Wie zündet man eigentlich ein Haus an? Vielleicht hätte ich mich vorher informieren sollen. Aber wo? Bei der Freiwilligen Feuerwehr?
Nun muss es so gehen, mit dem Kanister Super bleifrei, einer angebrochenen Hasche Brennspiritus und ein paar Grillanzündern. Ich bin mir fast sicher, dass ich in 1000 preiswerte Haushaltstipps, der Bibel meiner Schwiegermutter, noch kostengünstigere Vorschläge gefunden hätte. »Das guuuute Super!«, würde sie stöhnen, mit wuchtiger, ihrem Brustumfang angemessener Betonung auf dem U. »Bleifrei hätte es doch auch getan!« Meine Schwiegermutter ist sowieso immer der festen Überzeugung, dass ich zur Verschwendung neige. Nur, weil ich meinen Wein nicht bei Aldi kaufe. Überhaupt: Aldi. Das ist auch so ein Thema, damit kann man jede Kaffeerunde in Schwung bringen, da, wo ich herkomme. Aber dazu kommen wir später.
Erst mal soll die Hütte lodern, das Fertighaus Typ Edeltraut, mit Vollkeller und Ausbaureserve. In Krimis heißt es doch immer, der Täter hätte Brandbeschleuniger verwendet. Was ist das genau? Seltsam, bislang habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht. Wahrscheinlich wäre das eh nichts für mich, denn ich kann noch nicht mal einen Schnellkochtopf bedienen. Als Hausfrau bin ich eine Niete, damit habe ich mich abgefunden – aber meine Karriere als Brandstifterin, die beginnt erst. Da kann ich es noch zu etwas bringen. Aber wie denn bloß?
Erst mal das Benzin auf den Teppich kippen. Genauer gesagt: auf die Auslegware. Das ist nämlich ein Unterschied, Teppich und Auslegware. Und wir sind hier auch nicht in einer Musterhaussiedlung, sondern im Massivhauspark. Das lernt man, wenn man ein Haus bauen will. Vor zwei Wochen wollte ich das nämlich noch. Obwohl »wollen« vielleicht nicht ganz das richtige Wort ist. Ich nahm es als gegeben hin. So wie Männern die Haare ausfallen, man ein Auto auf keinen Fall länger als sieben Jahre fahren soll und die Gottesanbeterin nach dem Sex den Gatten verspeist, genauso hielt ich es für ein Naturgesetz, dass ich ein Haus bauen würde. Ich habe es mir nicht gewünscht, es gehört einfach dazu, dort, wo ich herkomme: vom Dorf. Man macht es. Wo sollte man denn auch sonst wohnen? In der Stadt etwa? Ausgeschlossen! Dort findet man ja nie einen Parkplatz. Genau so selbstverständlich wie ein Haus zu bauen ist es natürlich auch, ein Carport daneben zu setzen. Ich hätte es auch getan. So war mein Leben: Alles ergab sich so, wie es sollte. Es gab feste Regeln, es gab garantierte Sicherheit. Dachte ich zumindest. Bis ich merkte, dass das nicht stimmte.
Mein Unbehagen begann an einem ungewöhnlich schwülen Tag im Mai.