7

Winterlicher Unterricht

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Alanna zog fest den Umhang zu, damit der Wind nicht hineinblasen konnte, und klopfte laut an die mit dem Heilerzeichen versehene Tür. Sie wartete, bis Frau Cooper kam, und sah zu, wie die letzten Herbstblätter durch die Straße tanzten.

»Guten Tag«, sagte Alanna schüchtern und schob die Kapuze aus ihrem Gesicht, damit Georgs Mutter sehen konnte, wer ihre spätabendliche Besucherin war. »Kann ich Euch sprechen?«

Frau Cooper lächelte und winkte Alanna herein. »Es ist lange her, Kleine«, bemerkte sie, während sie die Tür verriegelte. »Komm in die Küche. Dann mach ich uns einen Tee.« Sie ging voraus. »Ich hoffe, deine Wunden sind verheilt? Was macht dein Arm?«

Alanna nahm den Umhang ab und breitete ihn vor dem Küchenfeuer aus, bevor sie ihren linken Arm gehorsam im Kreis bewegte. »Manchmal ist er noch ein bisschen steif, aber abgesehen davon ist er jetzt in Ordnung. Es war keine so schlimme Wunde, wie die anderen glauben.«

Frau Cooper setzte den Teekessel auf. »Mein Sohn ist da anderer Meinung. Aber vielleicht gibt es einen Grund dafür, dass er sich Sorgen macht?«

Das Mädchen errötete. »Georg sorgt sich zu viel um mich. Ich hoffe, dass sich das legt, bevor ich mich auf die Reise mache.«

»Also planst du immer noch, uns zu verlassen, sobald du deinen Schild hast?« Die Frau ging auf leisen Sohlen durch den Raum, holte Tassen und einen Teller mit Gebäck. Alanna biss hungrig in eines der Gebäckstücke; sie hatte nur wie ein Spatz an ihrem Abendessen herumgepickt.

»Natürlich«, sagte sie mit vollem Mund. Sie schluckte schnell hinunter. »Ich habe so ein Gefühl, dass sie mich loshaben wollen, sobald sie erfahren, dass ich ein Mädchen bin.«

»Vielleicht tust du ihnen Unrecht«, sagte Frau Cooper und schenkte Tee ein. »Georg sagte mir, man möge dich und habe Vertrauen zu dir.«

Alanna runzelte die Stirn. »Nicht alle.« Sie verdrängte den Gedanken an Herzog Roger so gut sie konnte und legte beide Hände um die Tasse.

»Wie geht es dem Prinzen?«, fragte die Frau und setzte sich.

Alanna rührte mit den Fingerspitzen im Tee und antwortete leise: »Ich weiß nicht so recht. Er ist ausgesprochen seltsam in letzter Zeit. Seit wir aus dem Drelltal zurück sind.«

»Inwiefern?«

»Er ... Mal ist er aufbrausend, mal eiskalt. Manchmal bin ich für ihn der beste Freund der Welt. Und manchmal führt er sich auf, als sei ich ein Ungeheuer. Ich begreif das nicht. Er...« Alanna errötete. »Diesen Sommer hat er mich geküsst. Ich glaube, er hätte Lust, es wieder zu tun, aber er tut es nicht. Manchmal spricht er über Georg, als hätte er was gegen ihn, dabei weiß ich, dass das nicht stimmt, weil er nämlich in die Stadt geht und ihn besucht, wenn ich beschäftigt bin. Er verlangt eine Menge von mir!«, stieß Alanna hervor. Sie stand auf und ging auf und ab. »Wenn ich mit ihm in Gesellschaft bin – und er zwingt mich mitzukommen –, muss ich piekfein aussehen und mich besser benehmen als jeder andere. Genau wie er selbst muss ich mit allen Damen tanzen, dabei muss das außer mir keiner. Ich sagte ihm, dass ich mir wie eine Närrin vorkomme, worauf er mir entgegnete, es sei besser, eine höfliche Närrin zu sein als eine unhöfliche. Aber wenn ich mich dann wirklich ein bisschen mit einer Dame – oder sogar mit Gary oder Raoul – unterhalte, dann wird er wütend! Er sagt, ich dürfe die Damen nicht an der Nase herumführen, und im gleichen Atemzug beschuldigt er mich, mit Gary und Raoul zu flirten!« Alanna setzte sich und stürzte ihren Tee hinunter. Es überraschte sie, wie ihr die Worte herausgesprudelt waren.

»Du scheinst ziemlich wütend zu sein auf Prinz Jonathan«, bemerkte Frau Cooper.

Alanna wurde dunkelrot. »Ich kenne mich nicht aus mit meinen Gefühlen«, murmelte sie. »Mir ist einfach nicht klar, warum er mich so behandelt. Aber ich bin nicht deshalb gekommen.« Sie holte tief Luft. »Würdet Ihr mir beibringen mich wie ein Mädchen zu kleiden?«

Frau Cooper zog die Augenbrauen hoch. »Also das finde ich jetzt seltsam«, sagte sie ruhig. »Warum willst du das lernen?«

Alanna zog eine Grimasse. »Ich weiß nicht. Es ist nur – ich sehe, dass alle Damen am Hof schöne Sachen tragen, und in letzter Zeit dachte ich mir manchmal, dass ich auch schöne Sachen mag. Eines Tages werde ich ein Mädchen sein müssen  – warum sollte ich nicht jetzt schon mit dem Üben anfangen?«

Sofern Frau Cooper annahm, Alannas plötzlicher Wunsch, wie ein Mädchen auszusehen, habe etwas mit Jonathan oder Georg zu tun, hütete sie sich wohlweislich es auszusprechen. Stattdessen willigte sie ein, Alanna bei diesem neuen Projekt zu helfen, und noch am selben Abend fing sie damit an und nahm bei ihr Maß. Ein paar Tage später kam Alanna zur Anprobe. Während die ältere Frau einen Saum richtete, drehte sich Alanna um und versuchte sich in dem großen Spiegel von hinten anzusehen.

»Halt still!«, befahl Frau Cooper mit dem Mund voller Nadeln. »Du bist schlimmer als ein kleiner Junge aus der Stadt, der seine ersten langen Hosen bekommt.«

»Irgendetwas stimmt da nicht«, wandte Alanna ein und versuchte den Kopf zu drehen, ohne den Körper zu bewegen. »Ich sehe aus wie Knappe Alan in Mädchenkleidung.«

»Was daran liegt, dass Knappe Alan noch immer seine alte Frisur hat. Steh still!«

Als das Kleid ordentlich saß, richtete Frau Cooper Alannas leuchtend rote Locken und schminkte sie. »Ich finde es gut, dass du dich langsam an Mädchenkleidung gewöhnen willst«, kommentierte sie, während sie schwarze Farbe auf Alannas Lider rieb. »Aber du hast noch eine Menge zu lernen.«

»Wenn ich gewusst hätte, dass es ein solches Theater gibt, hätte ich nie darum gebeten«, murrte Alanna. Ihre ältere Freundin lachte. »Aber ich brauche etwas Abenteuer. Ich war in letzter Zeit ziemlich ruhelos.«

»Ist dir das Leben im Palast zu langweilig?«, erkundigte sich Frau Cooper teilnahmsvoll.

»Langweilig kann man es nicht gerade nennen«, widersprach Alanna. »Ich muss nur ab und zu aus dem Haus. Ich muss mal wegkommen von... von gewissen Leuten.« Sie wollte nicht erzählen, dass Jonathan sie am Abend zuvor wieder geküsst hatte. Sie wollte nicht einmal daran denken, denn wenn sie das tat, dann fiel ihr auch die seltsame und beängstigende Erregung wieder ein, die sie bei seiner Umarmung gespürt hatte. Sie seufzte.

»Ich brauche Zeit, um über alles Mögliche nachzudenken.«

»Ich verstehe«, antwortete Frau Cooper. »Na gut, steh auf, Kleine. Lass mich mal sehen!«

Alanna stand auf, berührte ihr hochgestecktes Haar und zupfte an ihrem Rock. Frau Cooper sah sie so komisch an.

»Stimmt was nicht?«, fragte Alanna nervös.

Die ältere Frau drehte sie zum Spiegel. Alanna schluckte. Vor ihr stand eine Dame.

»Ich bin schön«, flüsterte sie ehrfürchtig.

Darüber musste Frau Cooper lachen. »Man kann dich lassen«, sagte sie und schob Alanna in die Küche. »So schön wie Lady Delia oder die neue Dame am Hof, Cythera von Eiden, bist du nicht.«

Alanna seufzte. »So schön wie Lady Cythera ist keine«, sagte sie trocken und wollte sich setzen.

»So doch nicht!«, rief Frau Cooper entsetzt. »Du zerknitterst ja deine Röcke! Du musst sie mit den Händen anheben  – so –, und wenn du sitzt, breitest du sie um dich herum aus. Und stell die Füße nebeneinander.«

Alanna musste es einige Male probieren, bis es klappte.

»Ein richtiges Mädchen zu werden wird ebenso schwierig sein wie damals, als ich lernen musste mich wie ein Junge zu benehmen.«

»Schwieriger«, sagte die Frau und stellte den Tee auf. »Die meisten Mädchen müssen sich nicht erst mal abgewöhnen sich wie ein Junge aufzuführen. Und jetzt musst du noch mal Hofmanieren lernen.«

»Hofmanieren beherrsche ich schon«, protestierte Alanna und holte die Tassen herunter.

»Beherrschst du die verschiedenen Arten, einen Knicks zu machen?« Alanna schüttelte den Kopf. »Weißt du, wie man Einladungen schreibt?« Alanna schüttelte den Kopf. »Wie man von einem jungen Ritter oder einem verheirateten Mann Blumen entgegennimmt?«

»Als würde ich von irgendeinem Blumen kriegen!«, schnaubte Alanna. Sie stöberte in den Schränken. »Gibt es noch Gebäck?«

»Ich habe frisches gebacken...«

»Mächtige Gnädige Mutter!«, stöhnte Alanna. Sie hörte Pferde im Hof. Da kam Besuch! Ihre Hand flog zum Glutstein und zu dem Talisman, der sie gegen Schwangerschaft schützen sollte. Da ihr Kleid so tief ausgeschnitten war, war beides gut sichtbar. Sie rannte zu der Tür, die zu den anderen Zimmern führte.

Frau Cooper hielt sie fest. »Was ist denn in dich gefahren?«

Die Küchentür ging auf. »Schau mal, Mutter, wen ich mitgebracht habe, damit du ihn kennenlernst!«, rief Georg. Er drehte sich zu jemandem um, der noch draußen stand. »Komm rein! Sie ist da.«

»Steh gerade«, befahl Frau Cooper Alanna. »Bleib da. Irgendwann musst du ihm gegenübertreten.«

Alanna machte einen tiefen Atemzug und drehte sich um. Georg sah immer noch nach draußen. »Der Mann kümmert sich um dein Pferd; dafür ist er da«, erklärte er seinem Begleiter. Er sah zu seiner Mutter. »Entschuldige. Ich wusste nicht, dass du Be...«

Der König der Diebe brach abrupt ab. Seine Augen wurden groß. Er musterte Alanna von Kopf bis Fuß, während sie errötete. »Es ist unhöflich, jemanden so anzustarren«, sagte sie schroff.

»Georg, du versperrst mir den Weg.« Jemand, der hinter ihm stand, lachte. Alanna wurde blass. Diese Stimme kannte sie. »Hast du’s dir anders überlegt? Willst du plötzlich nicht mehr, dass ich deine Mutter kennenlerne?« Der Prinz, der wie immer, wenn er in die Stadt kam, ein schlichtes Hemd und Kniehosen trug, drängte sich hinter dem Dieb vorbei in die Küche.

Frau Cooper trat ihm lächelnd entgegen. »Ihr seid also Prinz Jonathan – oder seid Ihr heute Johnny?«

»In der Stadt bin ich immer Johnny«, sagte Jonathan.

Alanna stemmte die Hände in die Hüften und zog eine finstere Miene. »Erzählst du das jeder fremden jungen Dame, die du so triffst?«, wollte sie wissen.

Jonathan sah sie an und runzelte ein wenig die Stirn. »Vergebt mir, gnädiges Fräulein. Ich sah nicht ...« Seine Stimme wurde immer leiser und verklang, während er sie anstarrte. Schließlich flüsterte er: »Du ... du trägst ja ein Kleid. Du siehst...« Er wurde rot, schluckte und wechselte das Thema. »Wo hast du den Stein her, den du um den Hals trägst? Den hab ich noch nie gesehen.«

»Macht die Tür zu!«, befahl ihm Frau Cooper. »Ihr lasst die Kälte herein. Ich glaube, wir brauchen noch zwei Tassen, Mädchen.«

Georg packte Alanna am Arm, als sie an ihm vorbeiging. »Du bist also tatsächlich ein Mädchen?«

»Ich dachte, das wüsstest du«, entgegnete Alanna unwirsch. Sie sah Jonathan an. »Du scheinst nicht überrascht zu sein.«

Er lachte. »Doch, das bin ich. Ein bisschen schon. Aber ich wusste, dass du etwas im Schilde führtest. Du hast so geheimnisvoll herumgetan in letzter Zeit. Und vergiss nicht: Vor zwei Tagen hab ich dich erwischt, wie du dir das Haar hochgehalten und dich im Spiegel angeschaut hast.«

»Es gibt Leute, die sich für gute Beobachter halten, seit sie im Krieg zu Helden wurden«, bemerkte Alanna mit gerümpfter Nase.

»Vielleicht«, entgegnete Jonathan liebenswürdig. »Aber was ist das für ein Stein?«

Alanna sah den Glutstein an und nestelte an ihm herum. »Ich habe ihn von einer Dame, die ich mal traf.«

Jonathan runzelte die Stirn. »Warum sollte dir eine Dame einen Talisman schenken? Er sieht wertvoll aus, woraus er auch immer bestehen mag, und ganz bestimmt hat er Zauberkraft.«

Alanna zuckte die Achseln. »Falls er Zauberkraft hat, so ist es jedenfalls keine, die ich benutzen kann. Und sie hat ihn mir geschenkt – tja, das ist eine lange Geschichte, aber ich möchte sie im Augenblick nicht erzählen. Ich verstehe das Ganze selbst nicht.« Sie setzte sich und Frau Cooper reichte ihr die Teekanne. »Gieß ein«, befahl die Frau. »Ihr beiden könntet wenigstens den Hut abnehmen. Merkt ihr denn nicht, wenn ihr von einer Dame bedient werdet?«

 

Das war nicht das letzte Mal, dass Alanna ein Kleid trug. Sie setzte sich eine schwarze Perücke auf, ging (gewöhnlich in Frau Coopers Begleitung) in die Stadt, gewöhnte sich an ihre Röcke und lernte all die Dinge, die für die meisten Mädchen ihres Alters selbstverständlich waren. Am meisten Spaß hatten sie auf dem Marktplatz, wo sie oft ein paar Dinge für Alannas Garderobe erstanden, die am Fuß ihres Bettes in einer verschlossenen Truhe aufbewahrt wurden.

Mitte November kam der Schnee. Tagelang fiel er vom Himmel, und es gab enorme Schneeverwehungen. Die Leute schauten zu und beteten, das Wetter möge sich ändern. Endlich war es soweit und es hörte auf zu schneien. Stattdessen kam eine bittere Kälte auf, die nicht mehr weichen wollte. Die Jäger sprachen von einem »Wolfswinter«, da bei einer derartigen Witterung die Wölfe Jagd auf die Menschen machten, weil sie sonst kaum noch Beute fanden. Alanna, die Kälte hasste, packte sich warm ein und bemühte sich sie so gut es ging zu ignorieren.

Anfang Dezember kamen aus den Dörfern um den Königswald herum die ersten Berichte von Wölfen. Nachdem die anderen Lehnsgüter im Norden Tortalls das Gleiche meldeten, ließ der König eine Jagd nach der anderen abhalten, um die Menschenjäger zu töten. Coram schrieb, er habe die Familien vom Lehensgut Trebond ins Schloss einquartiert, wo sie sicher waren. Platz gebe es ja genug, fügte er in seinem Brief hinzu, aber es sei ihm lästig, dass ihm so viele Kinder zwischen den Beinen herumrannten.

Außer einem, den man den Grauen Dämonen nannte, waren bis zum Februar die meisten Wölfe getötet worden oder hatten sich versteckt. Der Graue Dämon war mindestens dreimal verwundet worden – erst kürzlich hatte ihn der Pfeil eines Jägers ein Auge gekostet –, aber nichts schien ihn lange aufzuhalten und er fuhr fort, in den Dörfern um den Königswald herum auf Raubzug zu gehen. Als er schließlich in die Hütte eines Försters eindrang und sich ein neugeborenes Mädchen holte, schickte der König jeden Mann im Palast, der einen Speer tragen konnte, auf die Jagd. Herzog Roger nahm, prachtvoll gekleidet, teil; ebenso Herzog Gareth, dessen Bein noch immer ein wenig steif war. Selbst Myles, warm in braunen Samt und Pelz gepackt, war mit dabei, auch wenn er so aussah, als sei ihm ziemlich unbehaglich zumute. Der König selbst führte die Jagd an.

Alanna war noch unbehaglicher zumute als Myles. Moonlight hatte ein Hufeisen verloren, und sie musste statt ihrer einen heiklen Braunen mit hartem Maul reiten – einen nervösen und ängstlichen Gaul, der wohl lieber in seinem schönen warmen Stall geblieben wäre. Das konnte ihm Alanna nicht verübeln. Damit sie die Kälte überlebte, zog sie mehrere Schichten wollener Kleidung und darüber fellgefüttertes Leder an. Als sie sich im Spiegel betrachtete, sah sie ganz aufgeplustert aus.

»Du brauchst nicht die Nacht im Freien zu verbringen. Wir gehen lediglich auf die Jagd«, sagte Jonathan lachend, als er sie sah.

Alanna errötete. »Ich friere so leicht.«

»Ich glaube nicht, dass du dich mit all den Schichten auf dem Leib noch rühren kannst«, erklärte er ihr, während sie im Schlosshof auf das Eintreffen seines Vaters warteten.

»So?« Mit einer raschen Bewegung beugte sie sich aus dem Sattel, schaufelte eine Handvoll Schnee auf und warf sie ihm von unten herauf ins Gesicht. »Siehst du?«, lachte sie, als sie an Jonathan vorbeitrottete. »Ich bin warm angezogen und beweglich.«

Sie holte Gary und Raoul ein und ritt eine Weile neben ihnen her. Seit einiger Zeit bekam sie ihre beiden Freunde nur noch selten zu Gesicht – der König übertrug den beiden laufend irgendwelche Aufgaben. Die drei lachten und machten Blödsinn, bis der Jäger, der die Oberaufsicht hatte, zum Zeichen, dass etwas aufgespürt worden war, sein Jagdhorn blies. Als die Ritter weiterritten, blieb Alanna zurück. Sie wusste, dass sie nicht gebraucht wurde. Es machte ihr nichts aus, wenn bei einer Jagd dieser Größenordnung ein anderer die Ehre davontrug. Nur allzu oft tat ihr das Tier leid, wenn die bewaffneten und geübten Ritter derart in der Überzahl waren. (Was nicht bedeutete, dass sie mit einem Wolf Mitleid hatte, der kleine Kinder riss.)

Tatsächlich war es ein Wolf, den man aufgespürt hatte; der König selbst brachte ihn zu Fall. Doch war es nicht der Graue Dämon. Alanna beobachtete jede Bewegung zwischen den Bäumen und wünschte sich, sie hätte Trusty mitgebracht. Am Morgen war es ihr lächerlich erschienen, einen Kater zur Wolfsjagd mitzunehmen, doch jetzt vermisste sie die scharfen Augen und die gute Nase ihres Freundes.

Die Jagd ging weiter und ein anderer Wolf und ein bösartiger alter Eber wurden erlegt. Langsam verteilten sich die Jäger über den ganzen Königswald, bis Alanna von Zeit zu Zeit nur noch den Geräuschen nachgehen konnte, wenn sie nicht allein zurückbleiben wollte. Sobald die anderen einen Bogen schlugen und zurückkamen, schloss sie sich jedes Mal wieder an, bis sie die Jäger wieder aus den Augen verlor. Sie machte sich aber keine Sorgen. Sie war nie so weit von den anderen entfernt, dass ein Ruf aus dem an ihrem Gürtel baumelnden Horn nicht auf der Stelle Hilfe herbeigebracht hätte, und meistens waren auch andere Reiter ganz in der Nähe. Außerdem griff der Graue Dämon keine Krieger, sondern Kinder und alte Leute an.

Ein Laut war zu hören, dann ein Krachen! Das wütende Knurren eines Wolfes! Alanna ließ den Braunen herumwirbeln und schrie nach Hilfe. Sie hörte einen triumphierenden Antwortschrei, gab ihrem Pferd die Sporen, jagte auf die Lichtung, von wo der Schrei gekommen war, und machte halt. Herzog Roger kniete im Schnee und sein Speer steckte im Körper eines mächtigen grauen Wolfes. Roger strahlte, als er Alanna entdeckte. »Einige Augenblicke früher, und du hättest ihn kriegen können, Alan.«

Alanna stieg ab und wollte dem Herzog zur Hand gehen. »Ich neide Euch Eure Beute nicht, Herr. Seid Ihr sicher, dass es der Graue Dämon ist?«

Roger zuckte die Achseln. »Wie viele Wölfe von dieser Größe und Farbe mag es wohl geben?«, fragte er.

Ein tiefes, wildes Knurren erklang. Alannas Pferd bäumte sich auf, galoppierte mit einem entsetzten Wiehern fort und trug den Speer des Mädchens mit sich davon. Alanna erstarrte. Sie fluchte leise und starrte angestrengt zwischen die umstehenden Bäume. Dann sah sie ihn: Ein Wolf, größer als der, den Roger erlegt hatte, kam auf sie zugeschlichen. Er lief so geduckt, dass er mit dem Bauch den Boden berührte. Sein linkes Auge fehlte; sein anderes funkelte wild entschlossen.

Er griff an. In der Hoffnung, es möge ihr gelingen, das riesige Vieh aufzuspießen, bevor es zum Sprung ansetzte, zog Alanna Blitz aus der Scheide. Die Schneedecke unter ihr gab nach. Sie stolperte; ihr Schert schlug dem Wolf eine Wunde in die Seite und fiel ihr aus der Hand. Durch die Verwundung gereizt, fuhr der Wolf herum und griff erneut an.

Alanna blieb keine Zeit, ihr Schwert wieder aufzuheben. Sie packte ihren Dolch, zielte auf die Seite, wo dem Wolf das Auge fehlte, und stürzte sich auf den Rücken des mächtigen Tieres. Alanna und der Wolf überschlugen sich im Schnee, Grau und Braun verwirbelten zu einem verschwommenen Bild, in dem das Weiß der Wolfszähne und das Kupferrot von Alannas Haaren aufblitzten.

Roger schaute auf: Die Lichtung war von Jägern umstellt. Myles packte Jonathan an der Schulter und hielt ihn zurück. In den Augen des Prinzen lag entsetzliche Angst um seinen Freund. Alanna sah nicht, dass Verstärkung gekommen war. Sie sah nur den Wolf, der mit aller Kraft versuchte, sie von sich zu schleudern. Verzweifelt hielt sie sich fest und stieß immer wieder mit dem Messer zu. Plötzlich erschauderte der Wolf und heulte auf; ihre Klinge war ihm in die Seite gedrungen. Er stürzte und blieb mit zuckenden Pfoten liegen. Sie hatte ihn ins Herz getroffen.

Sie ließ zu, dass Jonathan sie unter dem Körper des Wolfes hervorzog. »Bist du wahnsinnig geworden«, flüsterte er und drückte sie einen Augenblick lang fest an sich.

»Er hat mich angegriffen.« Alanna schob Jon sanft von sich und berührte ihren Glutstein, um sich zu beruhigen. Plötzlich wurden die Farben, die Geräusche und sogar die Gerüche intensiver. Erschrocken sah sie, dass Roger von einem leuchtend orangefarbenen Glühen umgeben war. Noch eigenartiger war, dass auch von den Körpern der beiden Wölfe ein orangefarbenes Licht ausging, das langsam verblasste. Alanna betrachtete bestürzt die Tiere und Roger. Was sah sie da? Orange war Rogers Zauberfarbe. Aber warum glühten auch die Wölfe orangefarben? Ein Jäger untersuchte den Wolf, den sie soeben getötet hatte. »Das ist der Graue Dämon«, erklärte er dem König mit Bestimmtheit. »Ich selbst habe ihm vor drei Wochen das Auge ausgeschossen. Das muss seine Gefährtin sein«, fügte er hinzu und nickte zu dem Wolf hinüber, den Roger erlegt hatte.

»Ist dir etwas passiert«, fragte Myles, der sich sorgte, weil Alanna so eigenartig dreinschaute.

Alanna ließ ihren Glutstein los. Das orangefarbene Licht, das Roger und die Wölfe umgeben hatte, war spurlos verschwunden. »Ob mir etwas passiert ist?«, fragte sie, ohne darüber nachzudenken, was sie sagte. »Ich weiß nicht so recht.«

An diesem Abend wartete Alanna, bis sie mit Trusty allein in ihrem Zimmer und bis Jonathan zu einem Fest gegangen war, bevor sie den Glutstein unter ihrem Hemd hervorholte. Der Kater sah ihr mit zuckendem Schwanz zu, als sie sich nach einem geeigneten Gegenstand umsah, mit dem sie experimentieren konnte. Schließlich legte sie ein altes Hemd vor die Feuerstelle. Nachdem sie den Stein in Reichweite auf einen Tisch gelegt hatte, konzentrierte sie sich auf das Hemd. Sie streckte die Hand danach aus und sprach den Zauberspruch der Verwandlung. Es war ein schwieriger Spruch, der Kraft und Konzentration erforderte, aber von beidem besaß sie zur Zeit mehr als genug. Die Schwäche, die sie im Sommer verspürt hatte, war verschwunden, und die Kraftreserven ihrer Gabe waren größer als jemals zuvor. Sie fragte sich sogar, ob es ihr nicht manchmal richtig Spaß machte, ihre Magie zu benutzen.

Violettes Feuer floss von ihren Fingern in das Hemd. Das Kleidungsstück zuckte und wand sich; langsam glätteten sich seine Umrisse, und es verfärbte sich braun. Alanna lief der Schweiß über die Wangen, als sie den Zauberspruch zu Ende sprach. Das Hemd vollführte einen letzten Kampf, ein Hemd zu bleiben, bevor es sich in ein Holzscheit verwandelte. Mit einem Fingerschnippen beförderte Alanna das Scheit durch Zauberkraft ins Feuer. Als es zu knistern und zu brennen begann, griff sie nach ihrem Glutstein.

Das Scheit, die Luft zwischen Alanna und der Feuerstelle und selbst ihre Fingerspitzen strahlten violett. Langsam verblasste die Farbe und Alanna legte das Andenken an die Göttin beiseite. Trusty kam herübergelaufen, strich ihr um die Beine und miaute, bis sie sich hinunterbeugte, ihn hochhob und geistesabwesend streichelte.

»Ich glaube nicht, dass ich meinen Stein jemals berührt habe, wenn gerade ein Zauber vor sich ging«, flüsterte sie dem Kater zu. »In Rogers Unterricht habe ich ihn immer versteckt gehalten – ich befürchtete, er könne erraten, dass es mit dem Stein etwas Besonderes auf sich hat. Ich frage mich, ob er mir immer zeigen wird, wann Magie im Spiel ist.«

Wann ist dir aufgefallen, dass du mithilfe des Steins sehen kannst, wann Magie benutzt wird?, erkundigte sich Trusty.

»Heute Nachmittag«, flüsterte sie. »Roger war von der Farbe seiner Gabe umgeben und die beiden Wölfe auch.« Sie begann mit Trusty auf den Armen hin und her zu gehen. »Und was ergibt sich daraus? Was versprach er sich davon, den Grauen Dämon und seine Gefährtin zu verzaubern?«

Trusty hakte seine Krallen in ihren Waffenrock, kletterte auf ihre Schulter und blieb dort sitzen. Wen wollte der Graue Dämon töten?, fragte er.

»Mich«, flüsterte Alanna. »Mich wollte er töten.«

 

Der Frühling verflog, und Alannas siebzehnter Geburtstag kam näher. An diesem Morgen erhob sie sich schon vor Morgengrauen, zog sich an und ging zu der unterirdisch liegenden Kapelle, in der die Ritterprüfung stattfand. Sie war menschenleer. Abgesehen von denen, die in der Kapelle für Ordnung sorgten, kamen die Priester hier nur zum Mittwinterfest her, wenn die zukünftigen Ritter ihre Prüfung ablegten. Zwei Stunden lang saß sie da, starrte auf die eiserne Tür des Raumes und dachte: Nur noch eineinhalb Jahre. Nur noch achtzehn Monate, bis ich dem gegenübertreten muss, was da drinnen liegt. Die Zeit reicht nicht!

Offensichtlich war Trusty der Meinung, sie sei lange genug da gewesen. Er überließ sie ihren Gedanken, stahl sich davon und kehrte mit Jonathan auf den Fersen zurück. Der Prinz warf einen einzigen Blick auf Alannas blasses Gesicht, bevor er sie aus der Kapelle zog und fest die Tür hinter sich schloss.

»Du machst es nur noch schlimmer, wenn du darüber nachgrübelst«, erklärte er ihr. »Warum willst du denn überhaupt darüber nachdenken? Wenn die Zeit kommt, gehst du hinein, ob du nun bereit bist oder nicht. Verhindern kannst du es sowieso nicht. Also komm frühstücken.«

Beim Mittagessen machten ihr Jon, Myles und Georg kleine Geschenke und ihre Freunde tranken auf ihre Gesundheit. Es war kaum zu glauben, dass sie schon sechsmal Geburtstag gehabt hatte, seit sie in den Palast gekommen war. Und es war kaum zu glauben, wie viel sie inzwischen erlebt hatte.

An diesem Abend schlich sie sich früh weg. Sie war zu ruhelos, um mit den anderen zusammenzusitzen, und zu nervös, um zu schlafen, was möglicherweise daran lag, dass sie Jonathan mit Lady Delia hatte tanzen sehen. Allem Anschein nach hatte der Prinz vor, die Nacht mit der schönen, grünäugigen Frau zu verbringen, und Alanna wollte nicht dabei sein, wenn er sich mit ihr zusammen zurückzog.

Der Gedanke an Delia brachte sie dazu, zu der verschlossenen und mit einem Zauber geschützten Holztruhe am Fußende ihres Bettes zu gehen. Sie öffnete sie und holte die schönen Kleidungsstücke hervor, die sie so sehr liebte: ein spitzenbesetztes Hemd, hauchfeine, seidene Strümpfe, winzige Lederpantoffeln, ein purpurfarbenes Seidenkleid. Sie nahm sogar die schwarze Perücke hervor, die sie gewöhnlich in der Öffentlichkeit trug. Es gab nicht so viele violettäugige Rothaarige in der Gegend, als dass sie es hätte wagen können, ihr Zimmer ohne die schützende Perücke zu verlassen. Sie zog sich die Kleider an und bewunderte sich im Spiegel. Sie war nicht so schön wie Delia, aber hässlich war sie auch nicht. Trotzig warf sie sich einen Umhang über die Schultern. Es gab kein Gesetz, das von ihr verlangte, an ihrem siebzehnten Geburtstag ein Junge zu sein, und Trusty war gerade nicht da, um sie zur Vorsicht zu mahnen. Als sie den Glutstein berührte und den daneben hängenden Talisman, der sie davor schützte, schwanger zu werden, lächelte sie. Das, wodurch man schwanger wurde, würde sie niemals tun. Da war sie ganz sicher. Trotzdem konnte sie nicht anders, als daran zu denken, dass ...

Amüsiert, weil sie so albern war und über Sex nachdachte, lugte sie zur Tür hinaus. Im Flur war keiner zu sehen. Sie wollte einen Spaziergang durch die Gärten machen. Was kümmerte es sie, ob Jonathan mit Delia zusammen war oder nicht? Sie war frei und ungebunden, und das allein war wichtig! Sie kam sich ganz schön mutig vor und fühlte sich großartig, während sie allein durch die prachtvollen Palastgärten wandelte. Als sie dann eine einsame Bank entdeckte, legte sie ihren Umhang beiseite und setzte sich. Es war Vollmond; entspannt saß sie in seinem sanften silbernen Licht und streckte ihm das Gesicht entgegen. Eine Nacht für Liebende, dachte sie und biss sich dann auf die Lippen. Sie hatte keinen Geliebten und sie wollte auch keinen.

Sie ließ ihren Umhang liegen und schlenderte durch die Rosengärten, wo sie den schweren Duft der Blüten tief einatmete. Von hier aus konnte sie die lange Terrasse sehen, wo sie Jonathan und Delia zurückgelassen hatte. Sie entdeckte, dass dort ein Mann stand und sie beobachtete. Plötzlich ging er nach drinnen, und ihre Abenteuerlust verflüchtigte sich. Sie wollte nicht, dass einer ihrer galanten Freunde herauskam und ihr den Hof machte; das Leben war auch so schon kompliziert genug.

Er wartete neben der Bank auf sie, auf der sie ihren Umhang zurückgelassen hatte.

»Hallo«, sagte er beiläufig und reichte ihn ihr. »Ich glaube, das ist deiner.«

Alanna zog sich die Perücke vom Haar. »Woher wusstest du, dass ich es bin, Jonathan?«

Er machte einen Schritt auf sie zu und nahm ihre Hand. »Ich vermutete es. Und dann sah ich deinen Gang und da wusste ich es sicher.«

Alanna zog eine Grimasse. »Frau Cooper versucht mir abzugewöhnen, dass ich wie ein Junge gehe, aber sie scheint keinen Erfolg zu haben.«

Jonathan hob den goldenen Anhänger, den sie um den Hals trug, und betrachtete ihn. »Was ist das?«, fragte er. Seine Stimme war leise und zärtlich.

Alanna war dankbar, dass er im Dunkeln nicht sehen konnte, wie sie errötete. »Es ist ein Talisman, der... Er soll mich davor bewahren, schwanger zu werden«, stammelte sie. »Frau Cooper hat ihn mir vor langer Zeit gegeben.«

Jon lachte in sich hinein. »Hast du ihn schon mal ausprobiert?« , fragte er und legte seinen freien Arm um sie. Alanna drückte sich von seiner Brust weg und versuchte, nicht auf das alberne Flattern in ihrem Magen und auf die Hitze, die ihren Körper durchströmte, zu achten.

»Was soll das heißen?«, fragte sie mit rauer Stimme.

»Das.« Schnell küsste er sie. Alanna wurde schwindlig, und sie war dankbar, dass er sie so festhielt. Sie hatte Angst. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie heute Nacht in seinem Bett verbringen wollte.

Jonathan hörte auf, sie zu küssen, und fing stattdessen an, ihr Mieder aufzuschnüren.

Entsetzt stieß ihn Alanna weg. »Nein!«, rief sie und packte die Bänder. »Ich war verrückt zu glauben – Jonathan, bitte!«

Der Prinz merkte, dass ihre Hände so stark zitterten, dass es ihr nicht gelang, die Bänder wieder zu schnüren. Er schüttelte den Kopf und erledigte es für sie.

»Du kämpfst gegen etwas an, was einfach passieren muss«, sagte er. »Und das weißt du genauso gut wie ich.«

»Ich ... ich weiß gar nichts«, stammelte sie. »Ich habe mir geschworen, niemals einen Mann zu lieben! Vielleicht lag es am Mond und an meiner Einfältigkeit, dass ich diesen Schwur eben fast gebrochen hätte ...«

»Hör auf!«, befahl er ihr. Er zwang sie, ihn anzusehen. »Wir gehören zusammen. Ist das etwa dumm von mir Bestimmt ist es dir schon lange klar, dass das geschehen musste.« Als sie nicht antwortete, seufzte er. »Geh, bevor ich mich anders besinne.«

Alanna rannte davon. Als sie in ihrem Zimmer angekommen war, verriegelte sie die Tür. Sie zog sich aus und warf ihre Kleider in eine Ecke. Das hatte sie vom Kleidertragen! Wenn jemand Röcke trug, kamen die Männer auf komische Gedanken! Georg hat dir Liebe geschworen, bevor er dich jemals in Röcken sah, sagte etwas in ihr, aber diesen Gedanken schob Alanna beiseite. Sie ging nervös auf und ab und schnippte mit den Fingern. Wo war Trusty? Sie wollte nicht allein sein, wenn Jonathan in sein Zimmer zurückkehrte.

Plötzlich bekam sie weiche Knie und setzte sich aufs Bett. Natürlich würde Jonathan nicht in sein Zimmer zurückkommen. Bestimmt ging er jetzt zu Delia. Es war nicht Alanna, die er wollte; er wollte lediglich ein Mädchen, mit dem er seinen Spaß haben konnte.

Oh?, sagte die Stimme in ihrem Kopf. Warum hat er dann gesagt, was er sagte? Warum hat er gesagt, du gehörest zu ihm?

Hatte die Göttin sie nicht gemahnt, sie müsse die Liebe lernen? Liebte sie Jonathan?

Ein Geräusch im anderen Zimmer erschreckte sie. Er war nicht zu Delia gegangen. Er machte sich in seinem eigenen Zimmer bereit ins Bett zu gehen und er bewegte sich leise, um sie nicht zu stören. Er hatte also nicht nur seinen Spaß haben wollen!

Alannas Lippen zitterten. Sie wollte Jonathans Liebe. Um ganz ehrlich zu sein – sie hatte diese Liebe schon seit langem gewollt.

Sie klopfte an die Verbindungstür. »Jon?«

Er machte auf. Seine Augen leuchteten, als er sie ansah. Alanna schluckte. »Ich hab Angst. Hilf mir bitte.«

Jonathans Stimme war rau, als er sagte: »Ich hab auch Angst. Wenigstens können wir zusammen Angst haben.«