16. Kapitel
Jag und Han lösten die Abdeckpaneele des Hauptmotors für die äußeren Hangartore und stellten sie auf den Boden, um die Mechanik dahinter freizulegen.
Jag schüttelte den Kopf. »Eigentlich bin ich im Umgang mit mechanischem Gerät recht geschickt, aber ich ziehe es vor, dabei Bedienungsanleitungen und Schaltbilder parat zu haben. Jaina ist in so etwas besser als ich.«
Han lächelte, gleichermaßen vor Stolz wie aus Selbstzufriedenheit. »Keine Sorge. Das hat sie von mir geerbt.« Mit seinem langen, schwieligen Zeigefinger deutete er auf eine ausufernde Ansammlung von Mikrochips. »Irgendwo hier ist das Hauptsicherheitsmodul. Wir müssen bloß rauskriegen, welcher Chip das ist.«
»Von insgesamt, äh, dreihundert oder so.«
»Genau, kein Problem.« Han nahm sich einen Moment Zeit, um seiner Tochter zu winken, die im Brückenfenster von Jacens Raumfähre zu sehen war, ehe er sich nach seinem Werkzeug bückte. »Schau einfach zu und lerne.«
Allein und gänzlich unbeachtet - wenn man von dem schwarz gekleideten Wachmann an der Tür zum Befehlsstand absah, der sie keinen Moment lang ans den Augen ließ - stand Leia da und lauschte dem Wortwechsel zwischen ihrem Sohn und der corellianischen Verhandlungsführerin. Stirnrunzelnd ging sie zu einem Bildschirm am rückwärtigen Ende der Brücke und beugte sich so weit vor, dass sich ihr rechtes Ohr direkt neben dem Hauptlautsprecher des Apparats befand.
Sie schüttelte den Kopf und kehrte in die Mitte des Brückenlaufstegs zurück, ehe Sie über den Rand trat und sich behände nach unten fällen ließ, um neben dem kahlköpfigen Nachrichtenoffizier zu landen, der Jacen vorhin mit den Daten der Konföderationsschiffe versorgt hatte.
Anstatt beunruhigt zu sein, schenkte er ihr ein sardonisches Lächeln. »Ist das ein Angriff?«
»Falls dem so wäre, wären Sie jetzt bereits tot. Können Sie mir eine isolierte Audioübertragung der corellianischen Seite der Unterhaltung geben? Damit ich sie ohne all diese Hintergrundgeräusche hören kann?«
»Natürlich könnte ich das. Aber ich tue es nicht. Technisch gesehen sind Sie eine Kriegsgefangene.«
»Sie meinen, ich bin der Feind.«
»Ja, das meine ich.«
»Außerdem bin ich aber auch Colonel Solos Mutter, und dieses Schiff wurde nach meinem anderen Sohn benannt. Ich möchte weder, dass das eine noch das andere vernichtet wird. Was möglicherweise passieren wird, wenn sich meine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten und ich niemanden dazu bewegen kann zu kooperieren.«
Der Offizier sah sie einen langen Moment an. dann seufzte er. Über Leias Schulter hinweg rief er: »Tebut! Einen Isolationshelm, bitte.«
Tebut zog eine Schrankschublade neben ihrer Station auf und holte einen Helm daraus hervor. Er war kein Schutzhelm für Piloten, sondern kleiner, glatter, mit einem polarisierenden Visier, das das ganze Gesicht bedeckte. Sie warf ihn dem Nachrichtenoffizier zu, der ihn neben seinen Monitor stellte, einige Befehle in seine Tastatur eintippte und ihn dann Leia reichte.
Diese setzte ihn auf und hörte Captain Hoclaw unverzüglich sagen: »... verlangen von uns, dass wir zulasten des Wiederaufbaus gewaltige, unverhältnismäßig hohe Reparationszahlungen leisten. Würde ich der Summe zustimmen, die Sie vorschlagen, würde das corellianische System für Generationen in Armut versinken.« Es folgte eine längere Pause. »Nein, das hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun. Das ist Rachsucht und setzt voraus, dass die gesamte Schuld für diesen Krieg, dass alles Schlimme, das im Zuge dieses Konflikts begangen wurde, der corellianischen Regierung angelastet wird.«
Ansonsten war kein Laut zu vernehmen. Keine Unterhaltungen im Hintergrund, kein Klappern von Fingern, die über Tastaturen glitten.
Leia nahm hastig den Helm ab. »Können Sie eine Nachricht - eine Textnachricht - auf Jacens Bildschirm schicken, sodass er sie zwar lesen. Captain Hoclaw sie aber nicht sehen kann?«
»Natürlich.«
»Dann tippen Sie.«
Sie sagte ihm, was er schreiben sollte, und als er die Tragweite ihrer Worte begriff, konnte sie förmlich sehen, wie er die Entscheidung fällte, ihre Nachricht unverzüglich an seinen Kommandanten zu übermitteln.
Jaina warf ungeduldig einen Blick auf ihr Chrono. Leia leistete zweifellos bemerkenswert gute Arbeit darin, Jacen hinzuhalten, aber trotzdem konnten sie nicht ewig hierbleiben. Ihr Mausdroide hatte bereits einen Großteil der unverarbeiteten Telemetriedaten aus dem Speicher der Raumfähre heruntergeladen, doch es war immer noch eine Menge übrig.
Sie sah, wie Jag. der ihrem Vater geholfen hatte, sich von ihm abwandte und mit gezogener Blasterpistole zu den Innentoren des Hangars hinübertrottete. Er tippte einen Befehl ein, um sie zu öffnen, und ging mit der Pistole im Anschlag auf einer Seite des Tors in Position. Doch es war bloß Zekk - noch immer in Allianz-Rüstung -, der hereinmarschierte. Sobald sich die Tore wieder schlossen, entspannte sich der groß gewachsene Jedi. Während er mit Jag sprach, fiel sein Blick auf Jaina. Mit erhobener Faust winkte er Jaina zu. eine Geste des Erfolgs.
Sie nickte. Eine weitere Aufgabe erledigt. Doch zum Ausruhen blieb ihnen keine Zeit. Sie durften ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren. Niemals.
Während Caedus fortfuhr, seine höchst plausiblen Forderungen vorzutragen, tauchten am unteren Rand seines Bildschirms unversehens Worte auf.
JEDI SOLO MELDET: KEINE BRÜCKEN- ODER PERSONALGERÄUSCHE IN GEGNERISCHER ÜBERTRAGUNG. AUDIODATENANALYSE DURCH KOMMUNIKATIONSSTATION BESTÄTIGT DIES. FEINDLICHES KOMMANDOSCHIFF VERFÜGT VERMUTLICH NUR ÜBER RUMPEBESATZUNG ODER IST AUTOMATISIERT.
Trotz dieser Ablenkung entging Caedus die Bedeutung von Captain Hoclaws letzten Worten nicht. Er gestattete sich eine Miene gelinder Verwirrung. »Zurücktreten? Warum sollte ich das tun?«
»Weil Sie auf diese Weise dafür sorgen könnten, dass diese Unterredung nicht bloß ein schlichter Verhandlungsversuch bleibt, sondern zu echtem Frieden führt. Wir könnten diesem Krieg ein Ende machen. Ich würde der Konföderation von Ihrer vollen Kooperationsbereitschaft berichten. Meine Quellen sagen mir, dass Ihnen ein solches Zugeständnis in den Reihen der Konföderation viel Wohlwollen einbrächte.«
Caedus überkam ein Anflug von Verärgerung. »Das steht nicht zur Debatte. Captain.« Zudem wurde er zunehmend ungeduldiger. Warum hatten die Konföderierten ihre Falle nicht zuschnappen lassen? Vielleicht würden sie das erst tun, wenn klar war, dass diese Verhandlungen nicht erfolgreich sein würden.
Nun, das konnte er ihnen ebenso gut unverzüglich vor Augen führen. »Captain, Sie haben meine Bedingungen gehört. Ich werde von keiner davon abweichen. Und da Sie sich, ehrlich gesagt, zusehends als Ärgernis entpuppen, verschärfe ich sie noch ein bisschen. Ich gebe Ihnen zehn Standardminuten, um sie so zu akzeptieren, wie sie sind. Tun Sie das nicht, wenn wir wieder voneinander hören, werden Sie sich in einer noch schlechteren Verhandlungsposition wiederfinden.« Er schaltete den Monitor aus, und die stets wachsame Tebut unterbrach die Übertragung zur Gänze.
Caedus drehte sich um. Der Brückenlaufsteg hinter ihm war verwaist. »Wo ist meine - wo ist Jedi Solo?«
Der Nachrichtenoffizier wies auf die Türen am hinteren Ende der Brücke. »Die Wache hat sie zurück in den Befehlsstand begleitet.«
»Aha.« Caedus ließ sich das plötzliche Frösteln, mit dem diese Worte in sein Herz stachen, nicht anmerken. »Ich bin in zehn Minuten wieder da.« Im Stechschritt marschierte Darth Caedus nach achtern, in der Hoffnung, dass dort keine Konfrontation mit seiner Mutter auf ihn wartete.
CENTERPOINT-STATION, FEUERLEITSTELLE
Wie bei jedem Unterfangen dieser Art - der Verwendung eines unglaublich komplizierten, unberechenbar wichtigen Stücks Technik in den Händen des Militärs - waren die beteiligten Mitarbeiter in Gruppen unterteilt, von denen jede herablassend und verständnislos auf die anderen hinabblickte.
In den Kontrollbereichen dieser großen Kammer, in denen Computerkonsolen, Tastaturen, Monitore. Anzeigen und Datenbanken überwogen, waren Techniker eifrig am Werk. Sie analysierten Energiedurchflusswerte, berechneten durch Energiespitzen zu erwartende Systemschäden, diskutierten über Nebeneffekte und tauschten sich über neueste Hypothesen der Schwerkraftphysik aus.
In einem offenen Bereich, in dem einst ein Droide von der doppelten Größe eines Menschen »gelebt« hatte - und »gestorben« war -, der glaubte, Anakin Solo zu sein, warteten jetzt Militäroffiziere in den Uniformen der corellianischen Verteidigungsarmee. Einer von ihnen, eine Frau, die anstelle der niederrangigen Brauntöne Weiß trug, sah gereizt auf ihr Chrono. Groß und mit breiten Schultern, strahlte ihre Miene unverhohlen Intelligenz aus, und ihr Blick schweifte pausenlos in der Kammer umher, um Hunderte von Einzelheiten und Vorkommnissen zu katalogisieren.
Die dritte Gruppe, die den aus dieser Kammer hinausführenden Türen am nächsten war, bestand aus Regierungsvertretern. Sadras Koyan, ein kleiner, korpulenter Mann mit schütter werdendem Haar und aggressivem Auftreten, stand der Frau in der weißen Uniform im Hinblick auf seine unsteten, rastlosen Augen in nichts nach, doch im Gegensatz zu ihr schien er weniger Details auf zunehmen, als vielmehr auf ein Zeichen zu warten, das seine Ungeduld befriedigte. Neben ihm stand Denjax Teppler - ein jüngerer Mann mit unscheinbaren, wenngleich Zuversicht weckenden Gesichtszügen. Seit Beginn der Krise hatte Teppler berufsbedingt viele Ämter in Corellia innegehabt; jetzt war er Informationsminister - ein Posten, der von anderen Ministerien ebenso abfällig wie zutreffend als Propagandaminister bezeichnet wurde.
Rings um diese beiden Männer waren persönliche Berater und Ratgeber gruppiert, die allesamt teure, dezente Geschäftskleidung trugen, die sich vom Stil her so sehr ähnelten, dass es sich dabei ebenso gut auch um Uniformen hätte handeln können.
Schließlich brach sich Koyans Ungeduld Bahn. »Warum diese Verzögerung, Admiralin Delpin?«
Die Frau in der weißen Uniform kam auf ihn zu und blieb am Rand ihrer Gruppe stehen, als befände sich dort eine unsichtbare Staatsgrenze. »Die Feuersimulationen weisen auf das inakzeptable Risiko eines katastrophalen Systemausfalls hin. Wir sind gerade dabei, die Subsysteme abzuschalten und zu isolieren, die durch Überladungen am wahrscheinlichsten Schaden nehmen. Das dauert bloß einige Minuten.«
»Solo wird von dort verschwinden, bevor wir das Ding auch nur einsatzbereit kriegen!«
Teppler schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, Sir. Captain Hoclaw sagt, dass sie zwar gerade eine kurze Verhandlungspause eingelegt haben, dass Colonel Solo ihr jedoch genügend an die Hand gibt, dass sie ihn vermutlich bis zu ihrem nächsten Geburtstag hinhalten könnte.«
»Oh.« Koyan nickte besänftigt. »Also gut.«
Einer der Techniker an der Kontrolltafel nickte als Reaktion auf etwas, das er über seinen Ohrhörer gehört hatte. Er drehte sich um und hielt Admiralin Delpin fünf Finger hin. Sie wiederum suchte Koyans Blick. »Noch fünf Minuten.«
Koyan nickte und tupfte sich mit dem Ärmel Schweiß von der Stirn und den Wangen. »Gut.«
STERNENSYSTEM MZX32905, NAHE BIMMIEL
Alema grübelte darüber nach, dass sie Anhänger brauchte. Jetzt, wo sie eine Göttin war, sollte sie eigentlich welche haben.
Natürlich wirkte sie im Augenblick nicht besonders göttlich. Sie saß in einem lächerlich bequemen Polstersessel in der obersten Kammer von Lumiyas ehemaligem Habitat, der mit den gewölbten Wänden voller Bücherregale und der Transparistahlkuppel... mit ihrem alten, verkrüppelten Körper. In wenigen Sekunden würde sie diesen Leib jedoch abermals ablegen, um frei durch die Galaxis zu schweben, das Gleichgewicht im Universum wiederherzustellen und ihre neu gewonnene Macht zu genießen.
Wie närrisch Lumiya doch gewesen war, diese Gabe dazu zu verschwenden, irgendein uraltes Sith-Komplott zu verfolgen.
Was die Sith betraf, so würde sie sich bald mit ihnen auseinandersetzen müssen. Sobald Sie Leia in ein weinerliches, nutzloses Wrack verwandelt hatte - genau, wie sie sich Luke jetzt vorstellte -, würde sie ihre Aufmerksamkeit Korriban zuwenden und damit beginnen, die gefährliche Pestkolonie auszurotten, die die dortige Sith-Enklave darstellte.
Das würde eine Weile dauern. Ihre letzte Projektion auf Kashyyyk hatte sie ungeheuer geschwächt. Anschließend hatte sie tagelang geschlafen. Vermutlich würde das dieses Mal wieder so sein, doch Lumiyas Notizen machten deutlich, dass man mit zunehmender Übung mehr Durchhaltevermögen entwickelte.
Alema entspannte sich, schloss die Augen und ermutigte das gewaltige Reservoir dunkler Macht, das Hunderte Meter unter ihr im eigentlichen Asteroiden dräute, zu ihr emporzusteigen, sie zu durchströmen. Sie versteifte sich, als sie spürte, wie sich die Macht blind ihren Weg zu ihr hinaufbahnte. Als sie über Alema hinwegspülte, fühlte es sich zur einen Hälfte nach einem heißen Wasserfall und zur anderen nach einer galvanisierenden elektrischen Strömung an. jedoch zu sehr von bösartigen Emotionen erfüllt, um reinigend oder erfrischend zu wirken. Es verlieh ihr ein Gefühl von größerer Macht und Bestimmung, ja, aber darüber hinaus war es auch ein Eindringen in ihr innerstes Selbst, und an diesem Teil des Prozesses fand sie beim besten Willen keinen Gefällen.
Jetzt vollends von der dunklen Energie durchdrungen, ließ sie ihren Verstand treiben, suchte nach vertrauten Präsenzen in der Macht. Sie wusste, wo sie mit ihrer Suche beginnen musste: bei einer Ansammlung von Präsenzen, bei denen lebenslange Geduld im Widerstreit mit animalischer Kraft und Wut stand - auf dem Planeten der Wookiees.
Han und Leia waren jedoch nicht unter diesen Präsenzen. Verärgert dehnte Alema ihre Suche weiter aus.
Minuten vergingen, von denen jede einzelne ihre persönliche Energie weiter strapazierte, und dann fand sie sie: nicht zusammen. aber dicht beieinander, mit Tausenden von Leben um sich herum - aber bloß Tausenden, nicht Millionen oder Milliarden. Das wies daraufhin, dass sie sich auf einem Raumschiff irgendwo zwischen den Welten befanden. Sie ließ sich in ihre Nähe treiben, bevor sie die übrigen Präsenzen näher in Augenschein nahm, die in der Macht glühten, um eine zu finden, die zweckmäßig war.
Einige strahlten zu hell und waren zu stark, als dass es ihr möglich gewesen wäre, sich mit ihnen zu vereinen. Andere waren zu matt und würden ihr nicht den Anker verschaffen, den sie für ihr Vorhaben brauchte.
Eine Präsenz stach hervor. Sie strahlte vor Kraft, war jedoch sehr rein, unbefleckt von Zorn oder Erfahrung. Sie umkreiste die Präsenz, fasziniert von ihrer Naivität, ihrer Unschuld.
Als sie sie berührte, gelangte sie zu dem Schluss, dass es sich um ein Kind handelte - um ein schlafendes Mädchen. Das Kind regte sich, als Alema sich nach ihr ausstreckte, erwachte beinahe, doch Alema ließ beruhigende Gedanken durch die Macht strömen - Gefühle von Sicherheit und Geborgenheit, Eindrücke davon, in einem Nest zu sein, umgeben von Tausenden anderer, die wie sie waren und auf ihren vielen Beinen klickerten und umherschwirrten, alle fast identisch miteinander.
Ihre Emotionen ließen das Kind mehr erstarren, als es zu besänftigen, aber das genügte. Alema umschlang das Mädchen mit ihrem Selbst.
Jetzt war sie an diesem Ort verankert. Sie hatte eine Basis, von der aus sie auf die Jagd gehen konnte.
Sie machte sich auf die Suche nach Han Solo.
AN BORD DER ANAKIN SOLO
Caedus marschierte mit großen Schritten in seinen Befehlsstand, in dem sich ausschließlich Offiziere aufhielten. »Wo sind Jedi Solo und die Wache?«
Captain Nevil deutete auf die rückwärtigen Türen, die aus dem Raum hinausführten. »Prinzessin Leia bat um etwas Privatsphäre. Der Wachmann hat sie zu Ihrem Privatbüro begleitet.«
Das Frösteln in Caedus' Herz nahm zu. Ohne etwas zu er widern, stürmte er auf die Tür zu. Sekunden später betrat er sein Privatbüro.
Die Wache, ein muskulöser Mann mit gelber Haut, saß zusammengesunken im Sessel hinter Caedus' Schreibtisch - bewusstlos. An seinem Kinn bildete sich bereits ein blauer Fleck. Leia war nirgends zu sehen.
Caedus stieß den Wachmann mitsamt dem rollenbewehrten Sessel beiseite und hörte, wie der Stuhl umkippte und die Wache zu Boden stürzte, doch er achtete nicht darauf. Stattdessen fuhr Caedus seinen Tischmonitor hoch und schaltete unverzüglich zu den Kameras in seinen Geheimgemächern, in denen Allana jetzt lebte.
Sie war da, zusammengerollt auf einer kleinen Liege. In der Nähe flackerte unbeachtet eine Unterhaltungseinheit; ein Film flimmerte über den Schirm, in dem Ewoks Basic sprachen und sich mit kleinen gestrandeten Mädchen anfreundeten. Caedus verkrampfte sich, als er an das Ablenkungsmanöver dachte, das er in Tenel Kas Palast eingesetzt hatte, doch dann sah er ihre Gesichtszüge und entspannte sich. Es war die echte Allana.
Mit dem Daumen aktivierte er sein Romlink. »Sicherheitsdienst. Suchen Sie Jedi Solo und melden Sie mir ihre Position.«
»Sofort, Sir.«
So schnell ging es aber doch nicht. Dreißig quälend lange Sekunden verstrichen, ehe sich die Stimme wieder meldete. »Sir, sie nähert sich Ihrem Privathangar.«
»Allein?«
»Allein, Sir.«
»Alarmieren Sie die dortigen Wachen. Sichern Sic die inneren und äußeren Hangartore. Wenn sie versucht, das Innentor zu überbrücken, oder anfangt, sich mit ihrem Lichtschwert den
Wog dadurch freizuschneiden, entriegeln Sie die Außentore, öffnen Sie sie und fluten Sie den Hangar mit Vakuum. Ich bezweifle, dass sie große Lust hat. ihre Spielchen im luftleeren Raum zu spielen.«
»Ja. Sir.« Es folgte eine Pause. »Tore sind ferngesichert, Sir. Aber die Türwachen reagieren nicht. Auf der Holokamera ist nichts von ihnen zu sehen.«
Gedanken rasselten durch Caedus' Verstand wie Sabacc-Karten durch einen automatischen Kartenmischer.
Bis vor wenigen Sekunden stand sie unter ständiger Beobachtung, also konnte sie die Wachen nicht selbst ausschalten.
Schlussfolgerung: Entweder hat sie Verbündete an Bord oder sie hat sie in ihrer Yacht hineingeschmuggelt. Vermutlich Letzteres.
Sie hat Allana nicht bei sich, also hatte sie es bei ihrer Mission nicht auf das Mädchen abgesehen. Er holte sein Datapad hervor und benutzte es. um eine Anfrage an YVH-908 zu übermitteln, den Kampfdroiden, der als Allanas Leibwächter fungierte. Der Droide schickte augenblicklich eine Antwort, die besagte: keine Eindringlinge, keine Probleme.
Doch um sicherzugehen ging Caedus zu der Wandpaneele, die die Geheimtür zu jenen Gemächern verbarg. Sie öffnete sich vor ihm, und er trat hindurch, in eins der bestgehüteten Geheimnisse an Bord des Schiffs. Der schmale Korridor verlief nach achtern, zu einer Reihe kleiner Kammern, von denen so gut wie kein Lebender wusste. Einige Schritte später tat sich vor ihm eine weitere Tür auf, um ihm denselben beruhigenden Anblick von Allana zu präsentieren wie eben auf dem Bildschirm.
Sie öffnete schlaftrunken die Augen und gähnte. »Schon fertig mit der Arbeit?«
»Es tut mir leid. Ich habe heute noch jede Menge zu tun. Aber ich wollte rasch vorbeikommen, um nach dir zu sehen.«
»Ich habe geträumt, dass eine Dame hier war.«
»Nun, dann träum schön weiter. Ich bin bald wieder zurück.« Er lächelte, dann ging er wieder hinaus und ließ die Türen hinter sich zugleiten.
Nein. Leia war nicht wegen Allana hergekommen. Aber weshalb dann? Um die Langstreckenturbolaser zu sabotieren? Mit Sicherheit weiß sie, dass Luke das bereits erledigt hat. Es wird Wochen oder Monate dauern, sie wieder zu reparieren. »Technik, führen Sie einen gestaffelten Diagnosescan sämtlicher Kampf- und Sensorsysteme des Schiffs durch.«
»Ja, Sir.«
Die Stimme des Sicherheitsoffiziers drang beinahe sofort über sein Komlink. »Sir. Jedi Solo hat die Hangartore erreicht. Sie hatten sie verriegelt, aber sie glitten direkt vor ihr auf. und sie ging hinein. Auf den Bildern der Holocams im Hangar ist sie nicht zu sehen. Die Kameras müssen manipuliert worden sein.«
Caedus zischte vor Frustration. »Öffnen Sie umgehend die Außentore!«
»Das haben wir bereits, Sir. Den Befehl dazu gegeben, meine ich. Das System hat ordnungsgemäß reagiert, doch die externen Holokameras zeigen, dass die Tore noch immer geschlossen sind.«
»Aktivieren Sie sämtliche Waffen! Alles bereitmachen, um diese Yacht in der Sekunde zu Plasma zu zerblasen, in der sie abhebt!«
Als ihm die List in den Sinn kam, die er auf Hapes angewandt hatte, um zu entkommen, überkam Caedus eine neue Furcht. Vielleicht hatten Leia und ihre Komplizen eine Bombe an Bord gebracht. Zwar hätte er dergleichen niemals von ihr erwartet, doch andererseits hatte dieser Gedanke etwas wunderbar Einfaches. Eine angemessen große Explosion in seinem Privathangar würde die Anakin Solo lahmlegen oder zerstören.
Schlimmer noch, sie würde Allana verletzen oder töten. Er wirbelte herum, kehrte in den Raum zurück, den er soeben verlassen hatte, und lächelte auf seine Tochter herab. »Ich habe mich geirrt. Meine Arbeit ist fürs Erste erledigt. Lass uns einen Ausflug machen.«
CENTERPOINT-STATION, FEUERLEITSTELLE
Die Stimme des Cheftechnikers war ruhig und ernst. »Anakin Solo als Ziel erfasst. Energiestatus stabil. Zielsystem stabil. Wir sind einsatzbereit.«
Admiralin Delpin nickte. »Bestätige Einsatzbereitschaft.« Sie wandte sich in Koyans Richtung. »Wir erwarten Ihre Feuerfrei gäbe.«
Koyan schluckte merklich. »Abschuss autorisiert. Admiralin Delpin, Sie sind ermächtigt, das Geschütz nach eigenem Ermessen abzufeuern. Warten Sie nicht darauf, dass ich den Befehl dazu gebe. Schießen Sie, sobald Sie glauben, der richtige Moment sei gekommen.«
»Verstanden.« Delpin hob ihr Komlink. »Gefechtsverband Yimi: vorrücken. Gefechtsverband Zexx, an alle Staffeln: Springen Sie und beginnen Sie mit dem Angriff.« Sie hielt gerade lange genug inne, um zwei Bestätigungen zu hören, ehe sie sich wieder zu Koyan umdrehte. »Wir schlagen jetzt zu.«