Nag Hammadi – Ketzerbibel?

Gegen Ende des Jahres 1945 stieß der ägyptische Bauer Muhammad Ali, gemeinsam mit Kollegen auf der Suche nach Sabakh, einem geschätzten natürlichen Düngemittel, auf einen großen, verschlossenen Tonkrug. Zunächst zögerten er und seine Kumpane, den Krug zu öffnen, hätte er doch einen Dschinn enthalten können. Schließlich überwog aber die Hoffnung auf Gold und Ali zerschlug das Gefäß.

Weder Gold noch Dschinn kam zum Vorschein. Stattdessen blickten die Bauern auf dreizehn ledergebundene Codices in unterschiedlichem Erhaltungszustand, die in koptischer Sprache abgefasste urchristliche Texte enthielten – was sie zu diesem Zeitpunkt freilich noch nicht ahnen konnten.

Die Ägypter kamen überein, den Fund Muhammad Ali zu überlassen, da sie ohnedies keinen unmittelbaren Wert in ihnen erkennen konnten. Ali brachte die kostbaren Schriften nach Hause, wo vermutlich der gesamte Codex XII ein Raub der Flammen wurde: Seiner Mutter waren die Schriften verdächtig vorgekommen.

Deshalb und weil Ali des Öfteren polizeiliche Hausdurchsuchungen aufgrund einer laufenden Blutfehde nach der Ermordung seines Vaters über sich ergehen lassen musste, brachte er die übrigen elf Codices (der heute mit Nummer XIII bezeichnete war irgendwo verloren gegangen) zu einem koptischen Priester. Jetzt dauerte es nicht mehr lange, bis die Bedeutung des Fundes erkannt wurde; nach der Ausverhandlung einer Aufwandsentschädigung in Höhe von 300 Pfund gingen die Codices von Nag Hammadi in den Besitz des ägyptischen Staates über und wurden dem koptischen Museum überantwortet, wo sie bis heute aufbewahrt werden.

Der als Codex I geführte Band und weitere Schriften waren allerdings über den Umweg eines Nachbarn von Ali und eines zypriotischen Antiquitätenhändlers zum Jung-Institut bzw. einer italienischen Sammlerin gelangt. Auch diese Schriften fanden letztendlich, wenn auch mit Jahren der Verzögerung, ihren Weg ins Koptenmuseum von Kairo.

Die eigentliche Erforschung konnte beginnen – und wie sich zeigen sollte, war doch so etwas wie ein Dschinn im Tonkrug gesessen. Der Geist eines frühen Christentums, der die etablierte Institution Kirche in einige Schwierigkeiten brachte.

Die Un-Heilige Schrift
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