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Ich hätte auf die Outer Banks fahren können, die Inselkette im Norden unseres Bundesstaates, aber ich tippte, dass ich weiter im Süden leichter ein Zimmer am Meer bekommen konnte. Mein Gott, wenn es nötig werden sollte, konnte ich bis nach Myrtle Beach fahren. Aber eigentlich war ich nicht auf Fun aus, sondern auf der Suche nach einem Fleckchen, wo ich ein paar Tage ausspannen konnte, bis sich zu Hause alles wieder beruhigt hatte.

Gegen sechs Uhr abends rollte ich in Wilmington ein und arbeitete mich durch die Stadt in Richtung Wrightsville Beach vor. Als ich endlich den Atlantik sah, seufzte Tiffany – mein inneres Strandhäschen, wie schon erwähnt – zufrieden auf. Sie ist so leicht zu beglücken.

Ich hatte unverhofftes Glück und fand auf Anhieb ein gemütliches kleines Strandhaus; die Familie, die es eigentlich gemietet hatte, hatte soeben ihre Buchung abgesagt. War das nicht super? Ein eigenes Strandhaus war natürlich besser als jedes Motelzimmer, weil ich darin meine Ruhe hatte. Das Haus war ein malerischer kleiner blauer Holzbungalow mit Schindeldach, verglaster Veranda und eigenem Grillplatz. Im Grunde waren es nur drei Räume; die vordere Hälfte des Hauses bestand aus einer winzigen Küche mit Essnische, die zum Wohnzimmer hin offen war. Hinten gab es ein Schlafzimmer und ein Bad, und wer auch immer das Schlafzimmer eingerichtet hatte, hatte offensichtlich schon mit meinem Besuch gerechnet, denn das Bett war mit einem Moskitonetz verschleiert. Ich liebe solchen Schnickschnack, Nippes und feminine Akzente.

Während ich auspackte, läutete mein Handy schon wieder. Es war das dritte Mal, dass Wyatts Nummer im Display erschien, und auch diesmal übernahm meine Mailbox. Das Telefon piepte in regelmäßigen Abständen, um mir zu sagen, dass ich Nachrichten hatte, aber ich weigerte mich, sie abzurufen. Ich dachte mir, dass ich rein theoretisch seinen Anweisungen nicht zuwiderhandeln konnte, solange ich nicht wusste, was er von mir wollte, oder? Vielleicht drohte er mir auch mit einer Verhaftung oder so, worüber ich mich nur unnötig aufgeregt hätte, deshalb war es besser, seine Nachrichten gar nicht abzuhören.

Nach dem Auspacken ging ich in dieses tolle Fischrestaurant und schlug mir den Bauch bis zum Anschlag mit gekochten Shrimps voll. Ich könnte sterben für gekochte Shrimps. Es war einer jener Läden mit familiärer Atmosphäre, in denen man zügig bedient wird, und ich kam dem abendlichen Ansturm knapp zuvor. In nicht einmal einer Stunde hatte ich gegessen und war wieder draußen. Als ich zu meinem kleinen Strandhaus zurückkehrte, schlich bereits die Dämmerung über den Strand und es wurde spürbar kühler; konnte es einen besseren Zeitpunkt für einen Spaziergang geben?

Ich war durch und durch zufrieden. Nach dem Spaziergang rief ich Mom an und erklärte ihr, wie sie mich erreichen konnte. Sie sagte nichts davon, dass ein Lieutenant Bloodsworth bei ihr angerufen habe. Vielleicht hatte er wenigstens meine Eltern in Frieden gelassen.

In der Nacht schlief ich wie ein Stein, und gleich in der Morgendämmerung joggte ich über den Strand.

Am Tag zuvor hatte ich mich praktisch nicht bewegt, und ich spüre Hummeln im Hintern, wenn ich einen Tag lang keinen Sport treibe. Ich absolvierte einen Fünfkilometerlauf durch den Sand – ein Supertraining für die Beine –, duschte anschließend und begab mich danach auf die Suche nach einem Laden, wo ich Cornflakes, Milch und Obst kaufen konnte.

Nach dem Frühstück ließ ich den türkisfarbenen Bikini zu seinem Recht kommen, klatschte Sonnenmilch auf meine Haut, klemmte Buch und Badetuch unter den Arm, setzte meine Sonnenbrille auf und knallte mich an den Strand.

Erst las ich ein wenig; als es heißer wurde, kühlte ich mich kurz im Ozean ab und las danach weiter. Gegen elf wurde es eindeutig zu heiß, darum schlüpfte ich in meine Flipflops und einen Strandwickelrock, holte meine Tasche aus dem Haus und ging einkaufen. Das ist das Tolle an solchen Badeorten; niemand regt sich auf, wenn eine Frau im Badeanzug einkaufen geht.

Ich entdeckte ein Paar absolut süße blaue Shorts mit dazu passendem, blau-weißem Top und eine Strohtasche mit einem aufgestickten silbernen Fisch, dessen Metallfäden in der Sonne glänzten. Die Tasche war ideal für meine Strandausrüstung. Später aß ich in einem Strandrestaurant mit Blick auf den Ozean zu Mittag, wo mich ein gut aussehender Typ aufzureißen versuchte. Er hatte kein Glück, denn ich war auf der Suche nach Entspannung, nicht nach einer flüchtigen Liebelei.

Schließlich spazierte ich zu meinem Strandhaus zurück. Ich hatte das Handy ans Ladekabel gehängt und sah, als ich nachschaute, keine neuen Anrufe, woraus ich schloss, dass Wyatt aufgegeben hatte. Nachdem ich meinen Sonnenmilchschutz erneuert hatte, kehrte ich an den Strand zurück. Dort das gleiche Spiel: lesen, im Ozean abkühlen, noch mal lesen. Um halb vier wurde ich so schläfrig, dass ich kaum die Augen offen halten konnte. Also legte ich das Buch weg, streckte mich auf dem Badetuch aus und schlief ein.

Das Nächste, was ich mitbekam, war, dass mich jemand auf den Arm nehmen wollte. Ich meine wirklich. Das Komische daran war, dass es mir nichts ausmachte. Es störte mich nicht im Geringsten, dass ich von einem Strandräuber entführt wurde. Ich öffnete blinzelnd die Augen und sah in ein hartes, zorniges Gesicht auf, das ich sehr gut kannte. Aber schon bevor ich die Augen aufgeschlagen hatte, hatte ich es gewusst, ob nun dank meiner irre sensiblen Haut oder weil ich unterbewusst seinen Duft registriert hatte; jedenfalls hatte mein Herz sofort diesen wilden Tanz aufgeführt.

Er trug mich auf mein Haus zu. »Lieutenant Bloodsworth«, begrüßte ich ihn, als wäre das nötig.

Er sah mich finster an. »Halt einfach den Mund, okay?«

Ich kann es gar nicht leiden, wenn man mir sagt, ich soll den Mund halten. »Wie hast du mich gefunden?« Meine Mom hatte ihm bestimmt nicht verraten, wo ich steckte, einfach weil sie meine Mom ist und denken würde, dass es schließlich nicht ihr Problem war, wenn er mich aus den Augen verlor, und dass ich ihm bestimmt einen Tipp gegeben hätte, wenn ich gewollt hätte, dass er mich findet.

»Du hast mit deiner Kreditkarte gezahlt.« Wir waren beim Haus angekommen, das nicht abgesperrt war, da ich direkt davor im Sand gelegen hatte. Er drehte sich zur Seite, um durch die Tür zu kommen. Drinnen war die Luft so kühl, dass sich meine nackte, sonnenwarme Haus zur Gänsehaut zusammenzog.

»Soll das heißen, du hast meine Kreditkartenabrechnung abfragen lassen wie bei einer gewöhnlichen Kriminellen …«

Er ließ meine Beine los, hielt meinen Oberkörper aber weiter fest, sodass ich mich an seinem Hemd festkrallen musste, um nicht umzufallen. Und im nächsten Augenblick hatte er mir den Boden unter den Füßen wieder weggezogen und seine Lippen auf meine gedrückt.

Ich glaube, ich habe schon erwähnt, dass sich meine Knochen in Gelee verwandeln, sobald er mich berührt? Daran hatte sich auch nach zweijähriger Abstinenz nichts geändert. Sein Mund fühlte sich noch genauso an und schmeckte noch genauso wie früher; sein Leib drückte sich heiß und fest gegen meinen, und seine muskulösen Arme umschlossen mich wie lebende Stahlbänder. Jede Nervenfaser in meinem Körper war im Alarmzustand; ein elektrischer Strom schien mich zu durchfließen und zu magnetisieren, sodass ich mich unmöglich von ihm lösen konnte. Ich hörte mich selbst leise wimmern, als sich meine Arme um seinen Hals und meine Schenkel um seine Hüfte legten und mein Mund seinen Kuss genauso hungrig erwiderte, wie er mich küsste.

Es gab ungefähr tausend gute Gründe, ihn sofort wegzustoßen oder ihm eine zu knallen, aber ich hörte auf keinen einzigen davon. Der einzige Gedanke, den ich überhaupt fassen konnte, war: Gott sei Dank nehme ich die Pille, die ich seit der letzten Erfahrung mit ihm nicht mehr abgesetzt hatte.

Mein Bikini-Oberteil schaffte es nicht mal bis ins Schlafzimmer. Ich konnte es nicht erwarten, seine nackte Haut an meiner zu spüren, und riss und zerrte an seinem Hemd herum, bis er mir half, indem er erst den einen, dann den anderen Arm hob, damit ich es über seinen Kopf ziehen konnte. Seine Brust war breit und behaart und vor allem mit festen Muskeln bepackt. Ich rieb mich wie eine Katze an ihm, während er hektisch an seinem Gürtel herumnestelte und seine Jeans aufknöpfte. Ich war ihm wahrscheinlich keine große Hilfe, aber ich wollte um keinen Preis aufhören.

Dann warf er mich aufs Bett und schälte auch das Bikinihöschen von meinem Po. Mit einem Glitzern in den Augen betrachtete er mich, wie ich nackt quer auf dem Bett lag. Er tastete mit seinen Augen jeden Zentimeter meines Körpers ab und ließ seinen glühenden Blick auf meinen Brustwarzen und Hüften liegen, bis sie fast versengten. Schließlich drückte er meine Beine auseinander und schaute mich an, bis ich rot wurde, doch dann schob er zwei dicke Finger in meine Vagina, und ich vergaß alles Rotwerden. Meine Knie zuckten nach oben, meine Hüften hoben sich wie von selbst, und nackte Lust prickelte in mir hoch wie Champagner.

Ich hörte ihn gepresst »Oh fuck« sagen und sah gleich darauf, wie er seine Jeans über die Schenkel zerrte und zu Boden fallen ließ. Wann er seine Schuhe losgeworden war, wusste ich nicht; vielleicht hatte er sie schon ausgezogen, bevor er an den Strand gegangen war, um mich zu holen, was eindeutig das Klügste gewesen wäre. Jedenfalls stieg er erst aus seinen Jeans und anschließend über mich, und dann biss mich dieser diabolische Quälgeist in die Mulde unter meinem Hals, während er mich gleichzeitig mit einem harten Stoß nahm und sich ganz in mir versenkte.

Ich ging los wie eine Rakete. Falls ich auch nur einen Funken Selbstbeherrschung besessen hatte, dann hatte er den mit seinem Biss ausgelöscht.

Als ich meinen Unterleib wieder senkte und die Augen aufschlug, sah ich, dass er mit einem triumphierenden Glühen in den Augen auf mich heruntersah. Er strich mir die Haare aus dem Gesicht und drückte seine Lippen auf meine Schläfe. »Soll ich ein Kondom überziehen?«

Das kam ein bisschen spät, immerhin war er schon in mir. »Nein«, presste ich hervor. »Ich nehme die Pille.«

»Gut«, sagte er und machte seelenruhig weiter.

 

Es kann so schön sein, wenn die Leidenschaft den Verstand ausschaltet. Weniger schön ist es allerdings, wenn sich der Verstand wieder einschaltet. Und der Verstand – so eine Frau welchen hat – schaltet sich irgendwann immer wieder ein, ganz egal, wie viele Orgasmen ihn getrübt haben.

Es war schon fast dunkel, als ich aus einem erschöpften, befriedigten Nickerchen erwachte und verstört auf den nackten Mann an meiner Seite blickte. Zugegeben, dieser starke, muskulöse Körper war ein phantastischer Anblick, aber ich hatte nicht nur gegen meine eigenen Regeln verstoßen, ich hatte auch in taktischer Sicht entscheidenden Boden verloren. O ja, der Kampf zwischen den Geschlechtern artet oft zu einer offenen Schlacht aus. Wenn alles gut geht, gewinnen beide. Wenn nicht, dann möchte ich jedenfalls nicht auf der Verliererseite stehen.

Und jetzt? Ich hatte gerade mit einem Mann gevögelt, mit dem ich nicht mal ausging! Gut, ich war mit ihm ausgegangen – genau dreimal. Absolut nichts war zwischen uns geklärt, und dennoch hatte ich mit wehendem Bikini-Fähnchen kapituliert. Er hatte mich nicht mal fragen müssen.

Es war beschämend, wie klar er mich durchschaut hatte: Er brauchte mich nur anzufassen, und schon hüpfte ich aus den Kleidern. Die Sache wurde auch nicht dadurch besser, dass der Sex mit ihm so gut – nein, besser – gewesen war, als es diese verfluchte chemische Reaktion zwischen uns versprochen hatte. So etwas darf einfach nicht passieren. Eigentlich sollte so etwas illegal sein, denn wie sollte ich ihn weiterhin so ignorieren, wie es mir vorschwebte, wenn das Wissen, wie gut wir harmonierten, so viel schlimmer war, als es jede Phantasie sein konnte? Bis heute hatte ich die Versuchung zwar gespürt, aber von nun an würde sie mich jede Minute mit glühenden Zangen traktieren.

Mir ging auf, dass ich seit etwa zehn Minuten auf seinen Penis starrte, der anfangs ganz weich und entspannt gewesen war und jetzt nicht mehr ganz so weich war. Ich hob den Blick und stellte fest, dass er mich aus schläfrigen, hungrigen, grünen Augen beobachtete.

»Das machen wir nicht noch mal«, verkündete ich mit fester Stimme, ehe er mich anfassen und jeden Widerstand im Keim ersticken konnte. »Das eine Mal war einmal zu viel.«

»Ich glaube, das eine Mal war dir eindeutig zu wenig«, wandte er träge ein und strich mit einem Fingernagel leicht über meine linke Brustwarze.

Da konnte ich kaum widersprechen. Verflucht noch mal. Niemals um einen Nachschlag betteln, so lautete meine Devise.

Ich wischte seinen Finger weg. »Im Ernst. Es war ein Fehler.«

»Da bin ich anderer Meinung. Ich finde, es war eine tolle Idee.« Er stützte sich auf einen Ellbogen und beugte sich über mich. In einem Anflug von Panik drehte ich den Kopf weg, damit er mich nicht küssen konnte, aber er hatte es mitnichten auf meinen Mund abgesehen.

Stattdessen drückte er seine Lippen auf die Stelle unter meinem Ohr und zog eine feuchte, saugende Kussspur über meinen Hals abwärts, den festen Sehnen folgend bis zu der weichen Mulde zwischen Hals und Schulter. Eine Hitzewelle schoss durch meinen Körper, ich klappte den Mund auf, um »Nein« oder überhaupt irgendwas zu sagen, doch alles, was über meine Lippen kam, war ein sehnsüchtiges Stöhnen.

Er leckte und knabberte und saugte und küsste, und ich zitterte und wand mich und wurde langsam wahnsinnig. Als er sich wieder auf mich legte, war ich schon viel zu scharf, um mich noch zu wehren, und packte ihn nur noch, um mich möglichst tief nehmen zu lassen.

»Das ist nicht fair!«, fauchte ich ihn an, als ich eine halbe Stunde später ins Bad stürmte. »Woher weißt du das? Tu das nie wieder!«

Lachend folgte er mir unter die Dusche. Ich konnte ihn schlecht rauswerfen, solange er sich nicht rauswerfen ließ, weshalb ich ihm den Rücken zukehrte, um die betörende Mischung aus Sonnenmilch, Salzwasser und Mann abzuduschen.

»Glaubst du, ich könnte so was übersehen oder gar vergessen?« Er legte eine große, warme Hand auf meinen Nacken und strich mit dem Daumen auf und ab. Ich bekam eine Gänsehaut.

»Als du nackt auf meinem Schoss gesessen hast …«

»Ich hatte einen Rock an. Ich war nicht nackt.«

»Praktisch doch. Jedenfalls, meine Süße, habe ich da die Augen aufgehabt. Wenn ich dir an die Brüste ging, hast du kaum reagiert, aber sobald meine Lippen deinen Hals berührten, bist du fast gekommen. Glaubst du wirklich, es ist so schwer, sich darauf einen Reim zu machen?«

Es war mir unangenehm, dass er so viel über mich wusste. Der Durchschnittsmann nimmt an, dass er nur die Brüste einer Frau berühren oder küssen muss, damit sie vor Lust vergeht und sich bestenfalls zu etwas überreden lässt, zu dem sie eigentlich nicht bereit ist. Meine Brüste geben mir nicht viel, zumindest sexmäßig. Manchmal beneide ich die Frauen mit empfindsamen Brüsten, aber ich gehöre eindeutig nicht zu ihnen, und außerdem bin ich der Ansicht, dass die Fähigkeit, einen kühlen Kopf zu bewahren, diesen Mangel mehr als ausgleicht.

Dafür schmelze ich dahin, sobald mich jemand auf den Hals küsst. Mein Hals ist mein Schwachpunkt, weil dich jeder Mann auf den Hals küssen kann, ohne dich vorher auszuziehen, weshalb ich praktisch nie darüber spreche. Wie hatte mich Wyatt nur so schnell durchschauen können?

Er war Polizist. Ein scharfer Blick für alle Details machte das aus, was und wer er war. Natürlich ist so was wunderbar, wenn er Verbrecher jagt, aber ich finde es unanständig, dieses Talent in einer erotischen Situation auszunutzen.

»Du nimmst ab sofort Hände und Mund von meinem Hals.« Ich verdrehte den Kopf, um ihn mit einem zornigen Blick festzunageln. »Wir werden das auf gar keinen Fall wiederholen.«

»Du hast ein bemerkenswertes Talent dafür, das Offensichtliche zu ignorieren.« Der unverschämte Kerl wagte es, mich anzulächeln.

»Ich ignoriere überhaupt nichts. Ich habe eine bindende Entscheidung getroffen. Ich werde nicht noch mal mit dir schlafen. Das tut mir nicht gut …«

»Lügnerin.«

»… außer in sexueller Hinsicht«, beendete ich den Satz mit einem Flammenblick. »In Zukunft kümmerst du dich um dein Leben, ich kümmere mich um meines, und wir vergessen beide, dass das je passiert ist.«

»Träum weiter. Warum wehrst du dich mit Zähnen und Klauen dagegen, dass wir wieder zusammenkommen?«

»Wir waren nie zusammen. Der Begriff impliziert eine Beziehung, und so weit ist es nie gekommen.«

»Hör auf, Haare zu spalten. Ich konnte dich nicht vergessen, du konntest mich nicht vergessen. Okay, ich gebe auf: Nicht mit dir zusammen zu sein hat einfach nicht funktioniert.«

Demonstrativ drehte ich ihm wieder den Rücken zu und begann meine Haare zu shampoonieren. Ich war so wütend, dass mir nichts mehr einfiel. Er wollte mich vergessen? Dabei war ich ihm herzlich gern behilflich. Vielleicht würde es ja helfen, wenn ich ihm einen Stuhl über den Schädel schlug …

»Willst du gar nicht wissen, warum?« Dabei schob er seine Finger in meine Haare und massierte meine Kopfhaut.

»Nein.«

Er kam näher und näher, bis sich sein nasser Körper an meinen schmiegte, während er gleichzeitig das Shampoo in meine Haare wühlte. »Dann behalte ich es eben für mich. Eines Tages wirst du es wissen wollen, und dann werden wir darüber sprechen.«

Er war der nervtötendste Mann, der mir je begegnet war. Ich biss die Zähne zusammen, damit ich ihn nicht aus Versehen fragte.

Frust und Groll stauten sich in mir auf, bis ich nicht mehr konnte und ihn anfuhr: »Du bist so ein stures Arschloch.«

Er lachte und drückte meinen Kopf unter den Wasserstrahl.