Er hatte sie nach Tenajo geschickt, und Emily war gestorben.
Sie fühlte sich, als würde sie innerlich verbluten, und sie kauerte wie ein verwundetes Tier in der Dunkelheit.
Es war der Schock. Bald würde es ihr wieder bessergehen. Sie würde noch eine Weile hierbleiben und die Wunden heilen lassen. Dann würde sie hinausgehen und sich wieder völlig normal verhalten.
Nur eine Weile.
Kaldak war weg.
Das war vielleicht die beste Gelegenheit, die sich Marco bieten würde. Er machte sich keine Sorgen um die Wächter unten am Haus. Die konnte er problemlos ausschalten. Esteban war sehr erfreut gewesen wegen der Geschicklichkeit, die er bei den beiden Polizisten in Atlanta an den Tag gelegt hatte. Kaldak stellte das größte Hindernis dar, und Kaldak war weggefahren.
Diese Gelegenheit durfte er nicht verstreichen lassen.
Vielleicht würde die Zeit gerade reichen.
Mehr als zwei Stunden später saß Yael vor dem Fernseher und sah sich ein Basketballspiel an, als Bess das Wohnzimmer betrat.
»Möchten Sie zu Abend essen?« Yael schaltete den Fernseher aus. »Es ist neun Uhr vorbei, und Sie haben den ganzen Tag nichts gegessen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich gehe ins Bett. Ich bin müde.«
»Das kann ich verstehen.«
Sie sah ihn an. »Sie haben es gewußt.«
Yael nickte. »Das meiste. Den Rest habe ich von Ramsey erfahren, nachdem ich hierhergekommen bin.«
»Es scheint, daß alle Bescheid wußten, bloß ich nicht. Das finde ich genauso unverzeihlich wie alles andere.«
»Sie glauben gar nicht, was man alles verzeihen kann.« Er hob die Hand. »Das soll nicht heißen, daß ich Ihnen klarmachen möchte, Kaldak hätte richtig gehandelt.«
»Das würde Ihnen auch nicht gelingen.«
»Ich möchte lediglich darauf hinweisen, daß jeder Prioritäten setzt. Kaldak ist nicht nur schlecht, und es kümmert ihn sehr wohl, ob Sie leben oder sterben.«
»Deswegen hat er mich wohl auch nach Tenajo geschickt.«
Yael seufzte. »Ich sehe schon, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, mit Ihnen darüber zu sprechen.« Er erhob sich.
»Ich muß nach unten gehen und einen meiner Leute bitten, in meiner Wohnung einen Koffer für mich zu packen. Ich werde seinen Dienst unten übernehmen, bis er zurückkommt. Es dürfte nicht lange dauern.«
»Sie brauchen nicht hierher umzuziehen. Ich komme schon klar.«
»Ich habe es Kaldak versprochen. Und mir wurde es ohnehin zu einsam in der Wohnung. Ich vermisse meine Frau und meinen Sohn.« Er öffnete die Tür, blieb aber noch stehen.
»Werden Sie mich morgen auch auf die Straße hinauszerren?«
»Ja.«
»Würde es etwas nützen, wenn ich Sie bitten würde, sich ein paar Tage versteckt zu halten?«
»Nein, würde es nicht.«
»Das habe ich befürchtet.«
»Yael.« Ihr war gerade etwas eingefallen. »Ich muß morgen früh eine Blutprobe abschicken. Normalerweise hat Kaldak sie mir entnommen.«
»Tut mir leid. Dafür bin ich nicht qualifiziert. Ich würde Sie wahrscheinlich nur verunstalten.« Er dachte einen Moment nach. »Der Tod von Katz hat vermutlich ohnehin alles völlig durcheinandergebracht. Es kann ein bißchen dauern, bis die Arbeit neu organisiert wird.«
»Ohne die Blutproben können sie überhaupt nichts machen. Je eher sie sie bekommen, desto besser.«
Er nickte. »Es wird ja wohl einen Agenten geben, der Blut abnehmen kann. Ich werde Ramsey bitten, jemanden zu schicken.«
»Danke.«
»Ich danke Ihnen. Sie sind diejenige, die uns einen Gefallen tut.«
»Es geht nicht um einen Gefallen.« Esteban hatte Ed Katz nur getötet, um eine Verzögerung zu erreichen. Sie wollte verdammt sein, wenn sie das noch unterstützte. »Sorgen Sie dafür, daß der Agent bald kommt. Ich möchte, daß die Blutprobe gegen Mittag in Atlanta ist.«
Yael salutierte. »Zu Befehl, Ma’am.«
»Ach so, könnten Sie mir Ihr Handy borgen? Ich habe immer das von Kaldak benutzt, und ich möchte nicht das Wohnungstelefon nehmen, um mich über Josies Zustand zu informieren.«
»Kein Problem.« Er reichte es ihr. »Viel lieber überlasse ich Ihnen mein Handy, als daß ich Ihnen Ihr Blut abzapfe.«
Sie ging ins Schlafzimmer. Nach der Dusche würde sie im Krankenhaus anrufen und sich nach Josie erkundigen. Dann würde sie ins Bett gehen und versuchen zu schlafen.
Wem wollte sie eigentlich etwas vormachen? Sie war erschöpft, aber sie konnte einfach nicht einschlafen. Ihre Nerven lagen noch genauso blank wie zu dem Zeitpunkt, als Kaldak gegangen war.
Also keine Zeit verschwenden.
Sie holte sich aus der Dunkelkammer sämtliche Fotos, die sie gemacht hatte, seit sie nach New Orleans zurückgekehrt war.
Kaldak hatte niemanden erkannt, aber vielleicht hatte sie mehr Glück und konnte … irgend etwas entdecken.
Zwanzig Minuten später stapelte sie müde die Fotos auf dem Nachttisch. Nichts. Es war zwecklos, noch länger auf die Gesichter zu starren. Alles wurde unscharf vor ihren Augen.
Zum Teufel, auch einige der Fotos waren unscharf.
Wieso waren sie eigentlich unscharf? Sie konnte sich an keine ungewöhnlichen Umstände erinnern, die die Unschärfe erklären würden.
Sie blätterte durch die Fotos. Nur vier Fotos waren unscharf.
Der Clown. Der große Clown mit den grünen Haaren und einem weiß geschminkten Gesicht. Auf jedem Foto wandte er sich genau im Moment der Aufnahme von der Kamera ab.
Zufall? Oder hatte er versucht, Aufnahmen von sich zu vermeiden? Hatte er sich selbst in der Verkleidung unbehaglich gefühlt?
Sie lief in die Dunkelkammer, nahm ihre Lupe und hielt sie über das Gesicht des Clowns.
»Bess.« Yael klopfte an der Haustür.
Sie rannte hinunter, um zu öffnen. »Ich habe De Salmo gefunden. Ich glaube, ich weiß, wer es ist.«
Yael stellte den Koffer ab und nahm die Fotos, die sie ihm hinhielt. »Der Clown?«
»Er ist jeden Tag da. Die Aufnahme vom ersten Tag ist noch nicht unscharf, aber danach hat er jeden Tag zu verhindern versucht, daß ich ihn fotografiere.«
»Gut möglich.« Er lächelte. »Sehr gut möglich. Grund genug, daß Ramsey sich ihn schnappt.«
Sie beobachtete ihn, wie er mit Ramsey sprach. Sie würden den Verdächtigen festnehmen, und wenn sie recht hatte, brauchte sie sich nicht länger über einen Mörder vor ihrer Tür Sorgen zu machen. Eigentlich müßte sie sich sicherer fühlen, aber es gelang ihr nicht. Esteban würde einfach einen anderen schicken.
Vielleicht würde er ja selbst kommen. Vielleicht würde das die Entscheidung bringen.
Yael beendete das Telefonat. »Erledigt. Jetzt warten wir einfach ab, bis wir mehr erfahren.« Er setzte sich und sah sie an.
»Erzählen Sie mir, wie es Josie geht.«
Josie. Sie hatte ganz vergessen, Dr. Kenwood anzurufen.
Sie nahm Yaels Handy und wählte eilig die Nummer. Kurz darauf wurde sie mit Dr. Kenwood verbunden.
»Sie haben Glück, Ms. Grady.« Er klang müde. »Ich wollte gerade aufbrechen.«
»Wie geht’s Josie?«
»Besser. Viel besser. Ich habe vor, sie morgen vormittag zu operieren.«
Ihr Herz machte einen Sprung. »Um wieviel Uhr?«
»Um acht. Können Sie dann hier sein?«
Gott, sie wäre so gerne dabei.
»Wir werden uns gut um sie kümmern, auch wenn Sie nicht kommen können.«
Aber Josie würde ganz krank sein und Schmerzen haben, und sie würde von lauter Fremden umgeben sein.
»Wann werden Sie wissen, ob sie –« Sie wollte das Wort
»gelähmt« nicht aussprechen. »Ob die Operation erfolgreich war?«
»Morgen abend werden wir es ziemlich genau wissen. Rufen Sie dann wieder an.«
»Ja, das geht.« Sie konnte Ferngespräche führen, und sie konnte beten, so wie sie es immer machte, seit sie Josie im Krankenhaus abgeliefert hatte. Zum Teufel damit. Sie war es leid, sich nur über die weite Entfernung hin kümmern zu können. »Ich werde morgen früh da sein.«
Er lachte auf. »Um mir auf die Finger zu schauen?«
»Was denn sonst? Wir sehen uns morgen früh, Dr. Kenwood.«
Sie legte auf und spürte Yaels Blick.
»Wie geht’s ihr?« fragte er.
»Besser. Sie wird morgen operiert.«
»Aha.«
»Und ich werde dort sein.«
»Ich könnte mich jetzt mit Ihnen streiten, aber ich lasse es lieber«, sagte er ruhig. »Ich würde es genauso machen. Kindern kann man sich nur schwer widersetzen.«
»Ramsey wird versuchen, mich davon abzuhalten. Wollen Sie mir helfen?«
»Ich schlage vor, Sie packen Ihre Reisetasche, während ich mir einen Plan zurechtlege.« Er warf einen Blick auf seinen Koffer. »Ich scheine ja schon fertig zur Abreise zu sein.
Glauben Sie, ich spinne?«
»Ich glaube, daß Sie ein wunderbarer Mensch sind.«
Er lächelte. »Was sonst?«
Cheyenne, Wyoming Majestic Hotel 23.45 Uhr Das Hotel war alt und schäbig. Nicht einmal der Schnee konnte seinen heruntergekommenen Zustand verbergen. An dem Anmeldetresen, von dem längst die Farbe abgeblättert war, stand ein pickelgesichtiger Jugendlicher in Jeans und kariertem Hemd und las USA Today.
»Ich möchte zu John Morrisey«, sagte Kaldak. »Wie ist die Zimmernummer?«
Der Junge blickte nicht auf. »Sie müssen ihn anrufen. Wir geben keine solche Auskunft.«
»Die Zimmernummer?«
»Ich habe doch gesagt, daß wir –« Der Junge sah auf und erstarrte bei Kaldaks Anblick. »Es verstößt gegen die Vorschriften.«
»Ich werd’s niemandem sagen. Also: wie lautet die Zimmernummer?«
»Zweihundertvierunddreißig.«
»Hat irgend jemand nach ihm gefragt?«
»Nur Cody.«
»Cody?«
»Cody Jeffers.«
»Sie kennen diesen Jeffers?«
»Klar. Der wohnt hier im Hotel. Cody ist echt cool.« Der Junge kaute auf der Unterlippe. »Sind Sie von der Polizei oder was?«
Kaldak nickte und wies sich aus.
»CIA? Cool.«
»War ein älterer Mann hier? Graumeliert, Hakennase?«
Der Junge schüttelte den Kopf. »Habe ich nicht gesehen. Aber ich mache die Nachtschicht. Ich habe Morrisey auch schon seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen.«
»Aber er ist noch registriert?«
Er nickte.
»Seit wann wohnt Morrisey hier?«
»Seit zwei Wochen.« Er runzelte die Stirn. »Cody kriegt doch keinen Ärger, oder? Der ist sauber. Er trinkt ein bißchen, aber er hat mir gesagt, daß kein Showfahrer mit Verstand Drogen nimmt.«
»Showfahrer?«
»Cody fährt beim Demolition Derby.« Er wies mit dem Daumen nach rechts. »Sein Name steht auf der Anzeigentafel am Stadion zwei Blocks weiter. Ist wirklich nur ganz klein gedruckt, aber Cody hat mir erzählt, daß die vom Management ihn für einen ganz tollen Burschen halten und ihn nächstes Jahr groß herausbringen wollen. Er wird bestimmt ein Star.«
Was zum Teufel hatte Esteban mit Cody Jeffers vor? fragte sich Kaldak. Er wandte sich ab und ging zum Aufzug. »Rufen Sie Morrisey nicht an, um ihm zu sagen, daß ich komme.«
Zwei Minuten später stand er vor Morriseys Tür. Ein Schild mit der Aufschrift »Bitte nicht stören« hing am Türknauf. Er klopfte. Keine Reaktion. Vorsichtig drehte er den Knauf.
Abgeschlossen. Morrisey war womöglich schon ausgeflogen.
Der Junge hatte behauptet, ihn schon seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen zu haben.
Er klopfte noch einmal. Nichts.
Plötzlich bemerkte er, daß die Tür eiskalt war.
Er trat die Tür ein.
Das Fenster stand weit offen, und Schnee bedeckte den Teppich. Ein Mann lag auf dem Bett und hielt ein Bündel Geldscheine in der geballten Faust.
Mist.
Kaldak machte einen Schritt zurück und schlug die Tür zu. Er nahm sein Handy und rief Ramsey an. »Sorgen Sie dafür, daß Ihre Leute sofort hierherkommen. Morrisey ist tot, und über dem ganzen Bett liegt Geld verstreut. Zimmer 234.«
Ramsey fluchte. »Anthrax?«
»Wahrscheinlich. Sagen Sie Ihren Leuten, sie sollen vorsichtig sein und alles mit einem feingezahnten Kamm absuchen«, fuhr Kaldak fort. »Vielleicht finden wir irgendwelche Beweismittel.«
Allerdings hatte er wenig Hoffnung. Esteban war nicht leichtsinnig.
»Sie werden in einer halben Stunde dasein.«
»Sie sollen durch den Hintereingang reinkommen. Das könnte verhindern, daß wir in die Fünf-Uhr-Nachrichten kommen.«
Er schaltete das Handy ab und ging zurück in die Eingangshalle. Der Angestellte nahm erwartungsvoll Haltung an, als er Kaldak näher kommen sah.
»Ich habe ihn nicht angerufen. Wenn er nicht da war, war es nicht mein Fehler.«
»Ich weiß, daß Sie ihn nicht angerufen haben.« Er stützte seine Arme auf den Tresen. »Wie heißen Sie?«
»Don Sloburn.«
»Ich heiße Kaldak, Ich brauche Ihre Hilfe. Ich möchte, daß sie sich erinnern, ob Sie Morrisey irgendwann mit jemand anderem als mit Jeffers gesehen haben. Egal mit wem.«
Sloburn schüttelte den Kopf. »Da war niemand außer den Jungs von der Piste. Er war ein richtiger Fan, genau wie ich. Er ging immer in Shea’s Bar unten an der Ecke und saß bei den Fahrern und hat mit ihnen gesprochen. Aber ich habe nie gesehen, daß er mit Drogen oder sonstwas gehandelt hätte.«
»Er hat auch noch mit anderen Fahrern als Jeffers geredet?«
»Ja, klar. Aber Cody und er sind richtig aufeinander abgefahren.« Er zögerte. »Steckt Cody auch in Schwierigkeiten?«
»Vielleicht. Können Sie mir sagen, wo ich ihn finden kann?«
Sloburn schüttelte den Kopf.
Kaldak war sich nicht sicher, ob der Junge die Wahrheit sagte.
Zeit, ihm ein bißchen auf die Füße zu treten. »Morrisey ist tot.
Ermordet. Er ist schon seit Tagen tot.«
Sloburns Augen weiteten sich vor Schreck. »War’s Cody?«
»Nein, ich glaube nicht. Aber es kann sein, daß Jeffers was weiß. Wir müssen ihn finden.«
»Drogen? Mafia?«
»Möglich. Wo ist Cody Jeffers?«
»Keine Ahnung. Ich habe ihn schon ein paar Tage nicht mehr gesehen. Ich dachte, er sei vielleicht zu seiner Mutter nach Kansas gefahren.«
»Er hatte kein Rennen und war auch nicht unten in der Bar?«
Er schüttelte den Kopf.
»Wissen Sie, wo seine Mutter wohnt?«
»Daran kann ich mich nicht erinnern.« Er runzelte die Stirn.
»In irgendeinem Vorort, so ähnlich wie – Nordlicht.«
»Nordlicht?«
Er zuckte die Achseln. »Weiß nicht genau.«
»Hat er eine Freundin?«
»Hier nicht. Er sagte immer, daß ein Showfahrer sich nur um seine Arbeit kümmern dürfte, wenn er ein Star werden wollte.«
»Haben Sie ein Foto von ihm?«
»Nein.« Er dachte nach. »Dunston hat vielleicht eins. Sie machen eine Menge Fotos für die Presse.«
»Dunston?«
»Irwin Dunston. Er organisiert das Demolition Derby.«
»Wo kann ich ihn finden?«
»Das Rennen war um elf zu Ende. Er hängt wahrscheinlich mit den anderen in Shea’s Bar herum.«
»Danke.« Er beugte sich ein bißchen näher. »Und jetzt hören Sie mir genau zu. Niemand darf in Morriseys Zimmer. Diese Sache muß ganz vertraulich behandelt werden. Ein Team von Spezialisten wird gleich erscheinen, die Leiche mitnehmen und das Zimmer aufräumen.«
»Spezialisten?«
»Wir wissen nicht genau, wie er ums Leben gekommen ist. Es gibt alle möglichen Gase und Pulver, die die Verbrecher heutzutage benutzen. Sicherlich wäre die Hotelleitung nicht erfreut, wenn rauskäme, daß das Zimmer womöglich verseucht ist.«
»Nein.«
»Also gut. Dann werden Sie ja kooperieren und nichts gegenüber den Medien verlauten lassen.«
Sloburn runzelte unsicher die Stirn. »Ich habe das Gerichtsverfahren gegen O. J. Simpson verfolgt. So kann man mit solchen Sachen nicht umgehen. Sie zerstören Beweismittel.«
Herrgott noch mal, alle Welt hatte das Verfahren verfolgt und war jetzt Experte. »Was Sie nicht sagen.«
»Ja, und woher weiß ich überhaupt, ob Ihr Dienstausweis nicht vielleicht gefälscht ist? Vielleicht sind Sie ja gar nicht von der CIA. Sie könnten ja sonstwer sein.«
»Stimmt. Ich könnte sonstwer sein.« Er sah Sloburn direkt in die Augen und sagte leise: »Da oben liegt ein Mann, der von Killern getötet wurde. Also, wenn ich nicht einer von den Guten bin, wer könnte ich dann wohl sein?«
Sloburn mußte schwer schlucken. »Niemand. Ich glaub’s Ihnen ja. Natürlich glaube ich Ihnen.«
»Und Sie werden mit den Leuten zusammenarbeiten, die Ihrem Chef schreckliche Kopfschmerzen ersparen wollen?«
Er nickte.
»Und Sie wissen auch wirklich sonst nichts mehr über Cody Jeffers?«
»Ich habe Ihnen alles gesagt.«
Was nicht gerade viel gewesen war. »Das Schloß an der Tür oben ist kaputt. Gehen Sie rauf und stehen Sie Wache, bis die Spezialisten kommen.«
»Ich soll hier aber den Tresen nicht verlassen.«
Kaldak sah ihn an.
Sloburn beeilte sich zu nicken und machte sich auf den Weg.
»Ich glaube, das hier ist doch eine dringendere Angelegenheit.«
»Sehr dringend.«
So dringend, daß er sich fast vor Angst in die Hosen machte, dachte Kaldak, als er zum Ausgang strebte. Der Tod von Morrisey bedeutete vielleicht eine neue Taktik.
Oder Esteban warf ihm den Fehdehandschuh hin.