Kapitel 1
Nel tat langsam der Arm weh. Die Mistelzweige, die sich zu ihren Füßen türmten, verkauften sich gut. Die sorgfältig mit roten Bändern zusammengeschnürten Bündel waren ihr bereits ausgegangen, und sie verkaufte jetzt die größeren Äste, die zu dick gewesen waren, um sie klein zu schneiden. Einen davon hielt sie einladend über ihren Kopf, doch langsam erwies er sich als zu schwer.
Sie wollte ihn gerade durch ein kleineres Exemplar ersetzen, als ein Mann auf sie zukam. Sie hatte ihn vage wahrgenommen, als er am Nachbarstand den Glühweinsirup und die kleinen Büschel getrockneter Blumen und Kräuter betrachtet hatte, die ihre Schöpferin als »Duftsträußchen« bezeichnete. Sie hatte gerade noch Zeit zu bemerken, dass er groß war, einen dunkelblauen Mantel trug und wie ein Städter aussah, als er auch schon eine Hand auf ihren Mistelzweig legte und sie küsste.
Sie konnte nicht recht fassen, dass es wirklich geschah. Niemand küsst einen Fremden vor den Augen der halben Welt auf die Lippen – oder zumindest küsste niemand Nel. Es war im Nu vorbei, und doch überkam sie, als seine kühlen, festen Lippen sich auf ihre legten, von den Bügeln ihres BHs bis zu den Knien ein seltsames Gefühl. Es raubte ihr den Atem, und sie fühlte sich, als hätte sie eine Grippe – ganz schwummrig im Kopf.
Es war erstaunlich, wie viele Leute diesen Kuss beobachteten. Nel verkaufte normalerweise nicht auf dem Markt – sie hatte keine Zeit dazu, da sie immer alle Hände voll damit zu tun hatte, ihn zu organisieren. Aber diesmal hielten ihre Waren sie an ihrem Stand fest, und in diesem Moment schien es, als hätten sämtliche Käufer und Verkäufer auf dem Markt den Blick in ihre Richtung gewandt. Sie versuchte, so zu tun, als sei sie nicht rot geworden, nahm die Münzen des Mannes entgegen, reichte ihm den großen Mistelzweig und sah ihm nach, als er weiterging, erleichtert darüber, dass er sie nicht in ein Gespräch verwickelte oder sonst irgendetwas tat.
Ihre Tochter kam mit blitzenden Augen herbeigelaufen. »Oh oh!«, sagte sie, und Nel hatte den Eindruck, dass die Leute sie daraufhin erst recht anstarrten. »Mum! Wer war das? Schnuckeliger Typ!«
Nel fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, als wolle sie sich die Haare aus den Augen streichen, obwohl sie in Wirklichkeit nur Zeit gewinnen wollte, um sich zu fassen. »Er hat lediglich einen Mistelzweig gekauft, Fleur. Also, wie sieht’s aus bei dir? Bist du schon so weit, dass du für mich übernehmen kannst? Ich bin seit sieben Uhr heute Morgen hier, und ich muss noch mit einer Unmenge von Leuten sprechen.« Ob sie wohl immer noch leuchtend rot im Gesicht war, fragte sie sich?
Glücklicherweise hatte Fleur aufgehört, ihre Mutter anzusehen, und suchte in ihrer engen Hose und ihrer hellblauen Fleecejacke nach ihrem Handy. »Ich weiß, ich weiß. Bin gleich wieder da. Ich muss nur noch schnell Anna etwas simsen. Wir wollten heute Abend ausgehen.«
Fleur, achtzehn, blond und entzückend, förderte schließlich ein Handy zu Tage, das kaum größer war als eine Kreditkarte, und tippte drauflos. Warum ein Mensch, für den die Abfassung des kürzesten Aufsatzes eine Herkulesarbeit war, lieber eine SMS verschickte als zu telefonieren, überstieg Nels Begriffe. Was wahrscheinlich daran lag (hatte ihre Tochter ihr erklärt), dass Nel glaubte, man müsse jedes Wort ausschreiben: Sie kannte die Tastaturkürzel nicht und hatte noch nie etwas von Predictive Text gehört. Fleur hatte Nel eine freundliche, wenn auch unverständliche Erklärung gegeben, als ihre Mutter sie wegen der Höhe ihrer Handyrechnung ermahnen wollte. Wie es bei Nel und ihren Kindern so häufig geschah, verkehrten sich die Rollen, und am Ende belehrten sie Nel über Dinge, die sie ihrer Meinung nach wissen sollte, und der elterliche Tadel fiel ins Wasser.
Lavender, die passenderweise Weizenkissen und mit Lavendel gefüllte Produkte verkaufte, »aus reiner Selbstverteidigung, wegen meines Namens«, verließ zwar ihren Marktstand nicht, aber sie winkte ihr zu und zwinkerte anerkennend.
Sacha, die in blauen Glaskrügen in Kleinserie selbst hergestellte Schönheitscremes und -wässerchen verkaufte, zeigte mit dem Daumen nach oben.
Das war das Schlimme, wenn man jeden kannte, dachte Nel, man konnte nichts tun, ohne dabei beobachtet zu werden. Als sie seinerzeit hierher gezogen war, eine junge, unglückliche Witwe, war sie dankbar gewesen für die Anteilnahme und die Fürsorge der Leute in der kleinen Stadt, aber das hatte auch seine Schattenseiten. Sie konnte Reg an seinem Obst und Gemüsestand sehen, der ihr ebenfalls einen unverschämten Blick zuwarf. Das Leben in einer kleinen Gemeinschaft hatte tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Leben in einem Goldfischglas, und gelegentlich hatte Nel das Gefühl, der einzige Goldfisch zu sein.
Sie gab den Versuch auf, Mistelzweige zu verkaufen, und betrachtete die Marktstände, die hufeisenförmig auf den Feldern vor Hunstanton Manor aufgebaut waren. Es war ein entzückendes Bild mit all den weihnachtlichen Angeboten. An einem Stand wurden Wild und Geflügel angeboten: Riesige, bronzefarbene Truthähne mit glänzend schwarzem Gefieder hingen neben Fasanen, Enten und Gänsen. Ein kleines Stück weiter schmückten baumelnde Wurstkringel zwischen dicken Sträußen frischer Kräuter einen Stand, der Ökoschweinefleisch verkaufte. Dann waren da noch die Marktstände, die Nel bei sich die »Hippiebuden« nannte; dort wurden bunt marmoriertes Einpackpapier, selbst gemachte Kerzen und Krippenfiguren feilgeboten. Letztere waren (wie sie auf Nachfrage erfahren hatte) aus Weinflaschen und gipsgetränktem Musselin modelliert und anschließend bemalt worden. Die Ergebnisse waren ziemlich realistische, wenn auch ein wenig finstere biblische Gestalten.
Alle waren dort, und ausnahmsweise einmal war jeder mit dem ihm zugewiesenen Platz zufrieden gewesen. Sie wussten alle, dass dies der letzte Markt vor Weihnachten war, und sie waren fest entschlossen, das Ereignis auszukosten. Die Lebensmittelverkäufer gingen auch auf andere Märkte, aber die Übrigen waren dort meist nicht zugelassen, sodass der Paradise-Fields-Markt hier in Hunstanton sich bei den Handwerkern großer Beliebtheit erfreute. Die Besucher wussten ihn wegen der Mannigfaltigkeit des Warenangebots sehr zu schätzen.
Simon, der Mann, den Nels Kinder als ihren »Freund« bezeichneten, hatte Nel ebenfalls bei dem Verkauf des übergroßen Mistelzweigs beobachtet. Simon und Nel waren seit etwa sechs Monaten auf eine zurückhaltende Art und Weise miteinander verbandelt, und selbst Nel musste zugeben, dass er nicht besonders aufregend war, aber zumindest erledigte er kleine Arbeiten für sie – solche, die Nel lästig und Zeit raubend fand wie etwa das Säubern der Regenrinnen. Jetzt bahnte er sich gerade durch die Menge einen Weg zu ihr, und Nel konnte ihm ansehen, dass er verärgert war.
»Wer war das?«, wollte er wissen.
»Hallo, Simon. Wie geht es dir? Ich wusste gar nicht, dass du heute hier sein würdest.« Als sie sah, dass er eine Antwort haben wollte, fügte sie hinzu: »Das war einfach nur ein Mann, der Mistelzweige gekauft hat. Der Kuss war lediglich ein Weihnachtsbrauch. Schau mal!« Sie schüttelte ihre Schürze, deren Tasche voller Geld war. »Ich habe Unmengen davon verkauft.«
»Und du wirst sämtliche Einnahmen Sam geben, nehme ich an?«
»Nun, er hat wirklich sein Leben aufs Spiel gesetzt, um die Zweige abzuschneiden. Es ist nur fair, wenn er das Geld bekommt.« Nel nahm ihren ältesten Sohn, der seit seiner Kindheit süchtig danach war, auf Bäume zu klettern, und der jetzt auch auf Berge kletterte, immer in Schutz.
»Hm. Wenn das Stehlen von Äpfeln Diebstahl heißt, wie nennt man dann jemanden, der Mistelzweige stiehlt?«
Ohne auf die Frage einzugehen, blickte sie zwinkernd zu ihm auf: »Sei ein Schatz und kauf mir einen Hamburger. Sie sind aus Ökorindfleisch gemacht, und der Geruch treibt mich zum Wahnsinn. Ich möchte Majonäse und eine Gurkenscheibe und nur einen winzigen Spritzer Ketschup. Bitte! Ich bin halb verhungert. Ich hatte keine Zeit zum Frühstücken, und jetzt ist es fast zwei.«
Simon erwiderte ihren Blick mit ernster Miene. »Ich habe deine Reifen überprüft, und sie sind jetzt wieder in Ordnung.«
»Du bist ein Engel. Oder der Weihnachtsmann, du kannst es dir aussuchen.« Sie zog seinen Kopf zu sich herunter und küsste ihn, wobei sie sich flüchtig der Tatsache bewusst war, dass sie nichts anderes fühlte als seine glatte Wange unter ihren Lippen. »Also, wie sieht’s jetzt aus mit dem Hamburger?«
Er runzelte die Stirn. »Ich bin mir nicht sicher, ob sie hygienisch einwandfrei sind. Sie werden im Freien gebraten und sind wahrscheinlich voller Salmonellen.« Sein Abscheu zeigte sich in dem unwillkürlichen Kräuseln seiner Lippen und dem ängstlichen Glitzern in seinen Augen.
Das warme Gefühl, das Nel für ihn verspürte, flaute ab. »Die Leute von diesem Bauernhof verkaufen Fleisch auf sämtlichen Bauernmärkten ringsum. Das könnten sie nicht tun, wenn sie keine Sondergenehmigung dafür hätten. Also, willst du mich verhungern lassen?«
Er zuckte die Achseln und ging.
Vivian hatte sich offensichtlich eigens für den Anlass in Schale geworfen. Sie war Physiotherapeutin von Beruf und hatte eine wunderschöne Körperhaltung. Als sie nun auf Nel zukam, sah sie einfach prachtvoll aus mit ihrem flammend roten Haar und dem dramatischen Samtmantel. Obwohl sie etwas jünger war als Nel, war sie ihre engste Freundin und der Grund, warum Nel und die Kinder nach dem Tod ihres Mannes in die Cotswolds gezogen waren.
Vivian strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich habe meinen letzten Honig verkauft und fast meinen ganzen Vorrat an Bienenwachs und Terpentinpolitur. Zu Weihnachten kaufen die Leute immer Unmengen davon. Ob das wohl bedeutet, dass das die einzige Zeit im Jahr ist, in der sie putzen?«
»Wenn du mich persönlich fragst, ja«, antwortete Nel, die mehrere Töpfe von Vivians selbst gemachter Politur zu Hause stehen hatte, die meisten davon noch ungeöffnet. »Aber das Zeug riecht himmlisch.«
»Ich weiß«, sagte Vivian. »Und das ist kein Zufall. Ich habe mit Sacha darüber gesprochen, ob ich ihr das Bienenwachs für ihren Lippenbalsam liefern soll, aber ich glaube nicht, dass ich die erforderliche Qualität jemals hinkriegen würde. Für ihre Sachen muss alles perfekt sein.«
»Deshalb sind sie auch so gut«, sagte Nel, erleichtert darüber, dass ihre Freundin offensichtlich gerade in die andere Richtung gesehen haben musste, als sie so unerwartet überfallen worden war.
Ihre Erleichterung war jedoch nur von kurzer Dauer. Vivian musterte sie argwöhnisch. »Verbirgst du eigentlich etwas vor mir? Wer war dieser Mann, der dich geküsst hat? Den hast du mir verheimlicht.«
»Nein, habe ich nicht. Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen, und er hat Mistelzweige gekauft. Genau wie viele andere heute.«
»Hat dich jeder geküsst, der Mistelzweige kaufen wollte?«
»Viele haben es getan. Es ist ein Berufsrisiko. Obwohl es größtenteils Leute waren, die ich kenne und die mich wahrscheinlich ohnehin geküsst hätten. Es ist nichts dabei.«
Vivian, die sich eines aktiven und abwechslungsreichen Liebeslebens erfreute, missbilligte Nels gleichgültige Haltung. »Du hättest deine Chance besser nutzen sollen. Das war der attraktivste Mann, der mir seit Wochen untergekommen ist.«
»Und ich habe einen Freund, wie du sehr wohl weißt.«
»Simon, ja.« Vivian hielt nicht viel von Simon, und obwohl sie das niemals aussprach, war Nel sich dessen doch vollauf bewusst. »Oh, hm«, fuhr sie fort, »er muss wohl ein Pendler sein, der über Weihnachten hergekommen ist. Vielleicht wohnt er ja auch bei seinen Eltern. Er sieht jedenfalls jung genug aus, um noch Eltern zu haben. Oh, tut mir Leid, Nel.«
»Schon gut, meine Eltern sind vor Jahrzehnten gestorben. Aber ich wäre trotzdem noch jung genug, um welche zu haben.«
»Was meinst du?«, fragte Vivian. »Ob er sich vielleicht ein Cottage gemietet hat, um Weihnachten bei Freunden in den Cotswolds zu verbringen? Er war allein, also ist er wahrscheinlich nicht mit einer Freundin hier.«
»Ich habe keine Ahnung, und ich sehe keinen Sinn darin, Spekulationen anzustellen!«, sagte Nel abwehrend.
»Also, ich habe ihn bestimmt noch nie gesehen, sonst hätte ich mich an ihn erinnert.«
Nel dagegen hatte ihn durchaus schon einmal gesehen, beim Squashspielen im Freizeitzentrum. Als sie am Montag von den Weight Watchers nach Hause gefahren war, hatte sie auf den Squashplatz gesehen, um festzustellen, ob ihr Sohn dort war und vielleicht mitgenommen werden wollte. Statt zweier verschwitzter Teenager war dort jedoch dieser Fremde gewesen und hatte einen großen blonden Mann in Grund und Boden gespielt. Sie jagten beide wie junge Bullen über den Platz, dass die Sohlen nur so quietschten, und Squashbälle schossen wie Pistolenkugeln über das Spielfeld. Nel hatte sich damals gefragt, ob diese Art von Squash wohl besser zum Abnehmen geeignet war als das kalorienreduzierte Gebräu, das zu trinken sie sich gelegentlich zwang, wenn sie viel lieber zum Weinglas gegriffen hätte. Aber da die Koordination von Hand und Auge bei ihr einfach verheerend war, war es wahrscheinlich keine so tolle Idee – obwohl es vielleicht mehr Spaß gemacht hätte, als jede Woche stundenlang Schlange zu stehen, nur um herauszufinden, dass sie trotz all ihrer Anstrengungen immer noch genauso viel wog wie in der Woche zuvor und sich immer noch auf der fülligen Seite von Größe vierzig befand.
Sie erwähnte jedoch nichts von alledem Vivian gegenüber, bei der Diäten auf noch mehr Ablehnung stießen als Simon. »Hm, wenn du alles über ihn herausgefunden hast, einschließlich seiner Kragenweite, gibst du mir dann Bescheid, ja?«
Vivian lachte. Ihre Fähigkeit, Menschen – insbesondere Männern – in sehr kurzer Zeit ungeheure Mengen von Informationen zu entlocken, war ein Talent, an dem sie jahrelang gefeilt hatte.
Harry, Nels jüngerer Sohn, der seinem Vater geradezu unheimlich ähnlich sah, kam leicht atemlos herbeigelaufen. Ebenso wie Sam war er über Weihnachten von der Universität heimgekehrt. »Hallo, Mum – oh, hey, Viv –, Mum, ich habe gerade etwas aufgeschnappt, das dich interessieren könnte.«
»Oh?«, fragte Vivian. »Geht es zufällig um den heimlichen Verehrer deiner Mutter?«
Harry runzelte verwundert die Stirn. »Was? Nein! Diese Freundin von dir, die im Rathaus sitzt, du weißt, wen ich meine?«
»Fenella, ja?«
»Sie hat sich mit einer Frau unterhalten, während die beiden die Äpfel ausgesucht haben – mein Gott! Wie kann man nur so ein Theater um ein paar Äpfel machen! Da stand ich mit meiner offenen Papiertüte bereit, und diese Frauen haben sich jeden Apfel angesehen, als könnten Würmer drin sein.«
»Hm, so weit hergeholt ist das gar nicht«, bemerkte Nel, »aber was hast du denn aufgeschnappt?«
»Anscheinend soll eine Planungssitzung stattfinden. Und die beiden haben Paradise Fields erwähnt – in dem Augenblick habe ich dann die Ohren gespitzt. Es ging irgendwie um eine Bauplanungsgenehmigung. Wie dem auch sei, die Sitzung ist heute Abend. Ich habe Fenella danach gefragt, und sie meinte, jeder könne hingehen. Als ich sagte, dass du vielleicht Interesse hättest, antwortete sie, ja, das könnte sie sich denken. Also, hast du Interesse?«
Sowohl Nel als auch Vivian runzelten die Stirn, während sie versuchten, sich einen Reim auf diesen verworrenen Bericht zu machen. »Du hast nicht zufällig noch andere Informationen aufgeschnappt, nein?«, fragte Nel. »Ich meine, ich verstehe das nicht. Dieses Land gehört dem Hospiz. Wir benutzen es seit Jahren. Ich glaube wirklich nicht, dass irgendjemand anderes darauf bauen könnte.«
»Ist Fenella noch hier?«, wollte Vivian wissen und sah sich um. »Wir könnten sie fragen.«
Harry schüttelte den Kopf, sodass ihm das schlaff herunterhängende braune Haar in die Augen flog. »Nein. Sie meinte, sie habe es eilig. Ich habe ihr gesagt, dass sie dir wegen der Sitzung Bescheid sagen solle. Du sollst sie anrufen, wenn du Näheres erfahren willst. So aus dem Stegreif konnte sie sich nicht erinnern.«
»Oh Gott! Das klingt nicht gut!«, sagte Nel. Sie war verwirrt und ziemlich besorgt. »Aber danke, dass du es uns erzählt hast. Ich bin davon überzeugt, dass es keine Probleme gibt, aber wir kümmern uns besser trotzdem darum. Hast du heute Abend etwas vor, Viv?«
Vivian nickte. »Ein heißes Date. Neuer Mann. Könnte lustig werden.«
Nel seufzte. »In Ordnung, hm, ich gebe dir Bescheid, falls ich etwas Aufregendes erfahren sollte.«
»Oh ja. Ich möchte auf keinen Fall etwas verpassen. Ob Simon vielleicht etwas weiß? Wo er doch Makler ist, könnte das durchaus sein.«
»Wir können ihn ja fragen«, meinte Nel.
»Nein, vielen Dank.«
Um Viv von Simon abzulenken, bevor sie abermals andeuten konnte, dass Nel etwas Besseres verdient habe, wechselte Nel hastig das Thema. »Also, was für Pläne hast du für Weihnachten, Viv? Ich glaube nicht, dass ich dich schon danach gefragt habe.«
»Ich fahre zu meiner Tante in die Highlands. Du weißt schon: tosende Kaminfeuer, literweise Whisky und lange Spaziergänge. Vielleicht nehme ich das heiße Date mit, wenn er sich dem gewachsen fühlt. Was habt ihr denn vor?«
»Dasselbe wie immer, schätze ich.« Nel lächelte, um die Furcht zu vertuschen, die das Wort für sie barg. Sie mochte die Weihnachtslieder, die sie mit dem Hospizchor sang, sie mochte bunte Lichter, und sie mochte – nein, sie liebte den weihnachtlichen Bauernmarkt, auf dem sie sich gerade befanden. Aber seit dem Tod ihres Mannes war jede andere Freude an Weihnachten geheuchelt. Sie verstand sich so gut auf diese Art von Heuchelei, dass sie daran zweifelte, ob selbst ihre Kinder wussten, wie sie wirklich zu dem Thema stand.
»Was, ihr feiert bei euch, mit Simon und deiner Cousine und ihrem Mann? Was ist mit den Kindern? Werden sie auch da sein?«
Nel wusste sehr wohl, dass die Kinder die Weihnachtstage schon bald mit ihren jeweiligen Flammen würden verbringen wollen, aber bisher hatten sie nichts dergleichen gesagt. Nel hatte keine Ahnung, ob das die Dinge besser oder schlechter machen würde. Wenn Fleur und Harry nicht da waren, konnte sie ebenfalls wegfahren. Wenn sie nicht zu Hause wäre, würde der verwaiste Platz am Kamin, der nie erwähnt wurde, aber immer da war, weniger offenkundig sein.
»Simon fährt zu seiner Mutter, aber ich denke, die meinigen werden alle da sein«, erklärte sie Viv. »Aber ich mache mir ein wenig Sorgen um deine Patentochter. Sie hat einen neuen Freund. Er stammt aus London.«
Vivian lachte. »Das heißt nicht, dass er ein Vergewaltiger ist. London ist heutzutage doch ziemlich zivilisiert. Es gibt dort Polizisten und alles andere auch.«
Nel schnitt eine Grimasse. »Die beiden haben sich in einer Disko kennen gelernt. Es ist das erste Mal, dass sie mit einem Jungen ausgeht, dessen Mutter ich nicht kenne. Und wenn ich sie nicht persönlich kenne, kenne ich doch immer jemanden, der es tut. Es ist wohl eine Erfahrung, die zum Erwachsenwerden dazugehört.«
»Was? Für Fleur?«
»Nein, für mich. Oh, wunderbar, da kommt mein Hamburger.«
»Hey, Simon«, sagte Vivian. »Ich gehe dann mal besser wieder rüber. Ich habe deinem Sam die Verantwortung für meinen Verkaufsstand überlassen«, sagte sie und wandte sich zu Nel um. »Wenn ich ihn zu lange allein lasse und er sich langweilt, klaut er womöglich das Geld und kauft davon Drogen.«
Nel blickte lachend zu ihrem Sohn hinüber, der gerade einer Frau, die daran offensichtlich gar nicht interessiert war, zwei Bienenwachskerzen aufschwatzte.
Simon sah auf Nel hinab. »Ich verstehe dich nicht«, sagte er mit geheuchelter Verletztheit. »Du wirst sauer, wenn ich auch nur andeute, dass die Jungen ihre Füße vom Sofa nehmen sollen, solange sie Schuhe anhaben, aber wenn Vivian Sam Diebstahl und Drogenkonsum unterstellt, zuckst du nicht einmal mit der Wimper.«
Nel lächelte ihn an, als hielte sie seine Worte für einen Scherz. »Hast du ihre Füße mal ohne Schuhe gerochen?« Die Wahrheit wurde häufig als Scherz bemäntelt, und so war es auch diesmal. Aber sie wollte dieses Gespräch nicht jetzt führen – daher biss sie in ihren Hamburger. Die Majonäse sickerte auf höchst verlockende Weise an den Rändern heraus. »Hm, himmlisch! Das ist vielleicht das Köstlichste, was ich je gegessen habe, und du bist ein Held, weil du mir den Hamburger geholt hast. Und du hast dir auch einen mitgebracht. Eine gute Entscheidung! Nimm mal einen Bissen.« Nachdem sie dafür gesorgt hatte, dass er den Mund voll hatte und daher nicht sprechen konnte, fuhr sie fort: »Ich bin ja so froh, dass Sam hier ist. Er kann gleich auf meinen Stand aufpassen, damit ich noch eine letzte Runde über den Markt drehen kann. Ich habe meine Weihnachtseinkäufe immer noch nicht alle beisammen, außerdem muss ich den Leuten schonend beibringen, dass es eine Menge Papierkram geben wird, wenn wir unsere offizielle Genehmigung bekommen. Fleur ist offensichtlich irgendwohin verschwunden, und wer weiß, wo Harry steckt. Oh, Mist! Das wird nie mehr rausgehen.«
Ein großer Klecks mit Ketschup durchmischter Majonäse war auf ihrer Wachsjacke gelandet. Leise vor sich hin murrend wischte sie den Schlamassel mit dem Finger weg, wobei sie aus den Augenwinkeln einen Blick auf den Mann erhaschte, der sie geküsst hatte. Er hielt den Mistelzweig vor sich hin, als sei er der Inbegriff der Peinlichkeit, und beobachtete Nel, wie sie die Majonäse ableckte. Er lächelte. Nel blieb nichts anderes übrig, als sein Lächeln zu erwidern; wenn sie sich jetzt zickig gab, würde sie noch lächerlicher wirken, als sie sich ohnehin schon vorkam. Nachdem sie gelächelt hatte, errötete sie. Oh, wenn sie doch nur ein Zehntel von Fleurs Selbstbewusstsein im Umgang mit Jungs hätte, dachte sie. Auch wenn er nicht gerade mehr ein Junge zu nennen war.
»Hier.« Simon reichte ihr ein Taschentuch. »Warum musst du nur so eine Schweinerei machen?«
Nel wischte sich den Finger ab und rückte dann dem Fleck auf ihrem Mantel zu Leibe. »Ich tue so etwas nicht mit Absicht. Außerdem ist der Mantel alt, also ist es nicht weiter schlimm.«
»Du wirst ihn in die Reinigung geben müssen«, sagte Simon. »Wirklich, du solltest vorsichtiger sein.«
Nel wollte gerade erwidern, dass es unmöglich sei, einen Hamburger zu essen, ohne dass dessen Inhalt sich überall breit machte, als ihr auffiel, dass Simon seinen bereits zur Hälfte verspeist hatte, und kein Tropfen davon war irgendwo anders gelandet als in seinem Mund. »Soll ich dein Taschentuch für dich waschen?«
»Nein, danke. Ich möchte nicht, dass es rosa wird.«
Ein wenig gekränkt, aber entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen, stopfte Nel Simon das Taschentuch wieder in die Tasche. »Nochmal danke, dass du mich vor dem Hungertod bewahrt hast, Simon.« Mit diesen Worten schob sie sich den Rest ihres Hamburgers in den Mund.
»Ich könnte es wieder tun. Hast du Lust, mit mir auszugehen? In der Nähe hat ein neues Restaurant aufgemacht, und ich habe gehört, dass es wirklich gut sein soll.«
Nel kaute hastig zu Ende. »Klingt verlockend, aber ich werde wohl todmüde sein. Ich denke, ich fläze mich einfach vor den Fernseher. Wenn ich hier fertig bin, muss ich noch meine Weihnachtskarten im Dorf verteilen. Das dauert eine Ewigkeit.« Die Sitzung erwähnte sie lieber nicht. Simon würde sie nur begleiten wollen und alles noch komplizierter machen.
»Du könntest einfach eine Briefmarke draufkleben.«
»Ich weiß, aber es ist eine gute Gelegenheit, mit den Leuten zu reden. Ich habe immer so viel um die Ohren, wenn wir die Stände aufbauen, dass einfach keine Zeit zum Plaudern bleibt. Sie haben bestimmt Fragen, was die Veränderungen betrifft, die wir durchführen müssen, um unser Niveau zu heben und zu einem offiziell anerkannten Markt zu werden.«
»Das wird eine Menge Arbeit nach sich ziehen. Ist es das wirklich wert?«
Nel holte tief Luft und schluckte ihren Ärger herunter. »Es gibt Zuschüsse, die wir beantragen können, und Websites, auf denen wir Reklame machen könnten. Als offiziell anerkannter Bauernmarkt würden wir viel mehr Publicity bekommen und damit mehr Besucher. Wenn ich der Gemeindeverwaltung einen richtigen Plan vorlege, meint Fenella, und den Leuten klar mache, dass alle sich an die Regeln halten werden, dass sie geeichte Waagen haben werden und solche Dinge, dann bekommen wir vielleicht die Zustimmung für unser Projekt. Je mehr Verkaufsstände wir haben, umso mehr Miete bekommt das Hospiz.«
»Nur weil Fenella bei der Gemeinde arbeitet, heißt das noch lange nicht, dass sie alles weiß«, erwiderte Simon verschnupft. Es gefiel ihm nicht, dass Nel außer ihm noch andere Informationsquellen hatte. »Und wollen wir wirklich noch mehr Verkehr hier im Ort?«
»Der Markt soll am Anfang nur einmal im Monat stattfinden!«
»Damit dürfte er sich kaum selbst tragen.«
»Oh Simon, verbreite nicht immer so viel Optimismus. Das ist so anstrengend!«
Simon lachte als Antwort auf ihre Meckerei. »Meiner Meinung nach wird diese Aufstockung des Marktes zu einem anerkannten Bauernmarkt einfach nur viel Arbeit mit sich bringen und keine nennenswerten Einkünfte. Jetzt, da deine Kinder praktisch das Haus verlassen haben, könntest du dir einen richtigen Job suchen.«
Nel wollte keinen richtigen Job. Marcs Versicherung hatte ihnen genug ausbezahlt, um gut zu Rande zu kommen, und Nel tat lieber Dinge, die sie interessierten, statt um eine Karriere zu kämpfen. Da sie dieses Gespräch schon viele Male geführt hatten und dies nicht der geeignete Zeitpunkt war, es ein weiteres Mal zu tun, lächelte sie nur.
Simon sah sie ungehalten an, verärgert darüber, dass es ihm nicht gelang, Nel dazu zu bewegen, Geld zu verdienen. »Und du hättest deine Weihnachtskarten einfach mitnehmen und sie gleich hier verteilen können.«
Tatsächlich hatte Nel genau das vorgehabt, aber als sie noch vor Sonnenaufgang aus dem Haus gestürzt war, hatte sie so viel im Kopf gehabt, dass sie die Post auf dem Tisch im Flur liegen gelassen hatte. »Ich habe doch gesagt, dass ich mit den Leuten reden muss. Und die Organisation des Marktes wird zwar eine Menge Arbeit nach sich ziehen, aber wir tun es für einen guten Zweck, und obendrein haben wir vielleicht viel Spaß dabei.« Sie runzelte die Stirn, als der Gedanke an eine Baulandausweisung für die Paradise Fields in ihr aufstieg. Das Land gehörte doch sicher dem Hospiz! Harry hatte das Ganze wahrscheinlich falsch verstanden. Er war viel verträumter als die beiden anderen. »Aber wie gesagt, ich möchte mit den Leuten reden.«
»Du lebst für Klatsch und Tratsch«, sagte Simon.
»Stimmt, stimmt vollkommen!«, pflichtete Nel ihm bei. »Welchen besseren Sinn könnte das Leben haben? Und da kommt jemand, der Mistelzweige braucht. He, Adrian! Kauf ein paar Zweige für deine Frau. Dieser große hier würde sich wunderbar in eurer Halle ausmachen.«
»Wir haben selbst Mistelzweige auf dem Hof, Nel.« Adrian Stewart bewirtschaftete einige Meilen außerhalb der Stadt einen Hof. Nel kannte ihn, weil sie früher im Catering-Unternehmen seiner Frau gearbeitet hatte.
»Das glaube ich gern, aber ich wette, ihr lasst sie einfach an den Bäumen. Mistelzweige nutzen nichts, wenn man sie nicht ins Haus holt. Mitten auf einer Weide voller Kuhfladen wird wohl kaum jemand einen Kuss bekommen wollen.«
Adrian lachte und schob die Hand in seine Tasche. »Wie viel willst du mir denn dafür abknöpfen?«
»Entscheide selbst, was die Zweige wert sind. Hier ist ein besonders schönes Exemplar. Sagen wir, ein Pfund. Es ist für eine gute Sache.«
»Ich dachte, du hättest gesagt, Sam bekäme das Geld«, meinte Simon.
»Sam ist eine gute Sache. Vielen Dank, Adrian. Grüß Karen von mir. Ich komme später noch mit meiner Weihnachtskarte bei euch vorbei.«
Adrian küsste Nel auf die Wange. »Das wird sie sicher freuen. Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, kämpfte sie gerade mit einem Weihnachtskranz.«
»Oh, dabei will ich ihr gerne helfen! Wenn es für den Markt ein nächstes Jahr gibt, mache ich vielleicht selbst welche. Es macht so viel Spaß.«
Adrian griff nach seinem Mistelzweig. »Dir vielleicht. Jetzt muss ich dieses Ding in den Supermarkt mitschleppen.«
Nel nahm ihm das Bündel wieder ab. »Ich bringe euch die Zweige mit der Karte zusammen rüber.«
»Wenn du nicht so viel Zeit damit vergeuden würdest, anderen Leuten gefällig zu sein, hättest du mehr Zeit, um mit mir auszugehen«, sagte Simon, der für Nels Fähigkeit, so freundlich zu allen Menschen zu sein, nie richtiges Verständnis aufbringen konnte.
»Ich gehe schrecklich gern mit dir aus, Simon. Das weißt du doch.« Sie holte tief Luft. »Hör mal, warum kommst du nicht heute Abend einfach zu mir? Ich koche uns etwas – oder noch besser, ich kaufe uns eine Portion Fisch und Pommes frites –, und wir können ein Video ausleihen. Und eine Flasche Wein trinken.« Diese Einladung kostete sie eine gewisse Überwindung. Die Vorstellung, einen Abend lang einfach »herumzuhängen«, überstieg Simons Begriffe, und Nel hatte immer noch das Gefühl, dass sie das Haus vor seinen Besuchen aufräumen müsste. Trotzdem, mit ein wenig Glück würde die Sitzung nicht allzu lange dauern, sodass ihr noch genug Zeit zum Aufräumen blieb.
»Darfst du bei deiner Diät denn überhaupt Fisch und Pommes frites essen, Nel?«
»Es ist Weihnachten! Oder jedenfalls fast. Willst du nun kommen oder nicht?«
»Eigentlich habe ich selbst noch Verschiedenes zu erledigen. Ich führe dich stattdessen Sonntag zum Mittagessen aus.«
»Wunderbar. Lass uns bitte irgendwohin gehen, wo das Essen nicht zu fett ist.«
»Du hast doch gesagt, es sei Weihnachten.«
»Das stimmt, und gleichzeitig stimmt es auch nicht«, meinte Nel und fragte sich, ob Simon die Sache mit dem Abnehmen je verstehen würde oder ob das Ganze sein Vorstellungsvermögen ebenso überstieg wie das gemütliche Nichtstun am Abend. Da er selbst ausgesprochen fit war und alles essen konnte, was er wollte, glaubte er, die Leute hätten nur deshalb Gewichtsprobleme, weil sie sich voll stopften. Nur wer selbst darunter zu leiden hatte, konnte begreifen, dass die Dinge komplizierter lagen. In diesem Moment sah sie jemanden, den sie kannte, vom Käsestand kommen, wo man neben anderen Produkten einen einheimischen Käse kaufen konnte, der liebevoll ›Toms alte Socken‹ genannt wurde. Sie rief den Mann zu sich.
»Hallo, Ted! Hast du schon deinen obligatorischen Mistelzweig gekauft? Komm schon, kauf deinen Mistelzweig bei mir.«
»Hey, Nel. Na, dann gib mir schon einen. Meine bessere Hälfte wird sich freuen. Der Markt ist gut gelungen, wie?«
»Großartig. Aber nächstes Jahr, wenn wir ganz offiziell sind, dürfte es noch besser werden.«
»Dann wissen wir also nicht, was aus dem alten Grundstück wird?« Er zeigte auf das riesige, von vielen Anbauten umgebene Haus direkt gegenüber dem Markt. »Ich meine, Sir Geralds Erbe und seine Frau könnten vielleicht etwas dagegen haben, einen Markt quasi mitten in ihrem Garten stattfinden zu lassen.«
»Das ist nicht ihr Garten, und es gibt keinen Grund, warum sie Einwände haben sollten. Der Markt ist seit eh und je etwas Schönes, das vielen Menschen Freude macht. Außerdem hätten sie eben früher aus Amerika zurückkommen sollen, wenn sie etwas dagegen haben.«
»Dann weißt du also noch nicht, welche Pläne sie mit dem Grundstück haben?«
»Nein.« Jedenfalls, wenn man das hässliche Gerücht über die Felder nicht mitrechnete, das sie, Nel, gewiss nicht verbreiten würde. »Aber warum sollte ich auch Näheres wissen. Ich habe für Sir Gerald gearbeitet, und sein Sohn braucht mich nicht über seine Pläne zu informieren. Ich könnte mir vorstellen, dass es ein Vermögen kosten wird, das alles wieder in Ordnung zu bringen.«
»Mindestens eine Million, schätze ich. Wie es aussieht, ist der alte Knabe einfach von einem Raum zum anderen gewandert, wenn es ihm irgendwo auf den Kopf getropft hat.«
Nel seufzte, da sie das Gespräch überaus niederschmetternd fand. »Dann wollen wir hoffen, dass sie jede Menge Geld haben.«
»Hm, ich darf nicht länger hier rumstehen und schwatzen. Ich muss noch ein Geschenk für meine Frau besorgen. Irgendwelche Vorschläge, Nel?«
»Ich persönlich freue mich immer über Diamanten«, sagte sie ernsthaft.
Er lachte, was sie auch beabsichtigt hatte. »Da müsste sie aber verdammtes Glück haben!«
»Ich hoffe, das hat sie!«