5. Kapitel

 

HAPES, SHUTTLE DER GALAKTISCHEN ALLIANZ, IM ANFLUG AUF DEN PALAST DER KÖNIGINMUTTER

 

Der Technikoffizier an Bord des Shuttles der Galaktischen Allianz hatte einen Fünf-Tage-Bart, eine Klappe über dem rechten Auge, unter der sich die Ausläufer einer Blasternarbe zu Stirn und Wange hin hervorschlängelten, und das Hemd seiner Dienstuniform hing aus dem Hosenbund.

Jeder, der einige Jahre in irgendeiner Streitmacht gedient hatte, hätte den Mann erkannt - nicht aufgrund seines Namens oder seines individuellen Charakters, sondern wegen dem, was er war. Ohne Zweifel hatte er sein gesamtes Leben beim Militär verbracht; er war einer derer, die in den höchsten Rang aufgestiegen waren, den Unteroffiziere überhaupt erreichen konnten. Unentbehrlich in seiner Funktion, konnte er Bestimmungen und Befugnisse ungestraft missachten. Er war ein zu wertvoller Aktivposten, als dass man ihn für irgendetwas Unbedeutenderes als ein Kapitalverbrechen vors Kriegsgericht gestellt hätte. Neue

Vorgesetzte würden vergeblich versuchen, ihn dazu zu bringen, sich zu rasieren, seine Uniform vorschriftsmäßig zu tragen, sich ein künstliches Auge einsetzen zu lassen, um das organische zu ersetzen, das er offenkundig in einer Schlacht eingebüßt hatte, sowie andere Offiziere mit dem ihrer Stellung gebührenden Respekt zu behandeln. Er seinerseits würde sie ein oder zwei Jahre lang ignorieren, bis sie versetzt wurden und andere mit gleichermaßen fruchtlosen Absichten ihren Platz einnahmen.

Soldaten wären imstande gewesen, diesen Mann zu erkennen. Indes, die Dinge waren nicht so, wie sie schienen. Denn unter den Synthetikhautapplikationen auf seinen Wangen, unter dem angeklebten Bart und der kosmetischen Augenklappe verbarg sich Darth Caedus. Er saß schweigend auf dem Kopilotensitz im Cockpit, studierte die Diagnosesysteme des Schiffs, assistierte dem Piloten beim Durchgehen verschiedener Checklisten und reagierte einsilbig auf Konversationsversuche.

Obwohl für den Piloten nicht wahrnehmbar, wurde er unruhiger, als die Raumfähre bei ihrem finalen Sinkflug in den hapanischen Luftraum in Sichtweite der Felsformation kam, die zum Palast der Königinmutter führte. In die gesamte Klippe, die hoch wie ein Bürogebäude emporragte, war das Bildnis einer lange toten hapanischen Adeligen gemeißelt, bis hin zu den allzu vollkommenen Gesichtszügen und dem ungemein detailliert dargestellten Schmuck.

Sein sichtbares Auge war wachsam und nahm jede Einzelheit in sich auf, als die Fähre in den Besucherhangar des Palasts flog, unziemlicherweise durch den Mund der gigantischen Felsmeißelei. Den Anweisungen der Raumverkehrskontrolle folgend, steuerte der Pilot das Shuttle unverzüglich nach Steuerbord, um das Schiff an einer Reihe von Landenischen vorbeizudirigieren, die parallel zur linken Wange der riesigen Königin verliefen.

Caedus schätzte die Zahl hapanischer Raumfähren, sichelförmiger Miy'til-Jäger. Luftgleiter und Düsenschlitten ab. Zudem bemerkte er mit einiger Zufriedenheit, dass nach wie vor ein StealthX- Sternenjäger im Hangar stand - der, in dem Tahiri hierhergeflogen war. Der Jäger harrte immer noch darauf, zu den Jedi oder zur Galaktischen Allianz zurücktransportiert zu werden - zweifellos wartete man erst einmal ab, wem davon Hapes' eigene Loyalität galt, bevor man ihn überstellte. Mit seiner merkwürdigen, gesprenkelten Rumpfbeschichtung - die wie ein Sternenfeld wirkte, mit scheinbarer Tiefe ähnlich wie bei einem Hologramm - sprang der StealthX einem sofort ins Auge, da er sich deutlich von den eleganten und stilvollen hapanischen Schiffen abhob.

Caedus' Shuttle glitt auf Repulsorlifts an vielen zivilen Arbeitern und Soldaten vorbei, der Großteil davon Frauen. Dann, dirigiert von den blinkenden Landelichtern, schwebte die Raumfähre in eine Landebucht und setzte auf.

Der Pilot, ein weißfelliger Bothaner, wandte sich Caedus zu und sah ihn direkt an. »Warum informierst du unsere Passagiere nicht darüber, dass sie womöglich ... « Dann brach er ab und bedachte Caedus' ernste, teilnahmslose Miene und seinen schlampigen Aufzug mit einem prüfenden Blick. »Vergiss es. Ich erledige das.« Er erhob sich und quetschte sich an Caedus vorbei in die Hauptkabine.

Durch die teilweise geschlossene Cockpittür hörte Caedus mit einem Ohr zu. wie sich der Pilot an den Diplomaten und die Ratgeber wandte, die seine einzigen Passagiere waren - zumindest glaubte er das. »... haben die Erlaubnis, das Shuttle zu verlassen: ein Treffen mit der Königinmutter wurde bislang allerdings noch nicht bestätigt ... Stellen Sie sich also darauf ein, einige Zeit warten zu müssen.« Caedus' Konzentration war in erster Linie darauf gerichtet. in der Macht nach der charakteristischen Spur seines Kindes zu suchen.

Das war riskant. Sich der Macht zu öffnen machte es Jedi für gewöhnlich einfacher, ihn aufzuspüren. Falls Tenel Ka, das einzige andere von den Jedi ausgebildete Individuum, das sich seines Wissens nach in dieser Region aufhielt, ihn entdeckte, würde die Sache hässlich werden.

Er fand Allana nahezu sofort, ein helles, fröhliches Lodern in der Macht, nicht weiter als einen Fledermausfalkenflug entfernt. Allerdings befanden sich zwischen ihnen unzählige Krieger und Sicherheitsvorrichtungen.

Darüber hinaus genügte es nicht, sie einfach bloß in der Macht aufzuspüren. Er musste sie sehen. Er öffnete sich noch weiter, in der Hoffnung, einen visuellen Eindruck seiner Tochter zu erhaschen.

Er fühlte, wie seine Sinne ihre Gegenwart stärker wahrnahmen, und dann konnte er wie durch eine lange Röhre ihre Augen und ihre Nase sehen. Er legte keine nennenswerte Willenskraft in das, was er tat - bei einem solch riskanten Unterfangen würde sich dieser Sith- Impuls nicht als hilfreich erweisen. Stattdessen wartete er einfach ab, wurde noch ruhiger, konzentrierte sich ganz auf das Bild in seinem Geist.

Sein Blick glitt weiter nach hinten. Und da war Allana. in Fleisch und Blut; sie saß auf einem Stuhl vor einem breiten Tisch, niedrig genug für ein Kind ihrer Größe. Unmittelbar vor ihr befand sich eine Reihe von Bedienelementen - ein waagerechter, in mehrere Unterschirme unterteilter Monitor. Einer der Unterschirme zeigte ein Drahtgitterbild von etwas, das wie die primitive Nachbildung eines Banthas aussah, während ein anderer in Dutzende von Farben und Texturen aufgegliedert war. In der Mitte des Tisches ragten mehrere gegliederte, dünne Rohrleitungen und spindeldürre Droidenarme empor; die Rohre gaben Granulat ab oder bliesen Härtungsmittel darauf, während sieh die Arme bewegten und das Granulat in Form brachten. Caedus brauchte einen Moment, bis ihm klar wurde, dass die Vorrichtung es Allana ermöglichte, ein Spielzeug zu modellieren, und die Apparatur ihre Eingaben eins zu eins umsetzte, um ihre Ideen sogleich Wirklichkeit werden zu lassen.

Ich kaufe ihr ein echtes, dachte er, ehe er den Gedanken einstweilen beiseiteschob. Das, was ihm diese Vision verraten sollte, war etwas anderes.

Allanas Haar, ihre Kleidung - ihr dunkelrotes Haar bildete im Augenblick eine Woge von Löckchen, die hin und her schwangen, wenn sie sich bewegte, und sie trug einen knielangen blauen Spielanzug und weiße Schuhe, die keinerlei Anzeichen von Schürfstellen aufwiesen.

Caedus seufzte erleichtert. Er hatte sie bereits zuvor in diesem Anzug gesehen, der eins von insgesamt sieben Kleidungsstücken war, die er für diese Mission nachgebildet hatte. Er entspannte sich und ließ die Vision vergehen, ohne seine Aufmerksamkeit jedoch von Allanas Aufenthaltsort abzuwenden.

Er war beinahe sicher, dass sich Allana nicht bei ihrer Mutter befand. Das war gut. Er wollte Tenel Ka nicht gegenübertreten, denn dann würde er sie vermutlich töten müssen, so schmerzhaft das auch war - und falls Allana den Tod ihrer Mutter mit ansah, würde das alles noch schlimmer machen.

Caedus hörte, wie sich die Außenluke der Hauptkabine öffnete; hörte, wie die Passagiere die Einstiegsrampe hinabgingen; hörte, wie sich die Luke wieder schloss. Durch das vordere Sichtfenster verfolgte er, wie sich die Diplomatengruppe von der Raumfähre entfernte. Bin halber Trupp hapanischer Sicherheitsoffiziere nahm sie in Empfang und überprüfte sie. Als sich die Traube schließlich auf die wartenden Turbolifts zubewegte, konnte er niemanden mehr an Bord wahrnehmen - niemanden außer sich selbst, den Piloten und noch jemanden.

Kurz darauf kam der Pilot wieder nach vorne. »Ich hoffe, vom Kartenspielen hältst du mehr als vom Reden.« Er nahm wieder auf dem Pilotensitz Platz. »Gut möglich, dass wir hier tage- oder wochenlang festhängen.«

Caedus nickte. Er griff in eine Tasche seiner Uniform, wie um ein Päckchen Karten hervorzuholen. Stattdessen zog er einen kleinen, teuren Miniblaster. Noch während die Augen des Bothaners groß wurden, schoss Caedus ihm in die Brust.

Der Blast er war auf Betäuben eingestellt. Die Augen des Piloten rollten nach oben, und er sackte zusammen.

Caedus stand auf und trat von den Sitzen zurück. Er stieß den Piloten über die Lehne, sodass der Bothaner zwischen den Sitzen aufs Deck fiel, wo er für Leute, die draußen auf Bodenhöhe vorbeigingen, nicht mehr zu sehen war. Obwohl sich der Blaster durch seine hohe Effektivität auszeichnete, jagte Caedus dem Piloten noch zwei weitere Betäubungssalven in den Rücken, um sicherzugehen, dass er die nächsten Stunden über bewusstlos blieb. Dann steckte er die Waffe wieder in die Tasche.

Ja, Blaster waren plump und ungenau, um eine oft wiederholte Redensart zu zitieren, die Luke Skywalker vor Urzeiten von irgend- wem aufgeschnappt hatte, doch zuweilen erwiesen sie sich als nützlich. Für jemanden, der zu vermeiden versuchte, einen von den Jedi ausgebildeten Gegner zu alarmieren, waren Betäubungsschüsse weit besser geeignet als tödliche Angriffe, Lichtschwerter oder irgendetwas anderes, das stark in der Macht widerhallte.

Er ging nach achtern, in den Frachtraum, und verbrachte einige Sekunden damit. Gepäckstücke von einer großen Polymerkiste zu wuchten. Dann tippte er eine Ziffernfolge in das Tastenfeld des Kistenschlosses ein. Die Lampe daneben wechselte von Rot zu Grün, und er hob den Deckel an.

Im Innern schaute ein kleines rothaariges Mädchen mit ernstem Gesicht zu ihm empor. Ihre Stimme war hoch und schrill, aber ohne Furcht. »Dein Bart ist scheußlich.«

»Ja, nicht wahr?« Er bückte sich, um sie aus der Kiste zu heben. Trotz der vielen Stunden, die sie sich ruhig verhalten musste. schien sie guter Dinge zu sein, woran der griffbereite Vorrat an Snacks und die Verfügbarkeit eines mit Spielen vollgepackten Datapads zweifellos großen Anteil hatten. »Hattest du Angst, Tika?«

»Nein. Aber ich muss mal. Ganz dringend.«

Caedus winkte in Richtung der schmalen Tür unmittelbar neben dem Zugang zum Hauptabteil, gleich neben sich. »Nur zu. Und wenn du fertig ist, ziehen wir dir etwas anderes an und machen dir das Haar, ehe wir ein bisschen Spaß haben.«

»Gut. Ich möchte gern spielen.« Sie sauste los.

»Oh, das wirst du.«

 

Andernorts im Palast, mehrere Stockwerke und viele Meter vom Besucherhangar entfernt, blickte Königinmutter Tenel Ka in einen Spiegel und sah die Besorgnis in den grauen Augen ihres Abbilds.

Eine unaufdringliche Melodie ertönte. Tenel Ka sagte »Herein« und entriegelte die Sicherheitsbolzen der Tür, die zu einer Seite hin aufglitt und ihrem Vater, Prinz Isolden Zutritt gewährte.

Ihr Vater war ein reifer Mann, der einst zu den attraktivsten der Galaxis zählte und mit einer unvergleichlichen Anmut und Würde ergraut war, die ihn zum Ziel des missgünstigen Zorns aller machte, denen das Alter nicht so wohlgesonnen gewesen war. Wäre er ein Normalbürger gewesen, hätte er sieh durch Werbung für Fitnessdiäten und gesunde Nahrungsergänzungsmittel ein stattliches Einkommen sichern können. Allerdings kostete schon allein die locker fallende blaue Tunika mit den weiten Ärmeln, die er trug, mehr als selbst ein solch üppiges Jahresgehalt.

Er beugte sich über Tenel Ka, um sie oben auf den Kopf zu küssen. »Ihr scheint darauf erpicht, allein zu sein. Als guter Vater kann ich mich Euren Wünschen selbstverständlich nicht beugen.«

Ungeachtet ihrer Stimmung musste sie lächeln. »Tief in Eurem Herzen seid Ihr immer noch ein Pirat. Ungehorsam, selbstgefällig, anmaßend ... «

»Ein entzückendes Kompliment. Vielen Dank.« Er setzte sich in Bewegung, um auf einem scharlachroten Diwan Platz zu nehmen. »Was beschäftigt Euch so?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Ich denke, es ist dieses Treffen mit den GA-Abgesandten. Aus irgendeinem Grund bin ich mir nicht sicher, wie lange es angemessen ist, sie warten zu lassen. Für gewöhnlich fallen mir solche Entscheidungen leichter. Dabei geht es nicht bloß um majestätische Würde oder darum, den Erwartungen meines Hofstaats bezüglich königlicher Prärogativen gerecht zu werden.«

Im Spiegel sah sie ihren Vater nicken. »Ihr wollt sie empfangen. wenn sie am verzweifeltsten sind. Wenn die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass sie Eurer Forderung nachgeben, Colonel Solo des Amtes zu entheben.«

»Ja.«

»Und das wägt Ihr gegen die Leben ab, die an jedem Tag dieses Krieges ihr Ende linden.«

»Ja.«

Isolder dachte nach. Tenel Ka musterte ihn. Normalerweise brauchte oder suchte sie keinen politischen Rat. Ihr Vater stellte in dieser Hinsicht allerdings eine seltene Ausnahme dar. Er schmiedete keine Ränke, um sich selbst oder irgendeinen Günstling zum Thron zu verhelfen. Er blickte auf Jahrzehnte politischer Erfahrung zurück, nicht bloß innerhalb des Hapes-Konsortiums, sondern ebenso außerhalb davon, in der gesamten Galaxis. In politischer und - wie sie ihn gerade selbst erinnert hatte - piratenhafter Hinsicht fußte seine Entscheidungsfindung gleichermaßen im Reich blutiger Deckplatten wie in der dünnen Luft, in der man sich beim Umgang mit hapanischen Adeligen bewegte.

Schließlich suchte er wieder ihren Blick. »Ihr habt ihnen Eure Forderung bereits unterbreitet. Bei Kuat.«

»Das stimmt.«

»Dann schickt diese Diplomaten wieder nach Hause. Noch heute. Sie zu empfangen würde ihnen bloß die Gelegenheit zur Diskussion geben. Und auch, sie später zu empfangen, nährt nur ihre Hoffnung darauf. Euch umstimmen zu können. Sie aus dem hapanischen Raum zu verweisen sagt ihnen, dass es keine Verhandlungen geben wird - und das wird ihre Verzweiflung mehr anstacheln als alles andere.«

Sie legte den Kopf schief und dachte darüber nach. »Ihr habt recht.«

Eine weitere Abfolge melodischer Töne erfüllte die Luft. Diesmal war es allerdings nicht die Türglocke. sondern ein Hinweissignal, das sie darüber informierte, dass die Sicherheitswarnstufe im Palast soeben um eine Stufe erhöht worden war.

Das war nichts Ungewöhnliches. Die Sicherheitswarnstufen stiegen und sanken mit der Regelmäßigkeit - und häufig auch mit der Bedeutungslosigkeit - der Unternehmenswerte an der Börse auf' Coruscant. Über den Grund für den letzten Warnstufenwechsel vor einer Stunde war sich Tenel Ka im Klaren gewesen -- die Ankunft der GA-Diplomatenfähre, die die üblichen Sicherheitsunruhen verursachte, die dergleichen stets mit sich brachte. Auf diesen allerdings konnte sie sich keinen rechten Reim machen.

Sie drückte einen Knopf an der Kante ihres Frisiertisches. »Lady Aros?«

Einen Moment später kam ihre Kammerfrau durch dieselbe Tür herein wie zuvor Isolder. Die Frau bewegte sich irgendwo in dieser breiten Spanne von Jahren zwischen den Mittfünfzigern und den Mittsiebzigern, in der Hapaner zunehmend mehr Mühe darauf verwandten, ihr wahres Alter zu kaschieren - und das mit beträchtlichem Erfolg. Sie hatte grüne Augen, eine lange, aristokratische Nase und Gesichtszüge, die dazu geschaffen schienen, verschiedene Nuancen der Missbilligung zum Ausdruck zu bringen, auch wenn sie Tenel Ka lediglich mit einem besorgten Blick bedachte. Ihr Kleid - Schichten schimmernder Synthseide in Gold- und Brauntönen - war einer hapanischen Adeligen angemessen, und ihr Haar war mit Schals aus demselben Material und in denselben Farben hochgebunden, die es zugleich verbargen. »Königinmutter?«

»Was hat es mit der jüngsten Alarmstufenänderung auf sich?«

»Ich werde es in Erfahrung bringen, Königinmutter.« Aros verneigte sich und zog sich zurück.

Isolder lächelte amüsiert. »Ihr seid heute wirklich nervös.«

»Ja, das bin ich. Von daher kann ich nur hoffen, dass tatsächlich irgendetwas nicht in Ordnung ist. Ich möchte nicht in den Ruf kommen, ich sei ... krank.« Sie unterdrückte ein Seufzen. Ihre Mutter, Teneniel Djo, war krank gewesen - krank im Kopf, ohne Bezug zur Wirklichkeit, zumindest eine gewisse Zeit vor ihrem Tod. Teneniel Djo war dem emotionalen Schock nicht gewachsen gewesen, durch die Macht die Tode vieler lausender zu fühlen, die wahrend des Yuuzhan-Vong-Krieges durch den Einsatz der Hauptwaffe der Centerpoint-Station abgeschlachtet worden. Tenel Ka konnte es sich nicht erlauben, dass irgendjemand sie für ähnlich schwach hielt. Das wäre einer Einladung zu einem neuerlichen Angriff, zu einem neuerlichen Attentatsversuch gleichgekommen. Aros kehrte in die Kammer zurück. »Es handelt sich um eine automatisierte Hochstufung des Alarmstatus. Königinmutter. Falls die Sicherheitscomputer genügend willkürliche Vorkommnisse registrieren, die sich im Palast zutragen, geht das Programm in, wie

man wohl so sagt, >Habtachtstellung<, was lediglich bedeutet, dass ... «

Tenel Ka winkte, um ihrer Erklärung ein Ende zu bereiten. »Was für willkürliche Vorkommnisse?«

»Kurze, statische Übertragungsunterbrechungen der Überwachungsholokameras. Aber keine hat länger als ein paar Sekunden gedauert. Der Sicherheitsdienst sagt, dass Holocam-Störungen bei Eindringversuchen wesentlich länger dauern, mindestens eine halbe oder sogar eine ganze Minute ... «

»Wurde dem nachgegangen, um sicherzugehen, dass die Holokameras, sobald sie wieder in Betrieb sind, das reguläre Bild zeigen? Und keine Aufzeichnung?«

»Ja. Königinmutter.« Aros' Stimme klang unendlich geduldig.

Tenel Ka runzelte die Stirn, noch immer skeptisch, und öffnete sich der Macht. Als Erstes suchte sie nach Allana und fand sie – dicht bei, ruhig, schlafend. Dann dehnte sie ihren Wahrnehmungsbereich aus, forschte nach allem, das nicht so war, wie es sein sollte.

Sie fühlte es nahezu augenblicklich - einen zwar kurzen, aber eindeutigen Impuls in der Macht.

Sie riss die Augen auf. »Ein Machtnutzer ist im Palast!« Sie drückte weitere Knöpfe auf dem Tastenfeld ihrer Frisierkommode, und unversehens verschwand ihr eigenes Abbild im Spiegel, um einem Blick in das Spielzimmer ihrer Tochter zu weichen.

Sie atmete erleichtert auf. Da war Allana, unbehelligt; sie saß an ihrem Modelliertisch, den Kopf nach vorn geneigt, während sie sich konzentriert an den Bedienelementen zu schaffen machte. Ihr Haar wallte um ihr Gesicht und verschleierte ihre Züge. Das Bantha, ihre neueste Schöpfung, hatte jetzt vier riesige, knollige Füße.

Dann legte sich Tenel Kas Stirn in Falten. Kurz zuvor - nur eine Sekunde zuvor - hatte Allana noch geschlafen.

Sie schaltete zu einer anderen Kamera um, und der Blickwinkel wechselte, um jetzt von außen die Tür zu zeigen, die ins Spielzimmer ihrer Tochter führte; sie war verschlossen, versiegelt, alles war unauffällig.

Abgesehen von dem Umstand, dass die beiden Wachen, die dort hätten Dienst tun sollen, nirgends zu sehen waren.

Eisige Kälte ließ ihren Magen gefrieren, als hätte sie ein uralter Eiskomet getroffen. Tenel Ka stand so schnell auf, dass ihr Stuhl nach hinten flog und mit einem dumpfen Laut auf den Teppichboden schlug. Sie wirbelte zu Aros herum. »Alarmieren Sie den Sicherheitsdienst! Eindringlinge im Palast! Sie haben es auf Allana abgesehen ... « Sie zog ihr Lichtschwert unter den Gewändern hervor, die passend für einen entspannten Nachmittag neben einem künstlichen Wasserfall gewesen wären, und schoss an Aros vorbei; ihr Vater folgte ihr.

Alarmsirenen schrillten, als die beiden den Hauptkorridor erreichten, der zu den königlichen Nebengemächern führte. Allanas Spielzimmer befand sich im rechten Gang: der linke führte zu einer Wachstation, die einem Zutritt zu weniger gut gesicherten Bereichen gewährte. Sicherheitsbeamte stürmten hierhin und dorthin, während sich adelige Frauen bemühten, ihnen nicht in die Quere zu kommen, die Lippen angesichts des Trubels missbilligend zusammengekniffen.

Tenel Ka blieb stehen und streckte erneut ihre Machtsinne aus. Es dauerte bloß Sekunden - Sekunden, die sich hinzogen wie Stunden -. und dann nahm sie ihre Tochter wieder wahr.

Links von sich, und weiter unten.

Sie wirbelte herum und rannte los; die Macht verlieh ihr Schnelligkeit, während ihr Vater weit hinter ihr zurückblieb.