ZWEIUNDZWANZIG

Das Mädchen war krank, ihre Haut fühlte sich klamm an, und ihre Versuche, sich ihm zu entwinden, waren lächerlich schwach. Reston wünschte, er wäre sie losgeworden, hätte sie einfach von sich stoßen und davonlaufen können, aber das wagte er nicht. Sie war seine Garantie, um die Reihen der Angreifer an der Oberfläche unbehelligt zu passieren sie würden niemanden töten, der zu ihnen gehörte.

Dennoch hätte er sich gewünscht, dass das dumme Mädchen nicht so krank gewesen wäre. Die Kleine hielt ihn auf, war kaum im Stande zu gehen und ließ ihm keine andere Wahl, als sie mit sich zu schleppen, erst durch den Korridor nach Norden, dann nach Osten, in Richtung der Verbindungstür zum Zellenblock. Von den Zellen war es noch ein Fußmarsch von knapp zwei Minuten bis zum Wartungsaufzug.

Fast da. Ist fast vorbei, diese unmögliche, unglaubliche Nacht ist nicht mehr weit

Er war ein wichtiger Mann, er war respektiertes Mitglied einer Gruppe, die über mehr Geld und Macht verfügte als die meisten Länder. Er war Jay Wallingford Reston und da war er nun und wurde in seiner eigenen Einrichtung gejagt, gezwungen, eine Geisel zu nehmen, einem kranken Mädchen die Waffe an den Kopf zu halten und sich wie ein gemeiner Dieb davonzuschleichen. Das war absurd, einfach unfassbar.

„Zu fest“, flüsterte das Mädchen mit heiserer, erstickter Stimme.

„Zu dumm aber auch“, antwortete er zynisch und zerrte seine Geisel weiter, hielt sie im Würgegriff, ihren schlanken Hals in seiner Armbeuge. Daran hätte sie denken sollen, bevor sie in den Planeten eingedrungen war.

Er zog sie durch die Tür, die in den Zellenblock führte, und fühlte sich mit jedem Schritt, den er machte, besser. Jeder Schritt brachte ihn dem Entkommen näher, dem Überleben. Er würde sich nicht von einer Gruppe scheinheiliger, selbstgerechter, visionsloser Gangster abknallen lassen eher würde er sich selbst umbringen.

An den leeren Zellen vorbei, erreichten sie fast die Tür als das Mädchen stolperte. Die junge Frau stürzte so schwer gegen ihn, dass es ihn beinahe umgerissen hätte. Sie hielt sich an ihm fest, versuchte sich wieder aufzurichten, und in Reston stieg ein an Irrsinn grenzender Zorn auf, blindwütige Rage.

Verdammtes Miststück! Ich sollte dich hier und jetzt abknallen, dein scheiß Gehirn über die Wände verteilen !

Doch bevor er dem Drang abzudrücken nachgeben konnte, bekam er sich wieder in die Gewalt. Der vorübergehende Verlust seiner Selbstbeherrschung beunruhigte ihn nachhaltig. Es wäre ein Fehler gewesen, sie umzubringen, und ein kostspieliger dazu.

„Mach das noch mal, und ich leg dich um!“, drohte er kalt. Dann trat er gegen die Tür, die in den Hauptgang führte.

Er war angetan von der Gnadenlosigkeit in seiner Stimme, denn er hatte wie ein Mann geklungen, der nicht zögern würde, seine Drohung auch in die Tat umzusetzen, falls es sein musste und er hatte nicht nur so geklungen. Er war zu allem entschlossen.

Durch die Tür und in den Gang hinaus

„Lass sie los, Reston!“

John und Red standen an der Ecke, beide richteten ihre Waffen auf ihn. Sie verstellten ihm den Weg zum Fahrstuhl.

Sofort riss Reston das Mädchen zurück. Sie mussten wieder in den Zellenblock, wo er überlegen konnte, wie es weitergehen sollte.

„Vergessen Sie das ganz schnell!“, warnte Red. „Sie sind direkt hinter Ihnen. Wir haben gesehen, wie sie Ihnen folgten. Sie sitzen in der Falle!“

Verzweifelt drückte Reston die Waffenmündung gegen den Kopf des Mädchens. Ich habe die Geisel, sie können nicht sie müssen mich gehen lassen!

„Ich mach sie kalt!“ Er wich weiter zurück, bewegte sich auf den Vorraum zum Testlabor zu. Das Mädchen hielt sich torkelnd auf den Beinen.

„Und dann machen wir dich kalt“, erwiderte John, und in seiner tiefen Stimme klang nicht der Hauch eines Zweifels. „Wenn du ihr wehtust, tun wir dir weh. Lass sie los, und wir verschwinden.“

Reston erreichte die geschlossene Metalltür, streckte die Hand nach dem Kontrollfeld aus und drückte den Knopf, der Tor und Luke nach Eins öffnete.

„Ihr könnt unmöglich erwarten, dass ich das glaube“, fauchte er, während das Metallschott nach oben glitt. Es war nur noch ein einziger Dak am Leben, und er hatte den Käfig offen gelassen. Ich kann klettern, ich kann ihnen immer noch entkommen, es ist nicht zu spät!

In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Zellenblock, und die beiden anderen traten heraus traten zwischen die bewaffneten Männer und ihn, und er handelte instinktiv, ohne nachzudenken. Er ergriff seine Chance.

Reston stieß seine Geisel brutal von sich, schleuderte sie seinen vier Widersachern entgegen, sprang in derselben Bewegung nach links und traf die Luke mit der Schulter. Die Tür nach Eins flog auf, und er war hindurch, warf sie hinter sich zu. Es gab einen Riegel, und er schob ihn vor. Das metallische Klicken löste eine Welle von Erleichterung in ihm aus.

Er war sicher, dass sie ihm nichts anhaben konnten, so lange er den Lichtungen fernblieb.

Starke Hände fingen sie auf, noch bevor sie zu Boden fallen konnte und sie war wieder in der Lage zu atmen und John und Leon waren am Leben

Die Erleichterung stieg wie ein warmer Strom in Rebecca auf und ließ sie sich noch schwächer fühlen. Der würgende Griff hatte ihr den größten Teil der Kraft geraubt. Mehr noch, jetzt, da sie darüber nachdachte, fühlte sie sich wie der personifizierte Tod oder wie Scheiße auf einem Cracker, ein Ausspruch, den sie in ihrer Kindheit geliebt hatte

Claire hielt sie fest es waren Claires starke Hände, die sie spürte und alle scharten sich um sie herum. John hob sie mühelos auf. Rebecca schloss die Augen und überließ sich entspannt ihrer Erschöpfung.

„Bist du in Ordnung?“, fragte David und sie nickte, erleichtert und froh, dass sie wieder zusammen waren, dass niemand Schaden genommen hatte

Niemand außer mir zumindest.

… und sie wusste, dass sie wieder in Ordnung kommen würde, wenn sie nur Gelegenheit bekam, sich ein wenig auszuruhen.

„Wir müssen hier raus, jetzt“, sagte Leon. In seinem Tonfall lag eine Dringlichkeit, die Rebecca veranlasste, die Augen zu öffnen. Das behagliche, schläfrige Gefühl war wie weggeblasen.

„Warum?“, fragte David in ebenso scharfem Ton.

John drehte sich um und trug Rebecca mit schnellen Schritten den Gang hinunter. Über die Schulter rief er zurück: „Wir erklären es euch auf dem Weg nach oben, aber wir müssen weg so schnell wie möglich, kein Witz!“

„John?“, fragte sie, und er schaute zu ihr herab, schenkte ihr ein kleines Lächeln. Doch seine dunklen Augen sagten etwas anderes.

„Uns passiert nichts“, behauptete er, „entspann dich einfach, fang an, dir Geschichten auszudenken, mit denen du uns erzählst, wie deine Kriegsverletzungen zustande kamen.“

Sie hatte ihn nie so beunruhigt gesehen und fing an, ihm zu berichten, was sie verletzt hatte, als irgendwo vor ihnen ein gewaltiges Donnern erklang, ein Geräusch, als würden Wände eingerissen, Glas zerspringen Als poltere ein Elefant durch einen Porzellanladen.

John kreiselte alarmiert herum und rannte den Weg zurück, den sie gekommen waren. Rebecca hörte Claire keuchen und David ausrufen: „O mein Gott!“ beides in atemloser Fassungslosigkeit, und sie spürte, wie ihr müdes Herz vor Angst zu trommeln begann.

Etwas ungeheuer Bedrohliches kam auf sie zu.

Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
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