Mittelgelb/Sonnengelb: Geistige Stimulation
Ambivalentes Gelb Gelb ist die Farbe der Geächteten, van Goghs Wahnsinn wird gerne in direkte Beziehung zu seiner Vorliebe für Gelb gesetzt, und Kinder malen die Sonne gelb. – Gelb gilt als sehr ambivalente Farbe. Zum einen schreibt man ihr Unbeliebtheit und Irrsinn zu, zum anderen Helligkeit und Wärme oder im übertragenen Sinn auch Optimismus.
Gerade bei Gelb wird deutlich, dass die Essenz der Farben nicht (nur) aus ihrem Vorkommen in der Natur, ihrer Verwendung in der Geschichte oder den Assoziationen, die man mit ihnen verknüpft, abgeleitet werden kann. Die Verbindung von sonnigem Gelb mit einem ebenso sonnigen Gemüt, mit Heiterkeit und Optimismus deckt sich noch mit der isolierten Farbwirkung. Gelb weckt Bilder von Osterglocken, Sonnenblumen und reifen Zitronen. Es wirkt heiter und hebt die Laune. Doch über vielen anderen Deutungen liegt ein eher staubiger Film, der die reine Qualität von Gelb teilweise vollständig verdeckt und seine Strahlkraft im wahrsten Sinne des Wortes dämpft.
Größte Strahlkraft Der Grund, warum Außenseiter der Gesellschaft gerade mit gelben Aufnähern oder Hüten gebrandmarkt wurden, liegt wohl darin, dass Gelb weithin sichtbar und die Farbe mit der besten Signal- und Fernwirkung ist. Gelb, insbesondere strahlendes Chromgelb, kann selbst über größte Entfernungen hinweg wahrgenommen werden15, und ein Untertauchen in der Menge war zum Beispiel mit einer leuchtend gelben Banderole nahezu unmöglich. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass Gelb an sich keine »anstößige« Qualität in sich trägt, sondern man hat im Mittelalter und leider auch wieder in der Zeit der Judenverfolgung unter den Nationalsozialisten lediglich die Strahlkraft der Farbe missbraucht.
In China zur Zeit der Ching-Dynastie setzte man die verschwenderische Strahlkraft von Gelb dagegen mit dem Göttlichen gleich. Es war daher allein dem Kaiser vorbehalten, Gelb zu tragen, der Sonne zu Ehren. Auch in Indien gilt Gelb nicht nur als Farbe der Herrscher, sondern als die der Götter. Für die Hinduisten ist Gelb gleichbedeutend mit Licht, Leben und Unsterblichkeit. Die Farbe ist für sie ein Synonym für hehr, schön und heilig, weil sie das (in diesem Fall) prächtige Strahlen der Farbe verehren.
Optimismus und Heiterkeit Was den »gelben Wahnsinn« angeht, so weiß man heute, dass van Goghs psychische Probleme nichts mit der Farbe Gelb zu tun hatten. Er nutzte sie vielmehr, um sich zu heilen, da sie für ihn Optimismus, Heiterkeit, Licht und pure Lebenskraft verkörperte. Leatrice Eiseman hat diese aufmunternde Wirkung der Farbe auf den Punkt gebracht: Gelb ist »Prozac in einer Farbdose«. Wenn reines Gelb dennoch als unangenehm und aufdringlich empfunden wird, so liegt das, zumindest in meinen Augen, allein an dem schier überwältigenden und in manchen Tönen zu grellen Strahlen. Unangenehm kann die – allen unverfälschten Primärfarben eigene – kraftvolle, kompromisslose Energie sein, der man nicht entkommt.
Erbarmungsloses Ausleuchten Im Fall von Gelb ist es ein Durchdringen und Ausleuchten bis ins Letzte. Gelb ist ein schonungsloses Offenlegen sowie eine gnadenlose Stimulation des Geistes, die ab und an sicher nur schwer zu ertragen sind. Orange wirkt im Vergleich dazu deutlich angenehmer. In ihm wurde der schwindelnde Höhenflug von Gelb durch schweres Rot auf halbem Weg gebremst, und man bewegt sich gewissermaßen in moderater Höhe. Orange ist der besänftigende Sonnenuntergang, Gelb dagegen die Sonne auf ihrem Höchststand – durchdringend, stechend. Betrachtet man insbesondere ein Zitronengelb längere Zeit, drängt es den Geist unbarmherzig zu Aktivität, immer weiter, ohne Pause. Gelb kann regelrecht aufdringlich wirken, da man sich seiner Leuchtkraft nicht entziehen kann. Der Verstand wird somit durch aggressives, anstrengendes Gelb zwar nicht »vom Wahnsinn umnebelt« – im Gegenteil, Gelb erleuchtet und legt offen –, doch eine Überreizung durch die konstante geistige Stimulation ist durchaus denkbar.
Auch Johannes Itten verknüpft den »gelben Wahnsinn« nicht mit heiterem Gelb. Für ihn symbolisiert Gelb die absolute Wahrheit – doch nur reines Gelb. Er differenziert zwischen »guten« und »schlechten« Gelbtönen, und nur in seiner getrübten Form steht Gelb für kranke, gleichsam getrübte Wahrheit und Unwahrheit. Damit zusammenhängend ist angeschmutztes Gelb für ihn auch die Farbe von »Neid, Verrat, Falschheit, Zweifel, Misstrauen und Irresein«.
Doch in seiner unverfälschten Leuchtkraft drückt Gelb stets eine heitere, sonnige und ansteckende Energie aus, die Goethe als nur »sanft reizend« und »munter« beschrieben hat. Mit der Lieblingsfarbe Gelb ist man dementsprechend optimistisch und meist heiter. Menschen mit einer Vorliebe für Gelb sind lebhaft, offen, kommunikativ, mit selbstbewusstem Auftreten.
Farbe des Geistes und Intellekts Gelb gehört zwar noch zu den »irdischen«, auf den Körper bezogenen Farben, doch als letzte in der Reihe nach Rot und Orange weist es den schwächsten Körperbezug auf. Wo Rot ausschließlich auf den rein physischen Aspekt konzentriert ist, weist Orange in seiner Kreativität bereits geistige Eigenschaften auf. Doch Gelb ist nun fast ausschließlich auf das Denken fokussiert. Es ist nahezu ebenso immateriell wie Blau. Hier zeigen sich zwei Seiten einer Medaille: Beide Farbtöne umschreiben einen Aspekt des Geistes – Blau das intuitive Denken und Gelb das rationale. Es steht unter anderem für den Intellekt und animiert dazu, alles analytisch zu zerlegen. Gelb stimuliert den Geist. Nicht umsonst spricht man von einem (gelben) Geistesblitz, einem »hellen Kopf« und sagt: »Mir geht ein Licht auf.« Denn Gelb ist die Farbe des Lichts, das alles erhellt – und somit auch den Verstand erleuchtet. Gelb sorgt im wahrsten Sinne des Wortes für erhellende Einsichten, alles ist augenfällig. Früher waren die Roben in den naturwissenschaftlichen Fakultäten der Hochschulen gelb, und im Islam gilt Gelb heute noch als Farbe der Weisheit. Auch ist allen von Gelb betonten Menschen die Fähigkeit eigen, strukturiert zu denken. Sie haben einen scharfen Verstand, mit dem sie gerne im Mittelpunkt stehen – ganz dem extrovertierten Gelb entsprechend. Konturloses Gelb steht für freies, schrankenloses Denken, das sich, wie die Farbe selbst, in alle Richtungen ausbreitet. Dabei umfasst es absolut alles und strahlt es wie mit Flutscheinwerfern an, rückt es in den Mittelpunkt. In seinem hellen Licht bleibt nichts verborgen. Eine weitere Eigenschaft von Gelb, die sich daraus ableitet, ist sein Drang, den Dingen auf den Grund zu gehen, sie zu erforschen. Wer diese Farbe liebt, dem ist daher nicht nur ein fast detektivischer Spürsinn eigen, sondern auch eine gewisse Unerschrockenheit den eigenen Fehlern gegenüber, die genauso ausgeleuchtet werden wie alles Übrige im Umfeld von Gelb. Womöglich liegt hier der Grund, weshalb unbedarfte Kinder Gelb noch lieben, Erwachsene die Farbe jedoch oftmals als aufwühlend und unangenehm empfinden.
Instabiles Gelb Gelb ist die Farbe mit der größten Leuchtkraft, doch zugleich auch der Farbton, der sich am schnellsten verschwendet und verbraucht. Es ist zudem eine fragile Farbe, die leicht ihrer Strahlkraft und Reinheit beraubt werden kann, wenn andere Töne auch nur minimal beigemischt werden. Sofort ermüdet das leuchtende Gelb, wirkt schmutzig oder gar kränklich, wenn beispielsweise Grün hinzukommt. Freies, schwereloses Gelb scheint äußerst instabil zu sein, und dass Gelb eine wenig verlässliche Qualität nachgesagt wird, lässt sich womöglich aus diesem Aspekt ableiten.
Gelbes Dreieck Gelb wurde am Bauhaus das Dreieck zugeordnet, da es mit seinen spitzen Winkeln einen aggressiven, durch die Fluchtlinien ins Unendliche aber auch einen sich ausdehnenden Charakter hat – genau wie Gelb. Das nach allen Seiten weisende Dreieck symbolisiert zudem das freie, schrankenlose Denken der Farbe. Gelb, das sich über jede begrenzende Kontur hinwegsetzt und sie überwindet, lässt daneben jede Form größer und präsenter wirken, als sie eigentlich ist.
Vokabeln
(Mental) Stimulierend, aktivierend, energetisierend, bewusst, rationales Denken, Wissen, scharfer, analytischer Verstand, offenlegend, erforschend, Idee(nreichtum), Geistesblitze, Information, Kommunikation, Denkmodelle, Konzept, frei, schwerelos, schlank, schmal, vergrößernd, exzentrisch, vorwärtsdrängend, sich ausdehnend, großzügig, verschwenderisch, konturlos, rastlos, beweglich, schnell, leichtfüßig, selbstbewusst, extrovertiert, laut, durchdringend, optimistisch, unbeschwert, sonnig, warm, heiter, »sanft reizend«, strahlend, Licht, auffällig, maskulin, Sanguiniker.
Raumgestaltung – grenzenloses Strahlen
Gelbe Flächen schenken Räumen eine sonnige, freundliche Aura, und selbst düstere Nischen wirken, in Gelb gestrichen, sofort heller. Durch sein Strahlen öffnet Gelb Zimmer, es lässt sie nicht nur lichter, sondern auch großzügiger erscheinen. Da die Farbe zudem die Gehirntätigkeit anregt und die Konzentration fördert, ist sie eine gute Wahl für Büros und Arbeitszimmer, in denen man dank der aktivierenden Wirkung von Gelb auch die Lust am Arbeiten nicht zu schnell verliert; sein stimmungsaufhellender Effekt wirkt sich zudem günstig auf das Arbeitsklima aus.
Gelb führt »die Natur des Hellen mit sich«, hielt Goethe fest, und dementsprechend hell und lichtdurchflutet präsentiert sich eine Gestaltung im gelben Stil. Große Fensterflächen zur Sonnenseite hin, viele Lampen, aber auch lichtreflektierende Oberflächen lassen »gelbe« Räume leuchten wie die Farbe selbst. Glatte Lackfronten, polierte dünne Holzflächen, versiegelte, schimmernde Böden, glänzendes (leichtes) Metall – Gelb strahlt. Und das in offenen, großzügig bemessenen Räumen, die der expansiven, sich ausdehnenden Kraft von reinem Gelb entsprechen und sein Strahlen nicht vorschnell eindämmen. Trotz ihrer Weitläufigkeit wirken typisch »gelbe« Räume dabei warm und durch das einströmende Tageslicht freundlich. Dennoch herrscht in ihnen eine gewisse rastlose Atmosphäre; gelbe Räume sind der Gegenentwurf zu gemütlichen kleinen Cottagezimmern mit rosengemustertem Ohrensessel nebst Teetasse. Gelb ist anders: Gelb ist auffällig, offen und ausdrucksstark.
Die Leichtigkeit von Gelb findet sich in schwerelos wirkenden Möbelstücken wie durchsichtigen Acrylstühlen. Wenn sie in ihrer Formensprache zudem den aggressiven Impuls der Farbe in spitzen oder scharfkantigen Formen aufgreifen, wirken sie noch gelber. Daher sind statt weich fallender Vorhänge auch Schiebepaneele mit klaren, harten Kanten besser geeignet; typisch gelbe Formen wie das Dreieck oder Zickzackmuster können ebenfalls vorkommen und die grundlegend expressive Linienführung noch unterstreichen.
Gelb drängt sich auf. Wo Blau zaghaft in den Raum einlädt oder vielmehr hineinlockt, kommt einem Gelb bereits laut lärmend auf der Türschwelle entgegen. Sein inhaltliches Gegenstück Blau steht für Raumgestaltungen, in denen man zur Ruhe kommt, sich in sich zurückzieht und den Geist auf eine innere Reise schickt. Gelb dagegen ist Aktion und Beweglichkeit. Es ist die ständige Stimulation des Geistes – von außen durch Bücher, Pläne, Projekte und Ideen oder durch die Kommunikation nach außen in Gesprächen, die in diesen Räumen stattfinden. Dem gelben Intellekt entsprechen helle, klar strukturierte Bücherwände – vor allem offene, die jeden Band zeigen. Auch Konferenzräume, in denen man sich zum Ideenaustausch trifft, sprechen eine gelbe Sprache – selbst ohne eine einzige gelbe Fläche. Bibliotheken, als Horte von Wissen im Grunde gelb, passen allerdings eher zu einem gemächlichen Goldgelb, das genug Ruhe aufbringt, um sich mit einem guten Buch niederzulassen. Es ist auf Gemütlichkeit bedacht und sorgt für bequeme Lesesessel, einen Kamin und eine ruhige Atmosphäre. Doch leuchtend »gelben« Räumen mit ihrer aktivierenden Ausstrahlung fehlt die Wohnlichkeit und schlicht die Bodenhaftung, da sie fast ausschließlich den Geist ansprechen. Bequeme Sofas oder eine Kochinsel, an der auch für das leibliche Wohl gesorgt werden könnte, fehlen. Dafür darf man davon ausgehen, dass diese Räume nicht nur hell und freundlich wirken, sondern auch mit optimistischer Gute-Laune-Musik beschallt werden.
Mode – laut und schrill
Gelb will auffallen, und in gelber Kleidung wird man sicher nicht übersehen werden. Sie wirkt wie ein Spotlight, denn sie ist genau das: strahlend. Aber man fällt positiv auf, denn in gelben Kleidern wirkt man sofort optimistisch und heiter – und auch die eigene Laune hebt sich spürbar, wenn man Gelb trägt. Leider vergrößert die Farbe nicht nur Räume optisch, sondern auch die Figur; sie schummelt gern ein bis zwei Kleidergrößen dazu, weswegen Gelb wirklich nur an sehr zierlichen Frauen gut aussieht. Man beschränkt sich ansonsten besser auf Accessoires wie sommerlich gelbe Gürtel, Taschen oder Schuhe, meidet die Farbe aber besonders bei Hosen, Röcken und Kleidern.
Seinem Komplementär Blau entsprechen dezente Kleidungsstücke. Gelb dagegen zeigt sich, übersetzt man es in Mode, in Kleidern, die nicht zurückhaltend sind, sondern auffällig und ausdrucksstark. Die Schlichtheit, die Blau prägt, trifft allerdings in gewisser Weise auch auf Gelb zu, da alle Grundfarben von einer klaren Einfachheit geprägt sind, die den komplexeren Mischfarben, die sich ebenso wie die zugehörigen Stile aus mehreren Komponenten zusammensetzen, fehlt. So findet sich ein Rot in sinnlich-präsenten Stilen wieder, Blau in dezent-schlichten und Gelb in expressiv-auffälligen.
Die ideale Linie findet Gelb, dem Dreieck nachempfunden, in der A-Form oder generell in schlanken Silhouetten mit schmalen Hosen. Gelb entspricht eine aufsehenerregende, aber immer klare Schnittführung, die nichts verbirgt. Denn die Farbe leuchtet alles aus, legt alles offen, und eine Mode, die der Farbe gerecht wird, verzichtet auf sich überlappende Lagen, versteckte Taschen oder multifunktionale Details, deren Nutzen nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist.
Bei Gelb kommt auch eine geradezu konstruiert wirkende Mode infrage, zum Beispiel die bekannten Mondrian-Kleider, die Yves Saint Laurent in den 1960ern nach den Bildern des gleichnamigen Malers entwarf: Kleider in einer schnörkellosen A-Linie mit auffälliger, kontrastreicher Musterung und in brillanten Farben. Auch der meist strahlend weiße Grund und die Lackstoffe der Modelle bringen die Helligkeit und den Glanz von Gelb zum Ausdruck. Seide oder Atlas sind ebenfalls »gelb« und übersetzen den strahlenden Glanz der Farbe in das entsprechende Material. Prächtiges, ungebrochenes Gelb findet sich daneben in »stolzen«, kostbaren Stoffen wieder.
Konstruiert wirken auch die Origamikleider japanischer Designer, die nicht nur wegen ihrer oftmals spitzen Formen eine gelbe Sprache sprechen. Es sind darüber hinaus Kleider, die nicht zum Tragen entworfen wurden, sondern bei denen allein das Design, die Idee dahinter zählt. Sie sprechen den häufig abstrakten Ideen nachhängenden Geist von Gelb an.
Zur Kopflastigkeit der Farbe passen folgerichtig auch alle Kopfbedeckungen. Denkt man an grelles Zitronengelb, umschreiben besonders expressive Hutkreationen, wie etwa die in Ascot beliebten Modelle von Philip Treacy, ebenso extrovertiertes wie teils schrilles Gelb.
Gelb drückt sich in der Mode darüber hinaus in allem aus, das heiter ist. Zu ihm passt nichts Düsteres oder Tristes, weder im Stil, wo es der Gegenentwurf zu einem Gothic-Outfit wäre, noch in der Farbgebung. Dort entsprechen ihm keine müden, angegrauten oder sehr dunklen Töne, sondern helle, teils grelle Leuchtfarben. Gerade dadurch wirkt »gelbe« Mode unübersehbar wie die Farbe selbst. Gelb ist es allerdings gleich, welche Wirkung es im Außen hervorruft. Denn ganz anders als die konzentrierte Kraft von Rot, das sich bewusst und geplant in den Mittelpunkt rückt, verströmt Gelb sich ziellos.
Übersicht
Raumgestaltung kurz und knapp:
Sonnengelb entsprechen offene Einrichtungslösungen in großzügig geschnittenen Räumen, die eine heitere, freundliche Atmosphäre ausstrahlen und klar strukturiert sind. Lichtdurchflutet ist ein weiteres Stichwort, weshalb die Räume zur Sonnenseite des Hauses hin liegen oder mit vielen Lampen und lichtreflektierenden Oberflächen ausgestattet sind. Expressive bis aggressive sowie spitze, scharfkantige und klare Formen übersetzen Gelb genauso in eine Raumgestaltung wie Bücher(-wände) und auffällige, schwerelos wirkende Möbelstücke.
Mode kurz und knapp:
Gelb prägt einen expressiven, auffälligen Stil, der sogar schrill wirken kann. Favorisiert werden die A-Linie, eine schnörkellose, klare Schnittführung und spitze Formen. Auch geradezu konstruiert wirkende Mode, ausgefallene Hüte, glänzende Stoffe, lichtreflektierende Beschichtungen und Leuchtfarben entsprechen strahlendem Gelb.
Hellgelb/Vanille: Sachtes Antippen des Geistes
Mildes Strahlen Gelb ist nicht gleich Gelb. Es kommt zwar bei allen Farbtönen sehr darauf an, welche Nuance einer Farbfamilie man betrachtet, doch gerade bei Gelb sind die Unterschiede in den Aussagen der einzelnen Nuancen besonders groß. Denn zwischen einem stechenden Zitronengelb, dessen aggressive Strahlkraft nahezu penetrant ist, und einem weichen, einladenden Vanille, das vollkommen unaufdringlich wirkt, liegen Welten. Auf Vanillegelb trifft das zu, was Goethe über die Verbindung von aktiven Farben mit Weiß gesagt hat: Sie verlieren an Kraft. Bei einem blassen Gelb ist tatsächlich nicht mehr viel von der expressiven Energie von reinem Gelb vorhanden. Es gibt kein lautes Strahlen mehr, sondern nur noch einen leisen Schimmer.
Sanfte Anregung Die geistige Stimulation durch ein lichtes Vanille wirkt daher sehr sanft und zaghaft. Es ist keine schonungslose Durchdringung wie bei Gelb, sondern nurmehr ein sachtes Antippen des Geistes. Lichtem Vanille entspricht generell alles Schonende, Milde, das nur sanft anregt und die Entscheidung – im Gegensatz zu drängendem, forschem Reingelb – dem Betrachter überlässt. Hellgelb ist eine Option, die er annehmen oder ablehnen kann.
Nachsichtige Milde Dementsprechend legt ein zartes Vanillegelb zwar alles offen und leuchtet es aus, doch es belässt es dabei, statt wie ein reines Gelb noch mit dem Finger darauf zu zeigen. Ein Vanille mit seinem milden Leuchten legt zudem wie bei einem Weichzeichner einen besänftigenden Schleier vor alles Angestrahlte, der es in einem gefälligeren, weniger schonungslosen Licht präsentiert. Diese unaufdringliche Milde prägt den einladenden Charakter von Vanillegelb, das freundlich und offen wartet, bis man seine Qualitäten nutzt.
Vokabeln
Sanft, weich, mild, schonend, licht, fein, offen, einladend, freundlich, unaufdringlich, nachsichtig, leise, mental beruhigend, lauwarm, schmal.
Raumgestaltung – offen und transparent
Fühlt man sich in leuchtend gelb gestrichenen Räumen wie auf einer sonnengefluteten Terrasse im Hochsommer, denkt man bei vanillefarbenen Wänden an sanfte Frühlingssonne am Morgen. Reines Gelb bringt Räume zum Strahlen, Vanille schafft dagegen eine ruhige, heitere Stimmung, die freundlich, einladend und sehr elegant wirkt. Damit eignet sich die ohnehin sehr neutrale Farbe für nahezu alle Bereiche im Haus.
Um die Wirkung von blassgelben Wandflächen noch zu unterstreichen, wählt man im Idealfall großzügig geschnittene Räume, denn Licht – in diesem Fall weiches, hellgelbes – erweitert, will sich ausdehnen. Die Zimmer haben hohe Decken und sind lichtdurchflutet, wobei das Licht durch die halbtransparenten Vorhänge gefiltert wird zu einem sanften Leuchten, das der Qualität von Vanille weit mehr entspricht als ein gleißendes Strahlen. Der weiche Schein setzt sich fort auf nur matt schimmerndem Veloursleder in hellen Farbtönen, auf schwach leuchtenden Seidenteppichen oder auf gebürstetem und filigran gearbeitetem Metall mit seinem dezenten Leuchten.
Wenige ausgesuchte Möbelstücke in den weitläufigen Räumen tragen dem lichten Charakter der Farbe Rechnung. Die zurückgenommenen, weichen Linienführungen mit gebrochenen Kanten unterstreichen ihrerseits die ruhige Atmosphäre. In offenen Regalen ist alles sichtbar, nichts ist verborgen, nichts aufzudecken – und der Geist kann zur Ruhe kommen. Unterstützt wird diese harmonische Einrichtung durch dezente Wandgestaltungen sowie zurückhaltend hell gemusterte oder unifarbene Textilien für Polsterungen, Vorhänge und Bodenbeläge.
In einem vanillefarbenen Ambiente finden sich statt einzelner dunkler oder greller Farbspots, die die zarte Aura geradezu unsanft durchlöchern würden, durchgängig lichte, dezente Farben in zarten Abstufungen, um die ätherische, weiche Qualität von hellem Gelb zu umschreiben.
Oft denkt man, Apricot und Vanille seien nahezu austauschbar. Sicher, beides sind sanfte, weiche Pastellnuancen, die einladend wirken, doch ein sanftes Hellgelb wirkt weniger umfangend als Apricot, das einer Umgebung entspricht, in der man sich fast augenblicklich körperlich wohlfühlt. Vanille dagegen entfaltet seine beruhigende Wirkung auf mentaler Ebene und schafft eine geistige Ruheinsel.
Mode – leise und elegant
Zartes Gelb ist eine gute Alternative zu reinem, hartem Weiß. Vanillegelb ist eine freundliche, dezente Farbe, die allerdings immer leicht flüchtig wirkt und nicht lange in der Erinnerung haften bleibt. Wenn Sie also Eindruck machen oder auffallen wollen, sind die zarten Töne von Buttercreme und blassgelben Rosen nicht die beste Wahl. Zudem wirkt man in Pastellgelb, wie in allen hellen Farbtönen, schnell schwach und zerbrechlich. Für ein elegantes Outfit, das leicht und licht wirkt und gleichzeitig sanft aufmuntert, gibt es allerdings kaum eine bessere Farbe.
Das träge, warme Glimmen von üppigem Goldgelb wandelt sich in Sonnengelb zu einem strahlenden Leuchten, das im sanften, diffusen Licht von Vanille seinen Weg hin zu Weiß antritt. Entsprechend zart gibt sich daher auch der Kleidungsstil, der einem hellen Gelb entspricht. Dabei schwingt immer noch die klare, pure Formensprache von reinem Gelb mit. Verschwunden ist jedoch alles Laute und extrem Auffällige wie die Lackstoffe, die starren, wie abgezirkelt wirkenden Linien oder auch die teils schrillen Farben. Leises Vanille behält in einer Mode, die es umschreibt, die für Gelb typische, dem Dreieck nachempfundene A-Form, doch sie fällt durch leichte Stoffe deutlich weicher – ohne harte Linien oder spitze Abschlüsse. Die duftigen Materialien in hellen, sanften Farben lassen immer noch die klare, schnörkellose Schnittführung erkennen, trotzdem wirken »vanillefarbene« Kleidungsstücke schwerelos, unbekümmert … Passend sind einfache, zarte Sommerkleider aus gewaschener Seide oder duftigem Voile, deren gebrochener Glanz den sanften Schimmer von hellem Gelb imitiert. In heiteren Pastelltönen gehalten, sind diese Kleider nicht mehr grell und schrill, sondern schlicht. Nicht mehr auffallend, sondern elegant.
Übersicht
Raumgestaltung kurz und knapp:
Vanille schafft eine geistige Ruheinsel mit einer leisen, ruhigen und einladenden Atmosphäre. Eine offene Raumgestaltung in großzügig geschnittenen, nur sparsam möblierten Räumen mit hohen Decken ist typisch »vanillefarben«. Für eine blassgelbe Einrichtung ebenso typisch sind elegante Möbelstücke mit einer dezenten, weichen Linienführung und gebrochenen Kanten, der weiche Schimmer von Veloursstoffen oder gebürstetem Metall, dezent gemusterte oder unifarbene Textilien, helle Bodenbeläge, sanft schimmernde Seidenteppiche und eine helle, milde Farbpalette.
Mode kurz und knapp:
Weich fallende A-Linien und andere pure, elegante Schnittführungen sind ebenso charakteristisch für die klare, aber weiche Qualität von Vanille wie halbtransparente Materialien, luftige Stoffe mit sanftem Schimmer und eine lichte, sanfte Farbpalette.
Dunkelgelb/Goldgelb: Altes Wissen
Sinnlicher Luxus Eine ganz eigene Wirkung hat warmes Goldgelb, das an reife Ähren oder geschmolzene Butter erinnert. Der prächtige Farbton strahlt – durch seine Abstammung aus der gelben Farbfamilie und die optische Verwandtschaft mit edlem Gold – eine heitere Noblesse aus. Durch seinen Rotanteil wird sattes Goldgelb dabei nicht nur gekräftigt, sondern wirkt auch deutlich geerdeter als beispielsweise flüchtiges Zitronengelb. Das dunkle Gelb ist so zwar weniger strahlend, dafür aber bedächtiger, ruhiger und mit mehr Bodenhaftung gesegnet – schlicht näher an der (roten) Erde. Durch die Kombination dieses leicht erdigen Charakters mit dem goldenen Strahlen erinnert der Farbton an bodenständigen Luxus – facettenreiches, sattes Goldgelb gibt sich dabei immer auch üppig und sinnenfreudig. Nicht umsonst sah man gerade Dionysos, den Gott des Weines, der Freude und Fruchtbarkeit, in safrangelben Gewändern.
Selbstsicherheit und Charisma Goldgelb ist eine durchweg maskuline Farbe, die Kraft, Selbstsicherheit und charismatische Macht ausstrahlt. Dabei wird jedoch weniger die Macht im Außen und über andere als vielmehr die über sich selbst angestrebt. Mit Goldgelb kann Ansehen genossen werden; missbrauchen wird es seine Stellung nie. Der gedämpfte, erdige Farbton wirkt daneben weit weniger quirlig und ruhelos als klares Gelb. Goldgelb steht zwar ebenfalls im Mittelpunkt, aber mit einer sicheren Präsenz und unaufgeregten Gelassenheit, die purem Gelb fehlt.
Prächtig und bedächtig Goldgelb bietet die Möglichkeit zu agieren. Es drängt jedoch nicht aggressiv darauf, wie es reines und insbesondere stechendes Zitronengelb tut, das Kandinsky so treffend mit dem unangenehmen Ton einer »immer lauter geblasenen, scharfen Trompete« verglichen hat. Bei Goldgelb denkt man eher an heiter und dabei warm klingende Holzinstrumente wie ein Cembalo oder Violoncello. – Der ruhige Farbton strahlt eine überlegte Kraft aus, die um ihre Macht weiß, sie aber nicht planlos einsetzt, sondern bedächtig und gemächlich.
Altes Wissen Weises Goldgelb hält einem den Rücken frei und stellt die nötigen Voraussetzungen bereit, wie die Kenntnis der Hintergründe oder fundiertes Wissen zu einem Thema, die für überlegtes Handeln nötig sind. Es ist ein geerdetes Gelb, gleichsam ein »Denken mit Wurzeln«. Schweres Dunkelgelb denkt langsamer als leichtes Zitronengelb, dafür sammelt es die Informationen und setzt sich eingehend mit ihnen auseinander, statt sich ziellos immer weiter auszudehnen, um immer mehr Gebiete zu streifen. Erdiges Goldgelb drängt nicht nur nach vorne, zu neuen Ufern, sondern wendet sich auch der Vergangenheit zu, dem Historischen, Traditionellen, Etablierten und Beständigen, und kann so auf einen großen Wissensschatz zurückgreifen.
Vokabeln
Heiter, charismatisch, ruhig, nobel, reich, warm, großzügig, üppig, opulent, prächtig, genießerisch, komfortabel, behaglich, bodenständig, gelassen, bedächtig, reif, herbstlich, ausladend, glimmend, mächtig, Selbstvertrauen, sicher, traditionell, altes Wissen, Weisheit, maskulin.
Raumgestaltung – barocke Pracht
In Gelbgold gestaltete Räume wirken wie von der warmen Abendsonne beschienen. Selbst formale Einrichtungen verlieren mit goldgelben Wänden oder Polsterbezügen von ihrer Strenge. Die reichen Butter- und Safrantöne, die sich für nahezu jeden Raum anbieten, wirken edel und warm und meistern so den Spagat zwischen einer prachtvollen, aber gleichzeitig einladenden Atmosphäre.
Um die Wirkung sattgelber Wände noch zu unterstreichen, kann man beispielsweise den Barockstil wählen. Obwohl er das genaue Gegenteil zur klaren Formensprache der Gelbtöne ist, entspricht er dennoch der Qualität von Goldgelb, zum Beispiel durch seine prunkvollen Möbelstücke, die mit kostbaren, glänzenden Stoffen bezogen sind. Die typisch barocke Diagonale, die auf Gemälden meist von allerhand Linien überlagert wird, drückt daneben die verhaltene, gebremste Dynamik von schwerem Goldgelb aus – ebenso wie zwar definierte, aber gebrochene Kanten, die weit weniger spitz ausfallen als bei reinem Gelb.
Der reiche, warme Farbton von Goldgelb erinnert in erster Linie an üppigen, aber dabei immer bodenständigen Luxus. Die Einrichtung ist daher elitär und gediegen sowie bequem und einladend zugleich. Gelbgold zelebriert einen opulenten Stil mit komfortablen, gepolsterten Sesseln, ornamentalen Verzierungen, mit Einlegearbeiten geschmückten Beistelltischen, wertvollen Antiquitäten in warmem Walnussholz, Denkerbüsten, Voluten und üppigen englischen Rosen. Das alte Wissen von Goldgelb spiegelt sich in ledergebundenen Büchern oder in einer kompletten Bibliothek im alten Stil wider.
Üppige, matt glänzende Texturen von Samt, Damast, Brokat oder Jacquardstoffen adeln den Raum. Und ähnlich wie bei reinem Gelb spielt auch bei seiner dunkleren Nuance der Lüster eine große Rolle, um zum einen das warme Strahlen des Farbtons zu umschreiben und zum anderen ausgewählte Gegenstände durch den Glanz ihrer Oberflächen optisch miteinander zu verbinden. Dadurch wirkt der Raum rund sowie in sich stimmig und strahlt eine typisch goldgelbe bedächtige Ruhe aus. Die Seide der Kissenbezüge, die polierten Holzkonsolen, der Schimmer des Marmorsimses und der glänzend goldene Rahmen eines Bildes beleben den Raum durch ihr Funkeln, stören aber die ruhige Atmosphäre nicht. Der Raum erhält durch sie nur eine zusätzliche luxuriöse, sehr goldgelbe Qualität – vielleicht unterlegt mit der festlichen Musik von Händel.
Mode – edel und opulent
Durch die optische Verwandtschaft mit Gold hat auch ein reiches Goldgelb eine edle Aura. Dabei wirken Kleider in satten Gelbgoldtönen aber nie zu festlich, sondern behalten stets eine unbeschwerte Note. Und während das leuchtende Strahlen von reinem Gelb leicht blenden kann und gerade in der Mode zu auffälligen, teils schrillen Stücken neigt, gibt sich ein sattes Goldgelb deutlich ruhiger und gemäßigter. Obwohl auch ein Goldgelb sicherlich aus der Masse herausstechen wird, ist sein Stil nie laut oder grell.
Ein Goldgelb lebt mit einem Fuß in der Vergangenheit, weswegen ihm eine historisch anmutende Mode entspricht. Schößchenjacken, Jabots, Wappen oder alte Goldbroschen an Westen übersetzen die Qualität von reichem, ruhendem Goldgelb. Die drückt sich auch in ausladenden Formen aus wie gebauschten Ärmeln oder breiten Kragenlösungen. Da es eine schwere Farbe mit großer Dichte ist, passen zu dunklem Gelb eine üppige Stofffülle und schwere oder komplex gewebte Stoffe. Gelbgold findet sich so in aufwendigem, nach altem Muster gewebtem Brokat oder Jacquard wieder, die zum einen den matten Glanz des Farbtons umschreiben und zum anderen auch dessen luxuriösen, opulenten Charakter aufgreifen. Daneben entspricht ihm kostbarer, schwerer Samt in schimmernden Edelsteinfarben, auch üppig bestickt, in dessen schweren Falten man sich nur maßvoll bewegen kann. Denn wo ein reines Gelb sprinten würde, wird ein Goldgelb immer gediegen schreiten – und dabei stets charismatisch wirken.
Übersicht
Raumgestaltung kurz und knapp:
Zu Goldgelb passt ein gediegener, nobler Stil, der bodenständigen Luxus ausstrahlt und sich gerne an historische Stile anlehnt. Behagliche Bibliotheken mit wertvollen, ledergebundenen Büchern sind typisch »goldgelbe« Räume, deren Möbel zwar definierte, aber gebrochene Kanten haben. Prunkvolle, aber komfortable Möbelstücke, auch Antiquitäten wie Chippendale-Möbel, bequeme, gepolsterte Sessel mit üppiger, ornamentaler Verzierung, gold gerahmte Gemälde, Konsolen mit Intarsienarbeiten, Denkerbüsten oder Säulen mit Voluten sind Repräsentanten des goldgelben Wohnstils. Genauso übersetzen opulente, historische Musterungen auf kostbaren, matt glänzenden Textilien, die zusammen mit dem Glanz des polierten Holzes die einzelnen Elemente im Raum harmonisch miteinander verbinden, Goldgelb in eine Einrichtung.
Mode kurz und knapp:
Goldgelb prägt einen opulenten und barocken Stil mit Brokatwesten und Schößchenjacken, mit gebauschten Ärmeln, breiten Kragenlösungen und Jabots. Die kostbaren Stoffe fallen in schweren Falten, alte Wappen und Goldbroschen schmücken das Revers. Eine üppige Stofffülle sowie historische Muster auf Stoffen in warmen Edelsteinfarben, mit mattem Glanz und komplexer Webart sind typisch für einen goldgelben Stil.