Von der sanften Berührung eines Apricot bis zum festen Händedruck von Terrakotta: Die Orangetöne
Orange ist eine Farbe, die aus schierem Schneid über die Stränge schlägt und mit berauschender Verschwendung und Fülle eine (…) Dynamik ausstrahlt, die (…), überschäumend, alles übertönt, alles zugleich ausspricht.
Alexander Theroux
Orange ist Gelb und Rot – es ist Licht und Wärme.
Mittelorange/Bauhausorange: Kreative Fröhlichkeit
(Orange-)Goldene Mitte Bei einem Bauhausorange denke ich an den Farbton sonnenwarmer, reifer Floridaorangen – die ungefähre Mitte zwischen feurigem Blutrot und strahlendem Zitronengelb. Es ist ein warmer Ton, der zu changieren scheint zwischen seinen beiden Enden und gerade daraus seine Faszination bezieht. Rot und Gelb schimmern beständig an der Oberfläche, wenn sie sich bei ihrem lebhaften Tanz umeinander drehen. Denn das animalische Feuer von Rot wurde in Orange noch nicht vollständig gelöscht durch das verstandesbetonte Gelb, und was bleibt, ist ein intensives Glühen, orange Glut, die jederzeit wieder aufflackern kann.
Orange hat allerdings nichts mehr gemein mit der verzehrenden roten Hitze. Es ist deutlich biegsamer als kompromissloses Rot und zugleich wesentlich weniger grell und stechend als Gelb. Orange ist im Gegensatz zu Rot weniger barsch und wirkt nicht so sehr auf der körperlichen Ebene, sondern ist ein Gemütsaufheller. Gleichzeitig ist es weit weniger kopflastig als Gelb und entzieht sich konstant jeder rein rationalen Analyse. Orange gilt vielmehr als die Farbe der Intuition und des »Bauchwissens«, da es instinktives Rot und rationales Gelb in sich vereint. – Orange ist die goldene Mitte. Orange hat alles, es ist des Kaisers Kind.
Quintessenz aus Rot und Gelb Spritziges Orange ist wie ein gut geschüttelter, gelungener Cocktail: Die kraftvolle, aber auf der Stelle tretende Aktivität von Rot gewinnt durch Gelb an Leichtigkeit und Esprit. Das sich ziellos verströmende Gelb bekommt auf der anderen Seite durch die Verbindung mit Rot zumindest die Fußspitzen auf die Erde und findet sich in tanzendem Orange wieder. Es ist bewegte Materie, sichtbar gemachte pure Energie: schnell, wendig und quicklebendig. Geboren aus den beiden gegensätzlichen Impulsen von Rot und Gelb, die umschrieben werden können mit statisch und unbeständig, instinktiv und intellektuell, ist Orange die Quintessenz aus beiden: elastisch und intuitiv.
Argloses Orange drückt sich bei Menschen, die die Farbe lieben, auch in einer gewissen Unbekümmertheit aus, was die Meinung anderer angeht. Es sind aber genau diese Unabhängigkeit, das Pochen auf Individualität sowie der Mut, das Neue zu wagen und dabei ungemein enthusiastisch zu wirken, was die Faszination von Orange ausmacht. Es ist nicht Fleisch und nicht Geist, sondern reines Gefühl – Orange ist rote Kraft, die durch gelbe Leichtigkeit in Bewegung gesetzt wurde: E-motion.
Lebensfreude Orange singt, es lacht und tanzt. Es hält sich nicht zurück, sondern geht optimistisch und mutig auf die Welt zu in dem sicheren Glauben, dass ihm jeder genauso freundlich und offen begegnen wird. Denn ganz im Gegensatz zu seinem Komplementär Blau, das distanziert und nach innen gerichtet ist, strebt Orange nach außen. Es sucht die Begegnung und Geselligkeit. Und wo ein Rot einschüchternd und zu kraftvoll wirken würde, schafft das kontaktfreudige Orange eine unkomplizierte Ebene, auf der ein lebhafter Austausch möglich ist. Vibrierendes Orange weckt Assoziationen von Partys an sonnigen Stränden, Karneval, Jahrmärkten, Festivals und allem, was Spaß macht. Leuchtendes Orange ist die sichtbar gewordene »Leichtigkeit der Dinge«. Es ist die Lust auf Leben, eine unbändige, vibrierende Energie, die ekstatisch und belebend wirkt.
Lebendigkeit und Ruhe Eine der in meinen Augen treffendsten Beschreibungen zu Orange stammt von dem amerikanischen Essayisten Alexander Theroux: »Orange ist hörbar, laut und sangesfroh, grenzenlos, selbstsicher, eigenwillig und durchsetzt mit freudiger Neuerfindung, unbekümmert in tropischer Nonchalance. Es hat Üppigkeit und unverschämte Verve und eine unnachahmliche Frechheit, eine konvex geschliffene Farbe und Form, sprudelnd vor Lebenslust und süß wie Hesperidin, auftrumpfend mit Kraft und Feuer. Aber es kann auch sanft sein.« Saftiges Orange ist »kicking with life«, es ist jugendliches Charisma und singendes Leben. So sehr man sich auch bemühen würde, es gibt kein kühles Orange, sondern jede Nuance dieser Farbe ist stets warm, lebendig und energetisch.
Wie alle Mischfarben, die genau die Balance halten zwischen ihren beiden Ausgangspolen, strahlt ein Mittelorange bei aller Lebendigkeit aber auch eine gewisse Ruhe aus, geboren aus der perfekten Mitte zwischen Rot und Gelb.
Interesse an Neuem Ein Codewort bei Orange ist neu. Die Farbe ist untrennbar mit Modernität verknüpft sowie mit dem Interesse an allem, was innovativ und schlicht anders ist. (Vielleicht wurde damals, als Plastik als neuer Werkstoff eingeführt wurde, aus diesem Grund unbewusst fast jedes neue Produkt aus Kunststoff in Orange angeboten.) Menschen, die Orange mögen, sind immer interessiert an Neuerungen und ausgefallenen Ideen. Selbst ausgesprochen experimentelle Entwürfe werden beweglichem Orange gefallen, das sich ausprobieren, erleben – eben experimentieren – will.
Kreativität und Kreationen Orange steht aber nicht nur für die Aufnahme, sondern auch für die Verbreitung neuer Gedanken. Es umfasst alle Neukreationen, die den Rahmen dessen sprengen, was bisher da war, seien es neue Entwicklungen in der Technik oder außergewöhnliche Kunstströmungen. Orange manifestiert sich in kreativen Schöpfungen, die zwar durchdacht, aber eher intuitiv, aus dem Bauch heraus entstanden sind. Die abstrakten Ideen von Gelb finden durch die Tatkraft von Rot ihren Weg in die Wirklichkeit, sie werden sicht- und greifbar gemacht – und zu Papier gebracht. Umgekehrt belebt Gelb mit seinen geistreichen Impulsen die statische rote Materie, bringt sie in Bewegung und gibt ihr Bedeutung. Überdies entsteht aus der Sicherheit von Rot und dem Wissen um den brillanten Verstand von Gelb auch der Mut, der unabdingbar ist, um mit innovativen, teils revolutionären Ideen an die Öffentlichkeit zu treten.13 Die Kreativität von Orange kann sich dabei sehr spontan äußern, oder intuitive Eingebungen werden augenblicklich verwirklicht, wodurch vollkommen neuartige, originelle und fantasievolle Schöpfungen zur Welt gebracht werden.
Gefühl und Intuition Theroux bemerkt an einer Stelle seines Essays über Orange, dass es eine durch und durch unromantische Farbe sei, die sich humorvoll, albern, verspielt und auch extravagant gebe und mit dem schüchternen Augenaufschlag Verliebter genauso wenig anfangen könne wie mit melancholischem Liebesleid.
Jemand, der Orange liebt, kann zwar auch von starken Emotionen beherrscht werden, hat aber einen flexiblen Geist und ein ausgesprochen gutes Bauchgefühl, auf das er sich verlassen kann. Er ist zudem noch spontan genug, um unbekümmert an die Dinge heranzugehen, bevor der orange Farbimpuls noch weiterschreitet und ganz zu dem verstandesorientierten Gelb wird. In Orange liegt der Fokus jedoch noch vielmehr darauf, sich zu erleben, etwas und auch sich selbst (neu) zu erschaffen – mit einer nicht zu bremsenden Agilität und Dynamik, die mitreißend und verjüngend zugleich wirkt.
Farbe der Lust Die Sinnlichkeit von Rot schimmert in Orange nach wie vor durch, doch fehlt ihr die erdige Leidenschaft. Die Körperlichkeit von Orange zeigt sich weniger direkt und intensiv als bei Rot, ist aber auch weniger kopflastig als reines Gelb. Es ist vielmehr eine verspielte Sinnlichkeit, die so sehr mit der Natur von Orange verschmolzen ist, dass sie jung, wild und unverfälscht wirkt. In der Chakrenlehre gilt das orangefarbene Energiezentrum als Sitz der Sexualkraft – aus der neues Leben hervorgeht. In Orange trifft zudem die rein physische Intensität von Rot den fast körperlosen Aspekt von Gelb: Reine Potenz verschmilzt mit der reinen Idee. Lustvolle Gedanken oder Liebestechniken wie Tantra, die Körper und Geist gleichermaßen ansprechen, sind daher strahlend orange.
Es wundert auch kaum, dass Orange in der Antike und im Mittelalter als Farbe der Liebe und der Lust galt. Liebende glaubten an die sinnliche Macht von Orangenaromen und badeten in Orangenblütenwasser; Kurtisanen besprengten die Laken damit. Im Deutschland des 14. Jahrhunderts galten Orangen, von Verehrern statt Blumen gebracht, sogar als Liebesbeweis. Allerdings ließ eine deutsche Maid für ihren Verehrer dann leider auch kein zartes Taschentuch vom Balkon fallen, sondern eine handfeste Orange – ein deutscher Galan musste damals also definitiv gute Reflexe haben.
Orangefarbene Fünf Orange wird das Trapez oder Fünfeck zugeordnet, das sich aus der Kombination von rotem Quadrat und gelbem Dreieck ergibt, ebenso Pyramiden14 und Sternformen – Letztere entstehen aus blitzartig (gelb) getroffener Materie (rot). Dabei strömt die Energie von Orange nicht ziellos nach allen Seiten wie die von Gelb, sondern findet ihre Form in der Mitte zwischen gelber Unendlichkeit und rotem Punkt. Die Zahl Fünf, die in allen drei Formen eine maßgebliche Rolle spielt, steht zudem für Fortschritt und Weiterentwicklung, ganz der Qualität von innovativem Orange entsprechend. Daneben ist die Fünf die Zahl des Menschen, der in Leonardo da Vincis berühmter Proportionsstudie den Fünfstern nachbildet. Hajo Banzhaf führt in seiner Symbolik und Bedeutung der Zahlen aus, dass die vier Gliedmaßen den vier Elementen entsprechen und der Kopf das fünfte Element darstellt, die quinta essentia. Analog zu Orange und dessen Geburt aus irdischem Rot und geistigem Gelb steht der Mensch in da Vincis Fünfstern mit beiden Beinen fest auf der Erde, während Arme und Kopf in den Himmel ragen, womit er Erde und Geist in sich vereint.
Parallelen zur Renaissance Überhaupt kann man fortschrittlichem Orange eine gewisse Verwandtschaft mit der Renaissance und deren Idealen zugestehen. Mit der Überwindung des frömmelnden Mittelalters und dem Wiederauferstehen der antiken Ideale stand der Mensch als Krone der Schöpfung im Mittelpunkt. Das erstarkte Selbstbewusstsein der Menschen führte in der Renaissance neben der Betonung des Geistes auch zu einem neuen Körperbewusstsein; der Körper und dessen Aussehen wurden nicht mehr vernachlässigt. Das entspricht auch dem Charakter von Orange, das sich zwar bereits interessiert in den geistigen Sphären von Gelb umgesehen hat, dabei aber noch auf sicheren roten Füßen steht.
Vokabeln
Modern, neu, innovativ, fröhlich, lebhaft, unernst, freigeistig, individuell, unverfälscht, unkonventionell, originell, kreativ, unkompliziert, schnell gelangweilt, ungeduldig, verspielt, extrovertiert, überschwänglich, sozial, gesellig, gut gelaunt, energiegeladen, vitalisierend, spritzig, vibrierend, spontan, Lebensfreude, Lebensbejahung, enthusiastisch, lustvoll, verspielte Sinnlichkeit, intuitiv, jung, fruchtig, saftig, Mut, warm, maskulin.
Raumgestaltung – Individualität ist Trumpf
Betritt man in Orange gehaltene Räume, fühlt man sich augenblicklich beschwingt und belebt, sie wirken jung und modern. Selbst Räume, die wenig Tageslicht abgekommen, wirken in Orange wie sonnendurchflutet, und man empfindet sie sogar als warm. Da Orange nicht nur die Kreativität anregt, sondern auch die Geselligkeit fördert, ist es eine ideale Farbe für Kinderzimmer, Wohnräume und Küchen. Auch angrenzende Esszimmer profitieren von der Farbe, die den Appetit anregt. Orange weckt die Lust auf Genuss in angenehmer Runde – und das Essen soll sogar besser schmecken in einem orangefarbenen Umfeld.
Ist Ihnen leuchtendes Orange allerdings zu viel für eine ganze Wand oder größere Fläche, können Sie die frische Kreativität von Orange auch durch ein ungewöhnliches, leicht exzentrisches Element einbringen, das schlicht neu, unkonventionell und anders ist. Neben individuellen Einzelstücken spricht auch ein Umfunktionieren von Möbelstücken die Sprache von Orange. Typisch Orange wäre beispielsweise eine Cocktailbar, die zusammen mit der umfangreichen Spielesammlung (verspieltes Orange) und -konsole (fortschrittliches Orange und neue Technik) in einem ausgedienten Tabernakel untergebracht ist. Das mag manchem die Farbe aus dem Gesicht weichen und ihn mit blutleeren Lippen »Blasphemie« hauchen lassen, aber auch das ist Orange: das Überkommen von alten Gewohnheiten und vor allem die Abkehr von jeder Tradition, jedem dogmatischen Denken – was nicht respektlos aufgefasst werden sollte. Es drückt lediglich die zukunftsorientierte Energie der Farbe, die Liebe zum Neuen, Freien und Originellen aus.
Die Betonung der Individualität ist ein Hauptthema von jungem Orange, das sich gerade erst gefunden hat nach seiner Geburt aus Rot und Gelb und sich in seinem Umfeld ausdrücken, wiederfinden möchte. Orange prägt ein zwangloser, experimenteller Stilmix, der Persönlichkeit ausdrückt. Es ist hier keine Seltenheit, orientalische Muster neben avantgardistischen Lacktischen zu finden oder einen Sessel wie von der Kommandobrücke des Raumschiffs Enterprise, auf dem dann ein handgeklöppeltes Kissen von Tante Mimi in den irischen Landesfarben thront – solange es gefällt und anders ist.
Orange sprüht nur so vor Leben und Energie, die es auch gerne mit anderen teilt, weswegen alles, was die Geselligkeit von sozialem Orange fördert, willkommen ist: ausreichend Sitzgelegenheiten für viele Freunde oder eine offene Küchenlösung, die die Kommunikation zwischen den Gästen im Wohnraum und dem Gastgeber am Herd nicht unterbricht. Ein im Stil von Orange gehaltener Raum strahlt ein freudiges Willkommen aus, und orangebetonte Menschen behalten nicht nur das geistige, sondern auch das körperliche Wohl ihrer Gäste im Auge. In »orangefarbenen« Interieurs wird es in den gemütlichen Sitzecken, zusammengewürfelt zum Beispiel aus (gelben) schlanken Lackstühlen und (roten) massiven Lederhockern, neben anregenden Gesprächen auch immer etwas – meist Ausgefallenes oder Exotisches – zu essen geben.
Der gelbe Part trägt also den Geist sowie das Leichte und Freundliche in die Räume – »orangefarbene« Räume sind warm und sonnendurchflutet und optimalerweise nach Süden und Westen ausgerichtet. Abends werden sie so tatsächlich in sämtliche Schattierungen der Orangepalette getaucht, und man kann über die Verbindung von Geist und Körper nachdenken, während man die tiefen Orangetöne am Himmel betrachtet. Das rote Erbe sorgt für die nötige Bodenhaftung. Einzelne schwere Holzmöbel oder Stücke aus Stein und (modernem, daher orangefarbenem) Beton setzen überall im Raum Anker. Dabei entsprechen etwa kubische (rote) Formen, die modern und nicht alltäglich sind, ebenfalls dem Charakter von innovativem Orange. Passende Materialien sind ohnehin alle modernen Werkstoffe wie Plastik oder auch – elastischem Orange entsprechend – Gummi.
Überwunden ist hier allerdings die harte, kompromisslose Formensprache vom roten Vater, der zudem eher daran erinnern würde, ein materielles Polster zu schaffen und in bleibende Werte zu investieren statt in leicht wackelige, aber ungewöhnliche Plastiksessel, die besser in einer Ausstellung für abstrakte Kunst stehen sollten. Junges, trendiges Orange wird daneben nicht auf bekannte Maler setzen, die sich in der Vergangenheit bereits einen Namen gemacht haben, sondern viel eher auf die Bilder von jungen, aufstrebenden Künstlern – und so auf die Zukunft – bauen. Oder es wird seine eigenen Schöpfungen an die Wände hängen, die sich im Keller stapeln dürften.
Ähnlich wie Rot hat sich auch Gelb als Teil von Orange verwandelt. In den farbenfrohen Bücherregalen finden sich nicht mehr die intellektuellen Höhenflüge und philosophischen Werke der gelben Mutter, sondern dort stehen Bücher, die Spaß machen, wie humorvolle und ironische Romane. Orange nimmt sich selbst nicht zu ernst und will vor allem den Spaß am Leben nicht verlieren.
Eine unkomplizierte »orangefarbene« Einrichtung ist damit losgelöst von Konventionen und wirkt wie die erste eigene Wohnung des Kindes, das gerade von zu Hause ausgezogen ist: Zwischen wenigen von den Eltern übernommenen Stücken, wie dem wuchtigen Ledersessel, der massiven, antiken Holzkommode und stapelweise Büchern, tummeln sich aufblasbare Sessel, lässige Teppiche und lustige Figuren von einem Jahrmarktsbesuch mit Freunden. Daneben gibt es viel freie Fläche für all das, was dem kreativen Potenzial von Orange noch einfallen wird. Da Orange zudem schnell gelangweilt ist, muss die Einrichtung nicht nur individuell und originell, sondern auch wandelbar bleiben – eben so lebendig wie die Farbe selbst.
Mode – unkomplizierte Extravaganz
Als ich vor Jahren mit leuchtend orangefarbenen Schuhen durch die Stadt gelaufen bin, schien die Frau am Kiosk Mühe zu haben, ihren ungläubigen Blick direkt darauf zu richten – und meine Freundin attestierte mir schlicht Mut. Heute wirkt Orange in der Mode zwar immer noch flippig, modern und jung, gilt aber mittlerweile als tragbar. Man wirkt in orangefarbener Kleidung auf andere sogar gut gelaunt, aufgeschlossen und kontaktfreudig. Die Farbe verlangt allerdings nach einem generell kreativen Kleidungsstil, in den sie sich nahtlos einfügen kann, um nicht einfach nur grell und aufdringlich zu wirken. Fühlt man sich nicht zum buddhistischen Mönch berufen, ist leuchtendes Orange aber ohnehin keine Farbe, in die man sich jeden Tag von Kopf bis Fuß hüllen möchte. Stattdessen bieten sich orangefarbene Accessoires an oder Kleidungsstile, die die Farbe in Mode übersetzen. Gelb steuert hier den Esprit bei, Rot sinnliche Stoffe oder verführerische Schnittführungen. Heraus kommt ein junger, unkonventioneller und verspielt sinnlicher Stil, der offen ist für innovative Anregungen.
Orange entsprechen sexy Korsagen zu Armeehosen und Turnschuhen, genauso figurbetonte Jacken, Tuniken oder auch altmodische Reitjacken, die kombiniert werden mit lässigen, jugendlichen Jeans, modischen Pluderhosen oder Lederleggins. Seinem jugendlichen Leichtsinn entsprechend gibt sich Orange immer ein bisschen unangepasst bis verrückt, zum Beispiel mit einem altmodischen Cape beim Einkaufen, einer quietschgelben Krawatte bei einem konservativen Empfang oder Cargohosen zur Abendgesellschaft – weil es gefällt und als individuell betrachtet wird. Unbekümmertes Orange trägt, was dem eigenen Geschmack entspricht beziehungsweise was der momentanen Laune am besten Ausdruck verleiht. Das kann dann auch in lässigen Jogginghosen und flippigen Sneakern zu einem konservativen Blazer enden, beschreibt dabei aber die extrovertierte, fröhliche und nonkonformistische Qualität von Orange.
Ebenfalls denkbar: Knappe oder verführerische Oberteile werden ironisch gebrochen und drücken so in den Details die für Orange typische spielerische Note aus. Extravagante Paspelierungen oder lustige Aufnäher und Schriftzüge rücken den Look in eine unangepasste Kategorie. Ganz anders ginge zum Beispiel ein ebenfalls junges, freches Pink vor, das jede Kurve bewusst und leicht frivol in Szene setzen würde. Orange aber schwächt die Wirkung eines eigentlich verführerischen Outfits bewusst ab, um seinen lässigen, unverbindlichen Stil beibehalten zu können. Daher würde ein kreatives Orange einen Raubtierdruck zwar einsetzen, aber nur als auffälliges Detail, als augenzwinkernde Anspielung auf sein rotes Erbe, welches das Leomuster durchaus selbstbewusst und pur tragen würde. Orange dagegen schmälert die Wirkung wieder bewusst und trägt dazu Turnschuhe mit Jeans und umgibt sich nicht mit einem verführerischen Duft, sondern mit einem ausgeprägt spritzig-fruchtigen Parfüm, das belebt und eine spielerische, unverfälschte Sinnlichkeit ausstrahlt.
Da es rein um die Betonung der Individualität geht und bei Orange kein Wert auf Prestige gelegt wird, passt zum »orangefarbenen« Stil auch Modeschmuck jeder Couleur. Zudem ist ein Orange schnell gelangweilt sowie beständig auf der Suche nach Neuem, weswegen es sich ohnehin kaum lohnen würde, in kostspielige Stücke zu investieren. Stattdessen passen ungewöhnliche Ohrringe aus gefleckten Federn, bunte Ketten aus Kunststoffperlen oder überdimensionale Cocktailringe mit Totenkopfmotiven – am besten zu einem ansonsten relativ konservativen Ensemble. Die junge, verspielte Energie und die Lust an der augenzwinkernden Provokation sind typisch orange.
Das Interesse an allem, was neu ist, die Affinität zu Technik und damit zusammenhängend der Hang zu modernen Materialien setzen sich auch bei den Stoffen fort, weshalb sich die extravaganten Pluder- oder Jodhpurhosen, die trendigen Ballon- oder Tulpenröcke und die jungen Kapuzenshirts in ausgefallenen, modernen Hightech-Stoffen präsentieren – neben lässigen und vollkommen unkomplizierten Jerseys. Ähnlich wie in der Raumgestaltung passen auch Materialkombinationen, die die beiden Ursprungsfarben von Orange miteinander verweben, beispielsweise die neuen mit (»gelben«) Metalliclacken beschichteten groben (»roten«) Strickstoffe oder metalldurchwirkte Gewebe.
Doch Orange ist nicht nur Unangepasstheit und Moderne, obwohl es der vorwärtsdrängende Impuls von Gelb stetig nach neuen Ideen suchen lässt. Sondern dank seiner roten, statischen Anteile ist es ein spannender Mix, der sich in einer jungen, neuen, sehr individuellen Mode ausdrückt, die immer wieder auf bestehende Stile zurückgreift. Durch den beständig in höheren Sphären schwebenden Geist von Gelb haftet »orangen« Stilen dabei häufig eine gewisse Nachlässigkeit an, die jedoch zusammen mit der immer noch durchschimmernden Sinnlichkeit von Rot gerade die ungekünstelte, anziehende Wirkung eines orangefarbenen Looks ausmacht.
Übersicht
Raumgestaltung kurz und knapp:
Klares Orange prägt einen zwanglosen, ausgesprochen individuellen Mix, auf den Begriffe wie experimentell, stylish und trendy passen. In den fröhlichen Räumen finden sich flexible Einrichtungslösungen, umfunktionierte, unkonventionelle Möbelstücke, technische Spielereien, gemütliche Sitzecken sowie ein Stilmix aus roten und gelben Aspekten, wie kubische Lederhocker neben schlanken Lackstühlen. Werke junger Künstler und selbst gebaute, entworfene oder gemalte Stücke runden das Bild ab.
Mode kurz und knapp:
Eine junge, auffallend individuelle Mode mit Esprit, die sich betont extravagant und verspielt gibt und mit ironischen Details akzentuiert wird. Es ist ein Stil für unangepasste, kreative Persönlichkeiten, die es verstehen, selbst konservative Teile so zu kombinieren, dass daraus ein trendbewusster, stylisher, ungekünstelter und ab und an auch (nach-)lässiger Stil entsteht. Modeschmuck und moderne Materialien wie Hightech-Stoffe sind wichtige Elemente.
Hellorange/Apricot: Weiche Sanftmut
Synonym für sanft und weich Apricot ist sichtbar gemachte Sanftheit. Es ist die weiche Decke, in die man sich schmiegt, während man in üppige Polster sinkt und durch die geöffneten Fenster die erste warme Frühlingssonne genießt. Apricot zählt zwar auch zu den warmen Farben, aber man empfindet es allenfalls als lauwarm oder angenehm temperiert.
Milde Unkonventionalität Blasses Orange hat eine sanft wärmende, umfangende Qualität, die freundlich und wohltuend wirkt. Der Farbton strahlt etwas Lichtes und Weiches aus – es ist eine harmonische Farbe, der die spontanen, teils skurrilen Einfälle von reinem Orange fremd sind und die vielmehr eine überlegte, sanfte Präsenz ausstrahlt. Apricot ist »verfeinerte Unkonventionalität«, die den originellen, aber bei Orange teils beziehungslosen Zusammenschluss zweier starker Energien bereits hinter sich gelassen und eine eigene Handschrift entwickelt hat. Rot und Gelb sind in Apricot nicht nur verschmolzen, sondern auf eine höhere, verfeinerte Ebene gehoben worden.
Zarter Charme Hellorange hat Charme, besonders wenn man an einen leicht ins Rosafarbene abdriftenden Pfirsichton denkt. Doch selbst in ihm schwingen bei aller Sanftmut noch der Schwung und Elan von reinem Orange mit: Ein Hellorange ist lediglich die mildere, zurückhaltendere Variante der energetischen Reinform. Doch wo brillantes Orange tanzt und lacht, wiegt sich Apricot leise lächelnd sanft im Takt. Wo reines Orange eine verspielte, aber nicht zu leugnende Sinnlichkeit ausstrahlt, weckt Apricot eher das Bedürfnis nach Wärme und Zärtlichkeit.
Auch das soziale Bewusstsein von Orange wird hier konsequent fortgeführt, teilweise sogar so sehr, dass es Menschen, die eine Vorliebe für Apricot haben, schwerfällt, sich selbst genauso viel Aufmerksamkeit zu schenken wie anderen.
Freundlichkeit und Zurückhaltung Generell warten die hellen, dem Weiß zustrebenden Farben, bis man sich ihnen zuwendet, statt sich wie die reinen Töne ungefragt in den Vordergrund zu drängen. Die dunklen Töne locken in ihre Tiefen, damit man dort ihren Geheimnissen auf den Grund gehen kann; sie wollen entdeckt werden, das heißt, sie verlangen, mehr noch als die klaren Farben, nach Beachtung. Aufgehellte Nuancen wie Apricot dagegen sind sich selbst genug. Ein Apricot weiß um seine Qualitäten und ist von der Gefallsucht von leuchtendem Orange befreit. Blasses Orange wartet daher in seiner leisen, zurückhaltenden Art geduldig ab, bis man seine sanfte Eleganz erkennt und zu schätzen weiß. Geht man dann auf es zu, erwarten einen ein freundliches Willkommen und weiche Sanftmut.
Vokabeln
Sanft, weich, anschmiegsam, flauschig, flaumig, zärtlich, liebevoll, umfangend, nährend, einladend, heiter, freundlich, charmant, licht, fein, wärmend, mild fruchtig, unaufdringlich, wohlgesinnt, mitfühlend, unkompliziert.
Raumgestaltung – ein Raum wie eine Umarmung
Apricot ist eine absolute Wohlfühlfarbe, und Flächen in diesem weichen, warmen Ton geben einem das Gefühl von Geborgenheit. Manche führen diese Farbwirkung darauf zurück, dass sanftes Hellorange die Farbe ist, die der Embryo im Mutterleib wahrnimmt. Das macht Apricot zu einer idealen Farbe für Kinderzimmer, doch auch in Schlafräume, die in blassem Pfirsich bis Lachs gehalten sind, zieht man sich gerne zurück. Im Eingangsbereich wirkt der Farbton elegant, sanft wärmend und einladend. Da die hellen Orangetöne allerdings oft nicht die erste Wahl von Männern sind, kann man in gemeinsamen Haushalten auf die Übersetzung der Farbe zurückgreifen für eine genauso weiche und harmonische Einrichtung, die das zurückhaltende, sanfte Temperament des Farbtons wiedergibt.
In Apricot hat Orange eine verfeinerte Ebene erreicht, auf der nach wie vor unkonventionelle Kreativität und die Lust am Neuen wirken. Für ein Apricot ist allerdings jede Massivität oder chaotische Ansammlung – und sei sie noch so originell, wie etwa der Stil-Clash von Orange – zu grob, zu hart.
Aus dem sanften Charakter der Farbe und der Abkehr von auffälligen Stilmixen ergibt sich ein zurückhaltender, harmonischer und intimer Einrichtungsstil in lichter, freundlicher und einladender Atmosphäre. Räume »in Apricot« wirken weit, hell und – um der luftigen Leichtigkeit der Farbe gerecht zu werden – nie überladen. Denn dem Weiß zustrebende Töne brauchen fast keine materiellen Dinge mehr um sich herum, weswegen gerade bewusst leer wirkende Räume, die Licht und Luft zirkulieren lassen, ideal sind: Es ist ein lichtes cremeweißes Wohnen mit komfortablen, hellen Sesseln mit weicher Polsterung zum Einsinken und soften Materialien, die dem harten Weiß die Kanten nehmen; prinzipiell eignen sich hier ohnehin eher die warmen Weißnuancen mit gelben oder roséfarbenen Untertönen, harmonisch ergänzt durch sanfte Puderfarben. Durch abgerundete Ecken sprechen auch die Möbelstücke eine weiche Formensprache. Bodenlange, halbtransparente Vorhänge, die das Licht filtern und Kontraste und harte Linien noch einmal mildern, schaffen eine helle, aber behagliche Atmosphäre. Sie überzieht den Raum mit einem angenehmen Leuchten, wie von innen heraus. Es wirkt weniger klar und strahlend als bei Orange, doch dafür ungleich sanfter.
Bei Orange fühlt man sich lebendig, angeregt, die Lust am Spiel wird geweckt. In »apricotfarbenen« Räumen hat man dagegen schlicht das Gefühl, nach Hause zu kommen, man fühlt sich wohl. Sie vermitteln ein sicheres, geborgenes Gefühl und strahlen eine sanfte Wärme und Intimität aus, ohne jedoch in irgendeiner Form einengend zu wirken. Im Gegenteil: Es sind unkomplizierte Raumgestaltungen, die keinen Showroom-Charakter haben, sondern tatsächlich zum Wohnen einladen.
Nichtsdestotrotz findet sich der individuelle Touch von Orange auch noch in Hellorange. Apricot verlangt nicht nach avantgardistischer Moderne, aber doch nach neuen, besonderen und teils extravaganten Stücken, ganz in der Tradition seiner kreativen, allem Neuen gegenüber aufgeschlossenen Farbfamilie. Allerdings sind die ausgefallenen Kunstwerke oder Ähnliches – bei Drucken und Gemälden – meist in lichten Farben oder – bei Skulpturen und Vasen – in zarten Materialien wie weißem Porzellan oder auch milchigem Acryl gehalten.
Unifarbene oder sehr dezent gemusterte Wandgestaltungen sowie helles Parkett unter dünnen Seidenteppichen oder ebenfalls helle, feinflorige bis flauschige Auslegeware unterstreichen den ruhigen, weichen Charakter eines apricotfarbenen Raumes. Duftige, leichte Stoffe wie Voile oder feine Seide wirken luftig, aber auch weicher Kaschmir, feine Merinowolle, locker gestricktes Mohair, anschmiegsames, gewaschenes Leinen und softe Baumwolle sind ideale apricotfarbene Heimtextilien neben zarten Blumenarrangements in Pastelltönen, Kerzen, weichen Kissen und eleganten Plaids.
Mode – verspielte Eleganz
In der Palette der blassen Orangetöne findet sich für jede Frau ein Farbton, der ihr schmeichelt – rosagrundiges Pfirsich für die kühlen Typen, gelbliches Apricot für Frauen mit von Natur aus warmen Farben. Dabei wirkt jede der Nuancen immer warm und freundlich. Nicht so süß oder kindlich wie Rosa, sondern elegant. Nicht so grell wie Orange, sondern dezent. Doch sich ganz in Apricot zu hüllen mag sich in den eigenen vier Wänden wundervoll anfühlen, wie eine Umarmung. Aber es ist keine Farbe für die Jobgarderobe, wenn man im Beruf nicht zu weich und nachgiebig wirken möchte.
Übersetzt in Kleidungsstücke präsentiert sich Apricot deutlich zurückhaltender als reines Orange, das gerne augenzwinkernd provoziert und in einem unkonventionellen, kreativen Stil auflebt. Seine aufgehellte Variante gibt sich dagegen erwachsener, verfeinerter. Der hippe Stil ist verschwunden und einer eleganteren Handschrift gewichen – passend dazu meint peachy im Englischen auch »chic, schön«. Apricot zeigt seine sanfte Persönlichkeit nicht wie Orange in extravaganten Kleidungsstücken oder ausgefallenen Kombinationen. Es setzt eher auf innovative Materialien oder trendbewusste Schnittführungen an ansonsten schlichten, unifarbenen Kleidungsstücken, die bei aller Raffinesse nur noch leicht verspielt wirken. Apricot ist zwanglos, aber elegant.
Lediglich leicht ausgefallene Einzelstücke wie pure, einfarbige Pullover mit originellen Fledermausärmeln, zarte, trendige Volanttuniken zu schlichten Cardigans oder typisch »apricotfarbene« legere Strickjacken aus feinem Garn mit weich fallendem Schalkragen finden sich hier. Einfache Jacken aus dünnem Strickstoff, an denen ein Ärmelaufschlag variiert wurde, halbtransparente Lagenshirts aus fein gekämmter Baumwolle und leichter, verspielter Schmuck zeigen zwar noch die Verwandtschaft mit trendigem Orange an, doch in einer deutlich sanfteren Variante. Die Extravaganz ist erst auf den zweiten Blick erkennbar.
Apricot ist daneben ausgesprochen unkompliziert. Es ist der legere, aber stilvolle Wochenendlook für zu Hause: Helles Orange zieht weiche Wildleder-Ballerinas mit runder Kappe dramatischen High Heels immer vor. Da es sich bei Apricot trotz aller Weichheit um eine männliche Farbe handelt, entsprechen ihm statt Kleidern zudem eher Hosen, zum Beispiel aus einem leichten, unifarbenen Seide-Leinen-Mix in modischer Haremsform oder sommerliche Shorts mit ausgefallener Gürtellösung.
Eine kastige Chanel-Jacke aus relativ steifem, grobem Boucléstoff mit harten Kanten wäre hier allerdings völlig fehl am Platz, genauso wie alles Düstere oder Grobe wie schwerer Strick und Ähnliches. Apricot kann auch nichts anfangen mit romantischen Empirekleidern oder Bohèmeanklängen. Es muss besonders, neu und anders sein – dabei allerdings deutlich gefälliger und lieblicher als bei reinem, lebhaftem Orange und in harmonischen Kombinationen mit sanften Farbharmonien in Champagner- und pudrigen Nudetönen. Auch Rosa sollte nicht mit einem hellen Orange verwechselt werden, denn das helle Rot ist kühl, zart und fragil, Apricot dagegen ist warm, sanft und weich. Und wo sich ein zuckriges Rokokorosa in zart-romantischen Kleidern mit delikater Kette, Armbändern und Ringen ausdrückt, umschreiben entspannte Kombinationen aus schicker, aber legerer Hose, schlichtem Edelpullover darüber und einem ausgefallenen Ring ein lässig-elegantes Apricot. Auch in den Düften wird der Unterschied zwischen beiden nur optisch ähnlichen Nuancen deutlich: Zartes Rosa schwelgt in leichten, pudrigen Düften von Blüten, über denen noch der frostige Morgentau zu liegen scheint; ein weiches Apricot dagegen findet sich in mild-fruchtigen Parfüms mit warmen Untertönen von Vanille oder Mandel. Dazu passt schlichter, filigraner Goldschmuck.
Die übrigen Materialien von hellem, weichem Orange sind genauso sanft wie der Farbton selbst. Apricot drückt sich in weich fallenden, leichten, anschmiegsamen Stoffen aus, die angenehm auf der Haut liegen und wärmen. Sanfte Materialien wie flauschiges Angora, weich fallende Seidenjerseys, geschmirgelte Seide oder feiner Kaschmirstrick sprechen eine apricotfarbene Sprache. Alle Stoffe sind dabei jedoch stets dünn gewebt und zart, um der lichten Qualität der hellen Orangenuance gerecht zu werden.
Übersicht
Raumgestaltung kurz und knapp:
Weiches Apricot prägt eine umfangende, freundliche Atmosphäre sowie eine Einrichtung, bei der sich extravagante Einzelstücke harmonisch eingliedern. Die Räume sind ausgesucht, aber sparsam ausgestattet mit weich gepolsterten Sesseln im lässigen Stil, einer weichen Formensprache mit abgerundeten Ecken, halbtransparenten Vorhängen und einer dezenten Wandgestaltung. Helles Parkett, Seidenteppiche oder ein heller, feinfloriger bis flauschiger Teppichboden neben Kissen, Kerzen, Plaids und Blumenarrangements in Pastelltönen ergänzen sich zu einem einladenden, intimen Stil. Abgerundet wird er durch eine sanfte Farbpalette, bei der vorwiegend Weiß mit Gelb und Rosé gebrochen wurde.
Mode kurz und knapp:
Apricot findet sich in chicer, moderner, verspielter Eleganz mit trendbewussten, innovativen Details, die sich jedoch harmonisch einfügen. Grundlegend gibt sich der Stil leger und unkompliziert mit dünnen Strickjacken oder halbtransparenten Lagenshirts in dünn gewebten, weichen und vor allem anschmiegsamen Materialien, die leicht wärmen.
Dunkelorange/Terrakotta: Gemütliche Geborgenheit
Sympathie und Geborgenheit Wenn es eine Farbe gibt, bei der fast niemand Berührungsängste hat und die nahezu jeder ansprechend findet, ist das Terrakotta: ein warmes Braunorange, das einladend und gänzlich unprätentiös wirkt. Anders als ein leuchtendes Orange strahlt Terrakotta nur ein schwaches, aber heimeliges Glimmen aus. Gedämpftes Orange tritt gemäßigt auf, wirkt weniger lebhaft als klares Orange, es pulsiert nur noch unterschwellig mit einer ruhigen Energie.
Der Scholle verhaftet Terrakotta liegt auf einer Farbkugel mit einem weißen, lichten Pol auf der einen und einem schwarzen, schweren Pol auf der anderen Seite unterhalb des Äquators, zur dunklen Seite hin. Ihm haften wie Erdklumpen die dunklen Anteile an, die es deutlich träger, aber auch schlicht geerdeter wirken lassen als den reinen oder erst recht den aufgehellten Orangeton. Aldous Huxley lässt eine Figur in seiner Kurzgeschichte After the Fireworks Terrakotta als originally colored beschreiben, als urwüchsigen Farbton – der Erde verhaftet. Und dunkles Orange fühlt sich wohl auf seiner Scholle.
Sicherheit und Bodenhaftung Gerade aus dieser ausgeprägten Bodenständigkeit leitet sich die Sicherheit ab, die Terrakotta ausstrahlt. Es schöpft seine Stärke aus seiner Erdverbundenheit, aus der soliden Verwurzelung im Hier und Jetzt. Mit dunklem Orange fühlt man sich geborgen, es strahlt etwas zutiefst Vertrautes aus. Durch die Nähe zu den warmen Brauntönen kann man Terrakotta auch eine gewisse Traditionalität zusprechen. Doch im Unterschied zu reinem Braun wirkt ein dunkles Orange immer freundlicher, fortschrittlicher und weit weniger bescheiden oder gar kernig.
Gedämpfter Innovationswille Es ist zwar genauso real, genauso greifbar wie ein Stück Holz und genauso stabil, aber nicht so unbeweglich. Denn auch dunkles Orange interessiert sich für alles, was neu und anders ist, weshalb ihm bei aller Schwerfälligkeit zumindest eine gemäßigte Modernität zuzutrauen ist. Terrakotta spiegelt sich in alltagstauglichen Entwürfen, die praktisch und robust sind, aber in den Details die spritzige Kreativität von klarem Orange erahnen lassen. Terrakotta wirkt dabei jedoch nie abgehoben, sondern im wahrsten Sinne des Wortes geerdet.
Vokabeln
Erdig, verwurzelt, Realitätsnähe, reichhaltig, fruchtbar, warm, behaglich, gemütlich, einladend, sympathisch, vertraut, Geborgenheit, ruhig, stabil, dauerhaft, real, greifbar, authentisch, unaufgeregt, unprätentiös, glimmend, mäßig modern.
Raumgestaltung – bodenständige Vision
Räume in Terrakottatönen kommen scheinbar nie ganz aus der Mode. Der warme Orangeton zählt sogar zu den neutralen Wandfarben, die in fast jedem Bereich eingesetzt werden können. Die Farbe erinnert an toskanische Landvillen und sorgt für eine warme Ruhe. Sie ist kräftig, ohne grell zu wirken. Anziehend, aber nicht überdreht. Terrakotta, die Farbe von alten Tontöpfen, gebrannter Erde und warmem Sandstein, wirkt natürlich und vertraut.
Zwischen den warmen Braun- und den dunklen Orangetönen besteht eine Verwandtschaft. Doch wo den Braunnuancen immer etwas Bescheidenes und zutiefst Traditionelles, Altbewährtes anhaftet, spielt bei einem Dunkelorange die moderne, allem Neuen gegenüber aufgeschlossene Qualität von reinem Orange mit hinein. So kann man eine Raumgestaltung in Terrakotta durch Stile unterstreichen, die traditionelle und gemütliche Vorlieben mit innovativen Anklängen verbinden. Der italienische Landhausstil ist beispielsweise eine Entsprechung der dunklen Orangetöne, da er zum einen traditionell sowie gewachsen ist und eine warme Behaglichkeit ausstrahlt. Zum anderen wirkt er im Gegensatz zum »deutschen Klassiker« deutlich leichter und moderner, was ihn auch für den Orangeanteil des Farbtons interessant macht. In der italienischen Variante dominieren zwar auch natürliche, robuste Materialien wie Leinen und reine Baumwollstoffe, aber in hellen, sonnigen Farben oder originellen Mustern. Auch sind die Möbelstücke aus massiver Eiche und stehen auf rustikalen Natursteinfliesen, aber die Schränke oder Stühle haben eine gerade, moderne Form.
Trotz allem ist Terrakotta sehr der Erde verhaftet, weswegen es, wie alle dunkleren Farbtöne, Gegenstände um sich herum braucht, die ihm ein Gefühl von Sicherheit geben. Man muss sich an ihnen festhalten, sie berühren können, und sie sollten dabei eine gewisse Stabilität und Widerstandsfähigkeit ausstrahlen. Terrakotta verlangt nach solider Qualität, um sich spüren zu können: ein blank gescheuerter Küchentisch aus warmem Nussbaumholz, Eckvitrinen für das Geschirr, ein praktischer Steinboden oder ein Belag aus Sisal. Leseecken, Konsolen mit karierten Stofflampenschirmen, gepolsterte Fußbänke, strapazierfähige, aber ansprechende Bezüge in kräftigen Naturfarben und mit frischem Gemüse gefüllte handgetöpferte Schalen wären typische Statisten in einer Küche mit dem Charme von Terrakotta. Eine warme, sonnige Farbpalette unterstreicht die einladende Atmosphäre noch einmal.
Auch eine Vielzahl von Dekorationsgegenständen, die die Dichte der Farbe abbilden, findet sich. So drängen sich Fotografien von Familie und Freunden neben anderen mit persönlicher Bedeutung aufgeladenen Accessoires auf massiven Beistelltischen, Kommoden oder Kaminsimsen. Insgesamt sind »dunkelorange« Räume gemütlich, behaglich und meist sogar relativ klein bis eng, um wiederum der dichten, gedrängten Wirkung von Terrakotta zu entsprechen. Vor allem aber strahlen »terrakottafarbene« Räume eine einladende, unprätentiöse Atmosphäre aus.
Mode – praktischer Chic
Warmes Braunorange ist eine erdige, herbstliche Farbe, die Assoziationen weckt zu wärmenden Gewürzen wie Zimt, aber auch zu fallenden Blättern und verdorrtem Laub. Es ist eine alte Farbe. Wenig geeignet ist Terrakotta daher für junge Frauen, und es steht als komplettes Ensemble ohnehin nur dem sogenannten klassischen Herbsttyp wirklich gut. Für alle anderen Typen bieten sich einzelne Accessoires in Braunorange oder die Übersetzungen der Farbe an.
Eine davon lässt sich umschreiben mit: Pragmatismus trifft Trend. Die spritzige Extravaganz von Orange kommt in seiner abgedunkelten Variante deutlich gemäßigter zum Ausdruck. In Terrakotta lebt zwar immer noch der quirlige, kreative Geist von Orange, doch der dunklere Ton ist mit seinen fast braunen Facetten eher bescheiden und traditionell. Bei Terrakotta denkt man an die Toskana, die zwar im lebhaften, modischen Italien liegt, jedoch im ländlichen Teil, der seine Traditionen nicht vergessen hat. Zum Terrakotta-Stil passen daher robuste Stoffe mit Charakter, die sich auf eine gedeckte, erdige und warme Farbpalette beschränken, wie zum Beispiel ungefärbtes, schweres Bauernleinen. Sie sollten allerdings ein modernes Muster aufweisen oder in einem Schnitt verarbeitet sein, der mit zumindest einem originellen Detail punktet. Der gedämpft innovative Geist von Orange findet sich in ausgefallenen Ensembles, die sich in der Farbgebung sehr zurücknehmen, oder in naturfarbenen Outfits mit Accessoires in Leuchtfarben. Ausgefallene folkloristische Tuniken und lebhaft bestickte Stolen aus unbehandeltem Leinen, die kreativ und anders, aber eben nicht so extravagant sind wie der Stil von leuchtendem Orange, entsprechen ebenfalls Terrakotta. Es ist unprätentiös und uneitel, weswegen ihm grundsätzlich bequeme und – dem erdigen Braunanklang entsprechend – robust-schlichte, pragmatische Kleidungsstücke gerecht werden, die mit kleinen Finessen zwar nicht glänzen, aber doch glimmen.
Übersicht
Raumgestaltung kurz und knapp:
Terrakotta prägt eine traditionelle Gemütlichkeit mit modernen Details, wie man sie beispielsweise im italienischen Landhausstil findet. Typisch sind üppig bestückte, überschaubare Räume mit Fußbänken, gemütlichen Leseecken, robusten Möbelstücken aus massivem Holz, Natursteinfliesen, Sisal und einer Vielzahl persönlicher Accessoires. Strapazierfähige Materialien in originellen Musterungen und Naturtöne neben einer warmen Farbpalette schenken den Räumen eine behagliche Ausstrahlung.
Mode kurz und knapp:
Grobe Leinentuniken mit ausgefallenen Details oder originell bestickte Stolen aus robusten Stoffen entsprechen einem »terrakottafarbenen« Stil, der sich bequem und uneitel gibt, dabei aber mit schicken Details oder ausgefallenen Schnittlösungen Akzente setzt. Unbehandelte Materialien mit Charakter und eine gedeckte, erdige Farbpalette mit leuchtenden Highlights unterstreichen die besondere Verbindung von Pragmatismus und Chic.