Kapitel 5
Fleur saß am Küchentisch, einen Becher Tee vor sich, die Ellbogen aufgestützt.
»Hallo, Liebes«, sagte Nel, als sie durch die Gartentür eintrat. »Hast du schon gefrühstückt? Ich habe Croissants mitgebracht.«
Als ganz junge Mutter hatte Nel den Vorsatz gefasst, an jedem Tag zuerst etwas Positives zu ihren Kindern zu sagen. Obwohl es ihr manchmal sehr schwer gefallen war, vor allem wenn die Jungen sich weigerten, rechtzeitig zur Schule aufzustehen, bedeutete es doch, dass die Streitereien erst gut zehn Minuten später begannen. Fleur war über Weihnachten eindeutig ein wenig schreckhaft gewesen, aber da jedes ihrer Kinder Freunde mit nach Hause gebracht hatte, hatte Nel noch keine Gelegenheit gehabt, mit ihrer Tochter zu reden. Daher freute sie sich über diese Stunde, die sie für sich allein hatten.
»Hm, danke, Mum.«
Dies schien ihr kein günstiger Augenblick zu sein. Fleur war noch nie ein Morgenmensch gewesen, aber heute trat diese Eigenschaft noch deutlicher zu Tage als sonst.
»Müde?«
Fleur nickte.
Nel biss sich auf die Unterlippe. Sie fragte sich oft, ob sie sich als allein erziehende Mutter Sorgen für zwei machte, konnte aber nicht dagegen an. »Du wirst diesen Aufsatz doch fertig schreiben, oder?«
»Mum! Ich hab’s dir doch gesagt! Mach dir keine Sorgen. Ich treffe mich mit Jamie, aber ich werde mich trotzdem um den Aufsatz kümmern, obwohl ich es unfair finde, dass sie uns so kurz vor dem Anfang des neuen Halbjahrs noch einen aufgegeben haben.«
»Deine Prüfungen stehen bevor, und Jamie wohnt in London.«
»Weiß ich. Ich habe nämlich seine Adresse«, fügte sie gereizt hinzu. »Für den Fall, dass du es vergessen hast, ich bin praktisch jedes Wochenende dort.«
Nel überhörte die ironische Bemerkung, wandte sich von ihrer Tochter ab und setzte den Teekessel auf. Sie hatte keineswegs vergessen, dass Fleur alle Wochenenden in London verbrachte, und sie hoffte, dass Fleur ihrerseits ihr festes Versprechen nicht vergessen hatte: dass sie das Haus nicht verlassen würde, bevor der Aufsatz fertig war. Nel war nie die Art von Mutter gewesen, die jetzt hätte sagen können: »Du wirst dieses Haus nicht verlassen, bevor du deinen Aufsatz geschrieben hast, junge Dame! Und komm mir nicht mit frechen Antworten!« Sie hatte ihren Kindern gegenüber schon sehr früh auf Vernunft und Erklärungen gebaut und ihren kritischeren Freundinnen erklärt, dass man eben nur die Art Mutter sein könne, die man war. Man kann nicht so tun, als sei man streng und entschieden, wenn man es nicht ist. Vor allem Simon fand das schwer nachvollziehbar.
»Schätzchen«, begann sie. »Du hast doch versprochen ...«
»Ja! Und ich tue es auch! Jetzt hör auf zu meckern ...!«
»Wenn du glaubst, das sei Gemecker ...!«
»Nein, ich weiß, dass es kein Gemecker ist, aber es ist noch früh am Morgen, und ich bin eben kein Morgenmensch.«
»So früh ist es gar nicht. Ich war schon beim Drucker, um die Flugblätter und die Formulare für unsere Petition in Auftrag zu geben, ich bin einkaufen gewesen und mit den Hunden Gassi gegangen.«
»Aber du bist eine Lerche. Ich bin eine Eule. Nein, Villette, du darfst nicht aufstehen. Ich bin zu müde, um dich zu kraulen. Und du auch nicht, Shirley.« Die Hunde zogen sich in ihren Korb zurück, wo sie sich – gemütlich? – übereinander legten.
Nel küsste ihre Tochter auf die Wange, dann holte sie die Croissants aus der Tüte und schob sie in den Ofen. »Soll ich den Tisch abräumen, damit du hier arbeiten kannst? Oder willst du es in deinem Zimmer machen?«
»Schon gut, Mum, ich mache es im Wohnzimmer.«
»Bei laufendem Fernseher, vermute ich.«
Fleur lächelte. »Stimmt. Haben wir Kirschmarmelade da?«
Nel kramte das gewünschte Glas aus dem Kühlschrank, wohl wissend, dass es nicht Fleurs Hausaufgaben waren, die sie beunruhigten. Irgendwie schaffte sie es am Ende, rechtzeitig fertig zu sein. Auch Jamie war nicht der Grund für ihre Sorgen. Obwohl sie ihn noch nicht kennen gelernt hatte (»Als hätte er Lust, hier rauszukommen, Mum!«), war sie doch halbwegs glücklich mit der Beziehung, nachdem sie einmal mit seiner Mutter telefoniert hatte, als Fleur ihr Handy zu Hause vergessen hatte. Es waren vielmehr Simons Bemerkungen über den Drogenkonsum junger Frauen, die sich wie ein Knoten von Furcht in ihrem Unterbewusstsein zusammengeballt hatten.
Als er das Thema zum ersten Mal angesprochen hatte, hatte sie es als eine der Bemerkungen abgetan, die Simon eben zu machen pflegte. Aber obwohl sie damals beteuert hatte, dass sie es wissen würde, wenn ihre Tochter Drogen nähme, war sie sich dessen gar nicht so sicher. Woher sollte sie es wissen? Wie sollte sie die Warnsignale erkennen, wenn sie keine Ahnung hatte, worin diese Warnsignale bestanden? Wenn es doch nur eine Art Sensor gegeben hätte, den man seinen Kindern an die Stirn kleben könnte und der flackern würde, wenn sie etwas Unzuträgliches konsumierten. Da dies nun mal nicht möglich war, wünschte Nel, ihr ältester Sohn wäre zu Hause gewesen. Er und Fleur standen einander sehr nah, und sie würde ihm vielleicht Dinge erzählen, die sie ihrer Mutter nicht erzählte. Obwohl sie und Fleur eine innige und liebevolle Beziehung hatten, neigten ihre Kinder doch dazu, Nel vor Dingen zu schützen, die ihr Sorgen machen würden.
»Keine Kirschmarmelade. Wie wär’s mit Himbeere?«, sagte Nel schließlich, nachdem sie eine kleine Ansammlung von Gläsern zu Tage gefördert hatte, deren Inhalt unter einem Mikroskop sehr interessant ausgesehen hätte.
»Hauptsache, sie ist rot.« Fleur stand auf. »Bringst du mir die Croissants rüber, wenn sie fertig sind? Ich hole meine Schultasche.«
»Ich verwöhne dich, weißt du das?«
»Ich weiß. Aber du tust es doch gern.«
Als Fleur einige Zeit später den Aufsatz geschrieben, aber noch nicht abgetippt hatte, fuhr Nel sie zur Bushaltestelle.
»Du wirst den Bus zurück am Sonntag nicht verpassen, nein? Du darfst jetzt auf keinen Fall in der Schule fehlen.«
»Mum, habe ich jemals den Bus verpasst?«
»Noch nicht, ich will nur sicher gehen, dass du’s diesmal auch nicht tust. Ich mache mir ein bisschen Sorgen, weil du so viel mit Jamie zusammen bist, obwohl ich ihn noch nicht kenne.«
»Du würdest ihn mögen, Mum, wirklich. Das Problem ist nur, dass hier unten nichts los ist.«
Nel verkniff sich eine Erwähnung der wunderschönen Landschaft, die man durchstreifen konnte, der alten Gebäude, die es zu bewundern gab, und der allgemein wohltuenden Wirkung der Natur. Schließlich war noch Winter.
»Hm, frag ihn, ob er nicht mal zu uns kommen will. Es ist nicht in Ordnung, dass du immer den weiten Weg nach London machst. Er sollte mal ein paar Stunden im Bus sitzen und sein ganzes Taschengeld ausgeben!«
»Ich werd’s ihm vorschlagen, aber ich glaube nicht, dass er Lust hat, herzukommen. Es gibt hier unten keine guten Diskos.«
»Es gibt Diskos in Bristol!« Nel erinnerte sich nur allzu gut an ihre Unruhe, als ihre Söhne angefangen hatten, dort hinzugehen.
»Kein Vergleich mit denen in London. Jetzt mach dir mal keine Sorgen, Mum, ich komme schon klar. Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
»Ich hatte eigentlich gehofft, dass Jamie auf dich aufpassen würde.«
»Mum! Du bist ja so was von altmodisch! Übrigens, was macht eigentlich dein Liebesleben?«
»Du meinst Simon?« Nel verstand ihre Tochter absichtlich falsch.
»Nein. Ich meine den Mann, der dich unter dem Mistelzweig geküsst hat.«
»Er ist nicht mein Liebesleben, er hat lediglich unter einer kurzfristigen Verirrung gelitten, und ich habe seither herausgefunden, dass er eine Ausgeburt der Hölle ist. Also, um wie viel Uhr fährt dein Bus?«
Erst auf dem Heimweg ging Nel auf, dass Fleur abermals das Thema gewechselt hatte, um ihre Mutter abzulenken. Sie beschloss, Sam an der Universität anzurufen, etwas, das sie nicht häufig tat.
»Hallo, Mum, was liegt an?«, sagte er, nachdem man ihn an den Apparat geholt und Nel gut fünf Minuten lang verschiedenen Musikstücken gelauscht hatte.
»Es geht um Fleur. Hast du sie in letzter Zeit mal gesehen? In London, meine ich?«
»Hm, sie und ich hören nicht die gleiche Musik, also nein, eher nicht.«
»Aber weißt du denn, welche Diskos sie und Jamie besuchen?«
»Eigentlich nicht. Warum?«
»Ich mache mir nur ein wenig Sorgen um sie. Irgendetwas stimmt da nicht. Ich habe Angst, dass sie vielleicht Drogen nimmt oder so etwas.«
»Oh Mum!«
»Es ist eine vollkommen legitime Sorge. Sie verbringt so viel Zeit in London, und ich bin Jamie noch nie begegnet.«
»Er ist vollkommen in Ordnung«, sagte Sam beschwichtigend.
»Bestimmt. Ich weiß bloß nichts über ihn, und du kennst mich doch, ich mache mir Sorgen.«
»Eine Disziplin, in der du olympiaverdächtige Leistungen aufweist, Mum.«
»Bisher hat mir niemand eine Medaille angeboten. Aber darum geht es nicht. Ich wollte dich bitten, ob du in Erfahrung bringen kannst, wohin sie und Jamie gehen. Und dann möchte ich wissen, ob es sich um die Art von Lokalen handelt, wo man Drogen bekommen kann.«
»Man kann überall Drogen bekommen.«
»Sag so was nicht! Aber manche Lokale sind doch bestimmt schlimmer als andere, meinst du nicht auch?«
»Wahrscheinlich. Wo wir gerade miteinander reden, Mum, du kannst mir nicht vielleicht einen Scheck schicken, oder? Ich habe die Stromrechnung bekommen, und sie ist riesig.«
Nel seufzte. »Geht in Ordnung.«
»Ich zahl’s dir in den Ferien zurück, wenn ich arbeite.«
»Kein Problem. Finde nur für mich heraus, wohin Fleur geht, ja?«
Im Allgemeinen vermied Nel es, mit Simon über irgendwelche Probleme mit ihren Kindern zu sprechen, aber als er sie an diesem Abend zum Essen in einen Pub im Dorf ausführte, brachte sie das Gespräch schließlich doch auf Fleur.
»Ich weiß, ich habe gesagt, dass ich es wissen würde, wenn sie Drogen nähme, aber dann ist mir klar geworden, dass das wahrscheinlich ein Irrtum ist. Die Eltern wissen so etwas nie, jedenfalls nicht in den Fällen, über die man in der Zeitung liest.«
Simon zupfte eine Muschel aus ihrer Schale. »Es wäre einfacher, wenn du ihr verbieten würdest, so viel Zeit in London zu verbringen.«
»Ich weiß, aber Jamie ist dort, und obwohl ich immer wieder vorschlage, dass er uns besuchen könnte, sagt sie, hier unten sei nichts los. Und das ist es wahrscheinlich auch nicht, nicht für junge Leute.«
»Du könntest ihr Hausarrest geben.«
»Nein, könnte ich nicht. Ich bin nie die Art Mutter gewesen, ich kann jetzt nicht damit anfangen. Außerdem habe ich nie gewusst, wie man so etwas macht – ich meine, du sagst den Kindern, dass sie nicht rausgehen dürfen, aber wenn sie dir nicht gehorchen, wie willst du sie dann daran hindern?«
»Du streichst ihr Taschengeld oder so etwas. Andere Eltern schaffen das auch.«
»Ja, aber bei uns ist das anders.« Inzwischen bereute sie es gründlich, dass sie das Thema Fleur und ihr Liebesleben zur Sprache gebracht hatte. »Sind die Muscheln gut?«
»Hervorragend. Wie ist dein Salat?«
»Der ist auch sehr lecker. Hast du etwas Neues über das Bauvorhaben gehört, wie die Pläne aussehen? Dir ist sicher klar, was ich von dir hören will: Dass die Häuser alle birnenförmig werden sollen und dass keine Gemeindeverwaltung auf Erden jemandem erlauben würde, solche Häuser auf die Wiesen zu setzen.«
»Ich fürchte, den Gefallen kann ich dir nicht tun«, sagte Simon, den Mund voller Baguette. »Obwohl ich, um fair zu sein, auch keine gegenteiligen Informationen habe. Solche Dinge brauchen Zeit, selbst nachdem eine Bauplanungserlaubnis erteilt worden ist.«
»Das erleichtert mich.« Nel faltete ein Lollo-Rosso-Blatt zusammen und schob es sich in den Mund. »Das heißt, ich habe jede Menge Zeit, Leute zu mobilisieren.«
»Du wirst vielleicht nicht so viel Unterstützung bekommen, wie du denkst. Außerdem ist es sowieso unwahrscheinlich, dass das Ganze irgendetwas nutzen wird. Die Gemeinden müssen ein gewisses Kontingent an Neubauten erfüllen. Sie werden nichts ablehnen, was auch nur annähernd annehmbar ist.«
»Ich bin ja nicht gegen Häuser im Allgemeinen, nur gegen Häuser auf den Wiesen am Fluss! Abgesehen von dem Hospiz ist das Gelände so ein wunderbares Erholungsgebiet. Und dann wäre da noch die Natur.«
»Das mag sein, aber Menschen brauchen nun mal Häuser, und unterm Strich sind Menschen wichtiger als Wassermolche und Frösche.«
»Das wissen wir nicht«, erwiderte Nel, die schon zwei Gläser Wein getrunken hatte. »Wir wissen nicht, ob nicht Wassermolche und Frösche vielleicht alles sind, was zwischen uns und der totalen Ausrottung allen Lebens steht.«
Simon zog eine Augenbraue in die Höhe. »Ich denke, das wissen wir durchaus, Nel.«
»Trotzdem, ich kann nicht einfach daneben stehen und zusehen. Selbst wenn ich scheitere, muss ich mein Möglichstes versuchen, sonst hätte ich jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn ich die Häuser sehe.«
»Du hast wegen zu vieler Dinge ein schlechtes Gewissen, weißt du das?«
»So sind Frauen eben. Das hängt mit dem Östrogen zusammen.«
»Du bist manchmal ein komisches kleines Ding, Nelly.«
Es gab Gelegenheiten, bei denen Nel sich ganz gern ein komisches kleines Ding nennen ließ, aber jetzt – wahrscheinlich weil sie sich Sorgen machte – wäre es ihr lieber gewesen, Simon hätte ihr erklärt, dass sie stark und unabhängig sei und Berge versetzen könne, wenn sie es wollte.
»Nimmst du Nachtisch?«, fragte sie.
»Was, nach meinem Steak? Ich glaube nicht. Warum?«
»Ich hätte nur gern etwas davon abgehabt, das ist alles.«
»Warum nimmst du nicht selbst einen Nachtisch?«
»Weil ich keine ganze Portion möchte.« Nel wünschte plötzlich, sie hätte sich ihr Essen nicht mit dem Gedanken an ihre Diät ausgesucht. Sie hatte Heißhunger auf einen Löffel klebrigen Karamellpudding oder Banoffietorte. In gewisser Hinsicht war Simon ein unbefriedigender Gefährte beim Essen. Er wusste es einfach nicht genug zu schätzen.
Es war eine Woche später, und Nel war gerade vom letzten Abendspaziergang mit den Hunden nach Hause gekommen, als Sam anrief. »Ich habe deinen Spionageauftrag erfüllt, Mum.«
»Spionage? Ich dachte, du beschäftigst dich mit Medienstudien?«
»Dummerchen. Nein, ich habe in Erfahrung gebracht, wo Fleur und Jamie abhängen. Es ist eine Disko namens Chill. Die Musik da ist aber gar nicht mein Ding.«
»Die Musik interessiert mich nicht, was ist mit den Drogen?«
»Ich hab dir doch schon gesagt, die Drogen sind so ziemlich überall gleich.«
»Verflixtes Kind! Ich meine, ist das Chill in dieser Hinsicht besonders schlimm? Nimmt jeder Drogen, der dort hingeht?«
»Mum, wenn du glaubst, dass Fleur Drogen nimmt, warum fragst du sie nicht einfach?«
»Wenn sie es nicht tut, wäre sie furchtbar gekränkt, und ich wäre am Boden zerstört, wenn sie es täte. Außerdem würde sie es mir vielleicht nicht erzählen. Ich würde es lieber zuerst selbst rausfinden und dann entscheiden, wie ich damit umgehe.«
»Das liegt bei dir. Gib mir Bescheid, wenn ich dich begleiten soll oder so etwas«, sagte Sam geduldig.
»Wohin würdest du mich begleiten?«
»In die Disko. Wenn du dort hingehen willst, wirst du es sicher nicht allein tun wollen.«
»Oh Gott! Darüber habe ich ja überhaupt nicht nachgedacht!«
»Ich glaube wirklich, dass du dir unnötig Sorgen machst, Mum.«
»Aber das glaubst du immer.«
»Und in neunundneunzig von hundert Fällen habe ich Recht. Aber ich sage dir was, ich höre mich mal um, und wenn mir irgendetwas zu Ohren kommen sollte, von dem ich denke, dass du es wissen müsstest, sage ich es dir. In Ordnung?«
»Hauptsache, du und ich, wir haben die gleichen Vorstellungen davon, was ich wissen sollte und was nicht.«
»Mum, du redest Unsinn.«
»Oh, na schön. Ich werde versuchen, mir keine allzu großen Sorgen zu machen.«
Nel wusste nicht, ob sie sich zu viele Sorgen machte oder nicht – Tatsache war, dass sie sich welche machte, während sie in der Küche herumwerkelte. Obwohl sie gern mit ihren heranwachsenden Kindern zusammen war, sehnte sie sich doch ein wenig nach den Tagen, da sie noch jederzeit gewusst hatte, wo sie waren. Fleur war bei Jamie in London; sie würde sie erst Sonntagabend wiedersehen, und das wäre dann gewiss kein guter Zeitpunkt, um sie zu fragen, ob sie Drogen nimmt. Montagmorgen würde nicht besser sein, eher noch schlimmer. Vivian würde mit Fleur sprechen, wenn sie sie darum bat, aber Fleur würde fuchsteufelswild sein. So sehr sie Vivian auch liebte, würde es ihr mit Sicherheit zutiefst missfallen, wenn Vivian zum Abendessen vorbeikäme und Fleur dann erzählte, dass ihre Mutter sich um sie sorgte – auf diese Weise würde ein Vertrauen, das etwas Besonderes war, zerstört werden. Ebenso wenig konnte sie Jamies Mutter in die Sache hineinziehen. Fleur würde ihr nie verzeihen, wenn sie Jamies Eltern anrief und zu erfahren verlangte, ob ihr Sohn einen schlechten Einfluss auf ihre Tochter ausübe. Nein, sie würde dieses Problem allein lösen müssen.
Sie hatte gerade die Spülmaschine eingeschaltet, als das Telefon noch einmal klingelte.
»Tut mir Leid, dass ich so bald wieder anrufe, Mum«, sagte Sam. »Liegst du schon im Bett?«
»Ich war gerade auf dem Weg. Was ist los?«
»Mir sind gerade ein paar Gerüchte über das Chill zu Ohren gekommen. Ich glaube, da ist doch vielleicht ein wenig mehr los als in den meisten anderen Diskos.«
Obwohl sich Schweißperlen auf Nels Haaransatz gebildet hatten, bemühte sie sich um einen ruhigen Tonfall. »Aber das heißt nicht, dass Fleur und Jamie dabei mitmachen.«
»Nein, das heißt es nicht. Aber wenn du willst, dass ich dich begleite, um Näheres in Erfahrung zu bringen, tue ich das. Nur nicht nächstes Wochenende. Angela hat mich zu ihren Eltern eingeladen.«
»Wer ist Angela?«
»Neue Freundin. Aber das Wochenende danach würde gehen.«
Nel konnte auf keinen Fall geschlagene vierzehn Tage warten, bevor sie herausfand, ob Fleur gefährliche Substanzen konsumierte. »Nein, schon gut. Ich kümmere mich darum.«
»Bist du dir sicher, Mum?«
»Natürlich. Schließlich ist sie meine Tochter. Außerdem findet in London ein Bauernmarkt statt, den ich sehen möchte, und zwar in dieser Woche. Ich werde hingehen und dann bleiben.«
»Wenn du wirklich meinst, dass du klarkommst ...«
»Ehrlich!«
In der kommenden Woche war Nel vollauf damit beschäftigt, Anträge für die offizielle Einrichtung des Bauernmarktes zu verteilen und jeden Laden und jedes Büro in der Stadt – ganz zu schweigen von jeder Grundschule, jedem Kindergarten und jeder Spielgruppe – zu fragen, ob sie ein Petitionsformular für den Protest gegen die Baupläne haben wollten. Dennoch fand Nel immer wieder Zeit, Fleur ins Verhör zu nehmen. Es musste ein sehr subtiles Verhör sein, und Nel fand, dass sie ihre Sache gut machte. Fleur war anderer Meinung.
»Mum, wenn du wissen willst, ob ich Drogen nehme, warum fragst du mich nicht einfach?«
»Und?«
»Es geht dich nichts an. Ich bin fast achtzehn!«
»Und du wirst definitiv dieses Wochenende zu Jamie fahren?«
»Ja! Und das Wochenende danach bin ich, wie du weißt, bei Hannah. Sie wird achtzehn.«
Das war zumindest ein Samstagabend, an dem Nel sich keine Sorgen um sie zu machen brauchte. Hannahs Mutter war berüchtigt für ihre Strenge und gab Nel immer das Gefühl, eine unzulängliche Mutter zu sein. Aber wenn Hannahs Mutter damit durchkam, dass sie von ihren Kindern verlangte, jeden Samstagabend bis elf zu Hause zu sein, konnte Nel nur dankbar dafür sein.
»Also«, sagte Fleur, »wenn du mit deinem Verhör fertig bist, gehe ich jetzt ins Bett! Ich habe morgen Früh Schule!«
All diese Ausweichmanöver waren so untypisch für Fleur, dass Nel wusste, was sie am nächsten Samstagabend tun würde; sie würde eine Runde durch die Diskos machen.
Am Donnerstagabend rief sie Simon an, um ihn zu bitten, mit ihr zu gehen. Sie hatte versucht, es zu vermeiden, aber all ihre anderen potenziellen Opfer hatten triftige Gründe, warum sie sie nicht begleiten konnten.
Vivian hätte es getan, aber sie musste am Sonntagmorgen früh aufstehen, daher hatte Nel ihr Angebot abgeschlagen. »Außerdem, wer wird sich um meine Tiere kümmern, wenn wir beide weg sind?«, hatte sie hinzugefügt.
Nel und Vivian hatten in dieser Hinsicht eine auf Gegenseitigkeit basierende Vereinbarung. »Aber ich würde schrecklich gern ein andermal hinfahren; wir könnten Simon als Hundesitter engagieren. Bist du dir wirklich sicher, dass du nicht stattdessen nächste Woche Samstag hinfahren kannst? Wir könnten bei meiner Freundin aus dem College wohnen. Das wäre ein Spaß!«
»Klingt reizvoll, aber nächstes Wochenende ist Fleur bei Hannah. Sie wird achtzehn.«
»Hannah mit der Furcht erregenden Mutter? Oh, Mist.«
»Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob ich so eine amüsante Gesellschafterin abgäbe, wenn ich Fleur nachspioniere, während ihr beide durch die Kneipen zieht.«
»Stimmt. Was ist mit Sam, oder wäre ihm das Ganze zu peinlich?«
»Sam ist nichts peinlich, aber die Eltern seiner Freundin haben ihn übers Wochenende eingeladen.«
»Ich wusste gar nicht, dass er eine Freundin hat.«
»Ich auch nicht«, antwortete Nel mit einem Stoßseufzer.
»Dann wirst du also Simon bitten, dich zu begleiten?«
»Ja.«
Vivian machte eine taktvolle Pause, bevor sie fragte: »Bist du sicher, dass Simon auf Diskos steht?«
»Das spielt keine Rolle! Ich mache mir Sorgen um Fleur; ich will mich nicht amüsieren.«
»Dann ist Simon der perfekte Begleiter. Wo werdet ihr wohnen?« Vivian überspielte diesen kleinen Seitenhieb.
»Simon hat Freunde in London, bei denen wir sicher unterkommen können. Wir haben bei ihnen übernachtet, als er mich neulich ins Theater ausgeführt hat.«
»Oh ja, als ich fand, er hätte dich in ein fabelhaftes Hotel führen sollen.«
»So ist es nicht zwischen uns! Außerdem muss ich jetzt Schluss machen. Ich habe Simon nämlich noch gar nicht gefragt.«
»Mach dir keine allzu großen Sorgen um Fleur – sie ist ein vernünftiges Mädchen.«
»Das weiß ich doch, aber ich bekomme es einfach nicht aus dem Kopf. Trotzdem, so schlimm ist es gar nicht! Ich habe ganz vergessen, dir zu erzählen, dass ich zwei Pfund abgenommen hatte, als ich das letzte Mal bei den Weight Watchers war!«
»Zwei Pfund! Das ist doch gar nichts! Es hat keinen Sinn, dich zu Tode zu hungern, um zwei Pfund abzunehmen.«
»Das ist eine Tüte Zucker, und das ist nicht nichts. Jetzt muss ich aber wirklich Simon anrufen. Ich weiß, dass er nicht ideal ist, aber er ist alles, was ich habe.«
Ein paar Sekunden später wurde Nel jedoch bewusst, dass sie Simon keineswegs hatte. Er weigerte sich, mit ihr zu fahren.
»Ich finde es lächerlich, dass du nach London hetzt, um festzustellen, ob Fleur Drogen nimmt. Wenn du dir Sorgen machst, solltest du ihr einfach verbieten, nach London zu fahren.«
»Ich will einen Bauernmarkt besuchen!«
»Also ehrlich, wie kann man in London einen Bauernmarkt abhalten? Dort gibt es überhaupt keine Bauernhöfe!«
»Die Produkte müssen aus der Nähe stammen; alles, was in einem Umkreis von hundert Meilen um die M25 erzeugt wird, darf auf dem Markt verkauft werden. Die Sachen sind sehr beliebt. Die Leute kaufen gern direkt vom Erzeuger.«
»Du brauchst nicht nach London zu fahren, um das herauszufinden, aber ich mache dir keine Vorwürfe, dass du dich um Fleur sorgst. Neulich stand wieder ein Artikel in der Zeitung; ein törichtes junges Mädchen hatte an seinem Geburtstag Ecstasy genommen und ist daran gestorben.«
»Pst ...«, zischte Nel. Sie las keine Zeitungen, mit Ausnahme der Lifestylespalten und des Kreuzworträtsels, und es war ihr gelungen, bei den Nachrichten, die sie im Radio gehört hatte, nicht allzu viele Einzelheiten über das fragliche Mädchen aufzunehmen. Sie brauchte Simon nicht, um sie daran zu erinnern.
»Bitte, Simon. Ich bitte dich, mich zu begleiten, mir zuliebe.«
»Und ich sage dir zuliebe nein. Ich finde nicht, dass du nach London fahren solltest. Du verbringst viel zu viel Zeit damit, deinen Kindern nachzulaufen, obwohl sie gar keine Kinder mehr sind.«
»Also, obwohl ich dich darum bitte, dich sogar anflehe, mich zu begleiten, willst du nicht mitkommen?«
»Nein.«
»Schön.«
»Nel, nimm es nicht persönlich ...«
Da sie nicht wusste, wie sie es sonst nehmen sollte, legte Nel auf.
Nel ließ die Hunde nachts nicht gern allein im Haus, aber Vivian hatte versprochen, herzukommen und noch einmal nach ihnen zu sehen, daher würde es ihnen wohl an nichts fehlen. Am Samstagmorgen fütterte sie sie, ging mit ihnen Gassi und gab ihnen Schweineohren zum Kauen, dann nahm sie den Frühzug nach London. Wenn sie zu einer annehmbareren Zeit gefahren wäre, wäre der Bauernmarkt vorüber gewesen, bis sie dort ankam.
Es war immer eine heikle Sache, sich auf dem Land für zwei verschiedene Vorhaben in der Stadt anzuziehen, befand Nel. Sie wünschte, Vivian hätte sie begleitet. Dann hätte es vielleicht sogar Spaß machen können. Wie die Dinge lagen, wählte sie schließlich eine schwarze Hose, ein kleines schwarzes Top, einen Pullover mit V-Ausschnitt, der ebenfalls schwarz war, und eine bequeme Jacke, die lang genug war, um ihre Hüften zu bedecken. Dann zog sie einen Wintermantel an, der Marc gehört hatte. Er war ausgesprochen schwer, aber auch ausgesprochen warm. Sie entschied sich für ihn, für den Fall, dass sie den letzten Zug nach Hause verpasste und auf einer Bank schlafen musste: Der Mantel würde eine Art Zelt abgeben. Außerdem trug sie gern etwas von Marc – Socken, einen Pullover, ein T-Shirt –, wenn sie etwas Beängstigendes tat, das die Kinder betraf. Auf diese Weise konnte sie sich vorstellen, dass sie als allein erziehende Mutter nicht so ganz allein dastand. Ein fuchsienfarbener Pashmina über dem Top würde ihre Aufmachung tagsüber ein wenig passender erscheinen lassen als unbarmherziges Schwarz.
Als sie zwölf Stunden später mit der U-Bahn von Notting Hill Gate zum Oxford Circus gefahren und Sams Wegbeschreibung zur Disko gefolgt war, war es eine ziemlich ernüchternde Erfahrung, vor verschlossenen Türen zu stehen. Ihre Füße brachten sie um; sie war den ganzen Tag unterwegs gewesen, und obwohl der Besuch auf dem Markt faszinierend und äußerst nützlich gewesen war, hatte das Unternehmen sie doch sehr angestrengt.
Als der Markt vorüber war, hatte sie den größten Teil des Nachmittags in Kunstgalerien verbracht. Dann war sie in ein kleines Programmkino gegangen und hatte dort einen sehr intellektuellen Schwarz-Weiß-Film verschlafen. Aber sie hatte den Mittagsschlaf dringender gebraucht als eine Verbesserung ihrer Kenntnisse über den Spanischen Bürgerkrieg, betrachtet durch die Augen eines blinden Kindes und seiner Großmutter.
Jetzt, nach einer Tasse starkem Kaffee, war sie endlich am richtigen Ort angelangt, und es war alles verschlossen. Ein Plakat an der Tür besagte, dass die Disko nicht vor zehn Uhr öffnete! Sie wusste, dass in London alles sehr viel später anfing, aber zehn Uhr! Kein Wunder, dass Fleur immer so müde war.
Als ihr der Gedanke kam, Fleur könne sie vor dem Gebäude herumlungern sehen, ging Nel die Seitenstraße hinunter, in der sie sich befand, und suchte nach Schaufenstern. Es gab keine. Es gab überhaupt nichts, was sie hätte tun können. Sie konnte nur darauf warten, dass die Disko öffnete, und da sich keine Schlange bildete, vermutete sie, dass das noch eine Weile dauern würde.
Sie machte sich auf den Weg in Richtung Oxford Street; dort waren zumindest Geschäfte. Sie war eine weitere Nebenstraße hinuntergegangen, in der wenigstens schöne Schuhe zu sehen waren, als plötzlich ein Taxi hinter ihr bremste. Ein Blick sagte ihr, dass es voller Männer war, und sie wandte sich hastig wieder etwas Rosafarbenem mit einem seltsam geformten Absatz zu. Einer der Männer stieg aus und sagte ihren Namen.
Es war Jake. »Nel? Was machen Sie denn hier?«
Nel schluckte vor Schreck und Verwirrung. Was tat er hier, dass er einfach so aus dem Nichts vor ihr auftauchte? Es war noch unheimlicher als der Film. Da sie nicht wusste, was sie sonst hätte tun sollen, zuckte sie die Achseln. Hätte sie sich auf vertrauterem Territorium befunden, hätte sie eine lebhaftere Antwort gegeben. »Ich lungere nur ein wenig herum.«
»Warum?«
»Das geht Sie nichts an. Steigen Sie wieder in Ihr Taxi, Ihre Freunde warten.« Sie wollte auf keinen Fall sein Mitleid erregen.
»Nicht bevor ich herausgefunden habe, warum Sie so spät am Abend auf der Oxford Street herumlungern.«
»Ich warte darauf, dass die Diskos aufmachen.« Sie lächelte. Trotz ihrer Nervosität fand sie das Ganze dennoch komisch.
»Warum?«
»Damit ich hineingehen kann natürlich.«
Jake runzelte die Stirn und drehte sich nach dem wartenden Taxi um. »Hören Sie, wir können hier nicht reden. Kommen Sie mit.«
»Nein! Machen Sie sich nicht lächerlich! Sie sind mit Ihren Freunden zusammen, und warum sollte ich Sie begleiten?«
»Weil ich Sie nicht hier auf der Straße stehen lassen kann.«
»Doch, können Sie wohl. Ich bin eine freie Frau und über einundzwanzig. Was kann mir schon zustoßen?«
»Ihnen würde ich alles zutrauen. Rutscht rüber, Jungs, wir haben noch einen Fahrgast.«
»Aber ...«
»Zwingen Sie mich nicht, Sie ins Taxi zu zerren. Normalerweise brauche ich mich nicht derart ins Zeug zu legen, und mein Ruf würde sich nie davon erholen.«
Nel zögerte.
»Bitte?«
Dann lachte Nel – verhängnisvoll, wenn man versucht, einem Angebot zu widerstehen, das man im Grunde gern annehmen würde, wie zum Beispiel zu einem bekannten, wenn nicht sogar freundlichen Menschen ins Taxi zu steigen, statt auf einer Londoner Straße herumzulungern und eine Ein-Frau-Drogen-Razzia zu planen. »Oh, also gut.«
Einer von Jakes Begleitern rutschte zu einem anderen auf den Notsitz, sodass auf der Rückbank beinahe genug Platz für Nel und ihren Mantel war. Schon bevor Jake ihr folgte, hatten vier Männer in dem Wagen gesessen. Es war ein ziemliches Gedränge.
»Wir nehmen Sie mit ins Restaurant«, erklärte Jake. »Dann machen wir eine Tour durch die Diskos. Alle mal herhören, das ist Nel Innes. Sie will einen Kneipenbummel machen, und es ist noch zu früh, daher wird sie mit uns essen. In Ordnung?«
»Jake, ich kann mich unmöglich so aufdrängen!«
»Doch, das können Sie«, sagte einer der anderen Männer, die, nachdem Nel sie nun besser sehen konnte, alle schrecklich jung zu sein schienen. »Wir bekommen Jakes Herzensdame nicht oft zu sehen.«
Nel kicherte nervös. »Ich bin nicht Jakes Herzensdame! Ich bin nur jemand vom Land, den er zufällig kennt.«
»Kommen Sie, ich stelle Sie den anderen vor«, sagte Jake.
Nel wurde sofort klar, dass sie, da die Männer alle die gleiche Frisur hatten und sehr ähnlich gekleidet waren, keine Chance hatte, sich ihre Namen zu merken, bevor sie sie ein wenig näher kennen lernte.
»Das ist eine Art Arbeitsessen«, erklärte Jake. »Wir machen das normalerweise nicht samstagabends, aber da keiner hier im Augenblick eine Freundin hat, haben wir uns für heute verabredet. Wir werden zuerst etwas essen und dann irgendwo hingehen.«
»Um einen draufzumachen?«, fragte Nel ernsthaft.
Der junge Mann ihr gegenüber nickte. »Genau.«
»Ich werde Ihnen nicht im Weg sein. Ich habe mein eigenes Programm.«
»Da sind wir schon bei Luigi«, sagte jemand, als das Taxi an den Straßenrand fuhr. »Das Taxi bezahlt die Firma, nicht wahr?«