Vierzehntes Kapitel

Conor, Sapphy, um Himmels willen! Wie seht ihr denn aus?«
Ich rechne jeden Moment damit, dass Mum aufspringt und mich an den Schultern packt, doch stattdessen steht sie langsam – sehr langsam – von ihrem Stuhl auf, der vor dem Kamin steht. »Ihr seid ja völlig durchnässt. Lasst mich eure Hände fühlen. Die sind ja eiskalt! Sapphy, deine Kleider … ist das etwa Blut an deinem Arm? Und Conor, du hast ja überall blaue Flecken!«
»Das ist kein Blut, Mum, das ist nur … ein kleiner Kratzer. «
»Was ist hier los?«, ruft Mum erregt. »Habt ihr einen Unfall gehabt? Ihr wart im Meer, nicht wahr?«
Ich habe Mum nicht mehr so außer sich vor Angst erlebt, seit wir nach St. Pirans gezogen sind.
»Beruhige dich, Mum«, sagt Conor. »Es ist doch gar nichts passiert. Wir waren bei Pedn Enys und haben zwei Delfine beobachtet, die ganz nahe an die Küste geschwommen waren. Saph ist ausgerutscht und ich bin ihr zu Hilfe gekommen, das ist alles.«
»Ihr hättet ertrinken können! Ihr hättet aufs Meer hinausgezogen werden können! Diese Felsen sind so gefährlich bei rauer See.«
»Wir konnten gar nicht hinausgezogen werden, Mum!«, entgegnet Conor geduldig. Im Gegensatz zu mir gerät er nie mit Mum in Streit. »Wir sind nur in das flache Wasser gefallen, das sich zwischen den Steinen angesammelt hatte. Niemand hätte darin ertrinken können.«
Ich hocke mich vor das Feuer und strecke meine Hände aus, um sie zu wärmen. Wir sind den ganzen Weg nach Hause gelaufen, mit nassen Kleidern und allem. Alles, was Conor Mum erzählt hat, ist wahr. Kein Wort ist gelogen. Wir waren nur einen Tag fort, so wie wir es Mum versprochen hatten.
Aus der Zeit in Indigo werde ich einfach nicht schlau. Ihr Verhältnis zu unserer Zeit scheint sich ständig zu ändern. Das ist nicht wie eine mathematische Gleichung: x Stunden in Indigo = y Stunden an Land. Die Zeit in Indigo scheint genauso unergründlich wie das Wasser zu sein.
Die Delfine waren einfach unglaublich. Sie brachten uns direkt nach Pen Tyr, wo wir durch eine Felsnase geschützt waren, die den Wellen, die aus südwestlicher Richtung heranrollen, die Kraft nimmt. Die Delfine schwammen so dicht ans Ufer heran, dass ich schon befürchtete, sie könnten stranden, doch wussten sie ganz genau, wie weit sie sich vorwagen durften.
Das Wasser bei Pen Tyr ist sehr tief, und die Felsen ragen steil auf, doch findet man mit Händen und Füßen genug Halt, um hinaufklettern zu können. Delfine sind so intelligent. Sie müssen ihr Gedächtnis nach einem Ort abgesucht haben, der die perfekte Mischung aus geschütztem Ufer, tiefem Wasser und zugänglichen Felsen bot.
Delfinen scheint alles leichtzufallen. Wir mussten nur kurz schwimmen und konnten dann die Felsen hinaufklettern. Sogar an diesem geschützten Ort war die See ziemlich rau, doch Conor und ich sind es gewohnt, vom Wasser aus direkt auf die Felsen zu gelangen. Man muss eine Zeit lang im Wasser strampeln, bis man von einer Welle so nah an die Felsen herangetragen wird, dass man einen Stein zu fassen bekommt, an dem man sich hochziehen kann.
Dabei haben wir uns allerdings einige blaue Flecke geholt und ich habe mir an ein paar Muschelschalen den Arm aufgeritzt. Es hat ziemlich geblutet, ist aber halb so schlimm. Unsere trockenen Ersatzkleider konnten wir nicht anziehen, weil die Stelle, wo Conor sie in den Felsspalt gesteckt hatte, von großen Wellen überspült wurde. Ich liebe es, wenn die Brandung sich schäumend an den Felsen bricht und in weißen Bächen über die schwarzen Steine läuft, während die Luft von sprühender Gischt erfüllt ist. Es ist wunderschön anzuschauen, wenn auch gefährlich. Dad hat uns immer gesagt, dass man am Meer keinen Fehler machen darf, weil der erste auch der letzte sein kann.
Ich hoffe, dass unsere Kleider und Turnschuhe nicht weggespült werden. Sie liegen eingewickelt in einer Plastiktüte, die Conor tief zwischen die Steine gepresst hat. Mum dreht durch, wenn sie uns beiden neue Turnschuhe kaufen muss.
Wir mussten also mit nackten Füßen und nassen Klamotten nach Hause laufen. Glücklicherweise hat es in Strömen geregnet, sodass unser Aussehen nicht allzu verwunderlich war. Mum fragte sofort nach unseren Turnschuhen, und ich habe geantwortet, wir hätten sie draußen gelassen, weil sie ohnehin nass seien, was ja auch stimmte. Conor will unsere Sachen gleich morgen früh holen. Jetzt wird es schon dunkel.
Wir sind in ein seichtes Wasserbecken gefallen. Auch das entspricht der Wahrheit. Es war meine Schuld, weil ich direkt an der Felskante stehen blieb, um den Delfinen nachzuschauen. Ich winkte ihnen hinterher, was vollkommen überflüssig war, weil sie natürlich nach vorne schauten.
Tatsächlich konnte ich es kaum ertragen, sie verschwinden zu sehen. Da stand ich also, an Land, und fühlte mich gestrandet. Der Felsen war hart und schroff, alles kam mir kalt und laut und irgendwie … zu massiv vor. Ich sah den Delfinen also nach, bis ich sie nicht mehr erkennen konnte. Und dann rutschte ich aus – ich Idiotin –, fiel rückwärts ins Wasserbecken und schnitt mich erneut. Conor sprang zu mir, weil er glaubte, ich hätte mir den Kopf gestoßen. Das Becken war ziemlich tief und mein Kopf für ein paar Sekunden unter Wasser. Doch ich war nicht mehr in Indigo. Ich schluckte versehentlich ein bisschen Salzwasser, bekam es sofort in den falschen Hals und musste husten und würgen. In diesem Moment wurde mir definitiv klar, dass ich zurück an Land war.
Indigo hatte sich zurückgezogen.
»Wo ist Sadie?«, frage ich plötzlich. Ich habe seit Stunden nicht an sie gedacht, aber kein schlechtes Gewissen wie damals, als ich sie an den Pfosten gebunden am Strand zurückließ. Zu Hause ist sie in Sicherheit und daran gewöhnt, dass wir den Großteil des Tages in der Schule verbringen. Da sie nicht weiß, dass ich in Indigo war, wird sie sich auch keine Sorgen gemacht haben.
»Roger ist mit ihr spazieren«, sagt Mum geistesabwesend, während sie meine nassen Haare mit dem Geschirrhandtuch abrubbelt. »Geh gleich unter die heiße Dusche, Sapphy! Conor, ich werf dir eine Bettdecke runter. Zieh die nassen Sachen aus und wickel dich vor dem Feuer darin ein. Du duschst nach Sapphy.«
»Danke«, sagt Conor. »Warum dürfen Mädchen eigentlich immer zuerst duschen?«
Aber das ist eine rhetorische Frage. Er kennt die Antwort: Es ist eben so.
»Warum bist du eigentlich zu Hause?«, frage ich Mum, als ich hinter ihr die Treppe hinaufgehe.
»Weil meine Erkältung schlimmer geworden ist. Ich kann schließlich nicht den Gästen andauernd auf den Teller niesen. «
Sie sieht wirklich nicht gut aus. Ich nehme ihre Hand. »Du bist ja glühend heiß! Warum legst du dich nicht ins Bett?«
»Das hat Roger mich auch gefragt. Aber ich finde einfach keine Ruhe. Ich weiß nicht, warum. Ich habe so ein komisches Gefühl …« Mum macht ein Gesicht, als würde sie über ihre eigenen Ängste lachen. »Wie dumm von mir.«
»Was für ein Gefühl?«
»Als würde bald etwas Unvorhergesehenes passieren«, sagt sie so leise, als wolle sie nicht, dass sie jemand hört.
»Aber was soll denn passieren? Meinst du etwa, hier zu Hause?«
»Ich weiß es nicht. Ich wünschte, ich könnte es näher beschreiben. Ich fühle mich einfach so unwohl in meiner Haut. Sadie hat sich auch so merkwürdig benommen. Sie hat gewinselt und ist unruhig hin und her gelaufen, bis Roger schließlich genug hatte und sie mit nach draußen nahm.«
»Vielleicht hat sie sich nur gefragt, wo ich bin.«
»Nein, das war es nicht, Sapphy. Ihre Nackenhaare haben sich gesträubt.«
»Aber Sadie hat doch so ein weiches Fell.«
»Trotzdem war es deutlich zu sehen. Ich musste daran denken, dass Hunde auch spüren, wenn ein Erdbeben bevorsteht. «
»Ein Erdbeben? Hier in St. Pirans gibt es doch keine Erdbeben! «
Ich bin ziemlich erleichtert. Wenn ein Erdbeben alles ist, wovor Mum Angst hat, dann darf ich ganz entspannt sein.
»Du weißt doch, dass Hunde und Katzen aus den Häusern laufen, wenn ein Erdbeben bevorsteht, doch niemand versteht, wie sie das spüren können. Es liegt was in der Luft und Sadie spürt das. Etwas … etwas Bedrohliches, Ominöses … und ich spüre es auch.«
»Was heißt ominös?«
»Ach, Sapphy, du kennst doch mehr Fremdwörter als ich. Du weißt, was ein Omen ist: ein Zeichen, eine Warnung. «
Ich öffne die Badezimmertür. Ich habe keine Lust mehr, über eingebildete Erdbeben, Zeichen oder Warnungen zu reden. Was tatsächlich passiert, ist rätselhaft genug. »Du solltest ins Bett gehen, Mum. Wahrscheinlich ist es ganz normal, sich etwas einzubilden, wenn man so hohes Fieber hat.«
»Das sind keine Fieberfantasien!«, sagt Mum mit verschränkten Armen. »Ich dachte, du würdest mich verstehen, Sapphy.« Sie starrt mich an, ihre Augen sind sehr hell und glasig, ihr Gesicht voller Sorgen. Es geht ihr nicht gut. Für einen Moment habe ich das Gefühl, als sei ich die Mutter und sie die Tochter. Conor würde sie jetzt einfach in den Arm nehmen, doch so kalt und nass wie ich bin, wäre das vermutlich keine gute Idee.
»Warum setzt du dich nicht zu Conor ans Feuer, wenn du nicht ins Bett gehen willst?«, schlage ich vor. »Du solltest dich ausruhen. Wenn ich geduscht habe, mache ich dir einen Tee.«
»Ich mag das Geräusch des Windes nicht«, sagt Mum plötzlich. »Hör nur, wie es heult und pfeift, wenn er über das Dach streicht. Und die Wellen schlagen frontal gegen die Kaimauer.«
»Das ist eben so, wenn es … stürmt, oder?«
»Der Wind wird immer stärker. Mir gefällt das nicht. Ich wünschte, Roger wäre nicht rausgegangen.«
»Der kommt sicher gleich zurück. Wir kümmern uns schon um dich, Mum«, sage ich so sanft, wie ich nur kann. Als ich in Indigo war, konnte ich mich kaum daran erinnern, wie lieb ich sie habe. Wie konnte ich das nur vergessen? Doch jetzt ist sie keine ferne Erinnerung mehr, sondern meine Mum.
»Es ist doch nur ein Sturm. Er wird vorübergehen«, versuche ich sie zu beruhigen.
»Ich weiß«, entgegnet sie. »Ich weiß das alles.« Sie hält inne, als liege ihr noch etwas auf der Zunge, das sie nicht aussprechen will.
»Was ist es dann? Was ist los mit dir, Mum?«
»Ach nichts, Sapphy. Mach dir keine Sorgen wegen meines albernen Verhaltens. Es ist nur … ich mag das Geräusch des Winds eben nicht.«

Als Roger mit Sadie zurückkommt, ist es schon dunkel. Aus Spaß sagt er, sie hätte sich die Pfoten wund gelaufen und werde sich jetzt hoffentlich beruhigen. Doch weit gefehlt. Sadie springt mich an, als hätte sie mich seit Jahren nicht gesehen, zittert vor Aufregung, legt dann den Kopf zurück und beginnt, so laut zu bellen, dass es weithin zu hören sein müsste. Mum hält sich die Ohren zu.
»Versuch, sie zu beruhigen, Sapphy«, sagt Roger.
»Schluss jetzt, Sadie! Was ist denn los mit dir?« Ich nehme sie fest in den Arm, doch sie drückt sich an meine Schulter und bellt so laut weiter, dass mir die Ohren wehtun.
»Sadie, Schluss! Oder wir müssen dich in den Hof sperren und das magst du gar nicht. Mum ist krank.«
Sadie hört auf zu bellen und schaut mich vorwurfsvoll an. Ich kann die Gedanken in ihren sanften braunen Augen lesen: Verstehst du denn nicht, dass ich dir etwas mitteilen will? Du gehst ohne mich weg, und ich weiß nicht, was du tust oder wann du zurückkommst, und dann willst du mich gleich zum Schweigen bringen. Na gut, ich bin ja schon ruhig, aber nur, weil ich keine andere Wahl habe.
»Tut mir leid, Sadie«, flüstere ich ihr ins Ohr. »Ich kann es dir jetzt nicht ausführlich erklären, aber ich musste einfach weg. Es war sehr wichtig. Und ich konnte dich nicht mitnehmen, weil Hunde dort nicht hinkönnen … wo ich war. Du brauchst mich gar nicht so anzuschauen. Du verstehst das nicht, weil du nicht einen Tropfen Mer-Blut in dir hast. Vielleicht ist das dein Glück.«
Aus der Tiefe ihrer Kehle dringt ein klagender Laut. Ihr ist immer noch unwohl, so wie Mum. Irgendwas raubt ihr die Ruhe. Vielleicht ist es nur der Sturm. Hunde sind viel wetterfühliger als Menschen.
»Ach, Roger, ich habe solche Kopfschmerzen«, sagt Mum. Sonst beklagt sie sich fast nie und ist auch fast nie krank.
»Du musst dringend ins Bett, Jennie«, sagt Roger. »Sapphire macht dir einen Tee und du solltest auch ein Paracetamol nehmen. Du glühst ja.«
Ich springe auf. »Tee ist gleich fertig, Mum. Geh schon mal rauf mit Roger.«
Roger lächelt mich an. Ein warmes, anerkennendes Lächeln, und ich kann nicht anders als zurückzulächeln. Ich muss zugeben, dass es manchmal gut ist, ihn hierzuhaben. Er sorgt sich wirklich um andere Menschen … und nett ist er auch. Nicht zu sanftmütig, sondern einfach nett.
Warum sollte ich nicht seine guten Eigenschaften anerkennen? Ich werde ihn noch lange nicht für meinen Stiefvater oder so was halten, nur weil ich ihn nicht mehr hasse.

Roger will bei Mum bleiben, bis sie eingeschlafen ist. »Eure Mutter hat hohes Fieber. Wenn es ihr morgen nicht besser geht, werde ich den Arzt anrufen. Stellt doch bitte die Musik leiser.«
Doch es ist bestimmt nicht die Musik, die Mum wach hält. Es sind der Wind und das wütende Brüllen des Meeres. Der Sturm ist beunruhigend und aufregend zugleich. So ungestüm war das Wetter noch nie, seit wir nach St. Pirans gezogen sind.
»Das Barometer fällt immer noch«, gibt Conor bekannt. Er steht im Eingangsbereich, wo das Barometer an der Wand hängt.
»Was zeigt es an?«
»Sturm. Es geht schon in Richtung schwerer Sturm.«
»Was kommt danach?«
»Orkan. Aber es wird keinen Orkan geben, Saph.«
»Hör doch nur!«
Wir lauschen beide. Jetzt weiß ich, was Mum so Angst macht. Das Haus klingt wie eine Trommel und der Wind ist der Trommler. Durch den Wind hindurch hören wir das ungestüme Tosen der See.
In diesem Moment klingelt das Telefon. Mal ist dran. Sein Vater braucht dringend Hilfe und hat Mal gebeten, seine Freunde anzurufen.
»Er hat ein Boot mit seinem Bruder zusammen, du weißt schon, das große, klinkergebaute, mit dem er zu den Robben rausfährt«, erklärt Conor, während er seine Füße in die Stiefel zwängt. »Sie wollen es auf den Kai ziehen. Mal sagt, im Hafen geht alles drunter und drüber.«
»Ich komm mit!«
»Nein, Saph! Du bleibst hier. Sonst macht sich Mum wieder fürchterliche Sorgen, wenn du an so einem Abend rausgehst. Diese Aufregung kann sie jetzt nicht gebrauchen. «
»Aber ich kann auch mit dem Boot helfen. Ich bin stark.«
»Saph, bitte! Könntest du nicht einmal diejenige sein, die im Haus bleibt und sich um alles kümmert?«
Widerwillig stimme ich zu. Ich will Conor nicht verärgern. Doch sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hat, wünschte ich, ich wäre mitgegangen. Das Haus kommt mir nicht mehr wie eine Trommel, sondern wie ein Käfig vor, an dessen Stäben der Wind rüttelt. Ein scharfer Luftzug pfeift unter der Tür hindurch, worauf etwas Seltsames geschieht. Der Luftzug hebt den hellroten Läufer empor, den Mum dort als Fußmatte hingelegt hat. Er hebt zwar nicht richtig vom Boden ab, doch der Wind hat ihn von unten erfasst und lässt den dicken Teppich pulsieren, als wäre eine Welle ins Zimmer geschwappt. Ein unheimlicher Anblick. Nach ein paar Sekunden beruhigt sich der Teppich wieder. Doch als ich mich gerade frage, ob ich mir alles nur eingebildet habe, wird er erneut von einer Böe erfasst und schlägt mehrmals gegen die Holzdielen. Verglichen mit dem Lärm, den der Sturm veranstaltet, ist es nur ein schwaches Geräusch, doch bereitet es mir eine Gänsehaut. Als wäre der Wind die Katze und der Teppich die Maus.
Sadie gefällt das ganz und gar nicht. Sie kauert am anderen Ende des Raumes und lässt den Teppich nicht aus den Augen.
»Ich finde das auch unheimlich«, murmele ich, indem ich meine Arme um ihren Hals lege. »Mir gefällt es genauso wenig wie dir.«
Sadie winselt kläglich, steht auf, schüttelt sich und trottet der Treppe entgegen, während sie auf meine Reaktion wartet.
»Du weißt doch, dass du nicht raufgehen darfst, Sadie.«
Doch sie schaut mich so flehentlich an, dass ich nachgebe.
»Na gut, aber nur dieses eine Mal. Solange dich keiner hört, darfst du in meinem Zimmer sein. Aber ich werde noch nicht ins Bett gehen, also musst du auf mich warten.«
Ich lasse Sadie neben meinem Bett liegen. Mein Zimmer ist so klein, dass ich über sie hinübersteigen muss, um zur Tür zu gelangen. Mein Bullauge ist fest geschlossen, und ich ziehe die Vorhänge vor, um die wilde Nacht auszusperren.
»Na, ist es besser so? Bist du jetzt zufrieden?«
Sadie schlägt mit ihrem Schwanz sanft auf den Boden. Sie weiß, dass sie keinen Krach machen darf. Sie ist hier wirklich sehr viel ruhiger als im Erdgeschoss. Warum nur?
»Bin bald wieder da, Sadie. Ich mache die Tür zu, damit Mum und Roger dich nicht sehen. Also ganz leise!« Ich lege den Zeigefinger an die Lippen, worauf Sadie mir einen verschwörerischen Blick zuwirft. Sie weiß ganz genau, dass wir etwas Verbotenes tun.
Ich gehe wieder nach unten, lege noch ein Holzscheit ins Feuer und räume das abgewaschene Geschirr in die Schränke. Vielleicht sollte ich jetzt auch ins Bett gehen. Es ist zwar noch früh, aber dann bin ich wenigstens mit Sadie zusammen.
Ich bin unruhig. Ich hasse es, im Haus eingesperrt zu sein, wenn es draußen stürmt. In unserem alten Haus hat mir das nie etwas ausgemacht. Wir wohnten so weit oben auf den Hügeln, dass es keine Rolle spielte, wie sehr das Meer auch tobte – es hätte uns doch nie erreichen können. Unser Haus bestand aus Granit, und seine Wände waren so dick, dass kein Sturm der Welt sie jemals zum Einsturz gebracht hätte.
Doch dieses Haus kommt mir weniger solide vor, und das Meer ist sehr nah – weniger als fünfzig Meter entfernt und fast auf derselben Höhe. Es scheint nur weiter weg zu sein, weil die Straße sich um das Haus herumwindet. Sei nicht albern, Saph. Dieses Haus steht schon seit über hundert Jahren. Sie hätten es nicht an dieser Stelle gebaut, wenn es ein Risiko gäbe.
Ich schalte den Fernseher ein und sogleich wieder aus, weil ich auf dem Bildschirm nur Schneegestöber sehe. Der Empfang ist gestört.
Der Läufer wird erneut durchgeschüttelt. Sturmböen lassen den Regen gegen die Fenster klatschen. Plötzlich fühle ich mich völlig allein. Das Wohnzimmer mit dem brennenden Kamin müsste mir doch sicher und gemütlich vorkommen, aber das tut es nicht. Der Rauch wird durch den Schornstein wieder nach unten gedrückt und das Feuer kämpft ums Überleben.
Vielleicht ist Mum wirklich schwer krank. Vielleicht hätten wir den Arzt rufen sollen.
Ich gehe die Stufen hinauf und schleiche auf Zehenspitzen in ihr Schlafzimmer, um nach ihr zu sehen. Ich kann kaum glauben, dass sie wirklich schläft, während der Wind um das Haus tobt.
Doch sie liegt in der Mitte des breiten Betts auf dem Rücken und schläft tatsächlich. Die Nachttischlampe brennt immer noch. Mum ist blass, doch ihre Wangen sind gerötet. Sie atmet schnell, ihre Lippen sehen rissig und spröde aus. Auch Roger ist eingeschlafen, auf dem Korbstuhl. Die Hälfte der Zeitung liegt auf seinem Schoß, die andere Hälfte ist auf den Boden gerutscht. Sein Mund steht offen, was seine Attraktivität zweifellos beeinträchtigt, doch wenn Menschen schlafen, dann fühlt man sich doch immer ein wenig für sie verantwortlich … Ich schleiche zur Nachttischlampe und knipse sie aus.
Das Klicken scheint Mum zu stören. Im Licht, das vom Flur hereindringt, sehe ich, dass ihre Augen immer noch geschlossen sind, doch wirft sie sich murmelnd hin und her. Ich bleibe wie angewurzelt stehen, um sie nicht aufzuwecken.
»Mathew … Mathew … nein … fahr nicht raus … nicht mit der Peggy Gordon, nein, Mathew …«
Sie scheint panische Angst zu haben. Nein, Mum, bitte nicht. Das ist doch alles längst passiert.
Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen. Ich wünschte von ganzem Herzen, wir könnten die Zeit zurückdrehen und dafür sorgen, dass Dad in jener Sommernacht nicht aus dem Haus geht. Warum hast du das getan, Dad?
Plötzlich muss ich an das Mer-Baby denken. An seine pummeligen, kleinen Hände. Seine weichen, schwarzen Haare, die im Wasser hin und her wogten. Und an das Gesicht seiner Mutter, als sie meinem Vater einen liebevollen Blick zuwarf.
Mum weiß nichts von all diesen Dingen. Wieder habe ich das Gefühl, ich sei die Mutter und sie die Tochter. Ich will nicht, dass sie es jemals erfährt. Ich will nicht, dass sie jemals das Mer-Baby zu Gesicht bekommt, weil ich weiß, wie traurig sie das machen würde.
»Nein, Mathew … nein … nein«, murmelt Mum erneut. Ich wage kaum zu atmen. Bitte, Mum, schlaf wieder fest ein.
Schließlich beruhigt sie sich, wirft ihren Kopf nicht mehr hin und her, sondern lässt ihn auf das Kissen sinken. Ganz langsam schleiche ich mich auf den Flur und schließe so leise die Tür, dass nicht einmal das Schloss klickt. Mum wird friedlich bis morgen früh schlafen.
Ich gehe zu meiner Tür und lausche. Kein Geräusch zu hören. Auch Sadie muss eingeschlafen sein. Doch ich will nicht hineingehen, damit sie nicht wieder zu bellen anfängt. Alle sind ruhelos heute. Alle sind so nervös, als läge etwas in der Luft.

Conor ist immer noch nicht zurück. Ich würde gerne zum Hafen gehen und ihn suchen, aber das würde ihn nur verärgern. In diesem Haus will ich jedenfalls keine Minute länger bleiben. Es ist wie ein Käfig voller Traurigkeit, als hätte sich Mums Zorn auf Dad aus ihren Träumen befeit, um nun von Raum zu Raum zu flattern und alles zu berühren.
Ich dachte, Mum hätte Dad aus ihrem Gedächtnis gestrichen. Ich dachte, sie würde nur noch an Roger denken. Doch im Schlaf redet sie mit Dad.
Ich muss aus dem Haus, nicht weit, nur bis zum Strand hinunter. Ich werde rechtzeitig stehen bleiben und mir die Wellen ansehen. Die Flut hat ihren höchsten Punkt noch nicht erreicht, es kann also nicht gefährlich sein.
Mum schläft, wird also nicht davon erfahren. Selbst Roger ist eingeschlafen – und das bei einem Sturm wie diesem.

Ich hatte recht. Die Flut hat ihren Scheitelpunkt noch nicht erreicht. Es ist immer noch ein circa zwanzig Meter breiter Streifen Sand zu sehen, der von den schwachen Lichtern der Stadt erleuchtet wird. Die Wellen schlagen krachend an den Strand. Sie scheinen sehr hoch zu sein, obwohl es schwerfällt, ihre Größe von hier aus zu beurteilen. Der Wind ist so stark, dass er den Schaum von den Wellenkämmen bläst. Die Luft ist von Gischt erfüllt, und wenn ich mir die Lippen lecke, schmecken sie nach Salz.
Der Wind hat sich gedreht, sodass er mir nicht mehr so hart ins Gesicht schlägt. Er muss jetzt direkt von Westen auf St. Pirans zukommen. Die dröhnenden Wellen führen Sand und Steine mit sich und schleudern sie an die Küste. Nicht einmal der beste Surfer könnte auf ihnen reiten. Sie scheinen so außer Rand und Band, als wisse das Meer selbst nicht, wie ihm geschieht. Ich glaube, es regnet nicht mehr – der Mond ist nämlich zwischen den Wolken hervorgetreten, doch ist so viel Gischt in der Luft, dass ich froh bin, meine Regenjacke anzuhaben. Ich frage mich, ob Conor und die anderen das Boot in Sicherheit bringen konnten.
Ich kann nicht nach Hause zurückgehen. Ich bin zu unruhig, meine Haut prickelt am ganzen Körper. Unsichtbare Hände scheinen mich zu schlagen, aber es ist nicht der Wind, der mir Sorgen macht. Es ist etwas anderes, das über den Sturm hinausreicht. Das bereitet mir dieses prickelnde, verstörende Gefühl. Vielleicht ging es Mum ganz genauso, andererseits bin ich sicher, dass ich kein Fieber habe.
Der Mond ist hervorgetreten und beleuchtet das aufgewühlte Meer. Doch für einen Moment sieht es nicht mehr wie ein Meer aus, sondern wie eine Ansammlung sich ringelnder Schlangen, die das Wasser peitschen und sich in die Luft winden.
Indigo ist wütend.
Wer hat das gesagt? Ich fahre herum. Ich bin mir sicher, eine Stimme gehört zu haben, doch niemand ist da. Nur die Nacht und der Sturm.
Indigo ist wütend.
Es muss eine Stimme in meinem Kopf sein. Vielleicht leide ich ja an Fieberfantasien.
Indigo ist wütend.
Beim dritten Mal wird mir bewusst, dass es gar keine Stimme ist, die ich höre. Jedenfalls keine Stimme, die von außen kommt. Es ist mein Mer-Blut, das sich zu Wort meldet.
Manchmal weiß man mehr, als einem bewusst ist. Alle Puzzleteile befinden sich plötzlich am richtigen Platz. Das Wüten und Toben der Wellen hört sich nicht mehr nach einem normalen Sturm an, der in den Morgenstunden wieder abflauen wird. Saldowrs Worte über den Gezeitenknoten schießen mir durch den Kopf. Saldowr befürchtet, der Knoten könne sich lösen und die Gezeiten nicht mehr an ihrem Platz halten. Er hat auch gesagt, dass manche Bewohner von Indigo dies begrüßen würden. Sie wollen, dass unsere Welt in den Fluten versinkt, damit Indigo noch mächtiger wird.
Dass unsere Welt in den Fluten versinkt. Das Blut stockt mir in den Adern, als der scharfe Wind, der unter unserer Haustür hindurchpfiff, mir mit einem Mal mitten ins Gesicht schlägt. Wäre es möglich, dass unsere Welt ebenso dem Untergang geweiht ist wie die versunkene Stadt auf den Verlorenen Inseln? Könnte das wirklich geschehen?
Neue Wolkenpakete sind dabei, den Mond zu verschlucken. Doch was mir der Mond offenbart hat, ist tief in mein Bewusstsein eingebrannt: sich ringelnde, windende Schlangen. Als ich den Gezeitenknoten betrachtete, kam er mir ebenfalls wie ein Schlangennest vor, doch damals waren die Schlangen Gefangene des Steins …
Ich werfe einen Blick auf die lange Reihe der Häuser. Licht blinkt zwischen den Vorhängen hindurch. Rainbow und Patrick wohnen in einem dieser Häuser – demjenigen, das sich ganz am Ende befindet. Vermutlich sitzen sie im Wohnzimmer vor dem Kamin, lauschen dem Wind, fühlen sich aber vollkommen sicher, weil sie davon ausgehen, dass sich der Sturm schon wieder beruhigen werde, so wie dies immer der Fall war. Außerdem wissen sie, dass die Flut nur bis zu einem gewissen Punkt steigt und nicht weiter.
Saldowr will nicht, dass unsere Welt untergeht. Er will das Gleichgewicht zwischen dieser Welt und Indigo erhalten. Doch die Gezeiten haben eine ungeheure Gewalt. Voller Ehrfurcht habe ich ihr Schlängeln und das bläuliche Licht beobachtet, das die glatten Seiten des Steins, der sie barg, beleuchtete. Vielleicht können die Gezeiten nun tun und lassen, was ihnen gefällt.
» Sapphy …«
Jetzt ist die Stimme nur mehr ein Flüstern, sehr leise und sehr weit entfernt, doch kämpft sie darum, an mein Ohr zu dringen. Und mit einem Mal weiß ich auch, wem die Stimme gehört. Ich antworte nicht, sondern bleibe einfach stehen. Jede Faser meines Körpers ist angespannt, darauf wartend, dass die Stimme wiederkehrt. Sie bricht ab und ist plötzlich wieder da, wie die Stimme eines Radios, dessen Sender man nicht richtig einstellen kann.
» Myrgh … myrgh …«
Die Stimme kämpft sich durch einen Albtraum und ruft mir so laut wie möglich eine Warnung zu, doch höre ich nur ein Flüstern. Sie gehört meinem Vater. Er versucht verzweifelt, mir etwas mitzuteilen, doch ich komme nicht nahe genug an ihn heran.
Plötzlich weiß ich, wo er sich befindet. Er ist draußen in der Bucht, so nahe am Ufer wie nur irgend möglich, ehe ihn die Wellen packen und gegen die Felsen schleudern können. Er hat die Gesetze von Indigo gebrochen. Er hat sein Mer-Baby und seine Mer-Frau verlassen, um mich zu suchen und mir etwas mitzuteilen, das ich eigentlich nicht wissen darf. Doch ich kann ihn nicht verstehen.
Ich schreie zurück: »Dad, Dad, wo bist du? Ich kann dich nicht hören!« Doch der Wind reißt meine Stimme entzwei.
»Dad!«
Ich warte darauf, dass der Lärm des Sturms noch einmal Dads Stimme hindurchlässt. Der Wind reißt meine Kapuze zurück, worauf mir die Haare ins Gesicht wehen. Da ist die Stimme wieder! Oder bilde ich mir alles nur ein? Sie ist sehr weit weg und so dünn wie ein Spinnennetz. Doch wenn sie so dünn wie ein Spinnennetz ist, dann müsste sie auch so stark sein. Die Dringlichkeit der Stimme geht mir durch Mark und Bein.
» Sapphy …«
Die Stimme ist real. Ich weiß es. Dad will, dass ich zu ihm komme. Ich weiß es so genau, als wären seine Worte in den Sand geschrieben. Und ich kann es schaffen. Wenn ich am Strand entlanglaufe, vorbei am Café, am Strandladen und der Rettungsstation, dann kann ich hinter der Landzunge die Felsen hinunterklettern. Mir kann nichts passieren, rede ich mir ein, wenn ich oberhalb der Gezeitenlinie bleibe. Dort fallen die Felsen steil zum Meer hin ab. Vielleicht… vielleicht könnte es Dad gelingen, so nah an sie heranzuschwimmen, dass ich ihn verstehen kann.
Ich schiebe alle Bedenken beiseite. Und als könnte der Mond meine Gedanken lesen, bricht er in diesem Moment zwischen den Wolken hervor. Es ist hell genug, um einen Versuch zu wagen.

Sobald ich die Landzunge erreicht habe, begebe ich mich auf alle viere, um nicht vom Sturm ins Meer geschleudert zu werden. Auf Händen und Füßen krieche ich vorwärts und halte mich an Grasbüscheln fest. Das Mondlicht ist jetzt sehr hell, doch will ich lieber keinen Blick aufs Meer werfen, um nicht wieder die sich windenden Schlangen zu sehen. Ich schaue allenfalls ein Stück nach vorne, um meinen Weg zu finden.
Ich krabbele ein wenig abwärts, die Steine hinunter. Eine gewaltige Welle bricht sich auf der anderen Seite der Landzunge und lässt die Felsen erbeben. Unter mir höre ich einen zischenden Knall, gefolgt von einem lang gezogenen, saugenden Geräusch, als das Wasser in alle Ritzen und Spalten des Felsen hineinschießt. Ich traue mich nicht einmal mehr zu krabbeln, sondern lege mich flach auf den Bauch und schlängele mich voran, während ich jede Gelegenheit nutze, mich irgendwo festzukrallen. Ich presse meinen Körper gegen den Untergrund, damit der Wind mich nicht wegreißt.
Das Tosen des Meeres klingt bedrohlicher als je zuvor. Es geht nicht. Dad kann nicht nahe genug herankommen, ohne Gefahr zu laufen, gegen die Felsen geschleudert zu werden.
Sehr vorsichtig hebe ich meinen Kopf und spähe nach rechts, wo die Felsen dem Meer Schutz geben. Das Wasser ist an dieser Stelle ein bisschen weniger aufgewühlt. Die Felsen bilden ein natürliches Bollwerk, das dem Sturm die Spitze nimmt. Wenn ich noch ein wenig näher an die Kante heranrobbe, kann ich nach unten blicken. Wenn Dad irgendwo eine Chance hat, dann hier. Doch ich darf mich nicht zu weit vorwagen.
»Sapphy …«
Die Stimme dringt kaum hörbar durch den Sturm. Doch sie kommt von unten, aus dem Wasser. Ich forme meine Hände zu einem Trichter und schreie so laut ich kann: »Daaaaad! Hier bin ich!«
Als ich den Kopf hebe, sehe ich ihn für einen kurzen Moment. Er schwimmt in der Bahn, die der Mond durch das brodelnde Wasser zieht, und kämpft mit aller Kraft gegen den Sog der Flut an, die ihn dem Felsen entgegentreibt. Er kommt dem Ufer zu nah …
»Dad!«
Er dreht mir seinen Kopf zu. Sein Gesicht und seine Haare glitzern im Mondlicht, bevor eine Welle über ihm zusammenschlägt. Als er wieder auftaucht, ist er den Felsen noch näher gekommen. Er hält inne und hebt die Hände zum Mund, formt sie zu einem Trichter, wie ich es getan habe.
»Der Gezeitenknoten hat sich gelöst! Lauf und sag ihnen, dass sich der Gezeitenknoten gelöst hat! Bringt euch in Sicherheit! Ihr müsst höher hinauf! Hörst du mich?«
Die Strömung treibt ihn auf die Felsen zu. Er muss weiter hinausschwimmen. Auf den Knien richte ich mich auf. Der Wind füllt meinen Mund, sodass ich kaum atmen kann. So laut ich kann brülle ich ihm entgegen: »Ja, ich höre dich!«
Er hebt die Hand, zum Zeichen, dass er mich verstanden hat. Doch er muss sich in Sicherheit bringen, muss sich von den Felsen entfernen. Ist ihm das nicht klar?
»Schwimm, Dad, schwimm! Dasist zu gefährlich! Schwimm raus!«
Der Mond verschwindet wieder hinter den Wolken und das Wasser ist schwarz wie Tinte. Für den Bruchteil einer Sekunde, bevor es ganz dunkel wurde, meine ich gesehen zu haben, wie er ins Wasser eintauchte. Er hechtete in die Wellen hinein und versuchte mit aller Kraft, sich vom Ufer zu entfernen. Doch sicher bin ich mir nicht.