Zweite Szene
8. Mai 3042 a. D.[Erdzeit]

SYSTEM: MECHA

PLANET: AUTOMATON PRIME

(HAUPTWELT DES ORDER OF TECHNOLOGY)

 

Genug gepuzzelt. Faye zog die Nase hoch und setzte die letzte verbeulte Kiste in das passende Hochregal.

Einen Teil der Aufräumarbeit hatte der dritte Antigrav-Stapler im Auto-Modus erledigt. Bei manchen Boxen waren die Barcodes durch den Aufprall dermaßen beschädigt worden, dass das Computerhirn keine exakte Zuordnung an die vorgesehenen Plätze vornehmen konnte. Also hatte sie sich erbarmt und die beschädigten Behältnisse einsortiert. Kris war noch immer bei Nuria. Faye wollte gar nicht wissen, was sie gerade taten.

Dafür schuldet er mir was. Auch wenn ich ihn leiden kann, dafür schuldet er mir was. Das ist mehr als ein Freundschaftsdienst. Sie hob das Kom-Gerät an die Lippen. »23, bist du da?«

»Ja, bin ich«, säuselte er zurück.

»Hast du herausgefunden, was der Auslöser für das Chaos im Frachtraum war?«

»Meine Cortés sagt: eine absichtlich herbeigeführte Überlastung des Ablagesteuersystems«, antwortete der Chemical singend, dann erklangen knisternde Kaugeräusche. Er aß Popcorn, sein Mund musste dabei offen stehen. »Sie konnte nichts dafür. Unmittelbar nach der ersten Bewegung von Kris' Stapler erfolgte der Eingriff, und zwar durch eine Beeinflussung vom Frachtraum aus. Er war nicht alleine da.«

»Heißt das, wir haben einen Saboteur in der Truppe?« Sie sah sich unwillkürlich um.

»Oder einen Passagier, den wir nicht hereingebeten haben. Cortés hat ihn nicht gesehen, die Kameras standen im falschen Winkel. Oder es ist unsichtbar, was immer es war, das Cortés in der Steuerung herumspielte.« 23 klang zornig. »Das war Vergewaltigung von künstlicher Intelligenz!«

Faye überlegte. »Weiß meine Schwester Bescheid?«

»CoDriver weiß Bescheid, meine Schöne«, sagte er kichernd. »Bericht und Ausdrucke. Alles. Alles! Kris ist unschuldig, Cortés ist unschuldig. Ich, der Soldatenmann und seine Krieger sind gerade auf CoDrivers Geheiß dabei, die Stockwerke zu cleanen. Ich mit den Augen von Cortés, die anderen zu Fuß. Keine besonderen Vorkommnisse. Bis auf unsere fünf Neuzugänge.« Er schluckte laut und trank schlürfend, was sie dazu brachte, den Mund zu verziehen. Es gab schönere Geräusche. »Die Automaten. Die Blechbüchsen.«

Die 20Ts. Nuria hat sie erwähnt. »Wo sind sie?« Faye hätte sie sich am liebsten gleich angesehen, nachdem sie von Kris die Beschreibungen seiner Halbschwester gehört hatte: Eine verchromte Gottesanbeterin, das würde sie sich nicht entgehen lassen.

»Sie machen gerade eine Tour und haben erst angefangen. Sie sind im unteren Deck. Ich habe ihnen einen Reinigungs-Bot geschickt, der ihnen die Sektionen anhand seines Putzplans erklärt.« Wieder knisterte es furchtbar. Sie stellte sich vor, dass es seine gesprungenen Zähne waren, die abbrachen und splitterten.

»Danke. Ich schaue sie mir mal an.« Faye parkte den Stapler und verließ den Frachtraum, in dem zwei Clean-Bots die letzten Spuren des Durcheinanders beseitigten. Kleine Dosen und verstreutes Essenskonzentrat wurde von ihnen eingesogen, der Boden gewischt. Aus einer Eingebung heraus beendete sie die Verbindung noch nicht. »Ach, 23?«

»Du störst mich beim Suchen«, quengelte er wie ein Kleinkind und schmatzte dabei.

»Waren die Automaten schon an Bord, als die Anlage im Frachtraum durchdrehte?«

»Kann sein, weiß nicht genau. Muss jetzt weg. Suchen. Mit Cortés.« Der Chemical rülpste und schaltete ab.

Faye fuhr mit dem Lift in die unterste Ebene des Raumschiffs und trabte locker durch die Korridore, auf der Suche nach den fünf Mitgliedern des 20T. Sie hätte auch 23 fragen können, wo genau sie sich befanden, aber dann würde der Chemical vermutlich seine Beherrschung verlieren. Das wollte sie sich und ihm ersparen.

Gang für Gang, Schleuse um Schleuse passierte sie. Von den Neuankömmlingen fehlte jede Spur.

Wo stecken sie? Faye war sich im Klaren darüber, dass sie stundenlang durch die Cortés laufen könnte, ohne sie zu treffen. Und gerade eben, als sie 23 doch anfunken wollte, Laune hin oder her, wurde sie fündig.

Sie standen vor dem dicken Stahlschott, das in die Luftschleuse führte, in dem der Collector gefangen saß: die fang-schreckenförmige Halbschwester, die wirklich so aussah, wie Kris sie beschrieben hatte; ein Mann und eine Frau, die auf den ersten Blick unmodifiziert waren; ein schmaler Roboter, gerade einmal etwas mehr als ein Meter groß mit einem runden, schwarzen Tonnenleib sowie sechs mechanischen Armen ausgerüstet. Mann und Frau trugen lange schwarze Mäntel, darunter schauten dunkelgraue Hosen und klobige Militärstiefel hervor. Sie standen andächtig um den kleinen Putz-Bot der Cortés herum und lauschten seinen seelenlos vorgetragenen Erklärungen.

Sollten es nicht fünf sein? Faye schaute sich um, entdeckte in dem Gang jedoch keinen weiteren 20T. »Hallo«, grüßte sie in die Runde und näherte sich. »Sie machen sich schon mit dem Schiff vertraut.«

Sie hoben die Köpfe und blickten sie an. Mann und Frau lächelten sofort, auf den metallenen Gesichtern der Schrecke und des Bots konnte sie keine Regung ausmachen. »Von Grund auf. Und wir können uns danach als Reinigungskräfte verdingen«, antwortete der Mann und deutete eine Verbeugung an. »Mein Name ist Olonin«, stellte er sich galant vor.

Kris' Halbbruder. Faye steckte die Hände in die Taschen. Zu nett wollte sie nicht sein. Die Automaten hatten sich nicht zuerst bei der Crew vorgestellt, wie es sich gehört hätte, sondern inspizierten die Cortés, als wollten sie das Schiff in Beschlag nehmen.

Olonin lächelte. »Das ist Kratos Beta 21/239, die Dame an meiner Seite ist Joule, und dies hier ist Daidalos Beta 21/1245643«, machte er sie nacheinander bekannt. »Nach Rücksprache reicht es jedoch aus, wenn Sie Daidalos und Kratos sagen.«

»Die Cortés ist bereits den Plänen nach ein schönes Raumschiff, aber in Wirklichkeit sieht sie noch besser aus«, sagte ausgerechnet Daidalos zu Fayes Überraschung mit einer sehr menschlichen, echten Stimme, die aus der Mundöffnung drang. Er erinnerte an eine vielarmige Künstlerpuppe, wie sie manche romantisch veranlagte Zeichner verwendeten, um den menschlichen Körper mit seinen Proportionen in verschiedenen Bewegungen darzustellen. Auf echtem Papier natürlich, nicht auf einem Tab-Sheet.

»Ich bin schon schlechter gereist«, stimmte sie ihm zu.

»Die Technik ist phänomenal«, lobte Joule mit einer künstlichen Computerstimme, wie sie vor mehr als eintausend Jahren einmal als modern gegolten hatte. 20Ts hielten das offenbar für schick. »Einen KSP- und LSP-Antrieb zu kombinieren, das ist nicht jedem möglich.«

Sie gingen weiter.

Olonin hakte sich ungefragt bei Faye ein. »Würden Sie uns die Ehre erweisen, die Professorin zu vertreten, damit wir wenigstens ein echtes Besatzungsmitglied beim ersten Rundgang dabeihaben?«

Sein Arm war kalt wie Stahl. Faye verspürte keine rechte Lust, die Fremdenführerin zu geben, zumal der Bot sich gut machte. Waren ihr schon die Chims zuwider, weckten die Stahlschrecke und die Künstlerpuppe bei ihr noch mehr Ablehnung. Vermutlich lag es an dem Wissen, dass Menschen in der ganzen Elektronik steckten. Wer sich dermaßen verstümmelte, konnte nicht mehr normal sein. Im Innern der scheinbaren Menschen Olonin und Joule hörte sie dank ihrer Einbildungskraft Zahnräder klicken und Kleinstreaktoren summen. Jetzt, wo sie die 20Ts gefunden hatte, wollte sie weg. »Ich habe noch etwas zu tun«, log sie.

»Wirklich?«, machte Joule, und jeder hörte, dass sie eigentlich Lügnerin sagte.

Daidalos stellte sich so, dass Faye nicht nach hinten ausweichen konnte. Das passte ihr überhaupt nicht. »Bitte, tun Sie uns den Gefallen!«, bettelte er geschickt. Die Stimme war nun so moduliert, dass etwas darin schwang, was ihren Widerstand hinwegschmolz. Olonins Arm schien sie eingeklemmt zu halten, und Kratos öffnete leicht ihre Fangbeine.

Belagern sie mich? Faye hatte sich noch nicht entschieden, was sie tun wollte, als sie einen schwachen blauen Blitz als Reflexion auf der glänzenden Schreckengestalt sah. In ihrem Rücken ging etwas vor. Sie wollten mich ablenken! »Einen Moment«, sagte sie und machte sich von Olonin los, ging an Kratos und Joule vorbei und sah durch das kleine Fenster in den Hangar, wo der Collector gefangen saß.

Die fünf Justiners lagen alle auf dem Boden und regten sich nicht. Der Collector stand noch immer an seinem Platz, wo sie ihn mit Magnetschellen festgeschnallt hatten. Davor erhob sich ein fünf Meter großes Kunstwesen mit vier Roboterarmen und -beinen, die an einem humanoiden Rumpf saßen; einen Kopf sah Faye von ihrer Position aus nicht. Drei der Arme, an deren Enden siebenfingrige Eisenhände saßen, pflückten an der Rüstung herum, der vierte drückte auf die Bedienungstasten der Messgeräte. Dünne Schläuche, durch die leuchtend blaue Flüssigkeit jagte, verbanden das Wesen mit dem Collector.

»Hey!« Faye drückte den Knopf für den Öffnungsmechanismus.

Nichts geschah.

Sie schlug mit der Faust gegen die Scheibe. »Weg von dem Gefangenen!« Sie drehte den Kopf und sah die 20Ts an. »Was soll das?«, rief sie ärgerlich und legte eine Hand an den Pistolengriff.

Niemand antwortete. Olonin lächelte verkniffen.

Faye hob das Kom-Gerät. »23, öffne das Schott zum Hangar und ruf den Major. Wir brauchen die komplette Einheit sofort hier unten. Eine der Blechbüchsen hat sich den Collector geschnappt und ... macht ... irgendwas mit ihm. Er soll die schweren Waffen mitbringen.«

»Cortés ist böse«, sagte der Chemical aufgebracht. »Jemand hat ihre Augen beschädigt und ihr die Nerven abgeklemmt. Ich kann den Hangar nicht sehen und das Schott nicht ansteuern!«

Die LEDs im Gang wechselten von bläulich zu tiefrot. Die Alarmsirene dröhnte in rhythmischem Abstand.

Faye sah wieder durch die Scheibe.

Der Collector bäumte sich nun in seiner Halterung auf, Blitze spielten über die Oberfläche des Panzers. Der fünfte 20T bearbeitete ihn gleichzeitig mit Härte, brutale Hiebe der Stahlfinger krachten gegen den Gefangenen und schüttelten ihn durch.

Verdammt! Er bringt ihn um! Faye aktivierte die Schottüberbrückung und drehte die Handkurbel, so schnell sie vermochte. Zentimeterweise hob sich die Sperre.

Das Quartett rührte sich nicht und schaute zu, als ginge es die 20Ts nichts an, dass einer von ihnen ein unentschuldbares Verhalten an den Tag legte.

Als die Lücke breit genug geworden war, rollte sich Faye in den Hangar und zog die Pistole. Sie rannte auf das riesige Bot-Wesen zu, das in dem roten Licht noch gefährlicher wirkte als durch das vakuumsichere Glas. »Lass ihn los! Weg von dem Collie!«

Der 20T ließ tatsächlich von ihm ab. Die drei Arme lösten sich von der Panzerung, und der Rumpf drehte sich mitsamt Armen. In der Brust wurde ein eingelassenes menschengroßes, silbernes Gesicht sichtbar, das einem Helmvisier oder einer Theatermaske glich; die Augen leuchteten braun.

Faye bemerkte einen ungewöhnlichen Geruch, gemischt aus Öl, Blut und Koriander. Leise zischend klinkten sich die dünnen Schläuche aus dem Collector und wurden eingerollt, verschwanden im Leib.

»Hinaus«, drang es zwischen den starren, leicht geöffneten Lippen hervor. »Ich bin noch nicht fertig.« Armkomponenten verschoben sich und bildeten lange scharfe Klingen. Zwei Abdeckungen im Rumpf öffneten sich, Granatköpfe wurden sichtbar.

»Doch, bist du«, erwiderte sie, steckte die Pistole ein und hob eine der überschweren Waffen der Justifiers auf, um eine Chance gegen die mehr als doppelt so große Kampfmaschine zu haben. Wo bleibt McFaiden? »Ich glaube nicht, dass du die Erlaubnis von Suede hast, hier zu sein.« Sie deutete auf die Gardeure. »Tot?«

Ein lautes Quietschen vom Eingang her ließ sie kurz über die Schulter blicken.

Das Schott hatte sich geöffnet, und herein quollen McFaiden und fünf seiner Leute. Schwer bewaffnet und gepanzert, kaum von einem Collie zu unterscheiden, wenn sie größer gewesen wären. Deswegen hatte es vermutlich auch so lange gedauert: In eine Kampfrüstung sprang man nicht so eben.

Vor ihr klirrte es leise, öliger Wind streifte sie.

Als sie nach vorn blickte, wollte sie es zuerst nicht glauben. Vor ihr stand ein gänzlich anderes Wesen! Es war nur noch so groß wie ein Mensch und höchstens anderthalb Meter breit. Das Silbergesicht saß jetzt im oberen Drittel der Brust, exakt in der Mitte. Zwei Arme, zwei Beine. Es ähnelte stark den unförmigen Industrie-Bots, bei denen es nicht auf Schönheit ankam.

Faye senkte die Waffe. Er... hat sich umgebaut!

McFaiden und seine Leute sicherten, drei Sanitäter kamen hinzu und kümmerten sich um die Kameraden, die am Boden des Hangars lagen.

»Was war hier los?«, wollte er von Faye wissen, die Stimme kam aus dem Helmlautsprecher. Die Mündung zielte dabei auf den 20T.

»Die vier da draußen haben mich abgelenkt, und dieses ...

Ding hier hat den Collie bearbeitet.« Faye kam sich komisch vor. »Sie waren mit Schläuchen verbunden, und er hat versucht, mit seinen vier Armen ...«

»Vier Arme?« McFaiden musterte den 20T. »Ich sehe zwei Arme und keine Schläuche.«

»Ja, ich weiß. Er hat sich umgebaut. Gerade eben, als Sie und Ihre Truppe hereinkamen«, antwortete sie wütend. Sie sah dem Mann durch das Visier an, dass er ihr nicht glaubte. »Sie können sich die Aufzeichnungen anschauen.«

»23 sagte uns, dass der gesamte Hangar ohne Strom war. Es hat mal wieder einen Fehler in einem Steuerungsmodul gegeben. Keine Aufzeichnungen.« McFaiden zeigte mit der Mündung nochmals auffordernd auf den 20T. »Was haben Sie getan?«

»Hier liegt ein Missverständnis vor.« Das Silbergesicht blieb steif. »Ich habe die Menschen gerettet und den Collector in Schach gehalten.«

»Sicher«, schnaubte Faye. »Ich habe doch gesehen, wie ...«

»Sie haben die Lage falsch eingeschätzt, Miss Durrick«, sagte Olonin hinter ihr und trat vorsichtig näher. Einer der Sanitäter gab Entwarnung: Die Gardeure lebten alle noch. »Miss Durrick konnte nicht wissen, was sich ereignet hat.«

»Sie haben mich doch abgelenkt, damit ich nicht mitbekomme, was in der Schleuse vor sich geht«, sagte sie anklagend. »Ein paar Sekunden später, und dieser Automat...«

»Kothar Gamma 57/1«, warf der 20T seinen Namen ein.

»... hätte den Collie fertiggemacht.« Sie sah McFaiden an. »Glauben Sie, ich lüge?«

»Sie lügen nicht, Sie interpretieren falsch.« Olonin räusperte sich. »Wir haben Miss Durrick zu ihrem eigenen Schutz abgelenkt, damit sie nicht in den Hangar stürmt und zwischen die Fronten gerät«, erklärte er. »Bei unserem Rundgang bemerkten wir, dass etwas im Hangar nicht stimmt. Wir sandten Kothar hinein, um den Collector wieder festzusetzen. Ihre Leute werden das bestätigen können.«

McFaidens Augenbrauen zogen sich zusammen. »Sie hätten stattdessen Alarm auslösen müssen!«

»Verzeihen Sie uns. Wir wollten durch die Bereinigung der Situation auf eigene Faust einen guten Eindruck bei der Professorin machen«, erklärte Olonin, und Joule nickte. Sie zerflossen förmlich vor Schuld. »Wie gesagt: Ihre Männer werden es Ihnen bestätigen können.«

»Na, schön.« McFaiden wies seine Leute an, die Fesseln des Gefangenen zu prüfen.

»Sie glauben ihm?« Faye stand kurz davor, einen ausgewachsenen Tobsuchtsanfall zu bekommen. Die Fingerknöchel wurden weiß, so fest umklammerte sie den Griff der Waffe.

»Ich denke, dass wir eine Erklärung für die unterschiedlichen Aussagen finden werden«, verbesserte er und funkte die Professorin an, um einen Statusbericht abzuliefern. Die Lampen sprangen wieder auf Blau. Nach einem kurzen Wortwechsel ging McFaiden zu den Messinstrumenten und nahm die Speichereinheiten heraus, steckte sie ein. Die ohnmächtigen Wachen wurden abtransportiert, vier neue übernahmen deren Posten.

»Mich verarscht ihr nicht«, raunte Faye Olonin und Kothar zu. »Ihr seid von nun an bei mir unbeliebter als ein Rudel Chims mit nassem Fell.«

Olonin bedachte sie mit seinem schiefen Lächeln, und Kothars Maskengesicht blieb starr und unbeweglich.

McFaiden beendete seine Unterhaltung. »Ich soll die 20Ts zu Professorin Suede bringen. Sie, Mister Lyssander, werden alles aufklären. Das wird mit den Aussagen meiner Leute und mit Ihrer Behauptung, Miss Durrick, abgeglichen«, ratterte er die Vorgehensweise hinunter und zeigte andeutend auf den Ausgang. Die 20Ts setzten sich in Bewegung.

Faye dachte nicht daran zu gehen. Sie wollte den Collector untersuchen. »Ich komme gleich nach.«

»Nein, brauchen Sie nicht«, erwiderte McFaiden im Weggehen. »Die Professorin hat nur nach den 20Ts verlangt.«

Sie hat sich ihre Meinung schon gebildet. Das ist ja hervorragend. Sie hob nur den Daumen und ging zum Collector, um ihn näher zu betrachten.

Der Geruch nach öl, Blut und Koriander nahm zu. Blaue Tröpfchen hatten sich auf dem Deck gesammelt und schwammen und waberten quecksilbergleich. Der Collector verlor sie aus mehreren dünnen Rissen in der Rüstung, die mit dem Auge kaum wahrzunehmen waren. Es sah aus, als schwitzte er.

Sie warf einen Blick auf die unzähligen Messinstrumente. Wieso haben die Messgeräte eigentlich funktioniert, wenn es keinen Strom gab? Entweder hatte 23 sich getäuscht oder gelogen, oder der 20T namens Kothar hatte die Maschinen selbst mit Energie versorgt.

Faye war neugierig, was McFaidens Leute zu Protokoll geben würden. Die Version des 20T glaubte sie nicht eine Sekunde. Die Drohung gegen sie war eindeutig gewesen.

»Durrick, Achtung!«, hörte sie die warnende Stimme einer Frau hinter sich, und sie blickte hastig zu dem Collector.

Der Gefangene drehte ganz langsam den Helm, das Visier richtete sich auf sie. Es war die erste Regung, seit sie ihn vom Heck der Cortés gesammelt hatten. Er machte zwei schwache Nickbewegungen, dann lehnte er den Kopf wieder zurück.

Was hatte das zu bedeuten? Faye blinzelte. Hat er sich ... bedanken wollen?

»Komm lieber weg, Durrick«, sagte die unbekannte Frau in ihrem Rücken. »Reicht, wenn der Collie einmal am Tag ausrastet. Ich brauch das nicht öfter.«

Faye bewegte sich von dem Wesen weg und stellte sich neben die Kämpferin, auf deren Rüstung Lopez geschrieben stand. »Glauben Sie mir, oder denken Sie, ich hätte mir das ausgedacht?«

»Hab nur die Hälfte deiner Erklärung gehört.« Lopez, deren Gesicht hinter dem getönten Panzerglas leicht bläulich wirkte, zuckte mit den Schultern. »War nicht dabei, als es passiert ist, Durrick.«

Die Aussage reichte Faye. Niemand glaubt mir. Es wurde Zeit, dass sie sich mit Kris traf. Unerklärlicherweise hegte sie die feste Überzeugung, dass er nicht an ihren Worten zweifeln würde.

Ohne eine weitere Erwiderung verließ sie den Hangar.

Am liebsten hätte sie die 20Ts wieder von Bord gehabt. Wenn Faye ehrlich zu sich war, wäre sie am liebsten ganz schnell von Bord gegangen und auf eine Welt geflogen, wo es nichts gab außer normalen Menschen. Keine Chims, keine 20Ts, keine Collectors und schon gar nicht ihre verrückte Schwester mit dem Driver in ihrem Verstand. Sie seufzte. Ein unerfüllbarer Wunsch.

Sie machte sich auf den Weg zu Kris' Kabine.

 

Collector
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