18
Pflegestation
Dies ist der Tag, den der Herr macht;
lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.
Psalm 118,24
Als mein Gesundheitszustand es zuließ, wurde ich auf die Pflegestation verlegt. Dort angekommen, hatte ich weiterhin keine nennenswerten Schmerzen und fühlte mich nach wie vor in den Umhang Gottes gehüllt. Ja ich war glückselig.
Wenn jemand zum ersten Mal in mein Zimmer kam, trat er oder sie buchstäblich einen Schritt zurück und fragte mit überraschter Miene: »Was geht hier vor?« Die Menschen hatten das Gefühl, eine physische Macht und Gegenwart sei im Raum. Zunächst achtete ich nicht weiter auf solche Bemerkungen. Dann aber, als ganz unterschiedliche Leute mir den gleichen Eindruck mitteilten, kam ich zu der Überzeugung, dass sie hier eine fast greifbare Energie spürten. Ich hätte darüber nicht verwundert sein sollen, denn ich selbst konnte Gottes Gegenwart deutlich spüren.
Seit meinem Unfall waren mehrere Wochen vergangen, aber ich verbrachte den größten Teil der Tage immer noch in nachdenklicher Betrachtung, um in all den Geschehnissen einen Sinn zu entdecken. Ich glaubte, dass alle Dinge zum Besten dienen, und überlegte, welche Gründe zu diesem Unfall geführt haben mochten. Völlig unerwartet saß ich plötzlich erneut in einem herrlichen, sonnenüberfluteten Feld mit einem Engel zusammen. Der strahlende Glanz, den die Schönheit ringsum verbreitete, und die reine verströmende Liebe des Engels überwältigten mich und spendeten mir zugleich neue Kraft.
Wir schienen stundenlang ins Gespräch vertieft, und ich verspürte nie den Wunsch, von dort wegzugehen. Wir erörterten die Einzelheiten meines Unfalls, und ich erhielt weitere Informationen darüber, warum ich zur Erde zurückgeschickt worden war.
An späterer Stelle werde ich mehrere dieser Gründe näher beleuchten; zum Beispiel sollte ich für die Gesundheit meines Mannes sorgen, meiner Familie und Gemeinde ein Fels in der Brandung sein, zumal nach dem Tod unseres Sohnes, anderen Menschen helfen, den Weg zu Gott wiederzufinden, und meine Geschichte sowie die damit verbundenen Erfahrungen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen.
Als unser Gespräch beendet und für mich die Zeit gekommen war, in die Gegenwart zurückzukehren, küsste mich der Engel auf die Stirn und verabschiedete sich. Ich wusste, dass es unsere letzte Unterredung war und dass mit diesem Kuss die behandelten Themen gleichsam unter einem Schleier verborgen wurden. Später würde ich die Möglichkeit haben, den Schleier zu heben und mich an all die mitgeteilten Worte zu erinnern, wenn ich das wirklich wollte, aber mir war auch klar, dass sie eigentlich verschleiert bleiben sollten.
Mit meiner Verlegung auf die Pflegestation war die besondere Annehmlichkeit verbunden, Besucher empfangen zu können. Ich freute mich mächtig auf den ersten Besuch meiner Kinder, um endlich jedes von ihnen an mich zu pressen und zu beruhigen. Als sie eintraten, sträubten sich jedoch die drei älteren, mir nahe zu kommen, und das jüngste blieb meinem Bett so fern wie möglich. Offenbar muss mein Anblick sie verschreckt haben, erkannten sie mich mit all den an meinen Körper angeschlossenen Schläuchen und Geräten kaum wieder, aber ihr Zögern brach mir das Herz. Es dauerte ein paar Tage, bis sie sich daran gewöhnt hatten. Danach verbrachten wir wunderbare Stunden zusammen, in denen wir uns aneinanderkuschelten und Filme anschauten. Und obwohl ich sie vergötterte und die gemeinsame Zeit in vollen Zügen genoss, sehnte sich ein Teil von mir danach, bei Gott zu sein. Aufgrund dieser Einsicht fühlte ich mich zerrissen und deprimiert.
Eines Nachmittags wurde ich geweckt durch den Besuch von Al Forbes, einem meiner Partner in der orthopädischen Praxis. Er ist überzeugter Christ, und so verspürte ich das Bedürfnis, ihm meine außergewöhnlichen Erfahrungen im Fluss genauer zu schildern. Als ich von meinem Ertrinken erzählte, von Gottes liebevoller Umarmung und den Wundern, die dann geschahen, brach er in Tränen aus. Ich fragte, was ihn denn derart erschüttere, und hörte mit Erstaunen, ihn habe der Neid übermannt, dass ich Gott so nah gewesen sei, und er weine, weil er eigentlich nicht zu den Neidern zähle. Nach dieser Begegnung beschloss ich, nur wenigen Menschen die Details und das Ausmaß meiner Gotteserfahrung mitzuteilen, um niemanden in Verwirrung zu stürzen.
Da sich mein körperlicher Zustand so weit stabilisierte, dass es nicht mehr um mein Überleben ging, sondern um meine Genesung, wurde ich wieder stärker in die Wirklichkeit des Diesseits hineingezogen. Meine Verbindungen zu Gottes Welt verloren spürbar an Intensität, bis ich schließlich nicht mehr von der einen Welt in die andere wechseln oder Gespräche mit Engeln führen konnte.
Als ich weiter auf dem Wege der Besserung war und meine Partner in der Praxis (einschließlich meines Mannes) dem vorgeschlagenen Behandlungsplan zustimmten, fasste ich die erste von mehreren Operationen ins Auge, um meine diversen inneren Verletzungen behandeln zu lassen. Mit Beginn dieser Therapie traten auch die ersten Schmerzen auf.
Meine restliche Zeit im Krankenhaus war für alle Beteiligten eine Herausforderung. Ich versuchte nach wie vor, meine Erlebnisse zu verarbeiten, und meditierte über die drei Verse in 1. Thessalonicher 5, 16-18, aber meine Beine steckten in Gipsverbänden, die von den Zehen bis zu den Hüften reichten, sodass ich mich kaum bewegen und wenig tun konnte. Tagsüber war Bill in der Arbeit, die älteren Kinder gingen zur Schule, und Peter wurde von unserem Kindermädchen Kasandra versorgt. Da ich auf dem Rücken lag und nur an die Decke starren konnte, zählte ich immer wieder die Kacheln dort oben, zuerst in vertikaler, dann in horizontaler und anschließend in diagonaler Richtung. Die »aufregende« Feststellung, dass jedes Mal die gleiche Zahl herauskam, konnte meine Langeweile allerdings nicht verringern.
Besuche waren anstrengend, dienten mir aber als Lichtblicke in dieser ansonsten düsteren Zeit. Ein Freund rollte mein Bett vor das Fenster im Flur, durch das ein betörendes Sonnenlicht flutete, und eine aufmerksame Freundin brachte mir eine Körperlotion, deren Lavendelduft von einem Feld voll frischer Blüten zu kommen schien. Sobald ich mir etwas davon auf die Hände strich, genoss ich den Duft, der mich in ein Gefühl von Behagen und Schönheit hüllte. Das bedeutete mir so viel, dass ich die Flasche bis heute aufbewahrt habe.
Wenn ich sie jetzt gelegentlich öffne und den verbliebenen Wohlgeruch einatme, werde ich sofort an mein damaliges Entzücken erinnert, und auch an die Person, die es mir bescherte.
Nach mehr als einem Monat im Krankenhaus war ich jedenfalls keineswegs traurig, meine Sachen zusammenzupacken und nach Hause zurückzukehren.