11

Armand Crayton hatte in einem schicken Wohnkomplex im westlichsten Teil des San Fernando Valley gelebt. Dreißig Häuser auf je zweitausend Quadratmeter großen Grundstücken gruppierten sich um künstliche Seen und Lagunen. Um auf das Gelände zu kommen, mußte sich Marge über eine Sprechanlage anmelden. Sie bekam keine Antwort, aber gleich darauf schwang das schmiedeeiserne Tor auf.

Und wie waren die Entführer reingekommen? Marge fragte Oliver danach.

»Bert hat zwei Theorien«, erwiderte er. »Entweder haben sie sich eine magnetische Schlüsselkarte besorgt oder bei irgendeinem Anwohner geklingelt, behauptet, sie hätten eine Lieferung, und eine naive Seele hat ihnen das Tor geöffnet. Was ziemlich dämlich gewesen wäre, denn fast alle regelmäßigen Lieferanten haben eine Schlüsselkarte.«

»Das heißt, daß viele Karten im Umlauf sind.«

»Ja, sie sind leicht zu kriegen. Übrigens, die Theorie, sie hätten geklingelt und das Tor wurde geöffnet, hat sich bei den Befragungen der Anwohner nicht bestätigt. Keiner hat zugegeben, sie reingelassen zu haben.«

»Jemand von drinnen?«

»Vermutlich, was aber nicht heißt, daß es Armands Frau war ... obwohl ich an ihrer Stelle die Nummer meines Anwalts auswendig gelernt hätte.«

Marge lächelte, parkte, stieg aus, streckte sich und betrachtete die ruhige Villa, die der Tatort eines Verbrechens war. Das Haus im mediterranen Stil war einstöckig — wie alle in der Anlage — und quadratisch, hatte Eckpfeiler, kleine Balkone und ein rotes Ziegeldach. Es war aprikofarben verputzt und umgeben von Palmen, Bananenstauden und Baumfarn. Aber Haus und Grundstück wirkten ungepflegt. Das Gras war zu hoch, Unkraut wuchs in den Beeten, und graue Streifen liefen von den Fensterecken nach unten. Die Eingangstür lag unter einem bogenförmigen Portikus. Marge klingelte. Eine Frau in den Zwanzigern öffnete die Tür. »Mrs. Crayton?« fragte Marge.

»Nennen Sie mich Lark«, erwiderte die Frau. »Mrs. Crayton ist meine ehemalige Schwiegermutter. Sie sind von der Polizei?«

»Detective Oliver«, sagte Scott. »Und Detective Dunn. Danke, daß Sie uns empfangen.«

»Schon gut.«, Lark öffnete die Tür weiter. »Kommen Sie rein.«

Als Oliver eintrat, fragte er sich, warum Tom und Bert die Schönheit der Witwe nicht erwähnt hatten. Groß und schlank, mit einem ansehnlichen Busen, über den sich ein weißes T-Shirt spannte. Ihre unglaublich langen Beine steckten in einfachen Bluejeans. Ein scharf geschnittenes Gesicht mit energischem Kinn und hohen Wangenknochen. Aschblondes Haar, zum Pferdeschwanz gebunden, graue, schwarz umrandete Augen. Üppige Lippen - Killerlippen.

Sie führte sie durch die Eingangshalle in eine Art Wohn- und Arbeitszimmer. Beige Wände umgaben übergroße, helle Möbel.

Topfpflanzen verliehen der Farblosigkeit etwas Leben, dazu der Blick aus den vorhanglosen Fenstern auf den aquamarinblauen Swimmingpool. Lark deutete auf ein Sofa und nahm selbst in einem der breiten Sessel Platz - der letzte Schrei im Möbeldesign. Sie ließ ihre Beine über die Sessellehne baumeln.

Verführerisch, dachte Oliver. Unter ihrem Blick bekam er Gänsehaut. Die Pose hatte ihr in der Vergangenheit bestimmt schon gute Dienste geleistet. Beim Sprechen sah sie ihm in die Augen. »Gibt es neue Erkenntnisse?«

Oliver antwortete: »Nichts Weltbewegendes, aber wir sind immer noch ... «

»Ja, ja.« Lark sah weg, wirkte gelangweilt, griff nach einem Zigarettenetui. Sie nahm eine Zigarette heraus und wandte sich an Marge. »Werfen Sie mir mal das Feuerzeug rüber, ja?«

Marge zögerte. Herablassend, wie zu einem Dienstboten. Sie entdeckte ein Kästchen mit Silberrand auf dem Couchtisch und hielt es hoch. »Das hier?«

»Ja, ja. Werfen Sie's einfach rüber.«

Marge widerstand der Versuchung, es ihr an den Kopf zu werfen. Lark fing es mit einer Hand auf, zündete sich die Zigarette an. Sie legte Feuerzeug und Zigarettenetui zurück auf den Couchtisch, stieß eine lange, lässige Rauchfahne aus. Wieder wandte sie sich an Oliver. »Warum sind Sie gekommen?«

»In letzter Zeit hat es ein paar Vorfälle gegeben, die uns interessant scheinen.« Lark zog an der Zigarette. »Was für Vorfälle?«

»Carjackings«, antwortete Marge. »Sie könnten mit dem zusammenhängen, was Ihrem Mann passiert ist.«

»Das kann ich mir nicht vorstellen«, entgegnete Lark. »In der Zeitung stand, die Opfer waren Frauen mit Kindern.«

»Es gab auch andere, von denen Sie vielleicht nichts wissen«, fuhr Marge fort. »Die Verbrechen eskalieren. Wir wollten Sie fragen, ob Sie in letzter Zeit Drohanrufe bekommen haben ... «

»Sie glauben, jemand hat es auf mich abgesehen?« fragte Lark mürrisch und zweifelnd. »Bißchen spät dafür, finden Sie nicht? Mein Mann wurde vor einem Jahr ermordet.«

»Sie haben also keine Drohanrufe bekommen?«

»Nein. Nichts. Ich habe der Polizei von Anfang an gesagt, daß ich die Sache für einen Zufall halte. Weil Armand diese protzige rote Corniche fuhr und sich sehr auffällig kleidete. Sie wissen schon, Goldketten und eine dicke Oyster Rolex. Er war jemand, den man nicht so leicht übersah.« Lark wippte mit dem Fuß. »Jemand hat ihn beobachtet ... kannte seine Gewohnheiten ... betrachtete ihn als leichte Beute, weil Armand einfach ... auffallend war. Niemand hat es auf mich abgesehen. Der Blitz schlägt nicht zweimal an derselben Stelle ein.« Tut er doch, dachte Marge. »Ihr Mann hatte Feinde.«

»Das passiert, wenn man ein erfolgreicher Geschäftsmann ist.« Wieder sog sie tief den Rauch ein. »Da schafft man sich rasch Neider. Die Zeitungen haben Armand als großen Macher dargestellt. Kein Wort davon, wie hart er gearbeitet hat. Er hatte einen Traum. Und dann kommt so ein verdammtes Schwein und zerstört alles.« Sie blies Rauch aus. »Ich habe letztes Jahr über vieles nachgedacht, während ich auf die Auszahlung der Versicherung gewartet habe.«

»Und, hat sie gezahlt?«

»Endlich!« verkündete Lark. »Vor drei Wochen. Haben lange genug gebraucht, die Drecksäcke. Das Haus steht jetzt zum Verkauf. Sobald das über die Bühne ist, hau ich ab. Armand und ich haben eine Eigentumswohnung in der Marina. Da hab ich alles, was ich brauche, einschließlich Portier. Dieses Haus ist viel zu groß für mich ... ganz zu schweigen von den Erinnerungen. Und ich brauche das Geld vom Verkauf, um Armands Schulden zu bezahlen.« Sie wurde bitter. »Himmel, was für ein Schlamassel. Ich bin fast durch mit den Schuldnern und der Abwicklung des Bankrotts. Das Jahr war schrecklich.«

»Muß schlimm sein, sich mit Gelddingen zu befassen, wenn man noch trauert«, meinte Marge. »Ja, kann schon sein.« Lark drückte die Zigarette in einem Keramikaschenbecher aus. »Noch zwei Gerichtstermine, dann bin ich frei wie ein Vogel, sagt der Anwalt.«

»Haben Sie noch Kontakt mit Armands Partnern?« fragte Marge.

»Lady, ich hab nicht mal mit Armands Freunden Kontakt. Ich brech alle Brücken hinter mir ab. Was nicht heißen soll, daß es mir mit Armand nicht gut gegangen ist. Aber ich will nur noch raus.« Nicht gerade der Inbegriff der verzweifelten Witwe, dachte Oliver. Aber wer konnte ihr das verübeln? Sie hatte den Mann wahrscheinlich geheiratet, weil sie ein gutes Leben wollte — Geld, Drogen, Sex, Affären mit dem Botenjungen, wenn der Alte unterwegs war. Statt dessen war ihr Mann ermordet worden, hatte ihr einen Haufen Schulden hinterlassen und — das Schlimmste in L.A. — auch noch für schlechte Presse gesorgt.

»Sie haben also weder Drohbriefe noch merkwürdige Anrufe bekommen?« vergewisserte sich Oliver noch mal. »Meinen Sie den Stöhner?« Oliver starrte sie an.

»Ich mach nur Spaß!« sagte Lark. »Keine merkwürdigen Anrufe, außer von den Anwälten der Gegenseite. Und ich will Ihnen etwas sagen, Detective Oliver. Lieber hab ich es mit einem obszönen Stöhner zu tun, als mit irgendeinem Anwalt.«

Beinahe hätte Cindy es geschafft, unbemerkt davonzukommen, aber Tropper fing sie ab. Sie grüßte höflich. Seine Erwiderung klang wie ein Vorwurf. »Machen Sie Schluß für heute, Officer Decker?«

»Ja, Sir, nach einem langen Tag.« Wie viele Überstunden erwartet er denn noch von mir? »Wo wollen Sie hin?« fragte er.

»Zum Essen mit meinem Vater«, log sie. Tropper nickte. »Eines Tages würde ich den Lieutenant gerne kennenlernen.«

Wie soll man auf so was reagieren? Cindy rang sich ein Lächeln ab. »Schön.«

Er schwieg, schien auf mehr zu warten. Erwartet er etwa sofort eine Einladung? »Tja, ich muß mich beeilen.« Noch ein gezwungenes Lächeln. »Einen höherrangigen Beamten soll man nicht warten lassen.«

»Das gefällt mir, Decker«, sagte der Sarge. »Das gefällt mir sehr.«

»Wiedersehen, Sir.« Langsam und mit viel Selbstkontrolle drehte sie sich um und ging weg. Sobald er außer Sichtweite war, rannte sie in den Umkleideraum, wütend, weil sie völlig durchgeschwitzt war. Hayley Marx war da, kämmte sich die Haare, betrachtete sich kritisch im Spiegel. Falls ihr Cindys Schweißflecken unter den Achseln auffielen, ließ sie sich nichts anmerken.

»Hey, Decker. Wir haben dich gestern abend bei Bellini's vermißt.«

Cindy öffnete ihren Spind, zog langsam die Uniform aus. »Was war denn los?«

»Joey Goudis war besoffen und hat Andy Lopez vollgekotzt.«

»O Gott. Armer Andy!«

»Ach, der kann mich mal! Hat sich selbst wie ein Arschloch benommen und mir Bourbon auf meine Seidenbluse gekippt.«

»War er auch betrunken?«

»Nein, nur ungeschickt. Er hat nach dir gefragt. Lopez, meine ich. Er wollte wissen, wer dich neulich abend nach Hause gefahren hat. Du bist selbst gefahren, hab ich gesagt. Er fand das leichtsinnig, weil du ziemlich voll warst. Ich hab dich verteidigt, aber es war wirklich leichtsinnig, Decker.«

»Ich bin nicht selbst gefahren«, sagte Cindy. »Ich wollte fahren, hab's aber gelassen. Scott Oliver hat mir die Schlüssel abgenommen.«

Hayley drehte sich um und sah Cindy an. »Oliver hat dich nach Hause gefahren?« Cindy knöpfte ihre Bluse auf. »Jep. Dad hätte es sicher nicht cool gefunden, wenn ich mich um einen Telefonmast gewickelt hätte, mit einem Alkoholgehalt von einer Million Promille, und Oliver nicht dazwischengegangen wäre.«

Hayley schwieg, schloß ihren Spind ab, den Blick immer noch auf Cindy gerichtet. »Was hat er gesagt? Oliver?«

»Bevor oder nachdem ich gekotzt habe?«

Hayley unterdrücke ein Lächeln. »Nicht sehr passend für ein erstes Rendezvous, Decker.«

»Das war kein Rendezvous.«

Hayley musterte sie prüfend und entschied, daß Cindy die Wahrheit sagte. »Er hat dich also nach Hause gebracht, ja?«

»Ja, Marx. Hat er. Was willst du sonst noch wissen?«

Sie verdrehte die Augen. »Ich führ mich auf wie ein Idiot.«

»Nein, das liegt nur an den Männern. Ist der Fleck aus deiner Bluse rausgegangen?«

»Weiß ich nicht«, erwiderte Hayley. »Hab sie noch nicht aus der Reinigung zurück.« Sie hielt inne.

»Ich hab sie noch gar nicht hingebracht. Keine Zeit. Andy war übrigens enttäuscht, daß du dich nicht von ihm hast heimfahren lassen.«

»Sag ihm, nächstes Mal.«

»Warum kommst du heute nicht mit zu Bellini's und sagst es ihm selbst? Außerdem hab ich gehört, daß Doogle heute drei Drinks für den Preis von zwein verkauft.«

Cindy lächelte innerlich. Jemand mochte sie. Selbst nachdem sie zugegeben hatte, daß der Exfreund der Frau sie nach Hause gefahren hatte. Natürlich würde sie es nicht wagen, Hayley von dem gestrigen Essen zu erzählen ... oder von der Verabredung heute. Wozu auch? Das ging keinen was an. »Können wir das auf morgen verschieben? Ich muß einkaufen. Mein Kühlschrank ist leer bis auf einen welken Salat, eine Packung saurer Milch, ein Sixpack Bier und ein Sixpack Cola light.« Hayley lächelte. »Du kannst dir mein Miracle Whip für die Salatsoße borgen.«

»Klingt wie ein Festmahl!«

»Kauf später ein. Ich komm mit.«

»Kauf jetzt mit mir ein. Ich hab später noch einen Termin.«

»Einen Termin oder eine heiße Verabredung?«

»Nur, wenn du auf Inzest stehst. Ich glaube, mein Dad kommt mich besuchen.«

»Du spinnst wohl.« Sie zögerte. »Er ist verheiratet, oder? Dein Dad?« Cindy lachte. »Ja.«

»Geht er fremd?«

»Mein Dad ist der sittenstrengste Mann, den ... «

»Ja, ja.« Hayley zuckte die Schultern. »Das hab ich schon oft gehört.«

»Ehrlich! Außerdem, warum willst du was mit einem verheirateten Mann anfangen?«

»Er ist Lieutenant. Immer gut, Leute in hoher Position zu kennen.« Sie legte den Arm um Cindys nackte Schultern. »Warum würde ich mich sonst mit dir abgeben?«

»Und ich dachte, das läge an meiner charmanten Persönlichkeit.« Cindy zog einen weißen Rolli über den Kopf. »Wenn du auf Verheiratete scharf bist, Hayley, die gibt es da draußen genug.«

»Da hast du verdammt recht. Alle sind verheiratet oder schwul.« Hayley setzte sich auf die Bank vor Cindys Spind. »Ganz schön deprimierend.«

»Was? Mit verheirateten Männern auszugehen? Das kann nicht sehr befriedigend sein.«

»Noch nicht mal das. Mir stinkt alles. Ich mag meinen Job, aber ich will ihn nicht ewig machen.«

Cindy nickte, sagte aber nichts. Sie liebte ihren Job. Karriere bei der Polizei zu machen, stand ganz oben auf ihrer Liste. Eine feste Bindung, eine Familie, war das letzte, was sie wollte.

»Eines Tages hätt ich gern was Solides«, sagte Hayley. »Du weißt schon ... Gartenzaun, trappelnde Kinderfüße, den weißen Kleinbus mit all den verrückten Becherhaltern und dem Aufkleber >Baby an Bord<. Macho sein, ist eine einsame Angelegenheit. Das wirst du merken, wenn du lange genug dabei bist. Man muß zäh sein. Und wenn du zäh bist, behandeln die Kerle dich wie einen Kerl. Was vermutlich ihre Art ist, dich zu akzeptieren. Aber nach einer Weile geht einem das auf den Keks.«

»Du hast sicher recht.« Cindy zog den Reißverschluß ihrer Hose zu. »Wie lange fühlst du dich schon ausgebrannt?« Was hieß Wie lange hab ich, bis es mir auch so geht?

Hayley zuckte die Schultern. »Das passiert, ohne daß du es merkst, Decker. Vielleicht hat es was mit dem toten Baby zu tun, das wir gefunden haben.«

Vor ungefähr drei Monaten war ein Neugeborenes in einer Mülltonne gefunden worden. Hayley hatte es rausgefischt ... hatte das leblose, nackte Bündel in den Händen gehalten. Cindy unterdrückte ein Schaudern. Sie legte Hayley die Hand auf die Schulter. »Kommst du mit mir einkaufen?«

»Nee!« Hayley schüttelte den Kopf. »Ich geh lieber Doogle quälen.« Sie machte die oberen drei Knöpfe ihrer Bluse auf. »Meinst du, das reicht?«

»Damit quälst du sie alle, Hayley.«

»Gut. Genau das hab ich vor.«

Oliver sah auf die Uhr. Viertel vor sechs; kaum Zeit, die Befragungen in Hollywood durchzuführen, was zu essen und rechtzeitig bei Cindy zu sein. Was sowieso totale Zeitverschwendung war, weil Decker garantiert auftauchen würde. Oliver würde keine Chance haben, mit ihr allein zu sein. Und höchstwahrscheinlich würde Decker während des ganzen Gesprächs dableiben, also war auch danach nichts möglich. Vielleicht sollte er Cindy über das Handy anrufen und sich in einer Stunde mit ihr auf einen Kaffee treffen. Dann hätten sie ein paar Minuten für sich, könnten über den Crayton-Fall reden und wieso Decker die Sache überhaupt aufs Tapet gebracht hatte. Und wie sie bei der Befragung reagieren sollte. Danach würden sie getrennt wegfahren und ... »Hey, Scott, ich rede mit dir.«

Oliver schoß herum. »Ich hab dich nicht gehört, Marge. Was ist?«

»Wieso hast du mich nicht gehört? Ich stehe direkt neben dir.« Er tippte sich an die Stirn. »Ich hab an den Crayton-Fall gedacht.«

»Und an was im speziellen?«

Oliver schaute sie versonnen an, während er fieberhaft nach einer Antwort suchte. »Wie sich die Dinge ändern können und ein toter Fall plötzlich wieder zum Leben erwacht. Zwei rote Autos ... und bumm. Natürlich sind wir noch weit von einer Lösung entfernt.«

»Tja, das hab ich auch gerade gedacht«, meinte Marge. »Besonders nach unserem Gespräch mit Lark.«

»Das ist ja ein verrückter Vogel.«

»Eher schon ein Geier«, sagte Marge. »Scott, erinnerst du dich, daß sie Armands Oyster Rolex erwähnt hat?«

»Ja, klar. Was ist damit?«

»Das hat mich nachdenklich gemacht. Wenn Crayton nur ein Zufallstreffer war, weil er reich war, haben sie ihn vielleicht ausgeraubt, bevor sie ... «

»Dafür hat die Zeit nicht gereicht, Margie. Lark hat die Entführung mit angesehen und sofort die Polizei gerufen. Das ist alles sehr schnell passiert.«

»Du hast vollkommen recht. Daher hat es mich auch nicht überrascht, daß er laut Bericht seine Brieftasche bei sich hatte.«

»Er ist doch verbrannt«, sagte Oliver. »Trotzdem konnte der Pathologe feststellen, daß Armand eine Brieftasche dabei hatte?«

»Die Spurensicherung hat Teile von Geldscheinen und Lederfetzen gefunden. Große Scheine.«

»Also wurde er nicht ausgeraubt. Obwohl das vielleicht ihre ursprüngliche Absicht war, weil er so viel Geld bei sich hatte.«

»Ja, könnte sein.« Marge räusperte sich. »Normalerweise trägt man doch seine Uhr, als war sie ein Teil von einem. Man zieht sich an, man schminkt sich — gut, ich schmink mich. Als letztes binde ich die Uhr um. Ohne die Uhr komme ich mir nackt vor.«

»Und er trug keine Uhr? Du glaubst, er ist doch ausgeraubt worden?«

»Er trug eine, Scott, aber keine Rolex. Es war genug davon übrig, sie als Timex zu identifizieren.« Oliver beschloß, den Advocatus Diaboli zu spielen. »Dann hat er eben an dem Tag das gute Stück zu Hause gelassen.«

»Kannst du dir Armand mit einer Timex vorstellen?«

»Offensichtlich hatte er eine um.«

»Oder jemand hat die Uhren ausgetauscht, bevor er verbrannt ist«, entgegnete Marge. »Lark hat extra betont, daß er den Entführern durch seine Protzerei aufgefallen ist — sein Auto und seine Oyster Rolex. Warum hat sie die Uhr erwähnt, wenn er sie an dem Tag gar nicht trug, Scott?«

»Vielleicht hat Lark das nur als Beispiel genommen. Oder sie wußte nicht, daß er die Rolex nicht umhatte.«

»Oder sie wußte es doch.«

»Worauf willst du hinaus?« fragte Oliver. »Daß sie vorher von der Entführung wußte, ihm die gute Uhr abgenommen und ihm eine billige gegeben hat?«

Marge zuckte die Schultern. »Du hast die Frau gesehen. Kam sie dir untröstlich vor?«

»Überhaupt nicht. Martinez und Webster haben die Vergangenheit der Frau überprüft und nichts gefunden. Sie sagten, während des Verhörs hätte Lark genau die richtigen Sachen gesagt. Und die Versicherung muß sie auch genau unter die Lupe genommen haben, bevor sie das Geld rausrückte. Die haben sich ein ganzes Jahr Zeit gelassen.«

»Vielleicht sollten wir deren Nachforschungen überprüfen. Kann doch nicht schaden, die Versicherung anzurufen.«

Oliver war einverstanden. Lark war gefährlich schön, herzlos und abgebrüht. Die perfekte Besetzung für die Rolle der »bösen Witwe«. Lark mußte überprüft werden. Obwohl die Überprüfung, an die er dachte, wenig mit der Vergangenheit der Witwe zu tun hatte. Die Schlange war lang, und es ging nur langsam vorwärts, weil zu viele Leute die unterschiedlichsten Wünsche hatten — Kaffee mit Milch, ohne, mit fettarmer Sahne, koffeinfrei, mit Kaffeeweißer, ein bißchen Amaretto, aber kein Zucker. Vor Cindy standen noch fünf Kunden, als Oliver hereinkam. Er wirkte gehetzt mit seinem zerwühlten schwarzen Haar und dem ruhelosen Blick. Sie verließ ihren Platz in der Schlange, hakte sich bei ihm unter. »Keine Tasse Kaffee ist es wert, so lange zu warten. Wir können uns am Autoschalter von McDonalds einen McMocha holen und im Auto reden.« Oliver lächelte. »McMocha?«

»Hab ich gerade erfunden.«

»Warum hast du dich überhaupt in die Schlange gestellt?«

»Was?«

Oliver machte sich los, ging zum Tresen und zeigte seine Dienstmarke. »Ich hab's eilig. Zwei Kaffee.«

Hinter dem Tresen stand ein verblüffter Teenager mit gepiercter Nase. Das Mädchen starrte auf die Dienstmarke, tat aber gehorsam, wie ihr geheißen. Einen Augenblick später gingen die beiden Polizisten raus, Oliver mit zwei dampfenden Pappbechern voll Kaffee. Er reichte sie Cindy und öffnete die Beifahrertür. »Gib sie mir.«

Cindy stieg ein, nahm ihm einen Becher ab. Sie trank einen Schluck, sagte: »Danke, aber mir liegt so was nicht.«

»Du findest es also in Ordnung, täglich auf der Straße dein Leben zu riskieren, dich von Besoffenen, Verbrechern und Schurken aller Art anmachen zu lassen. Aber du bringst es nicht fertig, dich für eine Tasse Kaffee vorzudrängen - für die ich befahlt habe ...«

»Ich geb's dir wieder.«

»Darum geht es nicht.« Oliver trank. »Nicht mal heiß. Was ist bloß los mit diesen Leuten? Ich meine diese großen Ketten, die nicht daran denken, einem Beamten mal einen Kaffee zu spendieren.«

»Ach, die gute alte Zeit.«

»Du machst dich lustig, aber es stimmt. Heutzutage kannst du dir noch nicht mal ein Papiertaschentuch zum Naseabwischen leihen, ohne daß du als korrupt giltst.«

»Das ist auch ganz richtig so, Scott.«

»Was ist richtig?«

»Daß wir nichts umsonst kriegen. Sonst entsteht ein falscher Eindruck.«

»Willst du behaupten, daß ein Polizist bereit ist, für eine kostenlose Tasse Kaffee Beweise zu fälschen, damit es zu einer Mordanklage kommt?« Er schnaubte. »Du bist noch zu neu, um so selbstgerecht zu sein.«

»Aber ich bin es trotzdem. Das ist der Charme der Jugend. Jetzt mal im Ernst, Scott, was tut sich da im Crayton-Fall? Wieso ist mein Name ins Spiel gekommen?«

»Dein Vater war's, wie gesagt.«

»In welchem Zusammenhang?«

»Als eine Freundin von Armand ... «

»Eine flüchtige Bekannte. Ich hoffe, er hat das gesagt.«

»Er hält sich mit seinem Urteil zurück.«

Cindy verzog das Gesicht. »Ich wußte doch, daß er mir nicht glaubt. Das hab ich an seinem Blick erkannt.«

»Was für ein Blick?«

»Dieser väterliche Blick, der besagt >Du hast dein Milchgeld für Bonbons ausgegeben, stimmt's?<«

»Auslöser für die ganze Sache war ein Autoraub heute nachmittag«, sagte Oliver. »Diesmal war es eine einzelne Frau mit einem roten BMW Crayton fuhr eine rote Corniche, und Elizabeth Tarkum -die Frau, die Craig Barrows erwähnt hat - einen roten Ferrari. Tarkum wurde entführt wie Crayton, zusammen mit dem Wagen. Später wurde sie freigelassen, unverletzt, aber ziemlich mitgenommen. Wir suchen nach Verbindungen zwischen den drei Fällen.«

»Was für Verbindungen? Rote Autos?«

»Das, und vielleicht hatten diese Frauen was mit Crayton zu tun.«

»Zu tun?« fragte Cindy. »Geschäftlich oder privat?«

»Wissen wir nicht.«

»Also ein Schuß ins Blaue.«

»Hier geht es um einen ein Jahr alten, ungelösten Mordfall, der Ähnlichkeiten mit aktuellen Fällen hat. Wir wären nachlässig, wenn wir nicht alle Aspekte untersuchen würden.«

»Aber was hat das mit mir zu tun?« fragte sie. »Ich fahre einen neongrünen Saturn.«

Oliver sah sie an. »Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe, Cindy? Frauen, die vielleicht eine Verbindung zu Crayton hatten. Du bist eine Frau, die definitiv mit ihm zu tun hatte. Eine Frau, auf die jemand geschossen hat. Dein Vater macht sich Sorgen, daß du entführt werden könntest.«

Iii »Das ist totaler Blödsinn!«

»Warum? Weil du es so willst?«

»Nein, weil ich Armand kaum kannte. Und du weißt doch gar nicht, ob diese beiden Überfälle mit ihm zu tun hatten. Wonach willst du mich heute abend fragen? Mein Vater hat mir schon sämtliche Fragen gestellt.«

»Nur nach deiner Beziehung zu Armand... «

»Darüber habe ich dir und Dad bereits alles gesagt.«

»Na ja, vielleicht hat Marge noch ein paar Einsichten.«

»Kann ich mir nicht vorstellen.«

»Wir werden dich außerdem fragen, ob du ungewöhnliche Anrufe bekommen hast, merkwürdige Briefe.«

»Nichts.«

»Keine Drohbriefe, kein Gefühl, daß du verfolgt wirst?« Cindy zögerte so lange, daß es Oliver auffiel. »Was ist?«

»Nichts.«

»Cindy!«

»Nichts Ungewöhnliches. Keine merkwürdigen Anrufe, keine seltsamen Briefe, keiner, der mich verfolgt. Mein Leben läuft völlig normal, alles Ordnung, alles an Ort und Stelle ... außer du meinst das Foto meiner Schwester, das du vom Kaminsims genommen hast.«

»Was meinst du damit?«

»Als du mich neulich nach Hause gebracht hast.« Cindy versuchte, Ruhe zu bewahren. »Während ich im Bad war und mir die Seele aus dem Leib gekotzt habe, hast du dir die Fotos auf dem Kaminsims angeschaut.« Oliver starrte sie an. »Stimmt's?« fragte sie. »Stimmt. Und?

»Du hast das Foto meiner kleinen Schwester gesehen, hast es genommen ...

»Ich hab nichts angefaßt.« Er hielt inne. »Nein, stimmt nicht. Ich habe dein Telefon benutzt, um mir ein Taxi zu rufen, und die Lamellen auseinandergedrückt, als ich nach ihm Ausschau hielt. Also habe ich dein Telefon und die Jalousie berührt. Aber das war alles.«

Cindy schwieg, überlegte, was sie sagen sollte.

»Ich fasse die Sachen anderer Leute nicht an und stell sie erst recht nicht um«, fuhr Oliver fort. »Wenn ich in ein fremdes Haus komme, behalte ich die Hände in den Taschen. Eine Angewohnheit von der Arbeit. Berühre nie etwas, das ein Beweisstück sein könnte. Was ist mit dem Foto deiner Schwester?«

Cindy antwortete nicht, dachte an den Abend. Als sie ins Wohnzimmer gekommen war, hatte er die Hände in den Taschen gehabt.

Oliver zerknautschte den leeren Pappbecher. »Krieg ich eine Antwort oder nicht?«

»Klar.« Ganz ruhig bleiben, Cindy. »Ich dachte, du hättest das Bild verrückt. Wenn du es nicht warst, hab ich es wahrscheinlich selbst beim Staubwischen getan und vergessen, es zurückzustellen.«

Eine lahme Ausrede, was sie beide wußten. »Hat sich jemand an deinen Türen zu schaffen gemacht?« fragte Oliver. »Nein.«

»Die Riegel an deinen Fenstern?«

»Alle intakt.«

»Sind deine Schubladen durchwühlt worden?«

»Nein.«

»Bist du dir sicher?«

»Ja.«

»Wann warst du zum letzten Mal zu Hause?«

»Heute morgen!« Sie runzelte die Stirn. »Warum machst du so eine große Sache daraus?«

»Tu ich nicht, ich stelle nur Fragen. Keine merkwürdigen Briefe oder Nachrichten auf deinem Anrufbeantworter?«

»Ich hab dir doch schon ... « Sie verstummte. »Spuck's aus!« befahl Oliver.

»Ein Merkzettel auf dem Schalthebel meines Streifenwagens«, gestand Cindy. »>Nicht vergessen< stand da drauf.«

»Oh, mein Gott!«

»Das hatte nichts zu sagen, Scott. Wahrscheinlich eine Notiz, die sich einer von der Werkstatt gemacht hat.«

»Hast du den Zettel noch?«

IIS

»Nein, ich hab ihn weggeschmissen. Hör auf, mich so anzusehen. Woher hätte ich wissen sollen, daß das Ding wichtig ist?«

Oliver sah auf die Uhr. Zehn vor sieben. »Ich möchte mich in deiner Wohnung umschauen, bevor die anderen kommen. Sehen, ob irgendwas verändert ist.«

»Das ist doch lächerlich!«

»Du verschließt die Augen vor der Realität.«

»Nein. Ich hänge am Leben. Wenn was wäre, würd ich es dir sagen.«

»Dann tu es mir zuliebe. Laß mich früher kommen.«

Cindy merkte, wie ernst es ihm war. Auch seine Stimme hatte sich verändert, war berufsmäßig geworden. Das beunruhigte sie, aber sie versuchte es wegzuwischen. »Klar, wenn du's für so wichtig hältst.«

Oliver nickte. »Danke. Außerdem mußt du deinem Vater davon erzählen ... von dem Merkzettel und dem Foto.«

»Damit er sich wegen nichts aufregt? Kommt nicht in Frage! Und du sagst es ihm auch nicht. Denn wenn du das Foto erwähnst, mußt du zugeben, daß du in meiner Wohnung warst, und das willst du nicht.«

Olivers Ton wurde düster. »Decker, mir macht es nichts aus, deinem Vater zu erzählen, daß ich dich heimgefahren habe, weil du voll warst. Ich dachte, du hättest ein Problem damit.«

»Nicht im geringsten«, erwiderte Cindy selbstsicher. »Ich hab es sogar Hayley Marx erzählt, weil ich nichts zu verbergen habe.«

Oliver starrte sie verblüfft an. »Das ist doch nicht dein Ernst, oder?«

»Doch.« Cindy verschränkte die Arme und wartete auf seine Antwort.

»Warum zum Teufel hast du Hayley Marx erzählt, daß ich dich heimgebracht habe?«

»Wieso regst du dich so auf, Oliver? Ich war betrunken, du hast mich nach Hause gebracht. Basta.«

Oliver sackte im Sitz zusammen und schlug sich an die Stirn. »Ich kann's einfach nicht glauben!

Dein Vater wird davon erfahren.«

»Na und? Du hast doch nur ... der Öffentlichkeit einen Dienst erwiesen.«

»Himmel!« Oliver war sauer. »Warum ausgerechnet ihr? Hayley Marx und ihre große Klappe! Die ist ein Ein-Frauen-Klatschblatt! Ganz zu schweigen vom dem Dreh, den sie der Sache geben wird, um mir eins auszuwischen.«

»Ihr schien das nichts auszumachen. Sie mag dich immer noch.«

»Hier geht es nicht um Hayley Marx, Decker. Es geht darum, daß dein Vater es erfährt. Damit wollte ich mich nicht auseinandersetzen. Vor allem, weil ich vorgeschlagen habe, daß Marge und ich dich an seiner Stelle befragen. Das gefiel deinem Dad nicht sonderlich. Jetzt wird er garantiert mißtrauisch. Er ist mein Boß, Cindy. Hast du das vergessen?« Das hatte sie tatsächlich.

Er funkelte sie böse an. »Wahrscheinlich hast du Hayley auch von unserem Essen erzählt.«

»Warum hätte ich das tun sollen?«

»Hm, laß mich nachdenken. Könnte es sein, weil du sprichst, bevor du nachdenkst?«

Jetzt wurde Cindy sauer. »Du bist noch viel beschissener als dein Ruf. Und denk ja nicht, ich erzähle Dad was von dem Abend oder dem verdammten Foto oder dem Merkzettel. Von mir erfährt er nichts. Wenn du ihm von dem Foto erzählen willst, dann mußt du auch dieses Gespräch erwähnen!«

Oliver betrachtete ihr wütendes Gesicht. Sie war ungestüm und hitzig, und sie nervte ihn gewaltig. Trotzdem bemühte er sich, ruhig zu bleiben. »Ist dir je der Gedanke gekommen, daß ich mir Sorgen um dich mache? Sorgen wie ein Vater? Sorgen, weil ich mit deinem Vater zusammenarbeite? Sorgen, weil ich weiß, daß du trotz deines impulsiven Mundwerks ein guter Kerl bist und ich es furchtbar fände, wenn dir was passiert?«

Cindy schaute in ihren Schoß, hob den Kopf und sprach zur Wagendecke. »Wie dumm von mir. Ich dachte, du machst dir Sorgen, weil du mich magst.«

»Das auch.« Er winkte ab. »Ich sollte mich an die Hirnlosen halten. Die entsprechen eher meinem Intelligenzquotienten und haben keine Erwartungen. Steig aus. Geh nach Hause. Überprüf deine Türschlösser. Wir sehen uns um acht.«

»Du kommst nicht früher?«

»Nein.« Er starrte durch die Windschutzscheibe.

Cindy trommelte aufs Armaturenbrett, öffnete die Tür. »Also, bis dann.«

»Paß auf dich auf, ja?«

»Klar, mach ich.«

Sie stieg aus, schloß sanft die Autotür, zögerte aber noch. Wartete, daß er sie zurückrief. Er dachte nicht daran! Sie war ihm einfach zu kompliziert. Und daraus konnte nichts Gutes entstehen.

Oliver sah, wie sie auf den Füßen wippte, sich die Ärmel ihrer schwarzen Wolljacke um die Schultern knotete. Langsam ging sie zu ihrem Auto. Ihr weißer Rolli hob und senkte sich mit jedem Atemzug, Hüften und Hintern zeichneten sich durch die schwarze Hose ab. Sie galt als gute Läuferin. Aber sie hatte auch einen anmutigen Gang. Er seufzte.

Dad wartete nicht auf sie; in dem Punkt hatte Scott sich geirrt. Und alle Riegel und Schlösser waren in Ordnung. Cindy sah sich auch den Türknauf genau an — keine Kratzer oder ähnliches. Alles schien unberührt. Etwas weniger angespannt schloß sie die Tür auf, betrat ihre Wohnung und warf die schwarze Jacke auf die Couch. Ein rascher Blick sagte ihr, daß alles so war, wie sie es verlassen hatte. Der Kaffeebecher vom Morgen stand noch auf dem Beistelltisch, die Zeitung lag auf derselben Seite aufgeschlagen da.