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Was ist mit denen, die bereits wahnsinnig sind? Was ist mit denen, die so sind wie ich?

Auch nach einem nächtlichen Training ließen Katyas Fragen Dev keine Ruhe. Er hatte versucht, ihre zarten Berührungen, den sinnlichen Körper durch körperliche Anstrengung zu vergessen, aber es hatte kaum etwas genützt. Sein Zorn wandte sich gegen das Schicksal – warum brachte es Katya in sein Leben, wenn er sie doch vernichten musste?

„Dev.“

Er hatte ihr Kommen bemerkt und sah nun hoch. „Was willst du hier?“ Am Nachmittag hatte er sich nur mühsam davon abhalten können, sie gegen die Fensterscheibe zu pressen und auf alle erdenklichen Arten zu nehmen … wieder und wieder. „Geh zu Bett.“ Denn er traute sich selbst nicht mehr. Nicht, nachdem er zwei Mal weggegangen war und nun die Nacht sie beide vor den Augen der Welt verbarg.

„Ich wollte dich etwas fragen.“ Auf nackten Füßen kam sie herein und blieb einen Schritt vor ihm stehen.

Er ballte die Fäuste, als sie ihn mit leuchtenden Augen ansah. „Ich habe über den Nachmittag nachgedacht.“

„Katya –“

„Nein, lass mich ausreden.“

Er nickte, Verlangen hatte ihm die Sprache verschlagen.

„Ich war wohl etwas kurzsichtig“, sagte sie. „Ich will –“

„Nein.“ Er presste die Zähne aufeinander und wollte an ihr vorbei.

Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. „Du weißt doch noch gar nicht, was ich sagen will.“

Er drückte sie mit dem Rücken gegen die Wand und hielt ihr seidiges Haar in der Hand. „Ich weiß genau, was eine Frau will, die mich so anschaut.“ Und sein Körper hätte ihr nur zu gerne genau diesen Wunsch erfüllt. Doch er konnte ihr das nicht antun. Sie wusste nicht, um was sie bat, welches Risiko sie einging.

Am Nachmittag war er trunken vor Leidenschaft gewesen, aber heute Abend wusste er genau, was er tat, seine Entscheidung würde ihn bis an sein Lebensende verfolgen. „Die Antwort ist nein. Und so wird es immer bleiben.“

Ihre Wangen färbten sich rot, sie war so verdammt unschuldig, dass er sich in Gedanken sämtliche ihm bekannten Flüche an den Kopf warf, weil er es überhaupt so weit hatte kommen lassen. Doch dann öffnete sie die Lippen, und er vergaß, was er hatte sagen wollen.

„Warum denn nicht?“, fragte sie. „Es gibt doch eine Verbindung zwischen uns.“

Es kostete ihn alle Kraft, ihr Angebot nicht anzunehmen. Sein Glied pochte, er war bereit, sie zu nehmen, ihr sein Zeichen aufzudrücken. „Warst du schon einmal mit einem Mann zusammen, Katya?“

„Nein, das weißt du doch.“

Ja, das wusste er. Die Medialen hielten nichts von solch intimen Vergnügungen. „Dann lass dir eines von mir gesagt sein: Wenn wir es tun, wirst du nicht nur körperlich etwas empfinden.“

Sie senkte zwar nicht den Blick, aber er nahm das leichte Zittern in ihrem Körper wahr. „Ich werde mich mehr an dich gebunden fühlen.“

„So kann man es auch nennen.“ Er konnte sie weder loslassen noch zurücktreten. „Heute Nachmittag hast du mich einen Augenblick lang gehasst, nicht wahr.“

Sie schwieg.

„Sag schon.“

„Ja“, sagte sie und schob das Kinn vor. „Bist du jetzt zufrieden?“

Obwohl es nichts Neues für ihn war, spürte er einen Stich im Herzen. „Wenn wir es tun, wäre es für uns beide nur noch schmerzhafter, wenn ich dich einsperren müsste.“

Sie zuckte zusammen. „Dinge ändern sich. Ich bin bereit.“

Es wäre so einfach, sich überreden zu lassen. „Bist du ganz sicher?“ Seine Lippen streiften ihren Mund. „Oder hoffst du nur, dass ich dich verschone, wenn du dich ficken lässt?“

Der absichtlich rohe Ausdruck ließ sie erstarren. „Lass mich los.“

Er fasste ihre Hüfte an. „Hasst du mich jetzt genug oder –“

„Du hast dich deutlich genug ausgedrückt!“ Sie stemmte sich wütend gegen seine Brust. „Lass mich jetzt gehen!“

Er hörte, wie ihre Stimme brach, und das brach ihm das Herz. „Gott helfe mir, aber das kann ich nicht.“ Er zog sie an sich und hielt sie fest.

Sie hörte erst auf sich zu wehren, als er sagte: „Schsch, ich halte dich.“

Sie hielt still. „Das hast du schon einmal gesagt.“ Dann schlang sie die Arme um ihn und sagte mit zitternder Stimme: „Damals hast du mir das Leben gerettet.“

Unausgesprochen stand zwischen ihnen, dass er sie nun nicht mehr schützen konnte.

Sie ließen sich zu Boden sinken, und er lehnte sich gegen die Wand, hielt sie so fest, wie er nur konnte. Stunde um Stunde saßen sie so eng aneinandergeschmiegt, bis die Morgensonne am Horizont erschien.