel war nicht das Einzige, das von ihm fortlief. Ein weiteres führte von dem Ohrhörer, den er trug, zur Wand, an der es mit einem Klumpen grünlichen Klebers befestigt war. Das Kabel lief den Schacht hinunter und endete bei der Position, die Katarn und Seha teilten.

Es bestand die Gefahr, dass Komlinkübertragungen aufgefangen wurden, besonders so nah beim Senatsgebäude, wo die Sicherheitsvorkehrungen äußerst gewissenhaft waren. Und beim Austausch von Bildern oder Gefühlen durch die Macht kam ihnen womöglich Jacen Solo auf die Schliche. Damit blieb lediglich eine antiquierte, aber bemerkenswert zuverlässige Methode zum Informationsaustausch übrig: die Gegensprechanlage.

Just in diesem Moment drang Mithrics Stimme durch die Leitung. »Kolir hat ihre Antenne aufgestellt und empfängt Nachrichten aus dem HoloNet.«

Valin schnaubte. »Irgendwas Neues?«

»Einheiten der Dritten Flotte attackieren Commenor. Zusätzlich zu der Klatsche, die sie den commenorianischen Militärstreitkräften verpassen, haben sie Asteroiden auf den Planeten stürzen lassen, die die Bevölkerungszentren mit der Wucht von Protonenbomben getroffen haben.«

Valin pfiff leise. »Das muss Colonel Solo befohlen haben; nicht Admiralin Niathal.«

»Das ist das Seltsame daran. Anscheinend war's keiner von beiden. Der Kommandant der Einsatzkräfte behauptet, er hätte es auf eigene Faust getan. Man hat ihn nach Coruscant gebracht, um ihn vors Militärgericht zu stellen.«

Die nächste Stimme, die Valin vernahm, gehörte Kolir. »Dafür werden die Commenori Vergeltung üben. Ich meine, Vergeltung, die über die übliche militärische Reaktion hinausgeht. Oder nicht?«

»Vermutlich.« Das war Meist er Katarn. »Selbst wenn der Angriff nicht auf Anweisung der Staatschefs hin erfolgte, hat die GA damit gegen die Kriegskonventionen verstoßen. Wie soll Admiralin Niathal sie davon überzeugen, dass der Asteroidenangriff auf das Konto eines abtrünnigen Kommandanten geht und die Commenori weiterhin fair kämpfen sollen? Ich glaube nicht, dass ihr das gelingt.«

Der 360-Grad-Rundumblick von Valins Holocam zeigte Lichter in der Ferne, die näher kamen - eine kleine Kolonne, auf Bodenhöhe. »Aufgepasst. Jedi. Sieht aus. als würde ein Konvoi auf meine Position zukommen.«

Mithric schnaubte. »Entspann dich. Das ist nicht Colonel Solo. Der taucht bloß auf. wenn Holokameras zugegen sind, um das Ganze aufzuzeichnen, zum Wohle der Allianz-Moral.«

Valin runzelte die Stirn. »Ein logischer Trugschluss. Das sind vielleicht die Gelegenheiten, von denen wir wissen: das bedeutet aber nicht, dass er das Gebäude nicht auch mal ohne großes Tamtam betritt.«

Mithrics Stimme wurde spöttisch. »Sind alle Horns von ihren logischen Fähigkeiten so begeistert wie du?«

Meister Katarns Reaktion darauf fiel nachsichtig aus. »Ruhe, bitte.« Doch das genügte, um sie allesamt zum Schweigen zu bringen.

Der Konvoi - drei Luftgleiter - passierte Valins Position. Der erste Gleiter war ein schwarzes Gefährt der Garde der Galaktischen Allianz, ein kleines, schnelles Modell für vier Passagiere; die Warnlichter auf dem Dach waren aus. Der zweite war ein Zivilgleiter: lang, schwarz, geschlossen und nach der Art und Weise zu urteilen, wie er auf seinen Repulsoren wippte, als sie auf dem Platz über Stellen unebenen Permabetons hinwegglitten, sehr schwer, wahrscheinlich gepanzert. Der dritte war ein schwarzer GGA- Truppentransporter. dessen plattenartige Flanken nach oben gefahren werden konnten, um den Blick auf einen kompletten Trupp bewaffneter und gepanzerter Soldaten freizugeben.

Und das einzige Individuum, das Valin durch das Seitenfenster des zweiten Gleiters erkennen konnte, ließ in seinem Kopf Alarmsirenen losheulen. »Äh, das könnte er tatsächlich sein. Das ist alles GGA. plus ein VIP.«

Nach außen hin blieb Katarns Stimme ruhig. »Hast du Solo gesehen?«

»Nein, aber es gibt noch andere schlechte Neuigkeiten. An Bord des zweiten Fahrzeugs befindet sich ein YVH-Kampfdroide.«

Die auf der Höhe des Yuuzhan-Vong-Kriegs entwickelten Jägerdroiden waren respekteinflößend. In einem Zweikampf zwischen einem Jedi-Ritter und einem Yuuzhan-Vong-Hunter-Droiden waren die Siegchancen nahezu ausgeglichen. War der Jedi unerfahren oder währte das Gefecht so lange, dass er müde wurde, war er aller Wahrscheinlichkeit nach der Verlierer ... ein toter Verlierer.

»Oh, ich hasse diese Dinger.« In Kolirs Tonfall lag genügend Bestürzung, um zu erkennen, dass er nicht zum ersten Mal mit diesen Jägerdroiden zu tun hatte.

»Macht euch bereit.« Katarn klang noch immer gelassen, beinahe gelangweilt. »Sie werden unweit meiner Position halten.«

Valin setzte sich auf und rutschte aus dem Schlingensitz. Dann hielt er sich mit einer Hand an den Durastahlsprossen fest, während er mit der anderen in den Rucksack griff, um den Granatwerfer daraus hervorzuholen. Er hakte sich mit dem Ellbogen an der Wandsprosse ein. um den Schaft der Waffe mit beiden Händen ausklappen zu können; es klickte beruhigend, als er einrastete. All das tat er rein nach Gefühl, ohne hinzusehen, während er durch sein Holocam-Sichtgerät verfolgte, wie die drei Gleiter langsamer wurden und gleichzeitig zum Stehen kamen.

Zuerst glitten die Seitenplatten des Truppentransporters in die Höhe. Je sechs GGA-Soldaten mit Blastergewehren erhoben sich von den Sitzbänken zu beiden Seiten des Fahrzeugs und stiegen aus. Sechs davon sicherten den mittleren Gleiter: die anderen sechs bewegten sich auf das Senatsgebäude zu und blieben dann stellen, um sich mit drei Metern Abstand in zwei Dreierreihen zu formieren.

Valin kletterte nach oben, bis sich sein Kopf unmittelbar unterhalb der Luke befand. Es sah mehr und mehr danach aus. als wäre es gleich so weit.

Die Türen des zweiten Gefährts glitten nach oben, und das erste Wesen, das herauskam, war der YVH. Der kantige Droide verließ das Frontabteil, öffnete die hintere seitliche Passagiertür und holte eine Frachtkiste vom Rücksitz. Einen Meter breit, einen Meier hoch, anderthalb Meter lang und so schwarz wie der Großteil der GGA- Ausrüstung, war die Kiste groß genug, um sperrig zu wirken. Der Droide zog sie teilweise heraus und hob sie dann hoch, wobei er bemerkenswerte Sorgfalt und Behutsamkeit demonstrierte.

Valin überkam das schier unbändige Verlangen, seine Machtfühler auszustrecken und zu sehen, ob er den Inhalt der Kiste identifizieren konnte, doch jede derartige Handlung drohte, Jacens Aufmerksamkeit zu erregen. Also biss er sich einfach bloß auf die Lippen.

Dann öffnete sich die hintere Fahrertür. und Jacen Solo stieg aus; sein Umhang flatterte in einer leichten Brise.

Katarns Stimme blieb nervtötend ruhig. »Wartet, bis er ein paar Meter vom Fahrzeug weg ist.«

Solo indes wartete seinerseits, bis der Kampfdroide sein geheimnisvolles Paket um den Gleiter herum auf seine Seite trug. Dann gingen sie Seite an Seite auf den Eingang des Senatsgebäudes zu.

»Los!«

 

Hinter sich, auf dem ansonsten beinahe verwaisten Platz, vernahm Caedus viermal ein metallisches Scheppern und wusste, dass es Ärger gab.

Er und YYH-908 wirbelten herum. Er hörte eine verhaltene Beschwerde aus dem Innern der Kiste, als Allana herumgeschleudert wurde. Dann drang eine Folge von Fump-Fump-Fump-Geräuschen aus der Dunkelheit - die vertrauten Laute eines auf Autofeuer eingestellten Granatwerfers.

Er aktivierte sein Lichtschwert. »Sichere das Paket.« Im Augenwinkel sah er. wie sich der Kampfdroide wieder umdrehte, seine 360-Grad-Drehung zu Ende brachte - begleitet von einem weiteren »Autsch!« von Allana - und dann auf die Türen zuzulaufen begann: seine Metallfersen klapperten bei jedem Schritt.

Hoch droben in der Luft flammte ein Leuchtgeschoss auf, und Caedus hielt eine Hand in die Höhe, während er sich der Macht öffnete und fühlte, wie zahlreiche Metallzylinder auf ihn herniederprasselten ...

Er hob die Hand, um sie beiseitezufegen, doch ein alarmiertes Kribbeln ließ ihn innehalten. Das hatte nichts mit der Macht zu tun, sondern mit schlichter mathematischer Einsicht. Viermal metallisches Scheppern. Zwei feuernde Granatwerfer. Was hatten die anderen beiden Angreifer ins Visier genommen?

Ihm blieb nur eine Sekunde, bevor die heranregnenden Granaten nah genug waren, um zu explodieren und ihm Schaden zuzufügen, also schaute er sich um, ließ seinen Blick über den düsteren Platz schweifen und dehnte seine Wahrnehmung dorthin aus.

Und dann registrierte er sie - noch mehr Metallzylinder, mindestens ein Dutzend, die nicht auf ihn zuflogen, sondern zurollten. Jetzt konnte er die kleinen Wellen in der Macht spüren, als die Zylinder telekinetisch auf ihn zugetrieben wurden.

Verächtlich ließ er seine Hand in Richtung Dunkelheit schnellen und gewahrte, wie seine eigene Kraft die Zylinder herum

drehte. Sie begannen, wieder dorthin zurückzurollen, woher sie kamen.

Der Himmel über ihm erhellte sich, als wäre die Mittagszeit sechs Stunden zu früh angebrochen - und dann explodierte das Licht förmlich zu blendender Helligkeit. Überall um ihn herum schrien Truppler auf und warfen die Arme hoch, um ihre Augen zu schützen. Die Visiere der Helme verdunkelten sich nicht schnell genug, um ihre Träger vor den Blendgranaten zu schützen.

Caedus fluchte. Seine Annahme, dass es sich bei den herabfallenden Granaten um Sprengkörper handelte und ihm lediglich eine Sekunde blieb, bevor sie ihn erreichten, hatte ihn soeben seine Verstärkung gekostet.. Aber zumindest konnte er selbst noch sehen.

Draußen in der Dunkelheit explodierten die rollenden Granaten mit feucht klingenden Tschunk-Lauten. Gasgranaten also! Komagas? Betäubungsgas? Der Wind kam von hinten. Das Gas würde ihm oder seinen Truppen nichts anhaben.

Schließlich registrierte er mehr als bloß Telekineseschübe; er fühlte Präsenzen, als sich seine Gegner auf ihre Machtfähigkeiten konzentrierten. Er spürte, wie sie auf ihn zustürmten, und schließlich sah er sie, als sie in den Schein der Lichter an der Frontseite des Senatsgebäudes traten - vier Jedi, angeführt von Meister Kyle Katarn.

Katarn blieb einige Meter entfernt stehen und schaltete sein Lichtschwert ein. »Ergeben Sie sich. Colonel Solo?«

»Keinem Verräter, nein.« Caedus musterte die anderen drei, als ihre machtbeschleunigten Sprints endeten und sie einen Halbkreis vor ihm bildeten. Drei Jedi-Ritter: der jüngere Horn, der Falleen Mithric, die Bothanerin Hu'lya. Er widerstand dem Drang zu schnauben. Ob nun einzeln oder in der Gruppe, diese Jedi-Ritter waren ihm nicht gewachsen.

Katarn allerdings war eine Gefahr. Doch blieben den Jedi allenfalls Sekunden, bevor GA-Verstärkungseinheiten eintreffen würden. Ihr Überfall war bereits jetzt ein Fehlschlag.

Er spürte Katarns Attacke, und seine Klinge schnellte in einem so oft geübten Blockmanöver in die Höhe, dass seine Muskeln von selbst zu wissen schienen, was zu tun war. Mit der freien Hand wies er auf die bothanische Jedi. Mit einem Mal flog sie durch die Luft, segelte zur Seite, krachte gegen den Falleen und riss ihn mit sich zu Boden.

Katarns Klinge traf auf seine, prallte mit einem Tzz-sssch davon ab und zischte dann von der anderen Seite heran, als der Jedi-Meister auch schon blitzschnell herumwirbelte. Caedus wich zurück, ohne den Angriff zu parieren, und verfolgte, wie die Klinge harmlos an ihm vorbeizuckte.

Dann schnellte er wieder vor und ging zu einem flinken Seittritt über, der nicht auf Katarn abzielte, sondern auf den heranstürmenden Valin Horn. Sein Stiefelabsatz erwischte den Jedi- Ritter an der Kinnspitze und schleuderte Horn rückwärts von den Füßen.

Seit Beginn des Angriffs waren kaum zwei Sekunden vergangen.

 

Lediglich Sehas Kopf ragte aus der Luke im Pflaster hervor, als sie beobachtete, wie ihre vier Begleiter Colonel Solo attackierten.

Auf gewisse Weise war es ein wunderschöner, fulminanter Anblick. Die fünf Kämpfer bewegten sich, als hätten sie dieses Gefecht jahrelang im Detail choreographiert und die ganze Zeit über geplant, dass die beiden Seiten einander irgendwie ebenbürtig waren, jedes Mal, wenn die Lichtschwerter aufeinander trafen, tauchte der folgende Blitz die fünf Kämpfenden in gleißendes Licht. Rings um sie her zogen sich geblendete GGA-Truppler zurück, suchten tastend nacheinander, hielten ihre Blaster schussbereit im Anschlag, warteten auf den Moment, in dem ihr Sehvermögen zurückkehren würde und sie das Feuer eröffnen konnten. Weiter oben, ein gutes Stück vom Senatsgebäude entfernt, schimmerten die Lichtspuren der vorbeisausenden Luftgleiter am Himmel.

Und Seha hatte noch eine Aufgabe zu erledigen.

In der freien Hand hielt sie ein Stück schwarzen Stoff; es war quadratisch, mit einer Seitenlänge von fünf Zentimetern und trotz des Umstands, dass die zentrale Schicht aus einer in ein flexibles Polymer eingebetteter Elektronik bestand, sehr weich und geschmeidig.

Eine Seite war mit durchsichtiger Folie bedeckt. Mit den Zähnen löste sie vorsichtig eine Ecke der Folie, ehe sie sie komplett abzog und hinunter in den Zugangsschacht warf, in dem sie sich befand. Unter der Folie kam eine Klebeschicht zum Vorschein.

Mithilfe ihrer eigenen Machtkräfte, die so viel weniger geschärft waren als die ihrer Verbündeten, ließ sie den Stofffetzen einige Zentimeter über dem Boden durch die Luft segeln, auf den Kampf zu.

Allerdings konnte sie den Fetzen nicht zu ihrem Ziel schicken - noch nicht. In diesem Punkt hatte sich Meister Katarn unmissverständlich ausgedrückt. Sie musste abwarten, bis das Gefecht am chaotischsten, die Zielperson am meisten abgelenkt war.

Also dirigierte sie den Stofffetzen immer weiter an den Kampf heran, während sie wartete ... wartete ...

Zehn Sekunden.

Caedus duckte sich unter Katarns auf seinen Kopf zielenden Tritt hindurch, kassierte einen Kratzer an der Wange und hieb nach dem Bein des Meisters, doch Kohrs Klinge fing seine ab. bevor sie sich ins Fleisch graben konnte. Die Wucht des Angriffs schlug ihre Waffe beiseite, doch sie hatte seine Attacke abgefälscht und Katarn so eine Amputation erspart.

Sie koordinieren sich. Gut für sie. Schlecht für mich.

Caedus hörte eine Sirene - ein näher kommendes GGA-Fahrzeug. Nein, zwei - vielleicht drei.

Ihre Reaktionsgeschwindigkeit erfüllte ihn mit einer gewissen Zufriedenheit. Er hatte erst in frühestens einer halben Minute mit etwas Derartigem gerechnet,

Dann machte er aus dem Augenwinkel das erste heranbrausende Gefährt aus, ein älteres, gepanzertes Shuttle der Sentinel-Klasse, Die Lackierung war gelb, mit Roststellen. Er konnte die Markierungen auf der Seite ohne direktes Hinsehen nicht erkennen, doch er wusste, dass sie nicht in GGA- oder Allianz-Farben gehalten waren. Die Fähre tauchte in den Luftraum über dem Platz ein und begann mit einem gefährlich steilen und rasanten Repulsorliftsinkflug. Dahinter folgten drei GGA-Luftgleiter, von denen einer mit der am Dach montierten Laserkanone auf das Shuttle feuerte.

Aha. Dann hatten sie also doch nicht so außergewöhnlich schnell auf den Alarm reagiert. Sie jagten das Fluchtschiff der Jedi. Caedus schlug nach Horn, ein Hieb, der nicht darauf abzielte, ihn zu treffen, sondern den jungen Jedi dazu bringen sollte, zurückzuweichen und dabei dem Falleen in die Quere zu kommen, was genau das war. was geschah. Während die beiden Jedi miteinander haderten, streckte Caedus die freie Hand nach der Bothanerin aus, um sie auf Katarn zu schleudern.

Katarn warf sein Lichtschwert beiseite und fing Hu'lya mit beiden Händen auf, um einen Sturz zu verhindern, bereit, sie aus der Gefahrenzone zu befördern, falls Caedus ihr nachsetzte.

Das tat er nicht. Stattdessen behielt er Katarns Lichtschwert im Blick, und als es sich in der Luft drehte, um von der Seite her auf ihn zuzuschießen, schlug er es mit seiner eigenen Klinge lässig weg.

Fünfzehn Sekunden.

Caedus schenkte Katarn und Hu'lya ein müdes Lächeln. »Ihr könnt euch eine Menge Schmerz ersparen, wenn ihr mir jetzt verratet, wo Luke das neue Jedi-Hauptquartier aufgeschlagen hat. Ich verspreche euch, sobald ihr in meiner Gewalt seid, werdet ihr diese Frage beantworten.«

Die Bothanerin stand wieder auf ihren Füßen und ging in Angriffsposition.

Katarn fing sein zurückkehrendes Lichtschwert. »Dann willst du uns also zu Tode foltern? Bist du vollkommen von Sinnen. Jacen? Weißt du eigentlich überhaupt noch, wer du bist?«

»Oh, das weiß ich. Ihr hingegen habt keine Ahnung, wer ich bin.«

Er fühlte, wie sich in Mithric und Horn Machtenergie sammelte. Er vollführte eine Geste und riss die Bothanerin telekinetisch nach vorn, um sie zwischen sich und die Jedi zu bringen. Deutlich spürbar fand deren Einsatz der Macht schlagartig ein Ende.

Katarn rückte vor, das Lichtschwert im Anschlag. Caedus wich rückwärts vor ihm zurück, während er mit einem Teil seines Bewusstseins die vier näher kommenden Vehikel verfolgte, ihre Flugbahn kalkulierte ...

Einer der GGA-Gleiter setzte sich vor das nach unten sinkende Shuttle und schwang zur Steuerbordseite der Fähre herum.

Die Kurve, die der Gleiter flog und die eigentlich dazu dienen sollte, vor dem Bug des Shuttles in Position zu gehen, um auf das Cockpit feuern zu können, würde das Gefährt in die Nähe der Kämpfenden bringen, bloß wenige Meter über sie. Der Pilot hatte den Gleiter vollkommen unter Kontrolle. Caedus sah, dass die Jedi das Gefährt kaum beachteten, da es nicht in das Gefecht eingriff.

Caedus streckte eine Hand aus, als habe er die Absicht. Katarn von sich fortzuschleudern. Der Meister hob in einer abwehrenden Geste seine eigene Hand. Stattdessen packte Caedus jedoch den näher kommenden GGA-Gleiter und riss ihn nach unten, auf sie alle zu.

Ein Augenblick der Unachtsamkeit oder Abgelenktheit. Mehr war nicht nötig. In dem Moment, in dem Katarn den trudelnden Gleiter auf sich zukommen fühlte, war das Gefährt bloß noch zwei Meter von seinem Rücken entfernt. Damit war es für ihn trotz seiner machtverstärkten Nerven und Muskeln bereits zu spät zu reagieren. Die Erkenntnis drohenden Unheils trat in seine Züge.

Dann traf ihn die Backbordseite des Gleiters mit voller Wucht in den Rücken, schleuderte ihn nach vorn und ließ ihn gegen Caedus krachen. Der außer Kontrolle geratene Gleiter setzte seinen Sturz ungebremst fort, glitt durch die Ansammlung der anderen Jedi und warf Hu'lya auf den Permabeton. Horn und Mithric gelang es, sich mit einem Satz in Sicherheit zu bringen.

Katarn stand jetzt so dicht vor Caedus, dass dieser jeden Gesichtsmuskel des Meisters ausmachen konnte, jede Narbe und Falte in seinem wettergegerbten Antlitz, jedes einzelne Härchen seiner Augenbrauen und seines Barts.

Eine Woge der Befriedigung, des Vergnügens strömte über Caedus hinweg, als sich Katarns überraschtes Gesicht vor Schmerz verzerrte. Katarn schaute nach unten und sah. dass Caedus' Lichtschwert bis zum Heft in seiner Brust vergraben war.

Ein Laut drang über Katarns Lippen, irgendetwas zwischen einem Stöhnen und einem Todesröcheln. Lächelnd riss Caedus sein Lichtschwert wieder heraus und ließ den verletzten Jedi- Meister mit dem Gesicht voran aufs Pflaster schlagen.