Kapitel 81

Edward umarmte Clare und küsste sie lange und zärtlich. Die Lichter Londons funkelten unter ihnen. Er konnte es nicht lassen, aber er fiel auf das uralte Cliche' zurück: Ich bin der glücklichste Mann auf der Welt.

Als er Clare in seinen Armen hielt, murmelte er in ihr Ohr: Ich kann es nicht abwarten, der Queen von uns zu erzählen. Sie wird sich so freuen!

Clare wich verwirrt zurück.

Was meinst du mit 'die Queen' und mit 'wird sich freuen'? Was interessiert die Queen sich schon für uns?

Edward kam wieder zu sich. Er räusperte sich.

Nun, die Queen interessiert sich einigermaßen sozusagen für die Privatverhältnisse ihres Personals, für die ihrer, äm Stewards.

Was für ein seltsamer Gedanke, Edward, dass die Queen sich für jemanden wie mich interessieren sollte“, Clare schüttelte ihren Kopf, Im Gegenteil, wahrscheinlich ist sie geschockt, wenn sie erfährt, aus welch einfachen Verhältnissen ich komme. Du vergisst, dass du dich, als wichtiger Hofbediensteter herablässt um mich einfaches Blumenmädchen zu ehelichen. Es ist fast ein wenig wie mit Henry Higgins und Eliza Dolittle.

Edward bestritt dieses entschieden. Ich bin sicher, dass sie sich freut. Sie sagte mir doch erst vor wenigen Tagen, dass du eine der nettesten Personen seist...“, seine Stimme ließ nach, und er biss sich verärgert auf die Unterlippe.

Was tat er nur? Vor lauter Glück hatte er ganz vergessen, dass Clare manche Dinge nicht erfahren durfte.

Clare wurde zunehmend irritiert.

Was soll das alles? Sie KENNT mich doch nicht einmal! Ich meine, wie hätte ich denn jemals die Queen kennenlernen sollen? Jetzt hör bitte auf mit diesem Quatsch, lieber Edward!

Sie drehte ihm den Rücken zu und sah aus dem Fenster. Sie fühlte sich seltsam unglücklich und Tränen stiegen ihr in die Augen, obwohl sie doch eigentlich im Siebten Himmel schweben sollte.

Plötzlich dämmerte es ihr. Sie erinnerte sich an die Szene im Laden am Morgen, und wie heftig Lizzy auf den Antrag dieses Mannes reagiert hatte. Sie dachte daran, wie oft sie sich über Lizzy ihre Gedanken gemacht hatte und wie oft ihre ältere Freundin Dinge gesagt oder getan hatte, die ihr rätselhaft gewesen waren. Sie erinnerte sich an den ersten Morgen, an dem sie hätte schwören können, dass ihre neue Assistentin der Queen sehr ähnlich sah.

Sie drehte sich wieder zu Edward um und sah ihm ins Gesicht. Sie konnte erkennen, dass er extrem verlegen aussah. Und er war auffallend blass geworden.

Edward“, stammelte sie, „du meinst doch wohl nicht du willst doch wohl nicht behaupten nein“, sie schüttelte den Kopf, Das kann nicht wahr sein.

Edward begriff, dass es zu spät war, um seinen Fehler zu übertünchen. Er müsste ihr reinen Wein einschenken.

Hast du jemals das Buch 'Der Prinz und der Bettelknabe' gelesen?

Ja. Wir mussten es in der Schule lesen. Lass mich nachdenken Es ist über einen Prinzen, der wissen will, wie es wäre, ein normales Leben zu führen, also tauscht er mit einem armen Jungen die Rolle.

Sie hielt inne und sah ihn verwirrt an.

Er nickte stumm.

Lizzy?

Ja.

Du meine Güte!“, Clare setzte sich und sah ihn ungläubig an.

Edward schwieg. Er fühlte sich furchtbar. Dies sollte eigentlich der herrlichste Abend in seinem Leben werden und nun endete er in einer Katastrophe.

Nach einer ganzen Weile sprach Clare wieder.

Warum hat sie mich ausgesucht?

Anscheinend kannte ihr Butler jemanden, der jemand anderen kannte...

Clare sah ihn geradezu verzweifelt an.

Und wer bist du? Vielleicht der Butler selbst?

Schlimmer.

Der oberste Haushofmeister?

Viel schlimmer.

Sag es mir.

Ich bin ihr Privatsekretär.

Clare schnappte nach Luft.

Der Privatsekretär von Ihrer Majestät der Königin?

Genau der.

Oh nein. Das ist ja furchtbar“, jammerte Clare, Du KANNST mich nicht heiraten! Das ist alles verdreht. Ich passe doch nicht in deine Welt hinein und in deine Gesellschaft.

Sie fing an, leise zu weinen.

Sie tat Edward so unendlich leid, dass er rasch seine Arme um sie schlang.

Psst, Clare! Rede keinen Unsinn! Ich liebe dich und ich werde es immer tun. Ich habe dich von dem Moment an geliebt, als ich dich zum ersten Mal in deinem karierten Kleid in deiner Küche sah. Lizzy die Queen hat ihren ausdrücklichen Segen zu unserer Verbindung erteilt. Sie hat dich in ihr Herz geschlossen, weißt du. Sie wäre sogar regelrecht enttäuscht, wenn du mich nicht heiraten würdest!

Clare beruhigte sich und wischte die Tränen aus ihren Augen.

Und ich habe sie auch so sehr lieb gewonnen! Ich vermute, sie wird bald wieder in ihren Palast zurück kehren müssen. Ach, wie wird sie mir fehlen!

Sie verschwindet ja nicht ganz aus dieser Welt. Bedenke nur, als Gattin ihres Privatsekretärs wirst du ihr regelmäßig begegnen.

Clare atmete tief und bebend ein, wie ein Kind, dass einen großen Kummer überwunden hat.

Ach, da wäre ich SO froh!

Ist alles wieder in Ordnung?

Sie sah ihn zweifelnd an.

Bist du dir denn ganz, ganz, ganz sicher, dass du eine schäbige kleine Blumenverkäuferin heiraten willst?

Er sah sie zärtlich an und sagte: Bist du dir denn auch ganz, ganz, ganz sicher, dass du einen eingebildeten, staubigen, alten Privatsekretär heiraten willst? Statt einem flotten Steward?

Clare sah ihn verschmitzt an.

Hmm... Da lass mich noch mal nachdenken...

Da mussten beide fröhlich lachen und fielen sich in die Arme.

Die Queen macht Ferien
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