Prolog

19. September

Danzar, Kroatien

Die Hunde jaulten.

Herr im Himmel, Bess wünschte, sie würden aufhören.

Scharf stellen.

Abdrücken.

Weitermachen.

Dunkel hier. Die Belichtung nachstellen.

Die Babys …

Gott, warum?

Nicht darüber nachdenken. Einfach fotografieren.

Scharf stellen.

Abdrücken.

Sie brauchte einen neuen Film.

Mit zitternden Händen öffnete sie die Kamera, nahm die belichtete Filmrolle heraus und legte eine neue ein.

»Wir müssen los, Ms. Grady.« Sergeant Brock stand im Türrahmen hinter ihr. Seine Worte klangen höflich, aber sein Gesichtsausdruck war voller Abscheu. »Die sind direkt vor dem Dorf. Sie dürften gar nicht hier sein.«

Scharf stellen.

Abdrücken.

Blut. So viel Blut.

»Wir müssen gehen.«

Noch ein Zimmer.

Die Kamera wurde ihr aus der Hand geschlagen. Sergeant Brock stand jetzt vor ihr, weiß im Gesicht. »Was sind Sie eigentlich? Ein Ungeheuer? Wie können Sie das tun?«

Sie konnte es nicht tun. Nicht länger. Sie war völlig aufgewühlt.

Sie mußte es tun. Sie bückte sich und hob die Kamera auf.

»Warten Sie im Jeep auf mich. Es dauert nicht lange.«

Seinen Fluch hörte sie kaum noch, als er auf dem Absatz kehrtmachte und sie allein ließ.

Nein, nicht allein.

Die Babys …

Scharf stellen.

Abdrücken.

Sie würde das hier durchstehen.

Nein, sie würde es nicht.

Sie lehnte sich gegen die Wand und schloß die Augen.

Schloß die Babys aus.

Die Hunde hörten nicht auf zu jaulen.

Die konnte sie nicht ausblenden.

Ungeheuer. Die Welt war voller Ungeheuer.

Also mach deine Arbeit. Alle sollen die Ungeheuer sehen.

Sie öffnete die Augen und taumelte zum letzten Zimmer.

Nicht nachdenken. Nicht auf die Hunde hören.

Einfach nur scharf stellen.

Abdrücken.

Weitermachen.