Kapitel 20 Entscheidung
Ich öffnete mühsam die Augen und blickte von einer Seite zur anderen. Jede Menge Weiß, jede Menge Geräte. Ich war wieder im Krankenhaus.
Als ich mir den Schlaf aus den Augen reiben wollte, hätte ich mir fast das riesige Wattestäbchen gegen den Kopf gehauen, das sie aus meinem Arm gemacht hatten. Aus meinen beiden Armen. Sie waren bis zu den Ellbogen bandagiert, die Hände mit Verbandsmull umwickelt. Während ich sie mir ansah, fingen sie plötzlich wie verrückt zu jucken an. Ich schlug sie gegeneinander, doch sofort machten mir heftige Schmerzen in beiden Armen klar, was für eine dumme Idee das war.
Aus dem Nichts erschien eine Krankenschwester und zog sie sanft auseinander. »Bitte tu das nicht. Der Heilungsprozess hat schon begonnen.«
»Wo bin ich?«, fragte ich und blinzelte die Tränen weg.
»Du bist im Verbrennungszentrum der Uniklinik Los Angeles. Es ist Samstagmorgen, ich bin Marie und während der nächsten zwölf Stunden für dich da.«
Zwölf Stunden? »Wie … Wie schlimm bin ich verletzt?« Dämliche Frage. Ich hatte das Gefühl, als bestünde ich nur aus Verbänden.
»Deine Hände hat es am schlimmsten erwischt. Verbrennungen dritten Grades. An den Beinen hast du nur welche zweiten Grades. Es waren keine Hauttransplantationen nötig.« Sie schenkte mir eins dieser aufmunternden schmallippigen Krankenschwesterlächeln. »Du wirst wieder Klavier spielen können.«
»Gitarre«, verbesserte ich sie. Ich versuchte meine unbequeme Lage zu verändern.
Sie rückte mein Kissen zurecht und strich die Haare an meinem Hinterkopf glatt. »Wenn man sich den Rest von dir anschaut, dann verstehe ich nicht, wie du es geschafft hast, dir deine schönen Haare überhaupt nicht zu versengen.«
»Ich bin mit einer nassen Decke über dem Kopf durchs Feuer geran… Oh mein Gott.« Es war wie ein Schlag ins Gesicht. »Sammy. Mein … Mein Kind, wo ist er? Geht es ihm gut?« Ich hielt die Luft an und wartete auf ihre Antwort.
Marie sah verwirrt aus. »Dein …? Sie haben gesagt, du seist die Babysitterin.«
»Das war ich. Das bin ich auch«, berichtigte ich mich schnell. Ich durchforstete mein Gehirn. Einsame Seele? Wo bist du? Warum hatte ich mein Kind gesagt?
»Dem Kleinen geht es prima. Er ist völlig unverletzt. Irgendwie hast du ihn aus diesem Inferno gerettet, bevor der Schlaftrakt eingestürzt ist. Du hast als Einzige was abbekommen.« Sie tätschelte mir die Schulter. »Nach dem, was ich gehört habe, bist du ein sehr tapferes Mädchen. Eine Heldin. Seine Eltern waren hier, während du schliefst. Und deine Eltern natürlich auch.«
Natürlich. »Kann ich sie jetzt sehen? Meine Eltern?«
»Ich glaube, sie werden alle in ein paar Minuten wieder hier sein. Sie sind zusammen Kaffee trinken gegangen. Es war eine lange Nacht.«
Ich schloss die Augen, das kurze Gespräch hatte mich bereits erschöpft. Marie glättete die Decke unter meinem Kinn und strich mir noch mal über die Haare. »Genug«, sagte sie. »Jetzt musst du dich ausruhen und erholen.«
Doch ich konnte nicht schlafen, stattdessen erkundete ich die verschiedenen Bereiche meines Gehirns. Sie waren verwaist. Dort, wo ich die Hütte für die Mädchen erschaffen hatte, war nur noch ein Haufen imaginärer Asche. Wohin war Einsame Seele verschwunden?
»Ich brauche dich. Jetzt«, hatte ich ihr befohlen. War das möglich? War sie im Bruchteil einer Sekunde mit mir verschmolzen? Buchstäblich in der Hitze des Gefechts? Vielleicht. Ja.
Ich gab mir selbst die Erlaubnis, mich zu erinnern, und dann – erinnerte ich mich: die sanfte Wölbung meines Bauchs, die schon recht groß war, als ich mich zum ersten Mal als eigene Person manifestierte. Die Übelkeit, die kam und ging. Die sanftere, freundlichere Seite des Mannes – weswegen seine Entscheidung, mir das Baby wegzunehmen, umso überraschender war. Das Baby, das wir Sam genannt hatten, nach seinem Vater, wie er sagte. Damit riss er mir das Herz aus dem Leib. Und dann die Stunden, die ich einsam und verlassen mit Schaukeln und Weinen verbrachte, nachdem Pfadfinderin und Kleine Frau zurückgekehrt waren. Der strahlende Engel, der erschien und mir Hoffnung gab, dass ich mein Baby wiedersehen würde; die Momente, die ich damit verbrachte, ein schlafendes Kind anzusehen, das vertraut aussah und vertraut roch und vielleicht meins war; die Worte des Detectives, die mir die Kraft verliehen, aus meinem Gefängnis auszubrechen und zu Sam zurückzukehren.
Ja. Es war so weit. Wir waren – ich war – wieder ganz. Vollständig.
Und zusammen hatten wir Sam gerettet. Meine Kraft und ihre Mutterliebe hatten sich im Kampf gegen das Feuer vereinigt.
Übersät mit Brandwunden, schmerzgeplagt und in Verbandsmull gewickelt, fühlte ich mich endlich wieder wie eine einzige Person. Ich weinte.
Ein leises Klopfen ließ mich aufschrecken. Ich blinzelte und sah Mr und Mrs Harris durchs Fenster des Krankenzimmers schauen. Mrs Harris hatte Sam auf ihre Hüfte gehoben. Mit geöffnetem Mund drückte er ihr einen feuchten Kuss auf die Wange. Sie nahm seine kleine Faust und winkte mir Hallo und auf Wiedersehen zu. Ihr Gesicht war von Schlaflosigkeit und Dankbarkeit gezeichnet. Dr. Harris verschränkte die Hände neben seinem rechten Ohr und gab mir mit dieser Geste zu verstehen, dass ich sein Champion war. Ihre Zuneigung war fast körperlich spürbar.
Ich seufzte vor Freude und winkte ihnen mit einem Wattestäbchenarm zu. Dr. Harris salutierte, dann legte er den Arm um seine Frau und sein Kind, und sie drehten sich um, um das Krankenhaus zu verlassen.
Kurz danach erschienen Mom und Dad, und es kam zu einer ausgiebigen Heul- und Umarmungsszene.
Am Abend entließen sie mich – mit genauen Anweisungen, wie meine Wunden zu versorgen waren –, und ich konnte wieder in meinem eigenen Bett schlafen. Die Schmerzmittel taten ihr Bestes, trotzdem lag ich fast die ganze Nacht wach. Es gab Wunden, bei denen Verbände und Antibiotika nicht halfen.
Schon bevor Einsame Seele all ihre Erinnerungen und Gefühle mit mir geteilt hatte, war ich Sam bereits rettungslos verfallen gewesen. Nun spürte ich ganz unmittelbar, welch enge Bindung zwischen den beiden bestanden hatte, wenn auch nur für kurze Zeit. Erst hatte ich mit ihr gekämpft – jetzt kämpfte ich in den dunklen Stunden der Nacht mit mir selbst.
Sollte ich es Mom und Dad sagen? Und Sam zu mir nehmen? Ihn gemeinsam mit meinem neuen Bruder oder meiner neuen Schwester aufziehen? Darin lag eine gewisse Logik. Aber konnte ich das Mr und Mrs Harris antun? Und was war das Beste für Sam? Sollte er erfahren, dass seine Mutter von einem Verrückten wieder und wieder missbraucht worden war, bis sie ihn empfangen hatte? Oder sollte er lieber für immer in dem Glauben leben, seine Mutter sei gestorben?
Am nächsten Morgen war ich noch immer so in Gedanken versunken, dass ich auf der Treppe ins Stolpern geriet.
Sofort stand Mom mit ausgestreckten Armen vor mir, als wollte sie mich auffangen. Ihr Bauch sah riesig aus. Die Zeit raste nur so dahin.
»Dein Vater ist noch in der Küche und schaut sich die Morgennachrichten an. Er hat sich den Tag freigenommen, falls … falls du etwas brauchst.«
»Äh. Okay.« Mir war nicht ganz klar, an was er dabei gedacht hatte.
»Ich habe dir Arme Ritter gemacht«, sagte sie zögernd. »Meinst du, du kannst ein bisschen was essen?«
Normalerweise aß ich nicht sehr viel zum Frühstück, aber nach einem ganzen Tag im Krankenhaus war ich völlig ausgehungert. »Aber klar, ein paar Scheiben könnte ich schon vertragen.« Ich setzte mich direkt neben Dad an den Küchentisch – so nah, dass ich ihn weder anschauen musste noch ihm die Sicht auf den Fernseher nahm. »Allerdings wird mich wohl jemand füttern müssen.«
Mom setzte sich mir gegenüber an den Tisch und schob mir kleine Bissen in den Mund. Das war zwar supernett von ihr, aber sie stellte sich unglaublich ungeschickt an.
»Du bist aus der Übung, Mom«, neckte ich sie. »Besser du machst das noch ein paarmal, bevor der Junior da ist.«
»Es wird wohl eher eine Juniorin werden«, gab sie zurück. »So wie es aussieht, bekommst du eine Schwester.«
Dass mein entsetzter Gesichtsausdruck nichts mit ihrer Ankündigung zu tun hatte, konnte Mom nicht ahnen. Hinter ihr füllte ein Foto des Mannes den ganzen Fernsehbildschirm aus.
»Oh mein Gott«, keuchte ich.
»Hey, was hast du denn für ein Problem mit einer Schwester?«, wollte Mom wissen.
Dad ließ klirrend die Gabel fallen. Sein Gesicht war blass. »Verdammte Nachrichten. Die haben echt nicht lange gefackelt.« Sein Blick fiel auf die Sonntagszeitung, die noch immer zusammengerollt in ihrer Plastikhülle steckte.
Mom fuhr herum und schnappte angesichts des Fotos nach Luft.
Es war ein Gesicht, das ich mittlerweile besser kannte als mein eigenes. Drei Jahre lang war es das einzige Gesicht gewesen, das Teile von mir zu sehen bekommen hatten. Ein ganz normales Gesicht – bis auf die zusammengekniffenen dunklen Augen, die es ein bisschen anders aussehen ließen, ein klein wenig seltsam. Hellbraune Haare, durchsetzt mit Grau. Ein fliehendes Kinn. Sehr kleine Ohren.
Der Kommentator im Off nannte ihn nicht beim Namen, sondern bat nur um Informationen über seinen Verbleib während der letzten fünf Jahre. Er wurde lediglich als Person beschrieben, die im Angeles National Forest tot aufgefunden worden sei. Weder ich noch sein Vorleben wurden erwähnt.
Wie angewurzelt saß ich da, gleichzeitig fasziniert und entsetzt.
Mom hieb mit Wucht auf den Ausschaltknopf.
»Mein armer Engel«, sagte Dad mit brüchiger Stimme. »Es tut mir so leid, dass du das sehen musstest.«
Was für eine dämliche Bemerkung. Was zum Teufel dachte er sich bloß? »Dad. Ich hab es sogar erlebt.«
Sein Gesicht wurde so rot, als hätte er aufgehört zu atmen.
»Außerdem hättest du es sowieso nicht verhindern können«, sagte ich. »Das sind nun mal die Nachrichten. Eine Leiche in einem Wald.«
Erbost ballte er die Hände zu Fäusten und hielt sie drohend dem schwarzen Fernsehbildschirm entgegen – als ob er durch ihn hindurch den Mann oder das Nachrichtenstudio zu fassen bekommen könnte. »Ich hätte mein Möglichstes getan. Ich schwöre, das hätte ich. Ich hätte alles getan, um das zu verhindern.«
Er holte zitternd Luft. »Verdammte Nachrichten.«
Ich wusste, dass dieses Verdammt noch so viel mehr umfasste. Den Mann und die erfolglose Suche nach mir. Bill und die vielen Jahre, die wir nicht zurückbekommen würden. Meine unschuldige Kindheit, die vor langer Zeit verloren gegangen war.
»Dad. Du hattest keine Ahnung. Es. Ist. Nicht. Deine. Schuld.«
Er antwortete nicht, aber von seiner Nasenspitze fiel eine Träne in die Siruppfütze auf seinem Teller.
Ich stupste ihm mit einem bandagierten Arm gegen die Schulter. »Sieh mich an, Dad.« Sein tränenüberströmtes Gesicht war ein einziges Elend. »Es ist vorbei. Er ist tot. Und wir sind am Leben.«
Dad wandte den Blick ab.
»Sieh mich an«, forderte ich ihn nochmals auf. »Weine ich etwa? Tue ich mir etwa selbst leid?«
Er gab nur einen erstickten Laut von sich.
Ich schüttelte ihn leicht. »Du hast nicht das Recht, dich schlechter zu fühlen als ich. Also reiß dich zusammen, und kümmere dich wieder um mich und Mom.«
Er riss erstaunt die Augen auf.
Ich hörte das Geräusch von Schritten und spürte Moms Hände auf meinen Schultern. Ihr fester Bauch stieß gegen meinen Hinterkopf. »Und um das Baby«, fügte ich hinzu. »Sie braucht keinen griesgrämigen, depressiven, mit sich selbst beschäftigten Vater. Sie braucht einen richtigen Daddy. Kapiert?«
Mom übermittelte mir schweigend ihre Zustimmung, indem sie mit den Fingern kurz ein wenig fester zudrückte.
Dad zog ein Taschentuch aus seiner Bademanteltasche und putzte sich die Nase. Er nickte.
»Du hast heute frei, also unternimm jetzt was Schönes«, sagte ich. »Mom, mach Weihnachtseinkäufe mit ihm. Mir ist aufgefallen, dass außer mir noch niemand was unter den Baum gelegt hat. Ähem.«
Mom lächelte. »Komm doch auch mit, Schatz.«
»Nicht bevor die Verbände weg sind«, entgegnete ich. »Ich will nicht den ganzen Tag mit Erklärungen verbringen.«
Einen Augenblick lang fühlte ich mich wie die Erwachsene in der Familie. Dad stand auf und umarmte mich lange und fest. »Engel, es tut mir leid. Unendlich leid«, flüsterte er.
»Das weiß ich, Daddy«, sagte ich in sein Ohr, während er mich drückte. »Übrigens, falls dir nichts einfallen sollte, ich werde mir Ohrlöcher stechen lassen und hätte nichts gegen ein Paar Perlenohrringe.«
Sie waren erst eine Stunde weg, als es an der Tür läutete.
Ich sprang auf, doch dann wurde mir klar, dass es mir verdammt schwerfallen würde, die Tür zu öffnen. Durch den Türspion sah ich Brogan, der verlegen auf der Fußmatte stand. Er sah seltsam nervös aus.
»Kommen Sie rein«, rief ich.
Die Tür knarrte, und er streckte zögernd den Kopf hindurch. »Angie?« Er blickte zwischen meinen dick umwickelten Händen und dem rauchenden Trümmerhaufen auf der anderen Straßenseite hin und her, offenbar fehlten ihm die Worte.
»Es war keine Brandstiftung«, sagte ich. »Ich bin unschuldig.«
Er schüttelte den Kopf. »Sorry. Ja. Ich weiß. Ich habe gerade mit dem Ehepaar Harris gesprochen. In ihrem Hotel. Sind deine Eltern da?«
»Nein. Sie sind einkaufen gegangen.« Er hatte mit Mr und Mrs Harris gesprochen? Warum? Mich beschlich ein Verdacht.
»Vielleicht sollte ich später wiederkommen.« Er trat von einem Fuß auf den anderen.
»Mir ist es lieber, wenn Sie jetzt reinkommen«, sagte ich. »Dieses Gespräch sollten wir besser nur zu zweit führen.«
Er musterte mich eindringlich und traf dann offenbar eine Entscheidung. »Gut. Ja, okay. Danke.«
Im Wohnzimmer setzte sich Brogan auf die Sofakante und stützte die Ellbogen auf die Knie. Ich ließ mich in einen Sessel fallen und lehnte mich absichtlich weit nach hinten.
»Wie ich eben schon sagte, ich war gerade bei Familie Harris«, sagte Brogan. »Sie haben Brett Samuelson im Fernsehen wiedererkannt. Offenbar sind sie sich bei der Unterschrift der Adoptionspapiere begegnet.«
Oh nein. »Wissen sie, dass es eine Verbindung zu mir gibt?«, fragte ich. »Haben sie die Wahrheit herausgefunden?«
Wieder schüttelte Brogan den Kopf. »Nein, ich habe ihnen nur gesagt, wir würden wegen Mordes an Samuelson ermitteln. Sie waren ziemlich betroffen.« Er hob fragend die Augenbrauen.
»Belassen Sie es dabei«, sagte ich. »Schließen Sie die Akten.«
»Wirklich?« Er räusperte sich. »Sam ist ein richtig aufgewecktes Kind.«
»Zumindest eine Seite seiner Familie hat gute Gene«, sagte ich betont locker.
Brogan schluckte und suchte nach einer Antwort.
Ich lehnte mich nach vorn. »Sam gehört zu ihnen. Legen Sie den Fall zu den Akten. Bitte.«
Einen Moment lang schloss er die Augen. Seine Brust senkte sich, als er geräuschvoll ausatmete. »Ich verstehe jetzt, warum du es geschafft hast, Kleine«, murmelte er. »Hart wie Stahl und gleichzeitig weichherzig wie …«
»Außerdem«, unterbrach ich ihn, »solange wir alle hier wohnen, was hoffentlich noch lange so sein wird, habe ich die Möglichkeit, ihn aufwachsen zu sehen. Ich werde ihnen dabei helfen, sein neues Zimmer einzurichten. Ich werde ihm das Lesen beibringen. Ich kann ihm bei den Hausaufgaben helfen, wenn er in die Schule kommt. Und das reicht mir. Ihm wird es gut gehen. Sogar mehr als gut.«
Meine Stimme brach, aber ich unterdrückte die aufsteigenden Tränen mit aller Macht. »Wissen Sie, ich war dabei, als er seine ersten Schritte gemacht hat.«
Und dann tat Brogan etwas vollkommen Unerwartetes: Er stand auf und umarmte mich. Lange. Als er mich wieder losließ, entdeckte ich Tränen in seinen Augen. Und mir ging es nicht anders.
»Gut, Angie. Ich respektiere deinen Wunsch. Aber ich werde die Aussage von Mr und Mrs Harris durch einen entsprechenden Vermerk ergänzen und eine Kopie der Adoptionsunterlagen in die Akte legen, bevor ich das Ganze abschließe. Falls du deine Meinung später doch noch ändern solltest.«
»In Ordnung«, erwiderte ich. »Und Sie sind nie hier gewesen, einverstanden?«
»Ich bin nie hier gewesen. Es ist mir eine Ehre, dich kennengelernt zu haben, Angie«, sagte Brogan und drückte mir einen Kuss aufs Haar. »Ich wünsche dir alles, alles Gute.«
Er stieg ins Auto und fuhr langsam davon. Die Kiefern bewegten sich heftig im Wind, also würde es wohl ein warmer Dezembernachmittag werden.
Ich blickte durchs Wohnzimmerfenster nach draußen. Ich hatte Frieden mit meiner Entscheidung und meinem letzten Geheimnis geschlossen. Es stand zu viel auf dem Spiel. Die Wahrheit würde das Leben vieler Menschen durcheinanderbringen.
Einige Geheimnisse muss man in seinem Herzen bewahren. Für immer.