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Plackerei und Scherereien
 
»Und wieso müssen wir im Großen Wald von Birnam nach Hexen suchen?«, fragte Kent, während wir uns einen Weg durchs Moor bahnten. Es wehte nur eine leichte Brise, und doch war es arschkalt, bei all dem Nebel, der gedrückten Stimmung und meiner Verzweiflung wegen König Jeff. Fest zog ich das wollene Cape um meine Schultern.
»Scheißschottland!«, knurrte ich. »Albany ist bestimmt der feuchteste After in ganz Engelland. Rockträger, elende.«
»Hexen?«, rief Kent mir in Erinnerung.
»Weil dieser dämliche Geist gesagt hat, hier bekäme ich Antworten.«
»Geist?«
»Das Gespenst vom White Tower! Passt doch mal auf, Kent! Reime und Rätsel und so Zeug.« Ich erzählte ihm von der »Kränkung seiner Töchter drei« und dem »Irren, der den Blinden führt«.
Kent nickte, als verstünde er. »Und ich bin dabei, weil...«
»Weil es dunkel ist und ich klein bin.«
»Da hättest du auch Curan oder einen der anderen bitten können. Ich habe doch gewisse Vorbehalte gegen Hexen.«
»Quatsch. Die sind wie Ärzte, nur ohne Blut. Keine Sorge.«
»In den Tagen, als Lear sich zu den Christen zählte, waren wir den Hexen nicht eben wohlgesonnen. Man hat mir säckeweise Flüche um die Ohren gehauen.«
»Die können ja nicht sonderlich wirkungsvoll gewesen sein, oder? Ihr seid so alt, dass sich die Kinder vor Euch fürchten – und stark wie ein Bulle.«
»Ich lebe in der Verbannung, besitze keinen roten Heller und muss um mein Leben fürchten, sobald jemand meinen Namen erfährt.«
»Oh, stimmt! Dann war es mutig von Euch mitzukommen.«
»Aye, danke, Junge, aber ich fühle mich gar nicht mutig. Was ist das für ein Licht?«
Im Wald sah ich ein Feuer. Gestalten liefen darum herum.
»Vorsicht, mein guter Kent! Schleichen wir uns an und sehen mal, was es da zu sehen gibt, bevor wir uns zu erkennen geben. Leise, Kent, Ihr großes Trampeltier! Leise!«
Und nur zwei Schritte später zeigte meine Strategie ihren ersten Makel.
»Du klingst wie ein epileptischer Klingelbeutel«, sagte Kent. »So kannst du dich weder an Taube noch an Tote anschleichen. Bring endlich deine Glöckchen zum Schweigen, Pocket!«
Ich legte meine Narrenkappe auf die Erde. »Meine Mütze meinetwegen, aber die Schuhe ziehe ich nicht aus! Alle Heimlichkeit geht uns perdu, sobald ich zarten Fußes über Echsen, Dornen, Igel und dergleichen stapfe.«
»Dann nimm das hier«, sagte Kent und holte die Reste der Schweineschulter aus seinem Ranzen. »Dämpfe deine Glöckchen mit dem Fett.«
Verdutzt zog ich eine Augenbraue hoch, was im Dunkeln eine eher entbehrliche und übertrieben subtile Geste war, dann zuckte ich mit den Schultern und schmierte das Fett in die Glöckchen an meinen Zehen und Knöcheln.
»So!« Ich schüttelte ein Bein zum Klang von rein gar nichts. »Nun denn!«
Und wir schlichen uns an, bis wir direkt zum Rand des Feuerscheins kamen. Drei bucklige Hexen schritten langsam im Kreis um den großen Kessel, warfen kleine Brocken von diesem und jenem hinein und sprachen dabei Zaubersprüche vor sich hin.
»Doppelt plagt euch, mengt und mischt:
Kessel brodelt, Feuer zischt.«
»Hexen«, flüsterte Kent und huldigte damit dem Gott des Offensichtlichen.
»Aye«, sagte ich, statt ihn zu hauen. (Jones war bei meiner Mütze geblieben, um aufzupassen.)
»Molchesaug und Unkenzehe,
Hundezung und Hirn der Krähe,
Zäher Saft des Bilsenkrauts,
Eidechsbein und Flaum vom Kauz,
Starker Zauber eingemischt,
Höllenbrei im Kessel zischt.«
Sie doppelzischten den Refrain, und wir machten uns schon für eine weitere Strophe des Rezepts bereit, als ich spürte, wie etwas an meinem Bein entlangstrich. Um ein Haar hätte ich aufgeschrien. Ich fühlte Kents Hand auf meiner Schulter.
»Ruhig, Junge, es ist nur eine Katze.«
Noch ein Streichen um die Beine. Jetzt waren sie zu zweit, leckten mir die Glöckchen und schnurrten. (Es klingt angenehmer als es war.) »Das verdammte Schweinefett ist schuld«, flüsterte ich.
Ein drittes Katzentier schloss sich der Bande an. Ich stand auf einem Fuß und gab mir alle Mühe, den anderen möglichst hoch über ihre Köpfe zu halten, doch wenn ich auch ein geschickter Akrobat sein mag, blieb mir die Kunst der Levitation bisher verwehrt. Aus diesem Grunde wurde mir mein bodenständiger Fuß zur Achillesferse. Eines der Viecher grub mir seine Zähne in den Knöchel.
»Blöder Mist, blöder!«, rief ich mit Nachdruck. Ich hüpfte herum, kreiselte um mich selbst und gab allerlei geringschätzige Bemerkungen über katzenartigen Kreaturen von mir. Ein Fauchen und Miauen hub an. Als sich die Katzen schließlich verdrückten, saß ich breitbeinig am Feuer, Kent stand neben mir, das Schwert gezückt und kampfbereit, und die drei Vetteln reihten sich hinter dem Kessel auf.
»Weicht von mir, Hexenbrut!«, sagte Kent. »Ihr mögt mich in eine Kröte verwandeln, doch werden es die letzen Worte aus euren Mündern sein, bei denen Eure Köpfe noch auf den Schultern sitzen.«
»Hexen?«, sagte die erste Hexe, welche die grünste von den Dreien war. »Was für Hexen? Waschweiber sind wir, auf dem Weg durch diesenWald.«
»Wir waschen Euch Wäsche jedweder Gestalt«, sagte Hexe zwei, die größte.
»Ob’s Wasser auch warm oder kalt«, sagte Hexe drei, die eine fiese Warze über ihrem rechten Auge hatte.
»Bei Hekates24 nachtgetünchten Nippeln, hört auf zu reimen!«, sagte ich. »Wenn ihr keine Hexen seid, was sollte dann der Fluch, den ihr da gebrodelt habt?«
»Süppchen«, sagte Warze.
»Süppchen, Süppchen, gar nicht lau«, sagte Groß.
»Süppchen beinah blau«, sagte Grün.
»Das ist gar nicht blau«, sagte Kent mit Blick in den Kessel. »Eher bräunlich.«
»Ich weiß«, sagte Grün. »Aber bräunlich reimt sich nicht, oder, Schätzchen?«
»Ich suche Hexen«, sagte ich.
»Wirklich?«, sagte Groß.
»Mich schickt ein Geist.«
Die Vetteln sahen sich an, dann mich. »Der Geist hat dir gesagt, du sollst uns deine Wäsche bringen?«, sagte Warze.
»Ihr seid keine Waschweiber! Ihr seid Hexen! Und das da ist kein Süppchen, und dieser blöde Geist im White Tower hat gesagt, ich soll hier nach Antwort suchen. Könnten wir also vielleicht zur Sache kommen, ihr verhutzelten Brocken kalter Kotze?«
»Oje, gleich sind wir Kröten«, seufzte Kent.
»Ohne Geister geht’s wohl nicht, oder?«, sagte Groß.
»Wie sah sie aus?«, fragte Grün.
»Wer? Der Geist? Ich hab gar nicht gesagt, dass es eine sie war...«
»Wie sah sie aus, Narr?«, knurrte Warze.
»Wahrscheinlich werde ich auf meine alten Tage Käfer fressen und mich unter Laub verstecken, bis mich irgendein Weibsbild in den Kessel wirft«, sinnierte Kent, stand mittlerweile auf sein Schwert gestützt und betrachtete die Motten, die sich ins Feuer stürzten.
»Sie war gespenstisch blass«, sagte ich. »Ganz in Weiß – schleierhaft, mit blondem Haar und...«
»Aber sie war fesch?«, fragte Groß. »Würde sie als ›liebreizend‹ durchgehen?«
»Etwas durchsichtiger, als mir meine Weiber lieb sind, aber – aye – sie war fesch.«
»Aye«, sagte Warze, sah die anderen an, und sie steckten die Köpfe zusammen.
Als sie sich aufrichteten, sagte Grün: »Dann sag, was du zu sagen hast, Narr! Weshalb hat dich der Geist geschickt?«
»Sie hat gesagt, ihr könntet mir helfen. Ich bin Narr am Hofe König Lears von Britannien. Er hat seine jüngste Tochter Cordelia verstoßen, die mir irgendwie am Herzen liegt. Er hat meinen Narrenlehrling Drool diesem hinterfotzigen Bastard Edmund von Gloucester geschenkt, und mein Freund Taster wurde vergiftet und ist vergleichsweise tot.«
»Und vergiss nicht, dass sie dich im Morgengrauen aufknüpfen wollen«, fügte Kent hinzu.
»Macht euch darum keine Sorgen, meine Damen«, sagte ich. »Demnächst aufgeknüpft zu werden, ist mein Status quo und keineswegs ein Zustand, der eurer Instandsetzung bedürfte.«
Wieder steckten die Vetteln ihre Köpfe zusammen. Es wurde einiges geflüstert und manches gefaucht. Dann beendeten sie ihre Konferenz, und Warze, offenbar die Oberhexe, sagte: »Dieser Lear ist die reinste Plage.«
»Als er das letzte Mal zum Christentum übertrat, wurden mindesten zwanzig Hexen ertränkt«, sagte Groß.
Kent nickte und starrte auf seine Schuhe. »Die ›Petite Inquisition<... nicht eben ein Ruhmesblatt.«
»Aye, zehn Jahre haben wir gebraucht, sie zurückzuzaubern, um Rache nehmen zu können«, sagte Warze.
»An feuchten Tagen läuft Rosemary immer noch das Wasser aus den Ohren«, sagte Groß.
»Aye, und die Karpfen haben mir die kleinen Zehen abgeknabbert, als ich am Grund des Teiches lag«, sagte Grün.
»Da ihre Zehen derart gefilt25 waren, mussten wir einen verzauberten Luchs suchen und zwei von seinen Krallen als Ersatz nehmen.«
Rosemary (die Grüne) nickte feierlich.
»Wächst in zwei Wochen glatt durch den Schuh, aber keine Hexe kann Eichhörnchen schneller die Bäume raufjagen«, sagte Groß.
»Das stimmt«, sagte Rosemary.
»Und immer noch besser, als verbrannt zu werden«, sagte Warze.
»Aye, allerdings«, sagte Groß. »Da helfen auch keine Katzenpfötchen mehr, wenn dir alles abgebrannt ist. Lear hat sich auch ein paar Scheiterhaufen gegönnt.«
»Ich bin nicht in Lears Namen hier«, sagte ich. »Ich bin gekommen, um den Wahnsinn, den er angerichtet hat, wiedergutzumachen.«
»Und warum hast du das nicht gleich gesagt?«, sagte Rosemary.
»Wir waren schon immer darauf erpicht, Lear ein wenig Ungemach zu bereiten«, sagte Warze. »Wollen wir ihm die Pest an den Hals hexen?«
»Mit eurer Erlaubnis, meine Damen: Ich möchte nicht den alten Mann ungeschehen machen, nur seine Taten.«
»Ein simpler Fluch wäre einfacher«, sagte Groß. »Ein Spritzer Fledermausspucke in den Kessel, und wir könnten dafür sorgen, dass er noch vor dem Frühstück auf Entenbeinen herumwatschelt. Und wir könnten ihn quaken lassen, wenn ihr einen Schilling oder ein frisch stranguliertes Kleinkind zur Hand habt.«
»Ich will einfach nur meine Freunde und mein Zuhause wiederhaben«, sagte ich.
»Nun, wenn du nicht zu überreden bist, müssen wir uns beraten«, sagte Rosemary. »Parsley, Sage, kommt ihr mal eben?« Sie winkte die anderen Hexen zu einer alten Eiche, wo sie flüsterten.
»Parsley, Sage und Rosemary?«, sagte Kent. »Und was ist mit Thyme?«
Rosemary sah herüber: »Oh, Zeit hätten wir, wenn du noch etwas bleiben möchtest, Hübscher.«
»Gut gebrüllt, Vettel!«, sagte ich. Ich mochte die alten Weiber. Die hatten Biss.
Rosemary warf dem Grafen einen Blick mit ihrem einen Auge zu, hob ihre Röcke, richtete den welken Hintern auf Kent und strich mit ihrer lahmen Klaue darüber. »Rund und fest, mein guter Ritter. Rund und fest.«
Kent würgte kurz und wich ein paar Schritte zurück. »Gott schütze uns! Hinfort mit dir, garstig furunkelige Schachtel!«
Ich hätte mich abgewendet – hätte mich abwenden sollen, aber eine Grüne hatte ich noch nie gesehen. Ein schwächerer Mann als ich hätte sich vielleicht die Augäpfel herausgerissen, doch Philosoph, der ich war, wusste ich, dass dieser Anblick niemals ungesehen bleiben konnte, also hielt ich stand.
»Springt auf, Kent«, sagte ich. »Vetteln vögeln ist doch Eure Berufung... Und offensichtlich kommt Ihr wie gerufen.«
Kent wich zurück und stieß sich den Kopf an einem Baum. Benommen rutschte er am Stamm herunter.
Rosemary ließ ihre Röcke fallen. »Hab Euch nur veräppelt.« Die Vetteln gackerten, während sie einmal mehr die Köpfe zusammensteckten. »Aber wir hätten eine hübsche Krötung für Euch, wenn Ihr mit Eurer Narretei fertig seid. Moment mal eben...«
Die Hexen flüsterten einen Augenblick, dann nahmen sie ihren Marsch um den Kessel wieder auf.
»Türkennas’ und Tartarzunge,
Greifenwichs und Affenzahn,
Alraunenwurzel nicht zu wenig
Für den Sturz des irren Königs.«
»Ach, Mist!«, sagte Sage. »Wir haben keine Affenzähne mehr.«
Parsley warf einen Blick in den Kessel und rührte um. »Es ginge auch ohne. Du könntest einen Narrenfinger nehmen.«
»Nein«, sagte ich.
»Nun denn, dann nimm einen Finger von diesem ansehnlichen Mannsbild mit der schwarzen Schuhcreme im Bart. Der scheint mir närrisch genug.«
»Nein«, sagte Kent noch immer ein wenig benommen. »Und das ist keine Schuhcreme … Das ist eine geniale Tarnung.«
Die Hexen sahen zu mir herüber. »Ohne Affenzahn oder Narrenfinger ist kein Verlass auf die Treffsicherheit.«
Ich sagte: »Geben wir uns damit zufrieden und sehen zu, dass wir zu Potte kommen. Was halten die Damen davon?«
»Na, gut«, sagte Parsley, »aber macht uns keinen Vorwurf, wenn wir euch die Zukunft vermasseln.«
Dann folgte weiteres Rumgerenne und Gemurmel in toten Sprachen und ein nicht unerhebliches Maß an Gejammer, und endlich – als ich schon eindösen wollte – stieg eine gewaltige Blase im Kessel auf, und als diese platzte, entließ sie eine Wolke aus Dampf, die zu einem monströsen Gesicht wurde, nicht unähnlich der Trauermaske, wie reisende Schauspieler sie benutzen. Es leuchtete in nebliger Nacht.
»’allo«, sagte das große Gesicht leicht angetrunken.
»Hallo, großes, rauchendes Gesicht«, sagte ich.
»Rette Drool, du armerWicht!
Gen Gloucester zieh, verweile nicht!«
»Ach du Scheiße, der reimt auch?«, sagte ich zu den Hexen. »Gibt es denn heutzutage keine ganz normalen, prosaischen Gespenster mehr?«
»Schweig, Narr!«, fuhr Sage mich an, die ich mittlerweile im Stillen wieder Warze nannte. Zu dem Gesicht gewandt, sagte sie: »Du Schemen der finstersten Mächte, das mit dem Wo und Was haben wir geklärt, aber der Narr hatte auf einen Hinweis zum Wie gehofft.«
»Aye.’tschuldigung«, sagte das Dampfgesicht. »Wisst ihr, es liegt nicht an mir. Bei euren Zutaten fehlte Affenzahn.«
»Nächstes Mal nehmen wir zwei«, sagte Sage.
»Na gut, dann …
»DenWunsch des flüchtgen Königs brich!
Nimm alle Ritter diesemWüterich!
Den Töchtern als Mitgift sollst sie zuschlagen,
Und bald schon hat ein Narr das Sagen.«
Das dampfende Gesicht grinste.
Ich sah die Hexen an. »Ich soll also irgendwie Goneril und Regan dazu bewegen, Lear bei allem, was sie ihm schon genommen haben, nun auch noch die Ritter zu nehmen?«
»Er lügt nie«, sagte Rosemary.
»Er ist oft Scheiße unpräzise«, sagte Parsley, »aber kein Lügner.
»Noch mal...«, sagte ich zu der Erscheinung. »Schön zu wissen, was zu tun ist und so, aber eine Methode gegen den Wahnsinn wäre mir willkommen. So was wie eine Strategie.«
»Dreister kleiner Schlingel, wie?«, sagte die Schwade zu den Hexen.
»Möchtest du, dass wir ihn mit einem Fluch belegen?«, sagte Sage.
»Nein, nein. Der Bursche hat auch so schon einen steinigen Weg vor sich.« Die Erscheinung räusperte sich (oder gab zumindest ein räusperndes Geräusch von sich, da sie ja – genau genommen – gar nichts zum Räuspern hatte).
»Deinem Willen wird sich die Prinzessin beugen,
Wenn du im Brief ihr Liebe kannst bezeugen.
Königs und Königinnen Schicksal werde offenbar,
Bannt man die Leidenschaften ganz und gar.«
Damit verblasste die Erscheinung.
»Das war’s?«, fragte ich. »Zwei, drei Reime, mehr nicht? Ich hab keine Ahnung, was ich machen soll.«
»Bist wohl nicht der Hellste, was?«, sagte Sage. »Du sollst nach Gloucester reiten. Du sollst Lear von seinen Rittern trennen und dafür sorgen, dass sie unter das Kommando seiner Töchter kommen. Dann sollst du Liebesbriefe an die Prinzessinnen schreiben und deren Leidenschaft mit einem Zauber bannen. Gereimt hätte es auch nicht klarer sein können.«
Kent nickte und zuckte mit den Schultern, als hätte die gottverdammte Offensichtlichkeit mit erhellender Woge den Wald geflutet und ich sei der Einzige, der dabei trocken geblieben war.
»Du kannst mich mal, graubärtiger Trunkenbold. Woher soll ich denn bitte einen Zauberspruch nehmen, der die Liebe der Biester bannt?«
»Von denen da!«, sagte Kent und deutete rüde auf die Vetteln.
»Von uns«, trällerten die Vetteln im Chor.
»Oh«, sagte ich und ließ die Flutwelle über mich hinweggehen. »Natürlich.«
Rosemary trat vor und hielt mir drei schrumpelige, graue Kugeln hin, alle etwa von der Größe eines Menschenauges. Ich nahm sie nicht, aus Furcht, sie könnten so eklig sein, wie sie aussahen – gedörrte Elfenhoden oder so was in der Art.
»Wolfsfurz. Ein Pilz, der tief im Wald wächst«, sagte Rosemary.
»Liebesatem sich entfaltet mit Hilfe dieser Sporen.
Ein Zauber bannt den Menschen, der dafür auserkoren.
Leidenschaft an allen Tagen -
Du musst nur einen Namen sagen.«
»Also, kurze Zusammenfassung, ohne Reim?«
»Zerdrücke eine dieser Kugeln unter der Nase deiner Angebeteten, dann sag deinen Namen. Sie wird deinem Charme verfallen und sich vor Sehnsucht nach dir verzehren«, erklärte Sage.
»Im Grunde also überflüssig, oder?«, sagte ich grinsend.
Die Vetteln lachten sich in einen röchelnden Ringelreihen, dann gab Rosemary die Wolfsfürze in einen kleinen Seidenbeutel und reichte ihn mir.
»Dann bliebe da noch die Frage der Entlohnung«, sagte sie, als ich nach dem Beutel griff.
»Ich bin ein armer Narr«, sagte ich. »Wir beide besitzen nur mein Zepter und eine gebrauchte Schweineschulter. Aber, ich könnte auch warten, bis ihr der Reihe nach mit Kent durchs Heu gerollt seid, falls Euch das genügt.«
»Das könntest du nicht!«, sagte Kent.
Die Vettel hob die Hand. »Der Preis wird später festgelegt«, sagte sie. »Wann immer wir ihn nennen.«
»Also gut«, sagte ich und riss ihr den Beutel aus der Hand.
»Schwör es!«, sagte sie.
»Ich schwöre«, sagte ich.
»Mit Blut.«
»Aber …« Schnell wie eine Katze kratzte sie mit ihrer schartigen Klaue über meinen Handrücken. »Autsch!« Blut quoll aus der Wunde.
»Lass es in den Kessel tropfen und schwöre«, sagte die Hexe.
Ich tat, wie mir geheißen. »Da ich schon mal hier bin: Könnte ich vielleicht ein Äffchen bekommen?«
»Nein«, sagte Sage.
»Nein«, sagte Parsley.
»Nein«, sagte Rosemary. »Äffchen sind aus, aber wir rüschen deinen Kumpel ein bisschen auf, damit seine Verkleidung nicht so kläglich aussieht.«
»Dann macht mal!«, sagte ich. »Wir müssen los.«
Fool: Roman
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