Prolog
Die Besucherhalle war gewaltig. Hier drinnen war es heiß und lärmend wie in einem dröhnenden Ofen, der sich in den Überresten eines alten Vulkans befand. Gan huschte über den steinigen Boden, so schnell ihn seine kurzen Beine trugen, und hielt Ausschau nach Schatten. Von Zeit zu Zeit verschoben sich die Felsspalten. Wo gestern noch ein harmloser Schatten gewesen war, ging es heute womöglich senkrecht in die Tiefe. Und man machte sich lächerlich, was fast genauso schlimm war.
Die Halle hatte kein Dach. Die Wände stiegen steil in die Höhe, hoch in den offenen Himmel, der schwarz und leer über dem Rand des Kraters stand. Diese Leere ließ Gans Haut kribbeln, obwohl er wusste, dass Xitils Lieblinge ihn nicht behelligen würden. Nicht dieses Mal.
Er traf auf Höflinge, die miteinander plauderten oder sich zwischen den gemeißelten Säulen zankten, die vom Boden emporragten – hier ein vierzehn Fuß hoher Granitphallus, dort ein klaffendes Maul aus Onyx, groß genug, um einen Ochsen zu verschlingen.
Nicht, dass auch nur die Hälfte dieser Dummköpfe gewusst hätte, was ein Ochse ist, dachte Gan mit einem Naserümpfen und umrundete ein Paar rosige Lippen aus Bergkristall. Gan dagegen wusste es sehr wohl. Er war vielleicht jung, er war vielleicht klein, aber er wusste mehr über die Welt der Menschen als jeder Einzelne von ihnen.
Eben aus diesem Grund hatte man ihn gerufen. Eine Mischung aus Furcht und Vorfreude jagte Gan einen Schauer über den Rücken. Es war gefährlich, die Aufmerksamkeit der Gefürchteten auf sich zu ziehen.
Aber, oho, es versprach interessant zu werden.
Gan war so sehr mit seiner Vorfreude beschäftigt, dass er ein wenig zu eilig um eine eisenharte Kralle herumtrabte – und vornüber zu Boden stürzte. Seine Herzen schlugen heftig vor Entsetzen.
Ein langer Schlangenschwanz, stachelig und todbringend, peitschte über seinen Kopf hinweg.
Dummkopf!, schalt sich Gan stumm. Wie konnte er nur in der Halle mit offenen Augen träumen! Schließlich war er ein ausgewachsener Dämon und kein zwei Jahre alter Kobold. Beinahe wäre er gegen eine von Xitils Klauen geprallt. Man vermied es tunlichst, eine Klaue aufzuschrecken. Ihre Reflexe waren so flink, wie ihr Verstand langsam.
Wenigstens hatte Gan einen echten Zusammenstoß gerade noch vermeiden können, denn berührt hatte er die Klaue nicht.
„Was haben wir denn da?“, tönte eine schrille Stimme hoch über Gans Kopf. Diese Klaue war weiblich, zu einem großen Teil zumindest, entschied Gan. „Ein Insekt?“
Gan hielt den Blick fest auf den staubigen Steinboden gerichtet, aber aus den Augenwinkeln sah er einen schuppigen Fuß, so lang wie einer seiner Arme. Die Krallen, die aus den vier dicken Zehen ragten, waren dick, gelb und scharf.
Nicht atmen – noch nicht, sagte er sich. Die unmittelbare Gefahr war vorüber, aber Xitils Klauen waren nicht nur leicht beleidigt, sondern auch dumm.
„Vielleicht.“ Die zweite Stimme war rauer, möglicherweise männlich und kam links von der ersten. Gan, der so weit wie möglich nach rechts schielte, konnte nur einen kurzen Blick auf ein weiteres Paar Füße mit dicken Krallen werfen. „Oder irgendein Parasit. Tritt lieber drauf.“
„Erhabene“, quiekte Gan, „ich bitte tausendfach um Entschuldigung. „Ich verdiene es, zertreten, ja, platt getreten zu werden, weil ich Euch gestört habe, aber ich bitte Euch, haltet Euren Fuß zurück. Ich bin gerufen worden.“
„Gerufen worden?“ Ein Fuß mit langen Krallen legte sich um Gans Rippen. Träge rollte die Klaue Gan auf den Rücken. Nun starrte er hoch in das goldene Schimmern ihres vorstehenden Augenpaares. „Glaubst du, er ist dumm genug, in solch einer Angelegenheit zu lügen?“
„Er sieht so dumm aus, dass ich ihm fast alles zutrauen würde. Tritt lieber drauf.“
„Oh, Erhabene, in der Tat war ich dumm, weil ich Euch beleidigt habe. Aber ich wäre nicht so hirnlos zu lügen, wenn es um die Gefürchtete geht. Wenn ich nicht die Wahrheit spreche, dann straft mich zweimal, dreimal – straft mich endlos –, aber jetzt lasst mich ihrem Ruf nachkommen.“ Du großer, blöder Trottel! Wenn ich dumm wäre, könnte ich doch nicht lügen. Auch nicht mit Worten. Und wenn Xitil unzufrieden ist, weil ich mich verspäte, dann wird sie auch unzufrieden sein, weil du mich aufgehalten hast.
„Falls er lügt, wird nicht viel übrig bleiben, was man bestrafen kann“, gab die Klaue zur Linken zu bedenken. „Wir zertreten ihn lieber gleich. Oder reiß ihm wenigstens diesen mickrigen Schwanz raus.“
Gan war empört. Er war recht stolz auf seinen neuen Schwanz, der vielleicht nicht so lang und gelenkig wie der der Klaue war, aber wunderbar kräftig und mit hübschen Stacheln versehen.
„Nein“, sagte die Erste bedauernd. „Wenn Xitil Verwendung für dieses Insekt hat, wird sie wollen, dass er seinen jämmerlichen Stummelschwanz behält. Später“, entschied sie. „Ich werde ihn später bestrafen. Wie ist dein Rufname, Insekt?“
„Man ruft mich Gan, Erhabene.“ Mögen die Würmer dich fressen.
„Du hast Glück, Gan, weil ich mich der Laune der Gefürchteten beugen muss, die dich vielleicht unversehrt bevorzugt. Ich lasse dich frei.“
„Danke, Erhabene.“ Gan rappelte sich auf und entfernte sich langsam, rückwärts gehend und sich immerzu verbeugend. „Mögen Eure Krallen stets wachsen und schärfer werden, damit Ihr Eure Beute aufs Trefflichste zerreißen könnt.“ Und möge Eure Beute sich nicht totlachen über Eure Dummheit.
Endlich außer Reichweite der Klauen, gab Gan besser auf seine Umgebung acht, während er zum Ende der Halle eilte, wo es am heißesten war. Hier glühten in einem dumpfen Rot die Felsbrocken, die in einem kunstvollen Durcheinander um den Eingang zu dem Tunnel arrangiert waren, der zu Xitils privaten Gemächern führte. Höflinge fanden sich an diesem Ende der gewaltigen Halle nicht. Wenn Xitil ihre Untertanen zu sehen wünschte, dann kam sie zu ihnen. Und ungeladen würde sie keiner aufzusuchen wagen.
Gan war geladen. Ängstlich und mit stolzgeschwellter Brust im Bewusstsein seiner eigenen Wichtigkeit – ganz zu schweigen von sehr heißen Füßen – trat Gan über die Schwelle.
Sofort fühlte er sich besser, denn die unbehauene Felsendecke des Tunnels war nirgendwo höher als zwanzig Fuß. Es gab nur eine zur besseren Verteidigung angelegte scharfe Biegung – ein Zeichen von Xitils Selbstbewusstsein. Seit langer, langer Zeit hatte niemand mehr versucht, sie zu entthronen.
Schließlich wurde der Gang schmaler; nur wenige ihrer Höflinge und keiner der Adeligen konnten ihre Gemächer in aufrechter Haltung betreten. Gan dagegen schon. Mit gerunzelter Stirn trottete er auf das pinkviolette Licht am Ende des Ganges zu. Pink bedeutete für gewöhnlich, dass sie gut gelaunt war, oder vielleicht auch lüstern. Violett dagegen …
Gan trat aus dem heißen, trockenen Tunnel in dampfenden, pinkfarbenen Nebel, als wenn die Luft selber in der Hitze, nach der es Xitil verlangte und die sie verströmte, schwitzte. Der Boden aus poliertem Obsidian war nass und glitschig. Und dort, auf viele Kissen gebettet, lag Xitil, die Gefürchtete – Felsformerin und Tyrannin, Wettermeisterin und Höllenfürstin –, und sah ihn an. Ehrfurcht und Lust gleichermaßen überkamen Gan, und er blieb wie gebannt stehen.
„Gan.“ Ihre Stimme schnurrte durch den Nebel wie eine Liebkosung. „Komm her.“
Vor Furcht und Erregung zitternd, gehorchte er.
Ihre enorme, wellige Gestalt glitzerte in dem diffusen Licht, das Fleisch so rosig und feucht wie eine erregte Vulva. Und in jeder ihrer Rollen und Falten witterte Gans üther-Sinn viele köstliche Leben. Ihre vordersten Arme waren gebeugt, damit sie sich darauf stützen konnte. Die mit Juwelen besetzten Krallen hatte sie halb eingezogen.
Seit Kurzem hatte Xitil eine Vorliebe für Brüste. Sie hatte sich sechs davon wachsen lassen, und das oberste Paar war nackt. Die Brustwarzen waren harte kleine Knöpfe, umrahmt von einer Aureole, so rot wie ihre Augen – die sie nun amüsiert zusammenkniff.
„Gan“, flüsterte sie, „du hast meinen Gast nicht begrüßt. Tu es.“
Erschrocken hielt er inne und sah sie aus mit vor Angst geweiteten Augen an. Würde er bestraft werden? Zwar hatte sie ihm befohlen, zu ihr zu kommen, aber … gehorche, Dummkopf, sagte Gan sich. Er riss seinen Blick von Xitil los und staunte, als er erkannte, wer – oder was – sich links neben Xitils Ruhebett befand.
Ein Mensch. Wie seltsam. Von Zeit zu Zeit ließen sie sich blicken – viele der Höflinge hatten private Abmachungen mit einem oder mehreren dieser Art –, aber warum wollte Xitil, dass Gan die Bekanntschaft eines Menschen machte?
Nein, korrigierte er sich eine Sekunde später. Dies war kein Mensch, auch wenn sie diese Form angenommen hatte. Sie hatte ihre Energien verhüllt, so dass Gan nur wenig davon wahrnehmen konnte … aber das, was er wahrnahm, ließ ihn erneut erschaudern.
Die Gerüchte stimmten also. Xitil hatte eine sehr merkwürdige Verbündete.
Oder hatte sie vor, sie zu verspeisen? Sicher würde selbst sie es nicht wagen … aber Gan war befohlen worden, den Gast der Gefürchteten zu grüßen, nicht Vermutungen anzustellen. Er räusperte sich und verbeugte sich tief. „Verehrte, vergebt mir, wenn ich Euch in meiner tiefen Unwissenheit falsch anspreche.“
Das Mädchen – denn so sah sie aus, wie ein braunhaariges Mädchen mit braunen Augen von vielleicht fünfzehn Jahren – lächelte ihn freundlich an. „Viele aus diesem Zyklus kennen mich nicht. Es sei dir vergeben.“ Sie warf Xitil einen Blick zu. „Seid Ihr sicher? Dieser hier sieht recht …“
„Er sieht wenig anziehend aus?“ Xitil lachte leise. Das tiefe Grollen ließ ihre Brüste beben. „Er ist jung und schwach und neugieriger als ihm gut tut, aber Ihr braucht ja keinen Krieger. Gan hat genau die Fähigkeiten, die Ihr benötigt. Er kann von einer Seite auf die andere wechseln, ohne gerufen worden zu sein, und ich kann ihn benutzen, um Eurem Werkzeug Anweisungen und Informationen zu übermitteln.“
„Ah. Und das andere Werkzeug, um das ich gebeten hatte?“, fragte das Mädchen.
Träge ließ Xitil eine Kralle über ihre massige Hüfte gleiten. Dabei teilte sich der Schleier und gab flüchtig den Blick auf die üppigen Locken ihrer Schambehaarung frei. „Das war ursprünglich Teil unseres Plans. Doch Ihr habt weder das Tor geöffnet, noch wart Ihr gewillt, meiner persönlichen Bitte zu entsprechen.“
Drohung, Herausforderung, Macht durchzuckten die Luft, eine Macht, so gewaltig, wie Gan sie bisher noch nicht erlebt hatte. Mit einem Schlag verlor er das Gleichgewicht, als die Schwerkraft an ihm zerrte, losließ und wieder nach ihm griff. Seine Herzen hörten gleichzeitig auf zu schlagen.
So schnell, wie der Sturm gekommen war, verzog er sich auch wieder.
Das Mädchen lachte leicht und sorglos. „Oh, seht doch nur, wir haben den armen Gan geängstigt. Es wäre doch schade, wenn er durch unsere Kabbeleien einen Schaden davontrüge, nicht wahr? Aber wirklich, Xitil, es ist nicht schön von Euch, mich aufzuziehen, wenn es um Sex geht. Ihr wisst genau, wie ich empfinde.“
Oh. Oh! Also das war sie …
Xitil zuckte mit den Achseln und gab keine Antwort.
Das Mädchen, das kein Mädchen war, wandte sich um und betrachtete Gan eingehend. „Ich nehme an, solche Werkzeuge sind nicht im Überfluss vorhanden. Aber er ist so klein. Gerade so groß wie ein Menschenkind. Ganz gleich, wie er die Form verändert, er wird nicht die Gestalt annehmen können, die ich brauche.“
„Glaubt Ihr?“ Xitils Augen glühten. „Gan.“
Gans Aufmerksamkeit war nun ganz auf seine Fürstin gerichtet, denn in der einen Silbe seines Rufnamens klang sein wahrer Name mit.
„Wachse.“
Unglücklich legte Gan sein Gesicht in Falten und gehorchte – ein wenig zögernd vielleicht, aber sie hatte nicht gesagt, er solle sich beeilen. Er war mittlerweile zwölf Fuß groß und fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut, als Xitil das nächste Mal sprach.
„Halt.“
Gan gehorchte dem Befehl nur zu gern und bemühte sich, still zu stehen, während das Mädchen, das keines war, ihn prüfend ansah.
„Erstaunlich“, sagte sie schließlich. Ihre Stimme drang nur leise zu ihm hoch. Gans Gehör war zu geschwächt, um sie deutlich vernehmen zu können. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass du dich so ausdehnen kannst.“ Sie legte den Kopf schief. „Ich kann durch seine Hände sehen.“
Xitil lachte leise. „Armer Gan. Für mehr reicht seine Substanz leider nicht, aber für deine Zwecke wird es genau richtig sein. Kehre wieder in deine alte Größe zurück, Gan.“
Mit einem Seufzer der Erleichterung schrumpfte Gan wieder auf sein normales Maß zusammen.
„Ich habe einen Auftrag für dich“, sagte sie zu ihm. „Was hältst du davon, ein bisschen Blut zu trinken?“
„Das würde ich gern tun“, sagte er ehrlich. „Wessen Blut?“
„Das eines Menschen. Er wird hierhergebracht werden.“
Hierhergebracht? Gans Augen wurden groß. Dies war der Grund, verstand er jetzt, warum Xitil sich mit der, die wie ein braunäugiges Mädchen aussah, verbündet hatte. Ein Teil des Grundes jedenfalls. Xitils Absichten waren nie simpel. Xitils Gast würde einen Menschen hierherbringen, damit Gan … Gan flüsterte: „Ihr wollt, dass ich den Menschen in Besitz nehme, Gefürchtete?“
Mit einer rubinbesetzten Kralle strich sich Xitil glättend über das Haar, das über einer ihrer Brüste lag. „Na also. Ich wusste, dass du nicht dumm bist. Schließlich hast du den alten Mevroax gegessen.“
„Und … der Mensch wird wieder in seine Welt zurückkehren?“ Gans Gedanken wirbelten durcheinander. Er würde die Welt der Menschen als ein Mensch kennenlernen können – er würde essen und trinken und Sex machen wie die Menschen und so viel zu sehen bekommen! Mehr als jemals zuvor in seinem Leben …
„Hier wird diese Person mir kaum von Nutzen sein. Natürlich wird sie zurückgebracht. Aber du wirst sie nicht sofort in Besitz nehmen können, Gan. Sie ist eine Sensitive.“
Gans Mund öffnete sich. Gerade rechtzeitig schloss er ihn wieder. Die Gefürchtete musste einen Weg kennen, die Sperren einer Sensitiven zu überwinden, sonst hätte sie Gan nicht kommen lassen. Sie in Frage zu stellen war keine gute Idee.
„Eine kluge Entscheidung, Gan.“ Glücklicherweise war Xitil eher amüsiert als verärgert über den Fauxpas, den Gan beinahe begangen hätte. Was auch immer sie mit dem Menschen vorhatte, es versetzte sie offensichtlich in Hochstimmung. „Doch deine Gedanken sind dennoch richtig. Die Sperren einer Sensitiven zu durchbrechen würde normalerweise ein Problem sein, doch darum wird sich mein Gast kümmern.“
Gan wandte den Blick wieder dem braunäugigen Mädchen zu. Er schluckte. Xitil trug zu Recht den Namen „Die Gefürchtete“. Aber dieses Mädchen hier …
Das Mädchen lächelte süß. „Mach dir keine Sorgen, Gan. Um den Menschen zu öffnen, werde ich nichts unternehmen, was dir schaden könnte. Dämonen können keine Schuld empfinden.“
Gan durchfuhr eine Welle der Erleichterung. Das stimmte. Die Menschen mit ihren lästigen, geheimnisvollen Seelen waren anfällig für Schuldgefühle. Selbst eine Sensitive wurde angreifbar. Nicht für einen Dämon natürlich, aber doch sicher für Götter, die sich auf Seelen und Schuld und Verehrung und solche Dinge spezialisiert hatten.
„Du wirst von einem meiner anderen Werkzeuge geleitet werden“, erklärte ihm das Mädchen. „Xitil, mit Eurer Erlaubnis …“
Xitil antwortete nicht, aber die Felsen neben dem Mädchen begannen zu ächzen und teilten sich dann, um einen weiteren Felsengang freizugeben. Ein paar Minuten später trat ein Mann aus diesem heraus. Sein Gesicht zeigte die üblichen Züge – unauffällig, fand Gan, selbst für einen Menschen. Er trug einen Anzug, der in den westlichen Ländern der Erde einen bestimmten Status bedeutete, und er trug einen schwarzen Stab, der in seiner Kopfhöhe endete.
Gan rümpfte die Nase. Von diesem Mann sollte er Befehle entgegennehmen? Schließlich war er auch nicht viel anziehender als er selbst. Seine Energie war schwach, ganz und gar nicht mächtig.
Der Stab, den er hielt, jedoch … Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Gan den Holzstock genauer. Hm … Das war seltsam. Der Stab strahlte Macht aus, aber er schien hohl und nicht kompakt zu sein.
„Höchste“, wisperte der Mann, seine Aufmerksamkeit ganz auf die mädchenhafte Gestalt gerichtet. In seinen Augen glühte etwas, das Gan für Verehrung hielt. „Wie kann ich Euch zu Diensten sein?“
Sie lächelte ihn an. „Dieser Kleine hier wird Gan genannt. Er wird tun, was du befiehlst, wenn du zurückkehrst. Gan.“ Sie wandte sich ihm zu, immer noch lächelnd. „Dies ist der Most Reverend Patrick Harlowe. Wenn die Zeit gekommen ist, wird er dir beistehen.“
Gan wagte es, eine Frage an das braunhaarige Mädchen zu richten, und bediente sich dabei der Anrede, die der Mensch benutzt hatte. Man konnte nie höflich genug sein, wenn man mit jemandem wie Ihr zu tun hatte. „Darf ich Bedeutungsloser fragen, von wem ich trinken werde, Höchste?“
„Ihr Name ist Lily. Lily Yu.“