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Im Jahr 1697 tritt Spanien das westliche Drittel der Karibikinsel Hispaniola an Frankreich ab. Dieser Teil heißt fortan Saint-Domingue und wird in den darauffolgenden Jahrzehnten zur reichsten Kolonie der Welt. Wichtigstes Handelszentrum ist die Hafenstadt Le Cap, die eigentlich Cap Français heißt.

Der sagenhafte Reichtum von Saint-Domingue gründet sich vor allem auf die Ausfuhr von Zucker, Kaffee und Tabak. Doch die Zuckerrohrplantagen sind für all jene, die unter den schwierigen klimatischen Bedingungen auf den Feldern schuften müssen, die Hölle auf Erden.

Jedes Jahr werden ungefähr zwanzigtausend afrikanische Sklaven von Menschenhändlern auf die Insel verschleppt, denn auf den Plantagen überleben die meisten von ihnen nur drei bis vier Jahre. Sie sterben an Hunger, Erschöpfung und Folter.

Herrscher der Insel sind die sogenannten Grands Blancs, weiße Plantagenbesitzer, die mit unmenschlicher Härte das Schicksal ihrer »Neger« lenken.

Doch nicht alle französischen Eigentümer leben auch in der Kolonie. Häufig stellen sie lediglich einen Verwalter ein, der in ihrem Namen die Plantage verwaltet. Über die tatsächlichen grausamen Zustände in Saint-Domingue machen sie sich kaum Gedanken, denn unter den vermögenden Franzosen gilt »die Perle der Antillen« als ein Ort, an dem man zwar noch reicher werden, aber nicht leben kann.

Diesen Grands Blancs stehen die Petits Blancs gegenüber, Weiße, die sich unter anderem als Handwerker, Händler und Beamte auf der Insel verdingen, allerdings auch als Abenteurer und Verbrecher. Obwohl sie über sämtliche politischen Rechte freier Bürger der Kolonie verfügen, fehlt den Petits Blancs in den meisten Fällen das nötige Vermögen, um sich mit den Plantagenbesitzern auf eine gesellschaftliche Stufe zu stellen, was zu Neid und Missgunst führt.

Ganz anders verhält es sich dagegen mit den freien Mulatten, häufig Kinder von farbigen Sklavinnen und ihren Herren. Einige von ihnen sind sogar selbst Plantagenbesitzer. Sie verfügen oft über ein gutes Einkommen, es fehlt ihnen jedoch an politischen Rechten und Entscheidungsgewalt. Damit nehmen sie eine Sonderstellung innerhalb der Gesellschaft ein.

Ganz unten im sozialen Gefüge steht die halbe Million Sklaven, die für ihre Herren nicht viel mehr als Arbeitstiere sind und auch dementsprechend behandelt werden. Immer wieder kommt es zu Aufständen gegen diese Unterdrückung und das Elend, das die Insel beherrscht, aber diese werden blutig niedergeschlagen.

Noch können die Grands Blancs ihre Herrschaft über die Insel verteidigen, doch die Spannungen zwischen den Bevölkerungsschichten wachsen. Besonders zwischen den freien Mulatten und den Petits Blancs, die sich durch die Mulatten in ihrer Stellung bedroht fühlen. Außerdem flüchten immer mehr Sklaven von den Plantagen in die Berge. Wer auf einer solchen Flucht gefasst wird, überlebt seine Gefangennahme meist nicht.

Aber die Zeiten ändern sich.

In Frankreich werden die Stimmen nach einer Revolution lauter, die bis in die Kolonien zu hören sind, und im Frühjahr 1789 gleicht Saint-Domingue einem Pulverfass, das jeden Moment zu explodieren droht …