Zwei
Sie waren schon eine gute Stunde vor dem Beginn des großen Spektakels auf der Burg angekommen, weil Astrid unbedingt einen guten Zuschauerplatz ergattern wollte.
«Jetzt mach dir nicht so viele Gedanken», sagte sie aufmunternd zu Toppe. «Katharina findet es bestimmt toll. Wir haben ihr das doch alles erklärt, sie weiß, dass es nichts anderes ist als ein Theaterstück.»
Toppe bezweifelte das. Er war gestern schon hier gewesen, als das Podest für die Ehrengäste aufgebaut worden war und die Militia ihre Vorbereitungen getroffen hatte, während die Kollegen die Sicherheitsvorkehrungen überprüft hatten. John hatte ihm erklärt, dass sie eine Schlacht aus dem 80-jährigen Krieg zwischen Spanien und den Niederlanden nachstellen würden, der ja in den Klever Landen besonders heftig getobt hatte. Ein Teil der Militia würde sich als Spanier in der Schwanenburg verschanzen, der andere Teil, die Niederländer, würde angreifen und die Burg nach erbittertem Kampf schließlich einnehmen. Es würde alles sehr echt aussehen mit einer Menge Kunstblut und vielen vermeintlich Toten.
Als Toppe kam, war John gerade dabei gewesen, an verschiedenen Stellen im Gras nah an der Burgmauer größere Sprengladungen, sogenannte ground charges, anzubringen, die per Fernzündung ausgelöst werden sollten. Die Soldaten würden die große Kanone zünden und abfeuern, aber selbstverständlich wäre sie nicht geladen, also musste man den Einschlag der Kanonenkugel anders darstellen. «And I promise, that will be really loud», hatte John begeistert erklärt.
Immer mehr Zuschauer kamen den steilen Aufgang zum Burgberg hinauf und beobachteten neugierig die kostümierten Männer und Frauen der Militia, die letzte Hand an die Dinge legten.
Katharina entdeckte die Zwillinge aus ihrer Klasse. «Dürfen wir ein bisschen rumlaufen?»
«Ja», antwortete Toppe, «aber bleib in der Nähe, sonst verlieren wir uns noch im Gedränge.»
Man rechnete mit mehr als fünfhundert Zuschauern. Unten auf dem Parkplatz, gleich hinter den Dixiklos, standen mehrere Streifenwagen, und Toppe sah, dass die grünen Kollegen sich zügig auf dem Gelände verteilten. Jemand schlug ihm kräftig auf die Schulter. «Du auch hier, Chef?» Es war Josef Ackermann vom Betrugsdezernat, der frohgemut ein großes Eis schleckte.
Astrid schüttelte sich. «Wie kannst du nur bei dieser Kälte!»
«Ach wat, dat is’ bei uns Tradition: Ostern dat erste italienische Eis auffe Faust.» Und er lachte. «Habt er gesehen? Dat halbe Präsidium is’ aufgelaufen. Da vorne steht sogar Freund Norbert. Wer hätt’ gedacht, dat der auf billiges Volksvergnügen steht.»
Toppe folgte seinem Blick: Norbert van Appeldorn, sein langjähriger Weggefährte, stand im Schutz eines Mauervorsprungs, den Arm um seine hochschwangere Frau gelegt. Er winkte, aber die beiden sahen ihn nicht.
«Lass ma’», meinte Ackermann. «So ’n junges Glück soll man nich’ stören.» Er stopfte sich den Rest seines Eishörnchens in den Mund und leckte sich die Finger ab. «Ich muss dann ma’ wieder. Meine Mädkes halten mir gegenüber ’n Platz inne erste Reihe frei.» Damit tätschelte er Astrid den Rücken und verschwand in der Menge.
Katharina tauchte gerade rechtzeitig wieder auf.
«Ich glaube, jetzt geht es los», flüsterte Astrid ihr ins Ohr und nahm sie fest an die Hand. Sie schaute zur Ehrentribüne hinüber, die inzwischen besetzt war. Ruth und Toni sprachen mit John, der einen Spitzhelm und eine Hellebarde trug. Dann ging Toni ans Mikrofon, sprach ein paar Begrüßungsworte und stellte die Militia vor. Er betonte, dass nicht mit scharfer Munition geschossen werde, dass man dennoch weit zurücktreten und besonders auf die Kinder achten möge.
Es gab keinen Startschuss, kein Signal, und so dauerte es eine Weile, bis die Zuschauer merkten, dass das Schauspiel begonnen hatte, und allmählich leiser wurden.
Die Militia stellte das alltägliche Leben auf einer Burg dar. Frauen trugen Wäschekörbe, fegten den Vorhof, hielten inne für einen kurzen Plausch, Kinder vergnügten sich an einem Wassertrog, im Innenhof hockten auf umgedrehten Zubern ein paar Bauernburschen, tranken Bier und zielten mit kleinen grünen Äpfeln auf die Hühner, die gackernd auseinanderstoben.
Da ertönten von weit unten, von der Großen Straße her, dumpfe Trommelschläge, und für einen Moment erstarrten alle Akteure. Dann schrien die Frauen auf, flohen auf das Tor zu, versuchten verzweifelt, die Kinder in Sicherheit zu bringen. Im Innenhof wurde wild durcheinandergebrüllt. Die Burschen schleppten Holzgatter, ein Wagen wurde herangeschoben, die Frauen rollten schwere Fässer – man errichtete eine Barrikade. Die Trommeln kamen näher, zu sehen waren die Angreifer noch nicht, aber man hörte sie rufen: «One King – King Jesus!» Angstvolle Stille hatte sich über die Burg gesenkt, beinahe lautlos gingen hinter der Barrikade Musketiere in Stellung, in der zweiten Reihe die Bauern, bewaffnet mit Mistforken und Dreschflegeln.
«Ist das gruselig», flüsterte Astrid. Toppe legte den Arm um sie, auch ihm lief ein Schauer über den Rücken. Er sah John im Schatten der Burgmauer stehen und das Szenario aufmerksam im Auge behalten. Beklommene Ruhe, und dann fiel der erste Musketenschuss, die holländischen Soldaten waren da, ihre Helme und Hellebarden blitzten. Ein wildes Geschrei erhob sich, aus der Burg wurde zurückgeschossen. Die Luft war schwer vom Pulverdampf, und die Trommeln schwiegen nicht einen Moment. Männer brachen blutend zusammen, brüllten, röchelten. Frauen kamen gekrochen, zogen sie aus dem Kampfgetümmel und versorgten ihre Wunden.
Jetzt griffen auch die Pikeniere ins Geschehen ein, rückten in Igelformation heran und machten den Weg frei für die große Kanone, die die Holländer heranschoben. Sie richteten sie aus und feuerten. Der Einschlag war markerschütternd, ein Raunen ging durch die Zuschauer, Katharina schrie auf und stolperte rückwärts.
«Fuck!» Sie hatte den Mann, der hinter ihr stand, zum Straucheln gebracht. Toppe entschuldigte sich, zog seine Tochter vor sich und legte beide Arme um sie.
Einer der Stadtverordneten, der an der kleinen Mauer stand, sprintete plötzlich los. «John!», brüllte er. «John, one of your men was shot in his genitals!»
Toppe sah John über die Mauer hechten und auf eine Gruppe Männer zuhalten, die sich im Burggarten ein Scharmützel lieferten, aber er konnte nicht sehen, ob tatsächlich jemand verletzt worden war. Wieder wurden Musketen abgefeuert, dann erbebte die Erde unter dem nächsten Kanonenschlag, und das raue Kampfgebrüll wurde übertönt von einem Schrei aus Hunderten von Kehlen. Auf einmal war die Hölle ausgebrochen, die Zuschauer strebten in panischer Bewegung, laufend, schubsend, stolpernd, auf allen vieren den Burgberg hinab, viele stürzten, wimmerten vor Schmerz.
Toppe konnte auch später nicht erklären, was ihn getrieben hatte, aber in dem Moment, als die Lunte an die Kanone gelegt wurde, hatte er Astrid und Katharina gepackt und sie fast brutal nach hinten gezerrt. Durch die wogenden Leiber hatte er sie bis zum Zaun gebracht, wo sie sich jetzt festklammerten, um nicht mitgerissen zu werden.
Für Toppe war die Welt still geworden. Er sah die Menschen rennen, er sah sie brüllen, aber er hörte nichts, sah, wie die Militialeute ihre Waffen fallen ließen und sich in eine kopflose Flucht stürzten, blickte in die entsetzten Gesichter derjenigen, die hinter der Barrikade gefangen waren. Er sah das qualmende Gewirr von Brettern und Stangen, dort, wo eben noch die Ehrentribüne gestanden hatte, starrte auf die leblosen Körper, zehn, zwanzig, vielleicht mehr.
Ein grauenvolles Flehen riss ihn aus der Erstarrung, eine Frau kam auf sie zugekrochen, sie hatte keine Füße mehr.
«O mein Gott!» Er drückte das Gesicht seiner Tochter gegen seinen Bauch und fasste mit der anderen Hand Astrid bei der Schulter. «Nimm Katharina», fuhr er sie an. «Sieh zu, dass ihr nach Hause kommt. Bleibt am Rand!»
Sie nickte und nahm das stumme Kind auf den Arm. Toppe hatte das Telefon schon in der Hand und drückte die Kurzwahltaste für die Rettungsleitstelle. Er sah die Kollegen sich durch die Menge nach oben kämpfen, holte tief Luft und ging auf das Chaos zu.
«Drei Tote», sagte der Leitende Notarzt.
Toppe nickte. «Wo haben Sie sie hinbringen lassen?»
«In den Innenhof, sie sind bereits identifiziert. Wie läuft die Dokumentation?»
«Gut, einer meiner Mitarbeiter hat die Einsatzleitung übernommen.»
«Sie werden Melder brauchen, das Handynetz ist zusammengebrochen.»
Es war die alte Geschichte, die Funkfrequenz der Polizei stimmte mit der von Feuerwehr und Rettungsdienst nicht überein, und man war auf das Handy und schlimmstenfalls, so wie jetzt, auf Melder angewiesen, wenn man Informationen weiterleiten musste.
«Für die Einsatzleitung habe ich schon einen Kollegen abgestellt, und mein eigener Melder kommt gleich.»
Toppe wischte sich über die Stirn und wunderte sich, dass seine Hand trocken blieb. Vor ein paar Minuten hatte das Telefon noch funktioniert, und er hatte sich eine kurze Auszeit gestattet und Astrid angerufen. «Katharina geht es gut», hatte sie gesagt. «Sie denkt, alle Leute hätten sich genauso wie sie über den Kanonendonner erschrocken und wären deshalb weggelaufen. Ich lasse sie jetzt hier bei Sofia und komme zurück.»
Toppe warf einen letzten Blick auf das zerstörte Podium und die grauen, stinkenden Pfützen, die die Feuerwehr hinterlassen hatte, und machte sich auf den Weg zum Einsatzleitwagen.
Erst eine knappe Stunde war seit der Explosion vergangen, und alles lief, wie es laufen sollte. Schon nach wenigen Minuten waren die ersten Notärzte da gewesen und hatten gleich an Ort und Stelle die Triage durchgeführt, den Verletzten Sammelkarten angeheftet, rote, gelbe und grüne, und sie dann nach und nach in die sechs großen orangefarbenen Zelte transportieren lassen, die in Windeseile auf dem Marstallplatz aufgebaut worden waren.
Man hatte für eine Einbahnregelung gesorgt, sodass Kranken- und Notarztwagen in stetem Fluss an- und abfahren und die Verletzten zu den verschiedenen Krankenhäusern bringen konnten. Überall waren Ärzte, Sanitäter und Seelsorger. Er selbst hatte sich darum gekümmert, dass jeder Polizist und jeder Kripobeamte, der irgendwie erreichbar war, egal ob aus dem Urlaub oder der Freizeit, unverzüglich hierherbeordert wurde, und er sah sie nach und nach ankommen. Immer noch irrten zu viele Zuschauer umher, aber den Kollegen war es mittlerweile gelungen, die meisten hinter die Absperrung zurückzudrängen, wo sie jetzt anfingen, die Personalien aufzunehmen. Und immer noch strömten Schaulustige heran, Gaffer, die überall im Weg standen, aber es wurde gerade eine weiträumigere Absperrung aufgebaut.
Auf dem Synagogenplatz starteten und landeten die Rettungshubschrauber. Toppe zog die Schultern hoch, als jetzt der «Life Liner» aus Nimwegen abhob.
Als der Lärm abebbte, hörte er van Appeldorns wütende Stimme: «Ich bringe meine Frau jetzt nach Hause! Ist das klar? Sie können mir gar nichts vorschreiben!»
«Und ob ich das kann!» Der Notarzt, der sich vor ihm aufgebaut hatte, brüllte in derselben Lautstärke zurück. «Ihre Frau wird jetzt unverzüglich ins Krankenhaus gebracht, um die Schwangerschaft zu überprüfen. Haben Sie mich verstanden?»
Toppe hielt sich zurück, Norbert wusste selbst, dass er im Unrecht war.
Von irgendwoher tauchte Jupp Ackermann auf, den Kopf dick bandagiert. «Halb so wild», meinte er leichthin. «Hab bloß ’n Holzsplitter abgekriegt.» Aber er war doch ein bisschen blass um die Nase.
«Wo ist Astrid?», wollte er wissen.
«Ich habe sie mit der Kleinen nach Hause geschickt», antwortete Toppe leise.
«Hätt’ ich auch gemacht, Helmut, is’ doch ganz normal. Weißt du, wo Peter steckt? Den hab ich doch vorhin noch gesehen.»
Peter Cox war der Aktenführer im Kommissariat.
«Der koordiniert die Dokumentation im Einsatzleitwagen.»
«Kacke, muss ich mir jemand anders suchen. Ich wollt’ nämlich in ’t T3-Zelt, dat mit den Leichtverletzten, die aufschreiben un’ schon ma’ gucken, ob einer wat gesehen hat.»
Er schob seine Brille hoch und rieb sich die Augen. «Man kann et irgendwie gar nich’ fassen … Ah, da kommt ja der Doc! Has’ du den anrollen lassen? Ich mein, ich weiß, dat der immer vor Ort sein will, wenn wir ’n Toten haben, aber bei der Geschichte hier … ach, egal.» Damit tippte er sich kurz gegen den Verband, nickte dem Arzt zu und lief den Berg hinunter.
Arend Bonhoeffer war der Pathologe aus Emmerich, der für das KK11 zuständig war, außerdem Toppes ältester Freund und Mitbewohner in der Wohngemeinschaft. Er machte nicht viele Worte. «Habt ihr eine Anlaufstelle für die Angehörigen eingerichtet?»
«Im Kreishaus, die Zentrale leitet die Leute weiter.»
Bonhoeffer nickte und drückte Toppes Schulter. «Tote?»
«Drei – bis jetzt.» Toppe wies ihm den Weg zum Innenhof.
«Helmut?» Es war van Appeldorn, der sich offenbar wieder beruhigt hatte und einen schwarzen Koffer brachte. «Gehört van Gemmern», erklärte er, «der kommt gleich mit dem Rest seiner Ausrüstung. Hast du schon in Düsseldorf angerufen?»
«Das Sprengstoffteam kommt mit dem Hubschrauber, aber sie haben zwei, drei Stunden Vorlauf.» Toppe schaute auf die Uhr. «Werden wohl so gegen sechs hier sein.»
«Bombe?» Klaus van Gemmern, der Mann von der Klever Spurensicherung, sprach selten mehr als das Nötigste.
«Danach sieht es aus», seufzte Toppe.
«Und die Jungs sind unterwegs, höre ich. Okay.»
Dann umrundete er langsam die Explosionsstelle, ging hier und da in die Hocke, um irgendetwas genauer in Augenschein zu nehmen, hielt sich aber die ganze Zeit sorgsam vom eigentlichen Zentrum fern. Nachdem er etliche Fotos geschossen hatte, begann er damit, ein Raster auszulegen und Markierungen anzubringen.
«Ihr müsst weiträumiger absperren», brummte er, ohne aufzusehen.
«Wir sind schon dabei», erwiderte van Appeldorn.
Van Gemmern schnaubte. «Die zweite Reihe da unten? Bringt nichts! Weiträumig heißt bis hoch zur Kirche und runter zum Fischmarkt – mindestens.»
«Ich kümmere mich darum», sagte Toppe und schaute van Appeldorn an. «Ist Ulli im Krankenhaus?»
«Es geht ihr gut», entgegnete der knapp. «Soll ich das mit der Soko übernehmen?»
«Sicher.»
«Gut, dann fahre ich jetzt ins Präsidium und rufe in Krefeld an. Wie viele Leute willst du?»
Toppe strich sich das Haar aus dem Gesicht. «Fünfzehn fürs Erste, würde ich sagen. Und leiere die Pressekonferenz an, sag dem Staatsanwalt Bescheid und dem Landrat, 20 Uhr im Besprechungsraum. Im Anschluss erste Sitzung der Soko, bis dahin müssten die Krefelder da sein. Und mach …»
«… Quartier, ich weiß.»
Er würde im Präsidium jeden Raum, der mit einem Telefon und einem PC ausgestattet war, frei räumen müssen, damit die Sonderkommission in den nächsten Tagen vernünftig arbeiten konnte.
«Und danach fährst du ins Krankenhaus», sagte Toppe bestimmt.
Er erwartete eine Abfuhr, und van Appeldorn hob auch schon die Hand, aber dann huschte ein halbes Lächeln über sein Gesicht. «Mach ich», sagte er und ging.
Toppe folgte ihm langsam auf der Suche nach dem Leitenden Notarzt. Er entdeckte ihn an der Absperrung in der Nähe des Streifenwagens, um den sich ein Pulk von Fotografen und Reportern scharte. Der Pressesprecher der Klever Polizei hatte sich auf die Kühlerhaube gesetzt und gab den Presseleuten Auskunft – viel konnte er ihnen wahrhaftig noch nicht mitteilen.
Der Leitende Notarzt kam Toppe entgegen. «Achtundsechzig Verletzte», berichtete er, «zehn davon schwer.»
Toppe nickte nur. «Können Sie mir so gegen sechs den Landeplatz frei halten? Die Bombenexperten aus Düsseldorf kommen mit einem Polizeihubschrauber.»
«Ich versuche es, geben Sie mir eine Viertelstunde vor der Ankunft Bescheid.»
An der Absperrung hatte sich ein Musketier der Worcester Militia nach vorn gedrängt und winkte. Es war eine junge Frau mit kupferroten Locken, die bisher unter einer Strickmütze versteckt gewesen waren. «Ich möchte Ihnen meine Hilfe anbieten», rief sie, duckte sich unter dem Flatterband hindurch und kam auf Toppe zugelaufen.
«Detective Sergeant Penny Small, CID Worcester», stellte sie sich vor und reichte Toppe die Hand. «Vielleicht kann ich Ihnen Arbeit abnehmen, indem ich die Personalien unserer Leute aufnehme und schon einmal erste Befragungen durchführe. Ich habe eine deutsche Mutter», erklärte sie, als sie Toppes Stirnrunzeln bemerkte. «Und ich habe meinen Dienstausweis dabei.»
«Gibt es viele Verletzte unter Ihren Leuten?»
«Ein paar, aber nicht schwer. Sie waren alle in ihrer Panik zum Camp hinuntergelaufen, aber ich habe sie zurückgebracht. Nur den Chef vom Twinning Club hat es wohl schlimmer erwischt, er hat auf dem Podium gestanden. Man sollte die Kollegen in Worcester um Hilfe bitten», meinte sie zögernd, «damit sie die Angehörigen verständigen …»
«Ja, natürlich», antwortete Toppe, «sobald wir Genaueres über seinen Zustand wissen.»
Er hatte sich entschieden. «Ich wäre froh über Ihre Mitarbeit, Sie können uns eine große Hilfe sein.»
«Ich bin also im Boot?»
«Willkommen an Bord. Die Sonderkommission setzt sich gegen 20.30 Uhr zum ersten Mal zusammen. Soll ich Sie im Lager abholen lassen?»
«Nicht nötig, ich bin mit meinem Motorrad da, und wo Ihr Präsidium ist, weiß ich auch. John hat übrigens einen schlimmen Schock. Er sitzt nur da und stammelt, dass es nicht die Militia war.»
Toppe blickte über sie hinweg.
Penny Small räusperte sich. «Da kommt Ihre Frau, hab sie am Donnerstag im Camp gesehen. Ich mache mich dann an die Arbeit.»
Astrids Augen brannten. «Was ist mit Ruth und Toni?»
«Sie sind tot.»