Kapitel 27

 

In den darauffolgenden Tagen beschäftigte sich O’Brien ausschließlich mit den Ermittlungen zu der Mordserie. Er sah Jenny erst Samstagmittag wieder. Sie war entsetzt, als ihr Paul von der Bluttat in Aviemore berichtete. »Sei froh, dass du das nicht sehen musstest! Diese grauenvollen Bilder würden dich ein Leben lang verfolgen!«

   Als sie den Lunch einnahmen, ertönte Pauls Handy. Der Anruf kam von Evelyne Forster.     »Die Suche hat sich gelohnt, Inspector! Ich habe einen alten Brief gefunden, worin McDavids Wohnort erwähnt wird.«

   »Wunderbar!«, rief O’Brien. Und wo wohnt nun dieser Peter McDavid?« Mit vor Spannung gespitztem Mund und hochgezogener Stirn schaute er zu Jenny hinüber.

   »In Elgin, das liegt irgendwo im Nordosten«, sagte Mrs Forster. »Dort kennt ihn bestimmt jeder, denn er ist Lehrer an der dortigen Grundschule.«

 

(11) Zentrum von Elgin

 

   Jenny verfolgte mit Interesse Pauls Wiederholung. »In Elgin also. Aha! Und ist dort Lehrer? Nun gut, ich werde ihn gleich morgen aufsuchen. Vielen Dank, Mrs Forster!«

   Nun konnte sich Jenny nicht mehr beherrschen:

   »Wie bitte? Peter McDavid und Elgin? Das darf doch nicht wahr sein! Lucy Burnett, meine damalige Kollegin von der Zeitung Lewis Today, hatte nach Elgin geheiratet. Und rate mal wen: Einen Grundschullehrer namens Peter McDavid. Ich wurde sogar zur Hochzeit eingeladen. Peter fuhr damals einen kleinen roten Fiat. Ich machte mit den beiden sogar eine Tour an die Küste. An Peter kann ich mich allerdings nur noch schwach erinnern, aber vermutlich ist er es, den du suchst.«

   »Das wird sich noch herausstellen, hoffentlich treffe ich ihn morgen an. Wo liegt eigentlich dieses Elgin?«

   »Nordöstlich von hier im Verwaltungsbezirk Moray. »Bitte nimm mich mit! Es ist doch Sonntag, da habe ich frei!«, bettelte Jenny.

 

Natürlich konnte Paul ihr diesen Wunsch nicht abschlagen. So machten sie sich am frühen Morgen auf die etwa 60 Kilometer weite Fahrt zur Bezirkshauptstadt Elgin. Schon von Weitem war die gewaltige Ruine der bereits während der Reformation zerstörten, einstmals mächtigsten Kathedrale des schottischen Nordens zu erkennen.

   »Soweit ich mich erinnere, befindet sich die Schule ein paar Straßen hinter der Kirchenruine«, meinte Jenny.

   Sie fuhren die Highstreet in östlicher Richtung weiter, als Jenny freudig ausrief: »Ich glaube da drüben steht Peter McDavids Auto!«

   Paul sah das Hinweisschild School und bog in die angezeigte Seitenstraße ein. Direkt hinter einem roten Fiat älteren Baujahrs hielt er an.

   »Das ist die neue Schule!« Jenny deutete auf ein einstöckiges, weiß verputztes Gebäude mit Flachdach und einer Reihe riesiger Fenster. »Sie wurde erst in den Neunzigern eingeweiht. Das alte, vermutlich Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts errichtete Schulhaus dient jetzt als Lehrerwohnung, falls sich das seit meinem damaligen Besuch nicht geändert hat.«

   Jenny ging voran und öffnete das schmiedeeiserne Gartentor. Ein aus Kleinpflastersteinen bestehender Weg führte zu dem früheren, aus grauem Granitgestein errichteten Schulhaus, das in einem seltsamen Kontrast zu dem modernen Gebäude direkt daneben stand.

   »Er wohnt noch hier!«, jubelte Jenny und drückte in freudiger Erwartung auf die Klingel neben der klobigen, mit dunkelbraunem Lack mehrfach überstrichenen Haustür. Im gleichen Augenblick vernahmen sie das Winseln eines Hundes, aus dem nach und nach ein heftiges Kläffen wurde. »Damals hatten sie noch keinen Hund. Sie scheinen sich ein kleineres Tier angeschafft zu haben, jedenfalls nach dem Gebell zu urteilen. Auf alle Fälle können sie nicht weit sein, zumal ja der Fiat in der Nähe geparkt wurde. Versuchen wir es später noch mal.«

 

Sie unternahmen inzwischen einen Bummel durch die Altstadt und besichtigten auch die Kirchenruine. Als sie nach etwa zwei Stunden erneut an der Haustür klingelten, vernahmen sie abermals wütendes Hundegebell.

   »Das ist schon merkwürdig«, sagte Jenny. »Man lässt doch einen kleinen Hund nicht so lange allein zurück. Was meinst du, ob ihnen etwas zugestoßen sein könnte?«

   »Hm! Auch ich habe das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt«, gab Paul nach kurzem Nachdenken zur Antwort. »Vielleicht ist uns dieser Unhold wieder zuvorgekommen, dem ist vermutlich alles zuzutrauen: Am letzten Dienstag Jane McNiven, bereits einen Tag darauf Harry Coleman. Und jetzt ...? Ich muss die Polizei einschalten und die Tür öffnen lassen.«

 

Schneller als erwartet trafen zwei Constable von der Police Station Elgin ein. Sie waren in Begleitung eines Schlossers, der die Tür im Handumdrehen öffnete. Ein rehbrauner Zwergpinscher sprang ihn bellend an. Als der Schlosser den Hund mit einem derben Fußtritt abwehrte, lief dieser aufjaulend davon und ließ sich auch später nicht mehr blicken.

   Sie brauchten nicht lange zu suchen, um ihre Vorahnung bestätigt zu finden: Im hinteren Teil des schmalen, dunklen Flurs lag Peter McDavid lang ausgestreckt auf dem Rücken. Eine tiefe, kreisrunde Wunde in seiner Stirn bezeugte, dass auch er wieder ein Opfer des barbarischen Serienmörders wurde.

   Paul war entsetzt und fühlte wie sein Atem stockte. Jenny war übel geworden. Sie hatte sich am ganzen Körper zitternd in einen Sessel im Wohnzimmer fallen lassen, wo sie sich ein Taschentuch vors Gesicht hielt. Als Paul ihr Schluchzen vernahm, ging er zu ihr und strich zärtlich über ihr Haar. »Hoffentlich siehst du jetzt ein, weshalb ich dich nicht mehr mitnehmen wollte. Hätte ich geahnt, was uns hier erwartete, dann wäre ich bestimmt allein gefahren. Ich will nur hoffen, dass der Vorsprung dieses Unholds noch nicht allzu groß ist.«

   Jenny erhob sich und lehnte ihren Kopf an Pauls Schulter. »Wo mag Lucy nur stecken? Sie scheint verreist zu sein, sonst hätte es wohl auch sie erwischt. Ich muss jetzt raus aus dieser grauenvollen Wohnung! Du findest mich später in deinem Wagen. Zunächst brauche ich Bewegung an der frischen Luft.

   Paul gab ihr den Autoschlüssel. »Du hast recht! Bis später also. Hoffentlich kann ich bald nachkommen. Wir treffen uns dann am Auto.«

   Einer der Polizeibeamten hatte bereits die Spurensicherung angefordert, auch ein Arzt war inzwischen eingetroffen. Nach Untersuchung der Leiche meinte er: »Der Tod muss schon gestern Abend eingetreten sein. Aber woher rührt das merkwürdige Loch in der Stirn? So etwas habe ich noch nie gesehen! Jedenfalls werde ich veranlassen, dass der Leichnam rasch in die Gerichtsmedizin überführt wird.«

   Paul O’Brien verspürte wenig Lust, den Arzt über die wahren Ursachen der tödlichen Verletzung aufzuklären. ›Sollen die doch selber herumrätseln‹, dachte er bei sich. Der Schock saß ihm noch tief in den Knochen.

   Während die Spurensicherung bereits in vollem Gange war, erschien ein Mann in eleganter Polizeiuniform, der sich als ACC (Assistant Chief Constable) Alan Smith von der Moray Division der Grampian Police vorstellte. Paul O’Brien zeigte seinen Dienstausweis vor. Er war tief beeindruckt, dass sich ein solch hochrangiger Polizeibeamter persönlich mit dem Fall befasste.

   »Wir nehmen dieses neuerliche Verbrechen sehr ernst, Inspector, denn wir sind hinreichend informiert über die schrecklichen Ereignisse der letzten Wochen. Aber was haben Sie eigentlich hier verloren?«

   O’Brien informierte ACC Smith über die Hintergründe, die ihn nach Elgin führten und dass seine Freundin Jenny Symon bei dieser Gelegenheit ihre frühere Kollegin Lucy besuchen wollte, die Ehefrau des ermordeten Peter McDavid.

   »Und wo befindet sich Mrs McDavid jetzt?«, erkundigte sich ACC Smith.

   »Keine Ahnung!«, erwiderte O’Brien und zuckte mit den Achseln. »Hier war sie jedenfalls nicht. Vielleicht ist sie verreist, allerdings parkt ihr roter Fiat nicht weit von hier.«

   »Gut zu wissen, dass sich das CID Inverness bereits um diesen Fall kümmert. Dann werde ich wohl nicht weiter gebraucht. Sollten Sie jedoch weitere Hilfe benötigen, dürfen Sie mit meiner vollsten Unterstützung rechnen. Die beiden Constable stehen übrigens ab sofort unter Ihrem Befehl.« Damit verabschiedete er sich.

 

Paul O’Brien wies die Polizisten an, sich bei den Nachbarn nach möglichen Tatzeugen umzusehen. Doch sie hatten keinen Erfolg. »Keiner will was gehört oder gesehen haben«, erklärte der ältere der beiden.

   Kurz darauf läutete es an der Haustür. Paul O’Brien öffnete selber. Eine Frau mittleren Alters stand draußen und schien ziemlich aufgeregt zu sein. »Ich wohne gleich nebenan, bin soeben erst nach Hause gekommen. Eine Nachbarin berichtete mir, was hier passierte. Es ist schrecklich, Peter McDavid war so ein lieber Mann. Wenn das seine Frau erfährt!«

   »Ist Ihnen bekannt, wo sie sich zurzeit aufhalten könnte?«, erkundigte sich O’Brien.

   »Lucy, also Mrs McDavid? Ja natürlich! Wir treffen uns normalerweise sonntags zum Bridge. Aber für heute hatte sie abgesagt, sie wollte nämlich für ein paar Tage ihre kranke Mutter besuchen.«

   »Und wo wohnt die?«, bohrte O’Brien weiter.

   »Wissen Sie, ich bin nicht neugierig und hatte nie danach gefragt. Aber Lucy erwähnte mal eine der Hebriden-Inseln.«

   »Wir müssen unbedingt Lucy McDavid finden. Lebt deren Mutter vielleicht auf Skye, Mull oder einer der Äußeren Hebriden? Denken Sie bitte scharf nach!«

   »Bedaure Inspector. Ich weiß es wirklich nicht mehr.«

   »Ist Ihnen gestern etwas Besonderes aufgefallen?«

   »Eigentlich nicht. Doch ja! Es war gestern Abend – die Zeit weiß ich nicht so genau – da tat es in der Nähe einen Knall. Ich erschrak, nahm aber an, dass er von einem defekten Auspuff herrührte. Sicher hörte ich den tödlichen Schuss in McDavids Wohnung. Wie schrecklich!«

   Paul O’Brien bedankte sich bei der Zeugin. Inzwischen hatten auch die Spezialisten von der Spurensicherung die Arbeit aufgenommen.

   »Sehen Sie mal, was ich soeben gefunden habe!« Eine junge Kriminaltechnikerin wedelte vor O’Briens Nase mit einem dunkelgrauen Stofffetzen.

   »Und, was ist damit?«, fragte O’Brien skeptisch.

   »Mein Kollege meint, dass es von einer Herrenhose stammen könnte. Vermutlich Teil eines Stoßbands vom unteren Ende eines Hosenbeins.«

   Paul O’Brien nahm den Stoffrest entgegen und zeigte sich begeistert. »Wo haben Sie denn das entdeckt?«

   »Ich fand es zufällig im Körbchen des kleinen Hundes. Vermutlich riss er es mit seinen spitzen Zähnen aus der Hose des Mörders, als er seinem Herrchen zu Hilfe kommen wollte.«

   »Sie sind ein Engel!« strahlte O’Brien. »Dieses Beweisstück bricht dem Kerl hoffentlich das Genick!«

 

Für Paul O’Brien gab es hier vorläufig nichts mehr zu tun; die Kriminaltechniker schienen ihre Arbeit äußerst gewissenhaft auszuführen. Außer dem Stück Stoff hatten sie im Hundekorb noch Blutspuren entdeckt, die nach Lage der Dinge nicht vom Opfer stammen konnten. Allem Anschein nach hatte der Zwergpinscher dem Mörder eine stark blutende Wunde zugefügt.

   O’Brien wies beide Polizisten an, noch solange im Haus zu bleiben, bis die Spurensicherung abgeschlossen sei. Abschließend sollten sie die Versiegelung der Tür vornehmen.

   »Was machen wir jetzt mit dem kleinen Hund?«, fragte der Wortführer missmutig.

   »Da lassen Sie sich was einfallen!«, gab O’Brien zur Antwort. »Im Übrigen müssen Sie diesen Fall absolut vertraulich behandeln, dürfen also keine Informationen an die Presse geben. Sonst besteht nämlich Gefahr für Leib und Leben von Mrs McDavid«, sagte er. Dann verließ er mit knappem Gruß das Haus.

 

Es war inzwischen Nachmittag geworden. Jenny saß mit hängendem Kopf im Auto und sah Paul missbilligend an, als er die Wagentür öffnete.

   »Es tut mir leid, dass ich dich so lange habe warten lassen«, sagte Paul sich entschuldigend. »Aber es sollte wohl so sein, dass wir bereits einen halben Tag nach dem Mord hier auftauchten. Nur fehlt uns noch von Lucy McDavid jede Spur. Eine Nachbarin erklärte, sie sei zu ihrer kranken Mutter gefahren, konnte aber nicht sagen, wo die wohnt.«

   »Du bist mir vielleicht ein Kriminalist!«, frotzelte Jenny. Hast du denn ganz vergessen, dass Mrs McDavid meine ehemalige Kollegin in Stornoway auf Lewis war? Vor ihrer Heirat hieß sie Lucy Burnett. Es ist immerhin möglich, dass ihre Mutter noch in Stornoway wohnt.«

   Paul setzte eine schuldbewusste Miene auf. »Ich muss mich jetzt wohl schämen, dass ich nicht gleich daran dachte. Aber wenn so viele Eindrücke auf einen herunterprasseln, kann das Gedächtnis schon mal blockiert sein. Ich werde sofort nach Mrs Burnetts Adresse forschen lassen.

   »Nein, so geht das nicht!«, empörte sich Jenny. »Hast du denn gar kein Gefühl mehr?« Sie öffnete ihre Umhängetasche und zog ein Notizbuch heraus. »Hierin steht noch die Telefonnummer von Lucys Eltern! Ich werde sie nachher verständigen, und zwar nicht so rücksichtslos, wie ihr Beamten das zu tun pflegt.« Sie strafte Paul durch grimmige Blicke. Doch dann lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und versuchte ein zaghaftes Lächeln. »Und was hast du jetzt vor?«

   »Zunächst bringe ich dich nach Hause. Du musst dich erst einmal von all dem Schrecken erholen. Und morgen werde ich mich hier nochmals umsehen, dann soll mich aber Hastings begleiten.«

 

Als Paul sie vor ihrem Haus absetzen wollte, flehte Jenny: »Du willst mich doch wohl nicht allein lassen? Gerade jetzt brauche ich dich! Bitte bleib diese Nacht bei mir, sonst drehe ich noch durch.«

   Paul zögerte zunächst, denn eigentlich hatte er vorgehabt, trotz des Sonntags die Ereignisse dieses Tages im Computer des CID zu protokollieren. Anschließend wollte er Sir Anthony anrufen, um ihn über den Sachstand zu informieren. Er wusste zwar, dass sein oberster Chef über die sonntägliche Störung keineswegs begeistert sein würde. Doch andererseits – wenn er das versäumte – würde ihm ein Rüffel am Montagmorgen sicher sein. Als er aber Jennys enttäuschten Blick bemerkte, lenkte er ein.

 

Wie sich später herausstellte, war seine Entscheidung richtig gewesen, diese Nacht bei Jenny zu verbringen, die sich allmählich wieder beruhigte. Erstmals erfuhr Paul einiges über ihre jüngste Vergangenheit.

   »Erzählte ich dir eigentlich schon, warum ich damals Ullapool den Rücken kehren musste?«, erkundigte sie sich nach dem Abendessen.

   Paul schüttelte wortlos den Kopf und Jenny erklärte ihm, in welcher Gefahr sie sich befand, als ihr Artikel über die geplanten Aquakulturen im Loch Broom erschienen war. »Inzwischen glaube ich nämlich, dass die Mordfälle am Loch Ness, Loch Ewe und Loch Eil in direktem Zusammenhang stehen mit den Bürgerprotesten gegen die Errichtung von Lachsfarmen. Die Frage ist nur: Was hatten Harry Coleman und Jane McNiven damit zu schaffen? Standen beide vielleicht mit den Umweltschützern in Verbindung? Oder hatte gar Matthew McNiven etwas damit zu tun? Und letztendlich: Wo ist das Autowrack der Familie Packard verblieben? Es dürfte sich kaum in Luft aufgelöst haben. Das sind doch Fragen über Fragen, denen dringend nachgegangen werden sollte. Aber anscheinend passiert da überhaupt nichts!«

   Jenny machte eine Verschnaufpause und fuhr dann fort: »Bitte sei mir nicht böse, aber ich habe das Gefühl, dass die Ermittlungen von irgendeiner Seite blockiert werden, entweder vonseiten des CID oder der Polizei, oder gar den Justizbehörden. Habe ich nicht recht?«

   Paul wunderte sich zunächst über Jennys Redefluss und erwiderte dann: »Sicher, auch ich dachte schon daran, ob hier nicht von politischer oder anderer Seite etwas vertuscht wird, um vielleicht ein hohes Tier zu schützen. Dagegen kann man nur wenig tun, sondern muss auf den berühmten Kommissar Zufall hoffen. Seit der Ermordung Baynes und Adams’ ist im CID alles ziemlich durcheinandergeraten. Es wird Zeit, dass wieder Ordnung in den Laden kommt. Angeblich sucht man einen Nachfolger für Bayne, wurde aber noch nicht fündig. Vermutlich befürchten die Kandidaten, ebenfalls umgebracht zu werden, sobald sie sich mit der Aufklärung dieser Verbrechen befassen. Ich jedenfalls bewerbe mich nicht um den frei gewordenen Posten, wer weiß, was dann auf mich zukäme. Außerdem hätte ich dann noch weniger Zeit für dich.«

   Jenny schwieg eine Weile und meinte dann: »Du solltest nochmals zu den einzelnen Tatorten fahren. Vielleicht würdest du dort auf bislang unentdeckte Spuren stoßen.«

   »Gar keine schlechte Idee!«, lobte Paul. »Warum bist du eigentlich nicht zur Kripo gegangen? Frauen wie dich könnten wir dort gut gebrauchen. Es sind die Intuitionen, die euch Frauen uns Männern überlegen machen.« Nachdenklich schwieg er einen Augenblick und fuhr dann fort: »Würdest du mich nochmals begleiten? Auf deinen Rat möchte ich ungern verzichten.« Belustigt sah er Jenny an.

   »Ist das wirklich dein Ernst? Willst du dich wirklich nochmals mit einem Angsthasen wie mich belasten, der gleich in Panik gerät, wenn er nur das Wort Mord vernimmt?«

   Paul nickte »Genau, das will ich! Das zeigt mir die Grenzen auf, die wir Männer oft überschreiten, indem wir ein Verbrechen wie Mord berufsmäßig als etwas Alltägliches betrachten und total vergessen, dass es sich um eine Anomalie menschlichen Verhaltens handelt. Aber was soll’s, dein lieber Chef erteilt dir ohnehin keine Reiseerlaubnis mehr, zumindest was meine Begleitung betrifft.« Er musste jetzt lachen.

   »McKinnel hat mir keinesfalls verboten, dich zu begleiten. Er hat mir nur davon abgeraten, weil er befürchtet, ich könnte mich unnötig in Gefahr begeben. Bestimmt hat er nichts dagegen, wenn ich ein paar Tage mit dir fahre und ihm schließlich eine tolle Story liefere. Ich darf also mitkommen? Dann rufe ich gleich morgen früh McKinnel an und gebe ihm Bescheid.«

   »Du bist ein Schatz!«, strahlte Paul. Dann besiegelten sie den soeben beschlossenen Plan mit einem herzhaften Kuss.

Ein mörderisches Komplott
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