Kapitel 17
Natürlich ist meine erste Reaktion, Max zu beschimpfen. Ihn zu fragen, was zum Teufel er hier zu suchen hat und warum er mir nicht eine Nachricht hinterlassen und mir Bescheid sagen konnte?
Aber er ist nackt. Und ein nackter Max ist wahrlich ein erfreulicher Anblick.
»Ich dachte, du wolltest mit David und Wie-heißt-sie-noch-gleich essen gehen«, sage ich mit plötzlich staubtrockener Kehle.
Er lässt das Handtuch fallen und geht einen Schritt auf mich zu. »Findest du es bedauerlich, dass ich abgesagt habe?« Auch seine Stimme klingt ein wenig heiser.
Plötzlich kehrt das Begehren nach ein bisschen körperlicher Aktivität, das ich schon neulich empfunden habe, kreischend und tosend zurück. Ich sage gar nichts. Ich schließe die Tür hinter mir mit einem Fußtritt, klemme einen Stuhl dagegen, damit sie auch zubleibt, und stürze mich auf ihn.
Max reagiert genau so, wie ich es mir erhofft habe. Auch er verschwendet keine Zeit auf Worte. Er zerrt an meinen Kleidern, zieht mir den Pulli aus und fummelt zu lange am Reißverschluss meiner Jeans herum. Ich verliere die Geduld, stoße seine Hände weg und ziehe sie selbst aus.
Seine Stimme dicht an meinem Ohr klingt atemlos. »Du bist so kalt.«
»Dann wärm mich auf.«
Das tut er, mit Händen und Lippen. Die vampirische Physiologie ist schon seltsam. Sexuelle Erregung lässt die Haut heiß werden, und nach kürzester Zeit glühe ich förmlich. Wir liegen auf dem Boden, die Beine ineinander verschlungen, meine Brüste sind an seinen Brustkorb gepresst. Meine Sinne kribbeln, erwachen vom Duft seiner frisch geduschten Haut. Ich kann nicht warten. Ich presse mich an ihn, meinen Mund auf seinen, führe ihn mit der Hand in mich ein. Auch er ist bereit. Er besteigt mich, und ich nehme ihn in mich auf, genieße die Erregung, die ich in jeder Zelle meines Kopfes, Herzens und Körpers spüre. Seit ich zum Vampir geworden bin, hat mir davor gegraut, mit Max zu schlafen. Ich hatte Angst, dass die köstliche Kombination aus Blut und Sex, die ich mit Avery genossen habe, das bloße menschliche sexuelle Erleben ziemlich fade erscheinen lassen könnte. Avery hat das jedenfalls behauptet.
Max und ich finden das Tempo, das unsere Körper miteinander in Einklang bringt und uns gemeinsam immer höher schraubt. Als Max kommt und ich spüre, wie seine Liebe wie warmer Honig in mich hineinfließt, lässt mein eigener Höhepunkt die Nacht um uns herum in eine Million funkelnder Sterne zerspringen.
Und ich erinnere mich an etwas.
Avery war ein Lügner.