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Also los!«, sagte Geordi LaForge. – Die beiden kleinen Bynare sausten los und füllten den Korridor mit Graviton-Emissionen. Die zwei Alpusta weiter vorn rollten sich zusammen wie Spinnen, die von einem heißen Schürhaken getroffen worden waren, und ein Elaysianer prallte an die Wand. Doch der in Gelb gekleidete Humanoide blieb bei Bewusstsein und versuchte, einen Phaser unter seinem weiten Gewand hervorzuholen. Genau in diesem Augenblick aktivierte der Catullaner den Gravitonprojektor am anderen Ende des Korridors. Ein Schwerkraftfeld entstand und der entsetzte Elaysianer fiel aufs Deck – er konnte kaum mehr einen Arm heben. Einer der beiden Bynare lief los, sprang über einen zuckenden Alpusta hinweg und trat dem Humanoiden die Waffe aus der Hand.
Drei weitere Techniker kamen in den Korridor und setzten wie Hürdenläufer über die Beine der Alpusta hinweg. Einer von ihnen trat nach einem der beiden gepanzerten Spinnenwesen, das sich jedoch nicht von der Stelle rührte. Mit einem schmerzerfüllten Schrei sank er zu Boden und griff nach seinem Fuß.
»Zu den Abzweigungsmodulen!«, rief LaForge. Er hing kopfüber aus der Jefferiesröhre in der Decke und bemerkte eine Bewegung hinter dem Catullaner. »Pakoch, hinter Ihnen!«
Der Mann drehte sich mit dem Gravitonprojektor um die eigene Achse, wodurch sich das gerade erst entstandene Schwerkraftfeld wieder auflöste. Ein weiterer Alpusta wurde von dem Gravitationstrahl erfasst und an die Korridorwand gepresst; die vielen Beine des Geschöpfs zitterten hilflos.
Die Bynare nahmen eine rasche Rejustierung des ersten Projektors vor und daraufhin entstand ein neues Gravitationsfeld, in dem sich die anderen Techniker wie gewohnt bewegen konnten. Sie öffneten die Abzweigungsmodule und hinter ihnen wartete der Deltaner mit einem demontierten Phaser – damit sollte eine Überladung herbeigeführt werden, die ihrerseits ein höheres energetisches Niveau bei den Strukturintegritätsfeldern bewirkte. Wenn alles nach Plan lief, kam es dadurch zu einer Reaktivierung der Trägheitsabsorber und der künstlichen Gravitation.
Die Jeptah hatten mehrmals darauf hingewiesen, wie sehr die einzelnen Systeme der Schale miteinander verbunden und verzahnt waren. Aber in dieser Hinsicht konnten auch die Schiffsdesigner von Starfleet stolz auf ihre Leistungen sein.
»Beeilung!«, rief Geordi, als er Stimmen aus Richtung Turbolift hörte. »Verstärkung ist unterwegs.«
»Wir sind fast soweit!«, antwortete der Deltaner.
Die Menschen wichen von den geöffneten Abzweigungsmodulen fort und der Deltaner verband sie mit der Energieversorgung des Phasers. Jetzt brauchten sie den Korridor nur noch lange genug zu verteidigen, bis die Kettenreaktion einsetzte, und dafür standen ihnen die beiden Gravitonprojektoren zur Verfügung.
»Das Gravitationsfeld erweitern!«, rief der Chefingenieur.
Die Bynare veränderten die Position der beiden Gravitonprojektoren und überprüften das Ergebnis mit Hilfe eines Tricorders. Es schien eine Ewigkeit zu dauern und LaForge hörte, wie weitere Alpusta durch den Korridor flogen.
»Auf den Boden!«, wies er seine Leute an.
Die Techniker ließen sich fallen, als sich mehrere zirpende Alpusta näherten. Kaum erreichten sie das Gravitationsfeld, geriet ihr Flug völlig außer Kontrolle. Die dornigen Körper der Spinnenwesen prallten immer wieder von den Wänden ab. Geordi und seine Techniker mussten sich hin und her rollen, um den Beinen und Netzen auszuweichen. Als alles vorbei war, lagen sechs Alpusta und zwei Elaysianer im Korridor – niemand von ihnen rührte sich.
Dann fiel Geordi aus der Jefferiesröhre und im letzten Augenblick gelang es ihm, sich an einer Sprosse festzuhalten, um nicht auf den Boden zu stürzen – die künstliche Gravitation funktionierte wieder.
Will Riker fiel, als die Schwerkraft zurückkehrte, und der Kommandosessel dämpfte den Aufprall ein wenig. Er rutschte über eine Armlehne hinweg, rollte dann auf eine Elaysianerin, die ihn verblüfft anstarrte und offenbar nicht verstehen konnte, warum eine unsichtbare Kraft sie an den Boden presste.
Der Erste Offizier lächelte. »Allem Anschein nach haben Sie sich jetzt auf mein Niveau herabbegeben.«
Riker rollte von der Elaysianerin herunter und sah sich um. Überall im Kontrollraum der Enterprise lagen Elaysianer und Alpusta wie fortgeworfenes Spielzeug auf dem Boden. Den meisten von ihnen gelang es, sich zu bewegen, sich mit Ellenbogen oder Beingelenken abzustützen, aber sie alle wirkten benommen. Ein Alpusta trat immer wieder nach einem imaginären Gegner.
Kurze Zeit später öffnete sich die Tür des Turbolifts -Geordi LaForge und einige Techniker kamen auf die Brücke. Ein Alpusta warf ein Netz nach dem Chefingenieur, aber es fiel ein ganzes Stück vor ihm auf den Boden. Geordi schoss mit einem Phasergewehr. Zwar richtete der Strahl kaum Schaden an, aber er sorgte dafür, dass die Alpusta mühsam fortkrochen – sie schienen nicht mehr an einen Kampf zu denken.
LaForge packte einen Elaysianer und hielt ihm den Lauf des Phasergewehrs an den Kopf. »Geben Sie auf!«, knurrte er.
Der Elaysianer nickte. »Ja! Ja!«
Zwei Bynare eilten zu Riker und zogen identische Klingen aus ihren Werkzeuggürteln. Mit einigen wenigen Schnitten durchtrennten sie die Fesseln und der Erste Offizier konnte seine schmerzenden Glieder wieder bewegen.
»Danke!«, brachte er hervor. »Gute Arbeit!«
»Brauchen Sie…«
»Medizinische Hilfe?«, fragten die Bynare.
Will stöhnte und rieb sich die steife Schulter. »Es ist alles in Ordnung mit mir. Gute Arbeit, Geordi!«
»Danke«, erwiderte der Chefingenieur und lächelte. »Jetzt möchte ich Tangre Bertoran finden und ihn auf den eigenen Kopf fallen lassen.«
»Diesen Wunsch teile ich.« Riker stand auf, stützte sich am Kommandosessel ab und klopfte auf seinen Insignienkommunikator. »Hier spricht Commander Riker. An alle Besatzungsmitglieder: Die Crew des Maschinenraums hat die Kontrolle über das Schiff zurückgewonnen. Für die Eindringlinge gilt: Legen Sie Ihre Waffen nieder und leisten Sie keinen Widerstand mehr. Andernfalls müssen Sie mit sehr strengen Maßnahmen rechnen.«
Einige Meter entfernt ließ ein Elaysianer einen Handphaser über den Boden rutschen – die Waffe blieb vor Riker liegen. Dann sank der Kopf des Jeptah aufs kalte Deck; er schien nicht einmal genug Kraft zu haben, noch einmal aufzusehen.
Riker ging zu ihm, zerrte den Mann hoch, zog ihn zur Funktionsstation und drückte ihn dort in den Sessel. »Stellen Sie einen Kontakt mit Ihrem Boss her – ich will mit ihm reden.«
Melora Pazlar blickte aus dem Beobachtungsfenster zur großen Phaserbank, die an der Außenhülle der Schale montiert war und deren Projektoren in die Leere des Alls zielten. Weit entfernte Sterne leuchteten in der Schwärze, die seltsam friedlich wirkte im Vergleich mit dem Chaos, das in der Kristallwelt herrschte. Einst hatte es für Melora ein Leben zwischen jenen Sternen gegeben, aber es war für immer ruiniert, und zwar durch ihre eigene Dummheit. Jetzt stand ihr ein elender Tod bevor, aufgrund der Dummheit anderer.
Schlimmer noch: Unschuldige Personen – und ein guter Mann, der sie liebte – mussten wegen ihr leiden. Vielleicht wäre sie nicht imstande gewesen, Bertorans Täuschungsmanöver zu verhindern, aber sie hätte sich wenigstens mehr Mühe geben können. Melora hätte die Verbindung zwischen ihren beiden Welten bilden sollen – deshalb war sie von den Lipuls auserwählt worden. Jetzt musste sie sich vorwerfen, in allen ihren Pflichten versagt zu haben.
»Tochter!«, rief Tangre Bertoran von der Kontrollstation hinter ihr. »Schnelles Abfeuern der einzelnen Segmente erzeugt einen dünnen Strahl, nicht wahr?«
Melora seufzte. »Ja«, antwortete sie. »Ein langsamer Aktivitätsrhythmus bewirkt einen breiteren beziehungsweise kegelförmigen Strahl.«
Bertoran nickte und beriet sich mit zwei Elaysianern und einem Alpusta. Ihre aufgeregten Stimmen klangen durch den zylindrischen Raum, doch Melora achtete kaum darauf. Bisher hatte sie exakte Antworten gegeben, denn sie war viel zu müde und niedergeschlagen, um zu lügen. Der Frill schlug mit den Schwingen, flog langsam umher und warf ihr argwöhnische Blicke zu.
Sie blickte erneut nach draußen, über die zerkratzte Außenhülle der Schale hinweg. Melora hatte schon zuvor Phaserbänke gesehen, während des Krieges, bei notwendigen Reparaturen am Schiffsrumpf. Doch in diesem Fall war sie aus einem Raumschiff gestohlen und auf den Verbindungsstutzen von Wasserstoffkollektoren montiert worden. Was eigentlich nur zur Verteidigung diente, sollte jetzt zu einem Instrument des Schreckens werden.
Plötzlich öffnete sich die Tür am anderen Ende des Raums und ein besorgter Jeptah flog herein. »Herr?«
Tangre Bertoran warf ihm einen zornigen Blick zu. »Ich habe ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich nicht gestört werden möchte. Hinaus!«
»Herr, es ist dringend«, erwiderte der Jeptah nervös. »Wir haben gerade eine Nachricht von der Enterprise erhalten – die Starfleet- Crew hat das Schiff wieder unter ihre Kontrolle gebracht!«
»Was?«, donnerte Bertoran. »Unmöglich!«
»Nein, Herr, es stimmt«, sagte der Elaysianer und schluckte furchterfüllt. »Es gelang einigen Besatzungsmitgliedern, die künstliche Gravitation zu reaktivieren. Commander Riker möchte mit Ihnen sprechen.«
Für einen Sekundenbruchteil zeigte sich fast so etwas wie Panik in Bertorans Gesicht, doch dann lächelte er. »Lösen Sie einen weiteren protonischen Impuls aus.«
Der Jeptah riss entsetzt die Augen auf. »Aber, Herr, fünfzig unserer Leute befinden sich an Bord. Und inzwischen sind die Schilde aktiv – ein protonischer Impuls bliebe weitgehend wirkungslos.«
»Aber er hält die Außenweltler eine Zeitlang auf!«, rief Bertoran. »Wir sind hier fast so weit. Die einzelnen Segmente der Phaserbank müssen nur noch synchronisiert und aufs Ziel gerichtet werden.«
Melora wirbelte herum und konnte ihren Abscheu nicht länger im Zaum halten. »Ist es Ihnen denn völlig gleich, dass Sie das Schiff der Besucher überfallen, ihre Waffen gestohlen und ihren guten Willen missbraucht haben? Sie behandeln sie wie Dreck. Es wäre ihr gutes Recht, uns alle zu töten!«
»Sie würden es nicht wagen, auf die Schale zu schießen«, erwiderte Bertoran zuversichtlich. »Und falls sie doch das Feuer eröffnen – unsere Kraftfelder halten lange genug stand.«
»Ich helfe Ihnen nicht mehr«, zischte Melora.
»Ich habe dir ohnehin nie getraut, Tochter.« Bertoran gab dem Alpusta ein Zeichen und das spinnenartige Wesen schleuderte Melora ein Netz entgegen. Die Elaysianerin war so überrascht, dass sie nicht rechtzeitig reagierte – die klebrigen Fäden wickelten sich ihr um die Arme, hielten sie fest. Einige Sekunden lang setzte sie sich zur Wehr, doch ihr Bewegungsspielraum blieb auf einige wenige Zentimeter begrenzt.
»Keine Sorge, Tochter«, sagte der Peer der Jeptah und klang wie ein freundlicher Professor, »wir werden immer eine Heldin in dir sehen, denn du hast uns das Werkzeug für unsere Rettung gebracht. In einigen Minuten zerstören wir den Riss und anschließend können wir wieder Freunde der Föderation sein. Dann ist alles vergessen und vergeben.«
»Nein«, widersprach Melora und Tränen strömten ihr aus den Augen. »Selbst wenn alles funktioniert… Man wird es nicht vergessen!«
Bertoran sah zum Jeptah an der Tür. »Sie haben Ihre Anweisungen. Also los!«
»Ja, Herr.« Der Elaysianer verbeugte sich und flog fort.
Erneut versuchte Melora, sich von den klebrigen Fäden zu befreien, obgleich sie begriff, dass solche Versuche erfolglos bleiben mussten. Es war nicht etwa Bertoran, dem man nie verzeihen würde – es ging dabei um sie. Sie selbst konnte sich nie den Verrat an ihren Schiffskameraden und an Reg vergeben.
Die junge Elaysianerin senkte den Kopf und weinte leise über den Tod ihrer Welt, über das Ende ihrer Liebe und Unschuld.
Riker taumelte auf der Brücke, als die Enterprise von einer Erschütterung erfasst wurde. »Was war das?«, stieß er hervor.
»Wir sind erneut von einer protonischen Schockwelle getroffen worden«, erwiderte LaForge, der die Kontrollen der Funktionsstation bediente. »Unsere Schilde sind stabil. Keine Schäden.«
Will presste kurz die Lippen zusammen, ging zur unbemannten taktischen Station und nahm dort Platz. Fast ein Dutzend Gefangene hatten sie im Bereitschaftsraum des Captains eingesperrt, und Riker hoffte, dass sie ihn nicht verwüsteten.
»Vielleicht sollten wir ihnen etwas von der eigenen Medizin geben«, brummte der Erste Offizier.
»Seien Sie vorsichtig«, warnte Geordi. »Unsere Reparaturgruppen melden sich gerade… Es fehlen gewisse Dinge.«
»Welche Dinge?«
LaForge sah Riker besorgt an. »Aus dem rückwärtigen Teil des Diskussegments ist eine Phaserbank verschwunden.«
»Verdammter Bertoran!« Will schlug sich mit der Faust auf die flache Hand. »Er meinte, er würde sich die Waffen einfach nehmen, wenn er den Sicherheitscode nicht knacken kann.«
»Zumindest in dieser Hinsicht hat er sein Wort gehalten«, kommentierte LaForge.
Die Tür des Turbolifts öffnete sich und drei weitere Besatzungsmitglieder eilten in den Kontrollraum. »Einer Reparaturgruppe ist es gelungen, den blockierten Eingang des vorderen Beobachtungsraums zu öffnen«, berichtete einer der Neuankömmlinge. »Inzwischen wissen wir, dass bei der Crew keine Todesopfer zu beklagen sind.«
»Endlich einmal eine gute Nachricht«, sagte Riker. »Nehmen Sie Ihre Posten ein. Wir müssen fort von hier.«
»Aber langsam«, mahnte Geordi. »Wir haben dort ein Loch im Rumpf, wo die Phaserbank demontiert wurde.«
»All jene Phaserprojektoren…«, murmelte Riker besorgt, als er zum Wandschirm sah und die Schale beobachtete. »Mit den dortigen energetischen Ressourcen kann viel Schaden angerichtet werden.«
»Worauf haben es die Jeptah abgesehen?«, fragte LaForge, drehte den Kopf und blickte zum Ersten Offizier. »Doch nicht auf uns, oder?«
Riker schüttelte den Kopf. »Nein. Ihnen geht es um Wichtigeres.«
An Bord des Shuttles lehnte sich Deanna Troi in ihrem Sessel zurück, schloss die Augen und hoffte, ein wenig schlafen zu können, bevor sie den Gendlii erreichten. Die Counselor ahnte, dass sie besser jede Möglichkeit nutzen sollte, ihre Kräfte zu erneuern.
Bevor der Schlaf Gelegenheit bekam, willkommenes Vergessen zu bringen, knackte es so laut im Kom-Lautsprecher, dass alle zusammenzuckten. Eine vertraute Stimme ertönte, klang angespannt und zornig. »Enterprise an beide Einsatzgruppen.«
»Hier Data«, meldete sich der Androide. »Aus den beiden Einsatzgruppen ist inzwischen eine geworden. Freut mich, von Ihnen zu hören, Commander. Wir haben mehrmals vergeblich versucht, einen Kom-Kontakt zum Schiff herzustellen.«
»Ich weiß.« An Bord des Shuttles beugten sich alle vor, um die Erklärung des Ersten Offiziers zu hören. »Tangre Bertoran hat uns getäuscht. Es gelang ihm, die Enterprise für mehrere Stunden in seine Gewalt zu bringen. Inzwischen haben wir das Schiff wieder unter unserer Kontrolle, aber die Situation ist noch immer kritisch. Das größte Problem besteht darin, dass die Jeptah eine unserer Phaserbänke demontiert und zur Schale gebracht haben.«
»Verdammt«, fluchte der Captain leise. »Hier ist Picard. Welche Schritte haben Sie gegen die Jeptah unternommen?«
»Wir sind gerade wieder auf die Beine gekommen, Captain. Von dieser Sache habe ich eben erst erfahren. Derzeit entfernen wir uns mit geringer Geschwindigkeit von der Schale. Ich halte es nicht für sehr ratsam, von unseren Waffen Gebrauch zu machen – immerhin möchten wir vermeiden, dass die Kristallwelt ihre Atmosphäre verliert.«
»Haben Sie Lieutenant Pazlar gesehen?«, warf Reg Barclay laut und besorgt ein.
»Pazlar? Nein. Ich dachte, sie ist bei Ihnen.«
»Wie wär’s mit einer weiteren Einsatzgruppe?«, fragte der Captain. »Können Sie jemanden zur Schale schicken?«
»Sie ist ziemlich groß und wir wissen nicht, wo die Jeptah die gestohlene Phaserbank installiert haben. Wir müssten die dortigen Kraftfelder neutralisieren, um…«
Deanna wollte auch weiterhin zuhören, aber die Kom- Verbindung wurde plötzlich unterbrochen, zumindest für sie. Wills Stimme wich einem dumpfen Donnern, das lauter wurde und zu einem grässlichen Schrei metamorphierte. Er war so schrecklich, dass sich Deanna die Ohren zuhielt und ihr Oberkörper nach vorne kippte. Die Augen hielt sie geöffnet, was sich als Fehler erwies – das Deck unter ihr riss auf und Dunkelheit wogte aus dem Loch. Die Counselor schrie und versuchte, nach oben zu springen, um der Finsternis zu entrinnen, aber dämonische Hände packten sie. Verschiedene Stimmen erklangen in ihrem Kopf und Deanna trachtete danach, sie mit der eigenen zu übertönen.
»Nein, ich gehe nicht!«, heulte sie. »Ich kann nicht! Lass mich in Ruhe!«
Die Dunkelheit zu ihren Füßen stieg empor, riss dabei das Deck auf, als bestünde es aus dünnem Blech. Dann begann die Schwärze, sich zu drehen, wie ein Strudel aus dunkler Materie, der an Trois Beinen saugte.
Sie schrie erneut, von Grauen erfasst, streckte die Hände nach einem Halt aus. Die Finsternis wollte sie, schickte sich an, sie in einem Stück zu verschlingen. Sie war zornig und verletzt, schlug nach allem, das sich auf ihrer Existenzebene befand. Deanna versuchte, sich zur Wehr zu setzen, aber es hatte keinen Zweck – die Schwärze verschluckte sie wie das weit aufgerissene Maul eines riesenhaften Frills.
»Achtung!«, rief Reg Barclay. Er duckte sich, aber seine Sorge erwies sich als unbegründet. Data sah, wie sich der große rote Monolith vor ihnen einem Zweig gleich schüttelte. Er steuerte den Shuttle hart nach Backbord, als sich ein kristallener Finger löste, um die eigene Achse drehte und dabei in die bisherige Flugbahn des kleinen Raumschiffs driftete. Die Kristallwelt brach auseinander!
Reg starrte auf Deanna Troi hinab, die komatös in den Armen des Captains ruhte. Fast wünschte er sich, ebenfalls bewusstlos zu sein.