14
Mrs. Bloodsworths Haus war ein einziger Traum. Die weißen Außenwände waren mit lavendelfarbenen, schwungvoll verzierten Leisten umsäumt, und die Haustür war in einem zarten Veilchenblau gehalten. Eine Frau, die den Mumm hat, ihr Haus in diesen Farben zu streichen, muss man respektieren, wenn nicht sogar fürchten. Die Veranda, die sich über die gesamte Front und eine Hausseite hinzog, war tief und elegant, mit Farnen und Palmen geschmückt und mit Deckenventilatoren ausgestattet, die eine leichte Brise aufkommen ließen, wenn die Natur dabei versagte. Rosen in allen Schattierungen boten wahre Farbexplosionen. Dunkelgrüne Gardenienbüsche, schwer mit duftenden weißen Blüten behangen, säumten beide Seiten der breiten Treppe vor der Veranda.
Leider hielt Wyatt nicht vorne, wo wir das Haus über die Veranda betreten hätten; er fuhr über die Auffahrt am Haus vorbei und parkte auf der Rückseite. Ich wurde zur Hintertür geführt, durch die wir in einen Windfang und dann in die Küche kamen, die stilgerecht modernisiert worden war. Dort wartete seine Mutter auf uns.
Roberta Bloodsworth war keinesfalls als »matronenhaft« zu beschreiben. Sie war groß und schlank und hatte eine schicke Kurzhaarfrisur. Von ihr hatte Wyatt die scharfen grünen Augen und das dunkle Haar geerbt. Nur dass ihres nicht mehr dunkel war; statt im Lauf der Jahre zu ergrauen, war sie erblondet. Obwohl es noch früh war, vor acht Uhr morgens, war sie geschminkt und hatte Ohrringe angesteckt. Aber sie war noch in Hauskleidung; in hautfarbenen Shorts, einem losen, aquamarinblauen T-Shirt und ganz gewöhnlichen Flipflops. Die Zehennägel leuchteten feuerwehrrot unter den Riemen hervor, und an ihrem linken Fuß funkelte ein Zehenring.
Eine Frau nach meinem Geschmack.
»Blair, Honey, ich konnte es gar nicht glauben, als Wyatt mir erzählte, dass jemand auf Sie geschossen hat«, begrüßte sie mich und legte ganz leicht den Arm um meine Schulter, um mich zu umarmen. »Wie geht es Ihnen? Möchten Sie vielleicht einen Kaffee oder Tee?«
Das traf sich, denn ich war eindeutig in der Stimmung, bemuttert zu werden. Nachdem meiner eigenen Mutter das Bemuttern verwehrt worden war, würde Wyatts Mutter in die Bresche springen. »Ein Tee wäre wundervoll«, bestätigte ich mit leuchtenden Augen, und sie trat sofort an die Spüle, wo sie einen altmodischen Kessel mit Wasser füllte, um ihn dann auf den Herd zu setzen.
Wyatt sah mich streng an. »Du hättest nur einen Ton sagen müssen, dann hätte ich dir auch Tee gemacht. Ich dachte, du trinkst lieber Kaffee.«
»Ich trinke gerne Kaffee und ich trinke gerne Tee. Und Kaffee hatte ich bereits.«
»Tee gibt dir ein viel wohligeres Gefühl als jeder Kaffee«, belehrte ihn Mrs. Bloodsworth. »Setzen Sie sich einfach, Blair, und überlassen Sie alles Weitere mir. Sie sind bestimmt noch ganz schwach.«
»Es geht mir schon viel besser als gestern Abend«, antwortete ich, gehorchte aber und nahm an dem Holztisch in der Küche Platz. »Eigentlich fühle ich mich heute schon beinahe wieder normal. Gestern Nacht dagegen …« Ich wiegte die Hand hin und her.
»Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Wyatt, du musst zur Arbeit. Du musst diesen Irren fangen, und du wirst ihn nicht in meiner Küche finden. Blair ist hier in guten Händen.«
Er schien nur widerwillig zu gehen. »Wenn du später irgendwo hinmusst, sollte sie lieber hier bleiben«, sagte er zu seiner Mutter. »Ich möchte nicht, dass sie gesehen wird.«
»Ich weiß. Das hast du mir schon gesagt.«
»Sie darf sich nicht überanstrengen, nachdem sie gestern so viel Blut verloren hat.«
»Ich weiß. Das hast du mir schon gesagt.«
»Wahrscheinlich wird sie dich überreden wollen …«
»Wyatt! Ich weiß!«, fiel sie ihm ärgerlich ins Wort. »Wir haben das alles am Telefon besprochen. Glaubst du, ich bin inzwischen senil geworden?«
Er war schlau genug zu antworten: »Natürlich nicht. Es ist nur …«
»Du bist einfach nur überbesorgt. Hab schon verstanden. Blair und ich werden wunderbar miteinander auskommen, und ich werde meinen gottgegebenen Verstand gebrauchen und sie nicht am helllichten Tag auf der Hauptstraße spazieren führen, in Ordnung?«
»In Ordnung.« Er grinste, küsste sie auf die Wange, kam dann zu mir und strich mir über den Nacken, bevor er neben mir in die Hocke ging. »Sieh zu, dass du nicht in Schwierigkeiten kommst, bis ich wieder da bin.«
»Verzeihung, aber ist irgendwas davon meine Schuld?«
»Das nicht, aber du hast ein echtes Talent für unerwartete Heimsuchungen.« Seine Hand strich jetzt in die andere Richtung, an meiner Wirbelsäule aufwärts bis zum Nacken, den er seitlich mit dem Daumen massierte. Dann lachte er über meine erschrockene Miene. »Bleib anständig, okay? Ich rufe zwischendurch an und hole dich heute Abend wieder ab.«
Er küsste mich und zupfte dabei kurz an meinem Pferdeschwanz, um dann aufzustehen und zur Küchentür zu gehen. Eine Hand auf dem Türknauf, blieb er stehen und sah noch einmal seine Mutter an, und diesmal hatte er sein Polizistengesicht aufgesetzt. »Du musst sehr gut auf sie aufpassen, denn sie ist die Mutter deiner zukünftigen Enkel.«
»Bin ich nicht!«, kreischte ich nach einem Augenblick nackten Entsetzens.
»Das dachte ich mir schon«, antwortete seine Mutter gleichzeitig.
Bis ich die Tür erreicht hatte, war er verschwunden. Ich riss sie wieder auf und schrie ihm hinterher: »Das bin ich nicht! Das ist so eine Gemeinheit, und du weißt genau, dass du lügst!«
Er blieb in der geöffneten Autotür stehen. »Haben wir gestern Nacht übers Kinderkriegen geredet oder nicht?«
»Ja, aber nicht über gemeinsame Kinder!«
»Mach dir nichts vor, Süße«, riet er mir, stieg ein und brauste davon.
Ich war so wütend, dass ich wie Rumpelstilzchen aufstampfte und bei jedem Stampfen »Scheiße!« schrie. Natürlich tat mir von der Stampferei der Arm weh, deshalb hörte sich mein Tanz etwa so an: »Scheiße! Autsch! Scheiße! Scheiße! Scheiße! Autsch!«
Dann wurde mir bewusst, dass mir seine Mutter zuschaute, und ich drehte mich erschrocken um. »O mein Gott, verzeihen Sie …«
Nur dass sie an der Spüle lehnte und sich vor Lachen den Bauch hielt. »Sie hätten sich sehen sollen! ›Scheiße! Autsch! Scheiße! Autsch!‹ Zu schade, dass ich keine Videokamera habe.«
Ich merkte, wie mein Gesicht zu glühen begann. »Bitte verzeihen Sie …«, setzte ich noch mal an.
»Was denn? Glauben Sie, ich hätte noch nie ›Scheiße‹ oder sogar viel schlimmere Dinge gesagt? Außerdem freut es mich aufrichtig, eine Frau zu sehen, die sich für Wyatt nicht sofort auf den Rücken legt, wenn Sie verstehen, was ich meine. Es ist gegen die Natur, dass einem Mann alles zufliegt, was er sich wünscht, und Wyatt ist bisher noch alles zugeflogen.«
Meinen Arm stützend, kehrte ich an den Tisch zurück. »Das sehe ich nicht so. Seine Frau hat sich von ihm scheiden lassen.«
»Und er hat sich von ihr getrennt, ohne ein einziges Mal zurückzublicken. Für ihn hieß es immer alles oder nichts, er kannte keine Kompromisse. Sie – sie heißt übrigens Megan, aber ihren Nachnamen weiß ich nicht, weil sie binnen eines Jahres wieder heiratete – richtete sich immer nur nach ihm. Ich nehme an, sie vergötterte ihn, weil er ein so großer Football-Star war, und Footballspieler ist ein Traumberuf, selbst wenn der Sport so schmutzig und brutal ist. Sie konnte es nicht verstehen und nicht damit umgehen, dass er, ohne es mit ihr abgesprochen zu haben, plötzlich aufhörte und damit alles wegwarf, was sie vom Leben erwartet hatte. Was sie wollte, war ihm egal. So war es immer mit ihm; er hat sich noch nie wirklich um eine Frau bemühen müssen, und das macht mich ganz verrückt. Deshalb freut es mich, dass ihm endlich jemand Paroli bietet.«
»Soweit ich das schaffe«, bekannte ich betreten. »Er scheint jedes Gefecht zu gewinnen.«
»Aber immerhin gibt es ein Gefecht, und er merkt, dass Sie Ihren eigenen Kopf haben. Wieso waren Sie so wütend über das, was er sagte?«
»Weil er mich auszutricksen versucht und ich nicht sicher bin, ob ich ihm wirklich was bedeute. Ich habe ihm ›Nein‹ gesagt – was nicht viel genützt hat –, aber er ist so verflixt ehrgeizig, dass meine Abfuhr auf ihn wie ein rotes Tuch gewirkt hat. Deshalb weiß ich nicht, ob er das jetzt gesagt hat, weil er mich liebt oder weil er nur nicht verlieren kann? Ich tippe auf Letzteres, weil er mich nicht gut genug kennt, um mich lieben zu können, und ich ihm weiß Gott wie oft erklärt habe, dass ich mich noch nicht entschieden habe.«
»Sehr gut.« Das Wasser begann zu kochen und der Kessel zu pfeifen. Sie schaltete den Herd aus, und das Pfeifen erstarb allmählich, während sie Teebeutel in zwei Tassen hängte und dann das Wasser darüber goss. »Wie trinken Sie Ihren Tee?«
»Mit zwei Stück Zucker und schwarz.«
Nachdem sie Zucker in meine Tasse und Zucker und Sahne in ihre gegeben hatte, brachte sie die Tassen an den Tisch. Ich dankte ihr, als sie meine Tasse vor mir abgestellt und mir gegenüber Platz genommen hatte. Eine nachdenkliche Falte teilte ihre Stirn, als sie in ihrem Tee rührte. »Ich finde, Sie machen das genau richtig. Er wird Sie höher achten, wenn er sich um Sie bemühen muss.«
»Wie gesagt, er gewinnt jedes Gefecht.« Entmutigt nahm ich einen Schluck heißen Tee.
»Schätzchen, fragen Sie ihn doch mal, ob ihm beim Football die harten, schweren Gegner lieber waren oder die leichten Siege. Er liebte die Kämpfe bis zur allerletzten Sekunde, und er liebte diese Knochenbrecherattacken, um den Ballträger aufzuhalten. Wenn Sie es ihm zu leicht machen würden, würde er sich schon nach ein paar Tagen langweilen.«
»Trotzdem gewinnt immer er. Das ist ungerecht. Ich will auch mal gewinnen.«
»Wenn er mit Tricks arbeitet, müssen Sie bessere Tricks anwenden.«
»Das hört sich an, als müsste ich ein besserer Hunne werden als Attila.« Dennoch hellte sich meine Stimmung unerwartet auf, weil ich das schaffen konnte. Die Schlacht um meinen Hals würde ich vielleicht nicht gewinnen, aber es gab andere Schlachtfelder, auf denen wir uns ebenbürtig waren.
»Ich vertraue Ihnen voll und ganz«, sagte Mrs. Bloodsworth. »Sie sind eine kluge, gewitzte junge Frau; das müssen Sie sein, sonst hätten Sie unmöglich in so jungen Jahren einen solchen Erfolg mit Ihrem Fitnessstudio haben können. Und Sie sind ein heißes Ding. Er kann es kaum erwarten, in Ihr Höschen zu kommen, aber nehmen Sie einen guten Rat an und halten Sie ihn auf Distanz.«
Um ein Haar hätte ich mich an meinem Tee verschluckt. Ich konnte seiner Mutter unmöglich erzählen, dass er längst in meinem Höschen gewesen war. Meine Eltern hatten sich das bestimmt schon ausgerechnet, nachdem Wyatt gestern Abend darauf bestanden hatte, mich mitzunehmen, aber seiner Mutter konnte ich das auf keinen Fall gestehen.
Schuldbewusst lenkte ich die Unterhaltung weg von Wyatt und meinem Höschen und fragte sie, ob sie mir das Haus zeigen würde. Es war ein gelungenes Ablenkungsmanöver. Sie sprang strahlend auf, und wir machten uns auf den Weg.
Ich würde tippen, dass dieses Haus mindestens zwanzig Zimmer hatte, und die meisten davon hatten dekorative abgeschrägte Ecken, die ein Albtraum für jeden Zimmermann sein müssen. Der Salon war in fröhlichem Gelb und Weiß gehalten, im Esszimmer hing eine creme-grün gestreifte Tapete hinter dem tiefdunklen Holzmobiliar. Jedes Zimmer hatte seine eigenen Farbtöne, und ich musste ihren Erfindungsreichtum beim Erstellen so vieler verschiedener Farbkombinationen bewundern. Das ganze Haus zeigte deutlich, wie viel Liebe und wie viel Mühe sie hineingesteckt hatte.
»Wenn Sie irgendwann müde werden und sich hinlegen möchten, dann nehmen Sie am besten dieses Zimmer«, empfahl sie mir, als wir in einem Schlafzimmer mit geöltem Dielenboden, malvefarbenen Wänden und einem echten Himmelbett mit wolkenweicher Matratze standen. »Es hat ein eigenes Bad.«
Ungefähr zur gleichen Zeit fiel ihr auf, dass ich meinen Arm festhielt, der nach meinem Rumpelstilzchentanz immer noch schmerzte. »Ich bin sicher, Ihr Arm tut gleich nicht mehr so weh, wenn Sie ihn in einer Schlinge tragen. Ich weiß auch schon, was wir dafür nehmen werden.«
Sie verschwand in ihrem eigenen Schlafzimmer – in verschiedenen Weißtönen gehalten – und kehrte mit einem wundervoll weichen blauen Schal zurück. Nach kurzem Falten knüpfte sie ihn zu einer sehr praktischen Schlinge, die tatsächlich den Druck von den Wundnähten nahm.
Ich war überzeugt, dass ich ihr Umstände machte und ihren normalen Tagesablauf durcheinander brachte, aber sie schien sich aufrichtig über meine Gesellschaft zu freuen und plauderte angeregt mit mir. Wir schauten ein wenig fern und lasen ein wenig. Ich rief Mom an, um mit ihr zu reden und ihr zu erzählen, was Dad angestellt hatte. Das würde ihm eine Lehre sein. Nach dem Mittagessen wurde ich wirklich müde und ging nach oben, um ein bisschen zu schlafen.
»Wyatt hat angerufen und sich nach Ihnen erkundigt«, sagte Mrs. Bloodsworth, als ich eine Stunde später wieder aufwachte und nach unten kam. »Er hat sich gleich Sorgen gemacht, als ich ihm erzählte, dass Sie sich hingelegt hätten. Er sagte, Sie hätten gestern Nacht Fieber bekommen.«
»Das ist ganz normal nach so einer Verletzung, und es war nur so hoch, dass ich davon aufgewacht bin.«
»Ich hasse so was, Sie nicht auch? Man fühlt sich so schrecklich elend dabei. Aber jetzt haben Sie kein Fieber?«
»Nein, ich war einfach nur müde.«
Während ich eingedöst war, hatte ich über Nicole nachgedacht und mich geärgert, weil Wyatt meine Schlussfolgerungen über ihren Mörder in Bausch und Bogen abgetan hatte. Wie kam er darauf, dass er mehr über sie wusste als ich, nur weil er Polizist war und Nachforschungen anstellen konnte? Er irrte sich, das wusste ich genau.
Ich rief meine Stellvertreterin Lynn Hill an und erwischte sie tatsächlich zu Hause. Als sie meine Stimme hörte, schnappte sie unwillkürlich nach Luft. »O mein Gott, ich habe gehört, dass du niedergeschossen wurdest! Stimmt das?«
»So halb. Eigentlich war es nur ein Streifschuss. Ich bin schon wieder auf den Beinen; ich musste nicht mal im Krankenhaus bleiben. Aber bis der Typ, der Nicole ermordet hat, gefangen ist, muss ich mich verstecken, und das geht mir schon jetzt auf den Geist. Kannst du für mich einspringen, wenn Great Bods morgen wieder eröffnet?«
»Sicher, kein Problem. Ich kann alles erledigen außer Gehälter auszahlen.«
»Das mache ich selbst; ich lasse dir die Schecks dann zukommen. Hör mal – du hast dich doch öfter mit Nicole unterhalten.«
»Wenn es sich nicht vermeiden ließ«, antwortete sie knapp.
Ich konnte es ihr nachfühlen. »Hat sie dabei irgendwas von einem festen Freund erzählt?«
»Sie machte immer so mysteriöse Andeutungen. Ich habe den Verdacht, dass sie mehrmals etwas mit einem verheirateten Mann hatte, du weißt ja, wie sie war. Sie wollte immer das haben, was eine andere Frau hatte. Ein Single hätte sie nur interessiert, wenn sie sich einen kurzen Schub für ihr Ego holen wollte. Man soll ja nicht schlecht über die Toten sprechen, aber sie war wirklich eine harte Nummer.«
»Ein verheirateter Mann. Das ergibt Sinn«, sagte ich, und so war es auch. Lynn hatte Nicoles Persönlichkeit treffend skizziert.
Ich verabschiedete mich und rief Wyatt auf dem Handy an. Er war sofort dran, ohne sich auch nur zu melden. »Ist irgendwas passiert?«
»Du meinst abgesehen davon, dass jemand auf mich geschossen hat und mich umbringen will? Eigentlich nicht.« Wie hätte ich dieser Antwort widerstehen können? »Jedenfalls habe ich mich ein wenig umgehört und dabei erfahren, dass sich Nicole angeblich mit einem verheirateten Mann traf.«
Er blieb kurz stumm. »Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du sollst dich aus unserer Arbeit raushalten.« Seine Stimme klang leicht gereizt.
»Das fällt mir unter den gegebenen Umständen schwer. Willst du dieser Spur nur aus Eigensinn nicht nachgehen?«
»Du hast das Haus aber nicht verlassen, oder?« Statt meine Frage zu beantworten, stellte er lieber eine Gegenfrage.
»Nein, natürlich nicht. Ich hocke immer noch in meinem Versteck.«
»Gut. Bleib, wo du bist. Und ja, ich werde der Sache nachgehen.«
»Wahrscheinlich wird der Kerl nur ungern zugeben, dass er fremdgeht. Soll ich rausfinden, wer …«
»Nein! Du sollst überhaupt nichts tun, kapiert? Überlass die Ermittlungen uns. Dass man einmal auf dich geschossen hat, reicht dir wohl nicht?« Er legte auf.
Er hatte sich nicht gerade dankbar über meinen Hinweis gezeigt. Okay, er machte sich Sorgen, dass mir wieder etwas zustoßen könnte, und ich war wirklich nicht scharf darauf, mich in Gefahr zu begeben. Aber telefonieren konnte ich noch, oder? Ich würde mein Handy benützen, damit niemand wusste, wo ich steckte. Kein normaler Mensch besitzt ein Handy-Spürgerät.
Und da ich die eine Schlacht nicht gewinnen konnte, würde ich eben ein neues Schlachtfeld eröffnen.